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Italienischer Barock |
Mittwoch, 12. März 2008 | |
Der italienische Barock ist sehr elegant, aber ein wenig teigig. An ihn erinnert das ungemein funktionelle Bühnenbild der Grazer Inszenierung der Oper „Arabella“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Der Regisseur und Bühnenbildner Marco Arturo Marelli stellt hohe, schmale Türen auf die Bühne, die sich drehen, Empfangsräume oder Blicke auf die Ringstraße entstehen lassen und zu privateren Räumen führen. Das hat bei aller Eleganz etwas Vorläufiges, der Schein muss die Realität, und das heißt auch 1860 das fehlende Geld, ersetzen. Dementsprechend sind auch die Personen der Oper kaum dort, wo sie hingehören, oder wenigstens schwer im Irrtum darüber, wohin sie eigentlich wollen. Waldner, Ex-Rittmeister und Spieler, treibt seine Familie ins Prekarium; die Folge davon ist, dass die schöne Tochter Arabella zwecks Sanierung einen alten, sehr reichen Regimentskameraden heiraten soll. Dafür muss Zdenka, die Jüngere, Herzensgute, ihr Geschlecht verleugnen und wird billig als Bub eingekleidet. So konsequent wurde in der walzerseligen Monarchie immerhin die Gendertheorie praktiziert. Aber die Hosenrolle ist in den armen Verehrer Matteo verliebt, der seinerseits erfolglos die schöne Arabella anbetet. Die Schöne jedoch, von allen angehimmelt, verliebt sich glücklicherweise in den stattlichen Erben des verstorbenen Regimentskameraden, genauso wie Mandryka in sie. Vor dem unausweichlichen Happy End muss aber die jüngere Schwester Zdenka (im Dunkeln) als Araballa dem unglücklichen Verehrer Matteo noch schnell ihre Unschuld opfern, um den glücklich Getäuschten vom Freitod abzuhalten. Vorübergehend, bis alles aufklärt ist, drohen Duell, Schande, Armut. „Österreichisches Soundspektrum“. Das klingt alles komplizierter, als es ist, besonders weil der Originalablauf und die Grazer Inszenierung dem Besucher gerade gegen Schluss gnadenlos viel Zeit spenden, um die bescheidenen Verwicklungen Revue passieren zu lassen. Davon abgesehen ist diese „Arabella“ geschmackvoll und musikalisch sehr gelungen. Margareta Klobucar als Zdenka ist Gott sei Dank nicht komisch, sondern ungemein anrührend. Gabriele Fontana als Neubesetzung der Arabella ist nicht ganz so überzeugend. Ihre Stimme passt sich der psychologisch weit gespannten Titelrolle nicht immer geschmeidig an. Einfacher hat es da (auch mit Hilfe seines Fellmantels) Morten Frank Larsen als bärenhafter Erbe Mandryka, dessen Bariton sich gut behauptet. Das Orchester unter Johannes Fritzsch bewegt sich angemessen im „österreichischen Soundspektrum“ von Pomp und Pompe Funèbre, von Walzerseligkeit und Untergangssucht. Plakativeres wie die Wahrsager-, die Ball- oder die Fiakerszene sind allerdings etwas stark stilisiert. Die Eleganz dämpft das Feuer. Jedenfalls ein „österreichischer Pflichtabend“ und eine sehr bekömmliche Inszenierung, zu genießen noch am 15. März und am 6. und 18. April. Willi Hengstler
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