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Meisterschule für Kunst und Gestaltung im Kunsthaus Köflach
Donnerstag, 18. Oktober 2007
Durchwegs zeigen an die 50 Abschlussarbeiten der Meisterschule für Kunst und Gestaltung an der HTBLA Ortweingasse medien- und spartenübergreifende Aspekte. Entwickelt in den Abteilungen für Bildhauerei, Keramische Formgebung, Malerei und Metallgestaltung, überschreiten die Diplomandinnen und Diplomanden mit den präsentierten Arbeiten in nahezu allen Positionen traditionelle Grenzen der durch die Organisation der Ausbildung bedingten Kategorien und nähern sich damit Tendenzen, wie sie mit ihren polivalenten Bezugssystemen für die Gegenwartskunst bezeichnend sind. Im Kunsthaus Köflach sind diese Abschlussarbeiten bis zum 1. November zu sehen.

Mit dem Meisterschulpreis 2007 wurde Tanja Röhm ausgezeichnet. Unter dem Titel Ess!entiell unternimmt sie mit dem Auskochen von Campbell Tomatensuppe zunächst einen performativen Akt vor dem Hintergrund existentieller Grundbedürfnisse. Mit der Wahl eines Industrieproduktes, das durch Warhols Malerei seit den 1960er Jahren zu einer Art Ikone im kunsthistorischen Umfeld geworden ist, spielt Röhm aber auch auf eine inzwischen erfolgte Konditionierung der Rezipenten an und damit an den hohen Wiedererkennungswert in einem zeitlichen Bezugssystem der bildenden Kunst.
Performance, nonverbale Sprachformen und Körperbezug in Verbindung mit einem der wohl ursprünglichsten Werkstoffe der bildenden Kunst – Ton, Terrakotta – sind die tragenden Elemente der ebenfalls ausgezeichneten Handarbeiten von Barbara Schmid. Gebärdensprache wird in plastisch abstrahierte Objekte übersetzt. Eine weitere Übersetzung dieses Konzepts in einem Video zeigt die eigene, in flüssigen Ton getauchte Hand als bewegte Plastik.

Gottesanbeterin. Ebenfalls deutlich von konzeptuellen Überlegungen getragen ist Anna Charbulas prämierte Auseinandersetzung mit der Mantis religiosa, der Gottesanbeterin, in Analogien zu menschlichen Charakterzügen und zum eigenen Körper. Mit dem Arbeitstitel Ich sehe … , bezieht sich Charbula auf die Übersetzung aus dem griechischen Mantis für „Seherin“. Schon die Surrealisten faszinierte an der Gottesanbeterin die mechanisch wirkende Art ihrer Bewegungen und ihres Körpers. Charbula stellt über Zeichnung und Fotografie direkte Vergleiche zwischen eigener Gestik und Körperhaltung mit jener der Mantis religiosa an, die mittels Fotomontagen bis in die Konstruktion eines hybriden menschlich-tierischen Körpers reichen. Aus der Recherche und dem erarbeiteten Konzept entsteht schließlich ein Bronzeguss der Gottesanbeterin unter Anwendung des klassischen Verfahrens über Wachsbozzetto und die Verlorene Form.

Ausstellung der Meisterschule für Kunst und Gestaltung im Kunsthaus Köflach, Bahnhoftsraße 6, 8580 Köflach, bis zum 1. November. Informationen unter www.koeflach.at/kunsthaus
Wenzel Mraček

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