Montag, 1. April

DIE GUTE NACHRICHT: Rücktritt 
Heute tritt gegen Mittag die gesamte Bundesregierung wegen Unfähigkeit, Peinlichkeit und Schä(n)dlichkeit zurück. Die Begründung passt zwar, aber die Nachricht ist ein Aprilscherz. Immerhin haben Sie sich, Hand aufs Herz, schon seeehr gefreut. Ihre Freude ist unsere heitere Pflicht und stets ein korsomäßiges Anliegen. 

 KEIN APRILSCHERZ: Aufftritt statt Rücktritt 
Impro-Show im "Theater am Bahnhof", das klarerweise nicht am Bahnhof steht, sondern am Lendplatz. 20.00
 

Erinnerungen in Kunstharz
Die Minoriten-Galerien zeigen noch bis 5. April Objekte von Kurt Straznicky. Der aus Graz stammende Objektkünstler und Anatom gefriert in Kunstharz Erinnerungsbilder zu Anschauungsobjekten, in denen manchmal deutlich, manchmal nur vage Menschen und Gegenstände zu erkennen sind. Zur Ausstellung erscheint das Katalogbuch "Innen ein Bild" mit Texten von Bodo Hell und Elisabeth von Samsonow. Minoriten-Galerien, Mariahilferplatz 3, II. Stock. Öffnungszeiten: Mo – Fr 9.00 – 17.00 Uhr.

Dienstag, 2. April

FOTOS: Unter Häfenbrüdern 
Die Rathausgalerie zeigt Ergebnisse eines Workshops im Knast: "Steine unter meinen Füßen" – wenn ziemlich enge Räume zu Landschaften werden... müssen.
 

Steirisch-lettische Freundschaften ...
... übers Parlament will die steirische ÖVP-Nationalrats- abgeordnete Andrea Wolfmayr forcieren. Mit ihrer in Österreich weilenden lettischen Kollegin Elena Demakova besuchte sie Ende Feber Graz, wo für föderativen Kulturaustausch agitiert wurde. Als konkretes Ergebnis der Arbeit dieser interparlamentarischen Freundschaftsgruppe kann ein Stipendiatenprojekt für junge SängerInnen zwischen Ausbildungsabschluss und erstem Engagement genannt werden, das mit Bühnenintendantin Karen Stone erarbeitet wird. Fix ist die Installierung eines Honorarkonsuls für Lettland in der Steiermark.

Elena Demakova: 
Gute Noten für Grazer 
Kulturszene
 

 LESETIPP: Verschwende deine Jugend 
Eine bekömmliche und faire Form, Dinge zu vermitteln, ist das Interview. Jürgen Teipel macht auf die Tour einen "Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave": Protagonisten der Szene reden über dieselbe; wie es begann, wie es sich wandelte und was daraus wurde. Der Grazer Xao Seffcheque ist übrigens auch dabei. Spannend, authentisch, umfassend, informativ und seeehr melancholisch. Suhrkamp-Taschenbuch.
 

Mittwoch, 3. April

KUNST: Ding 
"All unser Wissen, so vollendet es in sich selbst sein mag, liefert niemals die Gegenstände selbst, sondern nur Zeichen von ihnen und ihren wechselseitigen Beziehungen." Diesen Satz von Ernst Cassirer (1910) memorieren wir auf dem Weg ins Palais Wildenstein, wo Eugen Lendl die Künstler Rolf Bier, Eric Hattan und Hans Hemmert eingeladen hat, sich vermittels Skulpturen, Videos und Installationen zum Ding an sich zu äußern.
 

