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KORSO: Ende September wurde in der Landesregierung ein SPÖ-Antrag
gegen
Studiengebühren abgelehnt. Wie schätzen Sie die politische
Situation in der Steiermark ein: wird es hier eine breitere Ablehnung eben?
Zitz: Die Parteien haben sich festgelegt: ÖVP und FPÖ
sind für Studiengebühren, die Grünen und die SPÖ dagegen.
Die Bevölkerung ist sicher mehrheitlich gegen Studiengebühren.
KORSO: Welche Strategien haben die Grünen um die von Ihnen
ungewünschte Einführung von Studiengebühren doch noch zu
verhindern und wie werden die Proteste der Studierenden unterstützt?
Zitz: Wir werden in jedem Fall durch Aktionen, Aussendungen,
durch Aufkleber und Teilnahme an den Demonstrationen die Studierenden unterstützen.
Wir werden auch bei jeder Gelegenheit erläutern, warum Studiengebühren
für uns inakzeptabel sind, weil sie vor allem sozial Schwächere
besonders treffen, aber auch den Mittelstand. „Sozial abgefedert“ können
die Studiengebühren nur werden, indem sie nicht in Kraft treten.
KORSO: Als Argument gegen die Einführung der Gebühren
wird eine Senkung der
AkademikerInnenrate befürchtet. Diese ist jedoch bereits jetzt
im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Warum?
Zitz: Weil die Unis von SPÖ und ÖVP in den letzten
Jahren ausgehungert worden sind. Dadurch hat die Qualität der Hochschulen
gelitten, es gibt wegen der Sparpakete der SP-VP-Regierung zu wenig Personal
und damit zu wenig Prüfungen, Praktika, Laborplätze etc. Durch
diese schlechten Rahmenbedingungen schließen viele engagierte junge
Menschen ihr Studium nicht ab.
KORSO: Die ÖVP argumentiert, dass das Bildungssystem vor
allem auch durch den angeblichen "Mißbrauchs der Inskription" und
den hohen Anteil von Studierenden, die keine Prüfungen ablegen (in
Graz im letzten Jahr angeblich mehr als 50%) unleistbar wäre. Welche
Kosten verursacht diese Personengruppe tatsächlich?
Zitz: Den „Mißbrauch der Inskription“ gibt es nicht. Es
ist vielmehr so, dass es derzeit keinen Grund gibt, nicht inskribiert zu
bleiben, wenn man etwa berufstätig ist oder aus anderen Gründen
länger keine Prüfung machen kann. So entstehen die Zahlen, dass
fast 50% der Studierenden keine Prüfung machen. Dies hat mit Faulheit
oder Mißbrauch gar nichts zu tun, sondern ist Produkt des derzeitigen
Systems. Kosten entstehen durch diese Studierenden ohnehin nur im minimalen
Bereich.
KORSO: Die ÖVP vergleicht den Betrag für die Studiengebühr
mit den Kosten für den Führerschein, einen Wifi-Kurs bzw. einer
Tunesien-Pauschalreise. Wieso sind die Grünen der Ansicht, dass das
Studium bzw. eine akademische Ausbildung weiterhin gebührenfrei bleiben
sollte?
Zitz: Es ist ein ganz übler Politik-Stil, Ausbildung mit
Urlaubsreisen zu vergleichen. Bildung ist ein Gut, das ohnehin in Österreich
viel zu wenig gefördert wird. Wer jetzt an der Bildung spart, wird
in zehn Jahren vor einem Scherbenhaufen stehen. Freier Zugang zu den Hochschulen
garantiert Bildung auch für sozial Schwächere. Die Talente dieser
Gruppe dürfen nicht durch Belastungen der Regierung verkümmern.
KORSO: Welche strukturellen Verbesserungen wünschen Sie
sich für die Universitäten und woher sollten die dafür nötigen
Mittel stammen?
Zitz: Einsparungen im Bildungsbereich werden wir nicht hinnehmen.
Eingespart werden können aber ohne weiters Rüstungsausgaben,
etwa die geplanten 21 bis 58 Milliarden für Abfangjäger, die
wir ohnehin nicht brauchen. Verbesserungen auf den Hochschulen, die wir
uns erwarten: Mehr Geld für Personal und Infrastruktur, etwa moderne
Computer, Labors oder besser ausgestattete Bibliotheken. Damit bessere
Ausbildung, zufriedenere Studierende und höhere Qualifikation der
jungen ÖsterreicherInnen.
KORSO: Wir danken für das Gespräch.
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