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korso
Wissenschaft & Forschung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark
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juli
2002
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Nach Hartberg – der Bionik wegen! Die Ausstellung
„Bionik – Zukunftstechnik lernt von der Natur“ macht nach München,
Berlin, Ljubljana, Zittau, Wien, Hagen und Prag nun ein halbes Jahr
am Ökopark in Hartberg Station.
(Bild links: „Ausstellungserfinder“ Dr. Reiner Bappert (Mannheim)
mit Gastgeber DI Reinhard Fink, dem Direktor der Stadtwerke Hartberg) |
Bionik bezeichnet eine relativ junge Wissenschaft: Der nüchterne
Blick auf die Natur, die pausenlos Apparate hervorbringt und diese
auch wieder verschwinden lässt, ohne jedoch Entsorgungsprobleme
aufzuwerfen, hat am Beginn des 21. Jahrhunderts verschärfte Relevanz.
Wo konventionelle technologische Entwicklungslinien immer häufiger
als Sackgassen enttarnt werden, führt Bionik einen geradezu kontemplativen
Aspekt und einen neuen, „unaufgeregten“ Blick auf das ein, was
die Natur immer schon (und ohne menschliches Zutun) hervorzubringen
wusste. „Die Wissenschaftsdisziplin Bionik befasst sich systematisch
mit der technischen Umsetzung und Anwendung von Konstruktionen,
Verfahren und Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme“ (Definition).
Auf der einen Seite sind Pflanzen und Tiere selbst biologische
Konstruktionen,
die Vorbilder für technische Entwicklungen liefern können. Zum
Zweiten betätigen sich Tiere als Konstrukteure, etwa beim Bau
ihrer Behausungen u.dgl. Zum Dritten kann die Evolution selbst
als Strategie aufgefasst werden, wenn Lösungen gefunden werden
müssen, auch wenn kein einziger Ausgangsparameter bekannt ist.
Die Wissenschaft Bionik (der Name entstand aus den Wörtern Biologie
und Technik) versteht sich nicht als plattes Kopieren der Natur,
das zwar manchmal aber doch selten möglich und sinnvoll ist. Der
Denkweise der Bionik kann in der Geschichte der Menschheit immer
wieder begegnet werden: Die Ursehnsucht, aus eigener Kraft fliegen
zu können und eine Technik aus dem Vogelflug abzuleiten, kann
als erste Anstrengung im Sinne der Bionik verstanden, der Versuch
Leonardo da Vincis, aus dieser Kenntnis eine Flugmaschine zu bauen,
als Technologie-Versuch im Sinne bionischer Denkweise gesehen
werden. Das Ausmachen und Ernstnehmen bionischer Denkversuche
in der Geschichte der Menschheit konterkariert auf technologischer,
praxisnaher Ebene und in geradezu schlichter, unprätentiöser Weise
die „Arroganz“ des Denkens in Paradigmenwechseln in der Wissenschaft
als der Basis konventioneller Technologieentwicklung, indem von
der Brauchbarkeit der von der Natur seit Jahrtausenden hervorgebrachten
Mechanismen ausgegangen wird. Neben dem Fliegen sind Laufen und
Greifen, Erkennen, Miniaturisieren, Bauen, Falten und Verpacken,
Nutzen und Schonen sowie Optimieren typische Domänen der Bionik.
Belastungsversuch an zwei Metallzylindern,
einmal ohne und einmal mit bionisch provozierter Wölbstruktur.
Der Festigkeitsgewinn gegenüber dem glatten Material beträgt mehr
als das 5-fache, gegenüber herkömmlich gesickten Körpern das 1,6-fache!
