Home/Start
September 
  Die korso – Sonderausgabe für sozial Tätige und Engagierte
2 0 0 5 
  [Editorial] [Schwerpunkt: Kinder] [Aktuelles] [Veranstaltungen/Ankündigungen] [Soziallandkarte] [Links]
 

Mehr Qualität für unsere Kindergärten

 

 

Die drastischen Veränderungen in unserer Gesellschaft stellen die Kindergärten vor große Herausforderungen, auch die Ansprüche der Eltern an das Angebot zur Kinderbetreuung haben sich gewandelt. War noch vor wenigen Jahrzehnten der Besuch eines Kindergartens selbst im letzten Jahr vor der Volksschule – insbesondere in ländlichen Regionen – noch eher die Ausnahme, so haben sich in der Zwischenzeit die Familienstrukturen gravierend verändert: Es gibt eine deutliche Zunahme in der Zahl allein erziehender Eltern und auch von Einzelkindern.

Die Anforderungen des modernen Erwerbslebens, die auf eine hohe zeitliche Flexibilität – vor allem in den häufig von Frauen ausgeübten Teilzeitberufen – ausgerichtet sind, machen den weiteren quantitativen Ausbau des Betreuungssystems, nicht zuletzt in Richtung auf mehr Ganztagesplätze, dringend erforderlich. Doch was geschieht in Hinsicht auf die Entwicklung der Qualität – insbesondere im Licht der aktuellen OECD-Studie „Starting strong“ zur frühkindlichen Erziehung und Betreuung (Korso berichtete schon im März 2005) sowie in Bezug auf die Ziele einer gemeinsamen europäischen Bildungspolitik?

Anspruch auf einen fixen Betreuungsplatz
Eine quantitative Ausweitung des Betreuungsangebots – insbesondere für Kinder unter dem dritten Lebensjahr – ist von höchster Dringlichkeit, soll mehr Frauen die Möglichkeit gegeben werden, Beruf und Familie zu verbinden. „Bei Kindern im zweiten und dritten Lebensjahr beträgt der Bedarfsdeckungsgrad in der Steiermark nur 20%“, während bei den 3- bis 6-Jährigen das vorhandene Angebot zu 85% genutzt wird“, erklärt Soziallandesrat Dr. Kurt Flecker. Er will in der steirischen Landesverfassung – ein entsprechender Antrag wurde noch vor dem Sommer eingebracht – den Anspruch auf einen Betreuungsplatz als soziales Grundrecht für alle steirischen Kinder verankert haben. „Die Erziehungsberechtigten entscheiden dann, ob sie dieses Recht in Anspruch nehmen wollen“, betont Flecker, „denn es bildet eine unverzichtbare Grundlage für die Berufstätigkeit allein erziehender Mütter.“ Die Lücken im Angebot sollen mit Hilfe des Landes geschlossen werden. „Gemeinsam mit den Gemeinden, privaten Einrichtungserhaltern und Eltern ist die Umsetzung kurzfristig machbar“, ist Flecker zuversichtlich: „Zusätzlich notwendige bauliche Ausstattung wird zur Gänze vom Kindergartenbaufonds finanziert, zusätzlich notwendiges Personal in den ersten Jahren vom Land gefördert.“ Da durch die neue Regelung auch der Bedarf an Tagesmüttern steigen wird, soll deren Ausbildung in landesfinanzierten Lehrgängen angeboten werden. Nach Inkrafttreten des Verfassungsrechts werden die Gemeinden drei Monate Zeit haben, dem Ansuchen der Eltern nach einem Betreuungsplatz zu entsprechen.

< Soziallandesrat Kurt Flecker fordert den verfassungsmäßigen Anspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr.

Begrüßt wird der Vorstoß des Landesrates von der Vorsitzenden der Berufsgruppe steirischer Kindergarten- und HortpädagogInnen, Christine Kiffmann-Duller. „Das Recht auf einen Kinderbetreuungsplatz festzuschreiben würde zweifellos die Möglichkeiten erweitern, unseren Kindern eine bessere, pädagogisch fundierte Betreuung angedeihen zu lassen.“ Umgekehrt sei der von der FA7 des Landes eingebrachte Entwurf für ein neues Dienstrecht, in dem u.a. die Urlaubsregelungen der KindergartenpädagogInnen jenen der anderen Gemeindebediensteten angeglichen werden sollen, inakzeptabel und eine Abwertung der Arbeit der KindergärtnerInnen: „Auf der einen Seite will man zu Recht, dass wir mehr anspruchsvolle pädagogische Aufgaben übernehmen – und auf der anderen Seite will man unseren Status, der ohnehin schlechter ist als der von LehrerInnen, weiter abwerten. Dagegen werden wir uns zur Wehr setzen.“ Die Berufsgruppe steirische Kindergarten- und HortpädagogInnen fordert u.a. einen Bildungsplan mit ausgewiesenem Bildungsbudget für den frühen Bildungsbereich, mindestens 10 Wochenstunden Vorbereitungszeit und eine Verbesserung der Ausbildung von Kindergarten- und HortpädagogInnen. Und: „Wir begrüßen natürlich die Ausweitung der Öffnungszeiten“, so Kiffmann-Duller, „aber es ist klar, dass damit auch eine Aufstockung der personellen Ressourcen einhergehen muss.“

Umfassende und anspruchsvolle Aufgaben
Ein wichtiger Aspekt bei der Versorgung mit Kindergartenplätzen ist zunächst die finanzielle Leistbarkeit der Betreuung. Der Besuch des Kindergartens als vorschulische Erziehung ist schließlich freiwillig. „Von den etwa 12.000 Anträgen auf Beihilfe werden knapp drei Viertel positiv erledigt“, erklärt HR Dr. Albert Eigner von der zuständigen Fachabteilung des Sozialressorts das Anliegen seiner Behörde: „Für uns kommt es in erster Linie darauf an ein Angebot zu schaffen, das den Bedürfnissen der Eltern vor Ort gerecht wird. Dort wo Forderungen von Seiten der Wirtschaft in Bezug auf die zeitliche Flexibilität ihrer ArbeitnehmerInnen laut werden, würde ich mir auch wünschen, dass Betriebskindergärten zur Verfügung gestellt werden. Das ist aber – mit Ausnahme der KAGes – in der Steiermark nicht der Fall.“ Dabei sind die Aufgaben, die der Kindergarten heute zu erfüllen hat, äußerst vielfältig, betont Judith Frewein, Leiterin der pädagogischen Fachberatung: „Im Vordergrund steht die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes, also der Erwerb von Selbstkompetenz, daran schließt sich die Sozialisierung in einer familienähnlichen Konstellation. Erst darauf aufbauend folgt die Vermittlung von Fertigkeiten und Wissen sowie wo erforderlich Sprachkompetenzförderung – freilich unter Ausschluss schulartigen Unterrichts.“

Dr. Albert Eigner von der FA 6B des Landes wünscht sich eine faire Verteilung der Lasten, etwa durch die Einrichtung von Betriebskindergärten.

Judith Frewein zum heiß ersehnten Bildungsplan: „Es ist sehr wichtig, dass die frühkindliche Förderung nicht beliebig erfolgt.“

Die Erfüllung dieser komplexen Aufgabenstellung wird durch das frühere Eintrittsalter von Kindern – immer mehr kommen bereits mit drei Jahren in den Kindergarten – nicht gerade erleichtert. Die Zahl von sozial schwer integrierbaren und oft auch verhaltensauffälligen Kindern sei dadurch gestiegen, beklagen betroffene KindergartenpädagogInnen, was Entwicklungserfolg und Klima in der Gruppe nachteilig beeinflussen kann.

Mehr Qualität durch Bildungsplan
Bei allen vorhandenen Betreuungsbedürfnissen darf jedoch der Faktor der Qualitätsanforderung nicht übersehen werden – es kommt nicht nur darauf an, dass es genug Kindergartenplätze gibt, sondern dass diese die frühkindliche Entwicklung optimal unterstützen. Judith Frewein zum Projekt eines österreichischen Bildungsplanes, dessen Realisierung noch in den Kinderschuhen steckt: „Es ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt, dass die frühkindliche Förderung nicht beliebig erfolgt. Entsprechende Pilotprojekte zur Entwicklung eines Bildungsplanes laufen derzeit, z.B. in Oberösterreich.“

Prof. Wassilios Fthenakis: „Wir benötigen Bewertungsmodelle, die einen intra-individuellen Vergleich in der Entwicklung eines Kindes erlauben.“

Univ.Prof. Wassilios Fthenakis, Leiter des Bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik in München, gilt als einer der wenigen weltweit anerkannten Wissenschaftler auf dem Bereich der Kleinkindpädagogik. In den letzten Jahren war er u.a. an der Ausarbeitung von Bildungsplänen in Deutschland und Südtirol beteiligt. Fthenakis zu seiner Vorstellung davon, wie die Kindergartenpädagogik in einen übergeordneten Ansatz einzubetten ist: „Wir brauchen als Bildungsplan ein Konzept, wie wir mit Differenzen umgehen. Bis jetzt haben wir die Differenzen als Bereicherung ignoriert oder eliminiert. Wir benötigen zur Beurteilung der Qualität im Kindergarten Modelle, die einen intra-individuellen Vergleich erlauben, und nicht den Vergleich zwischen Kindern und Institutionen, d.h. welche konkreten Fortschritte hat ein bestimmtes Kind in einem gewissen Zeitraum gemacht? “

Evaluierung der Qualität
Der Feststellung und Entwicklung pädagogischer Qualität wird in der Forschung große Bedeutung beigemessen und sie findet auch vermehrt Zustimmung in der Praxis. Das derzeit einzige deutschsprachige Instrument, das eine standardisierte Evaluierung ermöglicht, ist die Kindergarten-Skala KES-R. Die auf einem amerikanischen Vorbild aufbauende Messmethode untersucht Prozess-, Struktur- und Orientierungsqualität der Kinderbetreuungseinrichtungen.

Ein neues, multiperspektivisches Messverfahren, das die Bedürfnisse der Eltern und Kinder stärker berücksichtigt und auch zur Selbstbewertung dienen kann, wird zurzeit vom Charlotte-Bühler-Institut entwickelt und soll nach einer Testphase bundesweit zum Einsatz kommen. Die 1992 gegründete Charlotte Bühler-Gesellschaft verfolgt mit ihrem Institut das Ziel Theorie und Praxis der Kleinkindforschung miteinander zu verknüpfen. Aktuelle Forschungsprojekte, Forschungsberichte, Schriftenreihen und Informationen zur Kindergartenskala KES-R, sind auf der Website zugänglich.

Die Selbstevaluation einer Einrichtung ist für die Orientierung einer Betreuungseinrichtung unverzichtbar, für die Werbung nach außen aber nicht entscheidend, denn „ob drei oder fünf Sterne an der Türe stehen, ist für einen Gemeindekindergarten uninteressant, sondern wichtig und relevant ist eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern“, meint eine Kindergärtnerin.

