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korso
Wissenschaft & Forschung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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11/2004
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Steiermark:
Nummer eins bei Nano-Förderung |
Bund und Land setzen verstärkt auf Nanowissenschaften und Nanotechnologien
als „die“ Zukunftswissenschaft schlechthin. Dementsprechend hoch
sind auch die Förderungsgelder: 60 % (rund 6,7 Mio Euro) der österreichischen
Förderungsgelder (insgesamt 10,83 Mio Euro) fließen in steirische
Projekte, die Teil eines Netzwerkes, des „Nanonet Styria“, sind.
Von den fünf ausgewählten österreichischen Forschungsprojekten stammen
drei von steirischen Konsortien (Istotec, 3,6 Mio Euro; Nanocoat,
1,75 Mio Euro; Nano-Health, 1,5 Mio Euro).
Bei der Preisverleihung (v.l.n.r.)
HR Dr. Piffl-Percevic, DI Heinz Florian (EPCOS), Dr. Irene Begsteiger
(Frauenthal GmbH), Univ.Prof. Dr. Emil List, Landeshauptmann-Stv.
DI Leopold Schöggl, Dr. Georg Schitter
Ein zusätzlicher öffentlichkeitswirksamer Beitrag kommt nun vom
Land Steiermark, das 27.000 Euro für Forschungspreise bereitgestellt
hat. LH-Stv. Dipl.-Ing. Leopold Schöggl argumentiert bei der Präsentation
der Forschungspreise für 2004 mit dem wirtschaftlichen Nutzen: „Die
Nanowissenschaften und Nanotechnologien werden in den kommenden
Jahren verstärkt in die verschiedensten wirtschaftlichen Anwendungen
einfließen und maßgeblich die Entwicklung neuer Materialien, Technologien
und Produkte beeinflussen, ja überhaupt erst ermöglichen.“ Organisiert
wurde die Preisverleihung vom steirischen Braintrust Joanneum Research.
Preisträger 2004
Den Forschungspreis für Grundlagenforschung im Wert von 10.000 Euro
erhielt Univ.-Prof. Dr. Emil List vom Institut für Festkörperphysik
der TU Graz. In seiner Arbeit untersuchte List die grundlegenden
Eigenschaften von elektroaktiven, lichtemittierenden Polymeren,
wie sie etwa bereits für Flachbildschirme eingesetzt werden. Den
Forschungspreis für wirtschaftliche Anwendungen (15.000 Euro) errang
die Porzellanfabrik Frauenthal GmbH, die Österreich-Tochter des
deutschen Bauelemente-Herstellers Epcos in Deutschlandsberg. Ihre
Entwicklung – ein hoch temperaturstabiler Diesel-Katalysator mit
Nano-Struktur –zielt auf einen aktuellen Markt, die Abgasreinigung
von dieselbetriebenen Fahrzeugen. Den mit 2.000 Euro dotierten Forschungspreis
für Nachwuchsförderung erhielt Dr. Georg Schitter: Er zeigte
in seiner Dissertation eine Methode auf, die Messgeschwindigkeit
von Rastersondenmikroskopen, die zu den wichtigsten Forschungs-Werkzeugen
gehören, zu erhöhen.
gk
Nähere Infos über die Projekte: www.nanonet.at
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Konflikte
lösen kann man lernen – Partizipation auch |
Die gesellschaftliche Entwicklung stellt an MitarbeiterInnen in
der schulischen und außerschulischen Jugendarbeit große Anforderungen.
Dies erfordert nicht nur eine dementsprechende Aus- sondern auch
eine qualifizierte Weiterbildung. Das Forum politische Bildung versucht
im Sinne einer handlungsorientierten Bildungsarbeit mit dem Zertifikatslehrgang
„Gemeinschaftsbasierende Konfliktlösung“ diesen Ansprüchen gerecht
zu werden. Wenn Konflikte von den direkt Betroffenen konstruktiv
ausgetragen werden, steigen die Chancen für dauerhafte und nachhaltige
Lösungen.
Ab 11. 11. findet ein Einstiegskurs in Mediation und Gruppengesprächsvermittlung
statt, der Fortsetzungskurs beginnt im Feber 2005. Kursleiter sind
Dr. Hania M. Fedorowicz und Peter Scheibengraf. Die
TeilnehmerInnenbeiträge sind sozial gestaffelt.
Weiters wird vom selben Veranstalter ein „Lehrgang Partizipation“
angeboten, der beginnend mit Jänner 2005 im November 05 ebenfalls
mit einem Zertifikat abschließt. Das Erlernen partizipativer Methoden
soll Gruppenleiter, Erwachsenenbildner etc. ermöglichen, Gruppenprozesse
von den Rahmenbedingungen her so zu gestalten, dass eine Gruppe
ideale Arbeits- und Entwicklungsbedingungen vorfindet. Ein Informationsabend
zu diesem Lehrgang findet am Montag, 14. 12., um 18.00 im Auschlössl,
Friedrichgasse 36 statt.
Anmeldung für beide Lehrgänge beim Veranstalter:
Forum Politische Bildung Steiermark | 0316 / 81-60-89 | M
forum@gesellschaftspolitik.at
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„Gesundheitsziele“
als Basis für eine Reform des Gesundheitswesens |
Im Rahmen der 32. Forumveranstaltung des Sozialmedizinischen Zentrums
(SMZ) Liebenau, das seit 20 Jahren als medizinische Versorgung,
Pflege, Beratung und Gesundheitsförderung unter einem Dach anbietet,
diskutierten am Montag, den 18. Oktober 2004 Gesundheitslandesrat
Mag. Wolfgang Erlitz, Dir. DI Kurt Völkl (Management
der Controllinggruppe des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger),
Dr. Jörg Pruckner, Landes- und Bundesobmann der Kurie der
niedergelassenen Ärzte und Dr. Markus Narath, Verfasser des
Journals für Gesundheitsökonomie, über das Thema „Gesundheitssystem
– Reformierung oder Deformierung“. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion
von Dr. Ernst Sittinger von der „Presse“. Die Debatte fand
am Vorabend der Entscheidung der Bundesregierung statt, auf die
geplanten Gesundheitsagenturen zu verzichten.
