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„Der Milosevic-Prozess“. Bericht eines Beobachters
Archiv - Eine Welt
Donnerstag, 12. Oktober 2006
Image Buchpräsentation mit dem Autor Germinal Civikov
Mittwoch, 18.10.2006, 19 Uhr im Stadtmuseum
Gotische Halle, Sackstr. 18, Graz
Moderation: Dr. Ilse Reinprecht
Veranstalter: KORSO und Promedia Verlag

Am 11. März 2006 wurde Slobodan Milosevic tot in seiner Zelle in Den Haag aufgefunden. Damit fand der so genannte „Prozess des Jahrhunderts" gegen den Präsidenten des dritten und letzten Jugoslawien ein jähes, unerwartetes Ende. Der 1995 vom UNO-Sicherheitsrat ins Leben gerufene Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) hatte am 27. Mai 1999, mitten im Bombenkrieg der NATO gegen Belgrad, Anklage gegen den damaligen jugoslawischen Präsidenten wegen Kriegsverbrechen in der Provinz Kosovo erhoben. Im Oktober und November 2001 erweiterte das Tribunal die Anklageschrift auf Kriegsverbrechen und Vertreibungen in Kroatien 1991-1992 sowie auf Völkermord in Bosnien 1992-1995.

In der Essenz der Anklage warf der Strafgerichtshof Milosevic vor, eine kriminelle Vereinigung (Joint Criminal Enterprise) angeführt zu haben, die auf den Trümmern des zerfallenen Jugoslawien ein Groß-Serbien errichten wollte. Als Mittel zu diesem Zweck hätten Milosevic und seine Vereinigung die Kriege in Kroatien, Bosnien und im Kosovo entfacht, systematische ethnische Säuberungen durchgeführt und verschiedene Kriegsverbrechen verübt, darunter auch einen Völkermord in Bosnien.

Germinal Civikov, während des Prozesses von Beginn an als Journalist anwesend, berichtet in diesem Buch vom Verfahren, wie er es beobachtet hat. Die Beweisführung der Anklage erfuhr ein komplettes Fiasko, das Verfahren erwies sich laut Civikov als politischer Schauprozess, in dem Richter und Ankläger in ihren Rollen oft nicht zu unterscheiden waren.
Der Autor: Germinal Civikov ist 1945 in der bulgarischen Donaustadt Russe geboren und lebt seit 1975 in den Niederlanden. Er hat in Sofia und Leiden Germanistik und Slavistik studiert und war bis 2004 Redakteur bei der Südosteuropa-Redaktion der „Deutschen Welle". Seine kritischen Beobachtungen zum Milosevic-Prozess veröffentlicht der Autor seit 2002 in zahlreichen Artikeln für niederländische, deutsche und bulgarische Zeitungen. 2004 war er am dreiteiligen Dokumentarfilm „Der Fall Milosevic" beteiligt, den der Regisseur Jos de Putter für das niederländische Fernsehen gedreht hat.

Germinal Civikov: Der Milosevic-Prozess. Bericht eines Beobachters. Wien: Promedia 2006, 216 Seiten, 13,90 Euro.

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