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Dr. Helfried Faschingbauer,
stellvertrender Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservice
Steiermark:
Der ältere Mensch am steirischen
Arbeitsmarkt
1. Einleitung
Die Arbeitsmarktbilanzen des Jahres 1999 – österreichweite Erhöhung
des Beschäftigungsniveaus und deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit
– werden politisch als "Wende" am österreichischen Arbeitsmarkt gefeiert.
Von dieser Entwicklung scheint die Gruppe der älteren (1)
Arbeitskräfte ausgeschlossen: Die Zahl der älteren Menschen unter
den Arbeitslosen ist weiter gestiegen.
Die Situation hat sich verschärft: Die Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte, die Änderungen im Pensionssystem und die Dramatik der Änderungen
im Produktionssystem haben die "Ventile" zur Bewältigung der Situation
verstopft. Es ist zu vermuten, dass wir den Endpunkt der negativen Entwicklung
noch nicht erreicht haben.
In der arbeitsmarktpolitischen Diskussion über die Situation der
Älteren auf dem Arbeitsmarkt (2) werden u.a.
folgende Faktoren für diese Entwicklung verantwortlich gemacht:
-
Demographische Gegebenheiten:
Die Zahl der Älteren im Arbeitskräftepotential (Beschäftigte
und Arbeitslose) nimmt massiv zu und wird weiter zunehmen; gleichzeitig
ist auch die Zahl der Personen im "Haupterwerbsalter" stark angestiegen.
-
Steigende Erwerbsbeteiligung:
Im Kontext der demographischen Entwicklung wirkt die steigende Erwerbsbeteiligung
Älterer multiplikativ; besonderes bei den Frauen gibt es hier noch
einen Nachholbedarf, der auch ein wesentliches beschäftigungspolitisches
Ziel darstellt.
-
Pensionssystem:
Finanzierungsprobleme im System der Pensionsversicherung haben den
Zugang bei "vorzeitigen" Pensionierungen erschwert; ein Ventil zur Ausgliederung
aus dem Arbeitsmarkt wurde verengt, es bilden sich Warteschlangen in der
Arbeitslosigkeit.
-
Strukturwandel im Produktionsbereich:
Der nunmehr seit fast zwei Jahrzehnten währende Strukturwandel
im Produktionssystem schreitet immer rascher fort und umfaßt nicht
nur die Produkte und die Technologien, sondern auch die Organisation der
Arbeit! .
-
Veränderung beruflicher Qualifikationen:
Geänderte Produkte und Dienstleistungen, neue Technologien und
neue Organisationsformen von Arbeit erfordern "neue Produzenten"; viele
Betriebe sehen die Ausbildung von MitarbeiterInnen noch immer ausschließlich
von der Kostenseite und nicht als Investition in die Zukunft. Ältere
Arbeitskräfte werden nur dann in Qualifizierungsmaßnahmen einbezogen,
wenn sie bereits in guten Positionen sind. Das "Dequalifizierungsrisiko"
von Älteren steigt stark an.
-
Generelle Verjüngungsprozesse:
Auf betrieblicher Ebene in Verbindung mit Rationalisierungen und Veränderungen
in der Arbeitsorganisation.
-
Anstieg im Arbeitskräfteangebot:
Das Arbeitskräftepotential ist in den letzten Jahren kontinuierlich
angestiegen, was zu einer zunehmenden Konkurrenz am Arbeitsmarkt führt,
der vor allem die Älteren ausgesetzt sind.
-
Vorurteile in Wirtschaft und Gesellschaft gegenüber Älteren:
Ältere Arbeitskräfte sind beim Zugang zum Beschäftigungssystem
auch Diskriminierungsprozessen ausgesetzt, die keine fachliche Basis haben.
2. Situation und Entwicklung des Arbeitsmarktes
für Ältere in der Steiermark
2.1. Demographische Entwicklung und Erwerbsbeteiligung
Die Entwicklung am Arbeitsmarkt für Ältere ist wesentlich
geprägt durch die demographische Entwicklung und die Entwicklung der
Erwerbsbeteiligung. Die Zunahme der älteren Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter und der Anstieg der Erwerbsbeteiligung bei diesen Gruppen führen
zu einer massiven Verschärfung der Arbeitsmarktlage der Älteren.
Tabelle: Entwicklung der Altersstruktur der österreichischen
Bevölkerung zwischen 1988 und 1998 (3)
Alter |
1988 |
1998 |
Differenz |
% Diff. |
bis 15 |
1.340.354 |
1.380.220 |
39.866 |
3,00% |
15 bis 29 |
1.861.687 |
1.597.875 |
-263.812 |
-14,20% |
30 bis 39 |
1.057.915 |
1.401.447 |
| 343.532 |
32,50% |
40 bis 49 |
1.033.688 |
1.093.104 |
59.416 |
5,70% |
50 bis 59 |
788.081 |
1.004.763 |
216.682 |
| 27,50% |
60 und älter |
1.533.554 |
1.601.040 |
67.486 |
4,40% |
GESAMT |
7.615.279 |
8.078.449 |
463.170 |
6,10% |
Die Erwerbsquote der österreichischen Bevölkerung (4)
ist zwischen 1988 und 1998 um 1,1% von 68,4% auf 69,5% angestiegen. Diese
Entwicklung hat eine Alterskomponente und eine Geschlechtskomponente. Altersspezifisch
haben sich die Erwerbsquoten bei der Bevölkerung unter 30 Jahren verringert
(Bildungsbeteiligung), bei den 30- bis 50-jährigen ist sie massiv
angestiegen (+2,8%). Einen Anstieg von 1,5% gab es bei den 50- bis 55-jährigen
und bei den über 55-jährigen einen leichten Rückgang.
Der Anstieg der Erwerbsquote wird ausschließlich von der zunehmenden
Frauenerwerbstätigkeit getragen. Während die Erwerbsquote der
Männer von 1988 bis 1998 um 1,2% gesunken ist, ist jene der Frauen
um 3,7% gestiegen. Zwischen Männern und Frauen besteht allerdings
immer noch ein gravierender Unterschied in der Erwerbsbeteiligung, der
für die künftige Entwicklung am Arbeitsmarkt von ausschlaggebender
Bedeutung ist, zumal es ein wesentliches Ziel der europäischen Beschäftigungspolitik
ist, die Erwerbsbeteiligung der Frauen an jene der Männer heranzuführen.
Tabelle: Erwerbsquoten der österreichischen Bevölkerung
1998 und Veränderungen seit 1988 nach dem Alter und dem Geschlecht
|
Männer |
Frauen |
Altersgruppen |
Quote 1998 |
Veränderung |
Quote 1998 |
Veränderung |
15 - 19 |
48,5 |
-3,7 |
39,7 |
-4,4 |
20 - 24 |
76,1 |
-0,6 |
71,4 |
0,6 |
25 - 29 |
82,0 |
-5,3 |
67,9 |
1,9 |
30 - 31 |
90,2 |
-1,6 |
70,3 |
7,1 |
40 - 49 |
90,6 |
-3,0 |
72,7 |
8,1 |
50 - 54 |
82,1 |
-6,1 |
62,9 |
8,8 |
55 - 59 |
62,2 |
-1,8 |
24,1 |
-0,3 |
60 - 64 |
13,7 |
-0,6 |
5,7 |
-0,3 |
65 und älter |
1,6 |
-0,9 |
0,6 |
-0,4 |
GESAMT |
76,3 |
-1,2 |
62,2 |
3,7 |
Bis zum Zeitpunkt der Budgetsanierung im Gefolge des Stabilitätspaktes
war die Ausgliederung von älteren Arbeitskräften aus dem Arbeitsmarkt
ein wesentliches Element der Steuerung der Arbeitsmarktentwicklung. Die
Erhöhung des Eintrittsalters in den Status der Pension und die Verringerung
der Zugänge zur Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditätspension
zeigen bereits Wirkungen in Form höherer Erwerbsquoten und steigender
Arbeitslosigkeit.
