Montag, 22. Oktober

 PHILOSOPHIE: Aus Afrika 
Anke Graness spricht über obiges. Minoriten, 13.30
 
HERBSTBAR: Ekklekto-Pop
„Wer eine Pause vom Artwalk [durch den steirischen herbst] braucht, der gehe ab 5. Oktober in die herbstbar …“
Was dort geboten wird: Eine ekklektisch-hektische Mischung aus „großdeutscher Folklore“, 80-er-Pop (die nie wirklich berühmt gewesenen heimischen blizzfrizz „ließen sich überreden“), Bollywood (Monalisa Ghosh samt Band), DJs mit klingenden Namen 
aus aller Welt, vor allem aus der Hauptstadt Großbritanniens („Aus London kommen Karminsky Experience, Style Scott und Alan Brown vom berühmten Londoner Radio Kiss FM“), Hammond-Orgel-Klängen („Mister Erbazzoni von vip2000 mit seinem Zweitprojekt Miss Hammond Trio“), Live Latin (Zuco 103) und heimischen Stars, allen voran Curd Duca (31.10, siehe Abbildung) von, ja, wir erinnern uns, „Auch wenn es seltsam klingen mag …“. Dem Süchtigen wird vom Veranstalter „vipers“ in der Herbstbar bis 3. November täglich ab 20.00 Popkultur schöpferweise verabreicht. Fehlt nur noch die location: Die findet sich zwar nicht im Herbstbar-Pressetext (soll ja nicht jede/r hinfinden, dann würd’s eng!), aber doch klein gedruckt am Ende des Programmheftes: theatro, Neubaugasse 6, 8020 Graz.
Veranstalter: Vipers – Verein zur Förderung der Popkultur, Tel. 2110726, Fax 54680492, office@vipers.at, www.vipers.at

 RADIO-TRIAGE: Euro, Kinder, Unsinn 
Erstens geht’s um den Euro. Ein Mann vom Fach sagte, dieser müsste besser Euroi heißen. So gemahnte er an die griechischen Wurzeln unsrer Kultur und, rein phonetisch, an den sagenhaften Ojojoj-Vogel, der so große Testikel hat, dass er beim Landen immer Ojojoj schreit. Zweitens geht´s um Kinderbetreuung – vom missratenen Kain bis heute. Und drittens hat der Opernkomponist Albert Lortzing (eben 200 Jahre alt) die Oper für den reinsten Unsinn gehalten. Gegenstimmen? Ö1, 9.05
 
 VON LA VEGAS LERNEN:
„Wird Las Vegas, die Kapitale der westlichen Unterhaltungsindustrie, auch zur Hauptstadt der Kunst?“ Diese Frage ist Ausgangspunkt der Schau „The Magic Hour“, die noch bis 4. November im Grazer Künstlerhaus (10.00–18.00, Do 10.00–20.00) zu sehen ist. 
Der britische Kurator Alex Farquarson greift einmal mehr Guy Debords Schreckens- und Zukunftsvision „Die Gesellschaft des Spektakels“ aus dem Jahr 1967 auf und sieht sie sowohl im urbanen Raum als auch im Konzept „Las Vegas“ verwirklicht. Und tatsächlich: Die Grenzen zwischen Kunst und Unterhaltungsindustrie sind kaum mehr wahrnehmbar: Spielcasinos beherbergen Kunstsammlungen, um die sie von so manchem europäischen Museum beneidet werden. Beworben werden die Exponate wie die Beach Boys oder Frank Sinatra. Kunst dient als umrahmendes Setting für die eigentlichen (kommerziellen) Interessen. Es spricht auch einiges dafür, dass Vegas der Vorreiter einer nicht mehraufzuhaltenden Entwicklung sein könnte. Die Errichtung des „Guggenheim Las Vegas“ etwa kann als Beweis dafür gesehen werden, dass sich die Kunst immer mehr der Lifestyle-Industrie annähert und womöglich bald in ihr aufgeht. Der Befund ist zwar nicht sonderlich neu, die Idee jedoch, die weltweite Entwicklung am konkreten Beispiel Las Vegas aufzuzeigen, klingt schlüssig.
Soweit zur Theorie, man kann die Exponate aber auch durchaus ohne gröberes geistiges Engagement betrachten: Gezeigt werden unter anderem Arbeiten von David Batchelor, Jane Callister, Marcel Duchamp, Jim Iserman, Liberace, Raymond Pettibon, Robert Venturi und Andy Warhol.  arp