Zum Beispiel: Die formende Selbstorganisation der Natur
Faltstrukturen werden zur Erhöhung der Festigkeit und Tragkraft
von Bauteilen eingesetzt. Diese „Sicken“ und „Falzen“ genannten
Techniken erfolgen normalerweise unter erheblichem Kraft- und
Energieaufwand, etwa durch Walzen oder Prägen zwischen geometrisch
genau festgelegten Formwerkzeugen wie Gesenken u.dgl. Durch Nutzung
des Prinzips der Selbstorganisation der Natur ist es bei einer
Vielzahl von Materialien möglich, Wölbstrukturen nahezu berührungsfrei
zu provozieren. In einem relativ einfachen Experiment kann man
einen Blechzylinder (z.B. eine Getränkedose) innen mit einem Stützkorsett
aus Draht versehen. Setzt man diesen Zylinder von außen unter
Druck, springt das Blech in natürlicher Selbstorganisation in
einen formsteiferen, irreversiblen Gleichgewichtszustand, etwa
in eine Wabenstruktur. Die Folgen dieser der Natur nachempfundenen
Technologie sind gewaltig: Das Material bleibt weitestgehend im
elastischen Zustand, verliert nicht an Korrosionsbeständigkeit
und kann bereits im (flachen) Ausgangszustand beschichtet oder
lackiert werden. Ansatzweise wird diese Technologie bereits im
Rahmen serieller Produktion eingesetzt und führt eine verblüffende
Alternative zu herkömmlichen, im Gegensatz dazu geradezu brachial
anmutenden Formgebungstechniken vor Augen. Die höhere Formsteifigkeit
führt zu geringeren Materialstärken, Gewichtsersparnis und besseren
Dämpfungseigenschaften, die Folgen für den Massenkonsum sind gewaltig.
Dieter Kordik
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„Bionik – Zukunfts-Technik lernt von der Natur“
Eine gemeinsame Ausstellung des Landesmuseums
für Technik und Arbeit Mannheim und des Siemens Forum München/Berlin
Info/Anmeldung: Stadtwerke Hartberg, Gartengasse 6, 8230
Hartberg, Tel. 033 32 / 62 250-51 Mail:
info@oekopark
Ausstellungszeitraum: 17.
Juni bis 1. Dezember 2002, geöffnet täglich von 09.00 bis 18.00
Uhr
Ort:
Ökopark Hartberg
Eintrittspreise: * Erwachsene/
Euro 8,- * Kinder bis 6/ gratis * Kinder von 6 bis 14/ Euro
5,- * Schüler ab 14, Studenten, Senioren/ Euro 5,-Präsenzdiener,
Lehrlinge/ Euro 6,- * Reisegruppen genießen vergünstigte Tarife
Aufpreis für Ausstellungsführungen: pro Person Euro 2,-
Internet: www.bionik.at
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Ideale
von Perfektion und Leistung in Frage stellen Psychosomatische
Erkrankungen nehmen auch in der Steiermark ständig zu. 55 Prozent
aller PatientInnen, die ihre/n Hausarzt/-ärztin aufsuchen, weisen
mindestens ein Symptom auf, das auf psychische
Ursachen zurückzuführen ist. Eine psychpotherapeutische Behandlung
auf Krankenschein gibt es aber nach wie vor nicht (siehe KORSO 3/2002).
Dieses Manko war eines der Themen bei einem Festakt in der Grazer
Burg anlässlich des 10-jährgen Bestehens des steirischen Landesverbandes
für Psychotherapie. |
Der Berufsverband der PsychotherapeutInnen
macht Berufspolitik für 568 TherapeutInnen in der Steiermark. Auf
Bundesebene konnte 1990 erreicht werden, dass „PsychotherapeutIn“
ein per Gesetz geschützter Beruf wurde. Vor diesem Gesetz konnte
nämlich jede/r, die/der keine Ausbildung dafür hatte, sich PsychotherapeutIn
nennen – vom Installateur bis zur Astro-Schamanin. Psychotherapie
auf Krankenschein konnte trotz mehrjähriger Verhandlungen mit den
Kassen noch immer nicht realisiert werden. Neben der Berufspolitik
gibt es zahlreiche weitere Aktivitäten des Landesverbandes: etwa
Arbeitskreise zu den Themen Partnerschaft, sexueller Missbrauch,
Traumata von Flüchtlingen etc.