2.2. Verschiebung der Altersstruktur bei den
unselbständig Beschäftigten (5)
1998 wurden in der Steiermark im Jahresdurchschnitt 419.480 Beschäftigungsverhältnisse
gezählt (einschließlich Präsenz- und Zivildiener sowie
KarenzurlaubsgeldbezieherInnen). 42% dieser Beschäftigungsverhältnisse
werden von Frauen eingenommen.
Am Beginn des Jahrzehntes war die Entwicklung der Beschäftigung
rückläufig mit dem Tiefpunkt im Jahre 1993 (408.420 Beschäftigungsverhältnisse).
Stagnation kennzeichnet die Entwicklung von 1993 bis 1996 und Dynamik die
Entwicklung von 1996 bis zur Gegenwart. Zwischen 1996 und 1998 war ein
Anstieg um 8.659 Beschäftigungsverhältnisse (+2,1%) zu verzeichnen.
Zwei Drittel dieser Entwicklung sind auf die gestiegene Frauenbeschäftigung
zurückzuführen (+5.713 bzw. 3,4%).
Gleichzeitig mit der geschlechtsspezifischen Änderung hat sich
auch die Altersstruktur der Beschäftigten verändert: Die Zahl
der Jugendlichen ist weiterhin zurückgegangen, die Zahl der Älteren
überproportional angestiegen.
Tabelle: Entwicklung der Beschäftigungsverhältnisse in
der Steiermark nach Altersgruppen (6)
Alter |
1996 |
1997 |
1998 |
Diff. 98-96 |
Diff. % |
15 bis unter 25 Jahre |
78.899 |
76.802 |
74.800 |
-4.099 |
-5,20% |
25 bis unter 50 Jahre |
283.791 |
289.004 |
291.499 |
7.708 |
2,70% |
50 Jahre und älter |
48.131 |
50.096 |
53.181 |
5.050 |
10,50% |
GESAMT |
410.821 |
415.902 |
419.480 |
8.659 |
2,10% |
Tabelle: Altersstruktur der steirischen Beschäftigten 1996 und
1998 (7)
|
Gesamt |
Männer |
Frauen |
Alter |
1996 |
1998 |
1996 |
1998 |
1996 |
1998 |
15 bis unter 25 Jahre |
19,20% |
17,80% |
18,00% |
17,10% |
20,90% |
18,80% |
25 bis unter 50 Jahre |
69,10% |
69,50% |
68,60% |
68,50% |
69,70% |
70,80% |
50 Jahre und älter |
11,70% |
12,70% |
13,40% |
14,30% |
9,40% |
10,40% |
GESAMT |
100,00% |
100,00% |
100,00% |
100,00% |
100,00% |
100,00% |
Die Geschlechterproportionen bei den unselbständig Beschäftigten
variieren deutlich mit dem Alter:
Tabelle: Relative Anteile der Frauen an den unselbständig Beschäftigten
in der Steiermark (8)
|
1992 |
1993 |
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
15 bis unter 25 Jahre |
45,70% |
46,10% |
46,00% |
45,40% |
45,00% |
44,60% |
44,10% |
25 bis unter 50 Jahre |
39,90% |
40,60% |
41,00% |
41,40% |
41,70% |
42,10% |
42,60% |
50 Jahre und älter |
31,40% |
32,30% |
32,70% |
32,70% |
33,00% |
33,10% |
34,20% |
GESAMT |
40,30% |
40,80% |
41,10% |
41,20% |
41,30% |
41,50% |
41,80% |
Während der Anteil der Frauen an den unselbständig beschäftigten
Jugendlichen in den letzten Jahren zurückgegangen ist, ist er bei
den Älteren deutlich angestiegen. Mehrere Faktoren sind dafür
verantwortlich: Die gestiegene Bildungsbeteiligung bei den Jugendlichen,
die erhöhte Erwerbsneigung bei den Frauen in den mittleren und höheren
Altersgruppen und die Tatsache, daß massive Umstrukturierungsmaßnahmen
vor allem die Männer betroffen haben.
Demographische Entwicklung, Erwerbsbeteiligung und daraus resultierende
Veränderungen der Altersstruktur der Beschäftigten geben uns
einen deutlichen Hinweis auf die künftige Bedeutung älterer Arbeitskräfte
in der Steiermark. Diese Hinweise sind vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
der Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten ernst zu
nehmen. Personalplanung, Personalentwicklung und Qualifizierung von Beschäftigten
sollten die Änderung der Alters- und Geschlechterstruktur der Beschäftigten
verstärkt berücksichtigen.
2.3. Strukturwandel
Eine zentrale Rolle bei der Erklärung der Beschäftigungsprobleme
von Älteren spielen der wirtschaftliche Strukturwandel und die damit
verbundenen Änderungen in der Arbeitswelt. Auf der gesellschaftlichen
Ebene wird dieser Wandel mit den Übergängen von der Industriegesellschaft
zur Dienstleistungsgesellschaft bzw. zur Informations- und Wissensgesellschaft
beschrieben. Struktureller Wandel bedeutet einmal Wandel der Produkte,
aber auch Wandel der Produktionstechnologien und der Organisation der Produktionsprozesse.
Flexibilität, Mobilität, Lernfähigkeit sind jene Merkmale,
die die moderne Arbeitskraft prägen.
Im Hinblick auf die Veränderung der Anforderungen spricht Zilian
von einer "Verjüngung der Qualifikationsstruktur", die Ältere
doppelt benachteiligt:
"... es geht nicht nur darum, daß der ältere
Arbeitnehmer über Qualifikationen verfügt, die heute nicht mehr
gebraucht werden, sondern das Problem wird dadurch verschärft, dass
die neuen Qualifikationen so beschaffen sind, daß sie von den Jüngeren
leichter ausgeübt werden können." (9)
Die Gewinner (10) des Strukturwandels sind
Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich wie z.B. Disponieren, Koordinieren,
Managen, Behandeln, Pflegen, Weiterbilden, Beraten, aber auch Verkaufen.
Stagnieren werden Tätigkeiten wie Transportieren, Sortieren und Lagern.
Verlierer werden Tätigkeiten sein, die dem Produktionsbereich zuzuordnen
sind, wie Gewinnen, Erzeugen, Fertigen, aber auch Einrichten, Steuern und
Bedienen von Maschinen.
Der Strukturwandel (Tertiärisierung) wird sehr deutlich bei der
Betrachtung der Sektorenstruktur der unselbständig Beschäftigten
in der Steiermark:
Tabelle: Unselbständig Beschäftigte in der Steiermark (11)
Jahr |
Gesamt |
Primärer Sektor |
Sekundärer Sektor |
Tertiärer Sektor |
|
|
absolut |
% |
absolut |
% |
absolut |
% |
1972 |
345.900 |
16.089 |
4,7 |
174.928 |
50,6 |
154.883 |
44,8 |
1980 |
384.883 |
7.379 |
1,9 |
181.452 |
47,1 |
196.052 |
50,9 |
1990 |
390.719 |
4.988 |
1,3 |
163.512 |
41,9 |
222.219 |
56,9 |
1998 |
407.545 |
4.252 |
1,0 |
142.178 |
34,9 |
261.115 |
64,1 |
Dem Erhalt und der Weiterentwicklung des betrieblichen Humankapitals
kommt für die Sicherung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit
der Wirtschaft eine bereits vielzitierte Bedeutung zu. Der Faktor Arbeit
wird im Kontext dieser Entwicklung immer weniger als Kostenfaktor, sondern
vielmehr als Kapitalanlage betrachtet. Angesichts der Geschwindigkeit der
Wandlungsprozesse bekommt die innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung
der Arbeitskräfte einen immer höheren Stellenwert. Aufgrund der
demographischen Entwicklung und der sich ändernden Altersstruktur
der Beschäftigten wird die Qualifizierung Älterer zunehmend ins
Blickfeld geraten müssen, da sich die Unternehmen nicht darauf verlassen
werden können, dass sie die erforderliche Qualifikationsanpassung
über externe Rekrutierung oder den innerbetrieblichen Austausch von
Älteren gegen Jüngere auf Dauer bewerkstelligen können.
