Donnerstag, 13. September
MEDIENARCHÄOLOGIE: Grazerisches
Anhand von Medienprojekten von Radio über Video und Fernsehen
bis zur Telekommunikation untersucht das Projekt mediafiles, was sich in
Graz seit den 60ern so getan hat und weiterhin tut. Heute große Präsentation
mit Überlegungen, wie es auch im Projekt selbst weitergehen könnte.
Forum
Stadtpark, 19.00
WENN SCHRIFTSTELLER MALEN
Franzobel ist der Schriftsteller mit dem wahrscheinlichen größten
Text-Output weltweit – Experten sprechen von etwa 500 Romanen und 420 Theaterstücken
in den letzten beiden Jahren. Zuletzt reüssierte er am Wiener Volkstheater
mit dem Weltuntergangs- (oder was so mancher dafür hielt) Stück
„Mayerling. Die österreichische Tragödie“ und – durch den Splatter-Chrarakter
der historischen Vorlage inspiriert – wagte er sich kürzlich auch
an eine österreichische Fassung des Bret-Easton-Ellis-Klassikers „American
Psycho“. |
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Franzobel ist oft und gern gesehener Gast der Minderheitenprogramme
des ORF. In den Studios von Willkommen Österreich, Sport am Montag
oder dem Seniorenclub fühlt er sich pudelwohl, und laut NEWS zählt
er auch zu den 1.000 wichtigsten Österreichern (Platzierung: ca. 765).
So. Und jetzt malt der auch. Zu sehen ist sein Oeuvre ab 13. September
im Brucker Kunstmagazin Hell unter dem Titel „Das bildnerische Werk. Malerei
von 1987 bis 1991“. Die Frage, was seit 1991 geschah, bleibt vorerst offen,
dass er bei der Vernissage auch aus seinem literarischen Werken lesen wird,
ist aber gewiss. arp
Franzobel. Das bildnerische Werk. Malerei 1987 – 91. Kunstmagazin
Margarete Hell, Herzog-Ernst-Gasse 5, 8600 Bruck an der Mur. Vernissage
am 13. September, 19:00. Die Ausstellung dauert bis 5. Oktober. |
KABARETTTOUR: Mike Supancic
„Der vermutlich lustigste Abend, den man derzeit für Geld kriegen
kann.“ Was der „Falter“ schrieb, lässt sich im Stainacher CCW überprüfen.
20.00
BLÄTTERN im Online-Medien-Archiv
Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre haben österreichische Künstler
und Künstlerinnen, teilweise vom Aktionismus, Expanded Cinema und
konzeptueller Kunst kommend, begonnen, mit neuen, eben auf dem Markt befindlichen
Medien (vor allem Video) zu arbeiten. Auch Graz spielte mit dem Forum Stadtpark,
den Galerien pool und h, der Zeitschrift pfirsich und dem steirischen herbst
von Beginn an eine zentrale Rolle.
Mit dem Projekt mediafiles.at haben hat nun MiDiHy-Productions eine
umfassende Online-Datenbank bereitgestellt, die von Graz ausgehend einen
Überblick über österreichische Medienprojekte ermöglicht.
mediafiles.at beinhaltet Informationen über Künstler, Projekte,
Veranstaltungen, Veranstalter, Texte, Literatur und Kontexte zum Thema
medienkünstlerische Praktiken in Österreich – in der gegenwärtigen
Ausbaustufe mit einem Schwerpunkt auf Projekten der späten 60er und
der 70er Jahre. Dieses Material wird laufend um aktuelle Projekte ergänzt
und ermöglicht so die Zusammenschau von künstlerischen Projekten
im Feld von neuen Medien aus drei Jahrzehnten. Produktionen aus den Bereichen
Video, Fernsehen, Radio werden dokumentiert, kommentiert und vor allem
in einen Bezug zueinander gestellt. Dadurch bietet sich die Möglichkeit,
thematische Hintergründe transparent zu machen.
Mit dem Online-Archiv mediafiles.at soll ein Instrumentarium angeboten
werden, das sowohl ein Fachpublikum zufrieden stellen kann als auch für
Benutzer geeignet ist, die ganz allgemein an der Geschichte und Gegenwart
der Bezüge zwischen Kunst und Medien interessiert sind.
