korso Wissenschaft & Forschung
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
12/2004
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    Spitzenforschung für die Steiermark soll auf Naturwissenschaften beschränkt bleiben„Die Steiermark muss das Forschungsland Nummer 1 in der EU werden“ lautet das Credo von Wissenschaftsreferent LHStv. Leopold Schöggl.


Der Anteil der Forschungsausgaben beträgt bereits 2,5% des BIP und sichert einen Platz unter den Top-25-Forschungsregionen der EU; von 2001 bis 2005 sind die Forschungsausgaben des Landes um 50% (von 9,716 auf 13,9 Mio Euro) gestiegen. Der Internationalisierungsgrad der Forschung ist hoch; 26% der hierzulande getätigten Forschungsausgaben werden aus dem Ausland finanziert, in den Unternehmen sogar 42%. Allerdings ist die unternehmenseigene Forschung nahezu völlig auf die „big player“ beschränkt, wichtig wäre, so Univ.-Prof. Michael Steiner vom Institut für Technologie- und Regionalpolitik der Joanneum Research, eine Ausweitung auf die kleineren und mittleren Unternehmen. Jochen Pildner-Steinburg, Obmann der steirischen Industriellenvereinigung, verlangt die Einrichtung einer Koordinationsstelle, „welche die Angebote der Forschungseinrichtungen bündelt und an die Wirtschaft weitergibt“.

Konzentration auf ingenieursbezogene Disziplinen
Die von DI Schöggl präsentierte „Forschungsstrategie 2005“ setzt sich u.a. eine Anhebung der Forschungsquote um 3,5% bis 2010 zum Ziel, weiters die Erschließung neuer technologischer Wachstumsfelder und die internationale Positionierung der Steiermark als Forschungs- und Innovationsdienstleister. Erreicht werden soll dies durch eine Konzentration auf ingenieursbezogene Disziplinen, die Bildung von Netzwerken und Zentren nach dem Vorbild von NANONET Styria, die verstärkte Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in wirtschaftliche Anwendungen, eine bessere Abstimmung durch Kooperationen – mit Universitäten, anderen Bundesländern und Regionen der EU-Zukunftsregion. Gestartet werden soll mit Themen der Werkstoffforschung, der Human- und der Nanotechnologie. Schöggl will sich explizit auf die Förderung von Naturwissenschaft und Technik beschränken, weil diese allein „anwendungsorientiert“ seien; eine Behauptung, die bei der Präsentation der Forschungsstrategie auf deutlichen Widerspruch stieß.

 

 

Preis für JOANNEUM RESEARCH-Forscher


Für die Dissertation „Bayes-Methoden für Monitoring-Systeme“ wird Dr. Hans-Peter Stüger der „Alpen-Adria Wissenschaftspreis“ verliehen. Der Preis wurde von der DaimlerChrysler AG für besondere Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften an die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz gestiftet.

„Meine Arbeit greift mehrere Fragestellungen auf, die bei regelmäßigen Datenerhebungen im Wirtschafts- oder Gesundheits- und Umweltbereich häufig auftreten. Es wird gezeigt, wie Ergebnisse aus früheren Untersuchungen für die aktuellen Berechnungen genutzt werden können“, erklärt Stüger. Dieses Know how kommt natürlich den Kunden des Instituts für Statistik der JOANNEUM RESEARCH zugute: „Mit diesem Wissen lassen sich auch Stichprobenumfänge reduzieren und somit Aufwand und Kosten einsparen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berücksichtigung von Messfehlern sowie der Präferenzen z.B. der öffentlichen Hand bezüglich der Unter- oder Überschätzung von Anteilswerten“, so Stüger.

 

 

Zukunftsmarkt Umwelttechnologien: Neues Netzwerk für Mittelstandsbetriebe


Für kleine und mittelständische Betriebe aus dem Bereich der Umwelttechnologien gibt es neue Marktchancen: Das EU-Projekt „PRODESTS“ (Promotion, Demonstration and Development of Sustainable Environmental Technologies for SMEs) will neue Geschäftsmöglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in sechs spezifischen Bereichen der Umwelttechnologie schaffen, indem der Zugang zu europäischen Fördermitteln für technologische Entwicklung und Anwendung erleichtert wird. „In der Praxis geht es um die Beseitigung von Hindernissen bei der Beteiligung von KMU in laufenden EU-Forschungsprogrammen, um lokale Zusammenschlüsse und um technologie- und marktgerechte Planung und Entwicklung“, erklärt die „Österreich-Partnerin“ des Projekts, Mag. Barbara Hammerl.

PRODESTS baut ein europäisches Netzwerk mit örtlichen Partnern auf, die sich mit Umwelttechnologie und Reinigungsprozessen beschäftigen. Diese örtlichen Partner sind Zentren mit wissenschaftlicher Expertise und mit Erfahrung im Bereich der Forschung und Entwicklung. Sie dienen als Schnittstelle zwischen dem Netzwerk und den örtlichen KMU.

Das Verständnis für neue und entstehende Technologien sowie deren Umsetzung in EU-geförderten Projekten wird den KMUs wirtschaftlichen Nutzen bringen. PRODESTS will den Anwendern von Umwelttechnologien Lösungen liefern und zugleich den Anbietern neue Marktchancen eröffnen.

Das Resultat des Projekts wird konkret aufzeigen, wie nützlich die Integration wirtschaftlicher Vorteile in die Lösung umwelttechnischen Fragen ist, wenn die gesetzlichen, administrativen, finanziellen und organisatorischen Aspekte berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der Studie werden KMUs darin bestärken, in ihren Unternehmensgrundsätzen wirtschaftlich vorteilhafte Strategien zur Vermeidung von Umweltverschmutzung zu implementieren

Weiterführende Infos:
http://www.joanneum.at/nts | barbara.hammerl@joanneum.at
Mag. Barbara Hammerl | JOANNEUM RESEARCH | Institut für Nachhaltige Techniken und Systeme
T 43(316) 876-2423| Fax +43(316) 876-1407

 

 

  Kinder und Handys: Steirische Elternvereine für verstärkte Aufklärung


Vor allem in der Vorweihnachtszeit umwerben die Mobilfunkfirmen seit Jahren gezielt Kinder und Jugendliche als Kunden. Der Besitz und Gebrauch des Handys wurde so erfolgreich als schickes und scheinbar unerlässliches „MUSS“ vermittelt, dass es mitt-lerweile kaum noch Schulklassen von Zehnjährigen gibt, in denen nicht alle Kinder ein Handy benutzen.

Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes: Besser kein Handy unterm Weihnachtsbaum

Die angesichts der Forschungslage warnenden Stimmen selbst höchster Instanzen verhallten ungehört. So etwa jene des Chefs des Deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, der die Eltern schon 2001 aufforderte ihre „Kinder von dieser Technologie fernzuhalten“. In ähnlicher Weise riet die EU-Kommission in Ihrem STOA-Bericht aus dem Jahr 2002 und im Vorjahr eine britische Expertenkommission aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes zur Handy-Vermeidung bei Kindern.

Scheitert die Werbewalze der Mobilfunker an Eltern und Schule?
Eine Veranstaltung des Steirischen Landesverbandes der Elternvereine, der Landessanitätsdirektion und der Schulpsychologie des Landes Steiermark am 10. 11. 2004 im großen Sitzungssaal des Landesschulrates machte eine wachsende Sorge jener, die für den Nachwuchs Sorge tragen, deutlich. Gastreferent war Dr. Gerd Oberfeld, Umweltmediziner der Landessanitätsdirektion Salzburg.

KORSO sprach mit DI Ingrid Grubauer (Risiko-Mobilfunk-Österreich) und dem ehemalig langjährigen Präsidenten des „Landesverbands der Steirischen Elternvereine“ und Vorsitzenden des „Kinderbüro Graz“, Gerhard H. J. Fruhmann, über die Motive dieser Einladung und geplante zukünftige Aktivitäten:

Gab es einen aktuellen Anlass für diese Veranstaltung?

