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korso
Wissenschaft & Forschung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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12/2004
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Spitzenforschung
für die Steiermark soll auf Naturwissenschaften beschränkt bleiben„Die
Steiermark muss das Forschungsland Nummer 1 in der EU werden“ lautet
das Credo von Wissenschaftsreferent LHStv. Leopold Schöggl. |
Der Anteil der Forschungsausgaben beträgt bereits 2,5% des BIP und
sichert einen Platz unter den Top-25-Forschungsregionen der EU;
von 2001 bis 2005 sind die Forschungsausgaben des Landes um 50%
(von 9,716 auf 13,9 Mio Euro) gestiegen. Der Internationalisierungsgrad
der Forschung ist hoch; 26% der hierzulande getätigten Forschungsausgaben
werden aus dem Ausland finanziert, in den Unternehmen sogar 42%.
Allerdings ist die unternehmenseigene Forschung nahezu völlig auf
die „big player“ beschränkt, wichtig wäre, so Univ.-Prof. Michael
Steiner vom Institut für Technologie- und Regionalpolitik der
Joanneum Research, eine Ausweitung auf die kleineren und mittleren
Unternehmen. Jochen Pildner-Steinburg, Obmann der steirischen
Industriellenvereinigung, verlangt die Einrichtung einer Koordinationsstelle,
„welche die Angebote der Forschungseinrichtungen bündelt und an
die Wirtschaft weitergibt“.
Konzentration auf ingenieursbezogene Disziplinen
Die von DI Schöggl präsentierte „Forschungsstrategie 2005“ setzt
sich u.a. eine Anhebung der Forschungsquote um 3,5% bis 2010 zum
Ziel, weiters die Erschließung neuer technologischer Wachstumsfelder
und die internationale Positionierung der Steiermark als Forschungs-
und Innovationsdienstleister. Erreicht werden soll dies durch eine
Konzentration auf ingenieursbezogene Disziplinen, die Bildung von
Netzwerken und Zentren nach dem Vorbild von NANONET Styria, die
verstärkte Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in wirtschaftliche
Anwendungen, eine bessere Abstimmung durch Kooperationen – mit Universitäten,
anderen Bundesländern und Regionen der EU-Zukunftsregion. Gestartet
werden soll mit Themen der Werkstoffforschung, der Human- und der
Nanotechnologie. Schöggl will sich explizit auf die Förderung von
Naturwissenschaft und Technik beschränken, weil diese allein „anwendungsorientiert“
seien; eine Behauptung, die bei der Präsentation der Forschungsstrategie
auf deutlichen Widerspruch stieß.
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Preis für
JOANNEUM RESEARCH-Forscher |
Für die Dissertation „Bayes-Methoden für Monitoring-Systeme“ wird
Dr. Hans-Peter Stüger der „Alpen-Adria Wissenschaftspreis“
verliehen. Der Preis wurde von der DaimlerChrysler AG für besondere
Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften
an die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Karl-Franzens-Universität
Graz gestiftet.
„Meine Arbeit greift mehrere Fragestellungen auf, die bei regelmäßigen
Datenerhebungen im Wirtschafts- oder Gesundheits- und Umweltbereich
häufig auftreten. Es wird gezeigt, wie Ergebnisse aus früheren Untersuchungen
für die aktuellen Berechnungen genutzt werden können“, erklärt Stüger.
Dieses Know how kommt natürlich den Kunden des Instituts für Statistik
der JOANNEUM RESEARCH zugute: „Mit diesem Wissen lassen sich auch
Stichprobenumfänge reduzieren und somit Aufwand und Kosten einsparen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berücksichtigung von Messfehlern
sowie der Präferenzen z.B. der öffentlichen Hand bezüglich der Unter-
oder Überschätzung von Anteilswerten“, so Stüger.
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Zukunftsmarkt
Umwelttechnologien: Neues Netzwerk für Mittelstandsbetriebe |
Für kleine und mittelständische Betriebe aus dem Bereich der Umwelttechnologien
gibt es neue Marktchancen: Das EU-Projekt „PRODESTS“ (Promotion,
Demonstration and Development of Sustainable Environmental Technologies
for SMEs) will neue Geschäftsmöglichkeiten für kleine und mittelständische
Unternehmen (KMU) in sechs spezifischen Bereichen der Umwelttechnologie
schaffen, indem der Zugang zu europäischen Fördermitteln für technologische
Entwicklung und Anwendung erleichtert wird. „In der Praxis geht
es um die Beseitigung von Hindernissen bei der Beteiligung von KMU
in laufenden EU-Forschungsprogrammen, um lokale Zusammenschlüsse
und um technologie- und marktgerechte Planung und Entwicklung“,
erklärt die „Österreich-Partnerin“ des Projekts, Mag. Barbara
Hammerl.
PRODESTS baut ein europäisches Netzwerk mit örtlichen Partnern
auf, die sich mit Umwelttechnologie und Reinigungsprozessen beschäftigen.
Diese örtlichen Partner sind Zentren mit wissenschaftlicher Expertise
und mit Erfahrung im Bereich der Forschung und Entwicklung. Sie
dienen als Schnittstelle zwischen dem Netzwerk und den örtlichen
KMU.
Das Verständnis für neue und entstehende Technologien sowie deren
Umsetzung in EU-geförderten Projekten wird den KMUs wirtschaftlichen
Nutzen bringen. PRODESTS will den Anwendern von Umwelttechnologien
Lösungen liefern und zugleich den Anbietern neue Marktchancen eröffnen.
Das Resultat des Projekts wird konkret aufzeigen, wie nützlich
die Integration wirtschaftlicher Vorteile in die Lösung umwelttechnischen
Fragen ist, wenn die gesetzlichen, administrativen, finanziellen
und organisatorischen Aspekte berücksichtigt werden. Die Ergebnisse
der Studie werden KMUs darin bestärken, in ihren Unternehmensgrundsätzen
wirtschaftlich vorteilhafte Strategien zur Vermeidung von Umweltverschmutzung
zu implementieren
Weiterführende Infos:
http://www.joanneum.at/nts
| barbara.hammerl@joanneum.at
Mag. Barbara Hammerl | JOANNEUM RESEARCH | Institut für Nachhaltige
Techniken und Systeme
T 43(316) 876-2423| Fax +43(316) 876-1407
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Kinder und
Handys: Steirische Elternvereine für verstärkte Aufklärung |
Vor allem in der Vorweihnachtszeit umwerben die Mobilfunkfirmen
seit Jahren gezielt Kinder und Jugendliche als Kunden. Der Besitz
und Gebrauch des Handys wurde so erfolgreich als schickes und scheinbar
unerlässliches „MUSS“ vermittelt, dass es mitt-lerweile kaum noch
Schulklassen von Zehnjährigen gibt, in denen nicht alle Kinder ein
Handy benutzen.
Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes:
Besser kein Handy unterm Weihnachtsbaum
Die angesichts der Forschungslage warnenden Stimmen selbst höchster
Instanzen verhallten ungehört. So etwa jene des Chefs des Deutschen
Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, der die Eltern
schon 2001 aufforderte ihre „Kinder von dieser Technologie fernzuhalten“.
In ähnlicher Weise riet die EU-Kommission in Ihrem STOA-Bericht
aus dem Jahr 2002 und im Vorjahr eine britische Expertenkommission
aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes zur Handy-Vermeidung
bei Kindern.
Scheitert die Werbewalze der Mobilfunker an Eltern und Schule?
Eine Veranstaltung des Steirischen Landesverbandes der Elternvereine,
der Landessanitätsdirektion und der Schulpsychologie des Landes
Steiermark am 10. 11. 2004 im großen Sitzungssaal des Landesschulrates
machte eine wachsende Sorge jener, die für den Nachwuchs Sorge tragen,
deutlich. Gastreferent war Dr. Gerd Oberfeld, Umweltmediziner
der Landessanitätsdirektion Salzburg.
KORSO sprach mit DI Ingrid Grubauer (Risiko-Mobilfunk-Österreich)
und dem ehemalig langjährigen Präsidenten des „Landesverbands der
Steirischen Elternvereine“ und Vorsitzenden des „Kinderbüro Graz“,
Gerhard H. J. Fruhmann, über die Motive dieser Einladung
und geplante zukünftige Aktivitäten:
Gab es einen aktuellen Anlass für diese Veranstaltung?