Markus Narath, Jörg Pruckner, Ernst Sittinger (Moderation),
Wolfgang Erlitz:
Definition von Gesundheitszielen muss einer Reform vorangehen
Privat finanzierte Systeme sind teurer
Gesundheitslandesrat Erlitz wies in seinem Eingangsstatement auf
die Qualität des österreichischen Gesundheitssystems hin. Es sei
eines der besten der Welt und liege im internationalen Vergleich
an 6. Stelle. Sehr viel teurer seien Systeme wie das der USA, wo
der private Finanzierungsanteil am Gesundheitssystem über 8% des
BIP betrage (der staatliche beträgt hingegen bloß 6,6%). Selbstbehalte
machten ein System also nicht billiger, sie verschöben nur die Kosten
von öffentlich nach privat. Daher seien Lösungen über Selbstbehalte
kontraproduktiv. „Vom solidarischen System dürfen wir nicht abgehen
– 15% der Menschen brauchen 85% der Leistungen. Medizinischer Fortschritt
muss allen Menschen zugänglich gemacht werden“, so Erlitz. Effizienterer
Einsatz von Mitteln sei beispielsweise bei parallelen Leistungen
möglich; im Mittelpunkt aller Überlegungen müsse aber der Mensch
stehen. Gesundheit gehöre zu den genuinen Aufgaben des Staates und
könne nicht dem freien Markt überlassen werden.
Kostenkriterien allein können keine Gesundheitsreform begründen
Pruckner betonte ebenfalls die Qualität des österreichischen Gesundheitssystems
– mit Finnland liege Österreich in Punkto Qualität weit vorne. Pruckner
wies darauf hin, dass niedergelassene Ärzte nie für das Defizit
des Gesundheitswesens verantwortlich gewesen seien und dass eine
Reformierung des Systems allein nach Kostenkriterien nur eine Deformierung
des Systems sein könne. Kritisiert wurde von ihm wie von Personen
im Publikum, dass „der Patient in all den Reformpapieren nicht vorkommt“.
In der Diskussion kamen aus dem Publikum Forderungen nach Beteiligungskonzepten
sowie nach der Selbstvertretung von PatientInnen, Wortmeldungen,
die von den ZuhörerInnen mit Applaus bekundet wurden. Für Dr. Narath
ist PatientInnenmitbestimmung nur bei konkreten Problemen sinnvoll,
nicht bei gesundheitspolitischen Entscheidungen. Für eine Effizienzsteigerung
des gegenwärtigen, dualen Systems bestehend aus den Spitälern und
den Praxen niedergelassener Ärzte forderte Pruckner, Ambulanzen
abzubauen und dem niedergelassenen Bereich viel mehr Leistungen
zu überantworten – dazu gehöre auch eine Erweiterung der Organisationsstruktur
sowie die Zulassung von Gruppenpraxen. In diesem Zusammenhang verwies
Dr. Rainer Possert, Obmann des SMZ, dass die Praxisgemeinschaft
des SMZ seit 20 Jahren erfolgreich arbeite. Dr. Narath sprach sich
gegen eine „Vernichtung des dualen Systems“ aus.
Einigkeit über die Notwendigkeit von Gesundheitszielen
Bezugnehmend auf die geplante Gesundheitsreform, insbesondere die
Gesundheitsagenturen, warnte Narath vor „den Moden und dem internationalen
Zwang“, ständig reformieren zu müssen. Wenn schon Reform, dann müsse
gründlich überlegt werden, was denn zu reformieren sei. Narath forderte
eine Nachdenkpause bis 2006. Völkl gab zu bedenken, dass es im Zuge
des Reformierens Verlierer geben werde. Daher solle auf Nachhaltigkeit
bedacht genommen werden und nicht auf punktuelle Interventionen.
Gesundheit sei eine Public-Value-Aufgabe, die „eine nachhaltige
Effizienzsteigerung und vor allem Gesundheitsziele“ benötige.
Für Erlitz sollen „weder Bund noch Agenturen Gesundheitsziele definieren,
diese wollen wir im Land selbst festlegen. Daher soll möglichst
rasch – eventuell heuer noch – eine Gesundheitskonferenz einberufen
werden.“ Im Rahmen dieser Konferenz seien Gesundheitsziele zu definieren,
die für die Politik bindend sein müssten, vorstellbar sei ein Kooperationsmodell
zur Bündelung von Ressourcen und Ideen, in das alle Beteiligten
eingebunden werden sollten.
Auf die Wertigkeit der Gesundheitsförderung angesprochen unterstrich
Erlitz, dass Österreich im Bereich der Gesundheitsförderung im EU-Vergleich
nicht besonders gut platziert sei; er bedauere, dass nur 1% des
Landes-Gesundheitsbudgets für Gesundheitsförderung inklusive Krankenpflegeschulen
vorgesehen sei; eine weitere Reduktion sei zu befürchten. Die Förderung
des Bewusstseins für Gesundheit müsse aber bereits in der Schule
beginnen, etwa im Rahmen eines einstündigen Pflichtfaches.
Aus für Gesundheitsagenturen
Die Abschlussrunde war geprägt von Wortmeldungen zur Wichtigkeit
der Definition von Gesundheitszielen, zur Notwendigkeit der Kostentransparenz
und der Bündelung von Ressourcen und Ideen in einem Kooperationsmodell
(Erlitz). Die im Rahmen der von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat
geplanten Gesundheitsreform vorgesehenen Gesundheitsagenturen blieben
in der Abschlussrunde im Detail unerwähnt. In der Diskussion wurde
noch einmal darauf hingewiesen, dass sie „aus der Wirtschaftspolitik
abgeschrieben“ (Pruckner) seien.
Am Tag nach der Diskussion kam das „Aus“ für die Gesundheitsagenturen.