Drauf-Trashen oder "kunst kann krachen"
Matrtin Wanko promotet "ken", seinen ersten Roman (Kürbis Wies). Kleinen Braunen bitte, Tochter Veronika ab in die Spielecke, danke Erzherzog Johann. Nach Wolfgang Bauers "Fieberkopf" der erste steirische Poproman, wenn das Buch in Graz nicht binnen drei Monaten verkauft ist, verlier ich den Glauben an diese Stadt, Zigarette.
Schwarze Banabag, schwarz polierte Schuhe, graues Sweatshirt mit Kapuze, Trash-Rambo oder liebes Heinzelmännchen, wahrscheinlich beides. In "ken", killt Ich-Held Mannsdorf auf erster Seite schwulen "ken", James Ellroy, aber trashiger, Selbstinszenierung als Text, Wanko im Web hinter Sonnenbrille hält überdimensionierte Automatik aus dem Wagenfenster, Zigarette. Stachelfrisur, ziemlich tiefe Ecken für einen 1970er, das Weiße unterhalb der Iris Zeichen für monomanisch Kreative?  1996 "Mahlzeit" und Steiermärkischer Literaturförderungspreis, 1998 Grazer Dramatikerstipendium, 1999 "Lipstick Brachial. Starkstrom. Zwei Stücke", 2000 "Who killed Arnie" und Literaturförderungspreis der Stadt Graz, 2001 "Der Schleim" und Dramatikerstipendium, 2002 "ken" und eventuell Nobelpreis, Zigarette.
 In "Who killed Arnie" Herbst 2000 im Palais Attems dem steirischen herbst auf den Kopf geschissen, Grazer Partie halt. In "Der Schleim" , Tatort Teatro , frisst schon die Bundesregierung, Schüssel inklusive, aus dem Sautrog, alle inszeniert von Trash-Regiestar Hubsi Kramer. Franz Morak auch im nächsten Stück "Twin Tower Party", inszenieren wird Andreas Vitasek, Zigarette.
Schreiben, 3:0 gegen MTV oder es ist Scheiße, Trash, doppelte Herzfrequenz, politisch ...äh, schon... der Machtmissbrauch, wenn der Psychopath zum Soziopathen mutiert, aber nach einem Drittel pfeif auf die Analyse, lass es lieber krachen, Zigarette.
Kleine Hände, sauber, große Gesten, "ken" natürlich Trash-Text, Ellis "American Psycho" lässt grüßen, aber "ken" effektiv besser ... eher William S. Burroughs, die gleiche Paranioa, Drogentroubles,  geheimnisvolle Organisationen, Doppelgänger, Alk, Schwulitäten, Mord, Ficken, nur doppelt so schnell wie "Naked Lunch" dafür monotoner, ähnlich wie der Bericht da, nur besser natürlich, geschnallt? Zigarette. wh
Martin G. Wanko: Ken a crime story. edition kürbis, Band 23. ISBN 3-900965-23-4,124 Seiten, E 14,90. KORSO verlost in Kooperation mit der Edition Kürbis 5 Exemplare des Buches beim Kulturquiz!

 

Donnerstag, 4. April

 MARSTHEATER: Nach Karl Kraus 
"Die letzten und ersten Tage der Menschheit – eine Pictureshow mit Musik" bringt das Theater Stuhlgang, das seinem Namen zum Trotz keinen Scheiß macht, sondern gute Arbeit. Bevor es in die Wiener Sargfabrik und zum Belgrader Belef-Festival abgeht, gibt's heute im Moxx in der Moserhofgasse die Premiere. 20.00
 

ImproCup
Der bereits traditionelle ImproCup (alljährlich organisiert vom Grazer Theater im Bahnhof) sorgte auch heuer wieder wieder für volle Häuser, tolle Stimmung und ein rundum zufriedenes Publikum. Nach 5 Themenabenden, an denen das Miteinander im Vordergrund stand, ging's zum Abschluss erneut ans Kräftemessen: Zur besten Theatermannschaft wurde das Team "Gries" gewählt, den Preis des besten Einzelspielers teilten sich Yann van den Branden aus Belgien und Lokalmatador Rupert M. Lehofer.

 POESIE: Das wird ein feines Knirschen! 
Anna Nöst aus Wagna schreibt südoststeirisch. Ernst Burren aus Oberdorf schreibt solothurnerisch. Beide lesen, was sie schreiben, vor. Minoriten. 20.00
 
 

Identitäten im Global Village
Sturm Graz gegen AC Parma. Eine Flanke; ein patscherter Tormann; ein Schiedsrichter gibt Tor; Empörung im Stadion. Die 15.000 Zuseher haben ein Feindbild und werden schlagartig zu einer großen Familie: Vermeintliche Ungerechtigkeit und ein gemeinsames Feindbild vereinen eben immer noch.
Mit ähnlichen, jedoch zum großen Teil wesentlich komplexeren Phänomenen setzt sich die Ausstellung "x-lands/extended" auseinander, die zur Zeit im Grazer Forum Stadtpark zu sehen ist. 

