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korso
Wissenschaft & Forschung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark |
11/2005 |
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Kontakt
mit den Eingeschlossenen |
Unter dem Titel „Gedankenlesen und Gehirn: Möglichkeiten
der modernen Neurowissenschaften“ stand ein Vortrag von Univ.-Prof.
Niels Birbaumer, Leiter des Instituts für
Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität
Tübingen. Der öffentliche Vortrag am 6. Oktober bildete
die Einleitung zum Symposium „Hirn-Computer-Kommunikation:
Neue Wege in der Neurorehabilitation“. Organisiert wurden
Vortrag und Symposium von der „Initiative Gehirnforschung
Steiermark“ („inge.st“; initiiert von Landesrätin
Kristina Edlinger Ploder und geleitet von der Psychologin
Univ.-Prof. Christa Neuper). Der Vortrag geriet
unter anderem zu einem naturwissenschaftlich fundierten Plädoyer
gegen die Euthanasie.
Prof. Niels Birbaumer
Universität Tübingen, propagiert Brain-Computer-Interface-Methoden
als Lösung für gesellschaftliche Probleme
Eine Bresche in die kognitive Barriere
Forschungsergebnisse und mögliche zukünftige Anwendungen
standen im Mittelpunkt von Birbaumers Referat, wobei der Vortragende
einleitend etwaige durch den Titel hervorgerufene Erwartungen einbremste:
Gedankenlesen könne er nicht, was jedoch möglich sei,
sei der Kontakt mit Personen, die sich in einem vegetativen Zustand
– auch als Zustand des Eingeschlossenseins bezeichnet –
befinden. Diese Personen sind aus unterschiedlichen Gründen
nicht mehr fähig zu sprechen bzw. überhaupt zu kommunizieren.
Bis vor kurzem wusste man sehr wenig über ihren kognitiven
Zustand. Dem Team von Bierbaumer gelang es einen Zugang zu einigen
solcher PatientInnen zu finden.
Bessere Lebensqualität als Depressive
Mittels Computer und einer EEG-Kappe können die Betreffenden
lernen sich so zu konzentrieren, dass sie auf einem Bildschirm dargestellte
Buchstaben auswählen. In einer freilich recht langwierigen
Prozedur können die PatientInnen so schreiben, also wieder
kommunizieren. Birbaumer dazu: „Noch vor wenigen Jahren wäre
ich bei Personen, die sich in vegetativem Zustand befinden, für
Euthanasie eingetreten. Doch heute sehe ich das ganz anders. Diese
Menschen leben ja, und sie haben gar keine schlechte Lebensqualität.
Man muss sie nur danach fragen. Ich habe festgestellt, dass sie
eine bessere Lebensqualität haben als depressive Menschen.“
Daraus ergebe sich, so Birbaumer, dass die Antwort auf die Frage,
ob das Leben dieser Personen lebenswert und in weiterer Folge Euthanasie
vertretbar sei, keine ethisch-philosophische, sondern eine wissenschaftlich
lösbare Frage sei.
Problemlöser Brain-Computer-Interface?
Für den überzeugten Naturwissenschafter sind allerdings
auch viele andere gesellschaftliche Probleme mit Hilfe der BCI-Methode
lösbar, die auch dazu angewandt werden kann, die Aktivierung
bestimmter Hirnbereiche zu trainieren. So erzählt er von Versuchen
mit Gewaltverbrechern: Diese begingen Verbrechen, weil sie zu wenig
Angst vor den Folgen hätten. „Wenn sie nun über
Biofeedback lernen, ihr Angstzentrum im Hirn stärker zu durchbluten,
passiert das irgendwann automatisch. Die Folge ist, dass sie mehr
Angst haben und daher nicht rückfällig werden.“
Die Frage nach den ethischen Problemen solcher Versuche und den
möglichen Folgen, die diese Programmierbarkeit des Menschen
haben könnte, möchte sich Bierbaumer nicht stellen: Diese
sei Aufgabe der Politik.
Als weiteres Beispiel bringt er aber eine viel erfreulichere Anwendungsmöglichkeit:
So sei bei vielen hyperaktiven Kindern eine Unteraktivierung des
Gehirns die Ursache. „Anstatt die Kinder mit Amphetaminen
süchtig zu machen“ (die im oft verabreichten Ritalin
enthalten sind, wie Birbaumer an anderer Stelle erklärt,) „wäre
es doch viel besser, wenn sie mit wenig Übung lernen, die betroffenen
Areale zu aktivieren. Das funktioniert gut und die Kinder erreichen
normale Konzentrationsleistungen.“
In Graz wird an den Instituten für Psychologie der Karl-Franzens-Universität
(Prof. Christa Neuper) und am Institut für Human-Computer Interfaces
der TU (Prof. Gert Pfurtscheller) gemeinsam an ähnlichen Anwendungsmöglichkeiten
gearbeitet.
Johanna Muckenhuber
Weitere Informationen über inge.st: www.gehirnforschung.at
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Europaakademie Bruck:
Erfolgreiche Bildungsreihe wird fortgesetzt |
Die Stadt Bruck an der Mur veranstaltet mit dem Europazentrum Graz
und dem Europabüro in Bruck eine Europa-Akademie im Rathaus
der Stadt Bruck an der Mur.
Die Veranstaltungen der diesjährigen Akademie
beschäftigen sich mit den europäischen Institutionen
(Mag. Stephan Keiler, Montag, 14. November 2005,
19.00), den Vorhaben zu Privatisierung von Rente und Gesundheitswesen
– und der Kritik daran (N. Fischer,
Büro Kommissar Spidla, Montag, 21. November 2005, 19.00), der
Geschichte, Funktion und Aktualität des Rassismus
(NAbg. Terezija Stoisits, Montag, 28.11.2005) und
der Globalisierung der Finanzmärkte – einer Herausforderung
für Europa (BM a.D. Dkfm. Ferdinand Lacina,
Montag, 12.12.2005, 19.00).
Bei einer Teilnahme an vier Veranstaltungen erhält
man ein Abschlusszertifikat.
Anmeldungen: Europazentrum Graz, Zinzendorfgasse 1/I, 8010 Graz
| Fax 0316 / 38 48 38-14 | mail@europahaus-graz.at
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Stromleitungs-Vermessung
über das Weltall |
Satellitensignale für das Einmessen von Stromleitungen - das
nutzen die Feistritzwerke-STEWEAG seit kurzem und sind somit mit
dieser Art der Vermessung die Ersten in der Steiermark. Erscheint
auch die Vorstellung einer terrestrischen Vermessung über die
Satelliten, die in einer Höhe von ca. 20.000 Kilometern unseren
Globus ständig umkreisen, kompliziert und schwierig, so ist
dies in der praktischen Anwendung doch nicht so. Es werden dazu
zwar komplexe und hoch technische Geräte benötigt, deren
Handhabung aber recht einfach und sehr komfortabel ist.
Ing. Alexander Schloffer (3. von links) und Johann Wachmann
(2. von links)
von Feistritzwerke-STEWEAG präsentieren Ing. Gerhard Krenn
(links) von STEWEAG-STEG den Ablauf einer Satellitenvermessung.
So wie beim herkömmlichen Navigieren mit GPS, wo die Satellitensignale
eine laufende Positionierung ermöglichen, ist es auch beim
Vermessen. Auf die Satelliten abgestimmte Antennen empfangen die
Signale, die dann in einem Handheld-Personalcomputer, der an der
Messstange dieser mobilen Satellitenantenne montiert ist, verarbeitet
werden. Damit auch punktgenau vermessen wird, haben die Feistritzwerke-STEWEAG
Referenzstationen in der Oststeiermark im Einsatz, die unter anderem
die troposphärischen Störungen ausgleichen.
Mit dieser Vermessung über das „Weltall“ lassen
sich Leitungen – Strom, Wasser, Gas, Kanal, Telefon, Straßenbeleuchtungskabel
–, Naturobjekte und Gebäude zentimetergenau in Echtzeit
einfach und rasch vermessen, aber auch das Auffinden dieser unterirdischen
Einbauten ist mit dem GPS-Satellitensystem leicht möglich.
Die Feistritzwerke-STEWEAG setzen diese innovative Technik nicht
nur für das Vermessen und das Suchen ihrer Strom- und Wasserleitungen
ein, sondern verwenden es auch in Kombination mit einem Flottenmanagementsystem
für die Einsatzoptimierung des Kunden- und Entstördienstes
im Rahmen des firmeneigenen Mobilitätskonzeptes. Damit werden
Kosten gespart, die Arbeit erleichtert und das Kundenservice gestärkt.
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Wasserstoff-Kongress:
Langfristiger Paradigmenwechsel im Energiesystem |
Auf der Ersten Österreichischen Wasserstoff-Konferenz,
veranstaltet von Joanneum Research in Kooperation mit dem Hydrogen
Center Austria, präsentierten im Oktober Experten aus dem In-
und Ausland im Grazer Messecenter den aktuellen Entwicklungsstand
der neuen Technologien rund um den energetischen Hoffnungsträger
Wasserstoff.
Die Verknappung der fossilen Rohstoffe, nicht zuletzt als Folge
der weltweit rasant zunehmenden Mobilität, belebt die Suche
nach alternativen Energieformen. Dazu kommen internationale Bestrebungen,
die CO2-Emissionen und damit den Treibhauseffekt zu reduzieren,
was die Bedeutung des Wasserstoffs in der globalen Energiewirtschaft
und das Interesse an seiner Nutzung in Zukunft zweifellos steigern
wird – wenn auch leider nicht in dem Tempo, wie es im Sinne
einer intakten Umwelt wünschenswert wäre.
Dr. Anthony Eggert (Universtity of California Davis) , Univ.Prof.