Notwendige Reformen
Weitere zentrale Punkte im Programm von Fthe­nakis sind die Forderungen nach einer Professionalisierung der Fachkräfte durch eine Fachhochschulausbildung und einer besseren finanziellen Ausstattung des Elementarbereichs. Tatsache ist, dass mit Ausnahme von Deutschland und Österreich alle EU-Staaten die Ausbildung für PädagogInnen im Vorschulbereich auf Hochschulniveau angehoben haben. Die nordischen Länder haben längst die wichtige Rolle der Ausbildung erkannt, und auch dass Kleinkindpädagogik dafür beste Bedingungen in den Einrichtungen erfordert. Im Rahmen einer pädagogischen Tagung in Innsbruck zum Thema Ausbildung stellte Dr. Heidemarie Lex-Nalis fest, dass sich die österreichische BAKIP im Vergleich zu Deutschland seit 1996 nicht wesentlich weiterentwickelt habe. Fthenakis schlägt daher zur Beschleunigung der Professionalisierung vor, neben einer FH-Ausbildung den zweiten Bildungsweg zu forcieren, um in Zukunft möglichst viele der Leitungskräfte mit einem Master-Abschluss auszustatten.

Eine zentrale Rolle bei der Neustrukturierung der frühkindlichen Pädagogik kommt laut Fthenakis der Umverteilung von Mitteln zu: In Österreich werden nur 0,4% des Bruttoinlandsproduktes (2002) für Kinderbetreuung ausgegeben, laut OECD sollte es mindestens 1% sein. Zum Vergleich: Dänemark investiert 2,1% des BIP in die Betreuung der Kleinsten.

Strukturelle Mängel orten KindergartenpädagogInnen vor Ort in erster Linie bei den Gruppengrößen (derzeit 25 Kinder) und dem mangelhaften Angebot an der – gesetzlich vorgeschriebenen – berufsbegleitenden Weiterbildung. Die Nachfrage bei einer Betroffenen ergibt: „Auch bei rechtzeitiger Anmeldung für mehrere Veranstaltungen ist es sehr wahrscheinlich, dass man jährlich nur ein Modul vom Umfang eines Nachmittags bewilligt bekommt.“

Josef Schiffer

 

ISOP: MigrantInnen stürmen Deutschkurse

 

   

MigrantInnen und Flüchtlinge verfügen oft über hohe berufliche Qualifikationen, welche aufgrund der Sprachbarrieren plötzlich wertlos werden. Dem gegenüber stehen jene ausländischen Familien, deren Kinder in ihren Heimatländern keine Schulbildung genossen haben und überhaupt erst die eigene Muttersprache erlernen müssten. Die ISOP (Innovative SozialProjekte GmbH) bietet für diese unterschiedlichen Bedürfnisse ein breit gefächertes Angebot von freiwilligen Deutschkursen. Die hohe Nachfrage kann jedoch kaum gedeckt werden.

Der 17-jährige Hamid sitzt sichtlich frustriert im kleinen Beratungszimmer von Mag. Samira Suljanovic, dreisprachige BeraterIn der interkulturellen und offenen Jugendarbeit von ISOP, und zeigt ihr nur sehr zögernd sein schlechtes Schulabschlusszeugnis. Er stammt aus dem Iran und lebt seit geraumer Zeit mit seiner Familie in einem Grazer Flüchtlingsheim.

Hamids Mutter hat sich selbst schon für den Fortgeschrittenen-Kurs angemeldet – jetzt ist der Sohn an der Reihe.

Mag. Samira Suljanovic: „Über die Freizeitaktivitäten kommen wir letztendlich an die gesamte Familie heran.“

Hamids größter Wunsch war es, in Graz die Bulme, Bereich Informatik, zu besuchen, aber dies ist aus seiner Sicht nun gescheitert. „Sie haben für mich keinen Platz in der Schule, sie nehmen mich nicht“, klagt er und blickt resigniert zu Boden. Seine Mutter richtet ihre Augen hoffnungsvoll auf Suljanovic und seufzt. Sie hat ständig Sorgen mit Hamid, seinen Geschwistern und auch mit ihrem Mann. Ihre größte Sorge jedoch ist, dass sie ihnen nicht helfen kann, da sie selbst erst Deutsch lernt. „Ich bin noch nicht zufrieden, aber ich habe mich gerade für den Fortgeschrittenenkurs angemeldet“, meint sie verlegen lächelnd.

Suljanovic zögert nicht lange, kontaktiert per Telefon die Schule, die Hamid abgewiesen haben soll. Nach wenigen Minuten stellt sich alles als ein großes Missverständnis heraus: Natürlich sei an der Schule Platz für ihn – einzig die Gruppeneinteilung für den Informatikkurs sei schon passiert … „Danke, sie helfen uns immer!“ strahlt Frau Ayough, packt ihren „großen Jungen“ und macht sich mit ihm auf in Richtung Bulme.

Ziel: Gleiche Ausbildungschancen
„Eine unserer Zielgruppen, jugendliche Asylwerber, kämpft mit großen Problemen. Ihre Bildungsperspektiven sind meist enttäuschend und ihr gesamter Werdegang wird negativ beeinflusst“, so Suljanovic, „Die Gesetzgebung verwehrt ihnen den Zugang zum AMS, zur Arbeit und sogar das Recht auf eine Lehre ist den Betroffenen versagt.“

ISOP tritt als interkulturelle, unabhängige Nonprofit-Organisation seit 1987 für die Chancengleichheit in der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt ein. Sie unterstützt MigrantInnen, Flüchtlinge, aber auch Langzeitarbeitslose und Menschen mit Grundbildungsdefiziten durch Beratung, Qualifizierung und Beschäftigungsprojekte. „Es ist unsere Aufgabe diesen Jugendlichen gleiche Ausbildungschancen zu ermöglichen – einzelne Schulen zeigen dafür großes Verständnis, aber bei vielen Gymnasien sind die Türen noch versperrt“, meint Suljanovic. Auch die Eltern betroffener Jugendlicher werden in die Integrationsarbeit miteinbezogen, da es aufgrund der Kulturunterschiede oft zu innerfamiliären Konflikten kommt. Die „Mamas“, wie Suljanovic sie liebevoll nennt, sprechen oft kein Wort Deutsch, weil sie Angst davor haben, sich dem Leben außerhalb ihrer vier Wände zu stellen. Über die angebotenen Freizeitaktivitäten findet meist der erste Kontakt zu den Jugendlichen statt. „Das ist der Punkt, wo wir dann anfangen die Kette zu bauen und schließlich alle Familienmitglieder erreichen“, so Suljanovic, „Wir bieten seit letztem Herbst spezielle Mütter-Deutschkurse an und diese sind ausgebucht!“

Vorprogrammiertes Schulversagen
Die Mundpropaganda wirkt: Seit die Einschreibtage für die Deutschkurse begonnen haben, ist das Haus in der Dreihackengasse 2 zum Bersten voll – der „Run“ auf die ISOP-Kurse ist groß. „Wir müssen sehr differenziert vorgehen“, so die Deutschlehrerin Inge Aftenberger. „Nicht nur, dass wir Kurs- bzw. ProjektteilnehmerInnen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern haben – aus der Türkei, aus Bosnien, Ägypten, der Mongolei u.v.m. – die Zielgruppe unterscheidet sich vor allem aufgrund der unterschiedlichen Bildungsniveaus.“ Dabei spielt laut Aftenberger die Ausbildung und soziale Herkunft der Eltern eine große Rolle. „Wir haben Neueinsteiger im Alter von zwölf Jahren aus Afghanistan, Tschetschenien und in Einzelfällen auch aus der Türkei, die nie in der Volksschule waren und hier in die Hauptschule integriert werden sollen“, berichtet sie. „Unter solchen Vorraussetzungen ist es für diese Kinder schier unmöglich einen positiven Schulerfolg zu erlangen – ein Versagen ist vorprogrammiert.“ Im Rahmen der Deutschkurse (Jugend und Erwachsene), welche in vier Stufen (Anfänger bis Fortgeschrittene) über elf Wochen hinweg im Ausmaß von jeweils 4 bis 6 Stunden erfolgen, wird nicht nur interkulturelles Lernen gefördert, sondern findet auch soziale Begleitung statt. Zudem ist der Erwerb eines Sprachdiploms möglich.

Inge Aftenberger: „TeilnehmerInnen aus verschiedenen Herkunftsländern.“

Keine Chancen für GastarbeiterInnen
Die Integrationsvereinbarung, die mit Anfang 2006 in Kraft treten wird, sieht Mag. Robert Reithofer von ISOP als politischen Fehlschlag, weil sie in ihrer Sicht des Immigranten als „Problemfall“ nichts anderes als ein Signal von Ausländerfeindlichkeit darstellt. „Die neue Integrationsvereinbarung ist völlig unverhältnismäßig und menschenrechtlich bedenklich“, so Reithofer, „Es sind z.B. Sanktionen wie Geldstrafen oder gar eine Ausweisung vorgesehen, z.B. wenn jemand nicht imstande ist den angedachten hohen Selbstbehalt für die Sprachkursteilnahme von bis zu Euro 1.000,- zu bezahlen. Faktum ist aber, dass wir so viele freiwillige Anmeldungen haben, dass wir den Bedarf gar nicht decken können!“ Besonders problematisch ist laut Reithofer die Situation von MigrantInnen, die im ländlichen Raum leben und dort überhaupt keine Kursangebote finden. Ebenfalls gering sind die Chancen von GastarbeiterInnen gute Deutschkenntnisse zu erlangen, wenn man den Alltag von Betroffenen ins Auge fasst, z.B. jenen von Hazim Lubijankic, der 1992 von Bosnien nach Graz kam, um am Bau zu arbeiten, damit die Kinder – hunderte Kilometer entfernt – etwas zu essen haben.„Um 5 Uhr Früh aufstehen, den ganzen Tag arbeiten, billige Hofer-Nahrung und um 20 Uhr in einer Baracke erschöpft schlafen gehen …“, so beschreibt Hazim sein Leben, der trotz seiner 13 Jahre in Österreich noch immer nur radebrechend deutsch spricht. Inzwischen ist er österreichischer Staatsbürger und hat seine Familie nach Graz geholt. Stolz ist er auf seine minimalen Deutschkenntnisse nicht, doch wann soll er bei seinem Arbeitsalltag etwas nachholen?

Mag. Robert Reithofer: „Integrationsangebote sind ein ,Muss‘“

Jetzt sitzt Hazim überglücklich im Beratungszimmer von Mag. Suljanovic. Links und rechts von ihm seine beiden älteren Töchter, die eifrig mit ihrer Beraterin nach Bildungswegen suchen. Die 18-jährige Alma hat in Bosnien die Matura gemacht und möchte hier studieren, die 16-jährige Amra will weiter die Schule besuchen. Suljanovic schüttelt traurig den Kopf – die beiden Mädchen müssen erst einmal Deutsch lernen, damit sich die Türen der verschiedenen Bildungseinrichtungen für sie öffnen. „Auch die Mama will ich hier sehen“, so Suljanovic, „sie passt genau in den Mütter-Deutschkurs.“

Hazim Ljubankovic mit seinen Töchtern Alma und Amra: Der Deutschkurs öffnet den Weg zur Ausbildung.