Heutzutag' halten Identitäten 
keine zehn Jahre lang vor.
 
Sie zielt darauf ab, Fragestellungen nach den Bedingungen kollektiver Identitäten und Identitätsbildung nachzugehen. Auch die verschiedenen Möglichkeiten zur Artikulation von Identitäten werden nicht außer Acht gelassen. Die gezeigten künstlerischen Positionen reflektieren verschiedene Perspektiven der Konstitution von Identitäten innerhalb unterschiedlicher soziopolitischer, ökonomischer und kultureller Kontexte.
Ursula Biemann etwa dokumentiert am Beispiel der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez, einem Zentrum der globalen High-Tech-Produktion, die Situation der dort beschäftigen Arbeiterinnen. Vor dem Hintergrund der durch die rasche Industrialisierung drastisch veränderten Gesellschaftsstruktur wirft die Zunahme der Prostitution und eine seit 1993 ungeklärte Serie von über 150 Frauenmorden die Frage nach der Verknüpfung zwischen Massentechnologie und dem Warencharakter des weiblichen Körpers auf. Das Ziel der imaginär-realen Stiftung "The Atlas Group" von Walid Ra'ad ist es wiederum, Dokumente und Artefakte spezifischer Alltagsmomente des Bürgerkriegs im Libanon zw. 1975-90 zu sammeln, zu kategorisieren und zu veröffentlichen. Die gezeigten Archivsektionen veranschaulichen die sichtbare, nachhaltige Stadtzerstörung und das Verschwinden der Erinnerung im Zuge politischer Prozesse. Oliver Ressler beschäftigt sich mit den Ereignissen rund um eine Demonstration gegen das World Economic Forum in Salzburg und Anri Sala erzählt die Suche nach der verloren gegangenen Tonspur eines Films. Diese Suche entwickelt sich zu einer Dokumentation über Utopien und deren Verlust. Weitere Beiträge stammen von Katja Eydel, Erik Göngrich, Andreas Fohr, Florence Lazar, Ines Schaber, Jörg Stollmann und Apichatpong Weerasethakul, kuratiert wurde die Ausstellung von Ulrike Kremeier.
x-lands / extended ist noch zu sehen bis 4. April 2002. Öffnungszeiten: Di bis So: 14:00 bis 18:00 Uhr, Do: 14:00 bis 20:00 Uhr. Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz, Informationen: T: 0316 827734 http://forum.mur.at

Freitag, 5. April

 GEBURTSTAG IM ZORN: ISOP 
ISOP gibt es schon 15 Jahre lang! Zum Geburtstag und zum Volksbegehren "Sozialstaat Österreich" gibt es bei den Minoriten ein reiches Programm vom Musikkabarett Die Landstreich über "Hader spielt Hader" bis zum Jazz-Funk von Aschenbach. Mit dem Eintrittsgeld von 13 Euro tun wir Flüchtlingen und uns was Gutes. So soll's ja schließlich sein. Ab 16.00
 

Samstag, 6. April

 EDWARD ALBEE: Aus dem Weinviertel 
Das "Theater Westliches Weinviertel" (wie so ein packender Ensemble-Name allein schon lockt!) lockt mit "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" ins Theaterzentrum Deutschlandsberg. 19.30
 

Sonntag, 7. April

 ANHÖRTIPP: Jörg Schlicks Symphonie Nr. II 
Zu seinem Riesen-Ausstellungsprojekt im vergangenen "steirischen herbst" produzierte Jörg Schlick auch die CD "Gleich scheuen Hirschen in Wäldern versteckt zu leben". Eine feine symphonische Arbeit. Neulich bestellte ein Musikladen in Köln 500 Stück nach. In Graz, wo Schlick daheim ist und an jeder Ecke Leute kennt, hat er ganze 12 Exemplare verkauft. Das ist halt der Unterschied zwischen einer Stadt und Graz...

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