Dr Josef Spitzer (Joanneum Research), Dr. Manfred Klell (HyCentA)
und Werner Wilhelm (Magna Steyr Fahrzeugtechnik) äußerten
sich auf dem Kongress zum Zukunftspotenzial der Wasserstofftechnologie
Steigende Ölpreise als Ansporn
Schon einmal – während der 1. Ölkrise vor rund dreißig
Jahren– wurden große Hoffnungen in den Wunderstoff H2
gesetzt: Der Wasserstoff wurde geradezu euphorisch als der ideale
Energielieferant der nicht allzu fernen Zukunft gefeiert. Als Treibstoff
der so genannten – übrigens in der Weltraumforschung
in den sechziger Jahren entwickelten – Brennstoffzelle entsteht
bei seiner Verbrennung als einziges „Abgas“ Wasser:
dieses Aggregat treibt auch Autos geräuschlos an und ist nicht
nur umweltfreundlich, sondern zumindest in der Theorie auch unbegrenzt
verfügbar. Obwohl Anfang der neunziger Jahre von den Autoherstellern
funktionstüchtige Prototypen vorgestellt wurden, wurden die
Hoffnungen auf eine Revolution der Fahrzeugantriebe bislang enttäuscht.
Denn zahlreiche Probleme sind noch unzureichend gelöst: Die
saubere Herstellung von Wasserstoff ist energieintensiv und teuer,
seine Lagerung und der Transport durch die hohe Flüchtigkeit
des Elements gefährlich und technisch aufwändig.
Internationale Forschungsprogramme
Der Vision von einer sauberen Energiezukunft wurde durch die steigenden
Rohölpreise neues Leben eingehaucht. Wasserstoff als Energieträger
kann prinzipiell aus den unterschiedlichsten Quellen (z.B. Erdgas,
Biomasse, Wasserkraft) erzeugt und vielseitig zur Erzeugung von
Strom, Wärme und Kraft in stationären und mobilen Anwendungen
genutzt werden. Ein Großteil der heutigen Wasserstoffproduktion
erfolgt übrigens die katalytische Fragmentierung von Methan
(Erdgas).
Hintergrund der zahlreichen Forschungsaktivitäten bildet
die Vision einer globalen Wasserstoffwirtschaft. Die international
verfolgten Energiestrategien schließen den Wasserstoff als
einen mittel- bis langfristig wichtigen Energieträger in ihre
Konzeption ein. So wurde in der EU High Level Group eine Wasserstoff-Roadmap
entwickelt, die in den einzelnen Mitgliedsländern umgesetzt
werden soll.
Eine wesentliche Voraussetzung ist die umweltschonende Erzeugung
aus erneuerbaren Energieträgern („Öko-Wasserstoff“)
und die ökonomische Integration in das bestehende Energiesystem.
Univ.Prof. Dr. Josef Spitzer von der Joanneum Research
sieht gerade hierin ein großes Potenzial für Österreich
mit seinem hohen Anteil an Bioenergie, der „in den kommenden
Jahren noch verstärkt ausgebaut werden muss“. Selbst
die großen Automobilkonzerne investieren inzwischen Milliarden
in die Entwicklung von Wasserstoffantriebssystemen, um für
die Zukunft gerüstet zu sein.
Auch in Österreich gewinnt das Thema an Bedeutung: Der Rat
für Forschung und Technologieentwicklung hat im Herbst 2004
des A3-Technologieprogrammes die Gründung der „Österreichischen
Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative“ beschlossen.
Wasserstoff-Forschungszentrum HyCentA
Im Zuge dieser Initiative wurde im Oktober auch das österreichweit
erste Wasserstoff-Forschungszentrum HyCentA eröffnet. Grundlage
dafür bildet die österreichweit erste Abgabestelle für
gasförmigen und flüssigen Wasserstoff für Forschungszwecke,
die auf dem Gelände der TU Graz in der Grazer Inffeldgasse
errichtet wurde. Im vakuumisolierten Tank stehen über 17.000
Liter auf minus 253 Grad gekühlter und dadurch verflüssigter
Wasserstoff für die verschiedenen Forschungsprojekte der Gesellschafter
zur Verfügung.
Betreiber des Zentrums ist die TU Graz zusammen mit sieben Partnern
aus der Wirtschaft (Magna, OMV und AVL, FVT und die steirische Gas
& Wärme GmbH) sowie dem Joanneum Research und der „seibersdorf
research“. Die Errichtung der Anlage wurde zu zwei Dritteln
von den beteiligten Unternehmen finanziert, aber auch der Bund sowie
der Zukunftsfonds des Landes Steiermark und die steirische Wirtschaftsförderung
haben sich beteiligt, betont Geschäftsführer Dr. Manfred
Klell.
Technologische Quantensprünge erforderlich
Die großen technischen Durchbrüche stehen zwar erst bevor,
aber Schritte in die richtige Richtung wurden gemacht, darüber
waren sich die in Graz versammelten Wissenschaftler einig. Die Brennstoffzellentechnologie
hat bei der Verbesserung der Haltbarkeit und der Reichweite beachtliche
Fortschritte erzielt, und auch die Kosten konnten drastisch reduziert
werden, erklärt Dr. Anthony Eggert von der
University of California Davis, der am Hydrogen Pathway Program
der USA mitarbeitet. Ebenso setzt Werner Wilhelm
von der Magna Steyr Fahrzeugtechnik auf die Zusammenarbeit von Wirtschaft
und universitären Forschungseinrichtungen, „um so die
Probleme der Zukunft in gemeinsamer Arbeit zu lösen.“
Derzeit werden bei Magna im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts
spezielle Wasserstofftanks für Fahrzeuge auf kryogener (kältetechnischer)
Basis entwickelt.
Dabei ist es noch weiter Weg in die Wasserstoffzukunft: Erst in
ca. 15 bis 20 Jahren wird Wasserstoff – vorausgesetzt seine
Erzeugung kann ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll bewerkstelligt
werden – in breitem Rahmen für den Antrieb von Fahrzeugen
zum Einsatz kommen. In der Zwischenzeit soll ein Mix aus erneuerbaren
Treibstoffen wie Biodiesel, Biogas und Elektroantrieben umweltschonende
Verkehrsströme ermöglichen und die fossilen Energieträger
schrittweise ablösen.
– js –
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Ein
Dr. Seltsam zog aus, uns das Fürchten zu lehren
Nobelpreis für Thomas C. Schelling
< Thomas C. Schelling bei der Verleihung
des Ehrendoktorates der Erasmus-Universität Rotterdam |
„Lassie (= der Fernsehhund, Anm.) starb eines Nachts.
Millionen Amerikaner trauerten. Nicht alle davon waren Kinder.“
Mit drei kurzen Sätzen beginnt der diesjährige Nobelpreisträger
für Ökonomie, Thomas C. Schelling, eine
wissenschaftliche Arbeit über „Das Bewusstsein als Organ
des Konsums“ („The mind as a consuming organ“).
Der fulminanten Eröffnung folgt zunächst die Frage, weshalb
ein offensichtlich nur virtuelles Ereignis tatsächlich Menschen
bewegen kann und dann eine fundamentale Attacke gegen die herrschende
Doktrin der Ökonomie, welche uns Konsumenten als naive, unersättliche
Hamsterer von irgendwelchem nicht näher definiertem Nutzen
behandelt.
Konsequent dann Schellings Klage über ein Erziehungssystem
„das mir nicht beigebracht hat gute Tagträume zu entwickeln“.
Sie könnten das Leben offensichtlich sehr viel angenehmer machen,
als die Arbeits- und Konsumgesellschaft dazu je in der Lage wäre.
Schelllings Bücher sind vergnüglich zu lesende, harte
Gedankenarbeit. Sie behandeln die Dialektik des Verhältnisses
einzelner Menschen, mit ihren Motiven und Handlungen, und der Gesellschaft
und liefern meist überraschende Erkenntnisse.
Zwischen den Zeilen der brillanten Wissenschaftsprosa blitzt häufig
ein Till Eulenspiegel durch, der die Welt mit Hilfe ihrer selbst
zum Narren hält, nicht zuletzt die der Wissenschaft. Das ist
die eine Seite des Spieltheoretikers und Ökonomen Thomas C.
Schelling.
Die andere: Viele Jahre war er Mitglied jener geheimnisumwitterten
Think-tanks der amerikanischen Politik, welche Militärs und
Regierungen in Fragen der militärischen und nuklearen Strategie
berieten. Spieltheoretische Kalküle, zu welchen er auch formallogisch
entscheidend beigetragen hat, waren die Grammatik, mit welcher das
„Gleichgewicht des Schreckens“ zwischen den Atommächten
Sowjetunion und USA formuliert wurde.
Gerüchte besagen, dass Schelling ein Vorbild für jenen
„Dr. Strangelove“ gewesen ist, der in der gleichnamigen,
bösen Filmsatire von Stanley Kubrick makabren Schabernack mit
dem Arsenal der Weltzerstörung treibt (Dr. Strangelove and
how I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb, mit Peter Sellers
in der Hauptrolle). Der Ökonom, Gesellschaftswissenschafter
und Autor Schelling wäre im heimischen Wissenschaftsbetrieb
noch zu entdecken. Leider sind seine Bücher bislang nicht in
deutschen Übersetzungen verfügbar.
Über den Strategen und Politikberater Schelling wird man wohl
auch nach dieser Ehrung nicht viel erfahren. Seine „papers“
werden noch lange Zeit in den Tresoren der US-amerikanischen Militärbehörden
eingeschlossen bleiben.
So mag jene unten abgedruckte Rede, die er 2003, als 80-Jähriger,
anlässlich einer Ehrendoktoratsverleihung gehalten hat, einen
Hinweis geben auf die Welt jener intellektuellen „eggheads“,
die ihre Aufgabe darin sehen, den Schrecken des nuklearen Overkills
im Gleichgewicht zuhalten. Es ist keineswegs beruhigend, dass seit
damals die Lage noch unüberschaubarer geworden ist.
– gcn –
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Ein
spektakuläres Ereignis, das nicht stattfand.