Ältere ArbeitnehmerInnen weisen eine Reihe von Qualifizierungsrisken
(12) auf, deren Bearbeitung sowohl für die
Betroffenen selbst als auch für die Unternehmen von zukunftsentscheidender
Bedeutung ist:
-
Dequalifizierungsprozesse
aufgrund der Einführung neuer Technologien und neuer Formen der
Arbeitsorganisation: Es werden neue Qualifikationen nachgefragt, die von
Älteren nicht mehr erbracht werden können bzw. nur mit umfassender
Weiterbildung erworben werden können.
-
Betriebsspezifische Einengung der Qualifikation:
Durch langjährige Konzentration der Tätigkeiten auf bestimmte
Verfahren oder Prozesse geht das ursprünglich erworbene Arbeitsvermögen
verloren.
-
Intergenerative Unterschiede im Qualifikationsniveau:
Die nachrückenden Kohorten haben ein höheres Ausgangsniveau
und nehmen auch häufiger an Qualifizierungsmaßnahmen teil; dies
führt zu einer generellen Schlechterstellung der älteren ArbeitnehmerInnen.
-
Altersspezifischer Leistungswandel:
Hier geht es um die Verringerung der Aufnahmefähigkeit und der
geistigen Bewegungs- bzw. Umstellungsfähigkeit. Im Kontext der betrieblichen
Weiterbildung über den gesamten Berufsverlauf ist hier allerdings
anzumerken, dass es sich bei diesem Leistungswandel durchaus um das Ergebnis
einer "Arbeitsbiografie mit fehlenden kontinuierlichen arbeitsbezogenen
Lernanforderungen (13)" handelt.
Die Anforderungen an die betriebliche Ausbildung und Weiterbildung von
Beschäftigten, die sich aus den genannten Qualifizierungsrisken ergeben,
sind höchst komplex und erfordern Nachdenken auch über die organisatorische
Einbettung und die konkrete Gestaltung von Qualifizierungsprozessen. Sie
erfordern auch einen "Weitblick" hinsichtlich der künftigen Entwicklung
der Qualifikationsstruktur in konkreten Unternehmen. Aufgabe der öffentlichen
Hand wird es sein, Unternehmen bei der "Erarbeitung" dieses Weitblickes
zu unterstützen und durch entsprechende Maßnahmen sicherzustellen,
daß jene Personengruppen in die Qualifizierung einbezogen werden,
die künftig die Produktion tragen müssen.
2.4. Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer
in der Steiermark
Ende August 1999 waren in der Steiermark 5.614 Personen, die 50 Jahre
oder älter sind, arbeitslos vorgemerkt. Aufgrund der geschlechtsspezifischen
Erwerbsbeteiligung und unterschiedlicher Pensionierungsregelungen überwiegen
die Männer deutlich (64% Männer und 36% Frauen (14)).
Der Anteil der Älteren an der Gesamtarbeitslosigkeit betrug 21,1%.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer in den 90er Jahren
zeigt einen interessanten Verlauf: Einem massiven Anstieg am Beginn des
Jahrzehntes bis 1993 folgte eine Entspannungsphase, die bis 1997 währte.
Seit diesem Zeitpunkt steigt die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen wieder,
und zwar vor allem bei den "55jährigen und Älteren". Die Entwicklung
bei der Altersgruppe zwischen 50 und 54 wurde 1999 wieder abgeschwächt,
bei der Altersgruppe "55 Jahre und älter" hat sie sich 1999 noch massiv
fortgesetzt.
1999 wurde politisch als das Jahr der Wende auf dem Arbeitsmarkt proklamiert.
Von Jänner bis August ist die Beschäftigung deutlich angestiegen
und die Arbeitslosigkeit massiv gesunken. In diese Entwicklung waren die
Älteren nicht eingeschlossen, wobei hier noch zwischen den über
55jährigen und der Altersgruppe zwischen 50 und 54 Jahren differenziert
werden muß: Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in der Altersgruppe
zwischen 50 und 54 Jahren ist im Vergleich mit dem Vorjahr in etwa konstant
geblieben (–0,7%), die Zahl der Personen über 54 Jahre ist merklich
angestiegen (+15,3%). Die Entwicklung ist bei Männern und Frauen ähnlich
verlaufen.
Tabelle: Arbeitslosenquoten in der Steiermark nach dem Alter (15)
Altersgruppe |
1992 |
1993 |
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
15 bis 24 Jahre |
7,00% |
8,00% |
7,50% |
7,60% |
8,10% |
7,90% |
8,00% |
25 bis 49 Jahre |
6,60% |
7,50% |
7,40% |
7,70% |
8,10% |
7,70% |
7,70% |
50 Jahre und älter |
12,40% |
13,70% |
13,00% |
11,70% |
10,40% |
10,10% |
10,40% |
GESAMT |
7,40% |
8,40% |
8,10% |
8,20% |
8,40% |
8,10% |
8,10% |
Die Erklärungen für die Entwicklungen sind in demographischen
Merkmalen und in der Branchenkonzentration des Personalabbaues zu suchen.
Während bis zur Mitte der 90er Jahre vor allem die Industriebetriebe
der Obersteiermark betroffen waren und hier vor allem die Arbeiterschaft,
sind in den letzten Jahren zunehmend andere Branchen (Papier, Energie,
Banken und Versicherungen) betroffen. Solange noch Personen beschäftigt
sind, die älter als 55 sind, werden in der Regel diese gekündigt;
gibt es diese nicht mehr, werden die Opfer der Rationalisierung jünger.
Es scheint sich eine neue Art von "Vorruhestandsarbeitslosigkeit" zu
entwickeln, die im Einvernehmen zwischen Unternehmensleitungen und Belegschaftsvertretungen
zu Lasten Dritter geschaffen wird. Diese Handlungen haben auf der betrieblichen
Seite die Senkung der Lohnkosten aufgrund massiven Rationalisierungsdruckes
zum Ziel. Für die Belegschaftsvertretungen wird die Kündigung
von Älteren vertretbar, weil sie begleitet ist von Zuwendungen, die
den Bezug von Arbeitslosengeld nicht beeinträchtigen und die sicherstellen,
dass bis zum Zeitpunkt der Pensionierung das Einkommensniveau der Freigestellten
gehalten werden kann. Für die Betroffenen selbst ist es der Übergang
in den gesellschaftlich anerkannten Status des Ruhestandes, und es ist
anzunehmen, dass die Folgeerscheinungen, die länger dauernde Arbeitslosigkeit
in der Regel psychisch und sozial nach sich zieht, kaum eintreten. Für
den Arbeitsmarkt bedeutet es, dass den Betrieben, die Arbeitskräfte
suchen, Menschen zur Verfügung gestellt werden, die kaum bereit bzw
in der Lage sind, eine neue Beschäftigung aufzunehmen. Die Arbeitslosenversicherung
trägt die Kosten einer Vorgangsweise, die ihren Intentionen keinesfalls
entspricht, die aber rechtlich durchaus korrekt ist. Unter den Arbeitslosen
werden zwei Klassen geschaffen: Personen, die sich mit den Leistungshöhen
aus der Arbeitslosenversicherung begnügen (Arbeitslosengeld: durchschnittlich
ATS 10.543,- und Notstandshilfe durchschnittlich ATS 8.650,-) und die sich
oft vergeblichen Mühen und Demütigungen der Arbeitsuche unterziehen
müssen, und Personen, die ihr bisheriges Einkommensniveau halten können
und auf Arbeitsuche nicht angewiesen sind. Die zweite Gruppe muß
lediglich das Signal der Arbeitswilligkeit aussenden, was aufgrund der
geringen Bereitschaft der Betriebe, diese Personen einzustellen, in der
Regel nicht allzu aufwendig ist. Die begünstigte Personengruppe ist
durchaus in der Minderheit. Sie kommt aus Betrieben, die sich diese Vorgangsweise
leisten können (Energie, Papier und auch Banken und Versicherungen).
