Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Das bewundernde Auge des Sammlers
Dienstag, 11. September 2007
Die „Andere Sammlung“ Beyeler

kloos up
Luise Kloos blickt auf internationale Kulturereignisse

Während in der Albertina in Wien in diesen Tagen in der Ausstellung „Von Monet bis Picasso“ die Dauerleihgabe der Sammlung Batliner wie als Eigentum gefeiert wird, ist derzeit in Riehen, Schweiz, die größte Sonderschau der Basler Galerie Beyeler seit der Gründung der Fondation zu sehen.

Die „Andere Sammlung“ ist die persönliche Bilanz einer überragend erfolgreichen 60-jährigen Händlertätigkeit. Es ist eine Hommage an Hildy und Ernst Beyeler, die von der Idee begeistert waren, Kunsthandel und Museum, das Spekulative und das Bewahrende, zu vereinen.
Mit der bisher größten Ausstellung seit der Gründung der Fondation Beyeler werden annähernd zweihundert hauseigene und verkaufte Werke gezeigt. Sämtliche Leihgaben sind schon einmal durch die Hände des Sammlerpaares Beyeler gegangen. Sie gehörten ihnen und sie verschwanden wieder aus ihrem Besitz. Von den rund 16 000 Werken, die sie im Laufe ihrer Händlertätigkeit erworben und verkauft hatten, sind nun 130 nach Basel bzw. nach Riehen zurückgekommen – Meisterwerke natürlich, eine Auswahl der Besten.
Im Alltag des Kunsthändlers wird die Kunst zur Ware, sie wird taxiert und verworfen, geschätzt und von Ort zu Ort verschoben. Dadurch verliert sie zwar nicht ihre Strahlkraft, doch diese wird zum kalkulierbaren Wert. Dass dabei der Wunsch entstehen kann, davon etwas, sei es nur für begrenzte Zeit – wieder bei sich zu haben, ist nachvollziehbar.
Die bekannten Bilder der Sammlung begrüßen die BesucherInnen: van Gogh, Monet, Cézanne, Giacometti, Picasso, Klee, Bacon, Rothko, Kelly – in anderer Gruppierung und in neuer Gesellschaft. Da sind zum Beispiel die großen Bonnards. Ein Raum intimer Bade-Interieurs aus irisierendem Farbgewebe ohne Schatten, eine Huldigung an die Schönheit des Lichts, der Frau, der Malerei – das genügt, um eine Wirkung zu entfalten, dass man zu diesem Ensemble unbedingt noch einmal zurückkehren möchte. Oder das kleine Portrait von Gauguin, das die Mutter des Künstlers als junges Mädchen zeigt. Ein rosa Marmortisch im Grünen von Matisse, ein Sommermorgen-Bild aus Mondrians früher Zeit, ein überraschend schönes Stillleben von Juan Gris.
Der hohe Anspruch, dass exquisite Qualität der beste Weg zum Erfolg ist, wird auch in den perfekt ästhetisch gestalteten Galeriekatalogen sichtbar. Sie sind im Eingangsbereich zu sehen. Wie ein langes Mosaikband farbiger Rechtecke sind sie nun aufgereiht, das selbst künstlerische Qualität besitzt.
Die Sammlung Beyeler ist ein Höhepunkt in der schweizerischen Kulturlandschaft. Aber das Kulturland Schweiz verfügt darüber hinaus über viele äußerst bemerkens- und sehenswerte Sammlungen und Museen in kleinen Orten von dezentraler Lage. Das ganze Land scheint sich bewusst zu sein, dass die Pflege und Bewahrung von Kunstwerken im ländlichen Raum einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität darstellt. Das Sammeln von zeitgenössischer Kunst ist selbstverständlicher und integrierter Bestandteil der schweizerischen Identität und des kulturellen Selbstverständnisses.

Fondation Beyeler Riehen, „Die andere Sammlung“, zu sehen bis 6. Jänner 2008.

Luise Kloos ist als bildende Künstlerin, interaktive Performerin, als Forschende und Vortragende der österreichischen Kunstszene bekannt. Ihre künstlerischen, wissenschaftlichen und forschenden Arbeiten führten sie nach NYC, London, Paris, Chicago, Berlin, den Osten Europas, nach Bombay, Dehli, Varanasi – Eindrücke und Kulturen, die stets ihre sensible Arbeitsweise und ihr kulturpolitisches und soziales Verständnis prägen.

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