|  | Das Cultural City Network (CCN), eine Initiative des Kulturreferenten
der Stadt Graz, Herrn DI Helmut Strobl, initiiert und organisiert seit
1989 verschiedenste Kulturprojekte in direkter Zusammenarbeit mit mehr
als 40 europäischen Partnerstädten ( Schwerpunkt Ost/Südost-Europa
) auf multilateraler Basis. Mit Ausstellungen, Workshops, Publikationen
und Stipendienprogrammen wird eine Verdichtung der kulturellen Beziehungen
innerhalb dieses Netzwerkes angestrebt.
 Zum Anlass seines zehnjährigen Bestehens veranstaltete das
Cultural City Network Graz - Kulturvermittlung Steiermark in Kooperation
mit der Stadt Mostar und KulturKontakt Austria im Zeitraum 1.-15. August
2000 den Internationalen Workshop für Bildende Kunst „unique sign-unique
location“, an dem 12 Künstler aus 8 Nationen teilgenommen haben.
 
 "Stari Most" - ein einzigartiger Ort
Die Stadt Mostar und ihr im Krieg zerstörtes Wahrzeichen, die
historische Brücke „Stari Most“ über den Fluß Neretva,
bildeten den thematischen Ausgangspunkt für dieses CCN-Ausstellungsprojekt
im öffentlichen Raum. Die Einzigartigkeit des gewählten Ortes
liegt in seiner ausgeprägten Symbolwirkung, die das politische, ethnische
und kulturelle Dilemma der Region drastisch vor Augen zu führen vermag.
 Durch die Kooperation von Künstlern aus dem gesamteuropäischen
Raum, vor allem aber von Künstlern aus verschiedenen Teilen Ex-Jugoslawiens,
sollte jenseits nationaler Barrieren versucht werden, neue kulturelle Brücken
zu schlagen sowie internationale Solidarität zu demonstrieren. Das
Projekt verfolgt die Idee, Kontakte zwischen den Teilnehmern auf einer
persönlichen Ebene zu fördern und den gegenseitigen Austausch
von Erfahrungen zu ermöglichen, um einen kleinen Beitrag für
die Entwicklung von Stabilität und guter Nachbarschaft zu leisten.
 Der Beginn der Rekonstruktionsarbeiten am UNESCO-Weltkulturerbe „Stari
Most“ wurde bewusst als Zeitpunkt für den Workshop gewählt. Die
offizielle Präsentation der Arbeiten fand zeitgleich mit dem traditionellen
434. Brückenspringen in Mostar statt, zu dem 5000 Besucher gekommen
sind. Die politische Dimension dieses Projektes wurde in der Unterstützung
durch High Representative for Bosnia-Herzegovina, Herrn Dr. Wolfgang Petritsch
erkennbar, der durch seinen Besuch ein gemeinsames Treffen mit den beiden
Bürgermeistern der nach wie vor geteilten Stadt ermöglichte.
 Das bosnische Fernsehen berichtete laufend über die Ergebnisse
des Workshop, auch ein Team der BBC war vor Ort und recherchierte über
das Projekt. Im kommenden Jahr wird der Katalog zum Projekt „unique sign-unique
location“ publiziert werden, mit Dokumentaraufnahmen des international
renommierten Photographen und Wahlgrazers Seiichi Furuya, sowie mit Texten
verschiedener, internationaler Gastautoren. Wie zahlreiche andere Ausstellungsprojekte
des Cultural City Network wird auch „unique sign-unique location“, in einer
überarbeiteten Form als Dokumentar- und Werkschau, in anderen europäischen
Städten zu sehen sein. Im Jahr 2001 folgen Präsentationen in
Graz (Stadtmuseum / Mur) sowie Krakau.
 Workshop für Bildende Kunst
Part 2 – „Weg der Zitate“„unique sign-unique location“ setzte sich zum Ziel, unterschiedlichste
Assoziationen und Überlegungen zum Themenbereich „Brücke-Fluß“
in Form von objekthaften, schwimmenden Arbeiten zu visualisieren. Die eingeladenen,
vorwiegend jungen Künstlerinnen und Künstler aus dem mittel-
und südosteuropäischen Raum erhielten die Gelegenheit, individuell
Ideen und Konzepte zu erarbeiten und sie im Rahmen des Workshops vor Ort
zu realisieren. Die Objekte und Installationen wurden im Fluß Neretva
im Bereich der „Stari Most“ positioniert.
 
