Sonntag, 24. Februar

 LITERATUR: Der reiche Onkel 
Thomas Mann war mit 21 Jahren erstmals in Wien – der Anfang einer wunderbaren Freundschaft. Er besuchte mehrmals Sigmund Freud, er schätzte Stefan Zweig und Franz Werfel – und hatte sicherheitshalber einen "Nichtangriffspakt" mit Karl Kraus. Die Tonspuren untersuchen Manns vielfältige Beziehung zu Österreich. Ö1, 18.15

Montag, 25. Februar

 SCHWEINISCH: Organspenden 
Geht es Ihnen auch so, dass Sie "gespenstisch" lesen, obwohl eigentlich "gentechnisch" geschrieben steht? Nun, im Radiokolleg geht es um die Züchtung von Schweinen, deren Organe vom Menschen nicht mehr abgestoßen werden. Neben dieser saumäßigen Aussicht befasst sich die Sendung mit dem "Lob der Unzufriedenheit". Gott sei Dank gibt´s zum Schluss etwas Schönes vom Schubert Franz. Ö1, 9.05

 Der Tod hält reiche Kunst-Ernte
In den vergangenen Wochen hat uns nahezu täglich die Nachricht vom Tode eines/r KünstlerIn oder Intellektuellen ereilt: Pierre Bourdieu, Astrid Lindgren, Inge Morath, Hildegard Knef. In der Steiermark starb Alois Hergouth, Lyriker der stillen Art. Einer, der in Landschaften und Leute horchte und in seinen Gedichten unprätenziös darüber schrieb, lakonisch und zugleich verwundert wie ein Kind. 1925 als jüngstes von elf Kindern geboren, war er Volkskundler und Hochschulassistent, gehörte mit Grete Scheuer und Emil Breisach zu den Gründern des "Forum Stadtpark" und blieb, auch als er sich zurückgezogen hatte, väterlicher Freund der Dichter und Maler. In den letzten Jahren lebte er vorwiegend auf dem "Süßen Berg" im Slowenischen;  "Sladka gora" heißt auch eines seiner Bücher. Bei Styria liegen Hergouths "Inseln im Gegenlicht" und "Magische Räume" auf.  In der Idlhofgasse (die früher einmal Elendgasse hieß) ging Franz Innerhofer 57-jährig in den Freitod, wie das euphemistisch heißt. Innerhofer trat mit 30 Jahren über Nacht ins Rampenlicht – als sein autobiografischer Roman "Schöne Tage" erschien: Die grauenhafte Kindheit eines Leibeigenen auf einem salzburgischen Bauernhof. Er galt als Begründer eines neuen Genres – des "Anti-Heimatromans", kam in Lexika und Schulbücher, wurde verfilmt und war sofort ein Klassiker der österreichischen Literatur. Die folgenden Bücher begleiteten das Leben des Emporkömmlings, der sich aus eigener Kraft aus der Knechtschaft befreit, seinen Weg über Schmiedlehre, Abendschule, Universität in die Literatur geht. Doch weder Biografie noch Werk brachten Glück. Dann die Alkoholprobleme. Innerhofer, Feind des Literaturbetriebs, lebte im Gries und ließ wissen, er schreibe an einem Panorama des Lebens am Ufer der Verkommenen. Doch die Ansätze genügten seinem eigenen Anspruch nicht.

 THEATER: Impro-Cup 2002 
Auftakt zum dreitägigen Festival des Improvisations-Theaters, das sein Publikum sowohl im Theater im Bahnhof als auch im Orpheum finden wird. 20.00 Alle Informationen unter www.theater-im-bahnhof.com 

 BORN FREE
In Zusammenarbeit von "United Games" und der Modellschule Graz wird in Südindien eine Schule für Straßenkinder eingerichtet. Das Projekt entstand während der United-Games-Veranstaltung im Vorjahr in Subotica, Republik Jugoslawien, zum Thema "breaking barriers in our minds, wo Kontakte von Schülern der 6. Klasse der Modellschule Graz mit Jugendlichen der indischen Delegation geknüpft wurden.
Eine Ausstellung zum Thema kann in der Modellschule Graz, Fröbelgasse 28, 8020 Graz, Tel. (0 316) 67 29 82 besichtigt werden.

