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korso
Wissenschaft & Forschung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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09/2004
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Mehr Geld
für steirische Forschung |
Mit einer Forschungsquote von 2,27% liegt Österreich deutlich über
dem EU-Durchschnitt von 1,9%, erklärte Forschungsstaatssekretär
Eduard Mainoni bei seinem Antrittsbesuch in der Steiermark. Diese
beachtliche Steigerung der F&E-Ausgaben konnte nur durch gemeinsame
Anstrengungen erreicht werden, denn die Erhöhung vollzog sich bei
den öffentlichen, den privaten, aber auch bei den auslandsfinanzierten
F&E-Ausgaben. Angesichts der jüngsten Daten erscheint die Erreichung
der angestrebten 2,5% F&E-Quote bis 2006 bzw. das 3%-Ziel bis zum
Jahr 2010 realistisch und möglich. Dazu bedarf es jedoch einer Verstärkung
des finanziellen Engagements der Wirtschaft und der öffentlichen
Hand und des Ausbaues von vorhandenen und offenkundigen Stärken.
Im Zusammenwirken Bund/Bundesländer versprach Mainoni mehr Kooperation
und Abstimmung. Forschung sei ein wesentlicher Schwerpunkt der Bundesregierung,
deshalb werde hier in Zukunft mehr Geld eingesetzt. Auch die Basisfinanzierung
der steirischen Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH werde erhöht
werden. Künftig wird es Leistungsverträge zwischen Forschungsinstitutionen
und Ministerium geben. Mainoni strebt an, dass die Finanzierung
der Forschung mittelfristig geregelt wird.
Auf
stärkere Vernetzung zwischen Bund und Land setzen Forschungsstaatssekretär
Mag. Eduard Mainoni, Landeshauptmann-Stv. DI Leopold Schöggl und
JR-Geschäftsführer Dr. Bernhard Pelzl
Im Bereich der Forschung ist ja die Steiermark sehr gut unterwegs,
was z.B. sechs vom Technologieministerium genehmigte Kompetenzzentren
zeigen. Für diese wurde eine Weiterfinanzierung bis zum Jahr 2010
zugesichert. Neu ist ein Wasserstoff-/Brennzellen-Schwerpunkt, an
dem sich auch die Steirer beteiligen. Eine Vorreiterrolle hat österreichweit
das steirische „Nanonet Styria“, ein Netzwerk zur Nanotechnologie.
Um den Anteil der Forschungsausgaben am BIP zu steigern, müsse
mehr Risikokapital für die Forschung aufgetrieben werden; Forschungs-Hauptquartiere
ausländischer Firmen sollen nach Österreich gelockt werden. Mainoni
hofft, dass bei den Budgetverhandlungen insgesamt überproportional
mehr Geld für die Forschung herausspringt.
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Gleichgeschlechtliche
Paare: Rechtlose Kinder? Während die steirische
ÖVP die Frage der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare offen
diskutiert, kommt aus der Wiener Zentrale ein hartes „Njet“. Obwohl
je nach Umfrage 56 bis 64% der ÖsterreicherInnen und mehrheitlich
auch die schwarze WählerInnenschaft kein Problem mit der Gleichstellung
homo- und heterosexueller Partnerschaften haben: Schüssel & Co bleiben
auf Crashkurs. |
Ob die sehr engagierten steirischen Schwarzen mit Klubobmann Christopher
Drexler und Landesgeschäftsführer Andreas Schnider trotzdem
am Ball bleiben, wird sich zeigen. Eine Umfrage der ÖVP bei über
400 SteirerInnen gibt ihnen jedenfalls Recht: 25,5% haben in ihrem
Bekanntenkreis homosexuelle Männer oder Frauen und „allgemein herrscht
eine hohe Zustimmung zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller
Lebensgemeinschaften mit der Ehe“.