Fruhmann: Es gibt ein wachsendes allgemeines Bewusstsein über die Elektrosmog-Problematik. Und es gibt eine zunehmende Zahl besorgter Eltern. Die Kinder sitzen stundenlang vor dem PC, führen oft endlose Telefonate am Handy. Und jetzt gibt es Pläne, flächendeckend in den Schulen WLAN-Netze mit Laptop-Klassen als Standard der Telekommunikationsausstattung einzuführen. Da gibt es viel Begeisterung über diese Modernisierung, aber kaum jemand macht sich Gedanken über mögliche nachteilige Technikfolgen. Es war also an der Zeit, die Information über die Problematik des Elektrosmog auch im Rahmen der Schulen und der Elternverbände in Angriff zu nehmen und Hilfestellung für einen belastungsminimierenden Umgang zu geben.

Grubauer: Die Mobilfunklobby macht gar kein Hehl daraus, dass gerade mit Blick auf den Zukunftsmarkt UMTS die Kinder und Jugendlichen die wichtigsten und lukrativsten Kunden sind. Dementsprechend richtet sich auch die Werbung stark auf die Interessen der Jugend aus. Diese Werbung bleibt die Information über die gesundheitlich bedenklichen Auswirkungen des Mobilfunks schuldig. Auch die Regierung, die für die Gesundheitsvorsorge verantwortlich ist, und die Medien halten mit kritischen Informationen noch immer zurück. Stattdessen gibt es bezahlte Werbeanzeigen, die als offizielle wissenschaftlich fundierte Stellungnahmen getarnt sind, wie die des Wissenschaftlichen-Beirat-Funk, kürzlich in einer Tageszeitung.

Was können Sie angesichts der Übermacht der Mobilfunk-Konzerne konkret für den Schutz der Gesundheit unserer Kinder unternehmen?

Fruhmann: Wir haben keine Verordnungsmacht und können also nur auf die Informationsschiene setzen. Wir werden das Thema verstärkt in unseren Publikationen aufgreifen. Von Seite des Kinderbüros Graz planen wir die Herausgabe eines Info-Folders mit praktischen Tipps, wie man gegebene Belastungen durch Elektrosmog reduzieren oder gar vermeiden kann. Dass die Kinder vor dem Bildschirm des PC einen Abstand von 80 cm einhalten, sie dabei ihre Füße auch nicht in einem Kabelsalat stecken haben und das Handy kein Instrument für Endlosgespräche ist – das können wichtige Elemente der langfristigen Gesundheitsvorsorge sein.

Grubauer: Die Schulung der Lehrer ist wichtig, sie sollten in die Lage versetzt werden entweder selbst kleinere oder größere Unterrichtsprojekte zum Thema Elektrosmog durchzuführen oder entsprechend fachkundige Personen dazu einladen. Elternvereine müssen regelmäßig über schulische Entwicklungen auf diesem Gebiet informiert werden. Ein Einspruchsrecht bei der Verwendung neuer Technologien muss für die Elternvereine gewährleistet sein.

Weiterführende Links zum Thema:
www.salzburg.gv.at/umweltmedizin | www.buergerwelle.de | www.risiko-mobilfunk.at

Beratung: Risiko-Mobilfunk-Österreich | DI Ingrid Grubauer | T 0316-422496 | i.grubauer@gmx.at

 

 

Preis für Gruppenarbeit zur Dritten Welt


Projektarbeiten von Jugendlichen (14 - 19 Jahre) werden heuer in Kooperation mit dem „SchülerStandard“ erstmals vom Land Steiermark mit dem JournalistInnenpreis für Entwicklungszusammenarbeit ausgezeichnet. Bewerben können sich Schüler- und Jugendgruppen aus ganz Österreich, die sich im Rahmen einer Klassen- oder Gruppenarbeit mit dem Thema Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern - Betrachtung der Ziele, Wege und Betroffenen beschäftigt haben. Das beste Ergebnis wird im „SchülerStandard“ veröffentlicht und bei einer Veranstaltung in Graz vorgestellt. Der für die prämierte Leistung vorgesehene JournalistInnenpreis der Steiermärkischen Landesregierung ist mit insgesamt 3000 Euro dotiert. Einsendeschluss ist der 31. 12. 2004.

Infos und Einreichung:
Land Steiermark, Fachabteilung 1E, Europa und Außenbeziehungen (Bereich Entwicklungszusammenarbeit) Nikolaiplatz 3, 8020 Graz
T 0316-877-3323 oder 3802 und www.europa.steiermark.at

 

 

  Solidarische Strategien gegen den„Kampf der Generationen“


Hatte vor kurzem noch der US-amerikanische Politikwissenschafter Samuel P. Huntington den Kampf der Kulturen prognostiziert, so sieht der deutsche Soziologe Reimer Gronemeyer jenen der Generationen heraufdämmern. Beim Symposium „Solidarität zwischen den Generationen – Wunsch oder Wirklichkeit“, das am 25. November im Weißen Saal der Grazer Burg im Rahmen der Initiative „Kinderleben“ stattfand, legte der Soziologe und Theologe Reimer Gronemeyer die Hauptthesen seines Buches „Kampf der Generationen“ dar. Ausgehend von einer pessimistischen Analyse der Situation fordert Gronemeyer von den SeniorInnen einen bescheideneren Lebensstil.

Reimer Gronemeyer: Die ungerechte Verteilung zwischen den Generationen und den „jungen“ und „alten“ Staaten birgt immensen Konfliktstoff

Gerät der Staat in die Geiselhaft der grauen Panther?
Auf Dauer könne sich ein System, in dem arme (und oft arbeitslose) Junge reiche Alte finanzieren sollen, nicht halten. „Die jetzigen Pensionisten bekommen für jeden eingezahlten Euro zwei Euro Pension, die heute Dreißigjährigen werden vom eingezahlten Euro nur 80 Cent zurückbekommen.“ Gronemeyer verwies aber auch auf den politischen und ökologischen Aspekt des Generationenkonflikts. „2020 wird jeder zweite Wähler über 60 sein. Das heißt, die ältere Generation hat die Möglichkeit, den Staat in Geiselhaft zu nehmen.“ Für problematisch hält er auch, dass es seiner Generation gelungen sei, die Risiken ihres Lebenstils in die nachfolgenden Generationen zu verlagern: „Wir haben es geschafft, Müll zu produzieren, der noch 50.000 Jahre bewacht werden muss.“ Gronemeyer sieht die Gefahr, dass sich die immer stärkere Konkurrenz auf allen Ebenen gesellschaftlicher Entwicklung im Bereich des Generationenverhältnisses eskalieren und zu einem „Krieg der Generationen“ führen könnte.

Bewusst weniger
Der Generationenkonflikt hat, wie Gronemeyer weiter ausführte, auch einen globalen Aspekt: Überalterten Industrienationen stehen junge Entwicklungsländer gegenüber. So wie innerhalb der Industrienationen besteht zwischen den Staaten die Problematik, dass die BewohnerInnen der einen konsumieren und einen luxuriösen Lebensstil genießen, während die BürgerInnen der anderen für wenig Geld arbeiten und um ihr Überleben kämpfen. Auch diese Ungerechtigkeit birgt Stoff für gewaltsame Auseinandersetzungen.

Bei allem Pessimismus bestehen aber auch Lösungsansätze. Gronemeyer: „Unser derzeitiger Lebensstandard wird nicht zu halten sein, aber ein bewusstes Weniger kann auch zu einem Mehr an Glück führen“. Das Generationenverhältnis müsse neu definiert und auf gegenseitiger Solidarität anstatt nur auf dem Streben nach maximalem Konsum aufgebaut werden.

Dem stimmt auch die Sozialgerontologin Prof. Cornelia Kricheldorff zu. Sie fordert Begegnungsstätten, wo sich junge und alte Menschen treffen können, um ihre Klischees mit der Realität zu konfrontieren. Das von NAbg. Ridi Steibl vertretene Generation-Mainstreaming könnte zum Teil den Forderungen von Kricheldorff gerecht werden. Ridi Steibl sieht es in Anlehnung an das Konzept des Gender-Mainstreaming als ihre Aufgabe eine generationenbezogene Sichtweise in alle politischen Konzepte auf allen Ebenen einzubeziehen.