(Thomas C. Schellings Rede anlässlich einer
akademischen Ehrung, 2003) |
Das spektakulärste Ereignis des vergangen halben Jahrhunderts
ist eines, das nicht stattfand. Wir haben uns an 58 Jahren ohne
Einsatz von Nuklearwaffen erfreut. Was für eine überwältigende
Errungenschaft – oder, wenn es keine „Errungenschaft“
war – was für ein überwältigendes Glück.
1960 hat der britische Schriftsteller C. P. Snow
auf der Titelseite der New York Times verkündet, falls die
Grossmächte ihr nukleares Waffenarsenal nicht drastisch reduzierten,
sei thermonuklearer Krieg „noch in dieser Dekade eine mathematische
Gewissheit“. Niemand schien damals der Meinung zu sein, diese
Behauptung wäre übertrieben.
Wir haben diese „mathematische Gewissheit“
mittlerweile um das Fünffache übertroffen – und
noch immer keinen Atomkrieg. Werden wir das auch für das nächste
halbe Dutzend Jahre schaffen?
Der erste mögliche Anlass für den Einsatz
nuklearer Waffen war der Koreakrieg. Amerikanische und koreanische
Truppen hatten sich auf einen kleinen Kreis um die Stadt Pusan im
Süden zurückgezogen, und es war nicht abzusehen, ob sie
sich entweder halten oder wenigstens sicher evakuiert werden könnten.
Es stellte sich die Frage nach einer nuklearen Verteidigung.
Der britische Premierminister flog nach Washington
mit dem erklärten Ziel, Präsident Truman von einem Einsatz
von Atomwaffen abzubringen. Die erfolgreiche Landung (von US-Truppen,
Anm.) in Inchon beseitigte diese Gefahr, aber wir können nicht
wissen, was bei einem Misserfolg in Inchon passiert wäre. Jedenfalls
blieben Nuklearwaffen unbenützt, trotz des verheerenden Angriffs
der chinesischen Truppen in Nordkorea.
Trumans Nachfolger, Präsident Eisenhower, machte
eine überwältigende militärische Gegnerschaft aus,
welche angeblich der NATO gegenüberstand, und beförderte
Atomwaffen vom letzten Mittel zum ersten. Kurz nach seiner Amtsübernahme
sagte Staatsekretär John Foster Dulles vor dem Nationalen Sicherheitsrat
(der USA, Anm.) „irgendwie muss es uns gelingen, das Tabu
des Einsatzes dieser Waffen zu brechen.“ Wenige Wochen später
bestätigte der Präsident: „Im Fall militärischer
Auseinandersetzungen werden die Vereinigten Staaten Atomwaffen als
genauso einsetzbar betrachten wie andere Munition.“ Sechs
Monate später lautete die Festlegung der USA, dass Atomwaffen
„ ab nun als konventionell“ betrachtet werden.
Die Regierung von Präsident Johnson zeigte dazu
einen bemerkenswerten Gegensatz. Im September 1964 sagte Johnson
öffentlich: „Machen wir keinen Fehler, so etwas wie konventionelle
Atomwaffen gibt es nicht. In neunzehn angsterfüllten Jahren
hat keine Nation Atomkraft gegen die andere freigesetzt. Das auch
weiter so zu halten, ist eine politische Entscheidung von höchster
Wichtigkeit.“
Ich beurteile das als Johnsons Überzeugung,
dass neunzehn Jahre ohne Atomkrieg eine Investition waren, die bewahrt
werden sollte.
Nixon setzte keine Atomwaffen in Vietnam ein. Die israelische Premierministerin
Golda Meir genehmigte 1973, als ägyptische Verbände den
Suezkanal überschritten hatten und perfekte Ziele für
einen Atomangriff waren, den Einsatz von Atombomben nicht.
Margaret Thatcher zog den Einsatz von Atomwaffen in
ihrem Krieg mit Argentinien (um die Falklands) nicht in Betracht.
Und, am erstaunlichsten, die Sowjetunion kämpfte einen langen,
blutigen und schrecklichen Krieg in Afghanistan, ohne Rückgriff
auf Atomwaffen. Sogar die Russen waren ganz offensichtlich beeindruckt
von Johnsons neunzehn „angsterfüllten Jahren“,
die sich zu diesem Zeitpunkt schon auf vier Jahrzehnte ausgedehnt
hatten.
Diese neunzehn Jahre haben sich mittlerweile auf
fast sechzig verlängert. Die unmittelbare Frage ist, ob wir
erwarten können, dass die Führer von Indien und Pakistan
die Atomwaffen, die sie beide besitzen, ebenso fürchten. Dafür
gibt es zwei hilfreiche Argumente. Eines ist, dass sie das Tabu
akzeptieren, über das ich gesprochen habe. Das andere, dass
sie, wie die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion, erkennen werden,
dass die Aussicht auf nukleare Vergeltung einen atomaren Angriff
nahezu undenkbar macht. Das Risiko besteht aber, dass einer von
beiden irgendwann einer Form des militärischen Notfalls gegenübersteht,
die zu begrenzten Versuchen mit diesen Waffen einlädt. Und
es gibt keine Geschichtsschreibung, die uns oder ihnen sagen könnte,
was dann als nächstes passiert.
Ich weiß kein eindrucksvolleres Argument für
den Atomwaffensperrvertrag, den der US-Senat 1999 zurückgewiesen
hat, als das Potenzial dieses Vertrages, die nahezu weltweite Abneigung
gegen Atomwaffen zu verstärken. Der symbolische Effekt von
170 Nationen, die diesen Vertrag unterschrieben haben, der eigentlich
nur das Testen von Atomwaffen betrifft, sollte enorm zu einer Übereinkunft
beitragen, dass solche Waffen nicht eingesetzt werden dürfen,
und dass jede Nation, die Atomwaffen einsetzt, als Verletzer eine
hart erarbeiteten Tradition des Nichteinsatzes verurteilt wird.
Wenn dieser Vertrag wieder vor den Senat kommt, wird, so hoffe ich,
dieser riesige Vorteil nicht unerkannt bleiben. Das ist das Thema,
an dem ich weiter arbeiten werde. (Anm.: Die Regierung der USA hat
den Vertrag zwar unterschrieben, der Senat hat ihn aber bislang
nicht ratifiziert.)
Übersetzung aus dem amerikanischen Englischen:
gcn
Wichtige Publikationen von Thomas C. Schelling:
The Strategy of Conflict, 1960
Experimental Games and Bargaining Theory, 1960, World Politics
Arms and Influence, 1976
Micromotives and Macrobehavior, 1978
Thinking Through the Energy Problem, 1979
Incentives for Environmental Protection, 1983
Choice and Consequence, 1985
Strategy and Arms Control, 1986
Bargaining, Communication and Limited War, 1993
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Unis
und Beratungsfirmen: Konkurrenten am Wissens-Markt |
Im Rahmen des ScienceTalk, einer Veranstaltungsreihe der Neuen Galerie
(Organisation: Dr. Christa Steinle und Mag. Christian Eigner), stellte
sich am 21. Oktober der Schweizer Soziologe Michael Guggenheim,
derzeit Stipendiat an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart,
der Diskussion zu seinem neuen Buch. Der Vortrag trug den Titel
„Undisziplinierte Experten“ oder: „Über die
Wissenskultur von Beratungsfirmen“.
Michael Guggenheim:
„Beratungsfirmen produzieren im Gegensatz zu Unis spezifisches,
lokales, vergängliches Wissen.“
Die Produktion, Weiterverbreitung sowie Qualität von Wissen
unterliegt und unterlag im Laufe der Zeit vielfältigen Veränderungen.
Nachdem Universitäten über lange Zeit hinweg ein Monopol
auf Wissensproduktion hatten, sehen sie sich schon seit ein paar
Jahrzehnten mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen
und unternehmerischen Research-Abteilungen als Konkurrenz konfrontiert.
Ein relativ neues Phänomen sind Beratungsfirmen unterschiedlichster
Art. Diese produzieren Wissen am laufenden Band, schnelllebiges
Wissen, welches in der tagtäglichen Praxis angewandt wird,
aber auch Wissen, dass früher von Universitäten erarbeitet
wurde. Zwischen Universitäten und Beratungsfirmen entsteht
nun ein seltsamer Konkurrenzkampf um finanzielle Mittel. Die Art
des produzierten Wissens, aber auch die Art der Wissensproduktion
an sich unterscheiden sich jedoch grundlegend.
Lokales, vergängliches Wissen
Auf die Frage nach dem wichtigsten Unterscheidungspunkt zwischen
Beratungsfirmen und Universitäten erklärt Guggenheim:
„Die Struktur ist das Wichtigste. In den Firmen gibt es keine
Disziplinen, sondern Teams. Die Projekte sind an Zeitrhythmen und
weniger an Inhalte gebunden. Es ist auch so, dass ein und dieselbe
Person meist parallel an mehreren Projekten arbeitet. Das Wissen
der Personen wird punktuell eingesetzt.“ An den Universitäten
dahingegen arbeitet meist eine Person jahrelang an einem Thema.
Auch bei neueren universitären Projekten, in denen interdisziplinär
gearbeitet wird, besteht dieser Unterschied.
Ein großer Unterschied in der Art des produzierten Wissens
besteht auch in der Geschwindigkeit der Produktion desselben. So
erzählt Guggenheim: „Die AkademikerInnen in den Beratungsfirmen
behaupten sehr oft, sie würden dasselbe Projekt, für das
ein Dissertant drei Jahre benötigt, in drei Monaten abwickeln.
Das ist natürlich nicht so. Man kann einfach die Art der Arbeit
nicht vergleichen.“ In den Beratungsfirmen, so Guggenheim
weiter, werde spezifisches, sehr lokales Wissen produziert, welches
auch sehr vergänglich sei. Niemand will von diesen Firmen,
dass sie Behauptungen mit Zitaten belegen. Was zählt, sind
die Ergebnisse der Studie.
Wirtschaftlicher Erfolg als Kriterium für Wissensproduktion
Ein weiterer sehr wichtiger Unterschied besteht in der Spezialisierung.