Stattdessen sollen nun die Landesfonds zu überregional arbeitenden
Gesundheitsplattformen aufgewertet werden, die den Spitals- und
niedergelassenen Bereich koordinieren.
Doris Schmid
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Wirksame
Palliativmedizin muss interdisziplinär sein
„Pallium“ ist die lateinische Bezeichnung für einen „mantelähnlichen
Umhang“. Palliativmedizin hat in der Tat die Aufgabe, wie ein schützender
Mantel zu wirken; mit diesem Begriff wird die aktive, ganzheitliche
Behandlung von PatientInnen bezeichnet, die an einer Erkrankung leiden,
die auf Heilbehandlung nicht (mehr) anspricht. |
Palliativmedizin im Aufbruch
war das Thema des 1. Österreichischen Interdisziplinären Palliativkongresses
von 13. bis 16. Oktober 2004 in Graz. Leitgedanke war die Multidisziplinarität
als Grundidee palliativmedizinischer Betreuung: Diese umfasst nicht
nur die Behandlung körperlicher Symptome, sondern auch psychischer,
sozialer und spiritueller Probleme.
Multiprofessionell und interdisziplinär
Dr. Franz Zdrahal, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft,
wies auf die Vorreiterrolle Österreichs in der Hospiz- und Palliativbewegung
hin: „Bei uns wird bereits multidiziplinär gearbeitet.“ Um „Sterben
lebbarer zu gestalten“ spricht sich Zdrahal für die Schulung professioneller
BetreuerInnen aus, die „Extemsituationen auch selbst unbeschadet
aushalten müssen“. Auch Angehörigen solle man Fortbildung anbieten,
ist DGKP Bernhard Glawogger, Präsident der AHOP – „Arbeitsgemeinschaft
hämato-onkologischer Pflegepersonen in Österreich“ überzeugt und
plädiert für multiprofessionelle Teams in der Palliativmedizin bestehend
aus Ärzten, Pflegenden, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, professionellen
HelferInnen und ehrenamtlichen BetreuerInnen.
Besonders wichtig sei, so OA Dr. Imke Strohscheer von der
Universitären Palliativmedizinischen Einrichtung Graz (Leitung:
Univ. Prof. Dr. Hellmut Samonig), die frühzeitige Einbindung
der MedizinstudentInnen. Dem interdisziplinären Team der Einrichtung
gehören auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen des Hospizvereines Steiermark
an.
Vom Pilotprojekt zum Standard-Angebot
Dass wirksame Palliativmedizin nicht umsonst zu haben sei, darauf
wies Dr. Johann Baumgartner (Koordination Palliativbetreuung
Steiermark) hin. In der Steiermark gibt es 33 palliativmedizinischen
Einrichtungen (das sind 20% der Einrichtungen in Österreich). Die
Weiterfinanzierung der Pilotprojekte ist jedoch unsicher. Baumgartner:
„Wir streben die Überführung in eine Regelfinanzierung und einen
gerechten Zugang für alle an, die Betreuung brauchen.“
Als zentrale Aufgaben sehen die ExpertInnen die Kooperation der
mobilen Palliativteams mit den niedergelassenen ÄrztInnen und damit
die Forcierung der ambulanten Palliativbetreuung. Ein mobiles Palliativteam
ist derzeit im Großraum Graz sowie in den Bezirken Hartberg und
Feldbach tätig, auch für Leoben ist eines geplant.
ds
Info: Universitäre Palliativmedizinische Einrichtung am
LKH-Univ.Klinikum Graz
T 0316-38 57 783 | www.palliativbetreuung.at
| www.hospiz.at
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Else Pappenheim:
ZwischenPsychiatrie und Psychoanalyse Anlässlich
der Vorstellung ihres soeben bei Nausner & Nausner erschienenen Buches
„Hölderlin, Feuchtersleben, Freud – Beiträge zur Geschichte der Psychoanalyse,
der Psychiatrie und Neurologie“ weilte die Psychoanalytikerin Else
Pappenheim, wohl das letzte noch lebende Mitglied des berühmten „Wiener
Psychoanalytischen Instituts“, in Graz. |
Pappenheim, geboren 1911 in Salzburg, wuchs in Wien auf, wo sie
eines der ersten Mädchengymnasien besuchte. Sie studierte Medizin
mit Schwerpunkt Psychiatrie und Neurologie. Ihre Ausbildung als
Psychoanalytikerin begann sie am Wiener Psychoanalytischen Institut,
1938 musste sie emigrieren; sie beendete ihre Ausbildung in den
USA. Seit 1941 lebt sie in New York. Zu jung, um Freud selbst kennen
zu lernen, hatte sie schon sehr früh Kontakt zu den meisten Mitgliedern
der psychoanalytischen Gesellschaft.
Eine undogmatische Doyenne der Psychoanalyse:
Else Pappenheim
Eine undogmatische Psychoanalytikerin
Für wahre FreudianerInnen war der Abend mit Else Pappenheim vermutlich
eine Enttäuschung – für alle anderen wohl eine Bereicherung: Pappenheim
war ihr Leben lang eine äußerst undogmatische Vertreterin der Psychoanalyse.
So war sie etwa mit Alexandra Adler befreundet – mit der sie aber
wenig über Psychoanalyse diskutierte, sonder mehr über Medizin.
Außerdem, so Pappenheim, „war Alexandra ja nicht so dogmatisch“
wie Freud. Auch in den USA setzte sie ihren Weg abseits klassischer
psychoanalytischer Karrieren fort. Sie traf sich zwar in New York
regelmäßig mit den anderen aus Wien emigrierten PsychoanalytikerInnen,
arbeitete aber in öffentlichen Spitälern mit psychisch schwer kranken
Menschen. So nahmen auch die Schilderung der Verhältnisse in den
öffentlichen psychiatrischen Anstalten, der Rassismus und ihre Versuche
kleine Verbesserungen für die PatientInnen durchzusetzen – und sei
es „nur“, dass sie die Erlaubnis erwirkte, in einem Saal mit hundert
PatientInnen für einige Stunden am Tag das Fenster zu öffnen – großen
Raum in ihren Erzählungen ein.