Die geladenen Sportlerinnen und Ex-Sportlerinnen Barbara Paulus und Ingrid Turkovic-Wendl konnten, obwohl vom Publikum viel beklatscht, der Diskussion nur wenig Interessantes hinzufügen, zumal es weder neu noch gesellschaftlich von besonderer Relevanz ist, dass sportliche Karrieren schon in jungen Jahren zu Ende sind und der Begriff des Alters hier eine andere Dimension hat. Schade für die Veranstaltung war nur, dass angesichts der vielen teilweise skurrilen Statements von anwesenden Betroffenen den Ausführungen Gronemeyers weniger Zeit eingeräumt wurde, als einer sinnvollen inhaltlichen Debatte zuträglich war.

– Johanna Muckenhuber –

Buchtipp: Reimer Gronemeyer: Kampf der Generationen. (München) 2004. 254 Seiten. ISBN 3-421-05752-4. 17,90 EUR

 

 

  JUST GEM – Gleichstellung in 11 praktischen Beispielen „JUST GEM“ ist ein steirisches EU-(„Equal“)Projekt, das die Programme, Produkte und Strukturen der steirischen Arbeitsmarktpolitik nachhaltig auf Gleichstellung von Männern und Frauen ausrichten will.


Mit Hilfe von 2 Mio. Euro an EU-Mitteln wurden Konzeption und Durchführung von Workshops, Seminaren und Lehrgängen finanziert, die Organisationen bei der Implementierung und Integration von Gender Mainstreaming unterstützen sollen.

Heide Cortolezis und Dorothea Sauer von nowa – Netzwerk für Berufsausbildung – betrieben im Rahmen von JUST GEM in den letzten zwei Jahren Kompetenzaufbau auf verschieden Ebenen mit dem Ziel, in Pilotprojekten konkrete Ansätze und Lösungen zu entwickeln, die nachhaltig genutzt werden können.

Dazu führten sie in 32 Organisationen Strategieberatungen durch. Nach Workshops mit den Führungskräften der politischen Organisationen wurde ein sechs-monatiger Lehrgang für „Gender Agents“ durchgeführt. 17 leitende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurden von ihren Organisationen zur Teilnahme entsandt, damit sie danach ihre Organisation bei der Ausrichtung auf Gleichstellungsorientierung beraten bzw. die notwendigen Veränderungen planen und begleiten können.

Teilgenommen haben insgesamt 11 Organisationen, u.a. das AMS, die BH Graz-Umgebung, das Bundessozialamt Steiermark, die Industriellenvereinigung mit Sappi Gratkorn, der Magistrat Graz und der ÖGB. Die Ergebnisse dieser Pilotprojekte wurden in einer Festveranstaltung in der Grazer Burg am 7.12. vorgestellt.

Info: nowa | Heide Cortolezis | 0316-482600 | cortolezis@nowa.at

 

 

  Mit dem Fahrrad in den Arbeitsmarkt


Am 18. November feiererte das sozialökonomische Jugendbeschäftigungsprojekt Bicycle sein 15-jähriges Bestehen – stilgerecht im Loft „Kristallwerk“ in der Grazer Viktor-Franz-Straße. Bicycle begann 1989 mit sechs Transitarbeitsplätzen, auf denen Jugendliche für die Dauer eines Jahres im „gesofteten“ Sektor des Arbeitsmarktes im Bereich Fahrradreparatur (und Recycling) für den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Im Laufe der Jahre ist Bicycle fast zu einem Mittelbetrieb gewachsen: In Spitzenzeiten beschäftigte man 35 Männer und Frauen auf Transitplätzen, produzierte so genannte Handbikes für Menschen mit Behinderung und nahm eine Bike-Trainingsstrecke mit „Labungscafé“ im Schwarzl-Areal in Betrieb. Mit der Umstellung der aktiven Arbeitsmarktpolitik und den daraus folgenden Kürzungen des Beschäftigungsbereiches wurde die Handbike-Produktion im Jahr 2002 geschlossen. Bestehen blieben bis heute drei Fahrradshops und die „Bikerranch“ beim Freizeitzentrum Schwarzl mit insgesamt 25 TransitlerInnen.

Bicycle-Geschäftsführer Gerd Kronheim und die stellvertretende AMS-Steiermark-Geschäftsführerin Dr. Herta Kindermann-Wlasak feierten „15 Jahre Bicycle“.

Zweck des Projekts ist es, professionelles Wirtschaften mit sozialer und Arbeitsmarktintegration zu verbinden. Langzeitbeschäftigungslose Jugendliche (derzeit 42% Mädchen 42% und 58% Burschen) können in einem technisch anspruchsvollen und umweltfreundlichen Bereich arbeiten, arbeitsmarktpolitisch erwünscht ist der hohe Frauenanteil in einem eher typischen Männerberuf. In seiner bisherigen Geschichte hat Bicycle bisher schon 554 Jugendliche beschäftigt. Bicycle zählt zu den stärksten der etwa 50 vergleichbaren Projekte in Österreich. Die arbeitsmarktpolitische Erfolgsrate des über das AMS, die Stadt Graz und das Land Steiermark geförderten Projektes liegt bei 67% Übertritten in „normale“ Arbeitsverhältnisse oder andere Ausbildungsmaßnahmen innerhalb von sechs Monaten nach Austritt und ist wie bei den meisten Beschäftigungsmaßnahmen weiter steigend.

 

 

  40 Jahre „Afro“: Akzeptanz statt Toleranz Das Grazer Afro-Asiatische Institut, das dieser Tage sein 40-jähriges Bestehen feiert, versteht sich zunehmend als Kompetenzzentrum für integrationspolitische Fragen


„Der Gründungsgedanke des ,Afro‘ und der Auftrag, zum Respekt für und zwischen den Kulturen der Welt beizutragen ist angesichts der aktuellen Situation, wie sich jetzt gerade in Holland zuspitzt, wichtiger denn je“, betont die Institutsleiterin Mag. Angelika Vauti-Scheucher. Ein Schwerpunkt des AAI ist die Beratung bzw. Förderung von Studierenden aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Diese leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit und Gesellschaftspolitik in Österreich und ihren Heimatregionen. Vauti-Scheucher veranschaulicht die Vielfalt des „Hauses der Kulturen“ anhand von Zahlen: Das AAI beherbergt ein Heim, wo derzeit 30 Studierende aus 21 Nationen aus Afrika, Asien und Lateinamerika untergebracht sind. 28 Studierende (16 Frauen, 12 Männer) aus 18 Ländern beziehen Stipendien. Heute versteht sich das AAI als Kompetenzzentrum bzw. als Plattform für integrationspolitische Fragen.

Stadtwerke-Chef Wolfgang Messner > mit zwei „Afro“-BewohnerInnen, Institutsleiterin Angelika Vauti-Scheucher: „Ich habe die Vision, dass die Menschenrechtsstadt Graz zur rassismusfreien Zone wird.“

„Die Stadt Graz und das Land Steiermark holen sich hier Kompetenzen ab“, so Vauti-Scheucher. Die von der Stadt Graz geplante Integrationsstelle für rund 45.000 Menschen ausländischer Herkunft ist für Vauti-Scheucher als politische Willenskundgebung ein Schritt in Richtung beidseitiger „Akzeptanz“. „Tolerieren ist zu wenig, denn es geht um Integration auf gleicher Augenhöhe.“ So ist auch Vauti-Scheuchers Vision „Graz als rassismusfreie Zone“ zu verstehen.

– gk –

 

 

  Grazer Tanzschulen: Kampagne gegen Alkohol


Im Bemühen, Jugend und Gesellschaft zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu motivieren, verbuchen LRin Mag. Kristina Edlinger-Ploder und die Initiatorin von „Sei keine Flasche“, Edith Hornig, einen weiteren Erfolg: Auch die renommierten Grazer Tanzschulen Kern-Theissl und Schweighofer beteiligen sich mit zahlreichen Aktivitäten an der Aktion. „Tanzen ist Sport und Hobby zugleich – eine ideale Freizeitgestaltung mit Freunden, bei der nicht nur Körper und Geist, sondern vor allem auch Stil und Benehmen trainiert werden.“

 

 

  Neue Wohnalternative für SeniorInnen


Seit einem Jahr bestehen die betreuten Wohngemeinschaften für SeniorInnen in der Lagergasse. Bei dem Modellprojekt des Vereines „Miteinander leben“ und der Diakonie Österreich handelt es sich nicht um eine Luxusresidenz für betuchte ältere Menschen, sondern um eine für alle leistbare und für viele wünschenswerte Alternative zu den bisherigen starren Formen der Altenbetreuung. Da sich diese Form des Wohnens inzwischen bewährt hat, sind in der Steiermark weitere Projekte geplant.

