Montag, 11. Februar
RADIO: Der Kulturzirkus
Schon Adorno hat es bitter beklagt und wütend attackiert – geholfen
hat es nichts: Kultur verkommt zum Event, Kunst zum Motor von Tourismus,
Ästhetik zum Schmieröl des Kapitals. Mit dieser üblen Tatsache
befasst sich eine Woche lang das Radiokolleg. Ö1, 9.05
Dienstag, 12. Februar
VORTRAG: Von Dienstleistungs-
bis Interventionskunst
Holger Kube Ventura, Kunstwissenschafter in Berlin, hat im Handbuch
"Politische Kunstbegriffe in den 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum"
alle relevanten Begriffe gesammelt, mit denen man Kunst beschrieben hat.
Wer mitreden will, braucht es. Forum Stadtpark, 20.00
Mittwoch, 13. Februar
GEMEINSAM STATT EINSAM
Zuweilen ähneln sich die unterschiedlichsten Lebensrealitäten.
Das gemeinsame Arbeiten etwa ist querbeet der letzte Schrei. In neoliberalen
Sinnzusammenhängen spricht man dann gerne vom Team. Geplant als Anreiz
zu mehr Eigenverantwortlichkeit wird mit dem Begriff heute oft Verantwortungslosigkeit
und Mangel an Führungsqualität kaschiert. |
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Im Feld der Kunstproduktion ist hingegen oft vom Kollektiv
die Rede. Dieses kann als sympathisches Instrument des Zurücknehmens
verstanden werden. Im Kampf gegen die immer weiter voranschreitende Personalisierung,
die von der Mediengesellschaft verlangt wird, geht der Künstler als
Persönlichkeit in einer Gruppe auf. Doch auch hier ist das Missverständnis
nicht weit. Die 5 Kollektive, deren Arbeiten zur Zeit im <rotor> zu
beschauen sind, treten nämlich – so stehts in der Einladung – zugunsten
eines Labels zurück, was eher aufs Gegenteil hinausläuft: die
noch bessere Vermarktbarkeit durch das Etablieren einer Marke. Was nun
wirklich gemeint ist, wird hoffentlich in der Ausstellung klar. Die präsentierten
Kollektive (Boutique Meteor, crew 8020, nuoc mam dirndln, Scurvy, tonto)
sind jedenfalls allesamt in Graz beheimatet und arbeiten in Zusammenschlüssen
unterschiedlicher Größe an verschiedenen Hervorbringungen wie
Comics, Videos, Musik, Netzprojekten oder Interventionen. Die Ausstellung
konzentriert sich auf die Darstellung der Gruppen, die sich jeweils spezifischer
Arbeits- und Veröffentlichungsmethoden bedienen. Diese Methoden machen
gemeinsam mit den inhaltlichen Schwerpunkten die Charakteristik des jeweiligen
Kollektivs aus.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 6. April, Di -
Fr 14.00 - 18.30; Sa 10.00 - 13.00; geschlossen: 12. Februar, 29. + 30.
März 2002. Kollektive. <rotor – association for contemporary
art>, Belgiergasse 8/I, 8020 Graz, Information: T: 0316/688 306,
M: rotor@mur.at |
MOZARTERL: Für das Kind (in
uns)
"Die Entführung aus dem Serail" gibt es auch in einer Engführung
für Kinder, geboten vom Wiener Musikgymnasium im Grazer Orpheum.
16.00
RADIO: Angst, Wut, Hass
Wenn Wut und Hass allzu heftig über uns kommen – dann werden
die Frauen als "neurotisch" diagnostiziert, die Männer jedoch als
"überlastet". Das hat Folgen für die Therapie: Für Frauen
gibt es Tabletten, für Männer eher Erholungsmaßnahmen.
Weitere Auswirkungen unbewältigter Konflikte: Ö1, 21.00
Donnerstag, 14. Februar
THEATER: "Riten, reiten, reiten"
"Rilke: Cornet" steht am Buchrücken des ersten Bands der Insel-Bücherei.