Fruhmann: Es gibt ein wachsendes allgemeines Bewusstsein
über die Elektrosmog-Problematik. Und es gibt eine zunehmende Zahl
besorgter Eltern. Die Kinder sitzen stundenlang vor dem PC, führen
oft endlose Telefonate am Handy. Und jetzt gibt es Pläne, flächendeckend
in den Schulen WLAN-Netze mit Laptop-Klassen als Standard der Telekommunikationsausstattung
einzuführen. Da gibt es viel Begeisterung über diese Modernisierung,
aber kaum jemand macht sich Gedanken über mögliche nachteilige Technikfolgen.
Es war also an der Zeit, die Information über die Problematik des
Elektrosmog auch im Rahmen der Schulen und der Elternverbände in
Angriff zu nehmen und Hilfestellung für einen belastungsminimierenden
Umgang zu geben.
Grubauer: Die Mobilfunklobby macht gar kein Hehl daraus,
dass gerade mit Blick auf den Zukunftsmarkt UMTS die Kinder und
Jugendlichen die wichtigsten und lukrativsten Kunden sind. Dementsprechend
richtet sich auch die Werbung stark auf die Interessen der Jugend
aus. Diese Werbung bleibt die Information über die gesundheitlich
bedenklichen Auswirkungen des Mobilfunks schuldig. Auch die Regierung,
die für die Gesundheitsvorsorge verantwortlich ist, und die Medien
halten mit kritischen Informationen noch immer zurück. Stattdessen
gibt es bezahlte Werbeanzeigen, die als offizielle wissenschaftlich
fundierte Stellungnahmen getarnt sind, wie die des Wissenschaftlichen-Beirat-Funk,
kürzlich in einer Tageszeitung.
Was können Sie angesichts der Übermacht der Mobilfunk-Konzerne
konkret für den Schutz der Gesundheit unserer Kinder unternehmen?
Fruhmann: Wir haben keine Verordnungsmacht und können also
nur auf die Informationsschiene setzen. Wir werden das Thema verstärkt
in unseren Publikationen aufgreifen. Von Seite des Kinderbüros Graz
planen wir die Herausgabe eines Info-Folders mit praktischen Tipps,
wie man gegebene Belastungen durch Elektrosmog reduzieren oder gar
vermeiden kann. Dass die Kinder vor dem Bildschirm des PC einen
Abstand von 80 cm einhalten, sie dabei ihre Füße auch nicht in einem
Kabelsalat stecken haben und das Handy kein Instrument für Endlosgespräche
ist – das können wichtige Elemente der langfristigen Gesundheitsvorsorge
sein.
Grubauer: Die Schulung der Lehrer ist wichtig, sie sollten
in die Lage versetzt werden entweder selbst kleinere oder größere
Unterrichtsprojekte zum Thema Elektrosmog durchzuführen oder entsprechend
fachkundige Personen dazu einladen. Elternvereine müssen regelmäßig
über schulische Entwicklungen auf diesem Gebiet informiert werden.
Ein Einspruchsrecht bei der Verwendung neuer Technologien muss für
die Elternvereine gewährleistet sein.
Weiterführende Links zum Thema:
www.salzburg.gv.at/umweltmedizin
| www.buergerwelle.de
| www.risiko-mobilfunk.at
Beratung: Risiko-Mobilfunk-Österreich | DI Ingrid Grubauer | T
0316-422496 | i.grubauer@gmx.at
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Preis für
Gruppenarbeit zur Dritten Welt |
Projektarbeiten von Jugendlichen (14 - 19 Jahre) werden heuer in
Kooperation mit dem „SchülerStandard“ erstmals vom Land Steiermark
mit dem JournalistInnenpreis für Entwicklungszusammenarbeit
ausgezeichnet. Bewerben können sich Schüler- und Jugendgruppen aus
ganz Österreich, die sich im Rahmen einer Klassen- oder Gruppenarbeit
mit dem Thema Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern - Betrachtung
der Ziele, Wege und Betroffenen beschäftigt haben. Das beste
Ergebnis wird im „SchülerStandard“ veröffentlicht und bei einer
Veranstaltung in Graz vorgestellt. Der für die prämierte Leistung
vorgesehene JournalistInnenpreis der Steiermärkischen Landesregierung
ist mit insgesamt 3000 Euro dotiert. Einsendeschluss ist
der 31. 12. 2004.
Infos und Einreichung:
Land Steiermark, Fachabteilung 1E, Europa und Außenbeziehungen (Bereich
Entwicklungszusammenarbeit) Nikolaiplatz 3, 8020 Graz
T 0316-877-3323 oder 3802 und
www.europa.steiermark.at
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Solidarische
Strategien gegen den„Kampf der Generationen“ |
Hatte vor kurzem noch der US-amerikanische Politikwissenschafter
Samuel P. Huntington den Kampf der Kulturen prognostiziert, so sieht
der deutsche Soziologe Reimer Gronemeyer jenen der Generationen
heraufdämmern. Beim Symposium „Solidarität zwischen den Generationen
– Wunsch oder Wirklichkeit“, das am 25. November im Weißen Saal
der Grazer Burg im Rahmen der Initiative „Kinderleben“ stattfand,
legte der Soziologe und Theologe Reimer Gronemeyer die Hauptthesen
seines Buches „Kampf der Generationen“ dar. Ausgehend von einer
pessimistischen Analyse der Situation fordert Gronemeyer von den
SeniorInnen einen bescheideneren Lebensstil.
Reimer Gronemeyer:
Die ungerechte Verteilung zwischen den Generationen und den „jungen“
und „alten“ Staaten birgt immensen Konfliktstoff
Gerät der Staat in die Geiselhaft der grauen Panther?
Auf Dauer könne sich ein System, in dem arme (und oft arbeitslose)
Junge reiche Alte finanzieren sollen, nicht halten. „Die jetzigen
Pensionisten bekommen für jeden eingezahlten Euro zwei Euro Pension,
die heute Dreißigjährigen werden vom eingezahlten Euro nur 80 Cent
zurückbekommen.“ Gronemeyer verwies aber auch auf den politischen
und ökologischen Aspekt des Generationenkonflikts. „2020 wird jeder
zweite Wähler über 60 sein. Das heißt, die ältere Generation hat
die Möglichkeit, den Staat in Geiselhaft zu nehmen.“ Für problematisch
hält er auch, dass es seiner Generation gelungen sei, die Risiken
ihres Lebenstils in die nachfolgenden Generationen zu verlagern:
„Wir haben es geschafft, Müll zu produzieren, der noch 50.000 Jahre
bewacht werden muss.“ Gronemeyer sieht die Gefahr, dass sich die
immer stärkere Konkurrenz auf allen Ebenen gesellschaftlicher Entwicklung
im Bereich des Generationenverhältnisses eskalieren und zu einem
„Krieg der Generationen“ führen könnte.
Bewusst weniger
Der Generationenkonflikt hat, wie Gronemeyer weiter ausführte, auch
einen globalen Aspekt: Überalterten Industrienationen stehen junge
Entwicklungsländer gegenüber. So wie innerhalb der Industrienationen
besteht zwischen den Staaten die Problematik, dass die BewohnerInnen
der einen konsumieren und einen luxuriösen Lebensstil genießen,
während die BürgerInnen der anderen für wenig Geld arbeiten und
um ihr Überleben kämpfen. Auch diese Ungerechtigkeit birgt Stoff
für gewaltsame Auseinandersetzungen.
Bei allem Pessimismus bestehen aber auch Lösungsansätze. Gronemeyer:
„Unser derzeitiger Lebensstandard wird nicht zu halten sein, aber
ein bewusstes Weniger kann auch zu einem Mehr an Glück führen“.
Das Generationenverhältnis müsse neu definiert und auf gegenseitiger
Solidarität anstatt nur auf dem Streben nach maximalem Konsum aufgebaut
werden.
Dem stimmt auch die Sozialgerontologin Prof. Cornelia Kricheldorff
zu. Sie fordert Begegnungsstätten, wo sich junge und alte Menschen
treffen können, um ihre Klischees mit der Realität zu konfrontieren.
Das von NAbg. Ridi Steibl vertretene Generation-Mainstreaming
könnte zum Teil den Forderungen von Kricheldorff gerecht werden.
Ridi Steibl sieht es in Anlehnung an das Konzept des Gender-Mainstreaming
als ihre Aufgabe eine generationenbezogene Sichtweise in alle politischen
Konzepte auf allen Ebenen einzubeziehen.