Ein Professor an der Universität forscht sein berufliches Leben
lang zu einem Fachgebiet oder zumindest innerhalb seiner Disziplin.
In den Beratungsfirmen hingegen ändert sich das Gebiet der
Arbeit sehr schnell. So kann ein Physiker plötzlich als Unternehmensberater
tätig sein. Wichtig ist nur, dass er den Wünschen der
Kunden entspricht. Das Kriterium ist hier also der wirtschaftliche
Erfolg. An den Universitäten war das bis vor kurzem noch nicht
so. Problematisch wird das Verhältnis zwischen Beratungsfirmen
und Universitäten nun deshalb, weil sich die Unis im Kampf
um geforderte Drittmittel plötzlich in direkter Konkurrenz
mit eben diesen Firmen sehen. Guggenheim enthielt sich bei der Diskussion
eines Urteils. „Man sollte die Institutionen nicht gegeneinander
stellen und sagen, eine sei besser als die andere. Sie sind einfach
anders.“
Johanna Muckenhuber
Guggenheims Thesen können auch nachgelesen werden:
Michael Guggenheim. Organisierte Umwelt. Umweltdienstleistungen
zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. [transcript] Verlag.
Bielefeld 2005, EUR 28,80
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JobOskar
2005
Am 4. November 2005 wurden in der Steinhalle
in Lannach die für die berufliche Integration von Menschen mit
Behinderung engagiertesten Unternehmen und Institutionen aus den Bezirken
Voitsberg, Deutschlandsberg, Leibnitz und Radkersburg mit dem JobOskar
2005 ausgezeichnet. Der JobOskar wird in den Kategorien Kleinbetriebe,
Mittelbetriebe und Öffentlichkeitsnahe Betriebe vergeben. |
Die Veranstaltung wurde von Staatssekretär Sigisbert
Dolinschek eröffnet, der das Projekt JobAllianz als
eines der wichtigsten im Rahmen der Beschäftigungsoffensive
der österreichischen Bundesregierung (Behindertenmilliarde)
für Menschen mit Behinderungen bezeichnete.
Dr. Margareta Steiner wies in ihrem Begrüßungsstatement
darauf hin, dass bei der Integration von Menschen mit Behinderung
in die Arbeitswelt „es nicht nur wichtig, sondern unbedingt
erforderlich sei an den Stärken von Menschen mit Behinderung
anzusetzen“. Unternehmen, die sich mit der Integration beschäftigen,
trainieren daher, sich an den individuellen Fähigkeiten und
Stärken ihrer Mitarbeiter zu orientieren.
Freude über den JobOscar 2005:
Margareta Steiner (BSB) mit den Gewinnern Bernhard Haas (Landespflegeheim
Schwanberg), Franz Langmann (Eurospar Deutschlandsberg) Arnold Melcher
(Weingut Melcher) sowie Staatssekretär Sigisbert Dolinschek,
Johannes Schwarz (Sozialressort Land Steiermark) und Mag. Alfred
Hausegger (Jugend am Werk)
Unter den prominenten Preisverleihern befand sich der Bezirkshauptmann
von Deutschlandsberg HR Theobald Müller, der
Leiter des Arbeitsmarktservice, Herbert Rumpf,
der Geschäftsführer von „Jugend am Werk“,
Mag. Alfred Hausegger und die Leiterin der Wirtschaftskammer
Deutschlandsberg, Margarete Deix. Durch die Veranstaltung
führte der bekannte Moderator Oliver Zeisberger, während
das Rahmenprogramm von Musikgruppe „Hardworker“ von
Jugend am Werk und der Theatergruppe „TheAter direkt“
bestritten wurde.
Vom Pilot- zum Leitprojekt
Gegen Ende der 90er Jahre zeichnete sich europaweit eine besorgniserregende
Zunahme von Arbeitslosigkeit unter den Menschen mit Behinderung
ab. Es stellte sich die dringliche Frage: „Was kann man tun,
damit sich die Öffentlichkeit, vor allem aber die steirischen
DienstgeberInnen, stärker mit dem Thema der Beschäftigung
von Menschen mit Behinderung auseinandersetzen?“
Als Antwort auf diese Frage initiierte die Landesstellenleiterin
des Bundessozialamtes (BSB) Drin. Margareta Steiner im Jahr 1999
die JobAllianz, die zunächst als Pilotprojekt in den Regionen
Judenburg/Knittelfeld und Hartberg/Weiz anlief. Seit 2001 ist die
JobAllianz steiermarkweit tätig und konnte durch zahlreiche
Aktivitäten die Bereitschaft von Unternehmen, Menschen mit
Behinderung zu integrieren, wesentlich steigern.
Die JobAllianz Steiermark verleiht in diesem Jahr bereits zum
6. Mal den JobOskar als besondere Auszeichnung für steirische
Dienstgeber und Dienstgeberinnen, die sich in vorbildlicher Weise
für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen
engagieren. Die Allianzpartner sind die Landesstelle Steiermark
des Bundessozialamtes, die Wirtschaftskammer, das Land Steiermark
und das Arbeitsmarktservice. Der JobOscar wird in sieben steirischen
Regionen in jeweils drei Kategorien vergeben.
Roswitha Wagner
Koordinatorin für die Süd- und Weststeiermark, dankte
den Teilnehmern für die erfolgreiche Zusammenarbeit
JobAllianz für Integration in die Arbeitswelt
Die JobAllianz fungiert als Ansprechpartnerin und Informationsdrehscheibe
rund um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Sie
informiert DienstgeberInnen und koordiniert nachfolgende Beratungs-
und Betreuungsdienste wie z.B. Arbeitsassistenz, Jobcoaching etc.
Durch gezielte Information, Beratung und Aufklärung zeigt die
JobAllianz die betrieblichen und gesellschaftlichen Nutzeffekte
einer beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung auf.
Die JobAllianz Steiermark wird vom Bundesministerium für soziale
Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz unterstützt
und aus Mitteln der Beschäftigungsoffensive der österreichischen
Bundesregierung (Behindertenmilliarde) für Menschen mit Behinderungen
und des Europäischen Sozialfonds finanziert.
Lokale Netzwerke leisten konkrete Hilfe
Es wird besonderer Wert darauf gelegt, lokale Netzwerke aufzubauen,
um den Betroffenen in ihrer unmittelbaren Lebensumgebung eine berufliche
Integration zu ermöglichen. Die JobAllianz fungiert als Ansprechpartnerin
und Informationsdrehscheibe rund um die Beschäftigung von Menschen
mit Behinderung. Sie informiert DienstgeberInnen und koordiniert
nachfolgende Beratungs- und Betreuungsdienste wie z.B. Arbeitsassistenz,
Jobcoaching etc. Durch gezielte Information, Beratung und Aufklärung
zeigt die JobAllianz die betrieblichen und gesellschaftlichen Nutzeffekte
einer beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung auf.
Auszeichnung für beispielhafte Unternehmen
Vor dem Hintergrund der Geschichte der JobAllianz entstand auch
die Idee einer Auszeichnung für vorbildliche Unternehmen –
dem JobOskar. Mit diesem Preis werden Unternehmen ausgezeichnet,
die sich besonders für die berufliche Integration von Menschen
mit Behinderung einsetzen. Durch die Verleihung des JobOskars in
festlichem Rahmen mit prominenter politischer Beteiligung signalisiert
die JobAllianz den DienstgeberInnen, dass ihr Einsatz für Menschen
mit Behinderung wertgeschätzt wird. Diese Form der öffentlichen
Anerkennung sollte aber auch ein Anreiz für jene DienstgeberInnen
sein, die bisher einer Beschäftigung von Menschen mit Behinderung
eher kritisch gegenüberstehen.
Anfangs ging es für die MitarbeiterInnen der JobAllianz vor
allem darum, den JobOskar in den Regionen bekannt zu machen und
DienstgeberInnen für eine Bewerbung zu gewinnen, was nicht
immer leicht war. Oftmals konnten DienstgeberInnen, die sich in
ihren Unternehmen sehr für eine berufliche Integration von
Menschen mit Behinderung einsetzen, zunächst nicht davon überzeugt
werden, dass sich ihr Engagement sehen lassen kann und ein Kennzeichen
sozialer Unternehmenskultur darstellt, die das Firmenimage insgesamt
aufwertet.
Aus bescheidenen Anfängen zur Erfolgsstory
Aufgrund dieser ersten Erfahrungen hätte sich damals wohl niemand
gedacht, dass sich nur zwei Jahre später fast 250 steirische
Unternehmen, vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum internationalen
Konzern quer durch alle Betriebsgrößen und Branchen um
diesen Preis bewerben würden. Dass der JobOskar weitere
zwei Jahre später nach dem steirischen Vorbild erstmals österreichweit
vergeben wird und die ausgezeichneten DienstgeberInnen den JobOskar
im Rahmen einer großen Gala im Schloss Schönbrunn aus
der Hand eines Ministers entgegennehmen, hätte mit Sicherheit
auch keiner für möglich gehalten.
Auch Menschen mit Behinderung können volle Leistung bringen!
Seit 1999 hat die JobAllianz 65 steirische DienstgeberInnen mit
dem JobOskar ausgezeichnet. Der JobOskar wurde bisher immer als
Regionalpreis vergeben, die ersten JobOskar-Gewinner waren die Firmen
Wilhelm Fössl – Holzbau in Grafenberg bei Hartberg, die
VOEST-Alpine Bergtechnik in Zeltweg sowie die Gemeinde St. Johann
in der Haide und die Marktgemeinde Seckau. Österreichweiter
JobOskar. Anlässlich des Europäischen Jahres der Menschen
mit Behinderung 2003 wurde der JobOskar nach steirischem Vorbild
zum ersten Mal österreichweit vergeben. Dies unterstreicht
eindrucksvoll, welchen Stellenwert diese Auszeichnung mittlerweile
erreicht hat.
Der ÖsterreichOskar wurde in den Kategorien „Kleinbetriebe“,
„Mittelbetriebe“ und „Großbetriebe“
vergeben. Nominiert waren die Landessieger in den jeweiligen Kategorien.