Pragmatische Zugänge
Ebenso ungewöhnlich für eine Psychoanalytikerin: Pappenheim ist
von der Bedeutung von Medikamenten in der Therapie überzeugt. Sie
verstand sich in erster Linie als Psychiaterin und Neurologin und
nutzte die Psychoanalyse als eine mögliche Behandlungsform. Im Gegensatz
zu vielen anderen AnalytikerInnen behandelte sie PatientInnen mit
schweren Pathologien, die auch oft nicht genügend Geld hatten um
sich einer jahrelangen Analyse zu unterziehen. Pappenheim: „Die
Leute mussten ja auch von etwas leben und wenn sie nach New York
zur Analyse kamen, dann bedeutete das einen Zeitaufwand von jeweils
drei Stunden für fünf Tage jede Woche: Eine Stunde Analyse und zwei
Stunden Fahrzeit.“
Auf die Frage, warum sie zwar jedes Jahr einige Wochen in Österreich
verbringe, aber nie hierher zurückgekehrt sei, antwortete Pappenheim
ausweichend; Wien sei jedenfalls die schönste Stadt der Welt. Sie
verzichtete jedenfalls darauf, die mangelnden Bemühungen um die
Rückkehr der jüdischen EmigrantInnen als Grund zu nennen.
Johanna Muckenhuber
Im von Bernd Handlbauer eingeleiteten und herausgegebenen
Buch finden sich als erster Teil eine ausführliche Einleitung zu
Pappenheims Werk und Leben und die Analyse der Emigration österreichischer
PsychoanalytikerInnen, ihres fachspezifischen und kulturellen Einflusses
in den USA und der Folgen der Vertreibung und der Amerikanisierung
der Psychoanalyse. Die weiteren Abschnitte sind autobiographisch-
historische Beiträge, Beiträge zur Geschichte der Medizin und der
Psychoanalyse und klinische Beiträge, die großteils von Pappenheim
selbst verfasst wurden.
Else Pappenheim: Hölderlin, Feuchtersleben, Freud – Beiträge
zur Geschichte der Psychoanalyse der Psychiatrie und Neurologie“
von Else Pappenheim, herausgeben und eingeleitet von Bernhard Handlbauer,
Graz, 2004: Nausner & Nausner
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20 Jahre
b.a.s. – „zwischen genuss und sucht“ Unter
dem Motto „Zwischen Genuss und Sucht“ feierte die Steirische Gesellschaft
für Suchtfragen b.a.s. (betrifft abhängigkeit und sucht) in den Minoritensälen
ihr zwanzigjähriges Bestehen und zog eine Bilanz ihrer Tätigkeit. |
„Genuss und Sucht schließen sich aus. Dass Süchtige ungehemmt genießen,
ist eine falsche Alltagsmeinung“, weiß Manfred H. Geishofer,
der Geschäftsführer von b.a.s. „Jenseits von Abhängigkeit und Sucht
stehen allerdings nicht Askese und Verzicht, sondern Lebensfreude,
Begegnung und sinnliches Erleben“, so die Veranstalter. Ein Genuss-parcours
mit Kulinarischem und Künstlerischem sollte alle Sinne ansprechen.
Das steirische b.a.s.-Team ist mittlerweile in allen Bezirken
präsent
Alkohol bleibt das zentrale Problem
Die Einrichtung b.a.s. hat in den zwanzig Jahren ihres Bestehens
ein Netz an Anlaufstellen in allen steirischen Bezirken geschaffen,
die therapeutische und psychoziale Maßnahmen in einem noch immer
vielfach tabuisierten Bereich ermöglichen. Gearbeitet wird mit Suchtkranken
bzw. Suchtgefährdeten und deren Bezugspersonen, die vorrangig Probleme
mit Alkohol und illegalen Drogen haben.
In einer Doppelconference berichteten Prim. Dr. Joachim Berthold
(Vorsitzender) und Geishofer über die Entstehung der Einrichtung,
die auf Vorinitiativen der Abteilung für Alkoholkranke im damaligen
LSKH basiert. Die Alkoholsucht ist laut der Leitdiagnose der letzten
zehn Jahre nach wie vor eines der größten Probleme. 43% der b.a.s.-KlientInnen
sind davon betroffen, gefolgt von Personen ohne Abhängigkeitsdiagnose,
zumeist Angehörige (22,3%), Essstörungen (10,8%), Cannabis (5,4%),
pathologischem Glücksspiel (5,2%), Opiaten (5,0%) und Mehrfachabhängigkeiten
(4,9%). Der Anteil von Konsumenten illegaler Drogen hat sich seit
2003 um fast 23% erhöht und beträgt insgesamt 16,7%.
Tausende von Menschen haben die Einrichtung bisher in Anspruch
genommen: Ca. 7000 Menschen (43% Frauen, 57% Männer) kamen in ambulante
Programme, die ca. 60.000 Maßnahmen wie Einzel- und Familienberatungen,
beinhalteten. In den 20 Jahren wurden insgesamt 30.000 Informationsgespräche
durchgeführt.
Gerlinde Knaus
b.a.s. ist in Graz ab 1. Jänner 2005 unter folgender Adresse erreichbar:
Dreihackengasse 1, 8020 Graz | www.bas.at
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Gelebte
Verantwortung für die steirische Jugend |
Zu Jahresbeginn wurde das Modellprojekt Jugendgesundheitsförderung
auf dem Lande gestartet. Unterstützt durch Bildungs- und Jugendlandesrätin
Mag. Kristina Edlinger-Ploder und Gesundheitslandesrat Mag.
