korso Wissenschaft & Forschung
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
okt. 2002
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„Ich bin ja nur ein Forscher“
Was Forschung tun darf, wird bei einem Top-Termin in Mariazell diskutiert.
(Bild) JOANNEUM RESEARCH-Geschäftsführer Prof. Dr. Bernhard Pelzl

 

„I am just a scientist.“ – „Ich bin ja nur ein Forscher.“ Diese erstmals vom englischen Philosophen und Literaturnobelpreisträger Bertrand Russell überlieferte und vom Erfinder des Napalms, dem amerikanischen Chemiker Louis Frederick Fieser, geäußerte zynische Formulierung ist inzwischen die übliche Antwort der meisten Wissenschafter auf die Frage nach der Ethik ihrer Forschung.

Unter dem Titel „Menschenzucht?“ wird am Beispiel der Humantechnologien darüber bei den „Mariazeller Gesprächen“ vom 24. bis 26. Oktober 2002 diskutiert. Initiiert von Landeshauptmann-Stv. DI Leopold Schöggl soll mit dieser Veranstaltungsreihe eine neue Tradition von Gesprächen zur „Ethik in der Forschung“ begründet werden. Die von der steirischen Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH veranstaltete Tagung soll nachdenkliche Menschen dazu veranlassen, die Zukunft der Gesellschaft und des Menschen sichernd mitzugestalten.

„Ethik lässt sich nicht an Theologen und Philosophen delegieren, sondern bedarf des persönlichen Bekenntnisses derer, die den Fortschritt durch Forschung vorantreiben. Die „Mariazeller Gespräche“ verstehen sich als Gesprächsplattform um eigene Orientierung zu gewinnen“, ist JOANNEUM RESEARCH-Geschäftsführer Dr. Bernhard Pelzl überzeugt.

Als Referenten eingeladen sind bekannte Persönlichkeiten aus der Medizin, der Theologie, der Rechtswissenschaft und dem Journalismus. Die „Mariazeller Gespräche“ verstehen sich als Austauschplattform, die allen Interessierten offen steht um in der Gruppe oder im Plenum interessante Gespräche zu führen und Konzepte zu entwickeln.

Infos und Programm: http://www.mariazeller-akademie.at/

 

Junge Forscher für friedliche Weltraumnutzung
(Bild) Der steirische „Weltraumpapst“ Willibald Riedler bei der Tagung mit dem japanischen Astronauten M. Mohri

 

Bereits zum dritten Mal organisierte die steirische Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH im Auftrag der UNO in Graz vom 09. bis 12. September ein internationales Symposium, das sich der Teilnahme junger Menschen an Weltraumaktivitäten widmet. Ziel der Tagung ist es, neue und kreative Ideen einzubringen und innovativen Visionen für künftige Weltraumaktivitäten in einem internationalen und interkulturellen Umfeld ein Sprachrohr zu verleihen.

Stolz auf diese Tradition zeigte sich Bürgermeister Alfred Stingl: „Es gibt international kaum Städte in der Größe von Graz, die sich so engagiert im Bereich der Weltraumforschung beteiligen.“ Graz ist als einzige Stadt auch Mitglied der Austrian Space Agency (ASA) und wird dort durch Univ. Prof. Dr. Willibald Riedler vertreten. Sinn der Grazer Tagungen, an denen 70 junge WeltraumforscherInnen aus über 25 Nationen teilnahmen ist es u.a. Wissen in die Entwicklungsländer zu transferieren um hier jungen Forschern die Werkzeuge in die Hand zu geben, um selbst aktiv werden zu können. An erster Stelle steht die friedliche Nutzung des Weltraumes. AZ

 

  Peripherie – Institut für praxisorientierte Genderforschung

 

Am 30. Oktober 2002 wird mit Beiträgen aus Politik, Wissenschaft und Projektpraxis, einer Studienpräsentation (EU-Projekt „Towards a Closing of the Gender Pay Gap“) und einem Fest mit Kulturprogramm die feierliche Eröffnung der neuen Institutsräume begangen.

Beginn: 11.00 Uhr (Pressekonferenz), Tag der offenen Tür ab 12.00 Uhr in der Friedrichgasse 3/II – ab 18.00 Kulturprogramm.