Elke Merl („Miteinander leben“), Michael Chalupka (Diakonie), LR Kurt Flecker: „Senioren haben ein Recht darauf, möglichst selbstbestimmt und doch bestens versorgt zu leben.“

Vielfältige Angebote für SeniorInnen
Landesrat Kurt Flecker hofft, dass die von der Fachhochschule Joanneum derzeit durchgeführte wissenschaftliche Evaluierung die Argumentationsbasis für die steiermarkweite Umsetzbarkeit liefert. Welche Alternativen und Entwicklungen es zu den bisherigen Formen des Seniorenwohnens geben wird, ist letztlich Sache der Politik. Landeshauptfrau Waltraud Klasnic hat mit dem Projekt „Magnolienbaum“ (KORSO berichtete) ein steirisches Zukunfts-Modell für Menschen, die noch keine Vollversorgung brauchen, vorgeschlagen. Während das Klasnic-Konzept die Tagesbetreuung in so genannten Seniorengärten vorsieht (SeniorInnen sollen in der Früh von ihren berufstätigen Angehörigen in Begegnungszentren gebracht und am Abend wieder abgeholt werden), setzt Flecker bei „Miteinander Leben“ im integrativen, generationsverbindenden Sinne an. Dazu Flecker: „Senioren haben ein Recht darauf, möglichst selbstbestimmt und doch bestens versorgt zu leben. Wir wollen nicht ein Projekt gegen das andere stellen, denn uns geht es um vielfältige Angebote für Senioren.“

Überbetreuung vermeiden
Auch von Seiten der Diakonie spricht man sich für differenzierte Altenpflegeeinrichtungen aus, die auf spezielle Bedürfnisse der Senioren eingehen. „Uns ist es wichtig, nicht alle Menschen über einen Kamm zu scheren, sondern maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln“, betont Diakonie-Leiter Michael Chalupka. Folglich ist das Betreuungskonzept auf Selbständigkeit und Selbstbestimmung ausgerichtet. „Uns ist es wichtig, nicht überzubetreuen, denn wer rastet, rostet. Hilfe wird dort gegeben, wo sie gebraucht wird“, hält Elke Merl, Geschäftführerin des Vereines „Miteinander leben“ fest. Die vier Wohngemeinschaften im Haus Lagergasse sind bis auf zwei Plätze besetzt und bestehen aus jeweils drei bis vier SeniorInnen. Die BewohnerInnen werden von der Adventmission mobil betreut; sie bekommen u. a. psychologische Stützung, Gedächtnis- und Bewegungstraining. „Wir wünschen uns, dass unsere BewohnerInnen ihre Alltagstätigkeiten solange wie möglich selbst machen können. Beispielsweise ermöglichen Einkaufen und Kochen auch sinnliche Erfahrungen, die der Einzelne auf einer Pflegestation nicht mehr machen kann“, so Merl.

Das Konzept ist sich nicht nur bei den BewohnerInnen voll aufgegangen: Das Projekt wurde mit dem Diakoniepreis ausgezeichnet und vom Land Steiermark als Modellprojekt gefördert. Im Herbst 2005 werden zwei weitere Häuser mit betreuten Seniorenwohnungen in Betrieb gehen und zwar am Grazer Lendplatz und in Mooskirchen. Erwähnenswert ist, dass in allen Häusern ein generationsdurchmischtes Wohnen möglich ist.

Infos: 0316-72 32 33 | www.miteinander-leben.at

 

 

  Jugendliche im Dialog mit ZeitzeugInnen: Neue Videos erschienen Wie bereits im Vorjahr war auch die heurige Präsentation der neuesten Videos im Rahmen der „ZeitzeugInnen-Edition“ der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus ein voller Erfolg. Mehr als 300 österreichische und slowenische Gäste folgten am 25. November der Einladung von Landeshauptmann Waltraud Klasnic und der ARGE in den Weißen Saal. Der Themenbogen der vorgestellten Videos spannte sich dabei von „Kindheit und Jugend in den 1930er Jahren“ bis hin zu verschiedenen Aspekten von Verfolgung und Widerstand während der NS-Zeit.


Einbindung von Jugendlichen und Gemeinden. Die ARGE setzte auch bei diesem Projekt konsequent auf Jugendbeteiligung sowie auf die Einbindung regionaler Partner in allen steirischen Regionen. Der Widerstandskampf der Partisanengruppe Leoben-Donawitz wurde vom BG/BRG Leoben dokumentiert. In Eisenerz stellten sich die Stadtgemeinde Eisenerz und ein Personenkomitee dem Thema des „Todesmarsches Eisenstraße 1945“. Das BG/BRG Oeverseegasse thematisierte kritisch die Schul- und Bildungslandschaft der 1930er und 1940er Jahre und eine zweiteilige Produktion mit dem Titel „Im Krieg 1939 bis 1945“ widmete sich den Motiven und Erlebnissen von Kriegsteilnehmern.

Jugendliche, ZeitzeugInnen, Prominente … die ZeitzeugInnen-Edition der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus findet begeistertes Echo.

Von Jugendlichen aus Graz, Mureck und Maribor wurden mehr als 20 SteierInnen und SlowenInnen zu ihrer Jugend in den 1930er und 1940er Jahren auf beiden Seiten der steirischen Grenze befragt. Für Julian Ausserhofer, der als Jugendlicher seit Jahren Erfahrungen in der ARGE-ZeitzeugInnenarbeit gesammelt hat, waren neben den Einblicken in die verschiedenen Lebenswelten jene Aussagen am eindruckvollsten, „in welchen es den ZeitzeugInnen möglich war, reflektiert über ihre Jugend zu berichten.“ So erzählte eine Grazerin über ihre Jugendzeit als Mitglied in einer illegalen BDM-Gruppe Mitte der 1930er-Jahre. Nach der Verhaftung einer Freundin durch die Gestapo im Jahr 1944 wurde sie zu einer Gegnerin des NS-Systems und engagierte sich nach dem Krieg äußerst aktiv in der Friedensbewegung.

„... nur noch sehr wenig Zeit“
Für ARGE-Geschäftsführer Mag. Christian Ehetreiber zeigt das überwältigende Interesse an der Videoedition, „dass gerade in unsicheren Zeiten die zeitgeschichtliche Standortbestimmung wertvolle Orientierungs- und Reflexionspunkte für die persönliche Identität bietet.“ So liege der Wert der ZeitzeugInneninterviews für die heutige Jugend laut Ehetreiber auch darin, dass sie Wege und Erfahrungen aufzeigen, wie man sich für die Verteidigung der Menschenrechte, für mehr Menschenwürde und für die Demokratie einsetzen könne. In den kommenden drei Jahren soll die Videoedition erweitert werden, denn, so ARGE-Projektleiterin Mag. Bettina Ramp: „Wir haben nur noch sehr wenig Zeit, um den unwiederbringlichen Erfahrungs- und Wissensschatz der steirischen ZeitzeugInnen für die Nachwelt zu sichern.“

Info: ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | 0316-877-4058 | bettina.ramp@argejugend.at

 

 

  Integrationsstelle für Graz: „Eine Demokratie erster Klasse darf sich keine BürgerInnen zweiter Klasse leisten“ Diesen Ausspruch Martin Luther Kings stellte der Ausländerbeirat der Stadt Graz als Veranstalter der Fachtagung über die geplante Einrichtung der städtischen Stelle für Integration und Interkulturelle Arbeit in Graz der Einladung zur Tagung voran. Es galt, die Erfahrungen von vier europäischen Städten mit ihren kommunalen Einrichtungen für Integration und interkulturelle Arbeit für das Grazer Modell nutzbar zu machen.


