Immer noch im Trend: Staaten gründen! Gemeint sind hier jedoch nicht die wirren Willenserklärungen irgendwelcher politischer Obskuranten (Freistaat Kärnten), sondern eine immer länger werdende Reihe an künstlerischen Herangehensweisen (Republik Kugelmugel, NSK oder State of Sabotage). Die letzte – virtuelle – Neugründung heißt Seabearia (www.seaberia.com), der Staatengründer Sindri Már Sigfússon und das Motto: „It´s not cold in seabearia!" Und tatsächlich wird uns warm ums Herz, wenn wir sein Debüt-album The ghost, that carried us away (Morr Music) hören.

Dafür erweiterte Sigfússon sein Ein-Mann-Projekt Seabear um die Creme de la Creme des isländischen Musikschaffens (Mitglieder von Múm, Sigur Rós oder Benni Hemm Hemm) zum siebenköpfigen Bandkollektiv, verspricht, dass es damit nun aber wirklich genug sei (Orchestergröße wird also nicht erreicht) und weiß alle Kollaborateure auch trefflich in seinem Heimstudio zu beschäftigen, indem er ihnen diverse Gerätschaften wie Gitarren, Piano, Schlagzeug, Glockenspiel, Violinen, Kontrabass oder eine Mundharmonika in die Hände drückt. Wir halten also wieder einmal fest: Ohne Island wäre die Welt eine grundlegend schlechtere! – Was natürlich auch auf Grönland, die Färöer- und die Shetland-Inseln zutrifft, nicht zu vergessen: Australien. 1983 wurde dort eilig eine Band namens The Beasts of Bourbon zusammengestellt, um eine vertragliche Konzertverpflichtung zu erfüllen. Aus unerfindlichen Gründen lebte die Band in ständig wechselnder Besetzung weiter und veröffentlichte 1991 das sagenumwobene Album The Low Road, die letzte erwähnenswerte Produktion. Dass Kim Salmon am neuen Album Little Animals daran nicht mehr beteiligt ist, tut der Freude keinen Abbruch. Wie das namensgebende Getränk, die aus Mais gebraute US-Version von Whiskey, verursacht bereits der erste Song, I Don‘t Care About Nothing Anymore, ein dumpfes Gefühl im Kopf, das erst der Ernüchterung über den ansonsten erbärmlichen globalen Zustand des Swamp- bzw. Schweinerock weicht, soferne man darüber nachzudenken beginnt. Wer Little Animals hört, dessen Seele kann noch gerettet werden.

Die besprochenen CDs wurden von DUX-RECORDS, Annenstraße 6,
8010 Graz, Tel. 72 37 27, zur Verfügung gestellt.