Lebenswelten verbinden
„Österreich ist längst ein Einwanderungsland“, so Reithofer, „Daraus leitet sich eine Integrationsnotwendigkeit ab und damit auch ein „Muss“ für Integrationsangebote.“ Die Politik geht laut Reithofer nicht nur von einem völlig falschen Integrationsbegriff aus, sondern viel mehr heizen jüngste Worte, wie die des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl, von „Bollwerk“ und „ Abwehrkampf“ reaktionäre Gemüter an. Für ISOP bedeutet Interkulturalität die „Verständigung zwischen verschiedenen Lebenswelten“ was sich auch hin und wieder in Form von lustigen Szenen im Bad zur Sonne ausdrücken kann, wenn Frau Suljanovic mit ihren „Schützlingen schwimmen geht und sich im Wasser ein ägyptisches Mädchen mit Radlerhose und T-Shirt, ein afrikanisches Mädchen in Unterwäsche und noch einige ,anders‘ bekleidete Jugendliche“ im Wasser tummeln …

Claudia Windisch

Infos zu Deutschkursen:
ISOP, Dreihackengasse 2, 8010 Graz | 0316-764646-34 | Fax 0316/764646-6
deutschkurse@isop.at | www.isop.at

 

 

 

Kinderparlament soll ab Oktober die Stadt mitgestalten

 

   

Noch in diesem Herbst soll in Graz ein Kinderparlament seine „Amtsgeschäfte“ aufnehmen: Die nach Schweizer Vorbildern gestaltete Einrichtung soll den Kindern mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung ihres Lebensumfeldes einräumen und ihre Wünsche insbesondere bei der Umsetzung von kinderrelevanten Vorhaben im urbanen Raum berücksichtigen. Damit nimmt Graz wieder einmal eine Pionierrolle ein, handelt es sich doch um die erste österreichische Stadt in dieser Größenordnung mit einem Kinderparlament.

Kinder-Anliegen ernsthaft behandeln
Auf die Initiative der Kinder- und Jugendstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl wurde das Kinderbüro Steiermark seit Juli 2005 mit der Aufgabe betraut, gemeinsam mit dem Amt für Jugend und Familie die Strukturen für ein Kinderparlament aufzubauen. Zuvor hatte eine Delegation von verschiedenen Kinder- und Jugendeinrichtungen aus Graz die Kinderparlamente in den Schweizer Städten Luzern und Bern bei ihren Sitzungen beobachtet. Aus dieser Exkursion konnten wertvolle Anregungen in die Konzeption des Grazer Kinderparlaments einfließen, auch ist ein weiterer Erfahrungsaustausch mit den Partnerstädten schon fix eingeplant.

Das Kinderparlament öffnet seine Pforten im Oktober im Grazer Rathaus – da­rauf freuen sich der Leiter des Kinderbüros Mag. Bernhard Seidler, Kinder- und Jugendstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl und die für die Organisation des KiPa zuständige Heidi Jursitzky vom Kinderbüro Graz

Kaltenbeck-Michl erklärt zu ihren Beweggründen, dieses ambitionierte Projekt ins Leben zu rufen: „Bei der Artikulation ihrer Bedürfnisse sind Kinder bisher nur zu oft im Hintertreffen geblieben. Mit diesem Forum geben wir ihnen die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes mitzuarbeiten und endlich ein echtes Mitspracherecht zu haben. Dadurch können sie sich auf beinahe ‚spielerischem‘ Weg nicht nur als gleichberechtigte Partner an gesellschaftlichen Prozessen beteiligen, sondern haben damit auch Gelegenheit die Gesetze demokratischer Abläufe kennen zu lernen.“

Die Beschlüsse, die das Parlament im Plenum fasst, sollen nämlich auf jeden Fall eine rechtsverbindliche Wirkung haben. „Nach dem Petitionsrecht werden die Beschlüsse über das Präsidialamt an die dafür zuständige Stelle in der Stadtverwaltung weitergeleitet“, stellt Kaltenbeck klar. Damit wird garantiert, dass die Anliegen behandelt und „zumindest beantwortet werden müssen“, so die Stadträtin, die das Pilotprojekt aus ihrem Budget mit 15.000 Euro unterstützt.

Übungsfeld für die Entscheidungsträger der Zukunft
„Tatsche ist nach wie vor, dass sich viele Politiker für die Anliegen von Kindern nicht zuständig fühlen und sofort auf das Jugendreferat weiter verweisen“, weiß Mag. Bernhard Seidler vom Kinderbüro Steiermark, der in der Vergangenheit entsprechende Erfahrungen machen musste. Mit Hilfe des vom Kinderbüro entwickelten Kinderparlaments will die Stadt diese Entwicklung korrigieren und den Kindern nahe legen, sich schon frühzeitig als ExpertInnen in Planung und Gestaltung ihrer Umwelt einbringen und ihre Bedürfnisse und Wünsche in demokratischen Prozessen zu diskutieren bzw. auch umzusetzen. Seidler, Geschäftsführer des Kinderbüros, ist von der Erfolgsträchtigkeit des Vorhabens überzeugt: „Schon in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Verwaltung und die Politik in Graz offen für die Anliegen der Kinder waren. Ich hoffe daher, dass auch diese Initiative auf fruchtbaren Boden fällt. Nach einem halben Jahr Einlaufphase wird das Projekt über mehrere Jahre laufen und damit auch eine nachhaltige Beteiligung der Kindern an den Entscheidungen der Kommunalpolitik möglich.“

Als verantwortliche Sprecher werden in der Vollversammlung je ein Kinderbürgermeister und eine Kinderbürgermeisterin gewählt werden. Mag. Heidi Jursitzky, die zuständige Leiterin des Kinderparlaments sieht den wichtigsten Aspekt des Unternehmens darin, „dass die Kinder im Kinderparlament so selbständig und unabhängig wie möglich arbeiten können, aber natürlich auch jederzeit die nötige Unterstützung bekommen können, die sie im Umgang miteinander und für ihre Parlamentsarbeit brauchen.“ Erfreulich für Jursitzky bereits jetzt das rege Interesse – es sind schon einige Dutzend Anmeldungen eingelaufen – von Seiten der Kinder, die „oft auf eigene Initiative E-Mails schreiben und sich mit ihren individuellen Fertigkeiten einbringen wollen“.

– js –

Infos:
Eingeladen zur Teilnahme am Kinderparlament sind alle Kinder und Jugendlichen mit Wohnsitz in Graz zwischen acht und 14 Jahren. Jährlich sind zwei Vollversammlungen geplant, die Wahl eines Kinderbürgermeisters und einer Kinderbürgermeisterin sowie Arbeitskreise zu den Themen Presse, Bauen, Fun (Freizeit) und Finanzen.

Die Auftaktveranstaltung findet am 18. Oktober im Grazer Rathaus statt:
Eröffnung 14.30, Ende ca. 17.30 Uhr. Anmeldung erbeten!

Broschüren sind in den Schulen und Ämtern erhältlich sowie im Internet unter www.kinderbuero.at
Anmeldung unter Tel. (0316) 833 666 oder 0650-833 666 3 sowie per E-Mail: heidi.jursitzky@kinderbuero.at

 

 

Sektenexperte warnt vor Scientology-Organisation

 

   

Der steirische Sektenbeauftragte Dr. Roman Schweidlenka äußerte sich in seinem aktuellen „ESObericht 2005“ besorgt über die jüngsten Entwicklungen in der heimischen Esoterik- und Sektenszene: Aus den zusammengefassten Ergebnissen seiner Broschüre geht hervor, dass in letzter Zeit insbesondere wieder eine verstärkte Aktivität der umstrittenen Scientology Kirche feststellbar ist. Im gesamten deutschen Sprachraum sollen so genannte „Central Orgs“ der Expansion von „Scientology“ dienen.

In der Steiermark wird vor allem für Managerseminare unter dem Motto „business success“ geworben, die dann in Wien nach der Methode von Scientology-Gründer Ron Hubbard abgehalten werden. Für etliche der Betroffenen, die dorthin geschickt wurden, war ein Zusammenhang mit Scientology jedoch vorher nicht erkennbar“, so Schweidlenka.

< In seiner Studie konstatiert Schweidlenka eine bedenkliche Zunahme der Anfälligkeit für radikale Glaubensströmungen

Die Organisation konzentriert sich bei ihren neuen Strategien in vermehrtem Maß auf Jugendliche, etwa mit Hilfe der in Wien gegründeten Vereinigung „Narconon“, die mit Broschüren und Beratungsangeboten in der Drogenprävention tätig ist, jedoch „indirekt auch für Scientology wirbt“, wie Schweidlenka vermutet. Das Wiener Institut für Suchtprävention rät jedenfalls wegen wissenschaftlicher und fachlicher Mängel von der Verwendung der „Narconon“-Materialien, z.B. der Broschüre „Wege aus der Drogengesellschaft“, etwa im Rahmen der schulischen Drogenberatung entschieden ab.

Gefahren Fundamentalismus und Satanismus
Daneben bereitet Schweidlenka die weitere Zunahme des religiösen Fundamentalismus Sorge. Durch ihre dogmatische Auslegungen heiliger Schriften und die strikte Ablehnung anderer religiöser Gemeinschaften bilden diese meist „kleinen Gruppen“ eine ernste Bedrohung der Toleranz und der demokratischen Gesprächskultur in unserem Land. Es gibt Beispiele dafür, dass Jugendliche, die nicht an die Existenz des Teufels glauben, lächerlich gemacht werden, weiß der Sektenexperte. In der Steiermark war zuletzt die Jesus Revolution Army mit Werbungsaktivitäten tätig, die insbesondere durch Schwarz-Weiß-Malerei und eine militante Rhetorik auffiel. Jugendliche missionieren für die Organisation für Kost und Quartier; mit Konzerten und Musikdarbietungen sollen andere Jugendliche „errettet“ werden.

Eine weitere Zunahme des Jugendsatanismus, wie sie in Wien konstatiert wurde, kann Schweidlenka für die Steiermark im vergangenen Jahr nicht bestätigen, in dem wie schon bisher „etwa drei bis vier Prozent“ der 13- bis 17-Jährigen im weitesten Sinne zu dieser Gruppe zu zählen sind. Veränderungen gäbe es aber sehr wohl auf qualitativem Gebiet, indem der Satanismus stärker als religiöse Alternative aufgenommen wird. Neu ist der Kontakt zu bzw. die verstärkte Beschäftigung mit satanistischen Orden, allen voran der Kirche Satans, die vor allem über das Internet erfolgt, wie die Arbeit mit Jugendlichen vor kurzem ergeben hat.

Ein erschreckender Aspekt wurde durch eine Studie des Instituts für Jugendkulturforschung aufgezeigt: Schon 11% aller Jugendlichen haben im Internet „Selbstmordforen“ aufgesucht.

