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Grazer Kunsthistoriker kuratiert Geymüller-Ausstellung an den Uffizien
Archiv - Rezensionen
Mittwoch, 8. Februar 2006
ImageIn den Zwanzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts gelangte der Nachlass des in Wien geborenen Architekturhistorikers Heinrich von Geymüller (1839 bis 1909) durch seinen Freund und Schüler Hermann Egger, den damaligen Vorstand des Instituts für Kunstgeschichte, an die Karl-Franzens-Universität Graz.

Dann kümmerte sich jahrzehntelang niemand darum – bis eines Tages der Kunsthistoriker Josef Ploder auf der Suche nach der Ursache für einen Wassereinbruch in einen Hörsaal des Instituts nicht nur eine defekte Dachrinne, sondern auch einige Mappen aus Geymüllers Nachlass entdeckte, die ihn so interessierten, dass er sie zum Gegenstand seiner Forschungen machte und die Ergebnisse unter dem Titel „Heinrich von Geymüller und die Architekturzeichnung. Werk, Wirkung und Nachlass eines Renaissance-Forschers" im Rahmen seiner 1995 eingereichten Habilitationsschrift veröffentlichte.
 
ImageBekannte Werke. „Im Rahmen der Bearbeitung des Nachlasses habe ich mich auch intensiv mit der ,Raccolta Geymüller‘ beschäftigt", erzählt Ploder, – einer Sammlung von Architekturzeichnungen zumeist bekannter Renaissance-Künstler, die Geymüller 1907 an die Uffizien verkaufte; der Architekturhistoriker hatte die Sammlung vom römischen Grafen und Vatikan-Beamten Campello zur Gutmachung von Schulden erhalten. Die „Raccolta" umfasst zwei Codices – „nicht drei, wie leider im Ausstellungstitel irrtümlich angegeben", betont Ploder – und 74 Einzelzeichnungen, die zum Teil von Künstlern mit klingenden Namen wie Bramante oder Antonio und Giuliano da San Gallo stammen. „Darunter sind Blätter, die so bekannt sind, dass sie sogar als Poster erhältlich sind – wie etwa ein Schnitt durch die Kuppel des Fiorentiner Doms, das enorme Projekt eines Palazzo Medici an der Piazza Navona oder ein Bramante-Entwurf für den Petersdom."

Nun soll die Sammlung Geymüller zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit in Florenz gezeigt werden – und nachdem Ploder weltweit der einzige Wissenschafter ist, der sich mit allen Werken der „Raccolta" beschäftigt hat, ist die Leitung der Uffizien an ihn mit dem Ersuchen herangetreten, die wissenschaftliche Leitung der Schau zu übernehmen; eine Aufgabe, zu deren Erfüllung Ploder während des Sommersemesters 2004 von der Uni Graz freigestellt war. Die Ausstellung ist noch bis 7. Mai in den Uffizien zu sehen.

cs

Link Zur Ausstellung:
www.polomuseale.firenze.it/mostre/mostra.asp?id=67

Zum Ausstellungsort:

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