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Sciencetalk 14: Sergio Bologna |
Montag, 10. September 2007 | |
Die ,neuen Selbstständigen‘ und die problematische Welt der Arbeit nach der Lohn-Arbeit Mittwoch, 12. September 2007, 19.30 Uhr im Salon der Neuen Galerie Moderation: Christian Eigner Veranstalter: Neue Galerie Graz, Medienpartner: KORSO, Der Standard Sergio Bologna war Professor für Soziologie in Padua und arbeitet nun in als Soziologe, Unternehmer und Berater in Mailand. Bekannt wurde er als Vertreter des „operaismo“, einer marxistischen Strömung, die – existent seit Anfang der 60er Jahre – die autonomen kämpfenden Subjekte (der Arbeiterklasse) als Motoren für die Transformation der kapitalistischen Gesellschaftsverhältnisse und der poststalinistischen Regime des Ostens sah. Diese Betrachtungsweise schärft den Blick auf die Veränderungen innerhalb arbeitenden Klasse: Waren im fordistischen Produktionsmodell bis in die achtziger Jahre große Fabriken mit einer Vielzahl von LohnempfängerInnen die Regel, so änderte sich dies danach rasch: kleinere Produktionseinheiten, Outsourcing, Rationalisierungen, Digitalisierung und neue Produktionsverfahren brachten Arbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, Scheinselbstständigkeit und eine neue Gruppe kleiner selbstständiger Arbeiter und Einpersonenunternehmen hervor. Bologna war in den 1990er Jahren einer der ersten, der Überlegungen zur neuen Selbstständigkeit anstellte, seine „10 Thesen“ wurden weit über Italien hinaus diskutiert. Ein Hoch-Risiko-Existenzfeld. In einem Interview mit der Wiener Zeitschrift malmoe im Mai 2005 betonte Bologna die besonders schwierige Situation der kleinen Unternehmensgründer – die große Mehrheit dieser Unternehmen überdauert nicht mehr als drei Jahre, wie der Global Entrepreneurship Monitor dokumentiert: „Die große Mehrheit der Leute, die nach der Krise von 2000 noch den Willen haben, eine ,Existenzgründung‘ zu unternehmen, macht das, weil sie keine andere praktikable Alternative sieht. Diese Menschen sind gezwungen, den Versuch zu unternehmen, selbständig zu werden. Sie nehmen ein viel größeres Risiko auf sich als diejenigen, die sich eine Existenz mit prekärer Beschäftigung verschaffen. Wenn sie Pleite gehen, sind sie arbeitslos und haben überdies einen Haufen Schulden. Ein Prekärer wird ,nur‘ arbeitslos.“ Die „neuen Selbstständigen“ sind für Bologna ein Schlüssel zum Verständnis der gerade stattfindenden gesellschaftlichen Umbrüche: Nicht die „globalization“, sondern vielmehr die „domestication“ stellt seiner Ansicht nach die wirklich wichtige Veränderung der Organisation von Arbeit in der Gegenwart dar. Damit ist jene Entwicklung gemeint, die immer mehr Menschen von zu Hause aus als Zulieferer oder Kleinproduzenten tätig werden lässt – unter permanentem Existenzdruck und unter der Investition von immens viel Zeit – ohne dennoch eine Chance zu haben, mit ihrem Verdienst überleben zu können. Darüber ist nicht nur unter dem Aspekt der Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu diskutieren, sondern auch unter dem der Vernichtung von Kapital und Ressourcen, die in diesem Hoch-Risiko-Existenzfeld mitunter der Fall ist. Von Bologna erschien 2006 bei Nausner & Nausner in Graz: „Die Zerstörung der Mittelschichten. Thesen zur neuen Selbstständigkeit.“
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