– js –

Infos: LOGO ESOinfo&service | 0676 3001414 | esoinfo@logo.at | http://www.logo.at

 

 

 

Grazer Kinderdrehscheibe dreht sich europaweit

 

   

Die Kinderdrehscheibe ist als überparteilicher und unabhängiger Verein die zentrale Informations- und Beratungsstelle für Eltern, die Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Graz bzw. der ganzen Steiermark suchen. Sie entstand 1995 auf Initiative von Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl und des Frauenreferats der Stadt Graz in Zusammenarbeit mit dem AMS und der Volkshilfe Steiermark. Seit 2002 arbeitet die Kinderdrehscheibe in mittlerweile zwei EU-Projekten mit anderen europäischen Ländern, u.a. auf dem Bereich der Berufsbildung für MigrantInnen, zusammen.

Interkulturelle Konzepte zur Betreuung
Mag. Regina Egger, die Geschäftsführerin der Kinderdrehscheibe, berichtet über die Vorhaben des EU-Projekts MUTUAL (Ausbildung von MigrantInnen zu interkulturellen BetreuerInnen in Kinderbetreuungseinrichtungen), das gemeinsam mit dem bfi und Partnerorganisationen aus den Ländern Italien, Ungarn, Rumänien, Griechenland sowie weiteren nord- und westeuropäischen Ländern durchgeführt wird: „Das Projekt wird als thematische Aktion zum interkulturellen Dialog gefördert. Migration ist heute ein gesamteuropäisches Phänomen; es gilt hier die Chancen und Potenziale für unsere Gesellschaften zu erkennen. Das Projekt zielt darauf ab, MigrantInnen, die in der Kinderbetreuung arbeiten wollen, festzustellen und zu evaluieren, wie es durch die Kopenhagener Erklärung vorgesehen ist.“ Zusätzlich wird für die Qualifizierung der MitarbeiterInnen ein modularer Ausbildungspilotkurs für die interkulturelle Arbeit in der Kinderbetreuung entwickelt. Insgesamt gibt es im Europäischen Berufsbildungsprogramm Leonardo da Vinci nur sechs Pilotprojekte für den Bereich Kinderbetreuung. Für die Kinderdrehscheibe, die das Projekt ausgearbeitet hat, ist das als besonderer Erfolg zu werten.

Mag. Regina Egger, Geschäftsführerin der Kinderdrehscheibe

Zurzeit arbeiten zwölf BetreuerInnen mit Migrationshintergrund in den städtischen Kindergärten, einige weitere in privaten Einrichtungen. Daraus ergibt sich die Chance, Immigranten als wertvolle Helfer bei der Integration von nicht deutschsprachigen Kindern zu leisten. „Einerseits werden die Ressourcen der MigrantInnen für die Kinderbetreuung genutzt, andererseits bringen sie aus ihrem Migrationshintergrund wesentliche Kompetenzen für ihre BetreuerInnentätigkeit mit“, erläutert Egger die Synergieeffekte. Die europäische Perspektive bringt weitere Vorteile mit sich, freut sich Egger: „Über die gemeinsame E-learning-Plattform können z.B. die über mehrere europäische Länder verstreuten Mitglieder der bosnischen Community in regem Kontakt bleiben.“

Europaweiter Austausch von Erfahrungen
Die durch das Projekt bedingten Exkursionen zu Konferenzen in die anderen europäischen Länder bringen für die Projektteilnehmer einen reichen Erfahrungsschatz und neue Perspektiven mit sich, von dem auch das eine oder andere dann in die eigene Praxis umgesetzt werden könnte. Egger war insbesondere beeindruckt von den kleinen Gruppengrößen in Norwegen: „Auf fünf Kinder kommen dort oft drei BetreuerInnen. Daraus kann man lernen, dass wir noch viel mehr in die Zukunft unserer Kinder investieren müssen.“ Egger appelliert den politischen Willen verstärkt auf dieses Zukunftspotenzial zu lenken: „Wir vergeben eine ungeheure Chance, wenn wir die sinkenden Kinderzahlen und den großen Pool an gut ausgebildeten, aber oft brach liegenden Fachkräften nicht nutzen, um eine qualitativ hochwertige und intensive Betreuung zu gewährleisten.“

„Wir konnten viele internationale Kontakte knüpfen, die uns bei weiteren Projekten hilfreich sein werden. Man erkennt dabei sowohl den Wert der eigenen Einrichtungen und Konzepte, kann sich aber auch viele wertvolle Anregungen aus der Kinderbetreuungspraxis anderer Länder holen“, resümiert Egger. „Umgekehrt haben unsere innovativen Konzepte in den anderen Ländern auch sehr guten Anklang gefunden.“

Josef Schiffer

 

 

Kinder- und Jugendanwaltschaft fordert unabhängigen Beistand
   

Die Zahl der Scheidungen hat in Österreich in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen: Etwa 22.000 Kinder und Jugendliche haben jährlich unter einer Scheidung zu leiden; nicht eingerechnet diejenigen Opfer einer Trennung, deren Eltern gar nicht verheiratet waren. Unter Fachleuten ist man sich einig, dass in einem gerichtlich ausgetragenen „Kampf ums Kind“ bzw. das Obsorgerecht das psychische Wohlbefinden und die Entwicklung von Kindern stark beeinträchtigt werden können.

Pilotprojekt Kinderbeistand
Die Eltern haben Rechtsanwälte, aber wer unterstützt die Kinder? Die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs haben schon seit Jahren nach entsprechenden Maßnahmen für den Schutz der Kinder von Seiten der Politik verlangt. In einem Pilotprojekt, das derzeit an den vier Bezirksgerichten Eisenstadt, Floridsdorf-Wien, Salzburg und Feldkirch – finanziert von den Ministerien für Justiz und Soziale Sicherheit durchgeführt wird, wird nun diese dringende Forderung endlich in die Praxis umgesetzt.

Kinder- und Jugendanwalt Christian Theiss hofft auf den baldigen bundesweiten Einsatz von Kinderbeiständen


Mag. Christian Theiss, der steirische Kinder- und Jugendanwalt, ist über diesen Erfolg höchst erfreut: „Wir sehen es als großen Erfolg, dass unsere langjährige Forderung nach einer unabhängigen Vertretung der Kinder vor Gericht nun endlich erfüllt wurde.“

Im Herbst vergangenen Jahres war unter dem Eindruck dieses offensichtlichen Bedürfnisses in Salzburg eine österreichweite Fachtagung unter dem Titel „Trennung der Eltern: kind-geRECHT?“ abgehalten worden. „Dabei wurden internationale Modelle aus Deutschland, der Schweiz und Großbritannien vorgestellt“, so Theiss, „aus der Beschäftigung damit konnten in den Diskussionen die relevanten Fragen bezüglich der praktischen Durchführung eines solchen Kinderbegleiters geklärt werden.“

Bald bundesweit im Einsatz?
Eine Arbeitsgruppe im Justizministerium erarbeitete unter dem Motto „Obsorgeregelung und Kindeswohl“ eine Reihe von relevanten Vorschlägen. Diese werden in den Pilotgebieten an einer begrenzten Anzahl von Fällen (je 45 in Wien und Salzburg, eine kleinere Anzahl in Vorarlberg und Eisenstadt) erprobt.
Theiss sieht darin ein gutes Zeichen für einen Klimawandel, der bereits in naher Zukunft auf einen bundesweiten Einsatz von Kinderbeiständen hoffen lässt: „Die Kinderbeistände benötigen jedenfalls Berufserfahrung als Sozialarbeiter oder Psychologen und können nach Bedarf auch von Rechtsanwälten unterstützt werden. Das bringt eine gewaltige Entlastung der Richter mit sich, die ja zur strikten Neutralität verpflichtet sind und daher oft den Interessen des Kindes nicht ausreichend gerecht werden können.

Professionelle Besuchsbegleitung
„Die steirische Kinder- und Jugendanwaltschaft bemüht sich indessen weiterhin um den Ausbau der dringend benötigten professionellen Besuchsbegleitung in der Steiermark, erklärt Theiss zum derzeit dringendsten Anliegen.

DSA Christina Eisenbacher: Viele Scheidungskinder verlieren den Kontakt zum anderen Elternteil binnen kurzer Zeit.

DSA Christina Eisenbacher von der Kija Steiermark bemerkt zu diesem überaus wichtigen Thema: „Es ist leider oft so, dass die Kinder in die Konflikte der Erwachsenen mit hineingezogen werden, die häufigste Folge daraus ist, dass sie den Kontakt zu dem nicht zur Obsorge berechtigten Elternteil bald verlieren.“ Die traurige Wahrheit in Zahlen: Drei Jahre nach der Scheidung haben ca. 40 bis 50 Prozent der Kinder keinen Kontakt mehr zum Vater.

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft fordert aus diesem Grund eine professionelle Besuchsbegleitung, die in solchen Situationen mäßigend auf die konfliktträchtigen Elternteile bzw. deren Familien einwirken kann. Eisenbacher zu den schwierigen Rahmenbedingungen heute: „Es ist in den Köpfen der Menschen trotz der gesellschaftlichen Veränderungen noch immer nicht verankert, dass ein Kind das Recht auf beide Elternteile hat, um seine gedeihliche Entwicklung fördern. Man wird die Zahl der Scheidungen wahrscheinlich nicht mehr zurückschrauben können, umso wichtiger ist es, im Umgang miteinander eine Sprache zu entwickeln, die diese Kinder als vollwertig anerkennt und ihre gesellschaftliche Diskriminierung verhindert.“

Aus diesem Grund ist die gemeinsame Obsorge beider Elternteile erstrebenswert, wie sie in Deutschland nach negativen Erfahrungen inzwischen wieder gesetzlich verankert wurde und auch hierzulande von Fachleuten, wie dem Psychoanalytiker Dr. Helmuth Figdor, vehement gefordert wird. In Österreich ist die gesetzliche Situation so, dass es für eine alleinige Obsorge genügt, wenn sich beide Elterteile über den Wohnsitz nicht einigen können. In Deutschland gilt, dass stringent nachgewiesen werden muss, wenn ein Elternteil nicht in der Lage ist die Obsorge wahrzunehmen.

Josef Schiffer

Infos:
Kinder+Jugendanwaltschaft Steiermark, Mag. Christian Theiss | 0316-877-4922
kija@stmk.gv.at | www.kinderanwaltschaft.at

 

 

 

Jugend heute – Keine Chance auf Sinn und Arbeit?

 

   

Der „Pensionsschock“ beim Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand ist ein mittlerweile wohlbekanntes Phänomen. Der Schock erkennen zu müssen, gar nie in die Berufswelt einsteigen zu können, wird hingegen oft verhältnismäßig gleichmütig hingenommen. Jugendliche, die nach Ende ihrer Schulzeit keine Ausbildungsstelle erhalten, bekommen aber nichts anderes zu spüren, als dass sie nichts wert sind und nicht gebraucht werden.