Dienstag, 26. Februar

 LEBENSHILFE: Mehr Durchblick 
"Besser sehen ohne Brille" verspricht Noemi Kempe. Das schauen wir uns natürlich gern an. Wenn wir ohne Brille ins Haus der Baubiologie finden. 19.00

Mittwoch, 27. Februar
 
 
 ARCHITEKTUR: A Casa
Italienische Designer zeichnen die wohl formschönsten Autos, die pfiffigsten Espresso-Maschinen und die elegantesten Sofas. Einmal gekauft, muss das ganze Glumpert dann aber auch wo verstaut werden. Aus diesem Grund beschäftigt man sich in Italien zuweilen auch mit dem Hausbau und – besser noch – mit der Architektur, die im Idealfall chronologisch davor kommt. 
Das Grazer Haus der Architektur widmet sich in seiner aktuellen Ausstellung nun der italienischen Architektur, konkreter einer neuen, jungen Generation italienischer Architekten. Geboren in den 50er und 60er Jahren, haben sie die Universitäten in einer Zeit besucht, als die sich in einer kreativen Krise befanden. Die Postmoderne löste sich langsam auf, die Akademien zogen sich in eine stille Autoreferenz zurück und überhörten dabei alle Zeichen der Neuerungen. Die jungen Architekten lehnten das festgefahrene System ab und begannen, sich von Vorgaben zu befreien, nicht aber von der Geschichte. Sie entwickelten eine eigene Kultur beeinflusst vom eigenen historischen und sozialen Kontext aber auch vom Phänomen der digitalen Revolution. Einige entschlossen sich nach Studienende zu flüchten und im Ausland zu arbeiten. Sie sammelten Erfahrungen, Eindrücke und Routine, um danach wieder mit frischem Wind nach Italien zurückzukehren.
Die Ausstellung versucht sich an der Formulierung eines Manifests, der Bemühung um Forschung und experimentellen Entwurf sowie um die Beschreibung des absolut innovativen Phänomens junger italienischer Architektur. Die Bemühungen sind nicht zwingend an das bauliche Realisieren sowie an die professionellen Methoden gebunden, wie so oft vorgenommen, sondern begründen sich vor allem in der Forschung und im experimentellen Entwurf. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 28. Februar. Neue italienische Architektur – Zwei Generationen im Vergleich. HdA Graz, Information: Tel.: 0316/323500, www.aneta.at/hdagraz/

Donnerstag, 28. Februar

 MOBBING: Sozialer Tod auf Raten 
Der kapitalistische Druck wird ärger und macht nicht nur Bosse, sondern auch einstmals ganz nette Kollegen zu Schweinen. ÖGB-Beraterin Anni Musker-Krieger skizziert Hintergründe und Dimensionen. AUGE, Paulustorgasse 3, 19.00
 
