Es gibt bisher noch keine Kommentare.
Barocke Ölskizzen der Alten Galerie |
Dienstag, 9. September 2008 | |
Gemeinhin wird die Bildhauerzeichnung – nach ihren Vorläufern, den mittelalterlichen Musterbüchern – als Bozzetto bezeichnet. Ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Bozzetti oder Bozze zunächst vor allem von italienischen Malern auch als Skizzen in Öl auf Leinwand gefertigt. Als Entwurf für Bildprogramm, Komposition, Lichtführung und Farbgestaltung dienten sie zur folgenden Ausführung in den Werkstätten beziehungsweise zur Vorlage gegenüber Auftraggebern von Altar- und Staffeleibildern oder großflächiger Wandmalerei. Bis zum 18. Jahrhundert erfuhren die Bozzetti fallweise allerdings eine Aufwertung als eigenständige Kunstwerke, nachdem ihr Status bis dahin schon der prima idea entsprach und der Bozzetto von Zeitgenossen bereits als Original von Meisterhand betrachtet wurde, seine weitere Umsetzung dagegen als Kopie. Etwa 60 Exponate solcher Ölskizzen aus der eigenen Sammlung zeigt derzeit die Alte Galerie am Landsmuseum Joanneum unter dem Titel Mit kühnen Pinselstrichen. Christine Rabensteiner hat als Kuratorin eine plausible Auswahl getroffen, die Einblick in ein weites Spektrum vom kenntlichen Entwurf bis zum autonomen Kunstwerk erlaubt. In der Ausstellung gezeigt werden Arbeiten italienischer Meister wie Francesco Solimena und Jacopo Guarana, von Österreichern und Deutschen wie Paul Troger, Franz Anton Maulbertsch, Joseph Winterhalder d. J., Daniel Gran, Kremser Schmidt, Franz Anton Kern, Johann Wolfgang Baumgartner, Johann Christian Winck und anderen mehr. Vor allem am Beispiel von Carlo Innocenzo Carlone, der einer Künstlerfamilie aus der Gegend des Comer Sees entstammte, deren Arbeiten von Oberitalien über die Steiermark bis in den süddeutschen Raum verbreitet sind, wird das Prinzip des Bozzetto deutlich. Seine Skizzen im Tafelbild vermitteln bereits den Eindruck von Deckengemälden. Einige der gezeigten Entwürfe von Maulbertsch liegen tatsächlich nah der Grisaille, ausgeführt in Grau- und Brauntönen, wohl aus dem Grund, kostbares Pigment zu sparen. Gleichwohl vermitteln diese Bilder in der Betrachtung eine passable Ahnung der Farbkomposition im ausgeführten Werk. Nicht weniger interessant eine kleine Ölskizze von Martin Johann Schmidt, dem Kremser Schmidt, dessen Werk aus dem Nachlass des steirischen Malerdirektors Joseph August Stark (1782 – 1815) eine ganze Wand gewidmet ist. In fliegendem weißen Gewand sieht Gottvater (1777) für uns Betrachter aus wie der Zauberer Gandalf – der Kremser Schmidt lieferte nach Auftrag auch das Bild Gottes. In diesem Jahr war die von der Alten Galerie konzipierte Ausstellung bereits im Groeningemuseum in Brügge, Belgien zu sehen. Sie wird im nächsten Jahr vom Rijksmuseum Twenthe in Enschede und der Moravská Galerie in Brno übernommen. Mit kühnen Pinselstrichen. Barocke Ölskizzen der Alten Galerie Graz ist bis zum 11. Jänner 2009 zu sehen. Der Katalog enthält 57 Beiträge mit Farbabbildungen und Essays zu Ölskizzen, Maltechnik und Restaurierung (ISBN 978 390209515 2). Informationen unter www.museum-joanneum.at Wenzel Mraček
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|