Arbeit hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert und gibt Sinn, wirkt stabilisierend und Existenz sichernd. Genau dies brauchen junge Menschen, die gerade ihre Identität ausbilden und nach Sinn im Leben suchen. Leider zeigen die aktuellen Arbeitslosenstatistiken ein tristes Bild. Im Juli 2005 waren in Österreich 9279 Jugendliche (im Alter bis 19 Jahre) arbeitslos, das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 8,1%. Von den jungen Erwachsenen (20-24Jährige) waren im Juli 2005 in Österreich 26 549 (+14,1%) arbeitslos. Nicht eingerechnet in diese Zahlen sind jene Jugendlichen, die gar nicht beim AMS gemeldet sind (geschätzte Dunkelziffer: 20.000 Jugendliche) und jene, die in Schulungsmaßnahmen „untergebracht“ sind.

Forderungskatalog
Um die Jugendlichen dabei zu unterstützen einen stabilen (Arbeits-)Platz in unserer Gesellschaft zu bekommen, fordert daher die kinder+jugendanwaltschaft Steiermark Maßnahmen, u.a. die verstärkte Unterstützung/Begünstigungen für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden und behalten (z.B. Steuerbegünstigungen); Erweiterung des Kreises möglicher Lehrlings-Ausbildungstellen, z.B. Non-Profit-Organisationen und Vereine; mehr Möglichkeiten, Praktika in Betrieben zu machen; verstärkte regionale Initiativen (Lehrgänge, Stiftungen etc.); Bildungseinrichtungen müssen auf die Erfordernisse der Berufswelt vorbereiten, indem sie auch soziale und emotionale Kompetenzen fördern; Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen brauchen besondere, professionelle Unterstützung durch Clearing und Arbeitsassistenz.

Jugendarbeitslosigkeit hat nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern verursacht auch soziale Schwierigkeiten, die sich nicht immer sofort bemerkbar machen. Deshalb fordern wir die „Öffnung“ von Unternehmen für junge Menschen nicht nur unter Leistungsaspekten, sondern vor allem unter dem Blickwinkel, das Arbeit sinnstiftend und chancenbringend ist – denn später ist meist schon zu spät.

Infos: kinder+jugendanwaltschaft steiermark | 0316-877-4922 | kija@stmk.gv.at

 

 

Bilanz von „family at work“

   

Die Initiative „family at work“ des Familienressorts des Landes Steiermark zielt darauf ab, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Einen der Schwerpunkte bildete die im heurigen Sommer vom Ressort angebotene Ferienbetreuung für Kinder. Landesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder zog anlässlich des Schulbeginns eine positive Bilanz ihrer Initiative: Seit Anfang Juli waren 39 Betriebe in der Steiermark geöffnet, um an Werktagen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren zu betreuen. Von morgens bis 18.30 Uhr betreuten PädagogInnen ein abwechslungsreiches Programm für die Kinder, u.a. Ausflüge in Naturparks, ins Luftfahrtmuseum usw., um Natur und Technik in Form von Projekten zu vermitteln. Die Initiative bot insgesamt Platz für rund 850 Kinder und wurde bis in die Woche vor Schulbeginn geführt.

Edlinger-Ploder: „Als berufstätige Mutter kenne ich die Probleme, mit denen Eltern in der Sommerzeit konfrontiert sind.“

Edlinger-Ploder zur Intention ihrer Kampagne: „Als berufstätige Mutter kenne ich die Probleme, mit denen Eltern in der Sommerzeit konfrontiert sind. Mit unserem Projekt ‚Family at Work‘ möchten wir einen Beitrag zum Familienleben leisten. Das Angebot muss durchleuchtet werden, denn die Öffnungszeiten gehen oft am Bedarf der Arbeitswelt vorbei, daher ist auch die Politik gefordert, für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen.“

Durch „family at work“ sollen aber auch steirische UnternehmerInnen stärker dazu angeregt werden, die Familienpolitik in ihren Betrieben zu überdenken.

– js –

Infos: www.familyatwork.at

 

 


Kinderbetreuerin kommt ins Haus
   

Kinderbetreuung im Haushalt der Eltern: Die Tagesmütter Steiermark bieten derzeit für acht Familien bedarfsorientierte Betreuungsdienste an – im Rahmen dieses Pilotprojekts kommt die ausgebildete Kinderbetreuerin je nach individueller Vereinbarung für circa 20 Wochenstunden ins Haus!

Wenn Eltern bereits um 7 Uhr früh am Arbeitsplatz sein müssen und der Kindergarten, den die vierjährige Tochter besucht, aber erst um diese Zeit aufsperrt und noch dazu die Schule, in die der siebenjährige Sohn geht, um 8 Uhr früh beginnt, dann ergeben sich zeitliche Koordinationsprobleme. Vielleicht muss auch noch ein Kleinkind in die Krabbelstube gebracht werden, die am anderen Ende der Stadt liegt, da man in der unmittelbaren Nähe aufgrund der großen Nachfrage keinen Platz mehr bekommen hat.

Dieses Szenario stellt sich tagtäglich für zahlreiche Familien, besonders für AlleinerzieherInnen mit Kindern ist so eine Situation kaum zu bewältigen. Nicht nur, dass in Österreich Kinderbetreuungsplätze fehlen – große Mängel gibt es vor allem bei den wenig bedarfsorientierten Öffnungszeiten und in der Ferienbetreuung für Schulkinder. Neun Wochen Sommerferien ohne adäquate Kinderbetreuung sind für berufstätige Eltern jährlich immer wieder dieselbe Horrorsituation: Wohin mit meinem Schulkind? Auf „Oma-Opa-Netzwerke“ können heute nur mehr die wenigsten Eltern zurückgreifen.

Der potenzielle Bedarf ist enorm
Zu einem Zeitpunkt, wo die Politik das Recht auf einen gesicherten Betreuungsplatz anstrebt, wird es zunehmend wichtiger auf die Bedürfnisse der einzelnen Familien Rücksicht zu nehmen und schließlich auf dieser Basis das Angebot an Betreuungsmöglichkeiten nicht nur im derzeit bestehenden Sinn auszubauen, sondern auch alternative Angebote zuzulassen, „nämlich genau dort, wo die bestehenden Angebote aus zeitlichen und altersbezogenen Gründen nicht greifen“, so Ulli Fejer, Projektleiterin von „Kinderbetreuung im Haushalt der Familie“, von den Tagesmüttern Steiermark. Im Rahmen des Pilotprojekts, das seit September 2004 acht Familien in Anspruch nehmen dürfen, kommt für rund 20 Stunden pro Woche eine pädagogisch qualifizierte Fachkraft ins Haus. Laut Fejer haben schon die Erfahrungen der ersten zwölf Monate gezeigt, dass der Bedarf für diese Form der Betreuung enorm groß ist. Als Zielgruppen definieren sich Familien mit Babys ab acht Wochen und eben jene Familien, deren Arbeitszeiten nicht mit den Möglichkeiten von bestehenden Einrichtungen kompatibel sind.

Hilfe für WiedereinsteigerInnen
Unter dem Schwerpunkt „Vereinbarkeit Beruf und Familie“ wird das Projekt mit 28.700 Euro vom Land Steiermark gefördert und mit 30.000 Euro vom Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz. Der Elternbeitrag beläuft sich pro Stunde für bis zu zwei Kinder auf vier Euro, ab drei Kinder bezahlt man fünf Euro und bei vier Kindern sechs Euro. Eine begleitende Evaluierung ermöglicht eine Weiterentwicklung und Konkretisierung des Angebots.

Das Projekt ist langfristig jedoch nur durch eine sozial gestaffelte Förderung von Seiten des Landes für Familien weiterhin leistbar. „Kinderbetreuung im Haushalt der Eltern“ bildet damit ein zusätzliches Angebot zu der bestehenden Betreuungsform der Tagesmütter, das den gesellschaftlichen Bedingungen und dem Bedürfnis nach Flexibilität und Verfügbarkeit Rechnung trägt“, betont Fejer die Notwendigkeit, den vielfältigen Ansprüchen von Eltern gerecht werden zu müssen.

Claudia Windisch

 

 

Kinderbetreuung im Sommer – eine positive Bilanz
   

Soziallandesrat Dr. Kurt Flecker kann auch für den diesjährigen Sommer eine erfolgreiche Bilanz der steirischen Kinderbetreuung vorweisen: „Im Juli und August 2005 betreuten 219 steirische Kindergärten, Kinderkrippen, Kinderhäuser und Horte mit insgesamt 264 Gruppen 4.337 Kinder, das ist ein Zuwachs von knapp 10% gegenüber dem Vorjahr. Eine flächendeckende Kinderbetreuung ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und bildet einen der zentralen Schwerpunkte für die Erneuerung der Steiermark.“ Diese soll insbesondere durch die von Flecker geforderte Verankerung des Rechtes auf Kinderbetreuung in der steirischen Verfassung in Zukunft garantiert werden.

Das Kinderbetreuungsreferat des Landes Steiermark unterstützt die Sommerbetreuung seit vielen Jahren sowohl durch Personalförderung als auch durch Kinderbetreuungsbeihilfe für einkommensschwächere Eltern. „Institutionalisierte Kinderbetreuung auf geregeltem und zuverlässigem Niveau ist die Grundlage für das Wohlergehen der Kinder und die Zufriedenheit der Eltern. In der Steiermark ist die Qualität erfreulich hoch wegen unserer engagierten BetreuerInnen und dem gut funktionierenden und der Sache dienlichen steirischen Kinderbetreuungsgesetz“, betont Kinderbetreuungsreferent Kurt Flecker.

 

 

(Kinder-)Philosophie als Mittel gegen zunehmende Sprachlosigkeit

 

    Eine aktuelle market-Umfrage schlägt Alarm: Laut der Studie beklagen die Lehrer an Österreichs Schulen die verkümmerte Ausdrucksfähigkeiten sowie mangelhafte Ausdrucksweise und Auffassungsgabe bei den Kids. Über 80 Prozent der Lehrenden sieht „die intensive Handynutzung als Problem“ und macht sie dafür verantwortlich, dass „junge Menschen kaum noch ganze Sätze verwenden“. Für 70 Prozent der Befragten übt die Mail-Sprache auf die Rechtschreibung eine Negativwirkung aus - vor allem auf Groß- und Kleinschreibung.

Fazit der Lehrerinnen und Lehrer: Das veränderte Verhalten der Schüler mache den Lehrberuf immer schwieriger, die pädagogische Ausbildung halte mit der technologischen Entwicklung nicht Schritt. Hauptverantwortliche ihrer Meinung nach sind die neuen Kommunikationsmedien wie Handy und Computer mit ihrer verkürzten und verschlüsselten Sprache.

Doch spätestens seit der PISA-Studie ist eines offensichtlich: Auch das österreichische Schulsystem ist mitverantwortlich. Der SMS- und Emailsprache die Schuld zu geben, reicht nicht, denn diese Entwicklung ist kaum mehr umkehrbar. Vielmehr muss das Bildungswesen in geeigneter Weise reagieren.

Gefährdete sprachliche Kompetenz
Kommunikationsfähigkeit, kritisch vernetztes Denken und Kreativität müssen an Österreichs Schulen stärker gefördert werden. PISA-Musterschüler, wie die skandinavischen Länder, haben diese Notwendigkeit längst erkannt und unterstützen die Kinderphilosophie schon seit Jahren von offizieller Seite. EU-weit tut sich viel: So hat die norwegische Regierung beschlossen, ab 2006 die Kinderphilosophie als neues Unterrichtsfach in Pflichtschulen aufzunehmen. In Bayern startet im Herbst das Projekt „Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen“ an 20 Gymnasien.

