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„Unsere Arbeit würde erst dann auffallen, wenn sie nicht richtig funktioniert"
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ImageStadträtin Wilfriede Monogioudis: „Bin strikt gegen die Privatisierung der Stadtwerke."

Für KORSO sprach Joachim Hainzl mit Stadträtin Wilfriede Monogioudis über die Bedeutung der Grazer Wirtschaftsbetriebe – und deren Geschichte.

Die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Graz feiern heuer 100 Jahre Stützpunkt in der Sturzgasse. Warum ist dieses Datum so wichtig?

Mit dem Beschluss zur Errichtung des Fuhrhofs in der Sturzgasse wurde ein wichtiger Schritt der kommunalen Leistungserbringung im Dienste und zum Nutzen aller BürgerInnen in Graz gesetzt. Denn damit verbunden war die Entscheidung, die Müllabfuhr aus sanitären und wirtschaftlichen Überlegungen in Eigenregie durchzuführen. Die Stadt zog so die Konsequenzen aus der seit 1889 von privaten Fuhrwerksunternehmern durchgeführten Abfuhr, für die sie immer mehr zahlen musste, wobei sich zugleich die Beschwerden der Bevölkerung über die Belästigungen durch die Abfuhr häuften.

100 Jahre später gibt es nun wieder eine neoliberal eingefärbte Diskussion um eine mögliche Privatisierung dieses kommunalen Tätigkeitsbereichs.
Ja, und ich bin strikt gegen solche Pläne. In Deutschland sind diesbezügliche Ideen bereits wieder überholt, und die privatisierten Tätigkeitsbereiche wurden vielfach wieder kommunalisiert. Gerade am Beispiel der Grazer Stadtwerke zeigt sich, welche negativen Folgen die Herauslösung des lukrativen Energiebereichs z. B. für den Sektor des öffentlichen Verkehrs hat. Nun äußert die Wirtschaft Begehrlichkeiten bezüglich der Müllabfuhr. Bereits heute gibt es eine Trennung zwischen den privat abtransportierten, rezyklierbaren „Wertstoffen", wie Altpapier oder Altglas, und dem durch die Stadt entsorgten Restmüll. Die Gefahr ist groß, dass all das im Verantwortungsbereich der Kommune übrig bleiben würde, was „undankbare", kostenaufwändige Aufgaben sind, wie etwa die Straßenreinigung. Da es immer kommunale Bereiche geben wird, die nicht kostendeckend arbeiten können, braucht es den finanziellen Ausgleich zwischen diesen und den kostendeckenden Bereichen in einem Betrieb. Insofern stehe ich auch der erfolgten Übertragung der städtischen AEVG-Anteile an die Stadtwerke skeptisch gegenüber, da dadurch der Weg für eine zukünftige Privatisierung geebnet wurde.

Neben Ihrer Tätigkeit als Stadträtin sind Sie Geschichtestudentin und Sie werden in Ihrer Diplomarbeit die Geschichte der Grazer Wirtschaftsbetriebe behandeln. Lässt sich dazu bereits etwas sagen?
Ja, und zwar dass die kommunale Verwaltung eigentlich immer recht gut auf die städtischen Grundaufgaben reagiert hat, auch wenn sich diese im Laufe der Zeit sehr verändert haben. So wurden etwa Ende der 1920er-Jahre die Erdgruben bei den Häusern zur Sammlung des Hausmülls durch das hygienischere Mülltonnensystem ersetzt.
Durch die damals großteils bereits abgeschlossene Kanalisierung wurde auch der Fuhrhof entbehrlich und dieser zum städtischen Wirtschaftshof mit Garagen und Reparaturwerkstätten umgestaltet. Der Fuhrhof war übrigens deshalb in der heutigen Sturzgasse errichtet worden, da sich dort die Sturzbrücke befand. Bis zur Einführung der Kanalisation wurden die Fäkalien der GrazerInnen in Fässern auf Fuhrwerken dorthin gebracht und in die Mur geschüttet.

Wie entwickelte sich der Wirtschaftshof nach dem Krieg?
In den Nachkriegsjahren erfolgte wegen fehlender Maschinen die Straßenreinigung wieder vorwiegend händisch. 1949 war erst knapp die Hälfte der Kriegsschäden an den Fahrbahnen behoben. Da in der Folgezeit das Müllaufkommen rasant anstieg, wurden 1965 die ersten 300 Großmüllbehälter und ein Spezialmüllwagen angekauft. Im Bereich der Straßenreinigung kamen zudem aufgrund der starken Bautätigkeit jährlich rund 20 Kilometer zu reinigende Straßen dazu. So mussten immer wieder Erneuerungen vorgenommen werden, um auf die sich ständig erhöhenden Anforderungen zu reagieren.

Ist diese Ausweitung der Aufgabengebiete inzwischen abgeschlossen?
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Die Leistungsschau 2007 der Wirtschaftsbetriebe steht unter dem Motto:
„100 Jahre Stützpunkt Sturzgasse – 100 Jahre im Dienst der BürgerInnen"
Samstag, 23. Juni 2007
, 10:00 bis 14:00 auf dem Grazer Hauptplatz
Musik: Live von „Kanal 4" Moderation: Jörg-Martin Willnauer
Quiz für Groß und Klein mit tollen Blumenpreisen – Überraschungen für die Kinder – Steigerfahrten auf 30m Höhe –Präsentation der Geschäftsbereiche

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