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Steirischer Bio-Wein überwindet alle Grenzen
Freitag, 6. Juni 2008
Bio-Lebensmittel, die im Idealfall von heimischen Bauern mittels naturnaher Anbaumethoden erzeugt wurden, haben sich in den vergangenen Jahren im Lebensmittelhandel zu wahren Rennern entwickelt.

Als beachtenswerter „Nachzügler“ beginnt jetzt auch Biowein die Herzen der Konsumenten zu erobern. Frühe Pioniere, wie Dieter Dorner, haben schon seit den späten siebziger Jahren den Weg gewiesen, um den natürlichen Rebensaft wieder salonfähig zu machen. Eine Degustation der aktuellen Produkte im Grazer Weinhaus „Der Gallier“ ließ keine Zweifel daran, dass die neue Generation steirischer Bioweine nicht nur im besten Sinne des Wortes „naturrein“ ist, sondern auch geschmacklich ihren konventionellen Pendants ohne Mühe das Wasser reichen kann.

Im Einklang mit der Natur. Das Credo der noch überschaubaren Schar von Biowinzern, die sich in der Gemeinschaft „biowein steiermark“ zusammengeschlossen haben, lauten schlicht und einfach: „Im Einklang mit der Natur wirtschaften, denn nur so werden die besten Ergebnisse erzielt“, wie Sprecher Otto Knaus aus Sulztal an der Weinstraße, der vor etwa zehn Jahren auf biologische Anbaumethoden umgestiegen ist, hervorhebt. Die Erträge sind freilich geringer und auch mühsame Handarbeit spielt eine größere Rolle als beim konventionellen Anbau. Außerdem ist auch ein kluges Köpfchen gefragt, denn anstelle von Chemiebomben wird den Schädlingen und Unkräutern mit ungiftigen Kräuterauszügen sowie gering konzentrierten Kupferlösungen zu Leibe gerückt.
Mehr als 10 Hektar Rebfläche sind von einer Familie aufgrund des hohen Arbeitsaufwands ohnehin nicht zu bewirtschaften, denn die Zeitfenster für Kultivierung, Pflege und Ernte sind eingeschränkt, erklärt Knaus: „Die Weintrauben werden nur vollreif gelesen, um einen harmonischen Wein zu erhalten. Es wird beim Gärprozess kein Zucker zugesetzt und die Weine werden ausschließlich spontan vergoren.“ Außerdem sei es wichtig, dass „dem Wein genügend Zeit zur Reife vor der Flaschenfüllung gegeben wird“, ergänzt Biowinzer Sepp Muster aus Leutschach, der wie Dieter Dorner zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe „biowein steiermark“ gehört.

Tradition trifft auf Innovation. „Einklang mit der Natur“ schließt die Anwendung moderner Methoden nicht aus, sondern „erhebt den Weinbau erst in den Rang einer wahren Kunst“, würdigt BioErnte Steiermark Obmann Herbert Kain den Einsatz der steirischen Weinbauern. Durch die Auspflanzung von pilzwiderstandsfähigen Sorten (PIWIS) kann auf den Einsatz von Spritzmitteln gänzlich verzichtet werden. Die neuen Rebsorten sind aus Kreuzungen von traditionellen Sorten mit resistenten amerikanischen Varianten hervorgegangen. Auch auf dem Gebiet der Kellertechnik werden neue Erkenntnisse über ideale Gärzeitpunkte und Temperaturverläufe mit Erfolg zum Einsatz gebracht.
Die Biowein-Rebflächen machen mit rund 85 Hektar zwar nur einen geringen Teil der steirischen Anbaugebiete aus, aber das Interesse von Winzern, die auf den Bioweinbau umsteigen wollen, ist zurzeit deutlich im Zunehmen begriffen, weiß Knaus zu berichten. Dabei werden Grenzen in mehr als einer Hinsicht überschritten, denn einige namhafte slowenische Biowein-Produzenten haben sich unter dem Etikett „eko vino štajerska“ bereits mit ihren steirischen Kollegen zusammengetan.

Josef Schiffer

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