Im Rahmen der großen Schlussgala zum Europäischen Jahr
der Menschen mit Behinderung am 2. Dezember 2003 in der Orangerie
Schönbrunn wurden die GewinnerInnen ausgezeichnet:
Neugestaltete JobOskar-Statue
Das Europäische Jahr für Menschen mit Behinderung 2003
und die Tatsache, dass sich der JobOskar in kurzer Zeit zu einem
begehrten Preis mit einem großen Bekanntheitsgrad entwickelt
hatte, waren für die JobAllianz Anlass, den JobOskar neu
zu gestalten und ihm eine künstlerisch angemessene Form zu
geben. In Zusammenarbeit mit der Meisterklasse an der Ortweinschule
Graz wurde ein Designwettbewerb unter der Leitung des bekannten
steirischen Künstlers Prof. Erwin Talker durchgeführt.
Eine prominent besetzte Jury wählte die spannungsgeladene Skulptur
„Offene Haltung“ der jungen Künstlerin Monika
Hahnekamp, realisiert als Bronzeguss von der bekannten
Kunstgießerei Loderer in Feldbach, als neue Gestalt für
den Steirischen JobOskar aus.
Kriterien für die Auszeichnung
Der Steirische JobOskar wird in den steirischen Regionen in den
Kategorien „Kleinbetriebe“ (bis 25 MA), „Mittelbetriebe“
(bis 100 MA) und „Öffentlichkeitsnahe Betriebe und Gemeinden“
vergeben.
Die ausgewählte Fachjury vergibt diese Auszeichnung nach
den folgenden Kriterien:
• Prozentanteil der beschäftigten MitarbeiterInnen
mit Behinderung
• Änderung der Arbeitsorganisation (bauliche und organisatorische
Adaptierungen)
• Neueinstellung von Menschen mit Behinderung, Schaffung
sowie Erhaltung von Arbeitsplätzen
• Besondere Bemühungen bei der Vorbereitung des sozialen
Umfelds
• Kooperation mit Behinderteneinrichtungen und integrativen
Betrieben
Die Gewinner des JobOskars 2005 in den Kategorien:
Kleinbetriebe: Weingut Melcher – Schloss Gamlitz
Das Weingut Melcher, Schloss Gamlitz, hat nach jahrelanger Beherbergung
der Musikgruppe „Anklang“ von Jugend am Werk im vergangenen
Jahr auch zwei Menschen mit Behinderung eingestellt. Die Firma wurde
von zwei Arbeitsassistenten unabhängig voneinander zur Nominierung
vorgeschlagen. Vor allem Arnold Melcher als Eigentümer
und Geschäftsführer hat immer ein offenes Ohr für
die Belange seiner behinderten Mitarbeiter. Entgegenkommen und Verständnis
bei Problemen sind eine Selbstverständlichkeit. Melcher sieht
sich als Mentor und sein persönlicher Einsatz ist auch der
Grund dafür, warum die Integration in das Unternehmen von Anfang
an gelungen ist. Besonders erfreulich ist, dass durch das Engagement
der Firma ein junger Mensch wieder Freude an seiner beruflichen
Tätigkeit fand. Originalzitat des behinderten jungen Mannes:
„Herr Melcher ist total cool. Nach meiner Erfahrung an meinen
letzten Arbeitsplatz wollte ich nicht mehr arbeiten gehen. Aber
jetzt macht mir das Arbeiten wirklich Spaß!“
Mittelbetriebe: Eurosparmarkt Deutschlandsberg
Ausschlaggebend für die Verleihung des JobOskars an den Eurosparmarkt
in Deutschlandsberg war der persönliche Einsatz des Marktleiters
Franz Langmann. Nach langen Diskussionen über
trug der Eurosparmarkt in dieser Kategorie einen knappen Sieg davon.
Die Firma ist ein würdiger Gewinner, denn Langmann beschäftigt
schon seit einigen Jahren Menschen mit Behinderung; zurzeit sind
es drei MitarbeiterInnen. Der Geschäftsführer gibt immer
wieder den jungen Menschen die Chance, nach ihrem Tempo und ihren
Möglichkeiten das geforderte Arbeitspensum zu erfüllen.
Originalzitat eines der behinderten Mitarbeiter: „Ich glaube
nirgends auf der Welt ist das möglich, was hier möglich
ist. Man hat viel Geduld mit mir, auch wenn ich etwas falsch mache.
Ich tue was ich kann, und das wird geschätzt.“
Öffentlichkeitsnahe Betriebe: Landespflegeheim Schwanberg
Das Landespflegeheim Schwanberg (ein Unternehmen der Steiermärkischen
Krankenanstalten GmbH unter der Leitung von Bernhard Haas)
konnte mit der Neueinstellung von zwei Menschen mit Behinderung
und der Erhaltung von weiteren drei Arbeitsplätzen für
Menschen mit Behinderung punkten. Diesen drei MitarbeiterInnen wurde
es ermöglicht, trotz ihrer aufgetretenen Einschränkung
ihren Arbeitsplatz zu behalten, indem weitere drei MitarbeiterInnen
mit 50% zu ihrer Unterstützung eingestellt wurden.
Es gibt eine im Unternehmen auch eine gewählte Behindertenvertrauensperson,
die den anderen MitarbeiterInnen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Erst im letzten Jahr wurde eine Station mit 24 Betten behindertengerecht
ausgestattet, was den MitarbeiterInnen ebenso wie den PatientInnen
zugute kommt. Die Steiermärkischen Krankenanstalten GesmbH
zeichnete sich auch in der Vergangenheit durch eine positive Einstellung
zur Förderung und Aufnahme von Menschen mit Behinderung aus
und wurde dafür bereits 2003 auf Landesebene ausgezeichnet.
Aussage eines behinderten Mitarbeiters: „Mit meinem Alter
und meiner körperlichen Beeinträchtigung habe ich gar
nicht mehr gehofft eine Anstellung zu finden. Umso glücklicher
bin ich jetzt, dass es gelungen ist, noch dazu in der Nähe
meines Wohnortes!“
Die Jury:
Margit Marchel / Arbeitsmarktservice Deutschlandsberg
Margarete Deix / Wirtschaftskammer Deutschlandsberg
Mag. Hannes Lechner / IFA Steiermark
Sabine Schlager-Veitlmeier / Jugend am Werk Steiermark GmbH
Mag. Andreas Gratz / Lebenshilfe Südsteiermark
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Migration:
Das Janusgesicht der Gewalt
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Bei einer Diskussionsveranstaltung am 20. Oktober bei ISOP (Innovative
Sozialprojekte) in Graz referierte Kenan Güngör, Geschäftsführer
von baseconsult (Basel), zum Thema Das Janusgesicht der
Gewalt: Zwischen Kultur und Struktur im Kontext der Migration.
Seine These: Gewalt im MigrantInnenmilieu muss nicht Desintegration
bedeuten, sondern kann durchaus auch Ausdruck einer mit starken
Dissonanzen und Friktionen behafteten partiellen Integration sein.
Ein Ansatz, unter dem auch die aktuellen Ereignisse in Frankreich
betrachtet werden sollten.
Kenan Güngör
Gewalt im MigrantInnenmilieu kann auch Ausdruck der Enttäuschung
darüber sein, dass es trotz Übernahme der Normen des Gastlandes
keine Chancengleichheit gibt
Kenan Güngör, hauptverantwortlich
für die Entwicklung der Integrationsleitbilder von Dornbirn,
Tirol und Oberösterreich, beleuchtete in seinem Beitrag das
Phänomen der häuslichen Gewalt und der Jugendgewalt im
Kontext von migrationsbedingten Transformationsprozessen und setzte
sich mit der Frage auseinander, inwieweit Gewaltphänomene mit
Kultur, Struktur und Transformation in Zusammenhang zu bringen sind.
In einem kurzen, sozialhistorischen Rückblick verwies er darauf,
dass Zivilisierungsschübe niemals linear verlaufen sind, wodurch
sich die ausschließlich ächtende Wahrnehmung und Beurteilung
von Gewalt in unserer Gesellschaft relativieren lassen müsse.
„Gewalt“ zeigt sich demnach oftmals gerade an den Bruchstellen
gesellschaftlicher Pazifizierungsentwicklung.
Deutlich ist, dass auch die historische wie aktuelle
Migrationsgeschichte als gesellschaftliche Transformationsherausforderung
zu betrachten ist, dass sich auch an diesen Schnittstellen Gewaltphänomene,
Brüche also, zeigen. Interessant dabei ist natürlich,
auf welche Weise diese in der/von der Öffentlichkeit gedeutet
werden, wobei insbesondere zwei Ansätze maßgeblich zum
Tragen kommen. Ein auf Kultur und Ethnizität fokussierter Diskurs
attestiert MigrantInnen eine höhere Gewaltbereitschaft allein
aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie. Dieser
kulturessentielle Ansatz ist derzeit der gebräuchlichste. Als
Reaktion auf diese Sichtweise entstanden deprivationsbezogene Ansätze,
die den Blick auf prekäre Verhältnisse im Zuzugsland richten
und den Bestand verdeutlichen, dass die Aufnahmegesellschaft keine
gleichberechtigte Teilhabe zulässt. Gewalt erscheint aus dieser
Optik somit weniger als ein kulturelles denn als ein soziales Problem.
Verlust erlernter Wertesysteme kann zu
innerfamiliären Konflikten führen
Güngör ging im Folgenden der Frage nach, wie beide Ansätze
miteinander zu verbinden wären, auf welche Weise also ein Zusammenhang
zwischen „Kultur“ und „Struktur“ herzustellen
ist, da aus seiner Sicht die Beseitigung einer Gewaltursache allein
– also entweder Kultur oder Struktur – zu gering sei,
nicht zuletzt bedingt durch das Faktum und die Kraft kollektiver
Erinnerung.
