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Sind WIR wirklich überall?
Halten Sie es für ein positives Zeichen funktionierender Demokratien, dass sich die Regierungschefs der G8 hinter einem zwölf Kilometer langen Hochsicherheitszaun, einer Bannmeile, zahllosen Polizisten, Militär, Grenzkontrollen usw. verschanzen zu müssen glauben, um ihr Treffen abzuhalten? Wer sind ihre Gegner, die ihnen eine derartige Furcht einjagen? Der kürzlich erschienene „orange Ziegel" mit dem Titel „Wir sind überall" versucht auf etwa 540 Seiten Antwort auf diese Fragen zu geben. Darin präsentiert das Redaktionskollektiv „Notes from nowhere" eine Innensicht auf die verschiedenen Bewegungen, die sich einer Veränderung der Welt zum Besseren verschrieben haben und sich als „Wir" begreifen gelernt haben. – Ein Vorgang, der – am Rande bemerkt – vor Graz halt gemacht zu haben scheint. Hier wuselt eine große Zahl von mehr oder weniger kritischen und subkulturellen Gruppen und Initiativen herum, denen, wie mir scheint, nur eine Eigenschaft gemein ist: Dass sie zueinander (im Regelfall) nicht kommen können. Es geht ihnen wie den Königskindern. (Vielleicht hören wir als Kinder zu viele Märchen, die von PrinzessInnen handeln!) „Wir sind überall" gibt einen Einblick in die enorme Vielfalt der Initiativen, die sich dem Versuch, alles „dem Markt" zu unterwerfen, und dem Monster, das sich hinter dem nichtssagenden Wort „Neoliberalismus" verbirgt, entgegenstellen (häufig um massive Zerstörungen vor Ort zu verhindern). Wir begegnen den mexikanischen Zapatistas, deren Aufstand am 1. 1. 1994 zu Recht als Initialzündung für die neuen Bewegungen gewertet wird, begegnen den AktivistInnen gegen das M11-Straßenprojekt in England, den Sans Papiers, Reclaim the Streets, peoples global action, der Landlosenbewegung Brasiliens, den Gemeinschaftsgärtnern New Yorks, thailändischen Protestdörfern (assembly of the poor), verschiedenen Bauernbewegungen, wie z. B. der radikalen Bauernvereinigung des Bundesstaats Karmataka in Indien oder der Confederation Paysanne aus Frankreich, der Infernal Noise Brigade, Indymedia undundund. Begriffe wie „Autonomie, Bezugsgruppen, Karneval" werden auf lebendige Art und Weise theoretisch geklärt. Des Weiteren werden Aktionsformen beschrieben und Kristallisationspunkte des globalen Widerstands dargestellt. Schon nach der Hälfte des Buches ist ein Phänomen ganz klar zu erkennen: „Überall gibt es Menschen, die genug haben von den vorherrschenden Werten, die versuchen, ihr eigenes Leben zu ändern, neue Räume zu öffnen und eine würdevollere Gegenwart zu schaffen. Überall gibt es Mitstreiter, die sich danach sehnen, ein Abenteuer zu leben." P.S.: Für diejenigen, die ihren Blick darauf lenken wollten, was die G8 genau sind, sei ein zweites aktuelles Buch empfohlen, in dem hochrangige AutorInnen sich diesem Thema widmen. Notes from nowhere: Wir sind überall, weltweit, unwiderstehlich, antikapitalistisch. Nautilus Verlag: März 2007. 20,50 Euro Henning Melber/Cornelia Wilß (Hrsg.): G8 Macht Politik. Wie die Welt beherrscht wird. Mit Beiträgen von Elmar Altvater, Walden Bello u.a. Brandes & Apsel 2007. 15,40 Euro Mag. Wolfgang Wagner, Jg. 1963, Germanist, Autor, Aktivist und Sozialpädagoge führt seit Juli 2006 den Buchladen „Wendepunkt" in der Josefigasse 1, 8010 Graz, Tel/Fax 0316/ 76 52 44, WoWagner@gmx.at
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