Knackpunkt Adoption
Nur in einem Rechtsbereich dominiert die Ablehnung klar. Je nach
Umfrage sind 54 bis 57% der ÖsterreicherInnen gegen das Adoptionsrecht
für homosexuelle Partnerschaften. Was Heinz Schubert, Vorsitzenden
der „Rosalila PantherInnen“, nicht verwundert: „Über diesen Rechtsbereich
gibt es bisher kaum öffentliche Auseinandersetzung. Der Bevölkerung
ist nicht bewusst, dass es dabei in erster Linie um die rechtliche
Absicherung der vielen Kinder geht, die bereits jetzt in gleichgeschlechtlichen
Lebensgemeinschaften aufwachsen.“ Dass hier differenziert werden
muss, zeigt auch die Umfrage der steirischen ÖVP: Knapp die Hälfte
der SteirerInnen stimmt einer Adoption zu, wenn der sorgeberechtigte
Elternteil stirbt und sein/ihr Partner/in das Kind aufnimmt. Eine
Adoption von fremden Kindern durch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften
wird von 22% bzw. 31% der SteirerInnen befürwortet, wobei für eine
Adoption durch eine Lebensgemeinschaft von zwei Frauen die höhere
Akzeptanz besteht.
Wo kommen denn die Kinder her?
„Tatsache ist, dass wesentlich mehr schwule und vor allem lesbische
Paare Kinder haben, als man annimmt“, konstatiert PantherInnen-Sprecher
Heinz Schubert. Einerseits Kinder aus früheren heterosexuellen Beziehungen
(„Die Erkenntnis, schwul oder lesbisch zu sein, kann auch mit 30,
40 Jahren kommen!“), andererseits durch Verwirklichung eines Kinderwunsches
(„ÖVP hin oder her, wenn ein lesbisches Paar wirklich ein Kind will,
dann wird es auch eines bekommen.“)
Dass dies keineswegs leere Vermutungen sind, belegen zahlreiche
amtliche Statistiken: der deutsche und niederländische Mikrozensus,
die Familienstatistiken der skandinavischen Länder, in denen es
für Lesben und Schwule die Möglichkeit der „Eingetragenen Partnerschaft“
gibt oder die Volkszählungen der USA. Ergebnis: in Europa haben
9 bis 14% der gleichgeschlechtlichen Paare Kinder, wobei dieser
Anteil bei lesbischen Paaren wesentlich höher ist (Niederlande:
18%). Der Statistiker Bernd Eggen konstatiert für Deutschland:
„In jeder achten gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft leben
Kinder, in jeder zehnten minderjährige Kinder.“
Dieser Befund hat auch einige europäische Staaten veranlasst, auch
gleichgeschlechtlichen Paaren zumindest die „Stiefkindadoption“,
also die Adoption des leiblichen Kindes der Partnerin oder des Partners,
zu ermöglichen: Dänemark, Island, Norwegen und Finnland. Ohne diese
Einschränkung ist die gemeinsame Adoption für gleichgeschlechtliche
Paare in Schweden, in den Niederlanden, in der spanischen Provinz
Navarra und in England & Wales möglich.
Wohl des Kindes
Dass sich die Diskussion über diese Fragen gerade in der „Familienpartei“
ÖVP lohnen würde, liegt auf der Hand. Denn mit dem Adoptionsverbot
werden die Rechte des Kindes beschnitten. Einerseits, weil diesen
Kindern dadurch Pflichtteilserbanspruch und Unterhaltsverpflichtung
durch die „Stiefmutter“ oder den „Stiefvater“ verwehrt wird. Andererseits,
weil eine Adoption in solchen Fällen wohl fast immer zum Wohl des
Kindes wäre, jedoch gesetzlich ausgeschlossen ist. Die Regenbogenfamilien
werden, wenn es nach der ÖVP und ihrem, laut Andreas Schnider in
den 50er Jahren stecken gebliebenen Familienbild, geht, auch weiter
rechtlos bleiben. Lesben und Schwule müssen politisch auf bessere
Zeiten warten.
Hans-Peter Weingand
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Sieg der Liebe
Foto: Thomas Koller |
Sieg der Liebe Silvia (42) und Gerlinde (35) bauen gerade gemeinsam
ein Haus und sind glücklich: „Wir kommen gerade von einem tollen
Straßenfest! Es ist schon schön, wenn man so liebe, hilfsbereite
und freundliche Nachbarn hat.“ Das Frauenpaar aus Deutschfeistritz
hat vor vier Jahren seine Liebe füreinander entdeckt; und ihre Söhne
Hans-Jürgen (14) und Marco (16) begreifen sich längst als Brüder.
