KORSO-Premiere im KIZ: „Keine Insel – Die Palmers-Entführung 1977“ |
Dienstag, 11. September 2007 |
Im November 1977 geschah etwas, das es in der Geschichte der Zweiten Republik noch nicht gegeben hatte: Österreicher hatten Teil an einem Terrorakt in Österreich. Walter Michael Palmers wurde von der Bewegung 2.Juni entführt und gegen Bezahlung von 30,5 Millionen Schilling wieder freigelassen. Thomas Gratt, Othmar Keplinger und Reinhard Pitsch, die für die Palmers-Entführung verurteilten Österreicher, waren im Rahmen des Dokumentarfilms Keine Insel zum ersten Mal bereit, umfassend über die Entführung und ihre Hintergründe, die Motive, Umstände, Überlegungen und Konsequenzen zu sprechen. KORSO lädt zur Steiermark-Premiere ins KIZ.
Die Studentenunruhen von 1968 hat es hierzulande nie in mit Frankreich
oder Deutschland vergleichbarer Form gegeben. Die Kulturrevolution der
Siebzigerjahre vollzog sich weitgehend geordnet, ohne heftige
Eruptionen. Eine politische Revolution wurde nur von einer
verschwindenden Minderheit angestrebt.
Dennoch hat es auch in Österreich gewaltsame Aktionen mit politischem
Hintergrund gegeben. 1973 nahm ein palästinensisches Kommando Geiseln
in einem Zug mit sowjet-jüdischen Auswanderern. 1975 nahm ein
palästinensisch-deutsch-lateinamerikanisches Kommando 70 Geiseln auf
einer OPEC-Konferenz in Wien. Die Konflikte hinter diesen Aktionen
waren jedoch nicht hausgemacht, Österreich war nur der Austragungsort.
Wie war es möglich, dass sich in Österreich 1977 junge Menschen nur
kurze Zeit, nachdem sie nach Wien gekommen waren, um zu studieren, an
einem Ausläufer des bewaffneten Kampfes in der BRD beteiligten? Welche
Schritte müssen vorher gemacht werden, um in diese Situation zu kommen?
Was waren die Ziele und Visionen dieser jungen Leute, die den
bewaffneten Kampf als geeignetes Werkzeug empfanden, um sich für eine
aus ihrer Sicht bessere Welt zu engagieren? In welcher Situation befand
sich das Österreich des Jahres 1977? Gab es tatsächlich gute Gründe,
radikal für eine Änderung der Situation einzutreten, oder war das Land
jene viel zitierte Insel der Seligen?
Keine Insel, ein Film von Alexander Binder untersucht den Ablauf und
die Hintergründe der Entführung von Walter Michael Palmers. Dabei
werden Fakten und Zusammenhänge geklärt und ein Zeitbild Österreichs
gezeichnet. 30 Jahre haben die Entführer Thomas Gratt (der sich im
Frühjahr 2006 das Leben nahm) und Othmar Kep-
linger geschwiegen. Den Raum, den ihnen Gartner/Binder nun geben, füllen sie umsichtig und mit großer Offenheit.
Keine Insel – Die Palmers-Entführung 1977, Österreich 2006, Idee und
Drehbuch: Alexander Binder, Michael Gartner, Kamera: Alexander Binder,
Schnitt: Rosana Saavedra, Karin Hammer, Ton: Wolfgang Mohaupt, Musik:
Bj Nilsen, Produktion: Enkidu Filmproduktion, Digital Beta/1:1,77
(16:9)/Farbe, OmeU. 90 Minuten.
» 1 Kommentar
1"Vergessen" am Donnerstag, 1. Januar 1970 00:33
Dieser Film hat 2 Regisseure !! Neben A.B. war auch Michael Gartner (www.gartnerfilm.at) als solcher tätig
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