Die geladenen Sportlerinnen und Ex-Sportlerinnen Barbara Paulus
und Ingrid Turkovic-Wendl konnten, obwohl vom Publikum viel
beklatscht, der Diskussion nur wenig Interessantes hinzufügen, zumal
es weder neu noch gesellschaftlich von besonderer Relevanz ist,
dass sportliche Karrieren schon in jungen Jahren zu Ende sind und
der Begriff des Alters hier eine andere Dimension hat. Schade für
die Veranstaltung war nur, dass angesichts der vielen teilweise
skurrilen Statements von anwesenden Betroffenen den Ausführungen
Gronemeyers weniger Zeit eingeräumt wurde, als einer sinnvollen
inhaltlichen Debatte zuträglich war.
Johanna Muckenhuber
Buchtipp: Reimer Gronemeyer: Kampf der Generationen. (München)
2004. 254 Seiten. ISBN 3-421-05752-4. 17,90 EUR
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JUST
GEM – Gleichstellung in 11 praktischen Beispielen „JUST
GEM“ ist ein steirisches EU-(„Equal“)Projekt, das die Programme, Produkte
und Strukturen der steirischen Arbeitsmarktpolitik nachhaltig auf
Gleichstellung von Männern und Frauen ausrichten will. |
Mit Hilfe von 2 Mio. Euro an EU-Mitteln wurden Konzeption und Durchführung
von Workshops, Seminaren und Lehrgängen finanziert, die Organisationen
bei der Implementierung und Integration von Gender Mainstreaming
unterstützen sollen.
Heide Cortolezis und Dorothea Sauer von nowa – Netzwerk
für Berufsausbildung – betrieben im Rahmen von JUST GEM in den letzten
zwei Jahren Kompetenzaufbau auf verschieden Ebenen mit dem Ziel,
in Pilotprojekten konkrete Ansätze und Lösungen zu entwickeln, die
nachhaltig genutzt werden können.
Dazu führten sie in 32 Organisationen Strategieberatungen durch.
Nach Workshops mit den Führungskräften der politischen Organisationen
wurde ein sechs-monatiger Lehrgang für „Gender Agents“ durchgeführt.
17 leitende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurden von ihren Organisationen
zur Teilnahme entsandt, damit sie danach ihre Organisation bei der
Ausrichtung auf Gleichstellungsorientierung beraten bzw. die notwendigen
Veränderungen planen und begleiten können.
Teilgenommen haben insgesamt 11 Organisationen, u.a. das AMS,
die BH Graz-Umgebung, das Bundessozialamt Steiermark, die Industriellenvereinigung
mit Sappi Gratkorn, der Magistrat Graz und der ÖGB. Die Ergebnisse
dieser Pilotprojekte wurden in einer Festveranstaltung in der Grazer
Burg am 7.12. vorgestellt.
Info: nowa | Heide Cortolezis | 0316-482600 | cortolezis@nowa.at
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Mit
dem Fahrrad in den Arbeitsmarkt |
Am 18. November feiererte das sozialökonomische Jugendbeschäftigungsprojekt
Bicycle sein 15-jähriges Bestehen – stilgerecht im Loft „Kristallwerk“
in der Grazer Viktor-Franz-Straße. Bicycle begann 1989 mit sechs
Transitarbeitsplätzen, auf denen Jugendliche für die Dauer eines
Jahres im „gesofteten“ Sektor des Arbeitsmarktes im Bereich Fahrradreparatur
(und Recycling) für den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden.
Im Laufe der Jahre ist Bicycle fast zu einem Mittelbetrieb gewachsen:
In Spitzenzeiten beschäftigte man 35 Männer und Frauen auf Transitplätzen,
produzierte so genannte Handbikes für Menschen mit Behinderung und
nahm eine Bike-Trainingsstrecke mit „Labungscafé“ im Schwarzl-Areal
in Betrieb. Mit der Umstellung der aktiven Arbeitsmarktpolitik und
den daraus folgenden Kürzungen des Beschäftigungsbereiches wurde
die Handbike-Produktion im Jahr 2002 geschlossen. Bestehen blieben
bis heute drei Fahrradshops und die „Bikerranch“ beim Freizeitzentrum
Schwarzl mit insgesamt 25 TransitlerInnen.
Bicycle-Geschäftsführer Gerd Kronheim
und die stellvertretende AMS-Steiermark-Geschäftsführerin Dr. Herta
Kindermann-Wlasak feierten „15 Jahre Bicycle“.
Zweck des Projekts ist es, professionelles Wirtschaften mit sozialer
und Arbeitsmarktintegration zu verbinden. Langzeitbeschäftigungslose
Jugendliche (derzeit 42% Mädchen 42% und 58% Burschen) können in
einem technisch anspruchsvollen und umweltfreundlichen Bereich arbeiten,
arbeitsmarktpolitisch erwünscht ist der hohe Frauenanteil in einem
eher typischen Männerberuf. In seiner bisherigen Geschichte hat
Bicycle bisher schon 554 Jugendliche beschäftigt. Bicycle zählt
zu den stärksten der etwa 50 vergleichbaren Projekte in Österreich.
Die arbeitsmarktpolitische Erfolgsrate des über das AMS, die Stadt
Graz und das Land Steiermark geförderten Projektes liegt bei 67%
Übertritten in „normale“ Arbeitsverhältnisse oder andere Ausbildungsmaßnahmen
innerhalb von sechs Monaten nach Austritt und ist wie bei den meisten
Beschäftigungsmaßnahmen weiter steigend.
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40
Jahre „Afro“: Akzeptanz statt Toleranz Das
Grazer Afro-Asiatische Institut, das dieser Tage sein 40-jähriges
Bestehen feiert, versteht sich zunehmend als Kompetenzzentrum für
integrationspolitische Fragen |
„Der Gründungsgedanke des ,Afro‘ und der Auftrag, zum Respekt für
und zwischen den Kulturen der Welt beizutragen ist angesichts der
aktuellen Situation, wie sich jetzt gerade in Holland zuspitzt,
wichtiger denn je“, betont die Institutsleiterin Mag. Angelika
Vauti-Scheucher. Ein Schwerpunkt des AAI ist die Beratung bzw.
Förderung von Studierenden aus Afrika, Asien und Lateinamerika.
Diese leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit
und Gesellschaftspolitik in Österreich und ihren Heimatregionen.
Vauti-Scheucher veranschaulicht die Vielfalt des „Hauses der Kulturen“
anhand von Zahlen: Das AAI beherbergt ein Heim, wo derzeit 30 Studierende
aus 21 Nationen aus Afrika, Asien und Lateinamerika untergebracht
sind. 28 Studierende (16 Frauen, 12 Männer) aus 18 Ländern beziehen
Stipendien. Heute versteht sich das AAI als Kompetenzzentrum bzw.
als Plattform für integrationspolitische Fragen.
Stadtwerke-Chef Wolfgang Messner >
mit zwei „Afro“-BewohnerInnen, Institutsleiterin Angelika Vauti-Scheucher:
„Ich habe die Vision, dass die Menschenrechtsstadt Graz zur rassismusfreien
Zone wird.“
„Die Stadt Graz und das Land Steiermark holen sich hier Kompetenzen
ab“, so Vauti-Scheucher. Die von der Stadt Graz geplante Integrationsstelle
für rund 45.000 Menschen ausländischer Herkunft ist für Vauti-Scheucher
als politische Willenskundgebung ein Schritt in Richtung beidseitiger
„Akzeptanz“. „Tolerieren ist zu wenig, denn es geht um Integration
auf gleicher Augenhöhe.“ So ist auch Vauti-Scheuchers Vision „Graz
als rassismusfreie Zone“ zu verstehen.
gk
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Grazer
Tanzschulen: Kampagne gegen Alkohol |
Im Bemühen, Jugend und Gesellschaft zu einem verantwortungsvollen
Umgang mit Alkohol zu motivieren, verbuchen LRin Mag. Kristina
Edlinger-Ploder und die Initiatorin von „Sei keine Flasche“,
Edith Hornig, einen weiteren Erfolg: Auch die renommierten
Grazer Tanzschulen Kern-Theissl und Schweighofer beteiligen sich
mit zahlreichen Aktivitäten an der Aktion. „Tanzen ist Sport und
Hobby zugleich – eine ideale Freizeitgestaltung mit Freunden, bei
der nicht nur Körper und Geist, sondern vor allem auch Stil und
Benehmen trainiert werden.“
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Neue
Wohnalternative für SeniorInnen |
Seit einem Jahr bestehen die betreuten Wohngemeinschaften für SeniorInnen
in der Lagergasse. Bei dem Modellprojekt des Vereines „Miteinander
leben“ und der Diakonie Österreich handelt es sich nicht um eine
Luxusresidenz für betuchte ältere Menschen, sondern um eine für
alle leistbare und für viele wünschenswerte Alternative zu den bisherigen
starren Formen der Altenbetreuung. Da sich diese Form des Wohnens
inzwischen bewährt hat, sind in der Steiermark weitere Projekte
geplant.
