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„Zukunft“ – in der Schweiz noch zu kaufen
Archiv - Kultur
Mittwoch, 15. November 2006
ImageWer vorsorgt, hat es einfach besser oder: bei richtiger Strategie tritt man dem Herrn korrekt gegenüber. So ähnlich kann man vielleicht die Lehre aus dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen, Matthäus 25, 1-13, verstehen. Abgesehen davon hinkt das Bild nicht schlecht, wenn da zehn Jungfrauen auf ihren Bräutigam, nämlich Jesus, der wiederkehren soll, warten.

Mit diesem skurrilen Bild aber leitete der Philosoph, Literaturkritiker und Kulturpublizist Konrad Paul Liessmann seine Herbstvorlesung für die Akademie Graz im Kulturzentrum bei den Minoriten ein. Für Zukunft - Über Säkularisierte Heilserwartungen, so der Titel der dreiteiligen Vorlesung, recherchierte Liessmann zunächst im Internet und kommt zu dem Schluss, „so viel Zukunft war noch nie", so viel Unverständnis für den Begriff und die alltäglichen damit verbundenen Paradoxien, möchte man ergänzen, dürfte schon länger bestehen. Vergleichbar seinem Vorredner Rudolf Burger, der in seiner Kleinen Geschichte der Vergangenheit an Augustinus erinnert hatte, nach dem die Vergangenheit nur durch das Erinnern in einen gegenwärtigen Diskurs zu bringen ist und – weil vergangen – kein Teil von Gegenwart sein kann, legte Liessmann diese These an ein Verständnis der Zukunft an. Hier scheint der Schluss noch plausibler zu sein: Zukunft muss eine imaginäre Größe sein, der nichts Gegenwärtiges anhaften kann. Auch wenn Produkte durch Versprechen von „Zukunftstechnologie" beworben werden, muss man sich der Paradoxie bzw. der Unmöglichkeit solcher Behauptung bewusst sein.

Wenzel Mraček

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