Am Anfang mussten die Jungs in der Schule den MitschülerInnen klarmachen,
dass sie zwei Mamis haben. Hans-Jürgen stand aber von Anfang an
zu seiner Familie. Mit Aussagen wie „das geht euch nichts an, ich
habe moderne Eltern“ hat er sich den nötigen Respekt verschafft.
Und schon bald gingen die SchulkollegInnen im Haus der beiden Frauen
ein und aus. Und das funktioniert wahrscheinlich eben gerade deshalb
so gut, weil Silvia und Gerlinde auch in der Öffentlichkeit zu ihren
Gefühlen stehen und jedeR von der „etwas anderen Familie“ weiß.
Die beiden Frauen und ihre Söhne – eine der vielen hundert Regenbogenfamilien,
die es in Österreich gibt. Niemand würde ihnen in der kleinen steirischen
Ortschaft absprechen, eine Familie zu sein. Auch einen gemeinsamen
Kredit für den Hausbau aufzunehmen war kein Problem. Für den Staat
werden die beiden Frauen jedoch so gesehen, als ob sie zueinander
völlig fremde Personen wären.
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Erlitz:
„Gesundheitsbudget muss demografischer Entwicklung angepasst werden“
In der Steiermark wird in den nächsten 20 Jahren die Zahl der über
60-Jährigen von rund einer Viertelmillion auf etwa 340.000 ansteigen.
Da im letzten Lebensdrittel eines Menschen zwei Drittel von dessen
Bedarf an Gesundheitsversorgung zu tragen kommen, steigt der Bedarf
an medizinischer Versorgung mit dem Älterwerden der Bevölkerung. |
„Dass wir heute durchschnittlich wesentlich älter werden als unsere
Großeltern und das mit Hilfe der besseren medizinischen Versorgung
auch noch mit Lebensfreude, ist ganz sicher eine der wesentlichsten
Errungenschaften unserer Zivilisation“, betont der steirische Gesundheitslandesrat
Wolfgang Erlitz. Und er belegt dies am Beispiel der orthopädischen
Versorgung. Eine Studie der Orthopädischen Gesellschaft zeigt, dass
das Durchschnittsalter der PatientInnen bei Fuß-, Bein- und Knieoperationen
derzeit bei 54 Jahren liegt. Das Durchschnittsalter der PatientInnen,
denen künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt werden, beträgt
69 Jahre. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass die Steiermark
nur über 16 niedergelassene Orthopäden mit Kassenvertrag verfügt.
Das ÖBIG gibt den aktuellen Bedarf für die Steiermark mit 29 niedergelassenen
Orthopäden an; bis 2021 wird dieser auf 63 steigen. Denselben Berechnungen
zu Folge steigt der Bedarf an orthopädischen Betten in den steirischen
Spitälern bis 2011 auf 316, der derzeitige Stand ist 275.
LR Wolfgang Erlitz:
Steigende Anforderungen ans Gesundheitswesen müssen auch budgetär
abgedeckt werden
Darüber hinaus werden zusätzliche Betten in Remobilisationsstationen
benötigt werden – und mehr Personal. Die Anforderungen an das steirische
Gesundheitswesen, das eines der besten und effizientesten der Welt
sei (Erlitz), werden kontinuierlich steigen. Es müsse mehr in die
Vorsorge investiert werden, um den Reparaturbedarf so gering wie
möglich zu halten. „Wir dürfen uns nicht vom Solidaritätsgedanken
entfernen“, der Mensch und nicht die Ökonomie müssten im Mittelpunkt
stehen. Bleibt noch offen, ob sich Finanzlandesrätin Kristina Edlinger-Ploder
diesen Argumenten anschließt: Um dem steigenden Bedarf an medizinischen
Leistungen gerecht werden zu können, müsse das Gesundheitsbudget
des Landes 2005 um 6% steigen, fordert Erlitz.
