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Massen, Struktur und Variation – Tomas Eller im Medienturm |
Sonntag, 10. Februar 2008 | |
So genannte Branen repräsentieren bekannte Teilchen des Standardmodells
der Teilchenphysik, deren vorrangiger Gegenstand die
elektromagnetische, die schwache und die starke Wechselwirkung sind.
Die Bezeichnung Brane ist angelehnt an das englische Wort membrane;
Branen sollten den unteilbaren, fundamentalen Konstituenten der Materie
entsprechen und durch sie ist es möglich, das Unbeschreibbare, wie
Schwarze Löcher, über die Einführung einer Membrane zu beschreiben. Die
erste Generalisierung als 1-Brane nennt man Schwarzen String (black
string), die zweite als 2-Brane heißt Schwarze Brane (black brane). –
So weit eine hoffentlich nicht völlig falsch zusammengefasste
enzyklopädische Vorbemerkung zur aktuellen Ausstellung Black Brane des
1975 in Meran geborenen und in Wien lebenden Künstlers Tomas Eller. Mehr als Dokumentation. Es sind in erster Linie Videos, in denen Tomas Eller performative Aktionen festhält, die durch Schnitt und Projektionsanordnung erweiterte Qualität erfahren und so über ihren dokumentarischen Charakter hinaus in einen ornamentalen reichen. In einer Vierkanal-Projektion mit dem Titel Stabilize My Horizon (2000/01) etwa sind vier Motorradfahrer zu sehen, die nachts eine kurvenreiche Bergstraße entlangfahren. Alle Fahrer tragen von Eller entworfene lichtreflektierende Anzüge und jedes Motorrad ist mit einer Kamera ausgestattet. Während die Fahrer einander permanent überholen, entstehen vier Schwarzweiß-Filme, die in der Ausstellung nebeneinander projiziert werden. Durch die reflektierenden Anzüge wirken die Fahrer zweidimensional vor schemenhaftem nächtlichen Hintergrund und nur zu vermutendem Horizont, auf den sie permanent zufahren. Als Rezipient tendiert man dazu, nach Koinzidenzen zu suchen, die es in dieser Präsentation aber nicht gibt, abgesehen davon, dass vier subjektiv festgehaltene Filme vier bewegten Standpunkten innerhalb derselben Situation entsprechen, was wiederum auf die jeweils subjektive Konstruktion vermeintlich objektiv zu beschreibender Wirklichkeiten verweist. Choreografie der Pistengeräte. Bewegungen von Objekten – Menschen, Maschinen –, die innerhalb eines Zeitrahmens Strukturen im zumeist nicht näher definierten Raum hinterlassen, bzw. Strukturen, über die erst wie bei oben genannten Branen Raum generiert wird, sind offensichtlich Ausgangsmaterial für Variationen eines Themas in Tomas Ellers Arbeiten. So bewegen sich nach einer zuvor festgelegten Choreo-grafie Pistengeräte, wiederum nachts und jetzt bei Schneefall, auf weißer Fläche. In der Totale erfasst eine Kamera diesen Ablauf, der nur von den Scheinwerfern der sich bewegenden Pistenraupen ausgeleuchtet wird. Ein acht Minuten langes Video aus dem Jahr 2005 zeigt eine zu Black Metal tanzende Menschenmenge im Licht bewegter Stroboskopscheinwerfer und in harten, alternierenden Gegenschnitten – jetzt ohne Akustik – nächtlichen Sternenhimmel; Heavy Metal, so der Titel. Im vorderen Raum des Medienturms tragen acht schwarze Tondi für Laien kryptische mathematische Formeln, die magnetische Felder in einem leeren Raum beschreiben oder die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Teilchens in einem magnetischen Feld oder das Gefüge der Raum-Zeit-Geometrie eines Schwarzen Loches – physikalische Phänomene, die Tomas Eller mit seinen Arbeiten einem künstlerisch assoziativen Muster gegenüberstellt. Zu Tomas Ellers Personale im Grazer Medienturm ist ein Katalog mit Essays von Sandro Droschl, Sabine Gamper und Mariella Rossi erschienen. Black Brane von Tomas Eller ist noch bis zum 16. Februar im Kunstverein Medienturm, Josefigasse 1, 8020 Graz, zu sehen, Informationen unter www.medienturm.at Wenzel Mraček
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