Donnerstag, 27. Dezember
PROPHETIE: Versuch und Irrtum
Alle Jahre wieder lädt Peter Huemer die Astrologin Brigitte Hueber
sowie die Journalisten Elisabeth Horvath und Georg Hoffmann-Ostenhof vors
Mikro und lässt sie in der heimischen und internationalen Politik
zurück und vorwärts schauen. Das Ganze ist auch deshalb vergnüglich,
weil sich die drei gleichsam stellvertretend irren und für uns gelegentlich
die Rolle eines dummen Sündenbocks übernehmen. Und das darf nicht
unbedankt bleiben. Ö1,21.00
ARCHITEKTUR: Was ist?
"Sturm der Ruhe" betitelt sich die Ausstellung im Wiener Architektur-Zentrum
am Museumsplatz 1.
Freitag, 28. Dezember
SCHÖNHEIT: Privileg oder Hindernis?
Marlene Dietrich, der Paradiesvogel, wäre heuer 100. Sie
meinte, wer vom Schicksal mit so viel Schönheit ausgestattet sei wie
sie, müsse sich besonders plagen, um weder dem Luxus noch der Selbstliebe
zu verfallen. So arbeitete sie, hierin ganz deutsch, mit kasernenhafter
Zielstrebigkeit an ihrer Kunst und ihrem Geheimnis. Radioessay von Gisela
von Wysocki. Ö1, 9.45
THEATER:
Klassiker für Kinder
Die Theo-Studiobühne Oberzeiring bringt heute und
morgen Pinocchio. 17.00 Man sollte die Kleinen hineinschleppen,
ehe auch das Theater vollends verpottert.
2003: Kunst im Netz
Mit Institutionen wie den Galerien pool und H, der Zeitschrift pfirsich,
dem Forum Stadtpark oder dem steirischen herbst spielt Graz seit den 60er
Jahren auch und besonders im Bereich der Medienkunst eine zentrale Rolle.
Im Hinblick auf das ominöse Kulturjahr 2003 soll diese besonders in
den letzten Jahren wieder höchst aktive Szene genügend Raum zur
(Re-)Präsentation bekommen. Eine "Medienplattform", situiert im Kunsthaus,
soll als organisatorische und räumliche Basis dienen. Die Inhalte
werden aber in guter alter (dezentraler) Netzkunsttradition von den verschiedenen
Institutionen selbst erarbeitet. Doch auch diese inhaltliche Arbeit wird
gefördert. Anfang des Jahres hat mur.at im Auftrag von Graz 2003 die
lokale Szene aufgefordert, sich mit Projekten aus dem Bereich der Netzkunst
und der Neuen Medien am Gesamtprojekt "Local Task 2003 - NET ART" zu beteiligen.
Ziel war es, lokale Kunstproduzenten über Projekte zu fördern,
die im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms auch umgesetzt und der Öffentlichkeit
präsentiert werden. 22 Gruppierungen bzw. Einzelpersonen sind dieser
Aufforderung gefolgt. Wie viele der eingereichten Projekte realisiert werden
sollen, wird – sozusagen als Kontrapunkt zum streng hierarchischen Kuratorenmodell
des Geldgebers 2003 – im Laufe der nächsten Monate von den 22 Einreichenden
selbst erarbeitet und bestimmt werden. Im Idealfall ergeben sich genügend
Synergien und Kooperationsmöglichkeiten, so dass trotz des beschränkten
Gesamtbudgets von 2 Mio. Schilling alle Projekte verwirklicht werden können.
Im schlimmsten Fall ist das Procedere ein Beispiel für demokratische
Entscheidungsfindungsprozesse im Kulturbetrieb. Gibt’s ja sonst eh nirgends.