Doris Schmid
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Volkshilfe
füllt Marktlücke: Magazin für pflegende Angehörige |
Rund 70% aller zu pflegenden alten Menschen werden von ihren Angehörigen
betreut. Das neue „Österreichmagazin für pflegende Angehörige“ der
Volkshilfe Steiermark liefert nun sachgerechte und kompetente Pflegeinfos.
Darüber hinaus soll die überaus belastende Arbeit der „PrivatpflegerInnen“
künftig mehr Anerkennung und Unterstützung erfahren.
Ferner (links), Gross (rechts)
präsentieren das neue Magazin zur Unterstützung pflegender Angehöriger
Pflegepartner ernst nehmen
Mit Abstand der größte steirische Pflegedienst sind die pflegenden
Angehörigen, im Besonderen Frauen. Die Volkshilfe Steiermark hat
den derzeitigen Informationsnachholbedarf pflegender Angehöriger
erkannt und mit dem in ganz Österreich einzigartigen Magazin für
pflegende Angehörige eine Marktlücke entdeckt. „Wir wollen damit
Angehörige in ihrer wichtigen Arbeit unterstützen“, so Franz Ferner,
Geschäftsführer der Volkshilfe, „vor allem im Bereich der mobilen
Dienste sind Angehörige als „Pflegepartner-Innen“ ernst zu nehmen,
ihre Kompetenzen und Erfahrungen zu akzeptieren und aktiv in den
Pflege- und Betreuungsprozess einzubinden.“ Über Arztpraxen, Verteiler
in Krankenanstalten, aber auch persönliche Übergabe der MitarbeiterInnen
der mobilen Dienste wurden die ersten 24.000 Stück bereits verteilt.
Das von der Grazer Firma RoRo & Zec gestaltete Magazin wurde ohne
öffentliche Förderungen finanziert und soll künftig mindestens vierteljährlich
erscheinen.
Lobby für pflegende Angehörige
Themenvielfalt ist garantiert: Demenzerkrankung, Inkontinenz, Fragen
der Pflegehilfsmittel sollen u.a. Schwerpunkte der nächsten Ausgaben
sein. Die ehrenamtliche Vorsitzende der Volkshilfe LAbg. Barbara
Gross betont, wie wichtig es sei, pflegende Angehörige zu stärken
und ihnen ein Sprachrohr zu geben. „Das Magazin für pflegende Angehörige
ist ein Zeichen für deren Wertigkeit“, unterstreicht Gross.
Claudia Windisch
Interessierte können das Magazin kostenlos bestellen: T
0316/ 8960 | office@stmk.volkshilfe.at
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Immer mehr
Sucht steigernde Zusatzstoffe in Zigaretten |
Der Einstieg ins Rauchen verlagert sich immer weiter ins Kinder-
und Jugendalter – und schon nach vier Wochen sind die meisten nikotinsüchtig.
In Österreich rauchen derzeit 36% aller 15-jährigen Mädchen und
30% der gleichaltrigen Burschen. Über die gefährlichen Sucht verstärkenden
Stoffe in den Zigaretten schweigt sich die Tabakindustrie aus. Kinder
und Jugendliche werden aufgrund ihres unausgereiften Nervensystems
viel schneller nikotinsüchtig als Erwachsene. Zusätzlich beschleunigen
und erleichtern verdeckte Zusatzstoffe wie Vanille, Kakao und Menthol
den Einstieg in den gesundheitsschädlichen Zigarettenkonsum. Aus
der „coolen Sucht“ gelingt kaum jemand der Ausstieg.