Elke
Merl („Miteinander leben“), Michael Chalupka (Diakonie), LR Kurt
Flecker: „Senioren haben ein Recht darauf, möglichst selbstbestimmt
und doch bestens versorgt zu leben.“
Vielfältige Angebote für SeniorInnen
Landesrat Kurt Flecker hofft, dass die von der Fachhochschule
Joanneum derzeit durchgeführte wissenschaftliche Evaluierung die
Argumentationsbasis für die steiermarkweite Umsetzbarkeit liefert.
Welche Alternativen und Entwicklungen es zu den bisherigen Formen
des Seniorenwohnens geben wird, ist letztlich Sache der Politik.
Landeshauptfrau Waltraud Klasnic hat mit dem Projekt „Magnolienbaum“
(KORSO berichtete) ein steirisches Zukunfts-Modell für Menschen,
die noch keine Vollversorgung brauchen, vorgeschlagen. Während das
Klasnic-Konzept die Tagesbetreuung in so genannten Seniorengärten
vorsieht (SeniorInnen sollen in der Früh von ihren berufstätigen
Angehörigen in Begegnungszentren gebracht und am Abend wieder abgeholt
werden), setzt Flecker bei „Miteinander Leben“ im integrativen,
generationsverbindenden Sinne an. Dazu Flecker: „Senioren haben
ein Recht darauf, möglichst selbstbestimmt und doch bestens versorgt
zu leben. Wir wollen nicht ein Projekt gegen das andere stellen,
denn uns geht es um vielfältige Angebote für Senioren.“
Überbetreuung vermeiden
Auch von Seiten der Diakonie spricht man sich für differenzierte
Altenpflegeeinrichtungen aus, die auf spezielle Bedürfnisse der
Senioren eingehen. „Uns ist es wichtig, nicht alle Menschen über
einen Kamm zu scheren, sondern maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln“,
betont Diakonie-Leiter Michael Chalupka. Folglich ist das
Betreuungskonzept auf Selbständigkeit und Selbstbestimmung ausgerichtet.
„Uns ist es wichtig, nicht überzubetreuen, denn wer rastet, rostet.
Hilfe wird dort gegeben, wo sie gebraucht wird“, hält Elke Merl,
Geschäftführerin des Vereines „Miteinander leben“ fest. Die vier
Wohngemeinschaften im Haus Lagergasse sind bis auf zwei Plätze besetzt
und bestehen aus jeweils drei bis vier SeniorInnen. Die BewohnerInnen
werden von der Adventmission mobil betreut; sie bekommen u. a. psychologische
Stützung, Gedächtnis- und Bewegungstraining. „Wir wünschen uns,
dass unsere BewohnerInnen ihre Alltagstätigkeiten solange wie möglich
selbst machen können. Beispielsweise ermöglichen Einkaufen und Kochen
auch sinnliche Erfahrungen, die der Einzelne auf einer Pflegestation
nicht mehr machen kann“, so Merl.
Das Konzept ist sich nicht nur bei den BewohnerInnen voll aufgegangen:
Das Projekt wurde mit dem Diakoniepreis ausgezeichnet und vom Land
Steiermark als Modellprojekt gefördert. Im Herbst 2005 werden zwei
weitere Häuser mit betreuten Seniorenwohnungen in Betrieb gehen
und zwar am Grazer Lendplatz und in Mooskirchen. Erwähnenswert ist,
dass in allen Häusern ein generationsdurchmischtes Wohnen möglich
ist.
Infos: 0316-72 32 33 | www.miteinander-leben.at
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Jugendliche
im Dialog mit ZeitzeugInnen: Neue Videos erschienen
Wie bereits im Vorjahr war auch die heurige Präsentation der neuesten
Videos im Rahmen der „ZeitzeugInnen-Edition“ der ARGE Jugend gegen
Gewalt und Rassismus ein voller Erfolg. Mehr als 300 österreichische
und slowenische Gäste folgten am 25. November der Einladung von Landeshauptmann
Waltraud Klasnic und der ARGE in den Weißen Saal. Der Themenbogen
der vorgestellten Videos spannte sich dabei von „Kindheit und Jugend
in den 1930er Jahren“ bis hin zu verschiedenen Aspekten von Verfolgung
und Widerstand während der NS-Zeit. |
Einbindung von Jugendlichen und Gemeinden. Die ARGE setzte auch
bei diesem Projekt konsequent auf Jugendbeteiligung sowie auf die
Einbindung regionaler Partner in allen steirischen Regionen. Der
Widerstandskampf der Partisanengruppe Leoben-Donawitz wurde vom
BG/BRG Leoben dokumentiert. In Eisenerz stellten sich die Stadtgemeinde
Eisenerz und ein Personenkomitee dem Thema des „Todesmarsches Eisenstraße
1945“. Das BG/BRG Oeverseegasse thematisierte kritisch die Schul-
und Bildungslandschaft der 1930er und 1940er Jahre und eine zweiteilige
Produktion mit dem Titel „Im Krieg 1939 bis 1945“ widmete sich den
Motiven und Erlebnissen von Kriegsteilnehmern.
Jugendliche, ZeitzeugInnen, Prominente …
die ZeitzeugInnen-Edition der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus
findet begeistertes Echo.
Von Jugendlichen aus Graz, Mureck und Maribor wurden mehr als 20
SteierInnen und SlowenInnen zu ihrer Jugend in den 1930er und 1940er
Jahren auf beiden Seiten der steirischen Grenze befragt. Für Julian
Ausserhofer, der als Jugendlicher seit Jahren Erfahrungen in
der ARGE-ZeitzeugInnenarbeit gesammelt hat, waren neben den Einblicken
in die verschiedenen Lebenswelten jene Aussagen am eindruckvollsten,
„in welchen es den ZeitzeugInnen möglich war, reflektiert über ihre
Jugend zu berichten.“ So erzählte eine Grazerin über ihre Jugendzeit
als Mitglied in einer illegalen BDM-Gruppe Mitte der 1930er-Jahre.
Nach der Verhaftung einer Freundin durch die Gestapo im Jahr 1944
wurde sie zu einer Gegnerin des NS-Systems und engagierte sich nach
dem Krieg äußerst aktiv in der Friedensbewegung.
„... nur noch sehr wenig Zeit“
Für ARGE-Geschäftsführer Mag. Christian Ehetreiber zeigt
das überwältigende Interesse an der Videoedition, „dass gerade in
unsicheren Zeiten die zeitgeschichtliche Standortbestimmung wertvolle
Orientierungs- und Reflexionspunkte für die persönliche Identität
bietet.“ So liege der Wert der ZeitzeugInneninterviews für die heutige
Jugend laut Ehetreiber auch darin, dass sie Wege und Erfahrungen
aufzeigen, wie man sich für die Verteidigung der Menschenrechte,
für mehr Menschenwürde und für die Demokratie einsetzen könne. In
den kommenden drei Jahren soll die Videoedition erweitert werden,
denn, so ARGE-Projektleiterin Mag. Bettina Ramp: „Wir haben
nur noch sehr wenig Zeit, um den unwiederbringlichen Erfahrungs-
und Wissensschatz der steirischen ZeitzeugInnen für die Nachwelt
zu sichern.“
Info: ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | 0316-877-4058 |
bettina.ramp@argejugend.at
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Integrationsstelle
für Graz: „Eine Demokratie erster Klasse darf sich keine BürgerInnen
zweiter Klasse leisten“ Diesen Ausspruch Martin
Luther Kings stellte der Ausländerbeirat der Stadt Graz als Veranstalter
der Fachtagung über die geplante Einrichtung der städtischen Stelle
für Integration und Interkulturelle Arbeit in Graz der Einladung zur
Tagung voran. Es galt, die Erfahrungen von vier europäischen Städten
mit ihren kommunalen Einrichtungen für Integration und interkulturelle
Arbeit für das Grazer Modell nutzbar zu machen. |
Beispiel Wien: Unternehmenskultur Integrationsfonds trifft auf
Unternehmenskultur Magistrat.
