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An der Grenze des Denkbaren |
Dienstag, 8. April 2008 | |
Videos und Printarbeiten sind Teile aus dem Zyklus Sahara Chronicle,
der aus den Recherchen der Schweizerin Ursula Biermann 2006-07
entstand. Die umfangreiche Dokumentation befasst sich mit
Migrationsströmen aus dem Afrika südlich der Sahara in Richtung Maghreb
und weiter nach Europa. Die Durchquerung der Sahara wird, halboffiziell, von Tuareg-Schleppern organisiert, die ein System für Informationsübermittlung, Reiserouten und Orientierung im Gelände entwickelt und sich so die wichtigste Ressource in diesen Breitengraden nutzbar gemacht haben: die Mobilität. Dem gegenüber steht der Druck seitens Europa auf die Maghreb-Länder, diesen Migrationsfluss zu unterbinden. In Videos sind Gespräche mit Tuareg-Führern zu sehen, die ganz unverhohlen von diesem Geschäft sprechen: „Wir bringen sie an die Grenze zu Marokko. Ab da kennen wir sie nicht mehr.“ In enger Verbindung dazu steht das Projekt The Maghreb Connection, das unter der Leitung von Ursula Biermann eine Reihe von KünstlerInnen veranlasste, sich mit der Migrationssituation in der Maghreb-Zone und vor allem mit den dort von Europa gelenkten Mechanismen der Abschottung zu befassen. In einem Videoarchiv sind Arbeiten von Doa Aly (Kairo), Hala Elkoussy (Kairo/Amsterdam), Raphaël Cuomo/Maria Iorio (Berlin/Genf), Charles Heller (London/Genf) zu sehen. Land der Menschenrechte. An der Grenze des Denkbaren ist der Titel der zweiten Ausstellung, die der Verein für Gegenwartskunst <rotor> im Rahmen seines auf drei Jahre angelegten Projekts Land of Human Rights präsentiert. Über Dokumentationen, Recherchen und künstlerische Statements behandelt die Ausstellung die Situation von MigrantInnen in Ländern gegenüber der „Festung Europa“, in denen Andersdenkende um ihr Leben fürchten müssen beziehungsweise Lebensbedingungen als desaströs beschrieben werden müssen. Die EU arbeitet bei der Abwehr der Migrationsströme aus dem Subsahara-Afrika mit Maghreb-Ländern zusammen, deren demokratische und menschenrechtliche Lage zweifelhaft ist. Diese erhalten finanzielle Unterstützung zur technologischen Aufrüstung und besseren Umsetzung des beabsichtigten Ziels: Die Menschen, die sich nach Europa auf den Weg gemacht haben, noch vor Erreichen der EU-Außengrenze zu stoppen. Dennoch gelingt es einer vergleichsweise kleinen Zahl von Menschen, in die Festung Europa zu gelangen. Hier werden sie administriert und kaserniert, werden Asylanträge geprüft und die Menschen oftmals umgehend in Schubhaft genommen. Damit setzt sich der Autor Michael Blum in einem von < rotor > in Zusammenarbeit mit der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik produzierten Buch auseinander. Mein Land ist eine Sammlung von rund einhundert komprimierten Texten über Abschiebungsfälle in Europa. Ausgehend von den täglichen Berichten über Abschiebungen von Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung entwickelt Blum eine abschreckende Litanei der im Namen von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie erlittenen Schicksale und zerstörten Leben. Proteste gegen G8-Gipfel. Die Münchnerin Petra Gerschner untersucht in ihrer Diainstallation history is a work in process, 2008, die Vorgänge rund um die Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007. Die offizielle Geschichtsschreibung ist Ausdruck politischer Interessenskonstellationen und realer Machtverhältnisse einer Gesellschaft und dokumentiert ihre vorherrschende Selbstsicht. history is a work in process beleuchtet dagegen historische Erfahrungen und Prozesse, die in dieser Darstellung gesellschaftlicher Erinnerung keine Repräsentanz finden. Der in Graz lebende Joachim Hainzl arbeitet über Mechanismen des Ausschlusses im öffentlichen Raum der Stadt Graz, hier am Beispiel des Hauptbahnhofes. Er berührt in seiner Installation Bereiche von Sicherheit und deren gesetzliche Kompetenzen, Überwachung und Auswirkungen auf den Einzelnen, Alkoholverbot im öffentlichen Raum, Denkmalnutzung oder allgemeiner: Privates gegenüber Öffentlichem. Weitere Arbeiten stammen von Luchezar Boyadjiev (Sofia), Eduard Freudmann / Can Gülcü / Lorenz Aggermann (Wien/Beograd), Lala Raščić (Zagreb) und Sofie Thorsen (Wien). An der Grenze des Denkbaren im <rotor>, Volksgartenstraße 6a, 8020 Graz, ist bis zum 6. Juni zu sehen. Geführte Rundgänge jeden Samstag um 11.00 Uhr. Informationen unter www.landofhumanrights.eu wm
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