Aufgrund der Tatsache, dass destruktive und
aggressive Verhaltensweisen unter Jugendlichen stark zunehmen, ist
der Landesverband auch in der Jugendwohlfahrt sehr aktiv. Nicht
zuletzt wurde durch das Engagement des Verbandes nach der Bergwerkskatastrophe
in Lassing in einem neuen Katastrophenschutzgesetz festgelegt, dass
auch HelferInnen bei derartigen Unfällen therapeutische Unterstützung
bekommen. Zu aktuellen Zeitfragen Stellung nehmen, das ist für den
steirischen Verbandsvorsitzenden Paul Pass ein wichtiges
Anliegen. „Die Ideale von Perfektion und Leistung müssen in Frage
gestellt werden. Der Selbstwert ist ein menschliches Grundrecht,
das es zu schützen und fördern gilt!“
Bild: Paul Pass
Kinder nicht beschämen
Die Tatsache, dass das Individuum heute mehr Entscheidungen treffen
muss, führt zu Verunsicherung. Neue Formen des Kollektivs müssen
gefunden werden. Das bedeutet mehr Arbeit für jedEn einzelnEn. „Der
Innenraum, die Psyche braucht Rahmenbedingungen, um sich entwickeln
zu können. Dabei ist sie angewiesen auf das DU, was oft mit Abhängigkeit
verwechselt wird, in Wahrheit aber eine Integrationsleistung darstellt.
Jeder ist anders, doch Autonomie wird in einer entsolidarisierten
2/3-Gesellschaft mit Autarkie verwechselt, unsere Schwächen müssen
wir verleugnen“, meint Margret Aull, Vorsitzende des Bundesverbandes.
So gehört es etwa für finnische PädagogInnen zum Selbstverständnis,
Kinder nicht zu beschämen.
(Margret
Aull)
PsychotherapeutInnen konfrontieren sich in
der Ausbildung mit ihren eigenen Verletzungen – das macht sie für
viele Leute suspekt, denn zwischen Arzt/Ärztin und PatientIn gibt
es üblicherweise ein Gefälle. „Der Ansatz der Psychotherapie ist
emanzipatorisch. Durch das Eingestehen und Verstehen der eigenen
Schwäche ist eine Kompetenzentwicklung für die Auseinandersetzung
mit menschlichen Ängsten möglich“, meint Margret Aull, und hält
die Tatsache, dass diese Heilmethode immer noch nicht frei zugänglich
ist, schlichtweg für einen „Skandal“. Landeshauptmann Waltraud
Klasnic versprach auf dem Festakt, sich für ein Vorsorgemodell,
„eine steirische Lösung“, einzusetzen, denn „die Zahlen sind mir
nicht unbekannt.“
Romana Scheiblmaier
Die Informationsstelle des Landesverbandes
befindet sich in der Elisabethstrasse 38/ Tel. (0316) 2500, mail:
office@stlp.at
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Sinnlose Ambulanzgebühren?
Um das zu erwartende Defizit der Kassen aufzufangen,
das auch durch Einsparungen in der Verwaltung nicht ausgeglichen werden
konnte, und um das Wahlversprechen „keine Beitragserhöhung“ nicht
zu brechen, führte die Regierung 2001 Ambulanzbeiträge ein. Die Länder
konnten damals dafür gewonnen werden, weil die Mittel für die Krankenhäuser
auch bei weniger PatientInnenbesuchen gleich hoch blieben.
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Der Volkswirt und Verwaltungsdirektor der Innsbrucker Universitätsklinik
Max Laimböck führte für sein Haus eine erste genaue Analyse
der Konsequenzen der Ambulanzgebühren durch (April – Dezember 2001),
deren Ergebnisse er Anfang Juli im SMZ Liebenau präsentierte. Zentrales
Ergebnis: das politische Ziel, möglichst viele Menschen durch die
Ambulanzgebühren „abzuschrecken“, konnte offensichtlich nicht erreicht
werden. Und: Die Analyse der Daten zweier Krankenhäuser ergab, dass
die PatientInnenbehandlung in den Ambulanzen keinesfalls teurer
ist als in Praxen.
„Das ökonomische Argument für Ambulanzbeiträge beruhte auf der
Behauptung, dass ein Abrechnungsfall in der Praxis nur ca. 44 Euro,
in der Ambulanz aber 145 Euro kosten würde. Aber: Ein Abrechnungsfall
in der Ambulanz ist mit einem in der Praxis nicht vergleichbar,
weil in ersterer für einen Abrechnungsfall die PatientInnenbesuche
eines Quartals, in zweiterer die eines Jahres zusammengezogen werden“,
so Studienautor Laimböck. In den Ambulanzen wird die gesamte Abklärung
unter einem Dach durchgeführt und zu einem Abrechnungsfall zusammengezogen.
