Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
„Der Ablauf, den ich sah, war zeitlos“
Montag, 7. Juli 2008
manuskripte 180, Juni 2008, 186 Seiten, 10,- Euro

Eine Klammer über unterschiedliche Texte einer Literaturzeitschrift wie der aktuellen Ausgabe der manuskripte zu legen verleitet zu selektiver Wahrnehmung; und dennoch ist einigen der hier versammelten Texte etwas gemeinsam, nämlich ein Zug zum Überzeitlichen. Das trifft interessanterweise auch solche junger AutorInnen wie jener des eingangs zitierten Reinhard Kaiser-Mühlecker: Mit filmartigen Schnitten wechseln darin Darstellungen des Albin Egger-Lienz‘schen Bildes „Der Sämann“ und von nicht realisierten Liebesbeziehungen. Anselm Glücks genial expressive Erzählung „Willkommen am Gilberta-West-Institut“ schreibt das menschliche Sein überhaupt in „eine Art Kreislauf“ zwischen Ursuppe und zynisch metaphernlos kommentierter „Zivilisation“ ein: „Du rennst, du schwitzt, und pfft, bist du schon wieder Staub und so weiter.“ Erwin Einzigers „Aus einem anderen Leben“ versucht – weniger pessimistisch – die conditio humana zwischen Nova Scotia und Transsylvanien zu fassen; „schon ein einziger klarer Frühlingstag“, konstatiert er, strafe jene Lügen, die von sich behaupten, „die Hoffnung auf Tost und Gerechtigkeit längst aufgegeben zu haben.“ Ernst-Wilhem Händlers „Ich“ versucht seinen Platz im Strom der Axiome der Philosophiegeschichte und naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zu finden. Und Günter Brus beschäftigt sich in seinem Beitrag „Zwischen uns die Sintflut“ in schlichten, illustrierten Vierzeilern mit nichts weniger als den Konstanten der menschlichen Existenz - vom (Nicht)Glauben bis zur Vergänglichkeit des Seins.
Weiters herausragend: Gerhild Steinbuchs „Hans“ (gallige Dekonstruktion der alpinen Tourismusmaschinerie und der von ihr gestifteten Identitäten) und unter den Essays Klaus Hoffers Text über Lems „Solaris“, Kurt Vonneguts „The Sirens of Titan“ über triviale und nicht triviale Maschinen.
cs

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