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KORSO: Bei der Sitzung der Landesregierung Ende September wurde
von Seiten der ÖVP und FPÖ einem SPÖ-Antrag gegen die Einführung
von Studiengebühren nicht zugestimmt. Wie ist Ihre Position bzw. jene
der steirischen FPÖ gegenüber Studiengebühren? Wie soll
aus Ihrer Sicht sichergestellt sein, dass es zu keinen sozialen Hindernissen
für den Zugang zu universitärer Bildung kommt?
Peinhaupt: Ich kann die ausgebrochene Hysterie wegen der geplanten
Einführung von Studiengebühren nicht nachvollziehen. Denn diese
Maßnahme der Koalition sorgt endlich für soziale Gerechtigkeit
im österreichischen Bildungssystem. Denn wie kommt der Großteil
der nicht akademisch gebildeten Bevölkerung dazu, mit ihren Steuergeldern
eine privilegierte Schicht zu unterstützen, die nach Abschluß
des Studiums über weit höhere Gehälter verfügt? Daher
ist es nur recht und billig, der Kostenwahrheit einen Schritt näher
zu kommen, indem 5000 Schilling pro Semester abverlangt werden. Der Großteil
der Ausbildung, auch der universitären, wird ja nach wie vor von der
öffentlichen Hand getragen.
KORSO: Von manchen wird der Studiengebührenbeitrag gleichgesetzt
etwa mit den Kosten für eine Pauschalreise nach Tunesien. Welche Bedeutung
messen Sie einer Hochschulbildung zu und warum sollte diese Ihrer Ansicht
in Zukunft nicht mehr gebührenfrei erfolgen?
Peinhaupt: Es ist zu gewährleisten, dass der Zugang zu
Hochschulen für jedermann aufrechterhalten bleibt. Es darf auch nicht
zu sozialen Hindernissen kommen. Daher begrüße ich die geplante
Reform der Stipendien, die vor allem sozial Schwachen zugute kommt, weil
diese zusätzlich zu einer staatlichen Unterstützung auch von
der Studiengebühr befreit sind. Dasselbe soll für Bezieher von
Leistungsstipendien gelten. Darüber hinaus muß ein Darlehenssystem
geschaffen werden, durch welches zinsenlose, langfristige Kredite vorfinanziert
werden.
KORSO: Auch an den Grazer Universitäten herrscht an vielen
Instituten ein akuter Mangel an Räumlichkeiten, Seminar- und Laborplätzen
etc. Welche Schritte zur Verbesserung dieser Situation schlagen Sie vor
und woher sollten diesbezügliche finanzielle Mitteln kommen?
Peinhaupt: Parallel zur Einführung der Studiengebühren
ist eine Studienreform unbedingt notwendig, die es ermöglicht, dass
Studenten innerhalb kürzester Zeit und mittels modernster Ausbildungsmethoden
ihr Studium auch abschließen können. Für eine Studiengebühr
ohne Gegenleistung einer Universitätsreform bin ich nicht zu haben
– daher ist das Bildungsministerium gefordert, nun auch die notwendigen
Reformschritte einzuleiten. Die Hälfte der Mittel aus den Studiengebühren
soll dazu aufgebracht werden.
Abschließend gestatten Sie mir noch eine Randbemerkung: Von den
15 EU-Staaten gibt es in neun Ländern Studienbeiträge, nämlich
in Belgien, der BRD, in Frankreich, Spanien, Irland, Italien, Portugal,
England und den Niederlanden. Und schließlich haben sich in der Vergangenheit
auch zahlreiche SPÖ-Politiker für die Einführung von Studiengebühren
ausgesprochen, wie etwa die Ex-Minister Staribacher und Einem.
KORSO: Wir danken für das Gespräch.
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