Wolfgang Erlitz, vom Fonds Gesundes Österreich und von 17
Partnergemeinden wurden seit März 2004 bereits 17 Projekte über
den Projektfonds bewilligt, dessen Gesamtdotation 101.000,-- Euro
beträgt. Vom Musikfestival gegen Rassismus über die selbstständige
Adaptierung von Jugendräumen, Adventure Camps bis zu Selbstverteidigungskursen
für Mädchen oder naturbezogenen Projektangeboten werden nur Projekte
bewilligt, die nachweislich von Jugendlichen für Jugendliche entwickelt
wurden. Die Jugendlichen profitieren dabei doppelt: Einerseits erhalten
sie finanzielle Unterstützung für ihre Vorhaben, andererseits steht
ihnen mit dem Projektteam der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus
und Styria vitalis auch eine professionelle Projektbegleitung zur
Verfügung.
Unterstützt werden nur Projekte, die von Jugendlichen für Jugendliche
entwickelt wurden
Die gemeinsame Finanzierungsverantwortung durch die Bereitstellung
von Bundes-, Landes- und Gemeindemitteln kann als besonders gelungenes
Beispiel von best practice in der Finanzierung von Jugendgesundheitsförderung
gelten. Vor diesem Hintergrund appellierten die beiden GeschäftsführerInnen
Mag. Karin Reis-Klingspiegl von Styria vitalis und Mag.
Christian Ehetreiber von der Arge Jugend gegen Gewalt und Rassismus
an das Land Steiermark und die 17 Gemeinden, diese vorbildliche
Finanzierungsstruktur auch für die nächsten Jahre sicherzustellen.
Nähere Informationen zum Projektfonds unter 0664-311 49 54 (Mag.
Christian Ehetreiber) oder 0316-82 20 94-34 (Mag. Karin Reis-Klingspiegl)
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Graz:
Vorbeugung gegen Delogierungen Armut und Wohnungslosigkeit
greifen im städtischen Raum um sich: Schon 1500 Personen leben in
Graz in Einrichtungen für Wohnungslose. Eine neue Beratungsstelle
soll Delogierungen verhindern helfen. |
Die Caritas als Projektträger eröffnet ab Jänner des kommenden Jahres
die erste steirische Anlaufstelle für Delogierungsprävention in
der „Arche 38“ am Eggenberger Gürtel. Schon im Vorfeld soll mit
einem speziellen Hilfsangebot Delogierung, Wohnungslosigkeit oder
Obdachlosigkeit verhindert werden. Die Gesamtkosten für das dreijährige
Projekt (bis 31. 12. 2007 in der Höhe von 385.000 Euro werden aufgrund
der Konzentration des Problems auf Graz vom Sozialressort des Landes
Steiermark (231.000 Euro) und der Stadt Graz (154.000 Euro) getragen.
Diese Summe inkludiert Personalkosten für acht SozialarbeiterInnen,
Objektkosten und den Sachaufwand.
LR Kurt Flecker und StRin Tatjana Kaltenbeck:
Gemeinsamer Einsatz für Delogierungs-Prävention
Delogierungsprävention hilft Kosten sparen
Mit vereinten (finanziellen) Kräften haben Soziallandesrat Kurt
Flecker und Sozialstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl eine
solche Hilfs- und Beratungsstelle basierend auf der Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft
Wohnungslosenhilfe auf die Beine gestellt. (KORSO berichtete im
März.) Dass Delogierungsprävention nicht nur das wirksamste, sondern
auch das kostengünstigste Mittel ist, davon sind die beiden Politiker
überzeugt. „Kurzfristig kostet eine solche Einrichtung Geld. Langfristig
kann Prävention aber viel ersparen: Menschliches Leid und nicht
zuletzt die Folgekosten von Wohnungslosigkeit, wie zum Beispiel
erhöhte Sozialhilfeausgaben oder Kosten für Übergangswohnungen“,
fasst Kaltenbeck zusammen. Die Zahlen sprechen für sich: Rund 1.500
Menschen in Graz leben bereits in Einrichtungen für Wohnungslose.
Mehr als 2000 Delogierungsanträge werden jährlich bei Gericht eingebracht.
Für über 800 Menschen leistet das Grazer Sozialamt Unterstützung
in Form von Mietenbeihilfe. Kostenfaktor: 3 Mio Euro pro Jahr. Dazu
kommen weitere 1,9 Mio Euro vom Sozialamt für die Versorgung wohnungsloser
Menschen.
Von der Beratung bis zur Überbrückungshilfe
Das Leistungspaket der vernetzt arbeitenden Beratungsstelle WOG
umfasst neben der Hotline die Analyse des Wohnungsproblems, umfassende
soziale, mietrechtliche und finanzielle Beratung und Intervention.
Neben der Erstellung eines individuellen Haushaltsplanes werden
auch finanzielle Überbrückungshilfen angeboten. Die Beratungsstelle
beabsichtigt außerdem, über ein Frühwarnsystem in Zusammenarbeit
mit den Wohnbau-Genossenschaften und Hausverwaltungen an die KlientInnen
heranzukommen.
Armut trotz Erwerbsarbeit
Als eine der wichtigsten Ursachen für zunehmende Verarmung von Menschen
in Österreich, dem siebentreichsten Land der Welt, gilt bekanntlich
Arbeitslosigkeit. Besonders armutsgefährdet sind allein erziehende
Frauen, PensionistInnen und Familien mit mehreren Kindern. Aber:
„Immer mehr Menschen fallen in die Kategorie der ,working poor‘:
Sie sind erwerbstätig und trotzdem arm. Und immer mehr Menschen
müssen zwei oder drei sogenannte McJobs annehmen, um überleben zu
können“, so Kaltenbeck-Michl. „Eine Möglichkeit der Armutbekämpfung
ist die Schaffung leistbaren Wohnraums. Beispielsweise mit der Umsetzung
der SPÖ-Forderung „Wohnbeihilfe Neu“: Bei der Berechnung der Wohnbeihilfe
sollen neben den Miet- auch fixe Betriebskosten berücksichtigt werden.“
Gerlinde Knaus
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Eso-Trends:
Drogenentzug by Scientology |
Im Kampf gegen undemokratisch-esoterische Entwicklungen in der Jugend-Szene
ist viel Fingerspitzengefühl nötig: Während auf der einen Seite
problematischen Tendenzen wie Satanskulten und politischem Extremismus
entschieden entgegengetreten werden muss, bedürfen Jugendkulturen
auch des Schutzes vor vereinfachender Diskriminierung. Die vom Landesjugendreferat
in Auftrag gegebene wissenschaftliche Broschüre „Die schwarze Szene“
informiert erstmals über Jugendkulturen und ihr Verhältnis zu Spiritualität,
Satanismus und Rechtsextremismus. Bedenklich: Immer mehr PädagogInnen
nützen esoterische Praktiken in der Jugendarbeit.