Informationen zu den eingereichten Projekte und deren Fortschritt unter
http://mur.at
Samstag, 29. Dezember
ABENTEUER: Die Überquerung Grönlands
1983 brechen drei Männer auf, um etwas zu tun, was einem Eskimo
nie einfiele. Sie gehen zu Fuß und ohne Funkgerät, zehn Stunden
am Tag, sozusagen quereisein. Das Essen wird knapp, die Kräfte schwinden,
aus Freunden werden Feinde, und sie brauchen für 1000 Kilometer drei
Monate. Eine schöne Geschichte einer grauslichen Qual. Ö1,
9.05
Sonntag, 30. Dezember
ELEGIEN: Auf Schloss Duino
Rilke, der sich immer an adlige Gönnerinnen herangemacht hat,
kam 1911 auf Einladung der Maria von Thurn und Taxis-Hohenlohe auf dass
Schloss bei Triest und legte eruptiv mit den "Duineser Elegien" los. Doch
bis das Werk vollbracht ist, werden noch zehn Jahre vergehen und massig
Gräfinnen besucht. Ö1, 18.15
ÜBRIGENS: Heimische Museen
Die Steiermark hat 221 Museen, in denen insgesamt 2.500.000
Gegenstände vom steinzeitlichen Schabmesser bis zum nachgebauten Vierkanthof
liegen resp. herumstehn. Um 2003-Lorenz zu zitieren: Wer hätte das
gedacht?
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Mit der U2 nach Petersburg
KAVN heißt eigentlich "Kunst://Abseits vom Netz" – inzwischen
werken die KünstlerInnen um Erwin Posarnig aber eifrig am Ausbau eines
virtuellen Netzwerkes, das weit über die steirische Landeshauptstadt
hinaus reicht.
Die Teile der "Permanent-Temporären Stadtskulptur", die sich da
in letzter Zeit rapide vermehren und die mit virtuellen U-Bahnlinien miteinander
verbunden sind |
(wir erinnern etwa an das RESSIDORF, die Station Eichbachgasse
900 oder an das Pavelhaus in Laafeld/Potrna) werden nun um einen Halt in
Russland erweitert. Das Kunstprojekt, das mit 7./8. Dezember 2001
startete, wird ein Jugendkulturzentrum in St. Petersburg in das Netz der
Kulturhauptstadt 2003 einbinden. An dem Projekt beteiligen sich KünstlerInnen
aus Russland und Österreich – unter ihnen Bernhard Wolf, Judith und
Erwin Schwentner; Anita Hofer, Michael Petrowitsch und andere –; das Ziel
ist die Errichtung von frei zugänglichen Produktionsräumen für
St. Petersburger Jugendliche, die in der subkulturellen Szene arbeiten.
Kunst://Abseits vom Netz, Tel./Fax 0316 / 57 49 19, mobil: 0664 / 140 53
00, e-mail: kavn@mur.at |
Montag, 31. Dezember
LESETIPP: Gefinkelt und auch wehmütig
Zum Abschied von 2001 sei ein Buch von "2001" aufs Nachtkästchen
gelegt: "Der tiefere Sinn des Labenz – Wörterbuch der bisher
unbenannten Gegenstände und Gefühle" von Adams, Lloyd
& Böttcher. Das benennt den Bodensatz einer Damenhandtasche mit
"Filzmoos", das Gespräch zweier mit der Bahn reisenden Hooligans mit
"Brual", eine zu spät ausgesprochene oder gerufene Warnung mit "Passau"
und das Geräusch, mit dem eine Glühbirne den Geist aufgibt, mit
"Lamboing". Alles plausibel und witzig und im Alltag gut brauchbar.
Dienstag, 1. Jänner
LEBENSHILFE: Gute Vorsätze
Weil wir zu Silvester zum Gotterbarmen gesoffen haben, empfehlen wir
uns dringend, im neuen Jahr ganz anders weiterzumachen und verdrängen
die Weisheit, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert
sei. Außerdem fühlt man sich nach einem guten Vorsatz gleich
als besserer oder zumindest erträglicher Mensch. Also: erstens Gymnastik
und saukalt duschen, zweitens Katerfrühstück, drittens www.anonyme-alkoholiker.at
Mittwoch, 2. Jänner
FRANZ WEST: "Gnadenlos"
Er gehört mit seinen ebenso kompromisslosen wie zugleich eleganten
Arbeiten zwischen Skulptur, Bild und Gebrauchsgegenstand zu den gefragtesten
österreichischen Künstlern. Bis Mitte Feber sind
die Werke Franz Wests in der Wien MAK-Ausstellungshalle (Stubenring
5) zu sehen und auch zu begreifen.