Interdisziplinäre Praxis: Das interdisziplinäre Team (Soziologie, VWL, Bildungswissenschaften) ermöglicht es, auf aktuelle gesellschaftliche Probleme flexibel einzugehen und durch (inter-)nationale Kooperationen innovative Konzepte und Ideen zu entwickeln.

Zentrale Arbeitsbereiche sind Gender Mainstreaming, Arbeitsmarktforschung, Sozialpolitik, Bildung und Integrationspolitik. PERIPHERIE sieht es als Aufgabe, auch einen regionalen und lokalen Beitrag zum gesamteuropäischen Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern zu leisten.

PERIPHERIE – Institut für praxisorientierte Genderforschung Tel/Fax: ++43 – 316 – 81 73 42
Mail: office@peripherie.ac.at | Web: www.peripherie.ac.at

 

Skinhead-Karrieren: „Am allerschlimmsten sind die Demütigungen“ Im Rahmen des Symposiums „Psychotraumatisierung, Entwicklung und Sozialverhalten“ der Heilpädagogischen Station des Landes Steiermark in Graz unter der Leitung von Dr. Volker Danzinger referierte die deutsche Verhaltensforscherin Dr. Christiane Tramitz aus ihrem Buch „Unter Glatzen. Meine Begegnung mit Skinheads“, das auf einer Studie über rechtsextreme Gewaltverbrecher in Deutschland basiert. Im Rahmen dieser Untersuchung hat die Autorin 115 Tiefeninterviews mit schwerstkriminellen Skinheads geführt. >>> Für KORSO sprach Gertrud Muckenhuber mit Christiane Tramitz über die Hintergründe, die Jugendliche zu Gewalttätern werden lassen.


(Bild) Christiane Tramitz führte 115 Tiefeninterviews mit Skinheads


Frau Dr.Tramitz, Sie haben in ihrem Buch rechtsextreme gewalttätige Skinheads zu Wort kommen lassen. Besteht nicht die Gefahr, dass durch die Lektüre Jugendliche erst recht dem Faszinosum der Gewalt unterliegen?
In den Medien werden hauptsächlich die brutalen Verbrechen ausgeschlachtet und weniger die Hintergründe betrachtet. Durch diese Art der Berichterstattung sind sich die rechtsextremen Skinheads ihrer Präsenz sehr stark bewusst. Mein Buch beleuchtet aber die bedingenden Faktoren für eine Skin-Karriere.

Sie legen dabei den Schwerpunkt auf die psychischen Faktoren …
Natürlich ist auch das Umfeld förderlich für das Wachsen rechtsextremer Gruppierungen, die wirtschaftliche Lage, fehlende Zukunftsperspektiven … Durch den Mauerfall ist vor allem der Osten ins Strudeln gekommen. Dort ist jetzt eine Generation von Eltern am Erziehen, die das nie gelernt haben, weil in der ehemaligen DDR die Gesellschaft große Anteile der Erziehungsarbeit übernahm. Dazu kommt noch die schweigende Zustimmung eines großen Teils der Bevölkerung, wenn z.B. Asylantenheime angezündet werden. Das führt dazu, dass sich die Skinheads sagen, wir führen das aus, was sich die Leute denken.

Wie konnten Sie überhaupt Zugang zur Psyche der betroffenen Gewalttäter finden? Und welche Kindheitserlebnisse haben sich in den Gesprächen als prägend für die spätere ,Karriere‘ als Gewalttäter erwiesen?
Der Zugang zu den Befragten gestaltete sich wirklich sehr schwierig. Über Emotionen zu sprechen, vor allem über negative wie Angst, heißt ja Schwäche zeigen. Erst nach längeren Gesprächen waren die Jugendlichen bereit, wirklich von ihrem Leben und ihren Erinnerungen zu sprechen. Dabei stellte sich heraus, dass die Schicksale fast identisch waren. Die Kindheit der Täter war geprägt von täglichen brutalen Gewalterfahrungen und regelmäßigen physischen und psychischen Misshandlungen, in den Familien wurde nicht miteinander gesprochen, schon gar nicht über Gefühle, gemeinsame Unternehmungen mit den Eltern fehlten fast völlig. Gewalttätigkeiten zwischen den Eltern wurden vor den Augen der Kinder ausgetragen, und, was am allerschlimmsten ist, die Kinder waren andauernden Demütigungen ausgesetzt, die in ihnen die Meinung über sich selbst verfestigten: „Du taugst nichts, du bist nichts“.