Und Österreich?
Hierzulande wird dem Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen – entgegen dem internationalen Trend – noch wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht. Obwohl in der Steiermark in Sachen Kinderphilosophie Pionierarbeit geleistet wurde. Als im Jahr 1985 Dr. Daniela Camhy die Österreichische Gesellschaft für Kinderphilosophie in Graz gründete, war es die erste derartige Einrichtung in Europa – bis heute ist es die einzige im deutschsprachigen Raum. Das Institut für Kinderphilosophie, dessen Träger die Österreichische Gesellschaft für Kinderphilosophie ist, wurde 1990 gegründet. Es fördert Bildung und Weiterbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, berät pädagogische Einrichtungen, entwickelt Arbeitsunterlagen und dient als philosophische Beratungsstelle.

Forschungsprojekte, theoretische Arbeiten, konkrete Untersuchungen und Evaluierungen von Schulversuchen werden mit dem Ziel des Wissenstransfers für die Praxis veröffentlicht.

Wenn die Politik das österreichische Bildungssystem nachhaltig verbessern will, muss eines klar sein: Es reicht nicht mehr, sich auf die elementaren Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu beschränken. Deshalb setzt die Kinderphilosophie schon im Kindes- und Jugendalter an. Beim Philosophieren werden Fragen aufgeworfen, um mögliche Antworten und Lösungen zu finden und Argumente gemeinsam auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen. Es geht dabei darum, gemeinsam nachzudenken und eigene Gedanken zu artikulieren. Kinder müssen dazu nur ermutigt werden, denn sie haben noch die Fähigkeit originelle Ideen zu entwickeln und sind unermüdlich im Fragenstellen. Philosophische Gespräche mit Kindern fördern ihr Denk- und Ausdrucksvermögen.

Veranstaltung:
Anlässlich ihres 20. Geburtstags veranstaltet die Österreichische Gesellschaft für Kinderphilosophie den internationalen Kongress „Philosophische Grundlagen innovativen Lernens“, zu dem Experten aus den USA, Japan, Australien und ganz Europa erwartet werden.

Der Kongress findet von 20. bis 23. Oktober im Meerscheinschlössl der Karl-Franzens-Universität Graz statt.

Infos:
Institut für Kinderphilosophie | 0316-811513 oder 0650-8303018
kinderphilosophie@aon.at | www.kinderphilosophie.at

 

 

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Graz
    Ungefähr hundert Minderjährige ohne Begleitung – fast alle davon zwischen 14 und 18 Jahren –, werden jährlich im Franziskushaus in Graz betreut. Die meisten, etwa zwei Drittel, stammen aus Afrika, die anderen kommen hauptsächlich aus den ehemaligen Sowjetrepubliken und Afghanistan. Ihre Betreuung bis zur Volljährigkeit wird von dem unabhängigen und nicht auf Gewinn ausgerichteten Verein OMEGA, der sich für Opfer von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen einsetzt, übernommen.

Medizinische und psychologische Erstbetreuung
OMEGA bietet medizinische, psychologische und soziale Hilfe für Flüchtlinge und betreut im Zuge dessen auch Kinder und Jugendliche, die alleine oder mit ihren Familien nach Österreich geflüchtet sind. Dr. Gerald Ressi, Psychiater und Koordinator der EU-Jugendprojekte bei OMEGA, der die sozialmedizinischen Erstinterviews mit den jungen Flüchtlingen führt, spricht von ungefähr 100 minderjährigen Flüchtlingen, die jährlich ohne ihre Familien nach Österreich kommen und in Graz untergebracht werden. Diese jungen Flüchtlinge, die meist von ihren Eltern mit Schleppern nach Europa geschickt wurden, werden nach einer Erstaufnahme im Franziskushaus in Graz versorgt. Dort setzt auch die Arbeit des Vereins OMEGA an, der sich um die psychiatrisch-medizinische Erstbehandlung und– falls notwendig – die Vermittlung der Betroffenen in Spitäler kümmert. „Der weitaus größte Teil der minderjährigen Flüchtlinge kommt mit ihren Familien nach Österreich“, erklärt Ressi. Auch diese erhalten die sozial-psychologische Unterstützung vom Verein.

Im Rahmen des EU-Projekts „Medical Network for Social Reconstruction in Former Yugoslavia“, an dem der Verein OMEGA mit Dr. Peter Kenny aus Australien beteiligt ist, wird auch in den Nachfolgestaaten Jugoslawien zusammen mit europäischen Partnern direkt vor Ort dringend benötigte Hilfe in Form von Trainingsseminaren geleistet, aktuell insbesondere im Kosovo und in Mazedonien.

Lernhilfe und Integration
Neben den wöchentlich stattfindenden Lernhilfenachmittagen, bei denen die Kinder und Jugendliche durch muttersprachliche Betreuung unterstützt werden sollen, gibt es ebenfalls regelmäßig Veranstaltungen der Jugendwohlfahrt, wo eine offene Gruppe von 30 bis 40 Kindern und Jugendliche zusammenkommt.“
„Besonders Hilfestellungen zum Erwerb basaler Sprachkenntnisse und Informationen zur Orientierung in der österreichischen Gesellschaft – für uns ganz „alltägliche“ Dinge wie das Abstempeln von Fahrkarten – werden von den neu angekommenen Flüchtlingen dringend benötigt“, fügt Dr. Emir Kuljuh, Psychiater und Koordinator der Flüchtlingsbetreuung in den Heimen und Flüchtlingsrückführungen bei OMEGA, hinzu.

Dr. Emir Kuljuh: „Immigranten müssen oft auch ganz alltägliche Dinge, wie das Abstempeln von Fahrkarten, erst lernen.“

Nach Angaben des Bundesministeriums für Inneres suchten im Jahr 2004 914 unbegleitete Minderjährige in Österreich um Asyl an. Diese werden nach einer Richtlinie der Europäischen Kommission als Menschen mit besonderem Schutzbedürfnis angesehen und haben demnach ein Recht auf professionelle Beratung und Behandlung. Grundsätzlich sieht der Verein OMEGA die gesetzlichen Änderungen, trotz der erheblichen Probleme in der Anfangsphase, unter anderem durch die Verschiebung der Zuständigkeiten, weitgehend positiv. „Vor allem die medizinische Erstuntersuchung, bei der die Flüchtlinge nun auch auf Tuberkulose getestet werden, ist eine eindeutige Verbesserung“, betont Kuljuh. „Insgesamt ist die Erstaufnahme nun besser organisiert. Die Abnahme von Fingerabdrücken ermöglicht eine Vereinfachung des organisatorischen und bürokratischen Aufwandes, sollte ein Asylbewerber, nach einem endgültigen Negativbescheid, erneut in einem anderen EU-Land ansuchen“, argumentiert Ressi.

Wie in einem Artikel über die „Kinderrechte im Asylgesetz“ (korso sozialFORUMJuni/Juli 2005) bereits berichtet wurde, müssen diese Gesetzesänderungen dennoch kritisch betrachtet werden. Die kinder+jugend­anwaltschaft des Landes Steiermark befürchtet die mögliche Schubhaft von Flüchtlingskindern, sollten sich zwei Mitgliedstaaten über die „Zuständigkeit“ für dieses Kind nicht einig werden können. Für die beiden Ärzte von OMEGA spielt dieses Problem allerdings in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle.

In Zukunft bietet der Verein OMEGA ab dem 20.9.2005 jeden Dienstag ab 12.30 Uhr einen „Multikulturellen Mittagstisch“ an, bei dem sich jede Woche ein anderes Land kulinarisch vorstellt. Dazu gibt es ein um 15 Euro bei Omega erhältliches Kochbuch: Portobella - Multikulturelles Catering. Rezepte und Interviews zu Gesundheit und Ernährung aus aller Welt.

Barbara Korak


Infos:
OMEGA Gesundheitsstelle Graz, Albert-Schweitzer-Gasse 22, 8020 Graz
T 0316-773554-0 | Fax 316-773554-4 | office@omega-graz.at

 

 

„Kiste 05“ informiert über interkulturelle Pädagogik
    Schon Karl Valentin war sich des Problems des Anderseins wohl bewusst, als er sinnierte: „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde.“ Das amüsante Wortspiel hat heute mehr denn je einen ganz realen Hintergrund in den Migrationsströmen der Gegenwart.

Dabei werden Menschen, die aus anderen Weltteilen zu uns kommen, meist nur als fremd empfunden, weil sie den uns vertrauten Verhaltensweisen nicht ohne weiteres entsprechen. Dies kann bei den „Einheimischen“ Unsicherheiten und latente Ängste auslösen und zur Ablehnung des „Fremden“ führen, dessen alltägliche Lebensgewohnheiten und Kommunikationsformen nur der Ausdruck einer Sozialisation in andersartigen kulturellen Mustern sind.

Offenheit heißt Lebendigkeit
Nur die Offenheit in der Begegnung mit dem Fremden bietet die Chance, Neues kennen zu lernen und sich dadurch selbst in seiner Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Die Bereitschaft dazu bringen insbesondere Kinder, egal aus welcher Kultur, ganz natürlich von Haus mit. Ganz anders als viele Erwachsene gehen sie unbelastet von Vorurteilen und offen auf das zunächst noch Unbekannte zu.

Eine wichtige Plattform für diese interkulturelle Begegnung stellen besonders die Kindergärten in jenen urbanen Regionen dar, wo zahlreiche Immigrantenfamilien leben. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Integration von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache und für das spielerische Erlernen der Sprache des Gastlandes.

Soziallandesrat Flecker: „Kinder suchen sich ihre FreundInnen nicht nach der Hautfarbe aus“

„Kinder suchen sich ihre FreundInnen weder nach Hautfarbe noch nach Dialekt aus“, betonte Soziallandesrat Dr. Kurt Flecker bei der Präsentation der pädagogischen Fachzeitschrift „Kiste 05“, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal erscheint. Die diesjährige Nummer ist dem Schwerpunkt „Interkulturelle Pädagogik in der Kinderbetreuung“ gewidmet. Erfahrungsberichte von Kindergärtnerinnen, Interviews und Beschreibungen aktuell laufender Projekte geben einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten zur Integration in der Steiermark. Die vom Kinderbetreuungsreferat herausgegebene Informationsbroschüre versteht sich daher auch als Plattform für all jene, die auf dem Gebiet der interkulturellen Pädagogik aktiv mitgestalten wollen.

„Die Welt trifft sich im Kindergarten“
Die „Kiste 05“ erscheint in einer Auflage von 17.000 Stück auf Deutsch und wird in den Kindergärten und anderen kinderpädagogischen Einrichtungen an die Eltern verteilt. Daneben wird das Heft in den häufigsten Sprachen der Migrantenfamilien Englisch, Russisch, Türkisch, Arabisch und Bosnisch angeboten. „Die Übersetzungen dienen den vielen interessierten nicht-deutschsprachigen Eltern als Informationsquelle über die Tätigkeit der Kindergärten, stehen aber auch als Ausdruck dafür, dass für uns alle Kinder gleich wertvoll sind“, hob Soziallandesrat Flecker, der Initiator des Projektes, hervor. Die Ausgaben in nicht-deutscher Sprache werden dabei je nach Bedarf der anfragenden Institution hergestellt, um die Nachfrage möglichst zielgenau zu decken.

