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Im Juni in Graz: PhilosophInnen diskutieren über die Willensfreiheit |
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Der heuer in Graz stattfindende Kongress der österreichischen Gesellschaft für Philosophie behandelt ein aufgrund neuester naturwissenschaftlicher Erkenntnisse brandaktuelles Thema: Hinter dem Titel des Symposiums „Gehirne und Personen" verbirgt sich nichts weniger als die Frage, ob das Ich nun nichts anderes als eine Illusion sei, eine bloße Emanation nach physikalischen und chemischen Gesetzen zwangsläufig ablaufender Prozesse – oder ob es sich doch um die steuernde Instanz dieser Prozesse handelt. Vor allem die Experimente des amerikanischen Neurophysiologen Benjamin Libet haben dem verständlichen menschlichen Wunsch, über einen freien Willen zu verfügen, einen schweren Schlag versetzt: Wenn eine Versuchsperson gebeten wurde, durch Druck auf eine Stoppuhr den Zeitpunkt für eine bewusst getroffene Entscheidung – etwa für eine bestimmte Handbewegung – bekannt zu geben, konnte mit entsprechenden Messmethoden festgestellt werden, dass sich das Bereitschaftspotenzial für diese Bewegung im Gehirn bereits 0,3 Sekunden vor dem bewussten Entschluss aufbaute. „Menschen tun nicht, was sie wollen, sondern sie wollen, was sie tun", lautete der bestürzende Schluss der ExpertInnen. Determinismus und freier Wille. „Es ist richtig, dass diese Forschungen deterministischen Modellen Vorschub leisten", sagt der Grazer ao. Professor für Philosophie Wolfgang L. Gombocz, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie und gemeinsam mit ao. Prof. Christian Hiebaum vom Institut für Rechtsphilosophie Organisator des 8. Kongresses der Gesellschaft, der von 7. bis 9. Juni in Graz am ReSoWi-Zentrum stattfindet. „Ich meine aber, dass diese zwei Zehntelsekunden noch eine zu geringe Basis für deterministische Schlussfolgerungen sind." So weise etwa auch der Dortmunder Philosoph Lutz Wingert, einer der Key-Note-Speaker des Kongresses, diese These als verkürzend zurück. Andere wiederum wie der Eröffnungsredner Ansgar Beckermann meinen, dass Physikalismus und Determinismus durchaus mit der Idee der Willensfreiheit vereinbar sind. Interdisziplinär. „Der Kongress ist interdisziplinär", betont Gombocz, „aufgrund des Themas haben wir eine größere Anzahl von Nicht-PhilosophInnen eingeladen. Unter den 130 eingelangten Referaten beschäftigen sich einige mit Fragen der Embryonen- oder der Gehirnfunktionsforschung, aber auch JuristInnen sind unter den ReferentInnen – „schließlich tangiert diese Frage ja beispielsweise auch den Bereich der strafrechtlichen Verantwortung." Diskutiert werden sollen Fragen wie: Was bedeuten Autonomie, Verantwortlichkeit und Rationalität unter der Bedingung weitgehender oder sogar gänzlicher neuronaler Determinierung? Welchen Gebrauch sollen wir von neurophysiologischen Möglichkeiten der Verbesserung kognitiver Fähigkeiten machen? Welche Rolle spielen Gefühle bei der Erklärung und Rechtfertigung von Handlungen? Sind sie nur auf der kausalen oder motivationalen Ebene wirksam oder haben sie auch eine kognitive Funktion? Gibt es etwas, das uns die Psychoanalyse noch lehren könnte? Der Kongress steht allen Interessierten offen: Es wird auch die Möglichkeit geben, zu einem ermäßigten Preis nur einen Vormittag oder einen Tag teilzunehmen. Gehirne und Personen. Mit einem Schwerpunkt zur Österreichischen Philosophie 7. bis 9. Juni 2007 in Graz Genaues Programm, Anmeldung: www.oegp.org/kongress07
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