Die seit einem halben Jahr existierende Magistratsabteilung für
Integrations- und Diversitätsangelegenheiten (MA17) ist noch im
Aufbau begriffen und sollte laut Dr. Ursula Struppe in Kürze
eine gut funktionierende Integrationsstelle werden, was sich schon
an der multikulturellen Zusammensetzung der MitarbeiterInnen ablesen
lassen soll. Programm und Visionen werden vorrangig im Mainstreaming
der öffentlichen Verwaltung bestehen, die MA17 soll selbstverständliche
Standards schaffen, die Bewusstseinsbildung in allen Verwaltungseinheiten
dahingehend prägen, dass Zuwanderer mit allen ihren Ressourcen als
Chance für Wien begriffen werden. „Zumindest für diejenigen, die
heute oder morgen kommen, soll es bessere Startbedingungen geben“,
hofft Dr. Struppe.
IntegrationsreferentInnen europäischer Städte
berichteten über ihre Erfahrungen
Frankfurt: Integrationsarbeit funktioniert,
wenn sie vom politischen Willen getragen ist.
Die Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt
am Main, Helga Nagel, wertet es als Kennzeichen für erfolgreiche
Integrationsarbeit, dass in Frankfurt, wo ca. 40% der Bevölkerung
Menschen mit Migrationshintergrund sind, nur mehr selten gefragt
wird: „Wo kommen Sie her?“ Seit die rotgrüne Stadtregierung ein
eigenes Dezernat für multikulturelle Angelegenheiten gegründet hat
- „Stadtrat Daniel Cohn-Bendit hat das als politisches Credo schon
im Wahlkampf versprochen“, so Nagel - und dieses gleichrangig neben
den anderen Abteilungen angesiedelt wurde, mit eigenem Budget, eigener
Öffentlichkeitsarbeit usw., konnten beispielhaft Modellprojekte
initiiert werden, die jetzt zum Image von Frankfurt als europäischste
der deutschen Städte beitragen. „Vor sechs Jahren wurde z.B. ein
Kurs für Einwanderereltern untern dem Titel „Mama, lern deutsch“
installiert, jetzt gibt es dieses Angebot flächendeckend“, berichtet
Nagel und ermutigt: „Es lohnt sich da zu investieren!“ Inzwischen
sind zwei der Frankfurter StadträtInnen und zehn Abgeordnete des
Stadtparlaments Einwanderer.
Beispiel Gent: Arbeit der NGOs stärken.
Wie schwierig es unter geänderten politischen Bedingungen wird,
schilderte Krist Poffynvom städtischen Integrationsdienst
in Gent. „Seit die rechtsgerichteten Parteien jede Ausgabe für Integration
kritisieren, haben wir viele Aufgabenbereiche wieder an NGOs übergeben,
die in dieser Situation besser für unsere Ziele eintreten können.“
Poffyn sieht die Aufgabe des Integrationsamtes in der Balance zwischen
längerfristiger Planung und flexiblem Eingehen auf sich ändernde
Bedürfnisse der verschiedenen Zuwanderergruppen und ist von den
NGOs in Graz sehr angetan, die „sehr gute Arbeit leisten.“
Kenan Güngör präsentierte Studienergebnisse des
Büros für angewandte Sozialforschung und Entwicklung in Basel und
warnte davor, nur mit den Einwandererorganisationen zusammenzuarbeiten,
denn „nur 20% der ImmigrantInnen sind mehr oder weniger organisiert“
und fordert Strategien, wie die Vernetzung mit allen Zuwanderern
funktionieren könnte.
In der abschließenden Diskussion mit Grazer StadtpolitikerInnen
wurde von den ca. 50 TagungsteilnehmerInnen – hauptsächlich MitarbeiterInnen
der in Graz im Migrationsbereich tätigen Vereine – die Gelegenheit
wahrgenommen, die Pläne für die Umsetzung der Integrationsstelle
in Graz nachzufragen. Eine gewisse Hilflosigkeit war spürbar, was
oder wie mit diesem neuen Projekt umgegangen werden soll, was gefordert,
erwartet werden könnte, welche Rahmenbedingungen nötig sind, welche
kontraproduktiven Aufgabenzuweisungen vermieden werden sollten.
Die politische und inhaltliche Positionierung dieser
neuen Einrichtung wird eine Bewährungsprobe dafür sein, inwieweit
die Kommunalpolitik ihren eigenen Ansprüchen – Graz ist immerhin
Menschenrechtsstadt – gerecht werden kann.
Gertrud Muckenhuber
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Höheres
Bruttoinlandsprodukt durch humanere Arbeitswelt |
Arbeitsmediziner sind sich aufgrund aussagekräftiger Studien einig:
Durch unnötige und vermeidbare Spitzenbelastungen an europäischen
Arbeitsplätzen wird Wohlstand und Kapital vernichtet.
Dr. Karl Kuhn von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin in Dortmund referierte Ende November in der steirischen
Arbeiterkammer alarmierende Zahlen: bis 30 Prozent aller Gesundheitsausgaben
ließen sich mittelfristig durch entsprechende Prävention an den
Arbeitsplätzen vermeiden. Allein über die Arbeitsausübung erworbene
Krankheiten kosten bis zu vier Prozent des bundesdeutschen Inlandsprodukts.
In Summe ergeben sich auf diese Weise für Deutschland Kosten von
26 Mrd Euro pro Jahr aufgrund körperlicher, 25 Mrd aufgrund psychischer
Belastungen – in dieser Statistik sind die Arbeitslosen nicht berücksichtigt.
Statistisch gesehen hat jeder vierte Arbeitslose gesundheitliche
Einschränkungen, die eine Vermittlung auf einen Arbeitsplatz erschweren,
wobei diese Einschänkungen selbst wieder zum Großteil in den Phasen
der Beschäftigung erworben werden. Hauptbetroffene Gruppen sind
die Beschäftigten in Pflegeberufe, in den Metall verarbeitenden
Branchen und das Klientel der ungelernten Arbeitskräfte, deren Karrieren
signifikant häufig in der krankheitsbedingten Frühverrentung enden.
Krankheits-Prävention am Arbeitsplatz könnte Milliarden Euro
Folgekosten einsparen
Neben körperlicher Spitzenbelastung ist vor allem das Faktum des
geringen Handlungsspielraums in Arbeitssituationen (und die damit
einhergehenden psychische Erkrankungen) Hauptursache dieser Negativbilanz.
In Deutschland will man daher in Zukunft prinzipiell die „Lernförderlichkeit“
von Arbeitssituationen standardisieren. AUVA-Manager DI Klaus
Wittig rechnete vor, dass eine über Arbeitsplatz-Prävention
mögliche 10-%-Reduktion der Erkrankungen der Atemwege und des Bewegungsapparates
(beide zusammen machen 70% aller arbeitsbedingten Erkrankungen aus)
102 Mio Euro an Behandlungskosten und betrieblichen Ausfällen einsparen
würde. Die AUVA plädiert für einen Gesetzesauftrag zur Verhütung
der Gesundheitsgefährdung am Arbeitsplatz und hat mit breit angelegten
Aufklärungsaktionen über Stressmanagement, Hebe- und Bewegungstechniken
u. ä. für ArbeitnehmerInnen begonnen.
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Brauchen
Menschenrechte eine Agentur? Die Europäische
Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC)
äußert ganz klar: Menschenrechte bedürfen einer starken Lobby. Eine
solche könnte bereits ab dem Jahr 2006 auf EU-Ebene durch eine Menschenrechtsagentur
unterstützt werden. |
„Wenn Menschenrechtsfragen nicht von Europa aus forciert werden,
von wo aus dann?“ mit dieser Fragestellung leitete Altbürgermeister
Alfred Stingl einen Runden Tisch der EUMC am 5. 11. 2004
ein. „Menschenrechte brauchen eine Lobby, das Projekt einer Menschenrechtsagentur
muss eine Chance haben.“ Zum Gespräch hatte diesmal der ehemalige
Kulturstadtrat DI Helmut Strobl eingeladen, der ebenfalls
hofft, dass Graz als erste Menschenrechtsstadt Europas fruchtbaren
Boden für die Entwicklung einer Menschenrechtsagentur bietet.
Beim
Österreichischen Runden Tisch der Europäischen Stelle zur Beobachtung
von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wurde die Idee einer Menschenrechts-Agentur
auf europäischer Ebene ventiliert
Nur Datengräber?
Die Darstellung von Entwicklungen im Bereich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
und die Förderung des Dialogs und der Kooperation zwischen Vertretern
der Bürgergesellschaft und den Behörden sind Kernziele der nationalen
Rundtischgespräche. Im letzten Jahr wurde von der EUMC ein neues
Strategiekonzept für RAXEN (Koordination und Entwicklung des Europäischen
Informationsnetzes über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit) eingeführt.
