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Ruiss meets Wolkenstein
Archiv - Kultur
ImageGerhard Ruiss/ Oswald von Wolkenstein: Lieder. Nachdichtungen. Wien, Bozen: Folio 2007,190 S., 22.50 Euro

Mit Nachdichtungen alter Texte ist das so eine Sache: Allzu viel offen zur Schau getragene Subjektivität des Nachdichters oder die Übertragung eines Textes in einen aktuellen Zusammenhang nehmen den LeserInnen zwar die Arbeit ab, sich in die Verhältnisse einer vergangenen Epoche einzudenken – aber sie reduzieren auch das Vergnügen des Verstehens im ursprünglichen sozialen und kulturellen Zusammenhang. Darum gefallen dem Schreiber dieser Rezension die Villon-Nachdichtungen von Paul Zech einfach besser als jene H.C. Artmanns.
Bei seiner eben erschienenen Nachdichtung von 53 der 134 erhaltenen Lieder und Spruchdichtungen Oswald von Wolkensteins scheint Gerhard Ruiss, Lyriker und Geschäftsführer der Interessensvertretung IG AutorInnen, aber ein wenig ins andere Extrem verfallen zu sein und überhaupt jegliche subjektive Annäherung vermieden zu haben – nicht einmal die äußerst knapp gehaltene Vorbemerkung lässt irgendeinen Schluss darauf zu, dass Ruiss ein mehr als nüchtern-berufliches Interesse an seinem spätmittelalterlichen Kollegen hegen könnte; aber vielleicht liegt dies ja auch an der Persönlichkeit des Südtiroler Ritters, der bekanntlich nicht unbedingt ein Sympathieträger war. Das Ergebnis entspricht ohne Zweifel der eingangs geäußerten Absicht, „die Lieder Oswalds von Wolkenstein für sich selbst sprechen zu lassen"; und da gibt es in der Tat viel zu entdecken... cs

Buchpräsentation: 6. Juni 2007, 19:00, Oratorium der Österreichischen Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, 1010 Wien, Lesung von Gerhard Ruiss und Präsentation der Handschrift A von Oswald von Wolkenstein

Weitere Lesungen:
15. Mai, Universitätsbibliothek Innsbruck
17. Mai, Ansitz Tschindlhof, Eppan
23. Mai, Bibliothek Zirl

KORSO verlost in Kooperation mit dem Folio Verlag ein Exemplar des Buches beim KORSO Kulturquiz unter www.korso.at
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