Zu kritisieren ist, dass die Beträge, die für derartige Lösungen
freigemacht werden, auch für Lösungen eingesetzt werden könnten,
die dem gesamten Arbeitsmarkt nutzen. Zu nennen wären hier Arbeitszeitregelungen,
die aufkommensneutral sind und mit denen Freistellungen vermieden werden
könnten.
Kritik an diesen unternehmerischen Strategien wurde von mehreren Seiten
geäußert. Ich nehme hier als Beispiel nur den renommierten Wirtschaftsforscher
Norbert Geldner:
"Insbesondere in Österreich hat sich die Kündigung der jeweils
ältesten ArbeitnehmerInnen als betriebswirtschaftlich vorteilhaft,
weil überwiegend lohnsparend erwiesen, als Sozialisierung von Anpassungskosten,
aber gerade deshalb volkswirtschaftlich als Katastrophe, nicht zuletzt
weil es den bei weitem immobilsten Teil der Belegschaft mobilisiert". (16)
Geldner weiter an anderer Stelle:
"... Als um 1980 die Arbeitslosigkeit auch in Österreich zu steigen
begann und überdies politisch außerordentlich gut vertretene
Gruppen besonders bedroht waren, traf das zufällig mit einer Ausnahmesituation
zusammen. Die männlichen Geburtenjahrgänge zwischen 1915 und
1920 waren nicht nur schwächer als die davor und danach, sie hatten
auch die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu tragen gehabt – die ,demographische‘
Belastung näherte sich einem historischen Tief. Angesichts des Geburtenbooms
von 1939 bis 1943 wäre es geboten gewesen, dadurch anfallende Ersparnisse
zur Reservebildung zu nutzen. Aber das "Gesetz der vollen öffentlichen
Kassen" schlug zu, mögliche Ersparnisse wurden großzügig
in die "Vermeidung ausgewiesener Arbeitslosigkeit" investiert, das Pensionsantrittsalter
im Zuge eines damals in Gang gekommenen Schrittes, der alle Merkmale systemischer
Evolution hat, um rund fünf Jahre abgesenkt.
... Zahlreiche gesellschaftlich vorzuziehende, weil
investive Alternativen, allen voran großzügige Bildungsfreistellungen
zur Überwindung des Problems von immer rascher obsolet werdenden Ausbildungsinhalten
oder familienpolitischen Maßnahmen ... kamen kaum in Diskussion,
weil die Mittel eben in der Pensionsversicherung zur Verfügung standen.
Hier hätte es einer sehr viel weiter blickenden Sicht von Gesamtzusammenhängen
bedurft. Inzwischen müssen die Lücken in der Pensionsversicherung
aus Mitteln aufgefüllt werden, die der aktiven Arbeitsmarktpolitik
entzogen werden, jenen Mitteln also, die vor allem Chancengleichheit am
Arbeitsmarkt herstellen sollten. Angesichts der Irreversibilität evolutorischer
Prozesse ist hier wohl ein Schaden entstanden, der dem einer kurzsichtigen
orthodoxen Deregulierung vergleichbar ist." (17)
Im Vergleich zwischen den Bundesländern, aber auch zwischen den
steirischen Bezirken gibt es gravierende Unterschiede hinsichtlich der
Anteile älterer Arbeitsloser am Gesamtbestand der Arbeitslosigkeit.
Ende August 1999 waren 21,1% der Arbeitsuchenden 50 Jahre oder älter.
Überdurchschnittlich sind die Werte für die obersteirischen Industriebezirke
(Bruck: 31,4%, Mürzzuschlag 29,6% und Leoben mit 24,6%). Die geringsten
Anteile finden wir in den vorwiegend agrarisch und touristisch orientierten
Regionen (Murau: 13,7%, Feldbach: 14,6% oder Mureck mit 15,9%). Graz liegt
mit 22,4% nahe am steirischen Durchschnitt. In diesen Daten spiegeln sich
vor allem die Probleme bei der Umstrukturierung der Industrie, die in der
Regel mit einem größeren Personalabbau verbunden ist. Dies kommt
auch bei der Betrachtung der Branchenstruktur und der Berufsstruktur der
vorgemerkten Arbeitslosen zum Ausdruck.
Tabelle: Anteile der 50jährigen und älteren Arbeitslosen
nach Wirtschaftsklassen in der Steiermark (Ende August 1999) (18)
WIRTSCHAFTSKL. |
Männer |
Frauen |
Zusammen |
AL Insges. |
%-Ant.Ältere |
Papier, Pappe |
107 |
23 |
130 |
225 |
57,80% |
Energie/Wasserversorg. |
39 |
9 |
48 |
98 |
49,00% |
Metall |
1022 |
160 |
1182 |
3142 |
37,60% |
Stein/Glaswarenerzeug. |
46 |
15 |
61 |
177 |
34,50% |
Geld/Kredit/Ve! rsichg. |
68 |
42 |
110 |
326 |
33,70% |
Neben der Metallindustrie wurden vor allem auch in der Papierindustrie
die Älteren die Opfer der Personalreduktionen. Aber auch im Bereich
der Banken und Versicherungen, die dem geschützten Bereich der Wirtschaft
zuzurechnen sind, sind es die Älteren, die bei Restrukturierungsmaßnahmen
am ehesten gefährdet sind.
Tabelle: Anteile der 50jährigen und älteren Arbeitslosen
nach Berufen in der Steiermark (Ende August 1999) (19)
BERUFSOBERGR. |
Männer |
Frauen |
Zusammen |
AL Insges. |
%-Ant.Ältere |
Papier |
58 |
14 |
72 |
115 |
62,60% |
Boten |
10 |
2 |
12 |
25 |
48,00% |
| Sonstige Dienste |
64 |
14 |
78 |
167 |
46,70% |
Maschinisten |
92 |
2 |
94 |
211 |
44,50% |
Steine Erden |
39 |
4 |
43 |
118 |
36,40% |
Metall/Elektroberufe |
752 |
44 |
796 |
2482 |
32,10% |
Die Gliederung nach Berufen weist uns noch auf einen anderen Aspekt
hin, und zwar jenen der Qualifikation: Unter den Verlierern sind Menschen
aus Hilfsberufen überdurchschnittlich vertreten.
Das zeigt sich bei einem Vergleich der Verteilung der Arbeitslosen nach
der höchsten abgeschlossenen Ausbildung: Personen ohne Berufsausbildung
und mit Lehrabschluß sind in der Gruppe der Älteren überrepräsentiert.