Präsentation: Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz, 13.
September, 19:00 Uhr. http://mediafiles.at,
http://forum.mur.at
Freitag, 14. September
INGEBORG BACHMANN: Dilemma
Einerseits wurden unveröffentlichte Gedichte der Bachmann ausgegraben,
in Druck gezerrt und machen natürlich neugierig. Andererseits hat‘s
die Dichterin selbst nicht veröffentlicht und wird schon gewusst haben,
warum. Lesen wäre wie in fremden Briefen schnüffeln, Zuhören
wie ein Lauschen an der Wand (das reimt sich nicht von ungefähr auf
Schand). Man tut es nicht. Aber man macht es. Wie immer Sie sich entscheiden:
Chris Pichler liest‘s um Mitternacht. Ö1
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Konsumvergnügen
Der an sich lustvolle Vorgang des Einkaufens kann mitunter ziemlich
anstrengend sein. Besonders dann, wenn zwischen Ausgangs- (Wohnung) und
Zielgebiet (Geschäft, Einkaufszentrum) eine Landesgrenze liegt. Stundenlanges
Warten inmitten von zahlreichen Gesinnungsgenossen auf der Suche nach billigem
Benzin, frischer Butter oder |
qualitativ hochwertigen Dental-Produkten zermürbt
den einkaufswilligen Konsumenten nachhaltig.
So stellt sich die Situation jedenfalls für den erprobten Österreicher
dar. Wie ist das aber bei unseren Nachbarn? Die kroatische Künstlerin
Kristina Leko (zur Zeit als artist-in-residence von < rotor > in Graz)
beschäftigt sich in ihrem aktuellen Projekt mit den Einkaufsgewohnheiten
der Kroaten. Auch sie kennen die Eigenart des Einkaufens jenseits der Grenzen.
Geshoppt wird in Triest, Graz, Nagy Kaniza (H) und Brezice (SLO).
Den zweiten Teil der Doppel-Schau im < rotor > bestreitet Isa Rosenberger
aus Wien. Sie war im vorigen Jahr als artist-in-residence in Sarajevo und
hat Menschen, die dort leben, gebeten, sie an einen Ort zu führen,
der für sie eine wichtige Rolle spielt. In ihrer Videodokumentation
ergibt sich ein Blick auf Sarajevo abseits der von Medien konstruierten
Bilder.
Kristina Leko: Shopping a Local History / Isa Rosenberger: Sarajevo
Guided Tours
< rotor > - association for contemporary art, Belgiergasse 8/1,
A-8020 Graz, 14. September bis 29. September, Tel: 0316/688 306,
rotor@mur.at
Präsentation am 14. September 2001, 20.00 Uhr |
Grazer Biofest
14. und 15. September, jeweils ab 09.00 Uhr, Tummelplatz
Samstag, 15. September
NIEDERLAGE: Für Feinschmecker des Schicksals
Wolfgang Schievebusch (der ebenso fundiert wie flott Kulturgeschichten
der Genussmittel, des Eisenbahnfahrens und der Elektrifizierung schrieb
und stets für einen Lesetipp gut ist) liefert mit seinem jüngsten
Buch („Die Kultur der Niederlage“) der Diagonal-Redaktion das passende
intellektuelle Trampolin. Ö1, 17.05
Sonntag, 16. September
KABARETT: 20 Jahre Salzburger Stier
Ein Nachteil bei Kabarettsendungen im Radio: Die ORF-Moderatoren hören
sich sehr gern reden und möchten selber kabarettmäßig launig
sein. Das ist unerträglich. Silvia Lahner moderiert die „Ackapickels“.
Ö1,
9.30
BROT & SPIELE BEIM RÖMERFEST:
Zwischen 10.00 und 17.00 Uhr lädt der Museumsverband Südsteiermark
/ Sektion Archäologie zum Römerfest ins antike Flavia Solva.
Programm: Historische Atmosphäre, antike Schau(ring)kämpfe, Ross
und Wagen, römisches Bierbrauen, römischer Schuster, römischer
Schmied, römischer Friseur bei der Arbeit, Schmuckherstellung, Spanferkelgrillen,
Weinverkostung u. v. m.