Dienstag, 23. Oktober

 OPER: Gute Gegenstimmen 
...bei Tschaikowskijs Eugen Onegin. Opernhaus, 19.30 

 KUNST: Und Gesetz 
Um „Die Rolle der Kunstfreiheit als Grundrecht” geht es im Rahmen der Ringvorlesung mit Eilfried Huth und Heinrich Neisser im Resowi-Zentrum, 18.00

 POLITIK: Das Herz der Finsternis 
Bourdieu-Kenner Egon Leitner erzählt, was Bourdieu meint, wenn er die Herzlosigkeit des politischen Verhaltens diagnostiziert. Grüne Akademie, 19.30. Zuvor sei natürlich die Lektüre von Leitners „Bourdieus eingreifende Wissenschaft. Handhab(ung)en” ans Herz gelegt.
 
OPEN MUSIC: Keller Quartett 
Im MUWA – Museum der Wahrnehmung hat „open music“ Heimstatt für ein außergewöhnliches Event gefunden: Das international renommierte und mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnete Keller-Streichquartett (András Keller, János Pilz (Violine), Zoltán Gál (Viola), Judit Szabó (Violoncello) bringt Werke von György Kurtág – anlässlich dessen 75. Geburtstag – und das Streichquartett Nr. 1 von György Ligeti „Métamorphoses nocturnes“.
20.00, MUWA/Museum der Wahrnehmungen, Friedrichg. 41, 8010 Graz, Karten im Zentralkartenbüro und an der Abendkassa. Preis: ATS 150.-/100.- (ermäßigt). Infos und Reservierungen unter 01-2185262

Mittwoch, 24. Oktober

 LITERATUR: Das fröhliche Wohnzimmer 
Eigene Sachen lesen Petra Ganglbauer, Lisa Spalt, Ilse Kilic und  Fritz Widhalm bei den Minoriten, 20.00
 

Donnerstag, 25. Oktober

 OFFENBARUNG: Willi Bernhart 
Es geht bei der Soiree des THEATERmeRZ-Prinzipals, wie im alltäglichen Leben, um Brutalität, Gewalt und Terror: „Prime Time Special zu Marquis de Sade”. Gemeinsam mit dem Publikum, aber letztlich – wie sich’s gehört in der Kunst – undemokratisch improvisiert und präsentiert Willi Bernart – wie sich’s gehört bei Willi Bernhart – sich selbst. Damit wir noch massiger hineinströmen, wird dem p.t. Publikum ein „Zutritt unter erschwerten Bedingungen” versprochen. 20.00

 THEATER: DAS Drama der Humanitas 
Bei der Uraufführung von Goethes „Iphigenie auf Tauris” 1779 spielte der Dichterfürst selbst den Orest und wurde dafür tüchtig gelobt. Heute hat die Neuinszenierung Premiere im Schauspielhaus. 19.30
 
 REISENDE IN AFRIKA: Von Vasco da Gama bis Nelson Mandels
28 Originalberichte aus fünf Jahrhunderten über Südafrika hat die Geographin Ulrike Keller zusammengetragen, die in ihrer Zusammenschau ein komplexes kulturgeschichtliches und gesellschaftspolitisches Bild des Landes vermitteln. Viele der Autoren gehören zu den ganz großen der Geschichte: Vasco da Gama berichtet von seiner Landung in der Bucht von Sankt Helena und Mosselbay, Mahatma Gandhi beschreibt die Demütigungen, denen er als indischer Anwalt auf seiner Reise durch’s Land ausgesetzt war, Winston Churchill schildert seine Flucht aus burischer Kriegsgefangenschaft und Nelson Mandela vom Tag seiner Entlassung aus jahrzehntelangem Gefängnisaufenthalt. Ein Buch zum Schmökern für Touristen und Daheimgebliebene, ein Buch für kulturhistorisch und politisch Interessierte mit einem Hauch von Abenteuer. Ulrike Keller (Hg.) Reisende in Südafrika. (1497-1990). Ein kulturhistorisches Lesebuch. Wien: Promedia ISBN 3-85371-156-1, 232 Seiten, br., öS 248,—
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EDELSCHNORRER 
Was macht man, wenn sein bester Freund sich Geld leihen will? „Ich kaufe mir ein Kofferradio und mache Urlaub“ meint etwa Franz T. Für wohlhabendere Zeitgenossen bietet sich vielleicht das Vortäuschen einer schmucken Privatstiftung an: „Das Geld ist auf Jahre gebunden. Leider!“ Wie die Leute vom Theater im Bahnhof – vor kurzem sogar vom bekannt kritischen, lokalen Kleinformat zu „einer der interessantesten Off-Bühnen des Landes“ geadelt – das Problem lösen, kann in den nächsten Wochen beobachtet werden.
 „Uns geht’s ums Geld“ nennen sie ihren Versuch über die Unzulänglichkeiten der menschlichen Existenz in Extremsituationen. Und extrem ist so ein Erlebnis allemal. Wer rechnet schon damit, unverblümt angeschnorrt zu werden. Und noch dazu vom besten Freund! Beim Geld hört sich die Freundschaft ja bekanntlich auf.
Unter der Regie von Ed. Hauswirth spielen Beatrix Brunschko und Rupert Lehofer sich selbst. Und zwar – so lautet die Regieanweisung – so genau wie möglich. Beide über dreißig, stammen sie aus Gleisdorf bzw. Graz, sind katholisch gefirmt, zur Zeit aber grüne Stammwähler. Den bilateralen Sex haben sie schon einige Jahre hinter sich, Freunde sind sie aber dennoch. Und plötzlich – siehe oben – will sie Geld. Ob sie auch danach noch Freunde sein werden? Uns geht’s ums Geld – Boulevard mit besonderer Oberfläche. Theater im Bahnhof, Lendplatz 35. Vorstellungen: 25., 26. Oktober, 8., 9.,15., 16. November, 20:00 Uhr, Karten und Information: 0316/763620, www.theater-im-bahnhof.com

