07 / 2001
  „Kunst ist bei uns etwas sehr Individuelles“

Aus Anlass der aktuellen Ausstellung „Unique Sign Unique Location MOSTAR“ im Grazer Stadtmuseum – ein Jahr nach dem internationalen KünstlerInnenworkshop unter der Leitung des Cultural City Network Graz (KORSO berichtete) – sprach Gerhard Gross mit dem bosnischen Workshopteilnehmer Amer Baksic.
 

Wie leben KünstlerInnen im Bosnien von heute?
Die Zeiten sind hart für alle, das gilt auch für die Künstler. Wie überall ist nur ein geringer Teil der Bevölkerung an Kunst interessiert, aber im Gegensatz zu westlichen Ländern kann es sich in Bosnien niemand leisten, Kunst zu kaufen. Die Kunst ist heute vor allem für die jungen Leute wichtig, um sich als Teil der „Zivilisation“ zu verstehen. In Sarajevo gibt es zahlreiche Festivals wie den „Sarajevo-Winter“ („Sarajevska Zima“) und fast jedes Monat internationale Ausstellungen. Es ist wichtig, dass bosnische Künstler in internationalen Ausstellungen mitwirken können und im Ausland gezeigt werden. Für den einzelnen Künstler gibt es hingegen kaum öffentliche Unterstützung oder private Sponsoren.

Hat sich die Bedeutung der zeitgenössischen Kunst durch den Krieg verändert?
Seit dem Krieg wird Kunst bei uns als etwas sehr Persönliches, Individuelles betrachtet. Ich glaube, unser Problem ist, dass wir alle zu sehr individuell eingestellt sind und es keine irgendwie gearteten Gruppen gibt.

Was kann ein Projekt wie „Unique Sign Unique Location“ in diesem Zusammenhang bewirken?
Die Stadt Mostar und besonders die Brücke „Stari Most“ ist einzigartig. Das Projekt „Unique Sign Unique Location“ hatte für mich die Bedeutung einer Brücke, indem es zwei unterschiedliche Seiten miteinander verband, gleichzeitig jedoch zwei verschiedene Nationalitäten und Kulturen. Ich habe daher die unterschiedlichen Zugänge zum Thema geschätzt und die Arbeit vor Ort. Der „Mann von der Straße“ war sicherlich überrascht von der Installation der Arbeiten im Fluss, wenn nicht gar schockiert. Man kann erwachsene Menschen natürlich nicht mehr ändern, aber für die jungen Menschen war es ein wichtiges Projekt, weil es etwas absolut Neues, noch nie Dagewesenes war. 

Die Ausstellung im Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18, ist noch bis zum 2. September 2001 geöffnet.

Eine ausführliche Dokumentation des Projektes finden Sie unter:www.korso.at/korso/mostar
 

Beim Kulturquiz können Sie diesmal drei Exemplare des Katalogs zur Ausstellung gewinnen.

 
JULI/AUGUST-AUSGABE
KUNST /KULTUR / 2003