Aufgrund der Analysen und Datenerhebungen des RAXEN-Netzwerkes,
bestehend aus 15 nationalen Anlaufstellen, konnte die EUMC im Jahre
2004 einen umfassenden Bericht zum Antisemitismus in der EU erarbeiten.
„Wir wollen keine Datengräber errichten, sondern einen politischen
Wandel vollziehen“, so die Direktorin der Europäischen Beobachtungsstelle,
Dr. Beate Winkler. Winkler lobt die hervorragende Arbeit
der RAXEN MitarbeiterInnen Mag. Katharina Köhler, Sprachwissenschafterin,
und Mag. Barbara Liegl, Politikwissenschafterin, welche im
Rahmen des Österreichischen Runden Tischs über ihre Vorgehensweise
bei der Beobachtung bzw. Erfassung von Information im Bereich Rassismus,
Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit u. ä. berichten.
Menschenrechtsagentur mit österreichischen Wurzeln
Dr. Harald Dossi vom Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt
plädiert ebenfalls für eine Menschenrechtsagentur in Form einer
Servicestation und betont: „Die Unionspolitik hat sich weiterentwickelt.
Dies ist ein weiterer Anlass für einheitliche und vergleichbare
Grundlagen einer Menschenrechtspolitik. Es soll keine neue Menschenrechtsagentur
aufgezogen werden, sonder die bisherige Arbeit der Beobachtungsstellen
ausgeweitet werden.“ Die Idee, eine solche Agentur zu schaffen,
sei laut Dossi schon lange vorhanden, jedoch sei die Initiative
vom Kern her österreichisch: Dossi hofft für 2005 auf einen konkreten
Gründungsvorschlag, um 2006 dann mit der Vorbereitungs- und Gründungsphase
der Menschenrechtsagentur loszulegen. Als inhaltliche Maßstäbe sollen
laut dem Leiter des Ludwig Boltzmann-Institutes für Menschenrechte,
Hannes Trettner, die Europäische Grundrechtcharta und die
Europäische Menschenrechtskonvention gelten. „Die Agentur soll auch
Drittstaaten mit einbeziehen und an so genannten Service Points
Öffentlichkeitsarbeit betreiben und die Menschenrechte propagieren“,
empfiehlt Trettner. Und Alfred Stingl mahnt: „Der Dialog muss auf
allen Ebenen geführt werden, vom Arbeitsplatz bis hin zum Wirtshaustisch.
Die Menschenrechtsagentur darf nicht in bemühter Administration
stecken bleiben!“
Claudia Windisch
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Barrierefreies
Internet
In Europa leben 37 Millionen Menschen mit Behinderung. Das sind im
europäischen Durchschnitt etwa 10% der Bevölkerung. Auch sie surfen
im Internet – fast doppelt so häufig wie nicht behinderte Menschen.
Am 3. Dezember wurde beim Wettbewerb für barrierefreie Webgestaltung
in Berlin der Biene-Award vergeben. Es beteiligten sich mehr als 230
Unternehmen, Organisationen und Behörden, darunter viele Anbieter
aus der Schweiz und Österreich. Während im Vorjahr ein Wiener Unternehmen
den ersten Preis in der Kategorie „Government“ gewonnen hat, ist Österreich
allerdings heuer nicht unter den ersten 20 Nominierungen zu finden. |
Auch in der Steiermark gibt es immer mehr Organisationen und Institutionen,
für die Barrierefreiheit zu einem relevanten Kriterium in Sachen
Internet geworden ist. Mag. Karin Hacker, Modulkoordinatorin
der Entwicklungspartnerschaft styria integra, hat vor kurzem mit
Dr. Diethard Schliber vom Bundessozialamt Landesstelle Steiermark
eine Angebotslandkarte für Menschen mit Behinderungen präsentiert.
Hacker spielt mit dem Gedanken, sich im nächsten Jahr an dem Wettbewerb
zu beteiligen. „Die Kriterienliste ist auch jetzt schon hilfreich,
um mögliche Stolpersteine auf unseren Seiten noch zu identifizieren.“
Die Angebotslandkarte, die mit dem Institut für Arbeitsmarktbetreuung
und -forschung (IFA) erarbeitet wurde, informiert u. a. mittels
interaktiver Landkarten über alle aktuell verfügbaren Unterstützungsleistungen
(rund 70 Trägerorganisationen an über 100 Standorten mit mehr als
500 Angeboten). Die Karten sind als Orientierungshilfe für Rat suchende
Betroffene und Eltern und als Informationssystem für ExpertInnen
gedacht. Darüber hinaus haben sie inhaltliche und formelle Vorbildwirkung
für andere Institutionen – nicht zuletzt auch für 33 steirische
Organisationen, die sich für den Zeitraum von drei Jahren zur Entwicklungsplattform
„styria integra“ zusammengeschlossen haben. Styria integra
wiederum ist Teil eines EU-Netzwerkes und wird vom Bundessozialamt,
Landesstelle Steiermark geleitet.
styria-integra >
< Angebotslandkarte
Die Angebotslandkarte ist unter http://www.ifa-steiermark.at/Angebotslandkarte
zu finden und auch als CD-Rom beim IFA Steiermark erhältlich.
Die Tatsache, dass im Umgang mit dem World-Wide-Web Hürden für
Menschen, die farbenblind, sehbehindert, blind, motorisch behindert,
leseschwach oder Computer-Anfänger sind, geschaffen werden, ist
bislang noch wenig bekannt. Von barrierefreien Internet-Auftritten
sollen nicht nur Menschen mit Behinderungen und körperlichen Einschränkungen,
sondern alle Surfer profitieren. Motorisch behinderten, sehbehinderten
und blinden BesucherInnen hilft es, wenn die Website sowohl per
Maus, per Tastatur als auch mittels Sprachausgabe navigiert werden
kann. Farbenblinden und Menschen mit Sehschwäche profitieren davon,
wenn für genügend Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe
gesorgt wird, Links unterstrichen und vor allem große Schriften
verwendet werden.
Im Rahmen des als Entwurf vorliegenden Behindertengleichstellungssgesetzes
soll neben anderen Diskriminierungsschutz-Maßnahmen der barrierefreie
Internetzugang gesetzlich geregelt werden. Das hieße, dass Behörden
gesetzlich verpflichtet werden, Webseiten so zu programmieren, dass
jede/r sie lesen kann. In einigen Ländern Europas (z. B. Deutschland,
Schweiz) ist das Behindertengleichstellungsgesetz, das als eine
von mehreren Maßnahmen das barrierefreie Internet vorsieht, bereits
in Kraft getreten.
Barrierefreie Webseiten sind jedoch für viele Unternehmen nicht
nur aus ethischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen von Interesse.
Das ergab zumindest eine im Vorjahr erschienene Studie des Instituts
für Ethik und Gesellschaftslehre der Universität Graz in Zusammenarbeit
mit icomedias zum Thema „Barrierefreies Internet in Österreich“.
Laut dieser Untersuchung haben knapp 80% der Befragten ethisch-moralische
und 25% auch persönliche Gründe für die Einführung von Barrierefreiheit
angegeben. Überrascht hat, dass 25% der Befragten mittelfristig
einen finanziellen Vorteil durch barrierefreie Angebote erwarten.
Beispiele barrierefreier Angebote im Internet:
www.atempo.at
Capito, als ein Bereich des Vereines a’tempo bietet barrierefreie
Information zur Unterstützung von benachteiligten Menschen.
Geschäftsführer Mag. Klaus Candussi: „Auch Personen mit Lernschwierigkeiten
und anderen Behinderungen können an gesellschaftlichen Prozessen
teilnehmen – sie brauchen dazu lediglich die richtige Hilfe und
das passende Tempo.“
www.kages.at
Die Grazer Firma Icomedias entwickelte eine barrierefreie
und kostenlose Textversion für sehbeeinträchtige Internet-BenutzerInnen.
www.hitzendorf.at
Barrierefreie Website der Marktgemeinde Hitzendorf in Zusammenarbeit
mit icomedias
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Volkshilfe
startet Spendenkampagne mit Margit Fischer |
Die Volkshilfe hat in Österreich rund 5.500 MitarbeiterInnen und
betreut mehr als 20.000 alte, kranke und behinderte Personen – rund
7.000 davon in der Steiermark. Jetzt startet die Volkshilfe die
bundesweite Aktion „Armut geht uns alle an“ mit dem Schwerpunkt
der Hilfe für Kinder, AlleinerzieherInnen und kinderreiche Familien.