Tabelle: Arbeitslose nach der Berufsausbildung (20)
AUSBILDUNG |
Ältere |
AL gesamt |
Differenz |
Pflichtschule |
37,90% |
36,80% |
1,10% |
Lehre |
48,00% |
42,50% |
5,50% |
Fachschule |
5,90% |
7,40% |
-1,50% |
Matura |
5,90% |
9,30% |
-3,30% |
Universität |
2,20% |
4,00% |
-1,80% |
SUMME |
100,00% |
100,00% |
0,00% |
2.5. Arbeitslosigkeit Älterer ist vorwiegend
Langzeitarbeitslosigkeit
Die oben beschriebenen Prozesse bewirken u.a., dass sich bei den älteren
Arbeitslosen Langzeitarbeitslosigkeit (Vormerkdauer über ein Jahr)
häuft: 36,5% der älteren Arbeitslosen waren Ende August 1999
langzeitarbeitslos (Frauen: 29,6% und Männer: 40,4%). Der Anteil der
langzeitarbeitslosen Personen an der Gesamtarbeitslosigkeit betrug 16,7%.
Die Anteile an Langzeitarbeitslosen unter den älteren Arbeitslosen
sind unterschiedlich nach Regionen: Bei den Männern bewegen sich die
Quoten in den obersteirischen Industriebezirken zwischen 44,4% in Mürzzuschlag
und 64,8% in Bruck an der Mur. Eine Ausnahme bildet Leoben mit 16,4%. Die
unterschiedlichen Anteile an Langzeitarbeitslosen verweisen einmal auf
den Zeitpunkt von Freistellungen von Älteren im Zusammenhang mit gravierenden
Personalreduktionen und auf die Schwierigkeit des Wiedereintrittes in die
Beschäftigung für diese Gruppen.
Bei den Frauen sind die höchsten Anteile an Langzeitarbeitslosen
unter den Älteren eher in den ländlichen Regionen zu finden:
Hartberg mit 45,7%, Leibnitz mit 36,3% oder Liezen mit einem Anteil von
31,9%. In diesen Regionen sind Frauen generell stärker von Arbeitslosigkeit
betroffen, und die überdurchschnittlichen Werte der Langzeitarbeitslosigkeit
bei den älteren Frauen bringen die doppelte Diskriminierung durch
Geschlecht und Alter sehr deutlich zum Ausdruck.
2.6. Vermittlungseinschränkungen aufgrund
von gesundheitlichen Beeinträchtigungen
Der Anteil jener älteren Personen, die aufgrund von körperlichen
und psychischen Beeinträchtigungen als "eingeschränkt vermittelbar"
registriert sind, betrug Ende August 1999 bei den Männern 39,0% und
bei den Frauen 33,8%. Das ist vor allem bei den Frauen deutlich über
dem Wert der "jüngeren" Vorgemerkten, der bei lediglich 12,6% und
bei den Männern bei 27,3% lag.
Die Wirksamkeit der Beeinträchtigungen bei den Älteren als
Vermittlungshindernis ist auch eine Konsequenz geänderter Arbeitsorganisation,
die immer weniger Nischen für Personen bietet, die ihre volle Leistungsfähigkeit
nicht mehr entfalten können:
"... finden wir auch in Gewerbe und Industrie, wenn Ältere so eingesetzt
werden, daß auf ihre verringerte Leistungsfähigkeit Rücksicht
genommen wird. In einem metallverarbeitenden Betrieb übernehmen die
älteren Arbeiter die Qualitätskontrolle der Zulieferprodukte.
(21)"
oder ...
"Wenn er von der Montage her ein gewisses Alter erreicht, ja, und einen
gewissen Abnützungsgrad hat, gesundheitlich, dann wird der Mann nicht
entlassen, oder man legt ihm nahe, daß er den Betrieb verläßt,
sondern er kommt dann hinüber zum Umbau und zum Service, ..., dort
hat er eine leichtere Arbeit, da zählt auch die Erfahrung, die er
sich aufgebaut hat in seiner Montagetätigkeit ..." (22)
Diese Zeiten scheinen eher vorbei zu sein.
2.7. Wiedereintritt in Beschäftigung
Der Arbeitsmarkt für Ältere kann trotz des hohen Ausmaßes
an Langzeitarbeitslosigkeit und der Barrieren, denen sich Ältere bei
der Suche nach einer Beschäftigung gegenübersehen, nicht als
statisch bezeichnet werden.
Insgesamt 17.924 (23) Personen in den Altersgruppen
"50 Jahre und älter" haben in der Steiermark 1998 eine Beschäftigung
aufgenommen. 42% dieser Beschäftigungsaufnahmen (7.531) sind Wiedereintritte
beim selben Dienstgeber (24). 41% der Wiedereintretenden
(3.105) kommen aus dem Status der Arbeitslosigkeit. Dieser Prozentsatz
beträgt bei den "50- bis 54jährigen 60,7 bei den "55- bis 59jährigen"
40,9 und bei den "60jährigen und älteren" nur mehr 3,4. Der Anteil
der "Recalls" beträgt für alle Altersgruppen 27,9%.
Zwei Phänomene am Arbeitsmarkt kommen hier zum Ausdruck: Einmal
das hohe Ausmaß an "Flexibilisierungsarbeitslosigkeit" bei den Älteren
und die große Anzahl der Personen, die vor dem Antritt einer Beschäftigung
nicht arbeitslos gemeldet waren. Hier kann es sich um mehrere Gruppen handeln:
-
Personen, die aus einem Beschäftigungsverhältnis zum alten Dienstgeber
"zurückwechseln",
-
Personen, die aus der Reserve (Hau! shalte) eine Beschäftigung (wieder)
aufnehmen,
-
Personen, die mehrere Dienstverhältnisse gleichzeitig innehaben,
-
Personen, die neben dem Bezug einer Pension ein Dienstverhältnis aufnehmen.
Unter "Flexibilisierungsarbeitslosigkeit" werden vorübergehende Freistellungen
aufgrund von saisonellen Schwankungen oder von temporären Unterauslastungen
verstanden. Diese Form der Arbeitslosigkeit hat in den letzten Jahren massiv
zugenommen. Sie betrifft nicht nur Beschäftigte aus Saisonbetrieben,
sondern sämtliche Branchen. Die höchsten Quoten an Wiedereintritten
weisen allerdings die Land- und Forstwirtschaft (48%) und das Bau- und
Baunebengewerbe (43,4%) auf. Aber auch im Bereich der öffentlichen
Verwaltung (33,4%) und in Unterricht und Forschung (26,1%) finden wir dieses
Phänomen. Diese Form von Arbeitslosigkeit ist zum Teil das Ergebnis
von "Vereinbarungen" zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen, zum
Großteil allerdings eine Form der Sozialisierung der Kosten des Aufbaues
von stabilen Randbelegschaften, die ausschließlich die Arbeitskräfte
und die Arbeitslosenversicherung tragen. Für den Arbeitsmarkt ist
diese Entwicklung höchst problematisch, da die "Flexibilisierungsarbeitslosen"
anderen Unternehmen in der Zeit der Arbeitslosigkeit nur eingeschränkt
zur Verfügung stehen.
Beim Arbeitsmarktservice Steiermark wurden 1998 insgesamt 3.632 Abgänge
von Älteren in Arbeit registriert. Das sind lediglich um 527 mehr,
als Wiedereintritte von älteren arbeitslosen Personen beim selben
Dienstgeber registriert wurden. Die Wiedereintrittsquote von älteren
Arbeitslosen beträgt daher 85%: Die Chance für Ältere, aus
der Arbeitslosigkeit erneut eine Beschäftigung bei einem neuen Dienstgeber
zu finden, erweist sich demnach als minimal.
Ältere ArbeitnehmerInnen haben ein erhöhtes Risiko, arbeitslos
zu werden. Das wesentliche Problem ist aber, dass die Wiederbeschäftigungschancen
mit dem Alter deutlich abnehmen. Das Resultat ist Langzeitarbeitslosigkeit.