Recht auf Information
Die Grazer ÖAAB-Frauenreferentin Dr. Eva Karisch kritisiert,
dass die Konsumenten nichts von den Sucht verstärkenden Stoffen
in den Zigaretten erfahren. „Der Konsument hat das Recht darüber
informiert zu werden“, so Karisch, „mit Hilfe von Zusatzstoffen
wie Zucker, Vanille, speziellen Salzen usw. ist bei den Tabakprodukten
ein eigener Kinder- und Jugendmarkt erschlossen worden. Österreich
rückt, was rauchende Kinder betrifft, immer mehr ins Spitzenfeld!“
NAbg Barbara Riener betont: „Laut Gesetz ist das Rauchen
unter 16 Jahren verboten! Aber: Wir gewöhnen uns an „Zustände“ und
gehen mit dem Zigarettenkonsum leichtfertig um.“ Karisch erachtet
besonders den Zusatz von Menthol als sehr bedenklich, denn nach
Auskunft der WHO wird dieser Stoff nicht nur den so genannten Mentholzigaretten,
sondern nahezu allen Zigaretten beigemischt. Folge: tiefere Inhalation,
vermehrte Rauchaufnahme und erhöhte Suchtgefährdung, denn: „Menthol
macht frisch und kühl und maskiert damit die Reizung durch den Zigarettenrauch“,
erklärt Karisch.
ÖAAB-Frauen (li) NAbg. Barbara Riener (re) Frauenreferentin
Dr. Eva Karisch
fordern ein generelles Verbot Sucht verstärkender Zusatzstoffe in
Zigaretten
Ohne Zusatzstoffe: Ekelreaktionen garantiert
Ohne den verbesserten Geschmack der Zigaretten durch die diversen
Zusatzstoffe würde es bei jungen Menschen beim „Kosten und Probieren“
fast ausschließlich zu Ekelreaktionen und Hustenreiz kommen – der
strenge Tabakgeschmack wird jedoch durch die Beimischung der oben
genannten Zusatzstoffe inzwischen fast vollkommen neutralisiert.
„Die Industrie operiert mit dem „Besser-Schmecken und sichert sich
auf diese Weise den Absatzmarkt bei den ganz Jungen“, so Riener.
Die Grazer ÖAAB-Frauen fordern deshalb ein generelles Verbot Sucht
steigernder Zusatzstoffe in Tabakprodukten und eine verpflichtende
Deklaration aller enthaltenen Zusatzstoffe, zudem eine Einschränkung
der Tabakwerbung und den Ausbau rauchfreier Zonen in der Gastronomie
mit dem Ziel: Rauchen soll unbequem gemacht werden!
Claudia Windisch
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Österreichbilder
jugendlicher MigrantInnen Im Auftrag von Bildungslandesrätin
Mag. Kristina Edlinger-Ploder eruierte die ARGE Jugend gegen Gewalt
und Rassismus im Rahmen einer sozialwissenschaftlichen Studie die
„Österreichbilder“ von steirischen Migrantenjugendlichen. Fazit: Trotz
mancher diskriminierender Erfahrungen genießen ÖsterreicherInnen unten
den eingewanderten Jugendlichen hohes Ansehen. Angelehnt an die Studie
sprach Korso-Redakteurin Claudia Windisch mit zwei türkischen Migranten
über ihre „Österreichsicht“. |
Der 21-jährige Ramazan aus der Türkei lebt seit 8 Jahren in Österreich,
besucht ein Grazer Gymnasium und spricht fließend Deutsch. Obwohl
seine Eltern Moslems sind, hat er seine eigene Weltanschauung entwickelt,
welche mit den moslemischen Grundsätzen wenig zu tun hat. „Ich bin
Atheist“, lächelt der Gymnasiast, der Mädchen ohne Kopftuch schöner
findet, und meint: „Wenn schon ein Kopftuch, dann sollten dies muslimische
Männer ebenso tragen – gerechterweise!“ Ramazan fühlt sich aufgrund
seiner Herkunft absolut nicht diskriminiert, sondern in Österreich
„pudelwohl.“
Ömer (links) und Ramazan (rechts):
Unterschiedliche Integration bedingt ein unterschiedliches Österreich-Bild
Wie rassistisch ist Österreich?
„Es gibt für mich keinen Rassismus in dem Sinn“, meint der emanzipierte
junge Mann, „denn: Wer ist eigentlich rassistisch – die Österreicher?