Die typische Karriere bestand darin, dass die Kinder schon im Kindergarten Außenseiter waren, in der Schule nur Schwierigkeiten hatten und von keiner Seite Unterstützung bekamen. Irgendwann entstanden Rachegedanken, irgendwann begannen die heranwachsenden Kinder zurückzuschlagen. Zwischenstrategien wie miteinander reden, Kompromisse aushandeln usw. hatten sie nirgendwo lernen können. Zum ersten Kontakt mit Skinheads kam es meist schon mit 12, 13 Jahren, dort wurde der Zusammenhalt und die Bestätigung erlebt, an der es in der Familie mangelte. Nicht die Ideologie war wichtig, sondern die Möglichkeit, die im Elternhaus erlebten Demütigungen spiegelverkehrt auszuleben. Wer selbst überhaupt kein Selbstwertgefühl besitzt, glaubt ohne Anlass in den Gesichtern anderer Geringschätzung zu lesen. So kann jeder zum Opfer werden, die diffuse Wut sucht nach einem Ventil.

Welche Auswege und Präventivmaßnahmen schlagen Sie vor?
Prophylaxe halte ich für sehr, sehr wichtig, und zwar frühzeitig angesetzte, nicht erst mit 11, 12 Jahren, wenn die Kids schon in solche Cliquen reingekommen sind, dann sind sie therapeutisch meist nicht mehr greifbar. Man muss ihnen früher, wenn sie beginnen sich vom Elternhaus abzulösen, eine Heimat bieten. Sehr sinnvoll sind gut betreute Jugendheime, wo die Jugendlichen Aufgaben haben, ihre Freizeit verbringen können, Angebote vorfinden. Leider aber spart die öffentliche Hand bei uns in Deutschland gerade hier immer mehr, während etwa die NPD im Osten sehr viele Jugendheime betreibt …

Man müsste auch den Familien mehr Unterstützung zukommen lassen. Wenn da etwas schief läuft, wenn nicht mehr miteinander gesprochen wird, dann muss hinterher noch viel mehr in Reparaturmaßnahmen investiert werden. Auch die Schulen müssten viel besser ausgestattet werden, um Kindern bei Problemen wirklich beistehen zu können. Für die Politik ist es natürlich nicht so lohnend, im Vorfeld zu investieren, denn der Zusammenhang zwischen Kriminalitätsrate und Ausgaben für Familien, Schulen und Freizeiteinrichtungen wird nur langfristig sichtbar.

Literatur: Christiane Tramitz "Unter Glatzen" – Meine Begegnung mit Skinheads. 320 Seiten, Droemer Knaur ISBN 3-4262-7242-3

 

Ein Frauenhaus für die Obersteiermark Die über 100-prozentige Auslastung der Aufnahmekapazität des Grazer Frauenhauses in den vergangenen Jahren zeigte deutlich die Notwendigkeit einer weiteren derartigen Einrichtung in der Steiermark. Nun ist es endlich so weit: Die Obersteiermark bekommt ein Frauenhaus – die Finanzierung ist fixiert.

 

Platznot im Grazer Frauenhaus
Die konkreten Zahlen sind erschreckend – allein in der Steiermark werden über 22.000 Frauen misshandelt. Hilfe und Schutz für Frauen und Kinder in akuten Lebenslagen bieten die 25 österreichischen Frauenhäuser. Laut Richtlinien des Europäischen Parlaments sollte auf 10.000 EinwohnerInnen mindestens ein Wohnplatz in einem Frauenhaus kommen. Tatsächlich sind es in Österreich jedoch nur 510 Plätze bei einem Mindestbedarf von 800 Plätzen. Die Aufnahmekapazitäten des Grazer Frauenhauses waren im ersten Halbjahr 2002 bei weitem überschritten: Aufgrund der 106,8%igen Auslastung mussten 50 Frauen und 63 Kinder abgewiesen werden.