Diese Problematik trifft aber nicht nur ältere Arbeitskräfte,
sondern generell Personen, deren Leistungsfähigkeit im umfassendsten
Sinne als defizitär eingeschätzt wird, unabhängig davon,
ob dies nun tatsächlich auch zutrifft oder nicht. Diesen Prozeß
der Diskriminierung von bestimmten Personengruppen am Arbeitsmarkt beschreibt
H. G. Zilian (25) als einen "Läuterungsprozeß
des Arbeitskräftereservoirs".
"Einerseits werden die Teilnehmer der besseren Segmente des Arbeitsmarktes
anders wahrgenommen und anders behandelt als die davon Ausgeschlossenen;
andererseits entsteht durch die Kombination aus Diskriminierung an den
Einlaßstellen und aus verschiedenen Strategien des selektiven Abbaues
von Arbeitskräften ein Läuterungsprozeß des Arbeitskräftereservoirs
– ältere, unqualifizierte und in anderen Hinsichten deviante Arbeitnehmer
werden ausgefiltert und bleiben es auch." (26)
Ein beredtes Zeugnis von Diskriminierungsprozessen gegen ältere
Arbeitnehmer liefern uns zwei Frauen, die im Rahmen einer Maßnahme
des Arbeitsmarktservice auf Arbeitssuche gegangen sind und ihre Empörung
über die Reaktion von Personalverantwortlichen in einem Brief an die
Frauenreferentin des AMS Steiermark ausgedrückt haben:
"Wir sind 39 bzw. 50 Jahre alt und haben beide immer gearbeitet. Somit
haben wir langjährige Erfahrung als Verkäuferin und Filialleiterin.
Aus diesem Grund ist es uns absolut unverständlich, was uns – unabhängig
voneinander – bei dem oben erwähnten Vorstellungsgespräch (Lebensmitteleinzelhandel,
Betrieb in der Obersteiermark, Anmerkung der Verfasser) passiert ist."
"Ich wurde von einer Mitarbeiterin zu einer zuständigen Dame geschickt,
die mir mitteilte, daß ab November 1999 eine Mitarbeiterin gesucht
wird. Auf meine Antwort, daß dies kein Problem sei, sah sie meinen
Lebenslauf an. Leicht geschockt stellte sie fest, daß ich bereits
39 Jahre alt bin. ‚Wir sind ein junges Team – da braucht mein Chef einen
sehr guten Tag, um Sie einzustellen‘".
"Ich … habe mich ebenfalls bei der Firma … beworben. Als die zuständige
Dame mich sah, lautete ihr Kommentar folgendermaßen: ‚Wenn mein Chef
sieht, wie alt Sie sind, bekommt er gleich einen Herzinfarkt‘. Damit war
unser Vorstellungsgespräch beendet."
3. Maßnahmen zur Bewältigung der
Situation
Pakt für ältere ArbeitnehmerInnen
Im Frühjahr 1999 wurde von den Sozialpartnern der "Pakt für
ältere ArbeitnehmerInnen (27)" ins Leben
gerufen. Die im Pakt vorgeschlagenen Maßnahmen stellen eine Zusammenstellung
der derzeit in Österreich zum Einsatz kommenden Instrumente zur Bewältigung
von Arbeitslosigkeit von Älteren dar.
Die Maßnahmen des Paktes für Ältere zielen auf die "Erhöhung
der Beschäftigungsstabilität" und auf "Verbesserte Wiedereingliederungschancen
für ältere Arbeitssuchende in den Arbeitsmarkt". Die Maßnahmen
sind ausgerichtet auf eine "positive" Diskriminierung der Gruppe der älteren
ArbeitnehmerInnen.
Das Paket zur "Erhöhung der Beschäftigungsstabilität"
umfaßt insgesamt fünf Maßnahmengruppen:
1. Finanzielle Anreize zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung
älterer ArbeitnehmerInnen
!
-
Weiterentwicklung Bonus/Malus-System
-
Stabilisierung der Beschäftigung von Älteren über steuerliche
Anreize und Abgabengestaltung
-
Neugestaltung der Abfertigung
2. Arbeitszeitmodelle für ältere ArbeitnehmerInnen
-
Optimierung der Instrumente Bildungskarenz und Solidaritätsprämienmodell
-
geförderte Altersteilzeit
-
Nutzung von Überstunden für die Ausdehnung der Beschäftigungszeit
vor der Pensionierung
-
Gleitpension attraktiver gestalten
3. Förderung der Qualifizierung älterer ArbeitnehmerInnen
-
altersspezifische Formen der Erwachsenenbildung bei der Schulung von Beschäftigten
4. Arbeitsmarktpolitische Impulse zur Beschäftigung Älterer
setzen
-
Verzicht auf die Angabe von Altershöchstgrenzen bei Stellenausschreibungen
-
Intensivierung einer "regionalentwicklungsorientierten" Arbeitsmarktpolitik
-
Ausbau des Frühwarnsystems
5. Verbesserung der Gesundheitsvorsorge
Der Gesetzgeber hat bereits reagiert und die Voraussetzungen dafür
geschaffen, daß ab 1.1.2000 verbesserte Modelle bei der Abgabenentlastung
und der Gestaltung von Arbeitszeitmodellen (leichterer Zugang und weniger
Bürokratie) wirksam werden können. Beide Maßnahmengruppen
haben bisher kaum Erfolge gebracht. Da der Ansatz zuwenig weit geht – über
Arbeitszeit generell wird nicht diskutiert – vermute ich auch, daß
dies in Zukunft nicht viel anders sein wird.
Bei den Vorschlägen zur Qualifizierung älterer ArbeitnehmerInnen
und zu den "arbeitsmarktpolitischen Impulsen" mangelt es an Konkretisierung.
Der Ansatz, das "Frühwarnsystem" auszubauen, verweist auf zwei wesentliche
strategische Elemente bei der Verhinderung der Arbeitslosigkeit Älterer:
Frühzeitigkeit des Einsatzes der Instrumente und Unterstützungsangebote
an die Unternehmen, die die Freistellung einer größeren Zahl
von Arbeitskräften planen.
Die Maßnahmen zur "Verbesserung der Wiedereingliederungschancen"
umfassen folgende Punkte:
1. Finanzielle Anreize zur Wiedereingliederung älterer ArbeitnehmerInnen
setzen
-
Weiterentwicklung des Bonus/Malus-Systems
-
Nutzung der gewerblichen und gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlassung
für die Beschäftigung Älterer
-
Lohnsubventionen für JungunternehmerInnen bei der Einstellung von
älteren Arbeitskräften
-
verstärkte Ausrichtung sämtlicher Eingliederungsbeihilfen auf
die Arbeitslosengruppen "Frauen über 40 Jahre" und "Männer über
50 Jahre"
-
Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze durch die Nutzung von Vorzieheffekten
im Bereich der Alten-, Kranken-, und Behindertenbetreuung
2. Betreuung älterer Arbeitsloser optimieren
-
Schaffung zusätzlicher Betreuungsangebote über das AMS-Angebot
hinaus
3. Öffentlichkeitsarbeit
-
gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit der Sozialpartner mit dem Ziel, die
Einstellungen zugunsten Älterer zu ändern
-
Bewerbung der Einstellung Älterer durch das AMS
-
Erhöhung der Transparenz offener Stellen
4. Überbrückungshilfen zur Rückkehr in den regulären
Arbeitsmarkt erweitern
-
Erweiterung des Bemessungsgrundlagenschutzes für ältere Arbeitskräfte
Der Re-Integration von Älteren in den Arbeitsmarkt war bisher nur
wenig Erfolg beschieden: 85% der älteren Arbeitslosen, die in Arbeit
abgegangen sind, haben bei ihrem ehemaligen Dienstgeber wieder angefangen.