Freitag, 26. Oktober

 STAATSFEIERTAG: Intim und sehr würdevoll 
Vollends übermannt von patriotischen Gefühlen, bleiben wir heute im Bett, schließen die Augen, denken an Österreich und befolgen Kurt Vonneguts Empfehlung (aus dem Roman „Mutter Nacht”, der hiermit warm aufs Nachtkästchen gelegt sei): „Nütz die Gelegenheit zur Liebe, wann immer es möglich ist. Es tut dir gut.”

 
OBJEKTE: Arnold Reinisch
Vom 26. Oktober bis zum 09. November zeigt Arnold Reinisch in der Lazarettgasse 13 konzeptuelle Objekte und informelle Malerei der letzten Jahre. Eröffnet wird die Ausstellung, in der auch Plastiken von Axel Staudinger zu sehen sind, am Donnerstag, dem 25. Oktober um 19.00 Uhr. 
Öffnungszeiten: Täglich von 17.00-20.00 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 0664/2112020.

EXPLO: Eighteen & Life 
Zwei aus dem Team des Explosiv haben Geburtstag. Ein schöner Anlass, ein lautes Ständchen zu bringen: Surface Tension, Endogen, Errors of Echoes und Catatonic. 19.30 
 
BÄREN, PUPPEN UND DIE EISENBAHN:
Zweiter großer Bären- und Puppentag mit der Sonderausstellung Eisenbahn im Bildungshaus Schloß Retzhof. Ein Erlebnistag für Klein und Groß! Ein Tag - eingetaucht in Kindheitserinnerungen! 
Bären einst und jetzt - Künstlerbären - Bärendoktorin - Bärenmalerin - Puppen einst und jetzt - Künstlerpuppen - Puppendoktorin - Altes Spielzeug - Legoeisenbahn - Steinbaukästen Schaubauen - Steirische Eisenbahnfreunde HO, N, Z-Spur und LGB - Bärenwettbewerb - Verlosung eines Künstlerbären - Bärencafé - Steirische Schmankerl. 
Eintritt: öS 30,— pro Person, Familien. 10.00 bis 17.00 Uhr, Schloss Retzhof bei Leibnitz

Samstag, 27. Oktober

 BITTEBITTEBITTE: Mammma! 
Von 21.000 frisch Geborenen werden knapp tausend von Mama gestillt. Das gilt für 1780, Paris. Der Polizeichef hat’s schaudernd gezählt. Der Rest wird von Ammen gestillt oder (im Klartext) weggeschmissen. „Diagonal” versucht zu klären, warum die Gleichgültigkeit der Mutter des 18. sich in die Besorgtheit jener des 20. Jahrhunderts gewandelt hat. Und will dabei belegen, es gebe keinen „Mutterinstinkt”, was jedem Säugling herzlich wurscht ist, solang er nur schön die Brust kriegt und genug zu lachen hat. Ö1,17.05

Kulturkorso-Übersicht Kulturkorso 29.10. - 4.11.