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Kulturelle Vielfalt ist eine Chance für die gesamte Gesellschaft |
Sonntag, 8. Juni 2008 | |
Über die vielfältigen sozialen und kulturellen Angebote von ISOP im Rahmen der regionale08 im Raum Feldbach gab Robert Reithofer für KORSO im Gespräch mit Josef Schiffer Auskunft. Wie sieht der gesellschaftliche Hintergrund aus, vor dem die ISOP-Projekte stattfinden? Immigration ist in unserer Zeit ein gesellschaftliches Faktum, das nach rationalen Lösungsansätzen verlangt und nicht zum emotional aufgeladenen Spielball extremistischer politischer Strömungen werden darf. Das Phänomen betrifft eben nicht nur die MigrantInnen selbst, sondern ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, die Antworten für ein friedliches und gedeihliches Miteinander finden muss. In welcher Form kann die Integration bzw. das friedliche Zusammenleben gefördert werden? Für die regionale08 besteht vor dem Hintergrund, den ich gerade geschildert habe, unsere Aufgabe darin, dass wir einen Beitrag zu Initiativen leisten wollen, die einen Nutzen bringen, der auch nach dem Kulturfestival weiterwirkt. Unser Projekt unter dem Motto „Ohne Angst verschieden sein“ nach dem Adorno-Zitat arbeitet eben auf diese gesellschaftliche Aufgabe hin, sodass ein angstfreies Zusammenleben unter Beibehaltung kultureller Eigenarten nicht nur möglich, sondern als ein positiver Wert erlebbar wird. Unser Projekt soll ein Beginn sein, der längerfristig wirkt und seine nachhaltigen Spuren in der Region hinterlässt. Mit welchen konkreten Angeboten wollen Sie diese Anliegen fördern? Anfang Juli wird unsere Beratungsstelle in Feldbach im Rahmen der regionale08 in Feldbach ihre Tätigkeit aufnehmen. In den Monaten davor haben wir viele Pilotprojekte entwickelt, bei denen wir auf Basis der Bedürfnisse der MigrantInnen Konzepte entwickelt haben, z.B. Deutschkurse, Beratung bei Beschäftigungssuche und Sozialrecht, Lernbetreuung usw. Auf die zuvor von uns erhobenen Bereiche haben wir unser Angebot abgestimmt: dieses umfasst neben den Sozialprojekten auch kulturelle, künstlerische und diskursive Formen. Bereits jetzt laufen in Feldbach und Fehring Deutsch- und Alphabetisierungskurse, dazu kommen Angebote wie Lernbetreuung und Antidiskriminierungs-Workshops mit inländischen Jugendlichen. Unsere Familienfeste sollen die Botschaft in den Alltag hinaustragen. Wie kann die Aufnahmegesellschaft diese Bemühungen unterstützen? Für die Aufnahmegesellschaft sind Antirassismus- bzw. Antidiskriminierungs-Programme wichtige Maßnahmen, die helfen sollen, die Schwellen zwischen den Kulturen abzubauen. In dieselbe Kategorie fallen Maßnahmen für interkulturelle Öffnung, etwa mehr Flexibilität der Behörden, durch entsprechende Angebote auf sprachlicher und soziokultureller Ebene Barrieren abzubauen. Ich würde sagen, dass es das Wichtigste ist, dass den Menschen – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund – volle gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wird. Das bedeutet natürlich, dass das bestehende gesellschaftliche System umgestaltet werden muss. Dies ist eine große Herausforderung, aber andererseits soll ja die Normalität der Migrationsgesellschaft nicht nur reine ungestörte Harmonie sein: Auch Konflikte, die dann kreativ und gewaltfrei bewältigt werden, gehören dazu. Inwiefern ergänzen die kulturellen Angebote das soziale Angebot von ISOP? Die geschichtliche Dimension von Migration und Integration hat Joachim Hainzl zu Stadtspaziergängen aufbereitet, für die MigrantInnen als Guides unterwegs sein werden. Maruša und Meta Krese haben Kontakt zu Migrantenfamilien aufgenommen und deren Spuren bis nach Ostanatolien zurückverfolgt. Mit ihren Fotos und Erzählungen haben sie eine beeindruckende und sehr sensible Ausstellung gestaltet. Oberste Prämisse war bei allen Formaten, MigrantInnen um keinen Preis als „Kunstobjekte“ zu missbrauchen, was leider bei Festivals immer öfter vorkommt. Ganz wichtig auch: Die Menschen sollen die Möglichkeit bekommen, sich und ihre Bedürfnisse ohne Sprachrohr selbst darzustellen zu können, wie z.B. im Theaterstück von Ronnie Herbolzheimer, ebenso beim Blick von Sihem Bensedrine auf die Kolonialklischees von Bildpostkarten. Es geht insgesamt um eine Korrektur unserer falschen Vorstellungen vom Orient und damit den Menschen, die zu uns kommen. In unserer Zivilgesellschaft sollten auch diese Stimmen gehört werden, gerade in Zeiten, wo eine übertriebene Paranoia vor allem Fremden Platz greift.
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