(v.l.n.r.) Landesrat Kurt Flecker: „Den Opferschutz in den Mittelpunkt stellen“
Angelika Ratswohl, Geschäftsführerin Frauenhaus Graz: „Begleitende Maßnahmen rund um die Uhr“   Ilse Vogl: „Aufgeben kam nicht in Frage“

Jahrelanger Kampf – mit Erfolg
„An 30.000 Schilling scheiterte der erste Anlauf zur Konkretisierung des geplanten Konzepts für ein neues Frauenhaus in der Steiermark“, schildert Ilse Vogl, eine der Vorkämpferinnen für ein Frauenhaus in der Obersteiermark. „Auch der zweite Anlauf 1998 schlug fehl, da sich die Gemeinden Murau und Liezen am Konzept nicht beteiligen wollten und so die Finanzierung vom Land abgeschlagen wurde.“ Dann der Regierungswechsel: „Wir hatten schon so viel Arbeit investiert – aufgeben kam nicht in Frage“, so Vogl. Der neue Ressortverantwortliche, Landesrat Dr. Kurt Flecker fixierte im Rahmen der Budgetverhandlungen 2003 die Finanzierung eines Frauenhauses in der Obersteiermark. „In Europa sind 12 Millionen Frauen von Gewalt betroffen. Wir stellen den Opferschutz in den Mittelpunkt – Täterabschreckung allein ist zu wenig. In Wirklichkeit wäre ein drittes Frauenhaus notwendig, wobei hierfür die finanziellen Mittel nicht ausreichen – die derzeitigen Investitionen für das neue Frauenhaus in Kapfenberg belaufen sich auf 1 Million Euro. Wir versuchen in erster Linie den Ballungsraum Obersteiermark zu versorgen“, so Flecker. Das geplante obersteirische Frauenhaus wird 15 Frauen und 20 Kindern Herberge bieten können und nicht nur das: „Mit dem Trägerverein der Grazer Fraueninitiative wird auf langjähriger Erfahrung aufgebaut“, betont Vogl.

Begleitung rund um die Uhr
Angelika Ratswohl, Geschäftsführerin des Frauenhauses in Graz, berichtet über die derzeitige Situation: „90 % aller Gewalttaten werden in der Familie und im sozialen Umfeld ausgeübt. Es ist für Frauen sehr schwierig alleine einen Weg aus der Gewalt herauszufinden. Neben Schutz und Begleitung bieten wir auch einen Notruf rund um die Uhr und ambulante Beratungen an. Forciert wird eine verstärkte Vernetzung unserer Arbeit mit anderen Einrichtungen, natürlich unter strenger Wahrung der Anonymität der betroffenen Frauen. Die Daten der Frauenhäuser werden treuhändig verwaltet, allein das Land darf nachkontrollieren.“ Der Aufenthalt im Frauenhaus ist mit drei Monaten begrenzt. „In Ausnahmefällen kann verlängert werden“, so Ratswohl.

Der Täter muss in die Tasche greifen
Laut Flecker soll ein neues Gewaltschutzgesetz in Anhörung gehen, welches u.a. den Rückersatz der Kosten für den Aufenthalt im Frauenhaus vom Unterhaltspflichtigen einfordert. Vor allem aber soll das inhaltliche Hauptaugenmerk auf die Schaffung einer ausreichenden Anzahl an Frauenhäusern, Krisenwohnungen und Kinderschutzzentren gelenkt werden und der Opferschutz als Grundrecht geltend gemacht werden. Flecker sieht als Ausweg aus der Gewalt vor allem die Förderung der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann.

Claudia Windisch

 

 

Gehörlose Frauen auf Surfstation Erstmalig in der Steiermark: Für gehörlose Menschen werden Surfstationen eröffnet. Das maßgeschneiderte EDV-Aus- und Weiterbildungsprojekt des Vereins nowa setzt richtungsweisende Schritte für gehörgeschädigte Frauen in die Arbeitswelt. Die ersten gehörlosen Frauen haben den Sprung ins Internet geschafft.


(Bild) Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl und Dr. Margareta Steiner: initiativ für EDV-Schulungen für gehörlose Frauen

Mehr Chancengleichheit
Der steirische Landesverband hat in Kooperation mit nowa, Netzwerk für Berufsbildung, ein Internet-Projekt für gehörlose Frauen realisiert, um auch Menschen mit Benachteiligung den Zugang zur Informationstechnologie zu ermöglichen. Bereits seit März 2002 bietet nowa maßgeschneiderte EDV-Schulungen für gehörlose und schwerhörige Frauen an. Frauenstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl, Vorsitzende von nowa und Initiatorin dieses Projektes zeigt sich über die ersten Erfolge erfreut: "Wir sind in unserer Stadt sehr stolz auf das Kooperationsprojekt des Steirischen Landesverbandes der Gehörlosenvereine mit dem Verein nowa. Es ist ein weiterer Baustein, Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen wie auch zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen zu erlangen." Das notwendige Geld, rund 86.000 Euro, wurde vom Bundessozialamt aus der sogenannten Behindertenmilliarde bereitgestellt. Gut investiert, denn laut Kaltenbeck stellt das Geld für die Ausbildung eine wichtige Investition in die berufliche Zukunft von gehörgeschädigten Frauen dar.

