Waltraud Klasnic
Landeshauptmann der Steiermark, ÖVP

Interview
 
KORSO: Bei der Sitzung der Landesregierung Ende September wurde von Seiten der ÖVP einem SPÖ-Antrag gegen die Einführung von Studiengebühren nicht zugestimmt. Stattdessen wurde vorgeschlagen, die Studiengebühren in der derzeit  beschlossenen Form abzulehnen. Wie ist nun Ihre Position bzw. jene der steirischen ÖVP gegenüber Studiengebühren? Welche Begleitmaßnahmen sollen eine Einführung begleiten? 
Klasnic: In der Sitzung der Landesregierung hat die Steirische Volkspartei einen eigenen Antrag eingebracht der auf „Ablehnung der geplanten Studiengebühren in der derzeitigen Form und Forderung nach einem Konzept zur Qualitäts- und Strukturverbesserung" lautete. Einfach nur nein sagen ist mir zu wenig, denn es geht mir auch um eine nachhaltige Strukturreform der Universitäten. Aus diesem Grund habe ich in einem Schreiben die Rektoren aller steirischen Universitäten eingeladen mir ihre Prioritätenliste hinsichtlich Investitionen ebenso wie Engpässe (Studienplätze, fehlende Laborplätze etc..) zu nennen. 

KORSO: Von Ihnen wurde zu dieser Thematik eine "Expertengruppe" beauftragt. Aus welchen Personen besteht diese und welchem konkreten Auftrag geht sie nach? Bis wann ist mit einem Ergebnis dieser Arbeitsgruppe zu rechnen? 
Klasnic: Das Expertenteam besteht aus Vertretern der Professoren, der Rektorenkonferenz der Österreichischen Hochschülerschaft sowie aus Vertretern der Politik und Wirtschaft unter dem Vorsitz von Dr. Bernhard Pelzl, Präsident der Forschung Austria und wissenschaftlicher Direktor des Joanneum Research. Aufgabe dieses Teams ist es, attraktive, brauchbare und umsetzbare Alternativmodelle auszuarbeiten. Vielleicht wäre das auch gut gewesen, wenn der Bund das getan hätte. Denn in gemeinsamen Besprechungen können alle Alternativen abgewogen werden und die für alle verträglichste Lösung gefunden werden. Mit dem Ergebnis ist binnen der nächsten beiden Wochen zu rechnen.

KORSO: Auf der Homepage der Bundes-ÖVP wird ein direkter Zusammenhang zwischen der angeblichen Unleistbarkeit des universitären Bildungssystems und Studierenden, welche keine Prüfungen ablegen, gezogen. Welche Kosten verursachen solche Studierende (sogenannte "Scheininskribienten" und deren "Inskriptionsmissbrauch")? 
Klasnic: Das ist eine Frage, die im Team sicherlich besprochen wird. 

KORSO: Auf der gleichen Homepage der ÖVP wird der Studiengebührenbeitrag gleichgesetzt mit den Kosten für eine Pauschalreise nach Tunesien. Welche Bedeutung messen Sie einer Hochschulbildung zu und warum sollte diese Ihrer Ansicht in Zukunft nicht mehr gebührenfrei erfolgen? 
Klasnic: Für jeden, der studieren will, muss das Studium leistbar bleiben. Bildung ist eine Investition in die Zukunft. In Österreich gab es immer das Grundprinzip des freien Hochschulzugangs. Dieses Prinzip muss unbedingt auch für die Zukunft gelten. Jeder, der die Voraussetzungen für ein Studium mitbringt, studieren will und die Leistung bringt, soll die Möglichkeit haben, dieses auch absolvieren zu können“ Studieren darf keine Frage des sozialen Status sein.

KORSO: Auch an den Grazer Universitäten herrscht an vielen Instituten ein akuter Mangel an Räumlichkeiten, Seminar- und Laborplätzen etc. Welche Schritte zur Verbesserung dieser Situation schlagen Sie vor und woher sollten diesbezüglich finanzielle Mittel kommen?
Klasnic: Genau zu diesem Punkt habe ich die Briefe an alle Rektoren geschrieben, damit Engpässe und Strukturverbesserungsvorschläge genannt werden. Die Universitäts- und die Computermilliarde soll möglichst effizient eingesetzt werden.  Weiters sind in dem Expertenteam Menschen, die tagtäglich in diesem Bereich arbeiten. Niemand weiss über die Situation besser Bescheid als diese Experten. Insofern vertraue ich auch darauf, dass hier die besten Vorschläge kommen. 

KORSO: Wir danken für das Gespräch. 
 

 
 
 
zurück zum Artikel Schwerpunkt Studiengebühren