02 / 2002
  Auch 2002: Kultur ohne Grenzen im Pavel-Haus

Seit 1997 lockt das Haus des Artikel-VII-Kulturvereins in Laafeld/Potrna bei Radkersburg mit seiner vorbildlichen grenzüberschreitenden Kulturarbeit BesucherInnen aus ganz Österreich und dem Nachbarland Slowenien an. Kürzlich präsentierte Artikel-VII-Kulturverein-Geschäftsführer und Pavel-Haus-Verantwortlicher Mag. Michael Petrowitsch – auch selbst als Kulturschaffender tätig – das aktuelle Programm für 2002.
 

Artikel-VII-Kulturverein-Geschäftsführer Mag. Michael Petrowitsch: Große Projekte für 2002.

Trotz der angespannten finanziellen Situation der freien Kulturszene in der Steiermark ist Petrowitsch bemüht, die selbst auferlegten qualitativen Standards der vergangenen Jahre zu halten: Unter den Highlights des heurigen Jahres finden sich die Präsentation der Biografie der steirisch-slowenischen Dichterin Josefa Prelog, Ausstellungen der bekannten slowenischen Fotografen Joze Kolosa Kolos (noch bis zum 4. März) und Stojan Kerbler (Eröffnung am 15. März) sowie die Ausstellung und Buchpräsentation von Alexander Brener und Barbara Schurz. Sie werden besondere Anforderungen an die RezipientInnen stellen – schließlich geht es ihnen um nichts weniger als die Schaffung einer "absolut neuen Kultur", die durch Aktionen, Symposien und Publikationen ihre Verbreiterung erfahren soll.
Wie alljährlich findet auch heuer eine Sommerausstellung im Pavel-Haus statt, deren Schwerpunkt künstlerische Arbeiten aus dem südosteuropäischen Raum sein werden; als Kuratorin zeichnet Natasa Petresin verantwortlich. Darüber hinaus bietet sich die Gelegenheit, an einem internationalen Medienworkshop der "gruppe42" oder an einer Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst teilzunehmen.
Im steirischen herbst wird das Pavel-Haus Standort einer hochkarätig besetzten Ausstellung vertreten sein: "Modesty", kuratiert von Lívia Páldi und Gregor Podnar, wird unprätenziöse, eben: bescheidene Objekte zeigen, die alltägliche Erscheinungen mit Hilfe subtiler Änderungen sichtbar machen.

Ein Museum an der Grenze
Ein zentrales Projekt des Artikel-VII-Kulturvereines ist schließlich die Schaffung eines "modernen, lebendigen" Museums im Westtrakt des Pavel-Hauses zur Präsentation der Geschichte und Gegenwart der steirischen Slowenen – besser: der mehrsprachigen Bevölkerung der Grenzregion. Denn, so Petrowitsch: "Uns geht es vor allem darum, die vielfache Identität und Kultur der BewohnerInnen des Grenzlandes auf zeitgemäße Art darzustellen – ohne unzulässige Reduktion auf nationale ethnische Bekenntnisse."
Das Museumsprojekt wird auf der permanenten Ausstellung "Steirische Slowenen" aufbauen, die nach wie vor von Dienstag bis Samstag, 14.00 bis 18.30 besichtigt werden kann. Diese soll allerdings nicht nur inhaltlich dem neuesten wissenschaftlichen Stand angepasst werden; vor allem, so Petrowitsch, soll die Form der Darbietung alle Möglichkeiten zeitgemäßer Museumsdidaktik berücksichtigen – interaktive Präsentationen auf Touchscreens, Visuals, Video- und Tondokumente sollen die schlichten Ausstellungstafeln ersetzen. Petrowitsch hofft hier auf Interreg-Unterstützung.

Paradigmenwechsel
Das Pavel-Haus ist innerhalb der wenigen Jahre seines Bestehens trotz der ablehnenden Haltung deutschnational inspirierter Grenzland-Politiker zu einem kulturellen Attraktionspol in einer Region mutiert, die wegen Randlage und Abwanderung dringend neue Impulse benötigt. Petrowitsch ortet jetzt sogar einen Paradigmenwechsel in der Nationalitätenpolitik hier- und diesseits der Grenze: "Die Teilanerkennung der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien und der Besuch von Frau Landeshauptmann Klasnic im Frühjahr hier im Pavel-Haus haben ein Klima geschaffen, das die in den vergangenen Jahrzehnten verhärteten Strukturen zunehmend aufweicht."  

cs

Ein Leben an der Grenze
Sicheldorf im Radkersburger Winkel ist die Heimat der steirisch-slowenischen Bäuerin und Dichterin Josefa Prelog, die kürzlich ihren 75. Geburtstag feierte. In berührenden Texten, redigiert und bearbeitet von Andrea Haberl-Zemljic, erzählt Prelog in ihrem soeben erschienenen Band "Leb ich mein Schicksal aus" Autobiografisches und Fiktionales und lässt vor den Augen der LeserInnen ein Bild der Geschichte der Grenzgegend aus dem Blickwinkel der "kleinen Leute" entstehen, das der offiziellen steirischen Geschichtsschreibung und ihrer Behauptung einer ethnisch monokoloren Region klar widerspricht.

Josefa Prelog: "Leb ich mein Schicksal aus …" Klagenfurt/Celovec: Hermagoras 2002.
 
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FEBRUAR-AUSGABE
KUNST /KULTUR / 2003