Eintritt: Erwachsene öS 50,--, Familienkarte öS 100,--, Kinder
öS 20,--.
Kontakt: Museumsverband Südsteiermark, Bahnhofstraße 12a,
8430 Leibnitz, Tel. 0 3452/86 88 4
STRASSENTHEATERSPEKTAKEL: Ohne Bush
Graz hat’s – das Straßentheaterfestival La Strada. Sinabelkirchen
hat heuer auch eins: Es nennt sich unprätenziös „Sinabelkirchner
Straßentheaterspektakel“ und findet von 10.00 bis 20.30 statt.
Insgesamt 130 internationale und österreichische KünstlerInnen
und Künstler treten in 76 Aufführungen mit insgesamt über
53 Stunden Spielzeit auf. |
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Darunter internationale Stars der Straßentheaterszene
wie Blake Barrat aus Australien oder Knäcke aus Deutschland mit „Walkacts“.
Dazu gibt’s Raritäten aus heimischen Landen wie das Bergbäuerinnen-Kabarett
„Die Mist-Stücke“ oder den steirischen Drehleierspieler Sepp Pichler.
Veranstaltet wird das Festival von der örtlichen Theatergruppe „Sandkorn“;
bei Schlechtwetter wird vom Veranstaltungsort „Innerer Markt“ auf verschiedene
öffentliche Räumlichkeiten ausgewichen. Info: Theater „Sandkorn“,
Tel. 03385/8769. |
NEUERSCHEINUNG IM STUDIENVERLAG: Medizin und Nationalsozialismus
in der Steiermark
Die SS-ärztliche Akademie und die Heilanstalt für Geisteskranke
des Reichsgaues Steiermark am Feldhof standen beispielhaft für die
wichtige Stellung der Landeshauptstadt Graz innerhalb der nationalsozialistischen
Medizin. Über diese Institutionen wurden im Verständnis der NS-Euthanasie
hunderte Kinder getötet und weit über tausend Erwachsene in die
Gaskammern geschickt.
Die Auseinandersetzung mit der Medizin unter dem NS-Regime war bis
vor kurzem ein tabuisiertes Thema. Mit Einsetzung einer Arbeitsgruppe „Medizin
im Nationalsozialismus in der Steiermark“ im Jahr 1998 setzte die medizinische
Fakultät der Universität Graz ein erstes Zeichen einer Aufarbeitung
ihrer Geschichte während der NS-Zeit. Wolfgang Freidl, Alois Kernbauer,
Richard Noack, Werner Sauer (Hrsg.): Medizin und Nationalsozialismus in
der Steiermark, Studienverlag Wien – Innsbruck – München – Bozen,
212 Seiten, brosch., ISBN 3-7065-1565-2
Montag, 17. September
AHNEN: Blick zurück in den Nebel
Neulich wurde mit dem „Millenium Mann“ wieder ein Urahn unserer species
ausgebuddelt. Im Radiokolleg versucht sich Peter Weber diese Woche an einer
Biografie des Menschengeschlechts. Ö1, 9.05
HERAUSFORDERUNG: Gender-Kompetenz
Dass Frauen und Männer durch die gesellschaftliche Rollenzuschreibungen
unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse, Kompetenzen und Lebenserfahrungen
entwickeln, ist eine nahezu banale Erkenntnis. Nur: Wie geht man/frau mit
ihr um? Die Vermittlung von Gender-Kompetenz soll Menschen helfen, ein
Handlungs- instrumentarium zu entwickeln, das die Unterschiede zwischen
Frauen und Männern berücksichtigt. Dadurch kann geschlechtsspezifischen
Benachteiligungen entgegengewirkt werden. Bei einer Informationsveranstaltung
im Rahmen der Tage der Erwachsenenbildung werden entsprechende Konzepte
diskutiert – u.a. von Maga. Sigrid Fischer (Verein Frauenservice), Mag.
Christof Lins (Männerberatung), dem Organisationsberater und Gender-Trainer
Mag. Christian Raschke (Berlin) und Maga. Marietta Schneider, „flying expert“
in Sachen Gender Mainstreaming. 18.30, Stadtteilprojekt Café
Palaver, Griesgasse 8, 8020 Graz.