In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass
MigrantInnen zumeist aus ländlichen Regionen in urbane Zonen
zuwandern und dies besonders auch die Migration in anonymisierte
Kontexte bedeutet, die zu einem Verlust bislang erlernter und erworbener
Wertesysteme, wie z.B. dem Aufbrechen geschlechtsspezifischer Rollenverhältnisse,
bedeutet. An dieser Schnittstelle der Bewältigung individueller
Urbanisierung kommt es jedoch zur Konfrontation mit Kultureinheiten,
die sich im Kollektiv der Dorfgemeinschaft entwickelt haben und
die für das sich in der „Transformation“ befindende
Individuum einen Stabilisierungsfaktor darstellen. Güngör
demonstriert dies am Beispiel des „Ehrkonzeptes“, das
in nahezu allen mediterranen Ländern eine Rolle spielt und
bei dem es sich keineswegs um ein einer bestimmten Religion zuordenbares
Konzept handelt. Es ist als Form traditioneller sozialer Kontrolle
zu verstehen und steht der Konzeption urbaner Lebenswelten diametral
gegenüber. Dieses Aufeinanderprallen grundverschiedener Werte
und Normen birgt soziale wie identitäre Diskrepanzen und innerfamiliäre
Konflikte. Sie finden ihren zentralen Austragungsort in den Familien
der Zugewanderten selbst.
Gewalt als Ausdruck enttäuschter Erwartungen
Jugendgewalt hingegen spielt sich vorzugsweise im öffentlichen
Raum ab, hier geht es also auch um die Demonstration von Präsenz.
Zu berücksichtigen ist hierbei der Befund, dass Migrantenjugendliche
ihre Kindheit und schulische Sozialisation größtenteils
im Zuzugsland durchlebt haben, ihnen die Aufnahmegesellschaft mit
ihren Gleichheitsprinzipien, Verheißungen und Verlockungen
nicht fremd ist, sie jedoch mit Formen der Abgrenzung, Minderbewertung
und Diskriminierung konfrontiert sind. Die Erwartungsenttäuschung
der zweiten und dritten Generation, welche die Gleichheits- und
Gerechtigkeitspostulate der Mehrheitsgesellschaft verinnerlicht
hat, ist demnach deutlich höher als bei der Elterngeneration.
Die Diagnose lautet also, dass eine Kränkung passiert, wenn
das Normativ einer Gesellschaft zwar angenommen wurde, jedoch der/die
Betroffene immer wieder erleben muss, dass er/sie im Endeffekt über
geringere Chancen verfügt. Dies bedeutet, dass sich an den
Normen der Aufnahmegesellschaft orientierte Erwartungen nicht erfüllen,
insofern die Enttäuschung darüber entsprechend groß
ist und diese nach Ausdrucksformen sucht. Gewalt ist eine davon.
Sie ist dann allerdings nicht nur als Phänomen der Desintegration
zu werten, sondern auch als Teil einer mit starken Dissonanzen und
Friktionen behafteten partiellen Integration. Zu bewältigen
sind diese Prozesse durch eine potenzialorientierte und befähigende
Integrationspolitik.
Silvia Göhring
Der Vortrag von Kenan Güngör und die
anschließende Diskussion wurden in Kooperation von ISOP mit
der EQUAL Entwicklungspartnerschaft IKAP organisiert. IKAP wird
in drei österreichischen Modellregionen (Steyr, Wien 20, Graz)
„Interkulturelle Kommunale Aktionspläne“ entwickeln,
die das Ziel verfolgen, Chancengleichheitsbedingungen für MigrantInnen
in den jeweiligen Kommunen zu verbessern | www.ikap.at
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Tag
der offenen Tür und Bundespräsidenten-Besuch im VinziDorf |
Überraschend gut besucht war das VinziDorf in Graz an den „Tagen
der offenen Tür“. Das Containerdorf bietet seit dem Jahr
1993 obdachlosen Männern, die sonst aufgrund ihrer schweren
Alkoholprobleme auf der Straße schlafen müssten, ein
Zuhause.
Stolz blickt der gerade frisch gekürte „Österreicher
des Jahres“, Pfarrer Wolfgang Pucher, auf
sein VinziDorf. Anfänglich sehr umstritten hat sich die „Herbergensiedlung“
am Leonhardplatz 900 nicht zuletzt aufgrund des unermüdlichen
Engagements in Sachen Bewussteinsbildung des Armenpfarrers etablieren
können und schenkt derzeit 36 Obdachlosen ein Dach über
dem Kopf.
Menschliches Klima
Am 30. und 31. 10. 2005 öffneten die VinziDorf-Bewohner ihre
Containertüren für die „Außenwelt“.
Die Möglichkeit in jenes Dorf zu schnuppern, wo alkoholkranke
Menschen, betroffen durch verschiedenste tragische Schicksalsschläge,
in einer erstaunlich friedlichen Atmosphäre auf relativ engem
Raum zusammenleben, haben sehr viele SteirerInnen genutzt und waren
insbesondere vom „menschlichen Klima“ innerhalb des
Dorfes beeindruckt. Eine einfache Situation ist alles in allem trotzdem
nicht, denn laut Dorfleiter Gerald Gruber kommen
auf die vielen ehrenamtlichen BetreuerInnen einige Probleme zu.
„Die Leute im Dorf werden insgesamt älter und das bedeutet
in Folge einen erhöhten und intensiveren Pflegeaufwand“,
so Gruber, „Solange wir die Pflege unserer Dorfbewohner verantworten
können, machen wir alles selber. Derzeit ist das gerade noch
zu schaffen.“ Ehrenamtliche BetreuerInnen werden künftig
verstärkt gesucht.
Das VinziDorf ermöglicht seinen BewohnerInnen ein Leben
in Würde
Bescheidenheit macht glücklich
„Mein Eindruck ist, dass die GrazerInnen draufgekommen sind,
dass die ursprünglichen „Sandler“ ihre Lebensgestaltung
derart geändert haben, dass sie von einem „normalen Bürger“
nicht zu unterscheiden sind“, so Pucher und betont: „Viele
GrazerInnen trinken weit über ihren Durst und auch der überhöhte
Alkoholkonsum von einigen AutofahrerInnen wird noch von vielen Menschen
als Kavaliersdelikt betrachtet. Wir haben im VinziDorf niemanden
mit drei Promille im Blut – ich denke, die Diskussion über
den Alkohol im VinziDorf sollte inzwischen abgeklärt sein!“
Bei den Gesprächen mit einigen Dorfbewohnern ist der rote Faden
klar zu erkennen: „Ich fühl‘ mich hier wohl!“
meint nicht nur Ernst Roittner, welcher nunmehr
das fünfte Jahr im VinziDorf lebt und eigentlich außer
Bett, Essen und im Krankheitsfall medizinische Versorgung nichts
hat. Sämtliche Dorfinsassen sind laut eigenen Aussagen mit
ihrem höchst bescheidenen Leben im Dorf vollauf zufrieden und
sehen den „Zusammenhalt“ untereinander als einen wesentlichen
Faktor für ihre Zufriedenheit. Pucher weist auf den aktuellen
Bestseller „Die weiße Massai“ hin und meint in
diesem Zusammenhang: „Hier kann man lesen, wie die weiße
Massai nach einem Leben in äußerster Bescheidenheit begriffen
hat, wie viel man nicht zum Leben braucht!“
Bundespräsident Heinz Fischer
will die Realisierung eines „österreichweiten Tages der
Obdachlosen“ vorantreiben
Foto: Palme
Bundepräsident Heinz Fischer im Vinzidorf
Am 7. November öffneten sich die Pforten des VinziDorfes erneut
– diesmal nicht für die Masse interessierter BürgerInnen,
sondern für hohen Besuch. Bundespräsident Dr. Heinz
Fischer beehrte das VinziDorf mit seiner Anwesenheit. „Durch
den Besuch des Bundespräsidenten wurde den VinziDorfbewohnern
sehr viel Anerkennung und Akzeptanz entgegengebracht“, sagt
Vinzi-Koordinator DI Michael Bachler. Pfarrer Pucher
meinte, das sei der schönste Tag „für das VinziDorf
und für ganz Österreich, weil eine Gesellschaft so viel
wert ist wie sie sich ihrer Schwächsten annimmt.“ Fischer
versprach, er werde die Realisierung der Idee eines österreichweiten
Tags der Obdachlosen mit aller Kraft unterstützen.
– cw –
Spendenkonto: Die Steiermärkische, BLZ 20815, Kto 2200 406
888, Kennwort: Armendienst
www.vinzi.at
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Philosophieren
in der Schule ist kein Orchideenfach |
Anlässlich des 20. Geburtstags der Österreichischen
Gesellschaft für Kinderphilosophie und gleichzeitig des österreichischen
Instituts für Kinderphilosophie mit Sitz in Graz fand vom 20.
bis 22. Oktober 2005 in Graz ein internationaler Kongress zum Thema
„Philosophische Grundlagen innovativen Lernens“ –
„Philosophical Foundations of Innovative Learning“ statt.
Die Erforschung von kognitiven Phänomenen hat eine lange philosophische
Tradition und ist ein höchst aktuelles Thema für die moderne
Wissenschaft, wenn es um Fragen nach dem Bewusstsein, der Willensfreiheit,
der personalen Entfaltung und dem Menschenbild der Gegenwart geht.
Ein Hauptziel des Kongresses war es, den Lernvorgang auf Basis der
wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verstehen um Möglichkeiten
einer Verbesserung der Lern- und der Lehrpraxis auszuloten. Der
Forschungsansatz der Kinderphilosophie ist an der Schnittstelle
zwischen Philosophie, Neuropsychologie, Soziodynamik und Pädagogik
positioniert. Die Kinderphilosophie erweitert den inhaltlichen und
methodischen Zugang zur Erforschung einer integralen Persönlichkeitsentwicklung.
Philosophieren als elementare Kulturtechnik bietet die Möglichkeit,
kognitive, soziale, emotionale und kommunikative Grundfertigkeiten
aufzubauen, um die Kreativität zu fördern.
