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Fahrradfahren hält fit und ist gesund
Montag, 10. September 2007
Das im März dieses Jahres eröffnete „Zentrum für Bewegungswissenschaften und Sportmedizinische Forschung – Human Performance Research Graz“ unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Wolfram Müller beschäftigt sich auch mit dem Thema Radfahren. Als eine von wenigen wissenschaftlichen Institutionen weltweit verbindet es die biologisch-medizinische Sicht, den physikalisch-technischen Zugang und die sportwissenschaftliche Perspektive.

Integrativer Zugang. Kürzlich wurde von Wolfram Müller und Bernhard Schmölzer das Bildungskonzept „MUSKELMASCHINE MENSCH“ präsentiert. Es liefert das erforderliche Basiswissen zum Verständnis der eigenen körperlichen Leistung und ist als Arbeitsgrundlage für LehrerInnen verschiedener Fachbereiche und als Einstieg für Sport-, Biologie- und MedizinstudentInnen konzipiert. Dieses Schulungspaket ist jetzt auch als durchstrukturiertes, fächerübergreifendes Lehrmodul mit einem hochwertigen mechanischen Test-ergometer und zugehöriger Messelektronik und Software als Lehrmittel erhältlich (bewotech.com). Gleichzeitig ist dieses System für Messungen der menschlichen Leistungsfähigkeit im Breiten- und Spitzensport einsetzbar, die für die Trainingsgestaltung und die Trainingskontrolle in vielen Sportarten sehr wertvoll sein können. „Das Verständnis der Entstehung der am Fahrradergometer erbrachten sportlichen Leistung erfordert einen integrativen Zugang, der die Fachbereiche Bewegung und Sport, Biologie, Chemie, Mathematik, Physik und Informatik umfasst“, so Wolfram Müller.

Ausdauerleistungsfähigkeit.
  Für die Untersuchung der Ausdauerleistungsfähigkeit ist die Belastung großer Muskelgruppen, wie sie etwa beim Radfahren oder Laufen auftritt, erforderlich. Als Testmethode wird hier die Fahrrad-ergometrie verwendet, weil die vom Sportler mechanisch erbrachte Leistung sehr genau gemessen werden kann. Besonderes Augenmerk gilt hier der Herzfrequenz und der Laktatkonzentration im Blut im Zusammenhang mit körperlicher Leistung. Es soll die anaerobe Schwelle bestimmt werden. Dies ist jener Belastungswert (mechanische Leistung am Fahrradergometer), bei dem die Laktatbildung und Laktatelimination gerade noch im Gleichgewicht stehen (Maximaler Lactat Steady State - MLSS). Eine höhere Leistung als die am Punkt des MLSS erbrachte, kann über längere Zeit nicht aufrechterhalten werden, da die ständig steigenden Laktatwerte zu einer Übersäuerung führen, wodurch die für die Muskelkrafterzeugung erforderlichen Stoffwechselvorgänge beeinträchtigt werden.

Fahrradfahren hebt die Stimmung
Kaum einer Sportart wird so viel Gutes nachgesagt wie dem Radfahren: Fahrradfahren hält fit und ist gesund, stärkt Herz und Lunge, stählt die Muskeln und hebt die Stimmung. Aber: Wie trainiere ich optimal? Welche Risiken birgt dieser Trendsport? Manfred Unterholzer von KORSO sprach darüber mit dem Sportwissenschafter Mag. Markus Stark aus Graz.

Ist Radfahren gesünder als Joggen?
Grundsätzlich kann man dies nicht so behaupten. Beide Sportarten haben ihre Vorteile. Abgesehen von den Anschaffungskosten bietet sich Radfahren vor allem für übergewichtige Personen an, um eine Überlastung eher zu vermeiden, da der Puls bei Belastung effektiver  reguliert werden kann. Beide Sportarten haben bei richtiger Durchführung einen positiven Gesundheitseffekt.

Auf den steirischen Straßen sind immer mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs. Kann Radfahren glücklich machen?
Es ist bekannt, dass durch Bewegung Hormone produziert werden, welche die Psyche positiv unterstützen. Stresshormone werden durch richtige Bewegung abgebaut – man wird definitiv stressresistenter. Nicht nur Stresshormone werden abgebaut, sondern auch Hormone, die für unser Gehirn und vor allem für die Gedächtnisleistung wichtig sind, werden produziert. Bewegung, egal ob Radfahren oder Joggen, hält Körper und Geist fit.

Ist nicht jeder Sport gesund fürs Herz?
Dies kann man generell so nicht behaupten. Dass unser Herz regelmäßige Bewegungsreize benötigt ,ist sicher. Durch regelmäßigen Ausdauersport kann es zu einer Vergrößerung des Herzens kommen. Die ist aber nur ein an die Belastung adaptiertes Herz. Es ist mit einem Motor zu vergleichen: ein V 8 mit viel Hubraum oder ein 4-Zylinder mit wenig Hubraum bei einem Nichtsportler. Heutzutage ist die Bewegung nach einem Herzinfarkt ein wichtiger Teil der Rehabilitation und nicht mehr wegzudenken.

Von welcher Belastung an wird es für den Hobbysportler riskant?
Wer jahrelang keine Bewegung mehr gemacht hat und danach ohne jegliche ärztliche Voruntersuchung versucht, Höchstleistungen zu erbringen, kann gesundheitlichen Schaden davontragen. Bei den meisten Anfängern ist der Ehrgeiz größer, als dies der Körper zulässt. Viele verlieren dadurch nach wenigen Wochen Training und permanentem Muskelkater wieder die Freude an der Bewegung. Also für Beginner: „Weniger ist mehr.“

Wie erzielt man einen optimalen Trainingseffekt?
Das hängt davon ab welche Ziele man hat. Trainingssteuerung ist heutzutage eine eigene Wissenschaft. Was für einen zu viel und zu intensiv ist, kann für den anderen zu wenig sein. Hier kann die sportwissenschaftliche Beratung absolut hilfreich sein. Für Beginner zählt „Umfang vor Intensitätssteigerung“ d. h. z. B. erste Woche 15 Min/Tag Walken, zweite Woche auf 25 steigern usw. Die Herzfrequenz wird zuvor bestimmt und nicht verändert. Nach einer gewissen Zeit der Anpassung verändert man auch die Intensität.

Woran merke ich, dass ich im günstigen Trainingsbereich liege?
Ohne vorherigen Test (z. B. Laktattest) ist es schwer, die optimalen Trainingszonen zu bestimmen. Viele überschätzen sich, da der Ehrgeiz zu groß ist. Die Muskulatur benötigt aber Zeit, um sich anzupassen, und genügend Sauerstoff, damit nicht viel Laktat zu produziert wird. 210 minus Lebensalter als Maximalpuls und davon 55-65% gelten als Trainingsbereich für das Radfahren.

Welche Risiken gibt es beim Radfahren?
Das größte Risiko sind sicherlich der Straßenverkehr und rücksichtslose Autofahrer. Dies gilt aber auch für manche Radfahrer. Auch mangelnde Ausrüstung kann schwere Folgen nach sich ziehen. Helmpflicht wäre sicherlich angebracht und auch die Vorbildwirkung der Eltern, indem sie einen Helm tragen. Wenn es gesundheitlich keinen Einwände  gibt, steht dem Spaß auf Rädern nichts im Weg.


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