Beispiel Wien: Unternehmenskultur Integrationsfonds trifft auf Unternehmenskultur Magistrat.
Die seit einem halben Jahr existierende Magistratsabteilung für Integrations- und Diversitätsangelegenheiten (MA17) ist noch im Aufbau begriffen und sollte laut Dr. Ursula Struppe in Kürze eine gut funktionierende Integrationsstelle werden, was sich schon an der multikulturellen Zusammensetzung der MitarbeiterInnen ablesen lassen soll. Programm und Visionen werden vorrangig im Mainstreaming der öffentlichen Verwaltung bestehen, die MA17 soll selbstverständliche Standards schaffen, die Bewusstseinsbildung in allen Verwaltungseinheiten dahingehend prägen, dass Zuwanderer mit allen ihren Ressourcen als Chance für Wien begriffen werden. „Zumindest für diejenigen, die heute oder morgen kommen, soll es bessere Startbedingungen geben“, hofft Dr. Struppe.

IntegrationsreferentInnen europäischer Städte berichteten über ihre Erfahrungen

Frankfurt: Integrationsarbeit funktioniert, wenn sie vom politischen Willen getragen ist.
Die Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt am Main, Helga Nagel, wertet es als Kennzeichen für erfolgreiche Integrationsarbeit, dass in Frankfurt, wo ca. 40% der Bevölkerung Menschen mit Migrationshintergrund sind, nur mehr selten gefragt wird: „Wo kommen Sie her?“ Seit die rotgrüne Stadtregierung ein eigenes Dezernat für multikulturelle Angelegenheiten gegründet hat - „Stadtrat Daniel Cohn-Bendit hat das als politisches Credo schon im Wahlkampf versprochen“, so Nagel - und dieses gleichrangig neben den anderen Abteilungen angesiedelt wurde, mit eigenem Budget, eigener Öffentlichkeitsarbeit usw., konnten beispielhaft Modellprojekte initiiert werden, die jetzt zum Image von Frankfurt als europäischste der deutschen Städte beitragen. „Vor sechs Jahren wurde z.B. ein Kurs für Einwanderereltern untern dem Titel „Mama, lern deutsch“ installiert, jetzt gibt es dieses Angebot flächendeckend“, berichtet Nagel und ermutigt: „Es lohnt sich da zu investieren!“ Inzwischen sind zwei der Frankfurter StadträtInnen und zehn Abgeordnete des Stadtparlaments Einwanderer.

Beispiel Gent: Arbeit der NGOs stärken.
Wie schwierig es unter geänderten politischen Bedingungen wird, schilderte Krist Poffynvom städtischen Integrationsdienst in Gent. „Seit die rechtsgerichteten Parteien jede Ausgabe für Integration kritisieren, haben wir viele Aufgabenbereiche wieder an NGOs übergeben, die in dieser Situation besser für unsere Ziele eintreten können.“ Poffyn sieht die Aufgabe des Integrationsamtes in der Balance zwischen längerfristiger Planung und flexiblem Eingehen auf sich ändernde Bedürfnisse der verschiedenen Zuwanderergruppen und ist von den NGOs in Graz sehr angetan, die „sehr gute Arbeit leisten.“

Kenan Güngör präsentierte Studienergebnisse des Büros für angewandte Sozialforschung und Entwicklung in Basel und warnte davor, nur mit den Einwandererorganisationen zusammenzuarbeiten, denn „nur 20% der ImmigrantInnen sind mehr oder weniger organisiert“ und fordert Strategien, wie die Vernetzung mit allen Zuwanderern funktionieren könnte.

In der abschließenden Diskussion mit Grazer StadtpolitikerInnen wurde von den ca. 50 TagungsteilnehmerInnen – hauptsächlich MitarbeiterInnen der in Graz im Migrationsbereich tätigen Vereine – die Gelegenheit wahrgenommen, die Pläne für die Umsetzung der Integrationsstelle in Graz nachzufragen. Eine gewisse Hilflosigkeit war spürbar, was oder wie mit diesem neuen Projekt umgegangen werden soll, was gefordert, erwartet werden könnte, welche Rahmenbedingungen nötig sind, welche kontraproduktiven Aufgabenzuweisungen vermieden werden sollten.

Die politische und inhaltliche Positionierung dieser neuen Einrichtung wird eine Bewährungsprobe dafür sein, inwieweit die Kommunalpolitik ihren eigenen Ansprüchen – Graz ist immerhin Menschenrechtsstadt – gerecht werden kann.

– Gertrud Muckenhuber –

 

 

  Höheres Bruttoinlandsprodukt durch humanere Arbeitswelt


Arbeitsmediziner sind sich aufgrund aussagekräftiger Studien einig: Durch unnötige und vermeidbare Spitzenbelastungen an europäischen Arbeitsplätzen wird Wohlstand und Kapital vernichtet.

Dr. Karl Kuhn von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund referierte Ende November in der steirischen Arbeiterkammer alarmierende Zahlen: bis 30 Prozent aller Gesundheitsausgaben ließen sich mittelfristig durch entsprechende Prävention an den Arbeitsplätzen vermeiden. Allein über die Arbeitsausübung erworbene Krankheiten kosten bis zu vier Prozent des bundesdeutschen Inlandsprodukts. In Summe ergeben sich auf diese Weise für Deutschland Kosten von 26 Mrd Euro pro Jahr aufgrund körperlicher, 25 Mrd aufgrund psychischer Belastungen – in dieser Statistik sind die Arbeitslosen nicht berücksichtigt. Statistisch gesehen hat jeder vierte Arbeitslose gesundheitliche Einschränkungen, die eine Vermittlung auf einen Arbeitsplatz erschweren, wobei diese Einschänkungen selbst wieder zum Großteil in den Phasen der Beschäftigung erworben werden. Hauptbetroffene Gruppen sind die Beschäftigten in Pflegeberufe, in den Metall verarbeitenden Branchen und das Klientel der ungelernten Arbeitskräfte, deren Karrieren signifikant häufig in der krankheitsbedingten Frühverrentung enden.

Krankheits-Prävention am Arbeitsplatz könnte Milliarden Euro Folgekosten einsparen

Neben körperlicher Spitzenbelastung ist vor allem das Faktum des geringen Handlungsspielraums in Arbeitssituationen (und die damit einhergehenden psychische Erkrankungen) Hauptursache dieser Negativbilanz. In Deutschland will man daher in Zukunft prinzipiell die „Lernförderlichkeit“ von Arbeitssituationen standardisieren. AUVA-Manager DI Klaus Wittig rechnete vor, dass eine über Arbeitsplatz-Prävention mögliche 10-%-Reduktion der Erkrankungen der Atemwege und des Bewegungsapparates (beide zusammen machen 70% aller arbeitsbedingten Erkrankungen aus) 102 Mio Euro an Behandlungskosten und betrieblichen Ausfällen einsparen würde. Die AUVA plädiert für einen Gesetzesauftrag zur Verhütung der Gesundheitsgefährdung am Arbeitsplatz und hat mit breit angelegten Aufklärungsaktionen über Stressmanagement, Hebe- und Bewegungstechniken u. ä. für ArbeitnehmerInnen begonnen.

 

 

  Brauchen Menschenrechte eine Agentur? Die Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) äußert ganz klar: Menschenrechte bedürfen einer starken Lobby. Eine solche könnte bereits ab dem Jahr 2006 auf EU-Ebene durch eine Menschenrechtsagentur unterstützt werden.


„Wenn Menschenrechtsfragen nicht von Europa aus forciert werden, von wo aus dann?“ mit dieser Fragestellung leitete Altbürgermeister Alfred Stingl einen Runden Tisch der EUMC am 5. 11. 2004 ein. „Menschenrechte brauchen eine Lobby, das Projekt einer Menschenrechtsagentur muss eine Chance haben.“ Zum Gespräch hatte diesmal der ehemalige Kulturstadtrat DI Helmut Strobl eingeladen, der ebenfalls hofft, dass Graz als erste Menschenrechtsstadt Europas fruchtbaren Boden für die Entwicklung einer Menschenrechtsagentur bietet.