Wenn ich hier als Türke eine österreichische Frau heiraten würde,
dann würde ich von der türkischen Gesellschaft ausgestoßen und isoliert
werden – das wäre doch auch rassistisch! Jene MigrantInnen, die
Rassismus erleben sind meist selber schuld, weil sie sich nicht
anpassen. Verkehrsregeln müssen schließlich auch von allen eingehalten
werden!“ Der 23jährige Ömer, Student der Technischen Chemie, lebt
seit zweieinhalb Jahren in Graz und ist anderer Auffassung: Man
ließe ihn hier seine Herkunft spüren, meint er, wobei seine bruchstückhaften
Deutschkenntnisse dabei ein große Rolle spielen würden. Das bestätigt
auch die Studie „Österreichbilder von steirischen Migrantenjugendlichen“:
je schlechter die Deutschkenntnisse desto stärker die Diskriminierungserfahrungen.
Von den 318 befragten Migrantenjugendlichen fühlen sich immerhin
16,4% wegen ihrer Abstammung diskriminiert – Jugendliche aus Afrika
und weibliche Befragte sind davon besonders stark betroffen.
Maßgeschneiderte MigrantInnen-Projekte
Insgesamt wurden von MitarbeiterInnen der ARGE Jugend gegen Gewalt
und Rassismus 166 männliche und 152 weibliche Migrantenjugendliche
ab dem 14. Lebensjahr mittels Fragebögen befragt, davon 47,7% Muslime
und 31% Katholiken. Die Studie ist ein Teil des Jugend- und Bildungsprojekts
„Interreligiöser Dialog konkret“. Edlinger-Ploder sieht das Neuland
des Projekts vor allem darin, auf beteiligungsorientierte Weise
die subjektiven Bilder der Lebenssituation von Migrantenjugendlichen
in Österreich bzw. in der Steiermark zu gewinnen. „Genau daraus
lassen sich punktgenaue integrationsfördernde Maßnahmen und Projekte
ableiten, welche zu mehr Wohlbefinden der Betroffenen und zu mehr
interkulturellem Verständnis führen können“, so die Bildungslandesrätin.
„Projekte, die das Heimatgefühl von jugendlichen MigrantInnen unterstützen,
müssen künftig verdichtet angeboten werden“, so Mag. Christian
Ehetreiber, ARGE-Obmann, „Diese Forderung geht nicht nur an
die NGOs, sondern vor allem an die Politik.“
Ablehnung von Gewalt
Im Rahmen der Studie wurde u. a. der Stellenwert der Religion Umfeld
von jugendlichen MigrantInnen in der Steiermark erhoben. Fast die
Hälfte der Befragten waren Moslems. Für 76,1% ist Religion wichtig
bzw. sehr wichtig, wobei für Muslime und Evangelische Religion signifikant
wichtiger ist als für Katholiken. „Religion muss sich weiterentwickeln
und mit der Zeit gehen“, meint Ramazan, „Jeder braucht irgendeine
Form des Glaubens, aber Religion kann auch zu einer Droge werden
und ein Grund für Rassismus sein.“ Die terroristischen Akte vom
11. September 2001 fanden absolut keine Akzeptanz bei jugendlichen
MigrantInnen: 94% der Befragten sprachen sich entschieden gegen
Selbstmordattentate aus. „Die stärkste Polarisierung findet man
in Bezug auf Araber, welche in der „Beliebtheitsskala“ ganz unten
oder ganz oben angesiedelt sind“, so Mag. Dr. Heinz Wassermann
vom Projektteam. Weiters wurde festgestellt, dass unter den
steirischen Migrantenjugendlichen ÖsterreicherInnen die höchsten
Popularitätswerte genießen.