„Insbesondere im urbanen Raum kommt den Einrichtungen zur Kinderbetreuung eine zentrale Rolle bei der Integration von Kindern fremdsprachiger Familien zu“, erklärte Dr. Ingeborg Schmuck, die Leiterin der Fortbildungsstelle des Referates, denn „die Welt trifft sich im Kindergarten“. Von den über 29.000 steirischen Kindergartenkindern haben mehr als 1.500 eine andere Erstsprache als Deutsch. Eine wichtige Rolle bei der Integration der Kinder aus anderen Ländern spielen muttersprachliche BetreuerInnen mit Migrationshintergrund, die auch in der Kommunikation mit den Eltern wertvolle Hilfestellung leisten.
Die Rolle der Bildungsqualität, etwa in der Sprachvermittlung, stand aus gegebenem Anlass auch im Zentrum der diesjährigen Fachtagung „Kindliche Lebenswelten in einer interkulturellen Gesellschaft“ des Kinderbetreuungsreferats an der Pädak Graz-Eggenberg.

Josef Schiffer

Info:
Die „Kiste 05“ kann in allen sechs Sprachen über das Sozialressort des Landes Steiermark bezogen werden: T 0316/877-2231 oder kurt.flecker@stmk.gv.at

 

 

 

Volkshilfe hilft beim Ausbau der Nachmittagsbetreuung an Schulen

 

   

Mit Wirksamkeit ab dem Schuljahr 2006 wird eine gesetzliche Änderung die Nachmittagsbetreuung für schulpflichtige Kinder neu regeln. Demnach können 15 Eltern einer Schule (schulstufenübergreifend) den Bedarf für eine Nachmittagsbetreuung anmelden. Wenn dies gegeben ist, muss dann die Schule eine Nachmittagsbetreuung in unterschiedlicher Form anbieten. Regelungen und Lösungen dazu müssen erarbeitet werden. Der Fachbereich Kinderbetreuung der Volkshilfe hat mit Unterstützung des Arbeitsmarktservices vor den Sommerferien begonnen die rechtlichen und pädagogischen Grundlagen für Nachmittagsbetreuungen zu erarbeiten und diese Erkenntnisse den steirischen Schulerhaltern (Gemeinden) zur Verfügung zu stellen.

Damit, so Volkshilfe-Steiermark-Geschäftsführer Franz Ferner, „bieten wir Eltern – vor allem berufstätigen und allein erziehenden Frauen – ergänzend zu den bisherigen Kinderbetreuungsangeboten eine zusätzliche Wahlmöglichkeit, ihre schulpflichtigen Kinder von qualifiziertem pädagogischen Personal optimal betreuen und fördern zu lassen.“

Durch die nach wie vor steiermarkweit geringe Betreuungsquote für Schulkinder sehen die Gemeinden als Schulerhalter in der Initiierung einer Nachmittagsbetreuung die Chance ihre Schulstandorte zu sichern und gleichzeitig bestehende Infrastrukturen optimal zu nützen.

Seit Beginn des Projektes hat bereits eine Vielzahl an Gemeinden auf das Volkshilfe-Steiermark-Angebot der Beratung und Unterstützung bei der Initiierung bzw. Führung einer Nachmittagsbetreuung zurückgegriffen.

Informationen und Folder:
Volkshilfe Fachbereich Kinderbetreuung, Albrechtgasse 7, 8010 Graz | T 0316-8960-830 office.kinderbetreuung@stmk.volkshilfe.at

 

Scheidung – was nun?! – Entlastete Eltern durch gestärkte Kinder

    Für Kinder und Jugendliche ist es oft besonders schwer, die neue Lebenssituation nach einer Trennung/Scheidung zu bewältigen. Sie reagieren auf die erlebten Erfahrungen sehr unterschiedlich-, Ängste und Depressionen, aber auch Aggressionen und Schulschwierigkeiten sind häufige Reaktionen. Laut Ass.-Prof. Mag. Dr. Harald Werneck, Klinischer Psychologe (Uni Wien), neigen Mädchen eher dazu, Kummer und Sorgen zu verdrängen, während bei Buben eher aggressive Reaktionen augenscheinlich sind.

Auch Gefühle der Verlassenheit, Trauer und Wut werden von den betroffenen Kindern und Jugendlichen oft heftig erlebt, wobei es häufig an einer „neutralen“ Person mangelt, der sie sich anvertrauen können. Diese „Sprachlosigkeit“ kann bei den Kindern zu einem erhöhten Leidensdruck führen - die Folge können massive psychische Symptome sein.

Nicht alle Kinder und Jugendliche zeigen nach einer Trennung/Scheidung offensichtliche Veränderungen, sondern scheinen nach außen hin angepasst und „unauffällig“ – doch auch diese Kinder brauchen Unterstützung bei der Bewältigung der neuen Lebenssituation.

Entlastete Eltern durch gestärkte Kinder
RAINBOWS hat es sich seit 1991 in Österreich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche, die von Trennung/Scheidung der Eltern oder vom Tod naher Bezugspersonen betroffen sind, zu unterstützen. Das gruppenpädagogische Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche von 4 bis 17 Jahren, wobei die Kleingruppen (vier bis fünf Kinder) altersgemäß zusammengefasst sind. Ein/e eigens ausgebildete/r GruppenleiterIn begleitet die Kinder und Jugendlichen bei Gruppentreffen mit kreativen und altersgerechten Methoden (Rollenspiele, Malen, ...). Zusätzlich zu den 14 Gruppentreffen finden drei Gespräche mit den Eltern(teilen) statt.

In der RAINBOWS-Gruppe haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, sich über ihre Ängste, Gefühle und Gedanken auszutauschen. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit zu bieten, ihre Trauer besser zu bewältigen und die veränderte Situation leichter anzunehmen. Auch die Eltern/teile erfahren durch die Arbeit von RAINBOWS Unterstützung, denn viele berichten von positiven Veränderungen im Verhalten und Erleben ihrer Kinder.

RAINBOWS-Gruppen finden ab Oktober wieder in Graz, Bad Aussee, Bruck/Mur, Feldbach, Fürstenfeld, Gratkorn, Gleisdorf, Gröbming, Hartberg, Judenburg, Kalsdorf, Knittelfeld, Leibnitz, Liezen, Murau, Schladming, Voitsberg, Weiz statt. Voraussetzung: mind. 4 Anmeldungen pro Altersstufe

Infos:
RAINBOWS-Steiermark, Theodor-Körner-Strasse 182/1, 8010 Graz
T 0316-67 87 83 | Fax 0316-67 87 83-21 | office@stmk.rainbows.at | www.rainbows.at

 

 

  Töchter können alles werden!
    Die Grazer Mädcheneinrichtung MAFALDA hilft bei der Spurensuche zur Berufswahl.

Pünktlich zu Schulanfang hat der Grazer Verein MAFALDA, in Kooperation mit dem Land Steiermark, Referat Frau-Familie-Gesellschaft, SPURENSUCHE herausgebracht: Eine Entdeckungsreise durch die Berufsorientierung für Eltern und Töchter am Beginn des 8. Schuljahres.

Eltern haben, laut zahlreichen Untersuchungen, den größten Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder. Die 60 Seiten starke Broschüre, ein Mix aus Information und zahlreichen Mitmachangeboten, soll Eltern und Töchter bei der Suche nach dem passenden Beruf unterstützen. Wie eine Betrachtung des Arbeitsmarktes zeigt, sind die gut bezahlten, prestigeträchtigen Jobs immer noch vorwiegend von Männern besetzt. Mädchen und junge Frauen entscheiden sich nach wie vor größtenteils für traditionell weibliche Berufsausbildungen; 69% der weiblichen Lehrlinge in der Steiermark finden sich in nur vier(!) Lehrberufen (Einzelhandelkauffrau, Köchin/Restaurantfachfrau, Bürokauffrau, Friseurin) wieder.

Bei der Berufsentscheidung wird oft weniger auf die individuellen Fähigkeiten und Talente geachtet, sondern mehr den Erwartungen an die Geschlechtsrollen entsprochen.

SPURENSUCHE wurde im Rahmen des österreichweiten Projektes mut! – mädchen und technik (www.mut.co.at) erstellt.

Infos: SPURENSUCHE ist kostenlos zu bestellen bei Verein MAFALDA, Glacisstraße 9, 8010 Graz
T 0316-33 73 00 DW 25 bzw. 32 | office@mafalda.at

 

 

Familien und Kinder stark machen
Volkshilfe Kinderbetreuungseinrichtungen sind Partner von Kindern und deren Familien / von Franz Ferner und Mag. Dagmar Schichtl

 

   

Kinderbetreuungsangebote zählen neben den Leistungen in der Altenhilfe zu den Kernkompetenzen der Volkshilfe-Dienstleistungen. Rund 1.800 Kinder werden täglich in verschiedensten Betreuungsangeboten, von der Tagesmutter bis zum altersgemischten Kinderhaus, durch qualifizierte und engagierte MitarbeiterInnen in der Steiermark betreut.

Franz Ferner Geschäftsführer Volkshilfe GmbH Mag. Dagmar Schichtl, Leiterin der pädagogischen Fachstelle der Volkshilfe

Seit 2003 sind die Kinderbetreuungs­angebote der Volkshilfe freiwillig auf Basis der international anerkannten Norm ISO 9001:2000 erfolgreich zertifiziert. Ein „Markenzeichen“ der Volkshilfe Kinderbetreuungsangebote ist, dass sie grundsätzlich ganztägig und ganzjährig ausgerichtet sind. Für die Volkshilfe sind ihre Angebote in der Kinderbetreuung nicht nur wichtige soziale Angebote für die Familien in unserem Land, sondern entspringen auch der Werthaltung, Arbeit und Familie im Einklang zu halten.

 

Uns ist bewusst, dass der gesellschaftliche Strukturwandel der letzten Jahrzehnte dazu geführt hat, dass „Familie“ nicht mehr eindeutig definierbar ist und uns in verschiedensten Formen des Zusammenlebens zwischen Kindern und Erwachsenen begegnet.

Gleichzeitig ist die Welt der Kinder nicht mehr jene, die wir in eigener Erinnerung haben. Einschränkungen in der Mobilität, starke Tendenzen zur Armutsgefährdung, Rückbau von Chancengleichheit, Umweltbelastungen und vieles mehr sind Herausforderungen für ein ganzes Kinderleben.

Vor allem die Anforderungen des Arbeitsmarktes erfordern von den einzelnen Mitgliedern einer Familie eine hohe Bereitschaft zur Mobilität und flexibler Arbeitszeitgestaltung und machen Kinderbetreuungseinrichtungen damit auch zu einer infrastrukturellen Notwendigkeit.