Beim Österreichischen Runden Tisch der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wurde die Idee einer Menschenrechts-Agentur auf europäischer Ebene ventiliert

Nur Datengräber?
Die Darstellung von Entwicklungen im Bereich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und die Förderung des Dialogs und der Kooperation zwischen Vertretern der Bürgergesellschaft und den Behörden sind Kernziele der nationalen Rundtischgespräche. Im letzten Jahr wurde von der EUMC ein neues Strategiekonzept für RAXEN (Koordination und Entwicklung des Europäischen Informationsnetzes über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit) eingeführt. Aufgrund der Analysen und Datenerhebungen des RAXEN-Netzwerkes, bestehend aus 15 nationalen Anlaufstellen, konnte die EUMC im Jahre 2004 einen umfassenden Bericht zum Antisemitismus in der EU erarbeiten. „Wir wollen keine Datengräber errichten, sondern einen politischen Wandel vollziehen“, so die Direktorin der Europäischen Beobachtungsstelle, Dr. Beate Winkler. Winkler lobt die hervorragende Arbeit der RAXEN MitarbeiterInnen Mag. Katharina Köhler, Sprachwissenschafterin, und Mag. Barbara Liegl, Politikwissenschafterin, welche im Rahmen des Österreichischen Runden Tischs über ihre Vorgehensweise bei der Beobachtung bzw. Erfassung von Information im Bereich Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit u. ä. berichten.

Menschenrechtsagentur mit österreichischen Wurzeln
Dr. Harald Dossi vom Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt plädiert ebenfalls für eine Menschenrechtsagentur in Form einer Servicestation und betont: „Die Unionspolitik hat sich weiterentwickelt. Dies ist ein weiterer Anlass für einheitliche und vergleichbare Grundlagen einer Menschenrechtspolitik. Es soll keine neue Menschenrechtsagentur aufgezogen werden, sonder die bisherige Arbeit der Beobachtungsstellen ausgeweitet werden.“ Die Idee, eine solche Agentur zu schaffen, sei laut Dossi schon lange vorhanden, jedoch sei die Initiative vom Kern her österreichisch: Dossi hofft für 2005 auf einen konkreten Gründungsvorschlag, um 2006 dann mit der Vorbereitungs- und Gründungsphase der Menschenrechtsagentur loszulegen. Als inhaltliche Maßstäbe sollen laut dem Leiter des Ludwig Boltzmann-Institutes für Menschenrechte, Hannes Trettner, die Europäische Grundrechtcharta und die Europäische Menschenrechtskonvention gelten. „Die Agentur soll auch Drittstaaten mit einbeziehen und an so genannten Service Points Öffentlichkeitsarbeit betreiben und die Menschenrechte propagieren“, empfiehlt Trettner. Und Alfred Stingl mahnt: „Der Dialog muss auf allen Ebenen geführt werden, vom Arbeitsplatz bis hin zum Wirtshaustisch. Die Menschenrechtsagentur darf nicht in bemühter Administration stecken bleiben!“

– Claudia Windisch –

 

 

  Barrierefreies Internet
In Europa leben 37 Millionen Menschen mit Behinderung. Das sind im europäischen Durchschnitt etwa 10% der Bevölkerung. Auch sie surfen im Internet – fast doppelt so häufig wie nicht behinderte Menschen. Am 3. Dezember wurde beim Wettbewerb für barrierefreie Webgestaltung in Berlin der Biene-Award vergeben. Es beteiligten sich mehr als 230 Unternehmen, Organisationen und Behörden, darunter viele Anbieter aus der Schweiz und Österreich. Während im Vorjahr ein Wiener Unternehmen den ersten Preis in der Kategorie „Government“ gewonnen hat, ist Österreich allerdings heuer nicht unter den ersten 20 Nominierungen zu finden.


Auch in der Steiermark gibt es immer mehr Organisationen und Institutionen, für die Barrierefreiheit zu einem relevanten Kriterium in Sachen Internet geworden ist. Mag. Karin Hacker, Modulkoordinatorin der Entwicklungspartnerschaft styria integra, hat vor kurzem mit Dr. Diethard Schliber vom Bundessozialamt Landesstelle Steiermark eine Angebotslandkarte für Menschen mit Behinderungen präsentiert. Hacker spielt mit dem Gedanken, sich im nächsten Jahr an dem Wettbewerb zu beteiligen. „Die Kriterienliste ist auch jetzt schon hilfreich, um mögliche Stolpersteine auf unseren Seiten noch zu identifizieren.“ Die Angebotslandkarte, die mit dem Institut für Arbeitsmarktbetreuung und -forschung (IFA) erarbeitet wurde, informiert u. a. mittels interaktiver Landkarten über alle aktuell verfügbaren Unterstützungsleistungen (rund 70 Trägerorganisationen an über 100 Standorten mit mehr als 500 Angeboten). Die Karten sind als Orientierungshilfe für Rat suchende Betroffene und Eltern und als Informationssystem für ExpertInnen gedacht. Darüber hinaus haben sie inhaltliche und formelle Vorbildwirkung für andere Institutionen – nicht zuletzt auch für 33 steirische Organisationen, die sich für den Zeitraum von drei Jahren zur Entwicklungsplattform „styria integra“ zusammengeschlossen haben. Styria integra wiederum ist Teil eines EU-Netzwerkes und wird vom Bundessozialamt, Landesstelle Steiermark geleitet.

styria-integra >    < Angebotslandkarte

Die Angebotslandkarte ist unter http://www.ifa-steiermark.at/Angebotslandkarte zu finden und auch als CD-Rom beim IFA Steiermark erhältlich.

Die Tatsache, dass im Umgang mit dem World-Wide-Web Hürden für Menschen, die farbenblind, sehbehindert, blind, motorisch behindert, leseschwach oder Computer-Anfänger sind, geschaffen werden, ist bislang noch wenig bekannt. Von barrierefreien Internet-Auftritten sollen nicht nur Menschen mit Behinderungen und körperlichen Einschränkungen, sondern alle Surfer profitieren. Motorisch behinderten, sehbehinderten und blinden BesucherInnen hilft es, wenn die Website sowohl per Maus, per Tastatur als auch mittels Sprachausgabe navigiert werden kann. Farbenblinden und Menschen mit Sehschwäche profitieren davon, wenn für genügend Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe gesorgt wird, Links unterstrichen und vor allem große Schriften verwendet werden.

Im Rahmen des als Entwurf vorliegenden Behindertengleichstellungssgesetzes soll neben anderen Diskriminierungsschutz-Maßnahmen der barrierefreie Internetzugang gesetzlich geregelt werden. Das hieße, dass Behörden gesetzlich verpflichtet werden, Webseiten so zu programmieren, dass jede/r sie lesen kann. In einigen Ländern Europas (z. B. Deutschland, Schweiz) ist das Behindertengleichstellungsgesetz, das als eine von mehreren Maßnahmen das barrierefreie Internet vorsieht, bereits in Kraft getreten.

Barrierefreie Webseiten sind jedoch für viele Unternehmen nicht nur aus ethischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen von Interesse. Das ergab zumindest eine im Vorjahr erschienene Studie des Instituts für Ethik und Gesellschaftslehre der Universität Graz in Zusammenarbeit mit icomedias zum Thema „Barrierefreies Internet in Österreich“. Laut dieser Untersuchung haben knapp 80% der Befragten ethisch-moralische und 25% auch persönliche Gründe für die Einführung von Barrierefreiheit angegeben. Überrascht hat, dass 25% der Befragten mittelfristig einen finanziellen Vorteil durch barrierefreie Angebote erwarten.

