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Grazer Joanneumsviertel – Optimismus trotz Rechnungshofberichts
Dienstag, 11. September 2007
Nach dem letztlich negativen Bericht des Landes-Rechnungshofes bezüglich der Planung zum Um- bzw. Neubau des Grazer Museumsviertels lud Kulturreferent LH-Stv. Kurt Flecker am 20. Juli zu einer Pressekonferenz, in der er zum aktuellen Stand und zu Aussichten, das Projekt in akkomodierter Form zu realisieren, Stellung nahm.

Die Sanierung der Landesbibliothek wird seit 1987 diskutiert, seither wurden mehr als 40 Standortstudien angestellt, die sich aus heutiger Sicht als obsolet erweisen. Seit 1990 wird die Renovierung der Museumsgebäude Raubergasse/ Neutorgasse geplant, zwischen 1990 und 2005 wurden für „kosmetische Sanierungsmaßnahmen“ insgesamt 4,7 Mio. Euro ausgegeben. Im vergangenen Herbst entschied nun eine international besetzte Jury die Auftragsvergabe für ein Gesamtkonzept zur Umgestaltung des Joanneumskomplexes zwischen Neutor-, Rauber- und Kalchberggasse an das Architekten-Team Nieto/ Sobejano und eep architekten. Die Errichtungs- und Renovierungskosten wurden mit 48,5 Mio. Euro veranschlagt, bis jetzt kosteten die Vorbereitungen auf die Detailplanung – Masterplan und Architekturwettbewerb – 0,5 Mio. Euro.

Der Rechnungshof macht Vorschläge. Im März dieses Jahres wurde nun der Landesrechnungshof von der Landesimmobiliengesellschaft beauftragt, das Bauvorhaben zu prüfen. In seiner Kostenberechnung kommt der Rechnungshof auf eine Summe von 121 Mio. Euro und zu der Ansicht: „Das Projekt entspricht derzeit nicht den geforderten Kriterien der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit“ (Kleine Zeitung vom 04.07.07). Kurt Flecker verwies auf die im Rechnungshofbericht „absurderweise“ zu den Errichtungskosten hinzugerechneten Betriebskosten und „eine dem jetzigen Verkauf gegenüberstehende Grundmiete auf 25 Jahre“. Diese insgesamt 43,5 Mio. Euro „haben in der Baukostenfinanzierung nichts verloren“, so Flecker.

Interessant, dass der Rechnungshof nicht allein die Kosten prüfte, sondern auch Vorschläge für die weitere Planung machte. Nach diesen sollte etwa das Bild- und Tonarchiv vom Palais Attems ins Landesarchiv siedeln, was einem anderen Provisorium gleichkäme. Depoträume sollten ein weiteres Mal ausgelagert werden und dafür müssten wieder neue Konzepte entworfen werden. Außerdem merkt der RH an, dass „das Gebäude Neutorgasse nicht mehr genutzt werde“, nicht aber, dass die dort untergebrachte Kulturhistorische Sammlung gerade wegen des Sanierungsbedarfs seit zehn Jahren nicht mehr gezeigt werden kann. „Die Finanzierung, die wir vorgeschlagen haben“, hält Flecker fest, „wurde im RH-Bericht nicht berücksichtigt“. Demnach sollen aus den zweckgebundenen Rundfunkgebühren bis 2012 jährlich eine Mio. Euro angespart werden und ab 2012 die gesamte Rundfunkgebühr zur Rückzahlung verwendet werden. „Bis auf 12 Millionen ist damit die Finanzierung gedeckt“, betont Flecker.

Flecker hofft auf Einigung. Der Kulturreferent hält allerdings an der Durchführung zumindest eines Sanierungskonzeptes fest und hat die Joanneumsleitung beauftragt, Varianten auf Basis des aktuellen Konzepts und der städtebaulichen Konstellation zu suchen. So wäre nur ein Tiefgeschoss anstatt zweier des Nieto / Sobejano-Planes denkbar, Depots müssten allerdings „auf die grüne Wiese“. Zweitens könnte das Gebäude der gegenüber gelegenen Hauptpost gekauft oder angemietet werden, und die bisher dritte Variante wäre eine Übernahme der Landesbaudirektion, für die allerdings ebenfalls eine Alternative gefunden werden müsste.

„Mit dem sanierten Joanneumsviertel wird ein attraktives Museumsviertel entstehen, das sowohl unsere Kulturschätze zur Betrachtung darbietet als auch einen Stadtraum eröffnet, der einen kreativen Austausch von Kultur ermöglicht“, gibt sich Kurt Flecker weiterhin optimistisch und hofft auf eine Einigung mit der ÖVP im Herbst, der er neue und kostengünstigere Varianten vorschlagen will. Nochmals betont Flecker: „Es ist nicht Sinn der Sache, ein Projekt zu realisieren, auf das der Flecker besteht. Es geht vielmehr um die Umsetzung aktualisierter Überlegungen, die meine Vorgänger initiiert haben.“

Wenzel Mraček

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