Intellektuelles Interesse an der Kirche Satans
Die Leiterin des Landesjugendreferates, Mag. Jutta Petz und
die Herausgeber der Logo-Fachbroschüre, Dr. Roman Schweidlenka
und Religionswissenschaftlerin die Simone Philipp, zeigen
aktuelle bedenkliche Tendenzen und Trends in der Steiermark auf.
Die Erkenntnisse sind vor allem für Personen in der schulischen
und außerschulischen Jugendarbeit interessant; Jugendliche und Erwachsene
sollen für die Gefahren sensibilisiert werden, andererseits soll
auch der Suche nach Spiritualität Raum gegeben werden.
Festzustellen sei, so die AutorInnen, dass sich Jugendliche verstärkt
intellektuell für die „Kirche Satans“, die auch im Internet präsent
ist, interessieren; andererseits würden zunehmend Anhänger der Jugendkultur
der Gothics als Satanisten diffamiert; die „satanischen Elemente“
in ihrem Outfit seien aber in der Hauptsache als Ausdruck von Protest
und Abgrenzung gegenüber etablierten gesellschaftlichen Verhaltensweisen
zu sehen.
Esoterische Zwangsbeglückung und Sekten
Gleichzeitig nähmen esoterische Praktiken in der offenen Jugendarbeit
zu, wobei auch rechtsextreme Vereinnahmungsversuche festzustellen
sind. „Immer wieder kommt es zu esoterischer Zwangsbeglückung von
SchülerInnen durch LehrerInnen mit Tarotkarten, Reiki, ,Positivem
Denken‘ etc.“, so Schweidlenka. Ein Esoterikboom hat die offene
Jugendarbeit erfasst: Visionssuchen, Schwitzhütten, neuer Schamanismus
und Rituale sind im Aufwind. Die seriöse Aufnahme außerkirchlicher
spiritueller Angebote in die Jugendarbeit steckt noch in den Kinderschuhen.
Gothic-Fans
sind nicht zwangsläufig Satanskult-Anhänger, betont dersteirische
Sekten-Experte Roman Schweidlenka
Während die „Sektenlandschaft“ unverändert ist, gibt es eine Zunahme
fundamentalistischer christlicher Religionsgemeinschaften, deren
Mechanismen durchaus mit jenen vergleichbar sind, die den „Sekten“
vorgeworfen werden. Jugendliche klagen häufiger über Konflikte mit
neu bekehrten Eltern, oft nach einer Scheidung. In diesem Zusammenhang
werden auch Gruppierungen wie Scientology genannt. Im Eso-Bericht
heißt es: „Mit dem umstrittenen, von Experten heftig kritisierten,
Drogenrehabilitationsprogramm Narconon‘ will Scientology in der
Drogendiskussion mitmischen. Unlängst wurde die Scientology-Unterorganisation
Narconon, die dem Kampf gegen Drogen dienen soll, in Österreich
neu gegründet. In Wien wurde das Scientology-Angebot öffentlich
vorgestellt. Es wird vermutet, dass sich Scientology mit dem Narconon-Angebot
nun auch österreichweit an Schulen, Jugendzentren und Jugendverantwortliche
wenden wird."
Demokratien sind gefordert
Schweidlenka sieht einen Lösungsansatz in einer „liberalen, weltoffenen,
mit Demokratie vereinbarten Religiosität. Soll der Trend zu sektoiden,
fundamentalistischen, intoleranten Esoterik- und Religionsformen
eine vitale Gegenkraft erhalten, müssen tolerante, die Vernunft
integrierende religiöse Traditionen gefördert und jugendgerecht
vermittelt werden.“
Gerlinde Knaus
Bestellungen der Broschüre „Die schwarze Szene“: ESOline 0676-300
14 14 | www.logo.at
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Welchen
Platz hat der Mensch in derArbeitswelt der Zukunft? |
Zum dritten Mal fanden heuer vom 22. bis 24. Oktober die Mariazeller
Gespräche zur Ethik in der Wissenschaft statt. Referenten aus Wirtschaft
und Wissenschaft debattierten das Thema „Wenig Arbeit, viel zu tun
– Arbeit als Element einer humanen Gesellschaft“. Die Initiative
für die Veranstaltung kam von LHStv. Leopold Schöggl, für
die Konzeption zeichneten Bernhard Pelzl (Joanneum Research)
und der Theologe Leopold Neuhold verantwortlich.
Im Zentrum stand dabei die Suche nach Modellen, in denen die Arbeit,
und zwar nicht nur die Erwerbsarbeit im traditionellen Sinn, gerecht
auf alle Gesellschaftsmitglieder, Männer wie Frauen, aufgeteilt
werden könnte.
Lohnarbeit bietet keine soziale Sicherheit mehr
Univ. Prof. Dr. Franz Marhold beschrieb die grundlegenden
Änderungen der Arbeitsorganisation: Da so genannte selbstbestimmte
Arbeitsformen immer stärker zunehmen, greifen traditionelle soziale
Sicherungssysteme zu kurz, die nur an der Lohnarbeit anknüpfen.
Dr. Friesl von der Industriellenvereinigung stellt die Konzepte
der IV zum Thema CSR vor. Unternehmen sind bereit, soziale Verantwortung
zu übernehmen und sind damit erfolgreicher. Studien hätten ergeben,
dass Unternehmen, die sich ethischem Handeln verschreiben, nicht
nur auf eine höhere Motivation ihrer MitarbeiterInnen zählen können,
sondern sogar an der Börse erfolgreicher seien.