Wiener Schnitzel vermittelt „Österreichisches“
So wie Ömer wollen 18% der Migrantenjugendlichen Österreich sicher
wieder verlassen, 43,5% möchten gerne in das Heimatland ihrer Eltern
zurückkehren – das sind vor allem jene Jugendliche, welche sich
selbst primär als Angehörige einer Religionsgemeinschaft oder einer
Volksgruppe begreifen. Österreich hat aber auch als „Durchzugsland“
für viele der Befragten sehr schöne und vor allem ganz typische
Seiten: Als typisch „steirisch“ empfindet z.B. Ömer die Lederhose
und den Dialekt. Laut Studie liegt für die meisten Migrantenjugendlichen
das Wiener Schnitzel an erster Stelle, als „echt steirisch“ wird
Arnold Schwarzenegger empfunden, das Kernöl und auch der Stephansdom
und die Lipizzaner liegen gut im Rennen des Stereotypenduells besonders
„österreichisch“ zu sein. „Jeder findet seine eigene Kultur am besten
– es geht aber auch darum, das Gemeinsame von verschiedenen Kulturen
zu finden“, so Ramazan, welchem es besonders der Steirische Herbst
angetan hat. Der aufgeschlossene Wahlösterreicher sieht im persönlichen
Gespräch die größte Chance für eine gegenseitige Akzeptanz zwischen
verschiedenen Volksgruppen, frei nach dem Motto: „Lass dich kennen
lernen!“
Claudia Windisch
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Neues Selbstwertgefühl
für Hostice Die Anstrengungen zur Verbesserung
der Situation der Bettler in ihrer eigenen Heimatgemeinde zeigen Wirkung.
Hostices Romabürgermeister Ondrej Berki lud am 24. Juli 2004 zum ersten
großen Dorffest: Zusammen mit Gästen aus Graz feierte das „Bettlerdorf“
seine ersten Schritte in die Eigenständigkeit. |
Die Roma-Bettler in Graz stammen zum Großteil aus dem slowakischen
Dorf Hostice. Der Lokalaugenschein von KORSO-Redakteurin Claudia
Windisch Anfang März zeigte düstere Zustände auf: Sozialhilfekürzungen
um 50%, welche insbesondere die Minderheit der Roma trafen, Armut,
Verzweiflung und Abhängigkeit von der dürftigen staatlichen „Fürsorge“.
Im Juli lud Ondrej Berki, jener Mann, welcher den Aufstieg
vom Bettler zum Bürgermeister geschafft hat, die Grazer Helfer,
allen voran Pfarrer Wolfgang Pucher und den ehemaligen Kulturstadtrat
Helmut Strobl, zum ersten großen Fest von Hostice ein. Grund
zum Feiern gab es genug: Hostice bekam ein eigenes Wappen, eine
Dorffahne und vor allem neue Zukunftsperspektiven!
Berührende Begegnung:
Ex-Stadtrat Helmut Strobl, Pfarrer Wolfgang Pucher und Hostices
Bürgermeister Ondrej Berki
Auslandshilfe trägt Früchte
Das slowakische Dorf Hostice hat mit der unermüdlichen Unterstützung
der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg die ersten Schritte in Richtung
Eigenständigkeit getan. Trotz all der Hoffnungslosigkeit wegen der
hohen Arbeitslosenrate der Roma-Bevölkerung (95%!) hat die individuelle
Form der steirischen Auslandshilfe den rund 800 Menschen in Hostice
wieder sinnvolle Perspektiven gegeben. „Vinzidom“, jene Einrichtung,
welche durch das Engagement von NAbg. Werner Miedl und dem Obdachlosen-Pfarrer
Pucher mit Spendengeldern vor über einem Jahr aufgebaut werden konnte,
hat sich für die Menschen in Hostice nicht nur zu einem unverzichtbaren
Ort der Begegnung entwickelt, sondern bietet inzwischen Raum für
alle Arten der Kreativität und geistige Anregung – Computerkurse,
Näh- und Strickprojekte, Gymnastikstunden, Bastelgruppen u. v. m.
Die Anwesenheit von Strobl und die „Bürgermeistergrüße aus Graz“
wurden von der Festgemeinschaft mit tosendem Applaus honoriert.
Als große Ehre für das Dorf erwies sich auch die gemeinsame Fahnen-
und Wappenweihe in der St.-Andreas-Kirche von Hostice. Jeder einzelne
Rom fühlte sich an diesem Tag als geschätzter Gastgeber: Anerkennung
ist der wichtige erste Schritt aus der Marginalisierung.
Claudia Windisch
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