 Die Geschichte der Überlebenden
Das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück war eine der schrecklichen Stätten des Grauens während der nationalsozialistischen Herrschaft. 130.000 Frauen aus zahlreichen Ländern Europas wurden dorthin deportiert, in seinen Mauern gequält, gedemütigt, ausgebeutet und viele von ihnen ermordet. Über das Schicksal der gefangenen Österreicherinnen handeln zwei im Wiener Promedia-Verlag erschienene Bände, die zum einen eine wissenschaftliche Aufbereitung der erzählten Erinnerungen, zum anderen eine Zusammenstellung der Lebensgeschichten der Frauen bieten, angereichert mit Bild- und Dokumentationsmaterial.
Das Erleiden des nationalsozialistischen Terrors ist zentraler Bestandteil der Lebensgeschichten der Betroffenen, dennoch haben die Frauen auch davor und danach eine Geschichte. Im Mittelpunkt des ersten Bandes steht daher eine vergleichende Analyse der Unterschiede in der Sozialisation, in der Verfolgungsgeschichte und in den persönlichen „Verarbeitungsstrategien” – jeweils eingebettet in den historischen sozioökonomischen Kontext.
Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr: Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung. Band 1: Dokumentation und Analyse, Band 2: Lebensgeschichten. Band 1: ISBN 3-85371-175-8, ca. 240 Seiten, br., ca. E 18,00; sFr. 31,50; Band 2: ISBN 3-85371-176-6, ca. 288 Seiten, br., ca. E 18,00; sFr. 31,50. Wien: Promedia 2001.
Hier finden Sie die Preise zu unserem Quiz! KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia-Verlag 3 x 2 Bände von "Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück" beim Kulturquiz

 AUSSTELLUNG: X-lands 
Wie entsteht Identität und warum gerade so und nicht anders oder warum nicht vielmehr nicht? Das oder etwas Ähnliches oder etwas komplett anderes könnte einem einfallen, der die Schau im Forum Stadtpark besucht. Heute ist die Vernissage. 20.00

Freitag, 1. März

 KUNST: Erwin Wurm 
Erst wurde der Mensch in der Plastik immer mehr abstrahiert, bis er vollends verschwand. Dann war so gut wie alles plastiktauglich: Von der Pissmuschel bis zum Fahrrad. Die jüngste Entwicklung ist eine neue Hinwendung zum menschlichen Körper. Und einer der Pioniere der Versöhnungsleistung ist laut Peter Weibel Erwin Wurm. Die Neue Galerie zeigt mit "Fat Survival – Handlungsformen der Skuptur" eine witzige und intelligente Stellungnahme.

 ARBOS: Sprachen der Welt – Sprachen Europas
ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater – präsentiert vom 15.-23. März ein Gehörlosentheaterfestival für gehörloses und hörendes Publikum, das heuer, im dritten Jahr, in 5 Bundesländern stattfindet. KünstlerInnen aus acht Ländern stellen ihre Produktionen vor, in begleitenden Workshops gibt es die Möglichkeit zu künstlerischem Austausch und Vertiefung des Verständnisses. Festivalmittelpunkt ist das Wiener "Theater des Augenblicks", in Graz präsentiert das Gehörlosentheater P.S.I. Brno aus Tschechien am 18.3. das Stück "Träume" (Förderzentrum Rosenberggürtel, Beginn 19.30 Uhr), am 19.3. gibt’s dazu 2 mal Workshop, „Sprechende Hände, Sprechende Körper“ (Beginn um 9.30 Uhr und 10.30 Uhr).
Informationen per E-Mail: arbos.festival@pep.co.at - im Web (ab 1. März): http://www.arbos.at, Tel. 0699-19 25 49 77, Fax: 01/925 49 77

Samstag, 2. März

 MUSIK: "Diz!"
In diesem Werk, das 1998 für die Lissaboner Expo entstand, verknüpft Carlos Bica – damals Portugals Jahresjazzer – den traditionellen heimischen Fado mit Jazz. Das wurde ein Riesenerfolg und kommt nun mit Spitzenmusikern nach Graz. WIST. 20.30

 DEVIATIONEN: Jazz-Hommage ans AAI
"Deviationen" ist der Name einer 2000 begonnenen Projektreihe des Jazztett Forum Graz. Diese "Abweichungen vom Mittelwert" umfassen verschiedenste musikalische Zusammenarbeiten und Projekte, die sich gegen die gängige Schubladisierung von Musik wenden. Im Rahmen der zehnten Deviation wird die CD "Saida" vorgestellt.
Jazztett-Leiter Berndt Luef: "Saida bedeutet im Portugiesischen "Ausgang" und "empfangen", im Arabischen ist es sowohl eine Bezeichnung für "glücklich" als auch ein Mädchennname. Die Komposition ist eine spezielle Hommage an Angelika Vauti und das Team des Afro-Asiatischen Institutes – die Idee zur Melodie ist mir im Rahmen unseres Auftrittes beim Multi-Kulti-Ball gekommen, der ja vom AAI veranstaltet wird." 20.00, Forum Stadtpark

