Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Dichte Gedichte.
Sonntag, 11. Mai 2008
Helwig Brunner: Süßwasser weinen. Hrsg. Literatur h aus graz. Sonderzahl 2008, 111 Seiten, 15,- Euro

Es bedarf einer auf die Spitze des Möglichen getriebenen Beherrschung der Sprache, Aspekte der menschlichen Existenz in wenigen Zeilen so zu verdichten, dass nicht nur ein Aphorismus stehen bleibt, sondern eine Erzählung, die deutlich über das Gesagte hinausweist. Der Grazer Schriftsteller Helwig Brunner kommt dieser Meisterschaft sehr nahe – im Besonderen im dritten Teil („Destillate“) seines soeben erschienenen Gedichtbandes „Süßwasser weinen“. Immer wieder bezieht sich der Autor dabei auch auf die Ebene der Sprache, die sich zwangsläufig zwischen das Erlebte und das Subjekt schiebt und dieses „tiefer im Hauptsatz“ „schürfen“ lässt; eine vergangene Beziehung, die der ehemaligen Partnerin „ausgesagt“ erscheint, kehrt dem Protagonisten „ins Narrative“, als „homöopathische Erzählung“ zurück; die Verweigerung des Lebens als erzählbarer Erzählung mündet doch in eine solche – allerdings in eine wenig sinnstiftende, nichtige, die sich mit „Pfirsiechtum“ und dem „Dirilirium der Lerche“ beschäftigt. Auch die Naturschilderungen des ersten Abschnitts von „Süßwasser weinen“ („Naturalien“) beziehen wiederholt die Rolle der Sprache als jenes Elementes ein, das sie trägt (etwa in „Auensprache, unerreicht“: „das Lauchgrün, das Eschengrün, sie sauber getrennten Schichten deiner Art, darüber zu reden“) – das Ergebnis: erstaunlich analytische Gedichte, die dennoch an keiner Stelle konstruiert wirken, erfreuliche Gegenpole zu der monoman um subjektive Befindlichkeiten kreisenden Lyrik, die derzeit den Mainstream bildet.
cs

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