Philosophieren
als elementare Kulturtechnik bietet die Möglichkeit, kognitive,
soziale, emotionale und kommunikative Grundfertigkeiten aufzubauen
Die Themen des Kongresses umfassten unter anderem die Rolle des
Philosophierens, des kritischen, vernetzten Denkens und die Relevanz
für aktuelle Probleme unserer Zeit. Die u.a. aus Irland, den
USA, Portugal, Lettland und Japan angereisten ReferentInnen behandelten
Fragen wie: Kann die Wissenschaft uns einen neuen Weg des Zusammenlebens
zeigen?, Bedeutung des Zusammenhangs von Kognition und Emotion für
das Lernen, Auswirkungen der Integration von Informations- und Kommunikationstechnik
(ICT) auf den Unterricht, Sinnvolle Gestaltung von E-Learning-Material,
die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit, Prinzipien des philosophischen
Dialogs mit Kindern bis hin zur Lust am Philosophieren unter dem
Motto „Philosophy is not a theory but an activity“ nach
Ludwig Wittgenstein.
So führte Michael Murray aus Dublin (facilitating
learning) das Publikum mit Hilfe von Martin Buber zu den Voraussetzungen
Neues über die Welt und sich selbst zu erfahren. Auf schnelle
Ergebnisse zu drängen bringt für das Ziel „to bring
together mind and heart“ gar nichts. Als Bild für den
Umgang mit Informationen brachte er die Informationsflut aus dem
internet („sea of data“), die mit geeigneter Herangehensweise
über den „river of information“ zum „stream
of knowledge“ und schlussendlich zum „pool of wisdom“
werden könnte.
Ann Margaret Sharp (Montclair, USA) versuchte
das weite Gebiet emotionaler Erziehung im Rahmen der Klassengemeinschaft
zu beleuchten. Da die Kinder mit sehr unterschiedlichen kognitiven
und auch emotionalen Voraussetzungen in eine Klasse kommen, die
Lehrer dagegen ein Klima der Lernbereitschaft, der Neugierde, die
Aufmerksamkeit und Teamfähigkeit anstreben, gilt es, an diesen
so genannten Schlüsselqualifikationen zu arbeiten. Dazu ist
ein intensives Bemühen notwendig, die Kinder dort abzuholen,
wo sie zu fragen und zu hinterfragen beginnen können. Persönlichkeitsbildung
erfordert die Fähigkeit, die eigenen Gefühle wahrzunehmen
und zu benennen.
„Die Erfahrungen der frühen Kindheit prägen die
Grundeinstellung zum Leben. Es macht einen großen Unterschied,
ob ich glaube, dass die Welt ein – mit allen Einschränkungen
– guter Platz zum Leben ist und ich mit den auf mich zukommenden
Problemen zurande kommen kann oder nicht.“ Das Miteinanderreden
über diese grundlegenden Gefühlshaltungen könnte
den Kindern Einsichten in ihre eigenen Einstellungen bringen, sie
andere Haltungen erkennen und diese – als humanistisches Ziel
– tolerieren lassen.
Maughn Gregory (Montclair) stellte seine Erfahrungen mit dem philosophischen
Dialog als Lehrer zur Verfügung und warf die Frage auf, ob
es denn wirklich erwünscht ist, Kinder und Jugendliche zu ermutigen,
ihre eigenen Werthaltungen, Grundeinstellungen, die moralischen
und politischen Ausrichtungen aus dem Elternhaus zu hinterfragen.
Gerade die Kinder, die mit einem sehr engen Korsett an Werthaltungen
erzogen wurden, sollten in der Schule die Möglichkeit bekommen,
diese zu hinterfragen und zu erweitern. Aber nach Gregorys (US-amerikanischen)
Erfahrungen stellen sich gerade die Eltern dieser Kinder quer, wenn
es darum geht, dass ihre Kinder zumindest in der Philosophiestunde
über „alles“ reden dürfen sollten. „We
move towards freedom when we make opposition and escape possible
and we move to equality when we open paths for social changes.”
Um Kinder zu befähigen, als zukünftige kompetente, mündige
Bürger Entscheidungen zu treffen, brauchen sie das Wissen über
ihre Rechte und Verantwortungen, über Demokratie, Ideologien
usw. und sie sollten auch die Fähigkeiten des kritischen Denkens,
Formulierens und Diskutierens beherrschen. Damit sieht Gregory den
philosophischen Unterricht an Schulen mehr als gerechtfertigt.
Auch Dr. Daniela Camhy, die Gründerin und
Leiterin des Grazer Instituts für Kinderphilosophie, unterstrich
die Notwendigkeit eines für alle Themen offenen Gesprächsklimas:
„Nur wenn die Jugendlichen das Gefühl haben, dass sie
über alles reden dürfen, kommen sie auch mit den Fragen,
die ihnen unter der Haut brennen.“
www.kinderphilosophie.at
Gertrud Muckenhuber
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Archäologische
Ausgrabungen am Buchkogel |
Hilfe für Langzeitarbeitslose und Ausgrabungen auf einen gemeinsamen
Nenner gebracht: Bei der Kirche in St. Johann und Paul am Buchkogel
waren 25 Langzeitarbeitslose mit der Freilegung von Resten einer
5500 Jahre alten Siedlung beschäftigt.
Seit dem Jahr 2003 sind am Buchkogel im Rahmen des steiermarkweiten
Beschäftigungsprojekts „Archäologieland Steiermark“
des Arbeitsmarktservice Graz 25 Langzeitarbeitslose mit der Ausgrabung
einer kupferzeitlichen Bauernsiedlung beschäftigt. Laut Mag.
Karl Heinz Snobe wurden davon 20 Personen vom AMS
gefördert mit dem Ziel wieder in den Arbeitsmarkt zu finden.
Einige der fleißigen Gräber fanden tatsächlich nicht
nur Hausgrundrisse, Keramikfragmente von Vorratsgefäßen
und jungsteinzeitlichen Schmuck, sondern gleich auch einen neuen
Arbeitsplatz. Laut Dr. Diether Kramer vom Landesmuseum
Joanneum waren es fünf Personen, welchen es gelang, durch dieses
sinnstiftende Beschäftigungsprojekt zu einem fixen Job zu gelangen.
Die Ausgrabungsarbeiten wurden vom Archäologieland Steiermark,
dem AMS, dem Landesmuseum Joanneum und der Stadt Graz gefördert
bzw. finanziert.
Kultur–bewandert
Es ist das erste Mal in der steirischen Geschichte, dass
die Grundrisse von zwei Häusern des ausgehenden Neolithikums
erfasst wurden. Besonders stolz darüber zeigte sich Arch. Dr.
Karl-Friedrich Gollmann, der Obmann des Archäologielandes
Steiermark, denn durch das Fundmaterial wie verzierte Keramik und
unzählige Steingeräte sei nun bewiesen, dass der Buchkogel
vor 5500 Jahren bevölkert war. Stadtrat Dr. Gerhard
Rüsch, welcher die Ausgrabungen erst kürzlich
der Öffentlichkeit präsentierte, betonte: „Dass
Graz ein schöner Ort zum Wohnen ist, wusste man schon vor langer
Zeit!“ Laut Kramer ist am Buchkogel die Errichtung eines Kulturwanderweges
geplant, da das ganze Gelände rund um die Kirche St. Johann
und Paul uralter Kulturboden sei. Der „Rückblick“
auf einen wesentlichen Teil der steirischen Bevölkerungsgeschichte
soll für alle interessierten BürgerInnen offen dargelegt
und zugänglich gemacht werden.
– cw –
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„Rainbows“:
Selbsthilfegruppen für Kinder |
Der Verein RAINBOWS – für Kinder in stürmischen
Zeiten hat gemeinsam mit dem Amt für Jugend in Familie die
Rainbows-Gründerin Suzy Yehl Marta nach Graz
eingeladen, welche in einem interessanten Vortrag über die
internationalen Entwicklungen der RAINBOWS-Selbsthilfegruppen für
Kinder berichtete.
Rainbows-Gründerin Suzy Yehl Marta:
„Früher gab es nur Unterstützung für Erwachsene,
die eine Scheidungskrise durchmachten – mit Rainbows wird
nun auch den Kindern geholfen“
Die Auswirkungen einer Scheidung/Trennung oder der Tod eines Elternteils
betreffen jedes einzelne Familienmitglied. Eine solche Lebenskrise
zu bewältigen kostet viel Kraft, leider geraten während
dieses schwierigen Prozesses oft die mitbetroffenen Kinder aus dem
Blickfeld der belasteten Erwachsenen. Der Verein RAINBOWS arbeitet
seit 1991 in allen Bundesländern Österreichs insbesondere
im Bereich der Prävention, um schwer wiegende Folgen für
Scheidungskinder zu verhindern. Laut Mag. Dagmar Bojdunyk-Rack,
Geschäftsführerin von RAINBOWS, besitzen die GruppenleiterInnen
von RAINBOWS eine Grundausbildung im psychosozialen Bereich, langjährige
Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und eine spezifische
Zusatzausbildung von RAINBOWS.
RAINBOWS für Kinder aus Krisenregionen
Gegründet wurden die ersten RAINBOWS-Gruppen in den USA bereits
im Jahr 1983 von der Krankenschwester Suzy Yehl Marta, welche 1975
als Mutter von drei Söhnen selbst mit einer Scheidungskrise
konfrontiert war und Hilfe für ihre Kinder suchte. Sie fand
keine: „Es gab damals ausschließlich Beratungsmöglichkeiten
für Erwachsene“, sagt Marta, „so gründete
ich nach drei Jahren Vorbereitung schließlich die ersten Selbsthilfegruppen
für Kinder.“ In nur zwei Jahren hatte Marta bereits über
800 Kinder betreut, schließlich ihren Job als Krankenschwester
gekündigt und sich ausschließlich dem Aufbau der Unterstützungsgruppen
gewidmet. „Geld aufzutreiben war immer das schwierigste Unterfangen,“
so Marta, doch ihr RAINBOWS-Konzept lief erfolgreich: Sie bekam
Anrufe aus anderen Bundesstaaten von Menschen, die sich höchst
interessiert zeigten und schließlich baute Marta das Programm
soweit aus, dass selbst traumatisierten Kindern aus Krisenregionen
professionell geholfen werden konnte. „Vom Hurrican waren
367.000 Kinder betroffen, sie hatten Familienangehörige verloren,
standen ohne Haus da und ohne ein einziges ihrer Schmusetiere,“
so Marta, „Wir haben hier die „Silverlinings“
eingesetzt, Unterstützungsprogramme bei speziellen Traumatisierungen.