Beispiele barrierefreier Angebote im Internet:

www.atempo.at
Capito, als ein Bereich des Vereines a’tempo bietet barrierefreie Information zur Unterstützung von benachteiligten Menschen.
Geschäftsführer Mag. Klaus Candussi: „Auch Personen mit Lernschwierigkeiten und anderen Behinderungen können an gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen – sie brauchen dazu lediglich die richtige Hilfe und das passende Tempo.“

www.kages.at
Die Grazer Firma Icomedias entwickelte eine barrierefreie und kostenlose Textversion für sehbeeinträchtige Internet-BenutzerInnen.

www.hitzendorf.at
Barrierefreie Website der Marktgemeinde Hitzendorf in Zusammenarbeit mit icomedias

 

 

  Volkshilfe startet Spendenkampagne mit Margit Fischer


Die Volkshilfe hat in Österreich rund 5.500 MitarbeiterInnen und betreut mehr als 20.000 alte, kranke und behinderte Personen – rund 7.000 davon in der Steiermark. Jetzt startet die Volkshilfe die bundesweite Aktion „Armut geht uns alle an“ mit dem Schwerpunkt der Hilfe für Kinder, AlleinerzieherInnen und kinderreiche Familien. Mit Österreichs „First Lady“ konnte eine prominente Fürsprecherin für die neue Spendenkampagne der Volkshilfe gefunden werden. Margit Fischer: „Armut grenzt aus, und ich möchte Kindern in schwierigen Situationen helfen.“

Informationen unter: Volkshilfe Verbandssekretariat | Keplerstraße 53 | 8020 Graz | T 0676-8708 30008

 

 

  Qualifikation goes West


Mitte November zog die Qualifizierungsinitiative Graz West – eine Initiative zur Stärkung des Qualifikationsniveaus in Klein- und Mittelbetrieben, die von der EU im Rahmen von Urban, von der Stadt Graz, dem Land Steiermark und dem AMS gefördert wird – eine beeindruckende Zwischenbilanz: Seit 1. April wurden 295 Betriebskontakte und 75 Beratungen in Betrieben durchgeführt, 47 Personen (33 Frauen und 14 Männer) sind bereits in Qualifikation oder werden in den nächsten Wochen qualifiziert, die Ausbildungskosten erheben sich derzeit auf 53.000,-- Euro. Bis zu 70 Prozent davon werden von der öffentlichen Hand getragen, Beratungsleistung, Entwicklung und Management sind für die Unternehmen kostenlos. die Initiative wird von NOWA – Zentrum für Ausbildungsmanagement koordiniert, Schulungspartner ist das bfi.

Infos: T 48 26 00 – DW 22/27 | www.nowa.at

 

 

  ... weil uns der Schuh drückt!
999 Aktionen für mehr Kinderrechte


Am 19. November fanden in ganz Österreich Aktivitäten für mehr Kinderrechte statt. Unter dem Motto „...weil uns der Schuh drückt“ übergaben Kinder an ihre Bürgermeister/innen, Direktoren/innen oder Verantwortlichen vor Ort konkrete Wünsche für einen kinderfreundlicheren Ort. Die Kinderfreunde und das Institut für Kinderrechte und Elternbildung sind Initiatoren dieses Aktionstages.

„Bei unserer Aktion treffen die Kinder direkt mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Direktorinnen und Direktoren sowie Verantwortlichen vor Ort zusammen und können dort ihre Veränderungsvorschläge übergeben.“, erklärt Dr. Reinhard Meier, Landesvorsitzender der Kinderfreunde Steiermark, den Hintergrund der Aktion.

Allen Verantwortlichen wurde eine Skulptur, nämlich ein Schuh in einer Schraubzwinge übergeben. Diese Skulptur symbolisiert „uns drückt der Schuh“. Die Projektideen der Kinder reichen von fehlenden oder mangelhaften Spielplätzen, Schutzwegen, Ampeln oder Spielplatzeinzäunungen über fehlende Jugendräume, kindgerechte Gestaltung von öffentlichen Plätzen, Aktionen für sozial benachteiligte Kinder bis hin zu mehr Mitbestimmung in Belangen, die Kinder betreffen.

Ziel der Kinderfreunde ist es, die Kinderrechte noch bekannter zu machen und sie gesetzlich in den Verfassungsrang zu heben. „In der Steiermark sind Kinderrechte teilweise schon in der Verfassung verankert. Kinderrechte müssen aber auch Teil der Bundesverfassung werden.“, erklärt Daniela Pruner, Leiterin des Instituts für Kinderrechte in Wien.

 

 

  TrauDi! – 1. Steirischer Kinderrechte-Preis vergeben


Anlässlich des Tages der Kinderrechte am 20. November vergaben das Kinderbüro Graz (www.kinderbuero.at) und die kinder+jugendanwaltschaft steiermark (www.kija.at) zum ersten Mal TrauDi! – den ersten Steirischen Kinderrechte-Preis.

Mit TrauDi! sollen Initiativen für Kinder und Jugendliche, Betriebe der steirischen Wirtschaft und Institutionen bzw. Behörden ausgezeichnet werden, die sich bei der Verwirklichung eines Kinderrechtes besonders verdient gemacht haben. Heuer war das besondere Augenmerk auf den Artikel 12 der UN-Kinderrechtekonvention: das Recht zum Mitreden, gerichtet. In einem Festakt im Grazer Dom im Berg wurden die ersten TrauDi!s vergeben.

Die „TrauDis“ sollen Mut für eine kindergerechte Gesellschaft machen

Kurzvideos von Jugendlichen aus verschiedenen europäischen Ländern und Musik von der Gruppe bloc business feat.sista saedi sorgten für die Unterhaltung, Sponsoren für das leibliche Wohl der zahlreichen Gäste. Die Figur „TrauDi!“ wurde vom steirischen Kinderbuchautor Stefan Karch gezeichnet, die Ehren-TrauDi! vom Grazer Künstler Erwin Schwentner aus Ton gestaltet. Ausgezeichnet wurden: in der Kategorie steirische Wirtschaftsbetriebe Radio Helsinki für die Einbeziehung von Jugendlichen in die Programmgestaltung und die wöchentliche Sendeleiste von und für Kinder und Jugendliche über jugendspezifische Themen. In der Kategorie Behörden/Institutionen/Schulen wurde die Schule im Pfeifferhof – Knallerbse ausgezeichnet, die ihren SchülerInnen mit reformpädagogischen Ansätzen ganzheitliche Bildung und vielfältige Mitgestaltungsmöglichkeiten im Schulalltag bietet.

Der 1. Kinderkongress mit dem Titel „Coole für Schule – Schule für Coole“ erhielt die TrauDi! für Initiativen von und für Kinder und Jugendliche. Die Ehren-TrauDi! schließlich wurde der Vizepräsidentin der steiermärkischen Rechtsanwaltskammer, Dr. Elisabeth Simma, verliehen, die durch ihr Engagement ermöglichte, dass minderjährigen Opfern von Gewalt seit 1997 in der Steiermark eine kostenlose anwaltliche Vertretung vor Gericht beigestellt wird. Ziel der InitiatorInnen des steirischen Kinderrechte-Preises ist laut dem steirischen Kinder- und Jugendanwalt Mag. Christian Theiss, nachahmenswerte Projekte als Vorbilder in die öffentliche Aufmerksamkeit zu rücken und somit einen Beitrag zu einer kinder- und jugendgerechteren Gesellschaft zu leisten.

– gm –

 

 

  Steirische AIDS-Hilfe: „Women, girls, HIV and AIDS“


Derzeit leben weltweit 39,4 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, der die Erkrankung AIDS auslöst. 2004 infizierten sich 4,9 Millionen Menschen neu, 3 Millionen starben an AIDS. Seit dem Ausbruch der Epidemie sind mehr als 20 Millionen Menschen an den Folgen einer AIDS-Erkrankung gestorben. Frauen und Mädchen sind zunehmend betroffen: 1985 waren weltweit 35% aller HIV-Positiven Frauen; 2003 waren es bereits 48% und im südlichen Afrika sind bereits 57% aller Betroffenen Frauen. Aufgrund der biologischen und gesellschaftlicher Gegebenheiten ist das Infektionsrisiko für Frauen sieben Mal höher als für Männer.

Die Zahlen der neu entdeckten Infektionen steigen auch bei uns: Von Jänner bis Oktober 2003 gab es in Österreich 352 Neuinfektion, in der Steiermark 22. Von Jänner bis Oktober 2004 waren es in Österreich 395, in der Steiermark 33.

„Eine HIV-Infektion bzw. AIDS-Erkrankung ist heute kein Todesurteil mehr“, so OA Dr. Max Kronawetter vom LKH Graz-West. Möglichkeiten der Behandlung dürfen allerdings nicht mit einer Heilung verwechselt werden, denn das könnte zu einer riskanten Verharmlosung führen.

Die Steirische AIDS-Hilfe in Graz ist steiermarkweit die einzige Stelle, die kostenlos und anonym testet. Unerlässlich ist, dass das „diagnostische Fenster“ von 12 Wochen eingehalten wird. Frühestens 5 Wochen nach einem möglichen Risiko kann der Test eingesetzt werden, wobei das Ergebnis aussagekräftig, aber noch nicht exakt ist; darum ist es notwendig, 7 Wochen später, also nach insgesamt 12 Wochen, den Test zu wiederholen.