Es scheint aber ein größeres Potential durchaus gegeben, was
sich an der Gesamtzahl der jährlichen Neuanmeldungen Älterer
ablesen läßt. Vermehrte Anstrengungen sollten sich lohnen, wobei
es nicht nur darum gehen kann, "mehr vom selben" anzubieten. Optimierung
der Betreuung und vermehrte Öffentlichkeitsarbeit können durchaus
dazu beitragen, den Boden für konkrete Maßnahmen aufzubereiten.
Auf ein Problem sollte hier aber deutlich hingewiesen werden: Der Maßnahmenkatalog
für die Älteren unterscheidet sich kaum von jenem für Wiedereinsteigerinnen,
Langzeitarbeitslosen, behinderten Menschen und Jugendlichen. Positive Diskriminierung
durch den Einsatz von Förderungsinstrumenten setzt sich ihre eigenen
Grenzen. Gefragt sind hier "schlauere" Modelle, die gleichzeitig auf mehrere
Aspekte der Problematik der Ausgliederung ausgerichtet sind.
Implacementstiftung für Ältere
Ein wesentliches Problem bei der Konstruktion arbeitsmarktpolitischer
Maßnahmen ist deren "Eindimensionalität": Es werden jeweils
nur einzelne Aspekte einer komplexen Problemkonstellation herausgegriffen
und bearbeitet. Angesetzt wird entweder auf der Angebotsseite, bei den
Arbeitsuchenden oder auf der Nachfrageseite, bei den Unternehmen. Die "Implacementstiftung
für Ältere", die vom AMS Steiermark gemeinsam mit dem Wirtschaftsressort
des Landes Steiermark im Sommer 1999 ins Leben gerufen wurde, sollte diesem
Mangel der "Eindimensionalität" entgegenwirken. Die Arbeitsstiftung
ist ein bewährtes Instrument der österreichischen Arbeitsmarktpolitik,
das ursprünglich eingerichtet wurde, um die negativen Konsequenzen
von Personalabbau bzw. Betriebsschließungen abzuwenden. Die Arbeitsstiftung
funktionierte dabei wie eine Brücke von Beschäftigung zu Beschäftigung,
vermittelt in der Regel über Maßnahmen der Qualifizierung. Die
Implacementstiftung funktioniert wie eine Treppe aus der Arbeitslosigkeit
zurück in die Wirtschaft. Finanziert wird die Stiftung aus Mitteln
der Arbeitslosenversicherung, Förderungsmitteln des Landes und des
AMS sowie Beiträgen von Unternehmen.
Die neue Form der Arbeitsstiftung ist durch die Verknüpfung der
Nachfrage- und der Angebotsorientierung am Arbeitsmarkt gekennzeichnet.
Das bedeutet konkret, daß sowohl den Arbeitsuchenden als auch den
Betrieben Unterstützungsangebote gemacht werden. Es werden nicht ausschließlich
die Arbeitskräfte an vordefinierte Arbeitsplätze angepaßt,
sondern Unternehmen werden unterstützt, ihren kurz- und mittelfristigen
Personalbedarf zu formulieren und die Einsatzmöglichkeiten von Älteren
auszuloten. Qualifizierungsmaßnahmen werden gemeinsam mit dem Betrieb!
auf der Basis der Kompetenzen von älteren Arbeitskräften entwickelt
und umgesetzt. Der Kreuzungspunkt "Unternehmen/Individuum" bestimmt den
Prozeß, die Maßnahmen und deren Inhalte. Begleitet werden die
Maßnahmen von einer Kampagne im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit,
die Unternehmen und betroffene Arbeitsuchende für die vorhandenen
Möglichkeiten sensibilisieren soll.
Für die Abwicklung der Implacementstiftung gelten folgende Prinzipien:
-
Problemgruppenspezifische Arbeitsweise / älterengerecht:
Problematik und Thematik "Ältere" soll in den verschiedenen Prozessen
berücksichtigt werden. Strategien der Umsetzung von Maßnahmen
(z.B. Qualifizierungen), Spezifika von Älteren, Sozialisation und
Lebensbedingungen werden in der Konzeption berücksichtigt.
-
Integrativ:
Die Maßnahmen müssen nach beiden Seiten (TeilnehmerIn und
Betri! eb) individuell angepaßt und abgestimmt werden. Der Integrationsprozeß
muß bei allen Beteiligten professionell begleitet werden.
-
Regionale Verankerung:
Die Implacementstiftung soll Bezug auf Regionen und ihre Spezifika
nehmen. Eine gute regionale Verankerung der Stiftung ist anzustreben.
-
Innovativ:
Die Form der Stiftung als Personalbeschaffungsinstrument wird auch
neue Methoden, Formen und Maßnahmen der Integration entwickeln und
anwenden sowie eine breitere Angebotspalette für Betriebe und unter
Umständen neue Arbeitsmärkte schaffen.
-
Prozeßorientiert:
Da es sich um eine neue Anwendungsform der Arbeitsstiftung handelt,
ist eine laufende Weiterentwicklung im Rahmen der Durchführung und
den sich immer wieder verändernden Anforderungen notwendig und anzustreben."
(28)
Die Implacementstiftung für Ältere wurde 1999 in einem Pilotversuch
in Graz erprobt und voraussichtlich ab dem Jahr 2000 steiermarkweit umgesetzt.
4. Schlußbemerkungen
Abschließend sollen noch einige Aspekte der Situation Älterer
auf dem Arbeitsmarkt hervorgehoben werden, denen große Bedeutung
bei der Gestaltung von Programmen zukommt:
1. |
Ältere befinden sich im Spannungsfeld zweier Systeme,
die mit gegensätzlichen Logiken arbeiten: Das System der sozialen
Sicherung und das Beschäftigungssystem bzw der Arbeitsmarkt. Das System
der sozialen Sicherung kann nur funktionieren, wenn der Zahl der Nutznießer
eine ausreichend große Zahl an Beitragszahlern gegenübersteht.
In Zeiten von Finanzierungsschwierigkeiten geht es daher darum, die Grenzen
dichter zu machen und die Zahl der Beitragszahler zu erhöhen. Der
Arbeitsmarkt funktioniert derzeit als ein Käufermarkt und grenzt alle
jene aus, die sich nicht „rechnen“. Dazu gehören auch die Älteren,
die aus der Sicht des Käufers entweder zu teuer sind oder aus anderen
Gründen im Prozeß des raschen Wandels unterliegen (Gesundheit,
Qualifikation usw.). |
2. |
Die Situation der Älteren auf dem Arbeitsmarkt ist
auf dem Hintergrund eines generellen Arbeitsplatzdefizites zu sehen („Der
Arbeitsgesellschaft geht die Arbeit aus“). Unter den Bedingungen eines
„Käufermarktes“ werden Personen, die Signale verringerter Leistungsfähigkeit
oder geringer Effizienz aufweisen, „diskriminiert“ (29)
(30). Dies bedeutet, daß unter diesen Rahmenbedingungen
bestenfalls eine Linderung der Probleme Älterer auf dem Arbeitsmarkt
erreicht werden kann. |
|
Zu fordern sind Maßnahmen, die die Nachfrage nach
Arbeitskräften generell erhöhen, wie zB Arbeitszeitverkürzung,
die zur Zeit in Österreich politisch nicht diskutiert wird. |
3. |
Als Begründung für die Freisetzung älterer
Arbeitskräfte bzw als Begründung für die Ablehnung der Einstellung
einer Arbeitskraft werden häufig die Lohnkosten genannt. Subventionen
bzw. Verringerung der Lohnnebenkosten haben bisher kaum gegriffen. Um das
Problem dauerhaft bewältigen zu können, sind Aktivitäten
in Richtung Umverteilung des Lebenseinkommens zu setzen. |
4. |
Die demographische Entwicklung und der Anstieg der Erwerbsquoten
Älterer verweisen auf die künftige Bedeutung Älterer als
Arbeitskräfte. Die Voraussetzungen dafür, dass ältere Arbeitskräfte
den Anforderungen der gegenwärtigen und künftigen Arbeitswelt
gerecht werden, sind jetzt zu schaffen („Präventive Arbeitsmarktpolitik“). |
|
-
Personalentwicklung und betriebliche Qualifizierung sind stärker auf
die geschilderte Problematik hin auszurichten.