Bislang konnte RAINBOWS 1,6 Millionen Kindern aus 17 verschiedenen
Ländern helfen.
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Nähere Infos unter: Verein Rainbows, Theodor-Körner-Straße
182/1, 8010 Graz | 0316-68 86 70 | www.rainbows.at
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Alleine
sterben müssen? Die Betreuungskultur in
den Bereichen Altenpflege und Sterbebegleitung hat im privaten Bereich
längst an Bedeutung verloren. Dem zum Trotz versucht die Hospizbewegung
die erforderliche Betreuungsarbeit Todkranker, welche einst Aufgabe
von Großfamilien oder Dorfgemeinschaften war, zu übernehmen.
Unter dem Gesichtspunkt, dass Sterben ein zentrales Thema unserer
Gesellschaft geworden ist, wird der Hospizverein Steiermark von der
Steiermärkischen Sparkasse unterstützt. |
Dass sich immer mehr Menschen von der tradierten Gesundheitspflege
in Eigenverantwortung verabschiedet haben, liegt laut Univ. Prof.
Dr. Karl Harnoncourt, Obmann des Hospizvereins
Steiermark, an der rasanten Entwicklung der medizinischen Wissenschaft
und dem Glauben, dass Ärzte auch in zunehmendem Maße
Krankheiten ohne Zutun ihrer PatientInnen heilen würden. „Der
Tod wird in der Lebensplanung nicht berücksichtigt“,
sagt Harnoncourt und weist auf die bittere Erfahrung vieler Menschen
hin, die in der letzen Phase ihres Lebens zu Würdelosigkeit
verdammt sind. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, sich auf das
eigene Schicksal vorzubereiten. So lautet auch das Credo des Hospiz-Obmanns:
„Das eigene Schicksal rechtzeitig gestalten!“
Karl Harnoncourt, Gerhard Fabisch und Johann Baumgartner:
Der Hospizverein
bemüht sich mit Unterstützung durch die Steiermärkische
darum, „dass Menschen möglichst friedlich und menschenwürdig
sterben können.“
Sterbekultur zurückgewinnen
Um die verloren gegangenen Sterbekultur unserer Gesellschaft wiederzuerlangen
ist auch die Steiermärkische Sparkasse seit dem Frühjahr
2004 mit dem Hospizverein Steiermark eine Partnerschaft eingegangen.
„Es liegt uns am Herzen, Aktivitäten zu begleiten, die
in unserer schnelllebigen Gesellschaft als wichtige Werte oft übersehen
werden“, erklärt Dr. Gerhard Fabisch,
Vorstands-Vorsitzender Steiermärkische Sparkasse, „Ein
Teil unseres wirtschaftlichen Erfolges fließt in regionale
Projekte und tragen zum Wohl aller SteierInnen bei - darauf sind
wir stolz!“ so Fabisch. Gelebt wird die Partnerschaft einerseits
in Form finanzieller Unterstützungen für Ausbildungen
und Infrastruktur des Hospizvereins und andererseits durch die Gesundheitskoordinatoren
der Steiermärkischen Sparkasse, welche die Bezirksstellen des
Hospizvereins vor Ort unterstützen.
Gerechten Zugang zur Hospizarbeit schaffen!
„Was immer kommt … das wissen wir alle, aber es ist
kaum Thema!“ meint Dr. Johann Baumgartner,
Palliativkoordinator des Landes Steiermark. Er nennt als vorrangiges
Anliegen der Hospizarbeit und Palliativmedizin, „dass die
Menschen möglichst friedlich und menschenwürdig sterben
können. Das große Ziel ist die Sicherstellung eines gerechten
Zuganges zu den Möglichkeiten der Hospizarbeit und Palliativmedizin
für alle, die es brauchen!“ Baumgartner betont, wie wichtig
es sei, dass auch die Angehörigen mitbetreut werden. Derzeit
arbeiten mehrere österreichische Bundesländer an Hospiz-
und Palliativplänen, da das Bewusstsein um die Notwendigkeit
und die Bedeutung guter Hospizarbeit und Palliativmedizin gewachsen
ist. Um weitere Entwicklungen zu unterstützen und die Hospizarbeit
und Palliativmedizin zu würdigen wurde der 8. Oktober als neuer
weltweiter Aktionstag erkoren und auch der Europarat und die WHO
haben die Verantwortlichkeit der Regierungen herausgestrichen, nationale
Programme zu Schmerzbekämpfung und Hospiz- und Palliativversorgung
zu erstellen. Denn wie Baumgartner richtig bemerkt: „Auch
wenn nichts mehr zu machen ist, gibt es noch viel zu tun!“
Claudia Windisch
Nähere Infos unter:
www.hospiz.at
und www.palliativ.at
oder
Hospizverein Stmk, Albert Schweitzer-Gasse 36, 8020 Graz | 0316-39
15 70 – 0 | Fax 0316-39 15 70 | dasein@hospiz-stmk.at
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3000
neue Betriebe durch AMS-Unterstützung |
Seit zehn Jahren, seit dem Jahr 1995, bietet das Arbeitsmarktservice
arbeitslosen Personen, die sich mit der Idee der Gründung eines
eigenen Unternehmens tragen, umfassende Hilfestellung. Die arbeitsmarktpolitische
Zielsetzung dabei ist die Verringerung der Arbeitslosigkeit über
Schaffung von Arbeitsplätzen durch und für den Gründer
/ die Gründerin selbst, die Schaffung weiterer zusätzlicher
Arbeitsplätze für MitarbeiterInnen bzw. die Erhöhung
der offenen Stellen: Statistisch gesehen schafft jeder übers
AMS-Unternehmensgründerprogramm entstandene Betrieb nach fünf
Jahren einen weiteren Arbeitsplatz! Seit sechs Jahren wird das UGP
in einer neuen überarbeiteten Form angeboten. Allein im Zeitraum
Juli 1999 bis zum Oktober 2005 wurden 4000 Personen über das
AMS-Unternehmensgründerprogramm gecoacht, 3000 Einzelunternehmen
wurden dabei gegründet.
AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl Heinz Snobe:
Im Schnitt
schafft jedes übers UGP gestartete Unternehmen nach fünf
Jahren einen weiteren Arbeitsplatz
AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl Heinz Snobe
verweist auf die vergleichsweise geringen Kosten dieser arbeitsmarktpolitische
Maßnahme: „Bei durchschnittlich jährlich 650 von
mit unserer Unterstützung startenden neuen UnternehmerInnen
und Projekt-Gesamtkosten pro Jahr von 800.000 Euro ergibt das pro
Person einen Aufwand von 1230,80 Euro pro Gründung. Rechnet
man den / die nachfolgend eingestellte(n) MitarbeiterIn ein, reduzieren
sich die Kosten sogar um die Hälfte.“ Interessantes spricht
auch die Statistik zur Nachhaltigkeit der vom AMS Steiermark unterstützten
Unternehmensgründungen. Snobe: „Nach drei Jahren existieren
noch 85 Prozent der von uns lancierten steirischen Betriebe. Nur
6% der nicht erfolgreichen GründerInnen lassen sich danach
wieder beim AMS arbeitsuchend vormerken, alle andern nehmen danach
wieder unselbstständige Beschäftigungsverhältnisse
auf bzw. wandern in Karenz oder Pension ab.“ Im einjährigen
vierphasigen Betreuungs- und Beratungsprojekt des UGP erhalten Personen
mit Anspruch Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bzw. werden Beiträge
zur Deckung des Lebensunterhaltes gewährt. In der Realisierungsphase
(Phase 3) kann finanzielle Gründungsbeihilfe gewährt werden.
Diese Gründungsbeihilfe kann auch dann gewährt werden,
wenn kein Anspruch auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung
besteht. Damit ist das UGP vor allem auch für WiedereinsteigerInnen
interessant.
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Paten
und Patinnen für minderjährige Flüchtlinge gesucht
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Nach dem erfolgreichen Beginn des Patenschaftprojektes in Graz 2002
sucht der Verein ZEBRA wieder Erwachsene, die eine Patenschaft für
einen alleinstehenden jugendlichen Flüchtling übernehmen
wollen.
„In der Patenschaft geht es darum, einen jungen Menschen,
der ohne erwachsene Bezugsperson, in Graz oder in der Steiermark
lebt, durch emotionale Zuwendung und Hilfestellungen im Alltag zu
unterstützen“, erklärt Mag. Edith Glanzer
vom Verein ZEBRA.
Je nach Interessen und Möglichkeiten von Pate/Patin und Jugendlichem
kann das heißen: gemeinsam die Freizeit zu verbringen (Kino,
Kultur, essen, in die Natur gehen usw. ), beim Deutschlernen behilflich
zu sein oder auf Amtswegen zu begleiten.
Das Ausmaß des Kontaktes wird vom Paten und Jugendlichen
selbst bestimmt. Die PatInnen werden von Zebra geschult und während
ihrer Patenschaft begleitet. Zur Zeit laufen zwei Patengruppen,
eine dritte soll im Januar 2006 anfangen.
Nähere Informationen und Kontakt:
Verein Zebra, Pestalozzistrasse.59, 8010-Graz | T 0316 90 80 70
| Claudia Maczkiewicz (Mi 16-19 Uhr, Do 9.30- 12.30) | claudia.mac@zebra.or.at
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