Mit Österreichs „First Lady“ konnte eine prominente Fürsprecherin
für die neue Spendenkampagne der Volkshilfe gefunden werden. Margit
Fischer: „Armut grenzt aus, und ich möchte Kindern in schwierigen
Situationen helfen.“
Informationen unter: Volkshilfe Verbandssekretariat | Keplerstraße
53 | 8020 Graz | T 0676-8708 30008
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Qualifikation
goes West |
Mitte November zog die Qualifizierungsinitiative Graz West – eine
Initiative zur Stärkung des Qualifikationsniveaus in Klein- und
Mittelbetrieben, die von der EU im Rahmen von Urban, von der Stadt
Graz, dem Land Steiermark und dem AMS gefördert wird – eine beeindruckende
Zwischenbilanz: Seit 1. April wurden 295 Betriebskontakte und 75
Beratungen in Betrieben durchgeführt, 47 Personen (33 Frauen und
14 Männer) sind bereits in Qualifikation oder werden in den nächsten
Wochen qualifiziert, die Ausbildungskosten erheben sich derzeit
auf 53.000,-- Euro. Bis zu 70 Prozent davon werden von der öffentlichen
Hand getragen, Beratungsleistung, Entwicklung und Management sind
für die Unternehmen kostenlos. die Initiative wird von NOWA – Zentrum
für Ausbildungsmanagement koordiniert, Schulungspartner ist das
bfi.
Infos: T 48 26 00 DW 22/27 | www.nowa.at
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weil uns der Schuh drückt!
999 Aktionen für mehr Kinderrechte |
Am 19. November fanden in ganz Österreich Aktivitäten für mehr Kinderrechte
statt. Unter dem Motto „...weil uns der Schuh drückt“ übergaben
Kinder an ihre Bürgermeister/innen, Direktoren/innen oder Verantwortlichen
vor Ort konkrete Wünsche für einen kinderfreundlicheren Ort. Die
Kinderfreunde und das Institut für Kinderrechte und Elternbildung
sind Initiatoren dieses Aktionstages.
„Bei unserer Aktion treffen die Kinder direkt mit den Bürgermeisterinnen
und Bürgermeistern, Direktorinnen und Direktoren sowie Verantwortlichen
vor Ort zusammen und können dort ihre Veränderungsvorschläge übergeben.“,
erklärt Dr. Reinhard Meier, Landesvorsitzender der Kinderfreunde
Steiermark, den Hintergrund der Aktion.
Allen Verantwortlichen wurde eine Skulptur, nämlich ein Schuh in
einer Schraubzwinge übergeben. Diese Skulptur symbolisiert „uns
drückt der Schuh“. Die Projektideen der Kinder reichen von fehlenden
oder mangelhaften Spielplätzen, Schutzwegen, Ampeln oder Spielplatzeinzäunungen
über fehlende Jugendräume, kindgerechte Gestaltung von öffentlichen
Plätzen, Aktionen für sozial benachteiligte Kinder bis hin zu mehr
Mitbestimmung in Belangen, die Kinder betreffen.
Ziel der Kinderfreunde ist es, die Kinderrechte noch bekannter
zu machen und sie gesetzlich in den Verfassungsrang zu heben. „In
der Steiermark sind Kinderrechte teilweise schon in der Verfassung
verankert. Kinderrechte müssen aber auch Teil der Bundesverfassung
werden.“, erklärt Daniela Pruner, Leiterin des Instituts
für Kinderrechte in Wien.
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TrauDi!
– 1. Steirischer Kinderrechte-Preis vergeben |
Anlässlich des Tages der Kinderrechte am 20. November vergaben das
Kinderbüro Graz (www.kinderbuero.at)
und die kinder+jugendanwaltschaft steiermark (www.kija.at)
zum ersten Mal TrauDi! – den ersten Steirischen Kinderrechte-Preis.
Mit TrauDi! sollen Initiativen für Kinder und Jugendliche,
Betriebe der steirischen Wirtschaft und Institutionen bzw. Behörden
ausgezeichnet werden, die sich bei der Verwirklichung eines Kinderrechtes
besonders verdient gemacht haben. Heuer war das besondere Augenmerk
auf den Artikel 12 der UN-Kinderrechtekonvention: das Recht zum
Mitreden, gerichtet. In einem Festakt im Grazer Dom im Berg wurden
die ersten TrauDi!s vergeben.
Die „TrauDis“ sollen Mut für eine kindergerechte Gesellschaft
machen
Kurzvideos von Jugendlichen aus verschiedenen europäischen Ländern
und Musik von der Gruppe bloc business feat.sista saedi sorgten
für die Unterhaltung, Sponsoren für das leibliche Wohl der zahlreichen
Gäste. Die Figur „TrauDi!“ wurde vom steirischen Kinderbuchautor
Stefan Karch gezeichnet, die Ehren-TrauDi! vom Grazer Künstler
Erwin Schwentner aus Ton gestaltet. Ausgezeichnet wurden:
in der Kategorie steirische Wirtschaftsbetriebe Radio Helsinki für
die Einbeziehung von Jugendlichen in die Programmgestaltung und
die wöchentliche Sendeleiste von und für Kinder und Jugendliche
über jugendspezifische Themen. In der Kategorie Behörden/Institutionen/Schulen
wurde die Schule im Pfeifferhof – Knallerbse ausgezeichnet, die
ihren SchülerInnen mit reformpädagogischen Ansätzen ganzheitliche
Bildung und vielfältige Mitgestaltungsmöglichkeiten im Schulalltag
bietet.
Der 1. Kinderkongress mit dem Titel „Coole für Schule – Schule
für Coole“ erhielt die TrauDi! für Initiativen von und für Kinder
und Jugendliche. Die Ehren-TrauDi! schließlich wurde der Vizepräsidentin
der steiermärkischen Rechtsanwaltskammer, Dr. Elisabeth Simma, verliehen,
die durch ihr Engagement ermöglichte, dass minderjährigen Opfern
von Gewalt seit 1997 in der Steiermark eine kostenlose anwaltliche
Vertretung vor Gericht beigestellt wird. Ziel der InitiatorInnen
des steirischen Kinderrechte-Preises ist laut dem steirischen Kinder-
und Jugendanwalt Mag. Christian Theiss, nachahmenswerte Projekte
als Vorbilder in die öffentliche Aufmerksamkeit zu rücken und somit
einen Beitrag zu einer kinder- und jugendgerechteren Gesellschaft
zu leisten.
gm
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Steirische
AIDS-Hilfe: „Women, girls, HIV and AIDS“ |
Derzeit leben weltweit 39,4 Millionen Menschen mit dem HI-Virus,
der die Erkrankung AIDS auslöst. 2004 infizierten sich 4,9 Millionen
Menschen neu, 3 Millionen starben an AIDS. Seit dem Ausbruch der
Epidemie sind mehr als 20 Millionen Menschen an den Folgen einer
AIDS-Erkrankung gestorben. Frauen und Mädchen sind zunehmend betroffen:
1985 waren weltweit 35% aller HIV-Positiven Frauen; 2003 waren es
bereits 48% und im südlichen Afrika sind bereits 57% aller Betroffenen
Frauen. Aufgrund der biologischen und gesellschaftlicher Gegebenheiten
ist das Infektionsrisiko für Frauen sieben Mal höher als für Männer.
Die Zahlen der neu entdeckten Infektionen steigen auch bei uns:
Von Jänner bis Oktober 2003 gab es in Österreich 352 Neuinfektion,
in der Steiermark 22. Von Jänner bis Oktober 2004 waren es in Österreich
395, in der Steiermark 33.
„Eine HIV-Infektion bzw. AIDS-Erkrankung ist heute kein Todesurteil
mehr“, so OA Dr. Max Kronawetter vom LKH Graz-West. Möglichkeiten
der Behandlung dürfen allerdings nicht mit einer Heilung verwechselt
werden, denn das könnte zu einer riskanten Verharmlosung führen.
Die Steirische AIDS-Hilfe in Graz ist steiermarkweit die einzige
Stelle, die kostenlos und anonym testet. Unerlässlich ist, dass
das „diagnostische Fenster“ von 12 Wochen eingehalten wird. Frühestens
5 Wochen nach einem möglichen Risiko kann der Test eingesetzt werden,
wobei das Ergebnis aussagekräftig, aber noch nicht exakt ist; darum
ist es notwendig, 7 Wochen später, also nach insgesamt 12 Wochen,
den Test zu wiederholen.