 TANZTAGE: Polnisch 
"Bone Songs" des Teatr Tanca aus Danzig bilden den Auftakt zu den "Internationalen Grazer Tanz-Tagen", die uns bis 8. März mit den jüngsten Produktionen getanzten Schaffens aus der überaus regen polnischen Szene bekannt machen. Minoriten. 20.00

 Schindel-Film eröffnet DIAGONALE
Mit "Gebürtig", der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Schindel durch Lukas Stepanik, wird am 18. März die heurige DIAGONALE in Graz eröffnet. "Gebürtig" führt in die Zeit der "Waldheim-Affäre". Erzählt wird die Geschichte des jüdischen Emigranten Hermann Gebirtig (Peter Simonischek), erfolgreicher Schlagerkomponist in New York, der glaubt, seine KZ-Vergangenheit ebenso wie seine alte Heimat Wien weit hinter sich gelassen zu haben. Doch die Geschichte holt ihn, den abgeklärten Erfolgsmenschen, im fernen Amerika ein. Eine junge Wiener Journalistin überredet ihn, sich der Vergangenheit zu stellen und in Wien gegen einen ehemaligen KZ-Aufseher auszusagen … Stargast der DIAGONALE ist heuer die niederländische Filmemacherin Heddy Honigmann, die mit einer umfassenden Retrospektive gewürdigt werden wird. DIAGONALE 2002, Festival des österreichischen Films in Graz. 18. – 24. März 2002. Programm ab 8. März, Kartenvorverkauf ab 8. März in der DIAGONALE-BOX am Färberplatz
Hier finden Sie die Preise zu unserem Quiz! KORSO verlost beim Kulturquiz! 15 mal 2 Diagonale-Eintrittskarten!!!

 ANNA LÜLJA PRAUN: "Als 30 Quadratmeter   Flachdach als Verbrechen galt"
So charakterisierte Anna-Lülja Praun jene Zeit, in der sie Mitte der 20er Jahre in Graz als eine der ersten Frauen Architektur studierte und mit Herbert Eichholzer in Kontakt kam. Die 1906 in St. Petersburg (Russland) geborene Praun wuchs in Russland, der Schweiz und Bulgarien auf. In den 30er Jahren arbeitete sie im Atelier Eichholzers und entwarf mit ihm eine Reihe von Möbeln. Weitere Stationen waren das Atelier von Clemens Holzmeister, wo sie an der Planung des türkischen Parlaments und des Salzburger Festspielhauses mitarbeitete. 
Nach Kriegsbeginn ging sie über Paris nach Sofia, wo sie für die bulgarische Eisenbahndirektion arbeitete. Nach dem Kriegsende wirkte sie in Wien in ihrem eigenen Atelier vor allem als Innenarchitektin. Hier schuf sie mit ihren Arbeiten einen Typus, der eine Brücke zwischen der Tradition des Wiener Möbels und der Moderne darstellte. Auftraggeber aus Kunst und Wissenschaft, wie György Ligeti, Gudrun Baudisch oder Wolfgang Denzel schätzten die unverkennbare Ästhetik des Praun-Stils.
Am 15. März 2002 wird Anna-Lülja Praun an der Technischen Universität Graz die Ehrendoktorwürde verliehen. 
Begleitend dazu zeigt CLIO vom 7.-24. März 2002 die Ausstellung: Anna-Lülja Praun – Werk und Lebensschau in den Räumen des Grazer Kunstvereins. Eröffnung: Donnerstag, 7. März 2002, 19.00 Uhr

Kulturkorso-Übersicht Kulturkorso 3.3.-10.3.