Der einzige wirksame Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus ist das Kondom.

Steirische AIDS-Hilfe | Schmiedgasse 38, 8010 Graz | 0316-81 5050 | www.aids-hilfe.at

 

 

  Zweiter Workshop der „Denkwerkstätte Graz“ bei ISOP: Hehre Begriffe verschleiern die Härte


Wer heute am Arbeitsmarkt bestehen will, muss fachlich ausgebildet und zudem noch flexibel, belastbar und allzeit verfügbar sein. Auch außerfachliche Qualifikationen sind gefragt – und sogenannte „soft skills“ werden geradezu mantrisch heraufbeschworen. Beim zweiten Workshop der vom Arbeitsmarkservice Steiermark beauftragten „Denkwerkstätte“ untersuchte der Soziologe Mag. Manfred Krenn auf Einladung von Univ.Doz. Hans Georg Zilian, was denn solche „Schlüsselbegriffe“ konkret bedeuten und wie sie sich im Arbeitsalltag niederschlagen.

„Man will stromlinienförmige Leute“
Besieht man sich die Anforderungsprofile, so wird vor allem im Bereich der New Economy der „lebenslange Anfänger“ gesucht, der am besten Workoholic ist, sich alles gefallen lässt und weder für zumutbare Arbeitsbedingungen streitet noch eine soziale Verantwortung der Wirtschaft einfordert. „Man will stromlinienförmige Leute“, so Krenn. Und die zwar nebulosen, aber lauthals geforderten Schlüsselqualifikationen seien als „soziale Konstrukte“ zu betrachten. Besonders die älteren Arbeitnehmer gelten in der allgemeinen Debatte als wenig innovationsfreudig und anpassungsfähig, als zögerlich und inflexibel. Ihre Kompetenzen seien überholt – und sie selbst ein Klotz am Bein der Wirtschaft. Dass sie sich weniger gefallen lassen als junge Kollegen und auf ihre Rechte pochen, wird ihnen als Sturheit gedeutet.

Innovationsfreudige „Alte“
Eine deutsche Studie untersuchte die tatsächlichen Gegebenheiten in der Arbeitswelt. Ergebnis: Bei den mittelständischen Betrieben ist der Anteil von Alten in jenen Abteilungen, die als besonders innovationsfreudig gelten, sogar überdurchschnittlich hoch. Diese „Klötze am Bein“ sind also nicht nur Ideengeber, sie sorgen auch für Kontinuität, für inner- und außerbetriebliche Vertrauensbildung und für Wissenswanderung. Ihre Kompetenz wird durchaus geschätzt, denn grundsätzlich seien – so Krenn, der für die Forschungs- und Beratungsstelle FORBA die Lage in Österreich erforscht – die Unternehmen sehr wohl daran interessiert, Mitarbeiter längerfristig an sich zu binden. Während man also durchaus zu „seinen Alten“ zu stehen bereit ist, haben es ältere Arbeitslose jedoch schwer, in diese grundsätzlich „altersfreundlichen“ Betriebe hineinzukommen.

Verschleierungs-Begriffe
„Es herrscht also eine große Diskrepanz zwischen der theoretischen Diskussion und der betrieblichen Relevanz.“ Diese verwischten Begriffe und außerfachlichen Aspekte seien laut Krenn nur dazu da, die Selektion und die immer restr-iktiveren Arbeitsbedingungen zu verschleiern. Das Arbeitsmarktservice, so Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe, komme bei der Vermittlung allerdings auch im Interesse der Betroffenen nicht drum herum, die geforderten „soft skills“ zu berücksichtigen und seine Kunden entsprechend zu schulen und zu unterstützen. Am wichtigsten sei es für die alltägliche Praxis jedoch, von den Unternehmen präzise formulierte Anforderungen für den konkreten Arbeitsplatz einzufordern.

– mg –

 

 

  EU-Strukturfonds in der Steiermark - Ziel 2


Im förderfähigen Gebiet in der Steiermark leben mit rund 850.000 Einwohnern mehr als zwei Drittel der SteirerInnen. Bis November 2004 konnten über 4.000 Projekte realisiert werden; der Ausschöpfungsgrad der gesamten zur Verfügung stehenden Mittel liegt damit bei sehr guten 90 Prozent. Unter anderem wurden seit 2000 durch die Ziel 2 Förderung 61 neue Unternehmen gegründet und insgesamt schon 773 Arbeitsplätze geschaffen.

Das Ziel 2 Steiermark Programm 2000 – 2006 ist das größte Ziel 2 Programm in Österreich. Insgesamt stehen rund 1,2 Mrd. Euro zur Verfügung, zusammengesetzt aus EU-, Bundes-, Landes- und Privatmitteln. Der EU-Anteil beträgt 215 Mio. Euro.

 

 

  ,Franz Kafka‘ am steirischen SP-Parteitag: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“


Zitate aus Literatur, Politik und Zeitgeschichte zierten die Transparente auf der Galerie des Brucker Stadtsaales beim Landesparteitag der steirischen SozialdemokratInnen am 27. November. Es war der Parteitag der Absage an das Mittragen der Politik der Volkspartei.

Deren Abrücken vom demokratischen Grundkonsens, die Zerstörung des Sozialstaates (den die VP zusammen mit der SP aufgebaut hat), zwinge jetzt aber, in direkte Konfrontation zu dieser Politik zu gehen. Beispiele dafür gebe es genug: die rigorose Umfärbelung aller Bereiche des öffentlichen Dienstes, die Angriffe aufs Hochschülerschaftswahlrecht und auf die Arbeiterkammer, die Lancierung eines Zwei-Klassen-Bildungs- und eines ebensolchen Gesundheitssystems etc. Nach Voves hat die ÖVP ihre christlich-sozialen Werte bei der Caritas und bei Vinzi-Pfarrer Pucher abgegeben. Der steirische SP-Chef zitiert den ehemaligen CDU-Generalsekretär Heiner Geissler aus einem „Zeit“-Artikel vom 11. November: „Auf Dauer kann das Element der Solidarität in einer Gesellschaft nicht aufs Spiel gesetzt werden, ohne in der Folge einen fürchterlichen Preis bezahlen zu müssen. Der Kapitalismus liegt heute genauso falsch wie früher der Kommunismus. Heute eliminiert das Kapital die Arbeit. Die Politik muss den neoliberalen Weg beenden und durch das Konzept einer internationalen sozialen Marktwirtschaft ersetzen …“

Das wird bei uns nicht gelingen, so Voves, wenn sich Österreich auf das Sozialniveau von Schwellenländern hinunterpressen lässt. Der Politikwissenschaftler Filzmeier bescheinigt Voves mit der Bekanntgabe dieser Programmatik einen „riskanten Kurs“. Mehr als konservative Parteien anderswo in Europa hat die österreichische Volkspartei die Chance wahrgenommen, durch rigoroses Aufspringen auf den neoliberalen Zug der Zeit vom Image des Konservativen loszukommen und die traditionell als „progressiv“ geltende Sozialdemokratie in die Rolle der Bewahrerin zu drängen. In Deutschland hat der Sozialdemokrat Gerhard Schröder den Mechanismus blitzschnell erkannt und die Strategie übernommen. Der Nachteil nur, dass im Zuge dieser Politik bereits erreichte und unhinterfragbare (Sozial-) Standards entwickelter Gesellschaften auf der Strecke bleiben und wie die Kinder mit dem Bade ausgegossen werden. Schon auf seiner Antrittsparteitagsrede hatte sich Franz Voves dezidiert von der Schröder’schen Politik distanziert. In den Jahren dazwischen hat er erkennen müssen, dass diese Distanznahme zusammen mit der VP nicht werktätig umzusetzen ist. Das Auftreten Franz Kafkas gemeinsam mit Franz Voves am steirischen SP-Parteitag ist höchst denkwürdig, denn Kafka hat die formalen Strukturen der Gefährdung menschlichen Daseins beschrieben. Den politischen Pfad heraus aus dem Klima gepflegter neoliberaler Ideologie ehrlich zu beschreiten wird nicht ohne Risiko möglich sein …

– dk –