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Das Bild eines gesunden Kulturlandes |
Sonntag, 8. Juni 2008 | |
Am 26. Mai trafen sich die Granden der steirischen Kulturszene zu einem
Kulturgipfel im Steirischen Presseclub und stellten sich Fragen zu
zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen, Plänen und
Überlegungen für (Publikums-)Erfolge in einem zunehmend kompetitiven
Umfeld sowie Konzepten und Strategien, das Kulturland Steiermark zu
präsentieren und zu positionieren. Wir sind am Puls der Zeit. Über seine Einschätzung zur Stellung von Graz im internationalen Vergleich befragt, befand Peter Weibel, Chefkurator der Neuen Galerie Graz, die steirische Landeshauptstadt als durchaus am Puls der Zeit. In den europäischen Großstädten sei derzeit eine starke Tendenz hin zu Kunst mit sozialer Relevanz zu spüren; in Graz habe dieser Paradigmenwechsel, auch durch die politische Unterstützung von Kulturreferent Kurt Flecker, bereits stattgefunden, sei es durch Festivals wie spring und elevate oder durch das BLOG THE THEATRE-Projekt des Schauspielhauses. Bei Letzterem sei es auch gelungen, so Anna Badora, Intendantin des Schauspielhauses, 9000 Zuseher via Streaming ins virtuelle Theater zu holen – zukünftig sollen alle Produktionen der Probebühne via Internet übertragen werden. Kultur als Lebensgefühl. „In allen Bereichen geht die Kunst heute weg von der Präsentation hin zur Partizipation“, diagnostizierte auch Veronika Kaup-Hasler, Intendantin des steirischen herbst, der nicht zuletzt aufgrund der durch die Kulturpolitik geschaffenen Freiräume in allen Bereichen eine Vorreiterrolle spiele. „Kultur ist ein Wert für sich und braucht keine umwegrentable Begründung“, präzisiert Flecker diese Freiräume. „Ich möchte in der Steiermark ein Flair, ein besonderes Lebensgefühl erzeugen, bei dem Kultur von wesentlicher Bedeutung ist.“ Es sei gelungen, die freie Szene – an diesem Abend durch Constanze Dennig-Staub vom Theater am Lend vertreten – mit dem neuen Kunst- und Kulturförderungsgesetz und einer Versechsfachung der Fördersumme zu stärken und ihr durch die KSG eine Vielzahl von Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Vermittlung als Herausforderung. Auch die gute Entwicklung in Sachen regionale freut den Kulturreferenten. Es ginge darum, die Regionen nachhaltig zu beleben. Die regionale 08 habe einen regionalen Selbstdefinitionsprozess angeregt. „Das Netzwerk in der Region wächst und wir sind zuversichtlich, auch etwas zu hinterlassen“, so Dieter Spath, künstlerischer Leiter der regionale 08. In Sachen Kunst- und Kulturvermittlung zeigt er sich jedoch zurückhaltend; er wolle niemanden zwangsbeglücken, denn schließlich wisse er ja nicht, welche Art der Vermittlung die Menschen in der Region wollten. Der Schwerpunkt solle auf der Produktion liegen. Ganz anders sieht dies Mathis Huber, Intendant der styriarte: „Mir geht es bei unserem Programm weniger um das Überwältigen als vielmehr um das Verstehen.“ Die Inhomogenität des Publikums stelle die Musikvermittlung heute aber vor ganz neue Herausforderungen. Go East. In den „glanzvollen“ Tagen der hiesigen Kunstszene hatte die Steiermark in vielerlei Hinsicht eine Monopolstellung inne, sei es als Hochburg der Avantgarde oder als Tor zum Osten. Heute fällt es nicht mehr besonders auf, wenn Victor Bodo (Ungarn) im Schauspielhaus inszeniert oder wenn steirische Künstler an Biennalen in Kroatien und Serbien teilnehmen. „Viele Künstler wollen sich nicht mehr über ihre Nationalität verstanden wissen und sträuben sich, unter Begriffen wie ‚Balkankünstler’ subsumiert zu werden“, so Kaup-Hasler. Die Vernetzung habe aber zugenommen, auch dank transnationaler Förderprogramme. Darüber, wie steirischer herbst, styriarte und Co in das von Männerwaden, Lederhosen und Dirndlkleid geprägte Bild der Tourismuswerbung passen und wie man das Kulturland Steiermark zukünftig überregional und international positionieren will, wurde man sich an diesem Abend nicht mehr einig. Alles in allem zeichnete der Abend aber ein Bild eines gesunden Kulturlandes, zumindest für die Big Player, und Kulturreferent Flecker wurden reichlich Blumen gestreut. Bleibt zu hoffen, dass zukünftig Groß und Klein vom neuen „Lebensgefühl“ in der Steiermark profitieren. kd
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