Dr. Thomas Krautzer von der Industriellenvereinigung Steiermark
gab zu bedenken, dass die Industrie den größten Anteil zur regionalen
Wertschöpfung und Arbeitsplatzsicherung beiträgt. Um international
wettbewerbsfähig zu bleiben, steigen die Anforderungen an die Beschäftigten
enorm, für weniger Qualifizierte wird es immer schwieriger, Arbeitsmöglichkeiten
zu finden.
Der Grazer Ethikprofessor Dr. Leopold Neuhold trat für ein
vom Staat garantiertes Grundeinkommen ein, das mit sinnvollen Beschäftigungsmöglichkeiten
Hand in Hand gehen sollte, wozu natürlich der Arbeitsbegriff in
Richtung Familienarbeit und ehrenamtliche Tätigkeiten zu erweitern
wäre. Aus den Erfahrungen in seinem 2003 als frauen- und familienfreundlichster
Großbetrieb Österreichs ausgezeichneten High-Tech-Unternehmen, der
Anton Paar GmbH, berichtete DI Ulrich Santner, der durch die Teilnahme
am Alpha-Nova-Projekt „integrierte Arbeitsgruppen IAG“ supported
employment auch für behinderte Menschen anbietet.
Mehr Arbeit, weniger Geld – vor allem für Frauen
Der Genderperspektive nahm sich Mag. Helene Schiffbänker vom
Institut für Technologie- und Regionalpolitik der JOANNEUM RESEARCH
an. In Österreich ist eine stetige Zunahme der Frauenerwerbsquote
zu verzeichnen, diese Zuwächse gehen in den letzten Jahren vor allem
auf den Anstieg von Teilzeitjobs zurück. Angesichts des nach wie
vor geringen Anteils von Frauen in Führungspositionen und der Einkommensschere
zwischen Frauen und Männern gebe es allerdings noch viel zu tun.
Auf die Ergebnisse der empirischen Studie „gute Arbeit“ von ÖBG
Steiermark und der katholischen Arbeitnehmerbewegung ging Mag.
Ines Slama ein. „Gute Arbeitsplätze“ garantieren u.a. gerechtes
Einkommen und Verantwortung für die Umwelt. Von einer sozialen Ausrichtung
der Arbeitsplätze profitierten aber auch Unternehmer durch motivierte
MitarbeiterInnen.
Die Krise der Arbeitsgesellschaft durchleuchtete Mag. Gerhard
Winkler vom ÖGB Steiermark. Die Politik habe sich durch ihren
Unwillen, die Verteilungsfrage offensiv anzupacken, von der Vollbeschäftigung
als Ziel verabschiedet. Die ArbeitnehmerInnen wüssten, dass sie
sich an die sich ändernden Bedingungen des Arbeitsmarktes durch
Flexibilität, Mobilität etc. anzupassen hätten, trotzdem dürfe der
Einzelne nicht nur auf seinen Marktwert reduziert werden.
Unternehmen mit sozialer Verantwortung
Dr. Karin Grasenick (Convelop Unternehmensberatung) behandelte
unter anderem die Bedeutungs-Entleerung von Begriffen wie Solidarität
und Verantwortung, der daraus resultiere, dass Solidarität und Verantwortung
leichter in kleineren Gemeinschaften verwirklichbar sind als in
einer globalisierten und abstrakten Gesellschaft. Eine immer größere
werdende Zahl von Chancenarmen passen derzeit nicht ins Schema des
selbstbewussten, mündigen, flexiblen Erfolgsmenschen. Die Gesellschaft
beginne, benachteiligte Personen aus ihrem Blickfeld zu entfernen.
Dr. Karin Grasenick, Convelop Unternehmensberatung >
„Für eine zunehmende Zahl von Unternehmen ist die Übernahme sozialer
Verantwortung mehr als ein bloßer PR-Gag.“
Im Gespräch mit KORSO am Rande der Tagung ging Grasenick auf die
Frage der Übernahme von sozialer Verantwortung durch Unternehmen
ein: „Eine nicht mehr ganz unerhebliche Anzahl von Unternehmen sieht
die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung nicht nur als PR-Gag.“
So werden in ganz Europa, beispielsweise auch in Frankreich von
der Nicht-Regierungsorganisation ADIE (Association pour le Droit
à l’Initiative Economique) so genannte Mikro-Kredite an ImmigrantInnen
vergeben, die damit eine Chance zur Selbstständigkeit bekommen.
Bei derartigen Modellen übernehmen Unternehmen Bürgschaften und
stehen für Mentoringprogramme zur Verfügung.
gm
Eingehendere Berichte unter: www.mariazeller-akademie.at
Zur sozialen Verantwortung von Unternehmen: www.csr-austria.at
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Job-Allianz:
Die besten Kräfte der Integration |
Vor fünf Jahren wurde die JobAllianz als Pilotprojekt zur Verbesserung
der Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Behinderung gestartet.
Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich die Initiative aufgrund ihrer
innovativen Vorgangsweise – intensive Einbindung der ArbeitgeberInnen,
Vernetzung aller Beteiligten (Gebietskörperschaften, Sozialpartner,
Fördergeber, Trägerorganisationen) zu einem Leitprojekt des Bundessozialamtes.
Unternehmen, die sich besonders um die Beschäftigung von Menschen
mit Behinderung verdient machen, werden alljährlich nach Regionen
und abschließend steiermarkweit mit dem Job-Oskar ausgezeichnet.