Und "Rilke : Cornet" nennt auch Willi Bernhart seine Bearbeitung von Rainer
Maria Rilkes Erzählung "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph
Rilke", die zurzeit im Theatermerz zu sehen ist. Nur: Warum Rilke? und:
Warum Rilke bei Theatermerz? fragt die Presseausendung, nicht ohne – natürlich
– die Antwort gleich parat zu haben. Oder besser: die Antworten. Denn offensichtlich
ist es eh die nahe liegendste Sache der Welt. Wir zählen auf: a) Rilke
kommt der Kunst-Botschaftertätigkeit von Theatermerz im Ausland entgegen.
b) Rilke ist einfach höchste Qualität: tiefe Erkenntnis und Wissen
über den Menschen, die Natur und das Leben in vollendetster Verdichtung.
c) Rilke ist deutsche Sprache in ihrer schönsten Ausformung. d) Rilke
: Cornet setzt die Theatermerz-Bemühungen zur Erkundung eines bestimmten
österreichischen Männerbilds fort. Die Begründungen überzeugen!
"Rilke
: Cornet." THEATERmerz. Karten und Information: Tel.: 0316 720172,
www.theatermerz.com
Vorstellungen: 14., 15., 16., 28. Februar und 1., 2., 8., 9.,
15., 16., 22., 23., März 2002, jeweils um 20 Uhr
KONZERT: Punk aus der Blechdose
Ins Explosiv kommen harte Zarterl mit lieblichen Band-Namen
wie Terrorgruppe, Rasta Knast und PSY 9. 19.30
Freitag, 15. Februar
THEATER: Meisterklasse - Maria
Callas
Maria Callas - das Stück von Terence McNally hat in der
Regie von Elisabeth Rath Premiere. Schauspielhaus, 19.30
LYRIK: Alfred Kolleritsch
Weil man A.K. als Herausgeber der Literaturzeitschrift "manuskripte"
zurecht und lauthals lobt und preist, gerät seine eigene Kunst etwas
ins Hintertreffen. Diese Scharte wird heute ausgewetzt: Das Radio bringt
um Mitternacht seine "Summe der Tage". Ö1
Samstag. 16 Februar
BEICHTSPIEGEL: Kleinbürger
Kleinbürger – das sind immer die anderen. Die mit dem selbstzufriedenen
Leben, dem begrenzten Bewusstsein, der Anfälligkeit für Vorurteile.
"Diagonal" befasst sich mit dem Spießer und wird uns wohl das eine
oder andere unangenehme Aha-Erlebnis bescheren. Ö1, 17.05
DEN SINN des Lebens
… findet man nicht nur in gleichnamigen Filmen; manchmal reicht es
auch, die Kühlschranktür zu öffnen und dem Milchmix-Joghurt
aufmerksam zuzuhören, dass dem nicht mehr ganz frischen Extrawurstrad
seine kategorischen Imperative vorbetet – von "du musst glühen vor
Existenz" bis "nicht zu viel fernsehen". Aberwitzig, klar. Aber was sonst
als Lächerlichkeit schützt die existenzielle Existenz vor ihrer
Bedrohung in Zeiten immer kürzer werdender Entwicklungszeiten und
Produktzyklen? |
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Werner Schandors neues Buch "In flagranti" kann da – wie
könnte es auch! – keine andere Antwort geben; das Lachen über
die sprachwitzigen Texte und Textfragmente balanciert aber immer am Balkongeländer
des dritten Stocks – „und es geht ganz schön runter, man fällt
ganz schön tief, falls man nicht in der Lage ist, das Gravitationsgesetz
zu widerlegen, und wer ist das heutzutage schon?“ cs
Werner Schandor: In flagranti. Linz und Wien: Resistenz-Verlag
2001, 101 Seiten. |
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KORSO verlost in Kooperation mit Autor und Verlag 5 Exemplare des
Werkes beim Kulturquiz! |
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IMPRO-JAZZ: DKV
DKV steht für Ken Vandermark, Kent Kessler und Hamid Drake.
Zusammen heißt das Improvisation vom Allerfeinsten. Jene unter
uns, die auf den "Chicago Reader" abonniert sind, können zitieren:
"... the best working band in Chicago jazz." WIST. 20.30