Abbau von Schwellenängsten
Auch Dr. Margareta Steiner, Leiterin des Bundessozialamtes Steiermark, weist auf die Wichtigkeit von Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt hin: "Es ist mir persönlich ein Anliegen den Nährboden für Frauen zu stärken und zur "Frauenpower" beizutragen. Gerade Frauen haben oft Ängste sich mit technischen Dingen auseinander zu setzen. Die gebotene Ausbildung geht nicht nur auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen mit Hörbehinderung ein, sondern sie baut auch vor allem Schwellenängste bei der Nutzung neuer Technologien ab." Dass gehörlosen Frauen ein Zugang zu IT ermöglicht werden konnte ist ein großer Verdienst von nowa. Mag. Ulrike Drescher von nowa über diese Ausbildung: "Während der Kurse wurde für die Zielgruppe ein individuelles Lern-Angebot entwickelt um diese an den Bedarf anzupassen. Der Zugang zu den neuen Technologien ist jedoch noch lange nicht barrierefrei - die Fülle von Fachbegriffen, die Informationsflut und die mit Fremdworten gespickte Sprachwelt des Computers stellen für gehörlose Menschen meist eine große Hürde dar."

Gehörlose Mentorinnen
Aufgrund der erschwerten kommunikativen Bedingungen für gehörlose Menschen sind die Bildungs- und Weiterbildungsangebote sehr rar gesät und die Bereitstellung von GebärdensprachdolmetscherInnen meist ein Problem. Die schwierigsten kommunikativen Barrieren konnten nun gemeistert werden: Die Beratung für gehörlose EinsteigerInnen findet in Gebärdensprache statt. Und: Auch die Mentorinnen, steiermarkweit gibt es bereits die ersten vier gehörlosen Expertinnen - geben ihr EDV-Wissen in Gebärdensprache an andere gehörlose Kursteilnehmerinnen weiter. Eva-Maria Kabas, Projektleiterin, berichtet: "Eine ECDL-Teilprüfung wurde von den ersten gehörlosen Frauen mit Bravour abgeschlossen. Der Erfolg dieses Projekts zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind!"

Betroffene berichten...
Brigitte Klement, Kursteilnehmerin und Mentorin, erzählt über ihre Erfahrungen und beruflichen Erfolge: "Trotz Selbststudiums mit Büchern, CD-Roms und speziellen Programmen war es für mich aufgrund meiner hochgradigen Schwerhörigkeit fast ein Ding der Unmöglichkeit die Inhalte zur Gänze zu verstehen. Durch die EDV-Kurse bei nowa mit einer Gebärdensprachdolmetscherin konnte ich mich endlich intensiv mit diesem Medium befassen. Meine beruflichen Chancen haben sich deutlich verbessert und ich bin für meinen Chef trotz Behinderung eine wertvolle, qualifizierte Arbeitskraft." Auch Andrea Hofer, gehörlose Schneiderin, äußerst sich sehr positiv: "Mit Durchhaltevermögen und Biss habe ich mein Ziel erreicht: Ich bin nun befähigt gehörlose Anfängerinnen zu unterrichten und freue mich auf diese Arbeit."

Claudia Windisch

 

 

Immer mehr Kinder brauchen psychologische Hilfe
(Bild) Kinderarzt und -psychiater Volker Danzinger: "Anforderungen der Gesellschaft an Kinder werden immer größer."


