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Altstoffe sammeln – aber richtig!
Archiv - Nachhaltigkeit und Ökoland
Mittwoch, 8. Februar 2006
ImageZu Beginn der achtziger Jahre wurde in der Stadt Graz die getrennte Sammlung von wieder verwertbaren Altstoffen (zunächst Glas und Papier) und dem übrigen Restmüll eingeführt. Das Angebot wurde von der Bevölkerung von Beginn weg äußerst positiv aufgenommen, sodass die Erfassungsquoten von Altpapier und Altglas in der steirischen Landeshauptstadt inzwischen weit über 80 Prozent liegen, jene für Bioabfall immerhin deutlich über 70 Prozent.

Doch nicht immer erfolgt die Trennung der Altstoffe im Sinne der Vorschriften und der Entsorgungsunternehmen – verursacht entweder durch Unwissenheit, Nachlässigkeit oder gar Vandalismus landen nicht wenige Abfälle und Verpackungsmaterialen in den falschen Behältern oder gar daneben: Ein daraus resultierendes Fakt für die kommunale Müllentsorgung ist in jedem Fall, dass sich diese „Fehlwürfe" negativ auf die Abfallverwertung auswirken, denn sie verursachen hohe Kosten, bedingen eine aufwändige Nachsortierung oder führen zu teuren Schäden an den Verarbeitungsanlagen.

Forum Abfallwirtschaft 2006. Die diesjährige Fachtagung „Forum Abfallwirtschaft" der AEVG, des Abfallentsorgungsunternehmens der Stadt Graz und der Grazer Stadtwerke AG, beschäftigte sich daher aus gegebenem Anlass Ende Januar mit der Thematik „Fehlwürfe in der kommunalen Abfallwirtschaft – tolerierbar oder unzumutbar?" Für die Betreuung der Veranstaltung sorgte die ARGE Abfallvermeidung.

Mit ausschlaggebend für das verstärkte Interesse an diesem Gegenstand ist auch die Entwicklung, dass es herkömmliche Mülldeponien bald nicht mehr geben wird (Vermeidung von Altlasten) und daher der Restmüll entweder thermisch oder mechanisch-biologisch behandelt werden muss. In Graz hat man sich für die mechanisch-biologische Variante entschieden, jährlich werden ca. 75.000 Tonnen Restmüll in der Aufbereitungsanlage der AEVG nach dem letzten Stand der Technik behandelt.

Mülltrennung soll bequem sein. Anlässlich der fünften Fachtagung der AEVG, die seit 2001 regelmäßig angehalten wird, hatten sich im großen Minoritensaal über 150 Vertreter von Kommunen und Abfallwirtschaft aus ganz Österreich versammelt, um sich über die zahlreichen Facetten der Probleme bei der Mülltrennung zu informieren. KR Heinz Musker, der Aufsichtsratsvorsitzende der AEVG, warf bereits in seinem Einleitungsstatement die Möglichkeit von alternativen Systemen der Mülltrennung auf, die z.B. erst bei der Verwertung durch das Entsorgungsunternehmen erfolgen kann. Dieses Konzept wurde von dem Experten DI Walter Scharf (Innovative Umwelttechnik GmbH) in seinem Vortrag ausführlich diskutiert. Er kommt zu dem Ergebnis, dass, auch wenn Fehlwürfe nie gänzlich vermieden werden können, die getrennte Sammlung dennoch ökonomischen Sinn macht: Die Qualität von Papier leidet zum Beispiel, wenn irrtümlich Restmüll in die Altpapiercontainer eingeworfen wird, was den Rohstoff für die Industrie unbrauchbar macht. Voraussetzung für ein funktionierendes Modell, resümiert Scharf, ist es „die Bequemlichkeit der Trennung für die Bürger zu ermöglichen, die nicht gewillt sind, einen Mehraufwand zu haben, wenn sie ohnehin Gebühren bezahlen müssen."

Optimierung der Strategien. Die Bewältigung der Herausforderungen in der Praxis demonstrierte Gerhard Baumer vom Umweltamt der Stadt Graz: „Das Funktionieren einer effizienten Mülltrennung erfordert eine ständige Verbesserung der bestehenden Sammelsysteme." Dafür wurden Maßnahmen ausgearbeitet, wie eine strategische günstigere Platzierung der Sammelbehälter, um Mülltourismus zu vermeiden, die Einführung des Holsystems „Gelber Sack" und eine intensivierte Informationsarbeit, die sich insbesondere an die Kinder im schulpflichtigen Alter richtet: „Denn diese üben eine nicht geringe Wirkung auf die Einstellung der Eltern aus." Wichtig ist daneben die weitgehende Einheitlichkeit der Trennsysteme, um Probleme bei der Zuordenbarkeit von Materialien zu vermeiden.

In dieselbe Kerbe schlug HR DI Wilhelm Himmel (FA 19D des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung), der sich der Analyse des Restabfalls aus den steirischen Haushalten gewidmet hat. Die Verbesserung der Sammelstrukturen hat zwar Früchte getragen, sodass der anfallende Restmüll pro Einwohner in den vergangenen Jahren nicht mehr nennenswert gestiegen ist. Trotz dieses Erfolges gibt Himmel zu bedenken, dass hier für die Kommunen immer noch ein gewaltiges Einsparungspotenzial gegeben ist: „Verpackungsabfälle im Restmüll verursachen allein in der Steiermark zusätzliche Kosten von 3,1 Mio Euro jährlich." Darüber hinaus verursachen Störstoffe im Restabfall Reparaturkosten an den Anlagen und können zu teuren Betriebsstillständen führen.

Aufklärung ist alles. Diese technischen Faktoren, wie die erhöhte Empfindlichkeit moderner Sortieranlagen gegenüber Störstoffen im Restmüll, erläuterte DI Walter Sattler, technischer Geschäftsführer der AEVG, an eindrucksvollen Beispielen wie schweren Motoren- und Getriebeteilen, Betonbrocken oder Schaumgummi, die immer wieder in der mechanischen Behandlung landen, weil sie nicht als Sperrmüll getrennt angeliefert wurden.

Die Herausforderung zur Vermeidung von unnötigen Mehrkosten lautet, die Bürger darüber aufzuklären, wie sie ihren Abfall richtig trennen sollen: Noch immer wird viel zu wenig beachtet, dass – abgesehen von Altpapier und Biomüll – nur Verpackungsstoffe in die Sammelbehälter gehören. So haben z.B. Fensterglas, Ceranherdplatten und Bleikristall nichts in der Altglastonne verloren, weil sie die Qualität des wieder verwertbaren Altstoffes senken und Umwelt belastende Verunreinigungen einbringen, erklärt Sattler, der für Zweifelsfragen auf das Mülltelefon (0316/ 296600) verweist.


js

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