 Die KünstlerInnen und ihre Kunstwerke:
 Ein weiteres Element von „unique sign-unique location“ umfasste die
Präsentation von Fahnen mit Zitaten entlang des traditionellen, nunmehr
unterbrochenen Weges über die alte Brücke. Dazu wurden 20 internationale
Literaten eingeladen, Wortspenden zum Themenbereich Humanität, Urbanität,
Multikulturalität, Veränderung, Überbrückung u.a. zu
übermitteln. Diese Zitate wurden in der Muttersprache der Autorinnen
und Autoren, sowie in bosnischer, deutscher und englischer Sprache veröffentlicht.
Es beteiligten sich u.a. Milo Dor, Pierre Bourdieu und der Grazer Stadtschreiber
Dzevad Karahasan.
 
 Die LiteratInnen:
 
Die Zitate:
Katharina Anghelake-Rooke (Griechenland)
Bogdan Bogdanovic (Jugoslawien)
Anne Born (Großbritannien)
Pierre Bourdieu (Frankreich)
Francisco Brines (Spanien)
Beqë Cufai (Kosova)
Krzysztof Czycewski (Polen)
Slavenka Draculic (Kroatien)
Milo Dor (Österreich)
Istvan Eörsi (Ungarn)
Hatto Fischer (Belgien / Deutschland)
Fabian Hafner (Österreich)
Drago Jancar (Slowenien)
Markus Jaroschka (Österreich)
Dzevad Karahasan (Bosnien-Herzegowina)
Claudio Magris (Italien)
Jogdor Obid (Usbekistan)
Said (Deutschland)
Dragana Tomasevic (Bosnien-Herzegowina)
Aglaja Veteranyi (Rumänien / Schweiz)  
 
| Bogdan Bogdanovic Solange wir eine Stadt
mit unserer Imagination
 erfassen und umfassen,
 solange ist sie Stadt – unsere Stadt...
 | Anne Born 
 Treffpunkt
für Leichtigkeit und Schönheit
 und blitzschneller Schatten
 für den Sturzflug
 durchziehender Schwalben
 | Pierre Bourdieu 
 Flüsse
haben
 keine
 Heimat
 | Francisco Brines 
 Gekommen war es schon,
das schlechte Wetter,
 verdunkelte
 das Licht des Paradieses
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| Beqë Cufaj 
 Die Geschichte des Balkan
ist von trauriger Ironie,
 denn der Schmerz
 ist für alle gleich
 und kennt keinen Rang
 | Krzysztof Czyzewski Was wahrhaft
geeint sein soll,
 ist dreiteilig
 
 | Milo Dor 
 Um zu überleben
muss man
 Widerstand leisten
 | Slavenka Drakulic 
 Eine Tote
ist eine von uns,
 die Brücke
 aber sind wir alle...
 
 
 
 
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| István Eörsi 
 Die Brücke:
menschliche Beziehung,
 zur Materie befestigt
 | Hatto Fischer 
 Ein dunkler Mond
kleidet die Tränen,
 ein Schatten spricht
 unter träumenden Skulpturen
 | Fabian Hafner 
 Die Welt ist ein Dorf:
Wie viele Dörfer
 ist eine Stadt?
 | Drago Jancar 
 ...eine Sprache, die es ermöglicht, dass Ideen, Menschen und Waren
auf der
Erde zirkulieren, wie Luft, Wind und Wolken...
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| Markus Jaroschka
 verschollen der traumplanet
in schamloser gewißheit
 am ende der großen beschreibung
 | Dzevad Karahasan
 Das Vergessen ist das Ende der
Kultur, und der Aufruf zum
 Vergessen ist der Auftakt zur
 Versklavung von Menschen
 | Nikos Katzantzakis Wir kommen aus der Dunkelheit
wir gehen in die Dunkelheit.
 Den Abgrund dazwischen nennen wir Leben
 | Claudio Magris 
 Ein Leben,
das in Liebe aufgeht,
 ist wie eine Brücke...
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| Jodgor Obid 
 Eine Tages
sterbe ich an meiner Liebe.
 Eines Tages
 tötet mich mein Hass...
 
 | Said 
 Die Heimat
ist die Zeit,
 die wir
 verloren haben
 | Dragana Tomasevic Die Mutter kam ums Leben,
und Amina wurde
 schwer verletzt.
 Noch hat ihr niemand
 den Tod der Mutter
 berichtet
 | Aglaja Veteranyi 
 In jeder Sprache heißt
dasselbe anders
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| „unique sign-unique location“ | ORGANISATION: Cultural City Network Graz (CCN) Projektidee: Max Aufischer
 Projektkoordinator: Gerhard Gross
 Technik:  Andreas Suppan, Richard Edelsbrunner
 Büro Graz:  Luise Grinschgl, Martina Kaltenbeck, Brigitte
Scherübl
 Büro Mostar: Edin Durakovic, Edita Durakovic
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|   | KONTAKT: Wielandgasse 9
 A-8010 Graz
 fon: +43 / 316 / 81 69 75
 fax: +43 / 316 / 81 53 97
 Email: cultural-city-network@aon.at
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