Der einzige wirksame Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus
ist das Kondom.
Steirische AIDS-Hilfe | Schmiedgasse 38, 8010 Graz | 0316-81 5050
| www.aids-hilfe.at
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Zweiter
Workshop der „Denkwerkstätte Graz“ bei ISOP: Hehre Begriffe verschleiern
die Härte |
Wer heute am Arbeitsmarkt bestehen will, muss fachlich ausgebildet
und zudem noch flexibel, belastbar und allzeit verfügbar sein. Auch
außerfachliche Qualifikationen sind gefragt – und sogenannte „soft
skills“ werden geradezu mantrisch heraufbeschworen. Beim zweiten
Workshop der vom Arbeitsmarkservice Steiermark beauftragten „Denkwerkstätte“
untersuchte der Soziologe Mag. Manfred Krenn auf Einladung
von Univ.Doz. Hans Georg Zilian, was denn solche „Schlüsselbegriffe“
konkret bedeuten und wie sie sich im Arbeitsalltag niederschlagen.
„Man will stromlinienförmige Leute“
Besieht man sich die Anforderungsprofile, so wird vor allem im Bereich
der New Economy der „lebenslange Anfänger“ gesucht, der am besten
Workoholic ist, sich alles gefallen lässt und weder für zumutbare
Arbeitsbedingungen streitet noch eine soziale Verantwortung der
Wirtschaft einfordert. „Man will stromlinienförmige Leute“, so Krenn.
Und die zwar nebulosen, aber lauthals geforderten Schlüsselqualifikationen
seien als „soziale Konstrukte“ zu betrachten. Besonders die älteren
Arbeitnehmer gelten in der allgemeinen Debatte als wenig innovationsfreudig
und anpassungsfähig, als zögerlich und inflexibel. Ihre Kompetenzen
seien überholt – und sie selbst ein Klotz am Bein der Wirtschaft.
Dass sie sich weniger gefallen lassen als junge Kollegen und auf
ihre Rechte pochen, wird ihnen als Sturheit gedeutet.
Innovationsfreudige „Alte“
Eine deutsche Studie untersuchte die tatsächlichen Gegebenheiten
in der Arbeitswelt. Ergebnis: Bei den mittelständischen Betrieben
ist der Anteil von Alten in jenen Abteilungen, die als besonders
innovationsfreudig gelten, sogar überdurchschnittlich hoch. Diese
„Klötze am Bein“ sind also nicht nur Ideengeber, sie sorgen auch
für Kontinuität, für inner- und außerbetriebliche Vertrauensbildung
und für Wissenswanderung. Ihre Kompetenz wird durchaus geschätzt,
denn grundsätzlich seien – so Krenn, der für die Forschungs- und
Beratungsstelle FORBA die Lage in Österreich erforscht – die Unternehmen
sehr wohl daran interessiert, Mitarbeiter längerfristig an sich
zu binden. Während man also durchaus zu „seinen Alten“ zu stehen
bereit ist, haben es ältere Arbeitslose jedoch schwer, in diese
grundsätzlich „altersfreundlichen“ Betriebe hineinzukommen.
Verschleierungs-Begriffe
„Es herrscht also eine große Diskrepanz zwischen der theoretischen
Diskussion und der betrieblichen Relevanz.“ Diese verwischten Begriffe
und außerfachlichen Aspekte seien laut Krenn nur dazu da, die Selektion
und die immer restr-iktiveren Arbeitsbedingungen zu verschleiern.
Das Arbeitsmarktservice, so Landesgeschäftsführer Karl-Heinz
Snobe, komme bei der Vermittlung allerdings auch im Interesse
der Betroffenen nicht drum herum, die geforderten „soft skills“
zu berücksichtigen und seine Kunden entsprechend zu schulen und
zu unterstützen. Am wichtigsten sei es für die alltägliche Praxis
jedoch, von den Unternehmen präzise formulierte Anforderungen für
den konkreten Arbeitsplatz einzufordern.
mg
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EU-Strukturfonds
in der Steiermark - Ziel 2 |
Im förderfähigen Gebiet in der Steiermark leben mit rund 850.000
Einwohnern mehr als zwei Drittel der SteirerInnen. Bis November
2004 konnten über 4.000 Projekte realisiert werden; der Ausschöpfungsgrad
der gesamten zur Verfügung stehenden Mittel liegt damit bei sehr
guten 90 Prozent. Unter anderem wurden seit 2000 durch die Ziel
2 Förderung 61 neue Unternehmen gegründet und insgesamt schon 773
Arbeitsplätze geschaffen.
Das Ziel 2 Steiermark Programm 2000 – 2006 ist das größte Ziel
2 Programm in Österreich. Insgesamt stehen rund 1,2 Mrd. Euro zur
Verfügung, zusammengesetzt aus EU-, Bundes-, Landes- und Privatmitteln.
Der EU-Anteil beträgt 215 Mio. Euro.
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,Franz
Kafka‘ am steirischen SP-Parteitag: „Wege entstehen dadurch, dass
wir sie gehen“ |
Zitate aus Literatur, Politik und Zeitgeschichte zierten die Transparente
auf der Galerie des Brucker Stadtsaales beim Landesparteitag der
steirischen SozialdemokratInnen am 27. November. Es war der Parteitag
der Absage an das Mittragen der Politik der Volkspartei.
Deren Abrücken vom demokratischen Grundkonsens,
die Zerstörung des Sozialstaates (den die VP zusammen mit der SP
aufgebaut hat), zwinge jetzt aber, in direkte Konfrontation zu dieser
Politik zu gehen. Beispiele dafür gebe es genug: die rigorose Umfärbelung
aller Bereiche des öffentlichen Dienstes, die Angriffe aufs Hochschülerschaftswahlrecht
und auf die Arbeiterkammer, die Lancierung eines Zwei-Klassen-Bildungs-
und eines ebensolchen Gesundheitssystems etc. Nach Voves hat die
ÖVP ihre christlich-sozialen Werte bei der Caritas und bei Vinzi-Pfarrer
Pucher abgegeben. Der steirische SP-Chef zitiert den ehemaligen
CDU-Generalsekretär Heiner Geissler aus einem „Zeit“-Artikel
vom 11. November: „Auf Dauer kann das Element der Solidarität in
einer Gesellschaft nicht aufs Spiel gesetzt werden, ohne in der
Folge einen fürchterlichen Preis bezahlen zu müssen. Der Kapitalismus
liegt heute genauso falsch wie früher der Kommunismus. Heute eliminiert
das Kapital die Arbeit. Die Politik muss den neoliberalen Weg beenden
und durch das Konzept einer internationalen sozialen Marktwirtschaft
ersetzen …“
Das wird bei uns nicht gelingen, so Voves, wenn
sich Österreich auf das Sozialniveau von Schwellenländern hinunterpressen
lässt. Der Politikwissenschaftler Filzmeier bescheinigt Voves mit
der Bekanntgabe dieser Programmatik einen „riskanten Kurs“. Mehr
als konservative Parteien anderswo in Europa hat die österreichische
Volkspartei die Chance wahrgenommen, durch rigoroses Aufspringen
auf den neoliberalen Zug der Zeit vom Image des Konservativen loszukommen
und die traditionell als „progressiv“ geltende Sozialdemokratie
in die Rolle der Bewahrerin zu drängen. In Deutschland hat der Sozialdemokrat
Gerhard Schröder den Mechanismus blitzschnell erkannt und
die Strategie übernommen. Der Nachteil nur, dass im Zuge dieser
Politik bereits erreichte und unhinterfragbare (Sozial-) Standards
entwickelter Gesellschaften auf der Strecke bleiben und wie die
Kinder mit dem Bade ausgegossen werden. Schon auf seiner Antrittsparteitagsrede
hatte sich Franz Voves dezidiert von der Schröder’schen Politik
distanziert. In den Jahren dazwischen hat er erkennen müssen, dass
diese Distanznahme zusammen mit der VP nicht werktätig umzusetzen
ist. Das Auftreten Franz Kafkas gemeinsam mit Franz Voves am steirischen
SP-Parteitag ist höchst denkwürdig, denn Kafka hat die formalen
Strukturen der Gefährdung menschlichen Daseins beschrieben. Den
politischen Pfad heraus aus dem Klima gepflegter neoliberaler Ideologie
ehrlich zu beschreiten wird nicht ohne Risiko möglich sein …
dk
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