|
|
-
Unternehmen sind bei der Entwicklung ihres künftigen Qualifikationsbedarfes
durch Beratungsleistungen zu unterstützen.
|
|
-
Die Entwicklung neuer Ausbildungsmodelle, die auf die Lernvoraussetzungen
Älterer abgestimmt sind, muß weiter vorangetrieben werden.
|
5. |
Bei betrieblichen Umstrukturierungsmaßnahmen setzen
arbeitsmarktpolitische Interventionen häufig erst dann ein, wenn schon
wesentliche Entscheidungen getroffen wurden. |
|
„Die soziale Abfederung des Strukturwandels bei gleichzeitiger
Förderung der Flexibilität und Umstrukturierung erfordert einen
neuen Fokus und Instrumente, die frühzeitig und im optimalen Fall
bereits am bestehenden Arbeitsplatz ansetzen. |
|
Frühzeitige und betriebsnahe Arbeitsmarktpolitik kann
als intermediärer Ansatz an der Schnittstelle zwischen präventiver
und reaktiver Arbeitsmarktpolitik definiert werden“. (31) |
|
Unter Maßnahmen frühzeitiger und betriebsnaher
Arbeitsmarktpolitik sind sowohl betriebsinterne Maßnahmen, wie die
Entwicklung von neuen Arbeitszeitmodellen oder die Förderung der internen
betrieblichen Mobilität, als auch Job-Transfer-Modelle wie die Arbeitsstiftung
oder betriebsnahe Arbeitsmarktagenturen zu verstehen. |
|
Die Entwicklung und Implementierung weiterer Instrumente
frühzeitiger Arbeitsmarktpolitik ist zu forcieren. |
6. |
Obwohl mit Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik die komplexen
Probleme Älterer auf dem Arbeitsmarkt nur „abgefedert“ und nicht gelöst
werden können, sind diese zu verstärken. Voraussetzungen für
die Wirksamkeit der Maßnahmen sind, daß sie einerseits zum
frühest möglichen Zeitpunkt einsetzen und andererseits, daß
sie Angebots- und Nachfragebedingungen differenziert berücksichtigen. |
1 |
Als „ältere“ Arbeitskräfte werden
Personen, die 50 Jahre und älter sind, bezeichnet. |
2 |
BMAGS: „Älter werden in Österreich“.
Wien 1999, S. 68f. |
3 |
Quelle: Wifo Datenbank. |
4 |
Ich beziehe mich hier auf das gesamte Bundesgebiet,
da Daten für die Steiermark nicht zugänglich waren; ich gehe
davon aus, daß sich Entwicklungstendenzen grundsätzlich nicht
unterscheiden. |
5 |
Gezählt und statistisch ausgewiesen werden
die Beschäftigungsverhältnisse und nicht die beschäftigten
Personen. Bei der Arbeitslosigkeit werden Personen gezählt. Während
eine Person gleichzeitig mehrere Besch&au! ml;ftigungsverhältnisse
innehaben kann, kann sie nur einmal zur gleichen Zeit arbeitslos sein.
Diese Zählweise führt zu einer Unterschätzung der Problematik
auf dem Arbeitsmarkt. |
6 |
Auswertungen AMS Steiermark. |
7 |
Auswertungen AMS Steiermark. |
8 |
Auswertungen AMS Steiermark. |
9 |
Zilan/Malle: aaO, S. 240. |
10 |
Maria Hofstätter: „Wandel der Arbeitslandschaft
nach Tätigkeiten“. In: Silvia Angelo ua.: „Europäische Beschäftigungspolitik
in der Arbeitswelt 2000“. Verlag des ÖGB, Wien 1999, S. 147 f. |
11 |
Auswertung AMS Steiermark. |
12 |
Barkholdt/Frerichs/Naegele: „Altersübergreifende
Qualifizierung – eine Strategie zur betrieblichen Integration älterer
Arbeitnehmer“. In: MittAB, 3/95, S. 425ff. |
13 |
Hacker, W: „Prospektive Arbeitsgestaltung
und Personaleinsatzplanung auch für ältere Arbeitnehmer.“ (1992).
Zitiert nach Barkholdt u.a.: aaO, S. 428. |
14 |
Die Festlegung einer einheitlichen Altersgrenze
für Männer und Frauen ist durchaus problematisch, da dadurch
der soziale Aspekt bei der Definition von „älter sein“ ausgeschlossen
wird. |
15 |
Quelle: Auswertungen des AMS Steiermark. |
16 |
Norbert Geldner: „Beschäftigungswirkungen
einer Arbeitsmarktflexibilisierung in der Steiermark“. Wien, Juni 1999,
S. 9 (unveröffentlichtes Manuskript) |
17 |
Norbert Geldner: „Der Arbeitsmarkt als ! System
co-evolvierender Verhaltensweisen“. In: Angelo, Silvia ua: „Europäische
Beschäftigungspolitik in der Arbeitswelt 2000. Verlag des ÖGB,
Wien 1999, S. 317f. |
18 |
Quelle: AMS Steiermark. |
19 |
Quelle: AMS Steiermark. |
20 |
Quelle: AMS Steiermark. |
21 |
Zilian/Malle aaO, S. 238. |
22 |
Chef einer Aufzugsfirma zi! t. nach Zilian/Malle,
S. 238. |
23 |
AMS Österreich: „Die Rückkehr in
eine temporär unterbrochene Beschäftigung“. Wien 1999. |
24 |
„Die Wiederaufnahme eines Beschäftigungsverhältnisses
entspricht der Aufnahme eines Beschäftigungsverhältnisses beim
selben Betrieb, bei dem vor mehr als 28 Tagen ein Dienstverhältnis
aufgelöst wurde.“ |
25 |
Zilian/Malle: „Spreu und Weizen“. Das Verhalten
der Arbeitskräftenachfrage. Nausner & Nausner, Graz 1994, S. 326. |
2! 6 |
Zilian/Malle: siehe oben, S. 326. |
27 |
Anhang zum Nationalen Aktionsplan: „Pakt für
ältere ArbeitnehmerInnen“, BMAGS, Wien 1999. |
28 |
AMS Steiermark: „Implacementstiftung für
ältere Arbeitslose in der Steiermark“, Graz, April 1999. |
29 |
Zum Beleg dieser These sei an die Arbeitsmarktsituation
an den Beginn der 70er Jahre erinnert. Zu diesem Zeitpunkt war unter Bedingungen
hoher Arbeitskräftenachfrage, wenn auch unter anderen Produktionsbedingungen-
„jede“ Arbeitskraft einsatzfähig. |
30 |
Diskriminierung kann unterschiedliche Ursachen
haben, die unterschiedlich zu bekämpfen sind. |
|
-
UnternehmerInnen, KundInnen, MitarbeiterInnen haben Präferenzen
für Jüngere, die nicht durch Leistungsmerkmale zu rechtfertigen
sind,
-
das Arbeitsangebot der Älteren unterscheidet sich in
wesentlichen Punkten von jenem der Jüngeren,
-
es gibt ein Informationsdefizit am Markt: Zugangsschwierigkeiten
zu Beschäftigung und Qualifizierung gibt es nur deshalb, daß
Ältere ihre Fähigkeiten schlechter signalisieren können.
|
31 |
Irene Horejs: ! „Job Transfer“. Frühzeitige
und betriebsnahe Arbeitsmarktpolitik. Hg.: ÖSB Unternehmensberatung,
Wien 1998, S. 6. |
|