Dienstag, 18. September
DISKUSSION: Ladenschlusszeiten
Im Trauungssaal des Rathauses müsste es schlicht lauten:
„Willst du die Verkäuferinnen ehren und achten und alle Händler
boykottieren, die zu Unzeiten offen halten, auf dass die lohnabhängigen
Frauen dort nicht wie der letzte Dreck behandelt werden? Dann handle
gefälligst danach, du Konsument!“ 18.30
HEIZSYSTEME: Was ist baubiologisch zu raten?
Das alles sagt uns Rudolf Grossauer ganz genau im Haus der Baubiologie.
19.00
Mittwoch, 19. September
SYMPOSION: Was ist und wie weiter?
„Wie viel Bildung braucht der Markt? Wie viel Markt verträgt die
Bildung?“ – fragt eine Reihe von Experten im Uni-Hörsaal 15.03
ab 10.00. Im Gegensatz zum Studium ist der Zugang jedem Menschen frei.
MONOLOGISCHES: Forum Stadtpark Theater
Ernst Binders Inszenierungen von „Erinnerungen an S.“. von Lukas B.
Suter sowie „Die Schneeköniginnen“ von Kerstin Sprecht eröffnen
die neue Reihe des Forum Stadtpark-Theaters. 20.00
BUNTE HUNDE: Vernissage zur Ausstellung
„Bunte Hunde“, Foissner – Weinlaender – Griessl – Polansek – Resch;
Pantomime: Christine Scherer; 19.00 Uhr, Grüne Akademie
SELBSTGESPRÄCHE
Eine Abkehr vom allzu gängigen Format der Spektakelkultur vollzieht
das forum stadtpark theater. Ein erfreuliches Unterfangen, auch wenn die
Motivation durchaus handfeste wirtschaftliche Gründe hat. Auch die
Wahl der Spielstätte – nach Jahren des Nomadentums kehrt man ins Forum
zurück – ist unter dem Gesichtspunkt des Geldmangels zu sehen. Regisseur
Ernst M. Binder macht aus der Not aber eine Tugend, ist für ihn doch
die Theaterform des Monologs besonders geeignet, „die Zeit und die in ihr
existierenden Menschenbilder als Manifestation gestörter Kommunikation
und Ausdruck von Einsamkeit widerzuspiegeln“.
In den nächsten drei Jahren stehen jedenfalls ausschließlich
intime Ein-Personen-Stücke, Monologe eben, auf dem Spielplan. Gezeigt
werden wie immer Ur- bzw. österreichische Erstaufführungen zeitgenössischer
deutschsprachiger Autoren.
Parallelaktion
Musil hätte seine Freud: Graz und Schwerin sind Austragungsorte
einer österreichisch/deutschen Parallelaktion. Unter dem gemeinsamen
Titel „Die Leere und das verlorene Ich“ werden die Stücke „Erinnerungen
an S.“ von Lukas B. Suter („eine Geschichte über Begierde und Leidenschaft,
aber auch über den Stumpfsinn von gesellschaftlicher Konvention und
Partysmalltalk“) und „Die Schneeköniginnen“ von Kerstin Specht („Die
Schauspielerin ist tot / Das Theater ist halb tot / Die Souffleuse lebt“)
am 12. September im E-Werk in Schwerin uraufgeführt; ihre österreichische
Erstaufführung erleben die Werke am 19. September um 20.00 Uhr
im Forum Stadtpark. Weitere Termine: 20., 21., 22., 25., 26., 27.,
28., 29. September. Info und Karten: Tel. (0316)26 22 42, Abendkasse.
Im November steht Franz Weinzettls „Zwischen Nacht und Tag“ am Programm,
Stücke von Barbara Frischmut, Werner Fritsch, Dea Loher und Yoko Tawada
werden folgen.
Auch im virtuellen Raum gibt’s einen Ableger: Unter dem Titel „Sein
oder Nicht Sein“ dürfen alle, die sich dazu berufen fühlen, an
einem Fortsetzungsmonolog im Internet mitschreiben, der 2003 in Buchform
erscheinen soll. William Shakespeare konnte man schon vorab von der Idee
überzeugen, er hat einen seiner Texte bereits online gestellt. Das
war’s dann aber auch schon: Fortschreiber haben sich bislang noch nicht
gefunden.
Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz. |
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