Die heilpädagogische Station des Landes Steiermark begleitet seit 40 Jahren Kinder und Jugendliche in Krisensituationen. Die MitarbeiterInnen bieten therapeutische und sozialpsychologische Hilfe für Kinder mit verschiedensten Problemen, diese reichen von Trauer um verstorbene Familienangehörige über seelische Verletzungen nach sexuellem Missbrauch und Misshandlungen bis hin zu Lernschwierigkeiten. „Die Zahl der Kinder, die unsere Hilfe braucht, ist kontinuierlich im Steigen“, so der Leiter der Station, Volker Danzinger. „Die Anforderungen der Gesellschaft an die Kinder werden heute immer größer, gleichzeitig haben aber auch die Eltern immer weniger Zeit.“

Soziallandesrat Kurt Flecker ortet bei Erwachsenen mangelnden Kommunikationswillen. „Es setzt sich mehr und mehr durch, dass man auf Jugendliche nur mehr mit Regeln zugeht, die sie überfordern. Menschen in Sozialberufen leisten großartige Arbeit, das enthebt uns alle aber nicht davon, über gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu diskutieren und nachzudenken.“ Im stationären Bereich mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung wohnen zur Zeit 18 Kinder in 3 Wohngruppen, angegliedert ist auch eine eigene Schule, wo Kinder in kleinen Klassen mit jeweils 6 SchülerInnen die Möglichkeit haben, in der Schule wieder Balance zu finden. Außerdem angeboten werden Kinderpsychotherapie und systemische Familientherapie.

Im Focus der Behandlungen im psychotherapeutischen Ambulatorium stehen Lösungen für das Kind und sein Umfeld, die Kooperation mit der Familie wird gesucht. Eine dritte Säule bildet die teilstationäre Tagesklinik.

Die heilpädagogische Station wird demnächst von Wetzelsdorf in den Rosenhof übersiedeln, das dort befindliche Heim für Buben wird in den Blümelhof verlegt, wo dann Buben und Mädchen gemeinsam in einem Heim untergebracht sind.

Romana Scheiblmaier

 

Eine andere Welt ist nötig

 

Vom 6. bis 10. November werden Zehntausende Menschen in Florenz die Mechanismen des herrschenden Wirtschaftssystems, des Rassismus und der Umweltzerstörung diskutieren. Das erste europäische Sozialforum „Für ein anderes Europa“ sieht sich als Treffpunkt für alle Organisationen und Individuen, die ihre Erfahrungen und Ideen für zivilgesellschaftliche Alternativen zur vorherrschenden Globalisierung und für Wege und Handlungsstrategien zu einer global nachhaltigen Entwicklung austauschen wollen. Es gibt Workshops und Seminare zu den drei inhaltlichen Schwerpunkten „Globalisierung und Neoliberalismus“, „Krieg und Frieden“ und „Demokratie, Grund- und Menschenrechte“, Straßentheatergruppen und AktionskünstlerInnen werden während der Veranstaltung durch Florenz ziehen, in zwei Kinos werden nonstopp Filme über die globalisierungskritische Bewegung von Seattle bis Genua gezeigt.

Die Gewerkschaft der EisenbahnerInnen hat in Kooperation mit italienischen KollegInnen einen Sonderzug von Österreich nach Florenz organisiert.

Preis für Hin- und Rückfahrt, inklusive Forumsbeitrag und einfache Übernachtung: ermäßigt 85 Euro, Vollpreis 105 Euro.
Los geht’s am 6. 11. um 18 Uhr in Wien, Rückfahrt ist am 10. 11. um 20 Uhr in Florenz. Es gibt noch genügend Plätze!
Für weitere Infos und Anmeldungen: www.esf-vienna.org/esf

Das Grazer Sozialforum trifft sich jeden Donnerstag ab 19.30 Uhr in der Dezentrale, Prokopigasse 2

 

 

Seuchen-Inkubator schützt vor gefährlichen Krankheiten
(Bild) LR Günter Dörflinger mit dem Inkubator-Team

 

Als erster Landesverband des Roten Kreuzes verfügt der steirische seit kurzem über eine Transportmöglichkeit für Menschen mit hoch ansteckenden Krankheiten: Das Gesundheits- und das Katastrofenschutzressort der steiermärkischen Landesregierung haben gemeinsam 70.000 Euro für die Anschaffung eines so genannten Seuchen-Transport-Inkubators zur Verfügung gestellt. Für Gesundheitslandesrat Günter Dörflinger war die Bereitstellung dieses Gerätes angesichts der Zunahme der Fernreisen ein Gebot der Stunde: „Wir wollen nicht, dass der Politik der Vorwurf gemacht werden kann, man habe gewartet, bis etwas passiert.“ Ein Einsatzfahrzeug des Roten Kreuzes wurde speziell für den Transport des Inkubators umgebaut, eine Freiwilligen-Einheit ließ sich für den Umgang damit einschulen.