Verantwortung für Kinder übernehmen
Die öffentliche Diskussion über die Situation der Kinderbetreuung ist überwiegend gekennzeichnet von der Frage der Finanzierbarkeit. Es ist ein klares Bekenntnis der Politik zu einem umfassenden Ganzjahres- und Ganztages-Betreuungs- und Bildungsangebot notwendig. Dieses Angebot muss vor allem auch für Erziehende mit geringem Einkommen leistbar sein!


Es darf die Bewältigung dieser Herausforderungen nicht den Familien allein überlassen werden – die Volkshilfe steht dazu, den Sozialstaat hier nicht aus seiner Verantwortung zu entlassen. Die Initiative von Soziallandesrat Dr. Kurt Flecker in Bezug auf den „Anspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind von zwei bis sechs Jahren als steirisches Verfassungsrecht“ trifft die emotionale Lage und die Bedürfnisse der steirischen Familien auf den Punkt.

Der von allen erlebbare Wandel sozialer familiärer Beziehungen bedingt daher, dass sich die Arbeit unserer MitarbeiterInnen an den individuellen Bedürfnissen von Kindern und ihren Familien orientiert. Ein Rückhalt des Staates dabei ist auch für eine stabile Volkswirtschaft unerlässlich.

Neben allen gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen dürfen aber die pädagogischen Grundhaltungen nicht zu kurz kommen. Aus diesem Grund ist es der Volkshilfe wichtig, dass die uns anvertrauten Kinder Rahmenbedingungen und Werthaltungen vorfinden, in denen Wertschätzung, Selbstbestimmung und die Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten in den Vordergrund gestellt werden.

Kinderbetreuung ist Bildungsaufgabe
Bildung, Betreuung und Erziehung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Kinder sind grundsätzlich neugierig, aktiv und lernbegierig, wenn sie dafür geeignete Rahmenbedingungen und verständnisvolle Erwachsene wie die MitarbeiterInnen in den Volkshilfe-Kinderbetreuungseinrichtungen vorfinden. Kinderbetreuungseinrichtungen als erste Orte prägender Lernerfahrungen – kurz als Bildungsinstitutionen – wertzuschätzen heißt auch sich der laufenden Bildungsprozesse bewusst zu sein, neue zu initiieren und die Kinder darin zu unterstützen, ihre Welt aus eigener Motivation heraus zu erkunden, beobachten, kritisch zu hinterfragen und nicht zuletzt aktiv mitzugestalten. Eine schnelle und massive Investition in den Bildungsauftrag der Kinderbetreuung ist eine präventive Maßnahme, um für Jahrzehnte den Lebens- und Sozialstandard unseres Landes zu halten und auszubauen. Wenn die nächste PISA-Studie besser für Österreich ausfallen soll, dann gilt es, die Neugierde und die Begeisterung für das Lernen schon sehr früh zu wecken.

In vielen skandinavischen Ländern ist der Anteil der erwerbstätigen Frauen wesentlich höher als in Österreich, aber auch die Geburtenrate. Eine Antwort auf diese Situation ist die weitaus bessere und auch kostengünstigere Versorgung mit Kinderbetreuungseinrichtungen. Daher sei jenen PolitikerInnen, die oft die niedrige Geburtenrate in Österreich bedauern, in ihr Stammbuch geschrieben, dass – siehe die skandinavischen Länder – eine moderne Gesellschaft erst dann wieder zu mehr Kindern kommt, wenn es die nötige Unterstützung für Familien und hier vor allem für Frauen in Form von flexiblen und kostengünstigen Kinderbetreuungsplätzen gibt. Selbstverständlich gilt es auch Männer stärker in die Pflicht zu nehmen. Teilzeit für beide Eltern, Väter in Karenz, das sind erste Schritte, die allerdings in Österreich erst sehr zaghaft Wirklichkeit werden.

Kinder brauchen einfach mehr „Platz“ in den Köpfen und Herzen der politisch Agierenden, es zahlt sich sprichwörtlich aus!

 

Standpunkte der Volkshilfe zur Kinderbetreuung

Lernen fürs Leben
Bildung, Betreuung und Erziehung sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Kinder sind grundsätzlich neugierig, aktiv und lernbegierig und müssen dafür geeignete Rahmenbedingungen und verständnisvolle Erwachsene in den Volkshilfe-Kinderbetreuungseinrichtungen vorfinden.

Schau dich um in Stadt und Land
Kinderbetreuung muss auch Teil des Gemeinde- oder Stadtlebens sein. Durch Projektangebote fördern wir die Lernlust und Entdeckerfreude der Kinder. Wir wollen Verbindungen und Kontakte unserer Einrichtungen mit ihrem sozialen Umfeld. Wir stellen Beziehungen zwischen den Generationen her.

Kinder reden mit
Kinder werden von unseren MitarbeiterInnen ernst genommen. Sie berücksichtigen ihre Wünsche und Bedürfnisse, greifen ihre Ideen und Anregungen auf und unterstützen Auseinandersetzungen mit demokratischen Regeln. Sie beteiligen Kinder an der Gestaltung des pädagogischen Alltags.

Unsere Welt ist bunt und vielfältig
Unsere Einrichtungen der Kinderbetreuung sind erste Orte prägender Lernerfahrungen für Kinder. Diese ersten Erfahrungen haben großen Einfluss darauf, was ein Kind über andere Menschen denkt und wie es später entsprechend handelt.

 

 

Wie arm sind unsere Kinder?
< von Caritas-Präsident Franz Küberl

   

Neben der „Heilen Familie“ ist die „Glückliche Kindheit“ wohl das Thema, das historisch am stärksten belastet ist. Ohne heutige Entwicklungen schön zu reden, müssen wir festhalten, dass eine glückliche Kindheit in der Vergangenheit selten so leicht möglich war, wie heute. Die Probleme von früher werden heute offen angesprochen und nicht mehr gesellschaftlich toleriert, was eine gute Grundlage für ihre Bewältigung bietet. Auf der anderen Seite ist es vor diesem Hintergrund schwierig das Thema Armut bei Kindern und Jugendlichen zu diskutieren.

Wenn wir von besonderen Armutssituationen bei Kindern und Jugendlichen sprechen, so hängt dies auf der einen Seite damit zusammen, dass materielle Not der Eltern auch immer die Kinder betrifft. Oft sind es Kinder, die am stärksten unter der Schuldenlast oder dem geringen Einkommen, der Arbeits- und Hoffnungslosigkeit der Eltern zu leiden haben. Und immer wieder machen wir die Erfahrung, dass Armut vererbt wird.

Sie kennen die Zahlen: in Österreich sind 13,2% der Bevölkerung armutsgefährdet (1.044.000 Betroffene), knapp 30% der armutsgefährdeten Personen sind Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Akut arm sind 5,9 % der ÖsterreicherInnen (460.000 Personen), davon sind wiederum knapp 30% Kinder und Jugendliche. Somit sind knapp 30% der armutsgefährdeten und akut armen ÖsterreicherInnen Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Und ich möchte daran erinnern, dass diese trockenen Zahlen für viele tragische Schicksale von jungen Menschen stehen.

Etwas, worüber wir kaum sprechen ist immaterielle Armut, ein Problemfeld, mit dem wir immer stärker konfrontiert sind und das nicht nur die Menschen in finanziellen Notsituationen betrifft. Gerade in unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen treffen wir immer wieder auf Menschen, die nicht aus dem klassischen Bereich der Armut – Obdachlosigkeit etc. – kommen, sondern aus Familien der Mittel- oder Oberschicht. Auch hier zeigt sich ebenso wie bei der materiellen Armut, dass Armut immer ein Mangel an Lebensvoraussetzungen ist.

Beispiele für immaterielle Armut sind Beziehungsarmut (kaum oder keine Beziehungen zu Erwachsenen), Kommunikations- und Kontaktarmut, Mangel an Rückhalt in der Familie, enormer Druck durch das Elternhaus (Leistungen in der Schule und im Sport, Freizeitstress), Wertearmut (fehlende Orientierung gerade in der schwierigen Zeit der Pubertät) und Minderwertigkeitsgefühle (wichtig für eine gesunde Entwicklung ist das Wissen, gebraucht zu werden, dass einem etwas zugetraut wird (V. Frankl))

Die Auswirkungen materieller und immaterieller Armut betreffen alle Lebensbereiche von der Gesundheit, Benachteiligungen in der schulischen Ausbildung über die Wohnsituation besonders im Bereich der materiellen Armut bis hin zu sozialen Kontakten und sozialer Kompetenz, Süchten, Ängsten u.v.m. Bei Kinder- und Jugendarmut zeigt sich die Multidimensionalität des Phänomens Armut besonders deutlich. Auf der einen Seite der Zusammenhang zwischen Armut bei jungen Menschen und der Situation ihrer Eltern, auf der anderen Seite das Zusammentreffen einer Vielzahl von Faktoren, die Armut ausmachen.

Entsprechend vielfältig müssen die Lösungsansätze sein: Maßnahmen zur Armutsprävention wie z.B. ein finanzielles Grundsicherungsmodell für Familien und Rahmenbedingungen und Anreizsysteme, um Erwerbstätigkeit für Eltern zu sichern, Ausbau im Bereich der Einrichtungen für Kinderbetreuung, Wiedereinstiegshilfen und Weiterbildungsmaßnahmen, spezielle Gesundheitsmaßnahmen für sozial Schwächere, Förderungsprogramme im Bereich Wohnen und Jugendarbeitslosigkeit. Kinder und Jugendlichen brauchen vor allem Raum – Freiräume für sich, wo sie auch soziales Verhalten lernen können; sie brauchen Vertrauen – sie können vertrauen und man traut ihnen etwas zu; sie brauchen starke Eltern, bei denen sie sich anlehnen können und Kinder und Jugendliche brauchen Zukunft – eine lebbare Umwelt und berufliche Perspektiven.

In vielen dieser Bereiche unterstützt die Caritas der Diözese Graz-Seckau steirische Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Situationen. Mit einem niederschwelligen Zugang wie bei Jugend- und Drogenstreetwork, verschiedenen Wohnprojekten und dem Beschäftigungsprojekt tag.werk wenden wir uns direkt an die Jugendlichen. Im Bereich Kinder bieten wir leistbare Ferienangebote und Kinder- bzw. Schülerbetreuung. Mit der Familienhilfe und der Sozialbeartung/Einzelhilfe gehen wir die Probleme von der anderen Seite an.

Neben diesen praktischen Maßnahmen braucht es aber auch eine Veränderung im Denken der Gesellschaft. Ein heimlicher Grundsatz unserer Wohlstandgesellschaft lautet, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Dies führt dazu, dass es gegen Armut und Not nur unzureichende Bewältigungsstrategien gibt. Vielmehr wird Armut – auch und vor allem Kinderarmut – vertuscht. Von der Gesellschaft ebenso wie von den Betroffenen, für die Armut nach wie vor eine Schande ist. Richtig wäre aber das Bewusstsein, dass jeder auch das Glück des anderen schmiedet!

Weitere Informationen:
Caritas Graz | T 0316/8015-0 | office@caritas-graz.at | www.caritas-graz.at