Buchpräsentation von „Ausgezeichnet – 5 Jahre JobOskar“
in Anwesenheit von BM Herbert Haupt, Bundessozialamt-Leiterin Margareta
Steiner, LR Gerald Schöpfer, AMS-Chef Heinz Snobe
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Allianz wurde nun im
Rahmen einer Gala der Band „Ausgezeichnet – 5 Jahre JobOskar“ präsentiert,
der die Gewinner 1999-2003 vorstellt. „Gewinner“ bezieht sich in
diesem Zusammenhang sowohl auf die ArbeitgeberInnen, welchen aufgrund
ihres Engagements der JobOskar zugesprochen wurde – als auch auf
die ArbeitnehmerInnen, die aufgrund dieses Engagements einen Arbeitsplatz
gefunden haben. HR Drin Margareta Steiner, Leiterin der Landesstelle
Steiermark des Bundessozialamtes: „Dieses Buch vermittelt aus einer
oftmals sehr persönlichen Perspektive nicht nur die große Bandbreite
an unterschiedlichen Motiven für ein Engagement von DienstgeberInnen,
sondern auch eindrucksvoll und oftmals berührend, welch große Bedeutung
eine Teilhabe am Erwerbsleben für Menschen mit Behinderung hat.“
Engagement und soziale Verantwortung
Wie weit der Einsatz mancher ArbeitgeberInnen geht, zeigt etwa das
Beispiel von Ing. Renate Schwab, Chefin eines Weizer KFZ-Betriebs:
Sie hat selbst einen Gebärdenkurs absolviert, um mit den beiden
gehörlosen Mitarbeitern besser kommunizieren zu können. Der Chef
des Mürzzuschlager Faserverbundewerkstoff-Erzeugers SECAR Technologies,
Karl-Heinz-Semlitsch, betont: „Jeder in meiner Position sollte
ein soziales Verständnis haben.“ Arbeitsleistung und Loyalität der
behinderten MitarbeiterInnen werden durchwegs positiv bilanziert.
Die Statements der Menschen mit Behinderung, die bei den im Buch
präsentierten Unternehmen Beschäftigung gefunden haben, lassen sich
wohl in der Aussage von Thomas Siegl zusammenfassen: „Ich komme
mit allen sehr gut aus, bin voll integriert und habe keine Probleme.“
Interessierte können das Buch „Ausgezeichnet – 5 Jahre JobOskar
in der Steiermark“ bei der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des
Bundessozialamtes, Landesstelle Steiermark (Frau Claudia Posch,
Tel. (0316) 7090-223) anfordern.
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Ohne
Barrieren zum Computerführerschein Gemeinsam
mit einer Reihe renommierter internationaler Partner hat das bfi „barrierefreie“
Wege zum Europäischen Computerführerschein (ECDL) für Menschen mit
Behinderung entwickelt. |
„Gute Qualifikation ist die zentrale Erfordernis für die Integration
in die Arbeitswelt – und Faktum ist, dass Menschen mit Behinderung
im Durchschnitt noch immer schlechter qualifiziert sind als Nicht-Behinderte
und deswegen öfter und länger arbeitslos sind“, betont Walerich
Berger, Leiter des EDV-Schulungszentrums des bfi Steiermark.
Im Rahmen des dreijährigen Leonardo-Projektes „ECDL for People
with Disabilities“ hat nun das bfi mit anderen europäischen Institutionen
und Organisationen den Lehrplan und die Prüfungsmethoden auf Barrieren
für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen (Gehörlosigkeit,
Sehbehinderung bzw. Blindheit und Mobilitätseinschränkungen) hin
evaluiert und Vorschläge für Methoden, Techniken und Regelungen
erarbeitet, mit deren Hilfe diese Barrieren überwunden werden können.
Walerich Berger, Leiter des EDV-Schulungszentrums des bfi
Berger betont: „An den Lehrzielen und dem Anforderungsniveau wurde
kein Beistrich geändert, nur die Didaktik wurde den speziellen Bedürfnissen
von Menschen mit Behinderung angepasst.“ – ein wichtiger Beitrag
zur Herstellung von Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.
Für Blinde bietet das EDV-Schulungszentrum des bfi bereits maßgeschneiderte
ECDL-Vorbereitungskurse an, in Kooperation mit dem Landesverband
der Gehörlosenvereine auch für Gehörlose.
Info: b f i | Serviceline 0800 230 230 oder T (0316)
7270
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Innovative
Wohnmöglichkeiten für junge Menschen mit Behinderung |
„Zum Shoppen im Supermarkt der Dienstleistungen“ lud Pilotprojekt-Koordinator
Reinhold Pichelhofer das Publikum der Ergebnispräsentation der Region
Graz und Graz-Umgebung des „Moduls Wohnen“ der Entwicklungspartnerschaft
styria integra. Der Supermarkt und auch die Identitäten der EinkäuferInnen
waren zwar fiktiv, aber das Ergebnis des Suchens, Wählens, Fragens
und Findens entsprach in etwa der Situation auf dem Dienstleistungsmarkt
für Menschen mit Behinderung bzw. Beeinträchtigung: Es gibt zwar
eine Vielzahl an Wohn- und anderen Dienstleistungsangeboten für
die Zielgruppe, aber, so ergaben eingehende Untersuchungen, wünschenswert
wäre ein barrierefreier Zugang zu einem umfassenden Angebotsüberblick.
Auch die Verbesserung der Vernetzung auf Behördenebene und – auf
der Ebene der Dienstleistungsorganisationen untereinander würde
die Situation für Betroffene und deren Angehörige erleichtern. In
der Arbeit mit Betroffenen seien Beziehungen und Casemanagement
am wichtigsten.
Bei der Ergebnispräsentation am 13. Oktober 2004
im Rittersaal des Landhauses in Graz wurden auch zwei laufende Pilotprojekte
vorgestellt:In der Integrativen Wohngemeinschaft (IWG) wohnen zwei
behinderte und zwei nicht behinderte junge Männer, betreut von der
alpha-nova-Wohnassistenz, gemeinsam in einer Wohnung in Graz – im
Vergleich zu vollzeitbetreuten Wohnformen eine kostengünstige Alternative
für Menschen mit und ohne Behinderung.
Im Modell „Neuland – Mobile sozialpsychiatrische
Begleitung“ wird erstmals dem Bedarf psychisch beeinträchtigter
Jugendlicher an ambulanter Begleitung, Beratung und Betreuung nachgekommen.
Info: T 03112-49 11 52 | www.styria-integra.at
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