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Die Kunst in den Medien |
Archiv - Rezensionen | |
Mittwoch, 8. Februar 2006 | |
Der Re- und Präsentation von Kunst in den Medien war eine Diskussion im Kunsthaus Graz gewidmet. Nach einer 2005 durchgeführten Studie der Hochschule für Kunst und Musik in Hannover wird eine deutliche Zunahme der Kulturberichterstattung in deutschen Printmedien seit 1984 verzeichnet. Speziell das Feuilleton, Kunstkritik und Berichterstattung über Rockmusik und Film erfuhren eine quantitative Aufwertung. Johanna Kandl, Mitglied des Vorstandes der Wiener Secession und Malerin, monierte zunächst das Schwinden des öffentlichen Raumes durch Privatisierung. „An diesem Kampf nimmt man als Künstler auch Teil und möchte die Definitionsmacht über den öffentlichen Raum nicht den Medien überlassen." Sie könnte, behauptet Kandl tapfer, ohne Kunstkritik in den Printmedien auskommen, lenkt aber ein, sie arbeite „irrsinnig gern mit lokalen Medien zusammen". Regionalfernsehen und Gratiszeitungen seien „etwas Wunderbares, speziell die Weinviertler Nachrichten, Ausgabe Mistelbach". Der um drastische Verbalbilder selten verlegene Wolfgang Lorenz, Leiter der Abteilung Planung und Koordination im ORF, Intendant von Graz 2003 und verantwortlich für 25 Peaces im Gedankenjahr 2005, bezeichnete drei von den Medien aufgegriffene Ereignisse über den Jahreswechsel als „die erste Staatsoperette des 3. Jahrtausends", nämlich die von der Kronenzeitung skandalisierte Plakatserie in der Reihe euroPART der 25 Peaces (für das Kleinformat interessant waren eigentlich nur die Beiträge von Carlos Aires und Tanja Ostojic), das „Salzfass der Nation" und der Fall Klimt. „In allen drei Fällen wurde von Kunst überhaupt nie geredet, insofern haben diese Fälle mit Kunst in den Medien überhaupt nichts zu tun." Vielmehr werde der Titel Kunst erst bemüht, „wenn das gesellschaftliche Dekor ins vermeintlich Unanständige abgleitet". Alle drei Fälle hätten mehr mit Kriminalistik als mit Kultur zu tun. In den Medien sei die Kunst ein Vorwand für Polemik geworden, künstlerische Inhalte fänden keinen Platz. Kunst werde benützt, um die Gesellschaft zu unterhalten, zu amüsieren oder zu kriminalisieren. Da seien die Medien in Österreich „nicht besonders gut aufgestellt". Ein Pauschalurteil, das Lorenz im Verlauf des Gesprächs nicht detailliert behandeln wollte, allerdings legte er nochmals nach, indem er von „Arschlöchern" sprach, die sich anmaßten über Kunst zu publizieren. Die wirkliche Geschichte der Saliera von Benvenuto Cellini spielte in den Medien gegenüber der Geschichte des Diebes keine Rolle. Der Intendant der Kulturhauptstadt Linz 2009 und vormalige Direktor der Schweizer Expo, Martin Heller, bestätigte Lorenz insofern, als die Tendenz zur Skandalisierung kein allein österreichisches Phänomen sei. Zu den Grundbedingungen einer Öffentlichkeit der Kunst jedenfalls gehörte das nur bedingte Ausüben von Kontrolle. Die Wahrnehmung von Kunst sei gegenwärtig, ähnlich den Bedingungen, wie sie in den 1960ern geherrscht haben, nur einem Kreis von Eingeweihten vorbehalten. Auf die Frage des Moderators Gerfried Sperl, ob auch in Deutschland den Begleitumständen um Saliera, Klimt und 25 Peaces mehr mediale Aufmerksamkeit geschenkt wird als kunst- und kulturhistorischen Inhalten, antwortet die in Österreich lebende und aus Düsseldorf kommende Kunstkritikerin Sabine Vogel, dass Kunstrezension und Kulturberichterstattung ihrer Meinung nach in Österreich einen weit höheren Stellenwert hätten als in Deutschland. Zu Recht und nahe liegend stellte Wolfgang Lorenz fest, Printmedien seien, bis auf wenige Ausnahmen, nicht der Ort, an dem Kunst präsentiert wird. – Sie sollten allerdings Ort der Besprechung, Rezension und Diskussion sein. Es bleibt der Eindruck, die Diskutanten konnten oder wollten sich nicht auf einen Gegenstand ihres Gespräches einigen. Ob die Kunst im öffentlichen Raum diskutiert werden sollte und ob dieser öffentliche Raum auch der mediale sein kann, ob zwischen Rezension oder inhaltlicher Vermittlung der Kunst via Medien im Gegensatz zur ebenso möglichen Funktion des Marketingmittels unterschieden werden soll, blieb unbehandelt. Noch ein Hinweis: Das Thema Die Freiheit der Kunst im öffentlichen Raum diskutieren am 14. 02., ab 20.00 Uhr, Katharina Blaas-Prantscher, Werner Fenz, Hildegard Fraueneder, Alfred J. Noll, Walter Seidl und Armin Thurnher im Forum Stadtpark. wm
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