FachärztInnen überweisen zu weiteren SpezialistInnen. Ein und dieselbe
Behandlung ergibt in der Ambulanz einen, in den Praxen aber häufig
drei Abrechnungsfälle und mehr. Teure Behandlungen in Spezialambulanzen
für Dialyse, Strahlentherapie, Chemotherapie etc. müssen, so Laimböck,
aus dem Vergleich herausgenommen werden, weil sie ja in Praxen nicht
angeboten werden. Mehrausgaben für Praxen stehen keine Einsparungen
der Kassen oder Krankenhäuser gegenüber, weil die Kosten der Krankenhäuser
nicht sinken, wenn z.B. 100 statt 105 PatientInnen pro Tag in einer
Ambulanz behandelt werden. Die Einnahmen der Krankenhäuser sinken
auch bei weniger PatientInnenbehandlungen nicht, weil die Budgets
gedeckelt sind. Eine PatientInnenumlenkung erhöht nur die Kosten
des Gesamtsystems.
Schwerer Schnitt für Arme
PatientInnenbesuche in Allgemeinen Ambulanzen nahmen 2001 im 1.
Halbjahr um ca. 5% und im 2. Halbjahr nur noch gering ab. Auf der
anderen Seite „sparen“ aber gerade jene bei Ambulanzbesuchen und
-gebühren, die ständige Kontrolluntersuchungen notwendig hätten.
Am LKH Innsbruck etwa bleiben Patientinnen der Psychiatrischen und
Psychosomatischen Ambulanz aus bzw. sind an weiteren Terminen nicht
interessiert. Diese PatientInnen weichen meist nicht zu niedergelassenen
ÄrztInnen aus, sondern lassen sich telefonisch „therapieren“. Ähnliches
gilt für die Frauenambulanz, die zu 50% von MigrantInnen besucht
wird. Diese PatientInnen werden nicht zu FrauenärztInnen ausweichen,
da dort die Kosten für die – im Krankenhaus unberechnete – Ultraschalluntersuchung
mit ca. 44 Euro höher sind als die Ambulanzbeiträge von 18 Euro.
Eine Ambulanz mit vorwiegend älteren Menschen berichtet, dass die
Ambulanzbeiträge in Verbindung mit der hohen Selbstbeteiligung für
Rettungstransporte seit 1.1.2002 bewirkt, dass PatientInnen mit
niedriger Rente Ambulanzbesuche eher vermeiden. Viele chronisch
Kranke, die zweimal pro Jahr zur Kontrolle kommen, müssen für diese
kurze Kontrolle denselben Beitrag bezahlen wie für eine ausgiebige
Untersuchung. Da diese meist über ein niedrigeres Einkommen verfügen
als Gesunde, reagieren sie eher auf diese Zusatzbelastung als PatientInnen
mit höheren Einkommen. Weiters betroffen sind PatientInnen mit transplantierten
Organen, multipler Sklerose, PatientInnen nach abgeschlossener Strahlentherapie
(jährliche Kontrolle auf event. Strahlenschäden), PatientInnen mit
Herzklappenimplantaten, DiabetikerInnen etc. Insgesamt gesehen,
so Laimböck, „sind die Ambulanzgebühren ziemlich nutzlos, sie treffen
aber die, die es ohnehin schon schwer genug haben, umso härter.“
Romana Scheiblmaier
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Die „Diabetes-Connection“
Bereits im vergangenen Jahr berichtete KORSO
über neue Strategien bei der Behandlung des Diabetes Mellitus („Systemreform
am Beispiel Diabetes“, KORSO-Dezemberausgabe 2001). Ende Juni zogen
die Vertreter der an diesem Projekt beteiligten Institutionen eine
erste Bilanz des Erfolges. |
In der Steiermark leiden 45.000 Menschen
an Typ-2-Diabetes. Sie haben einen erhöhten Blutzuckerwert wegen
Insulinmangels. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und rechtzeitig
interveniert, können schwerwiegende Spätfolgen wie Herzinfarkt,
Schlaganfall, Nierenversagen, Erblindung oder Amputationen von Extremitäten
vermieden werden. Das Diabetes-Gesundheits-Projekt besteht im Prinzip
aus Schulungsmaßnahmen, in denen die Patienten über Fragen der Lebensführung
und Ernährung aufgeklärt werden. Die Teilnehmer sollen motiviert
werden, die Krankheit zu akzeptieren, sie sollen über mögliche Folgeerkrankungen
und Spätschäden informiert werden und in der Lage sein, selbst die
richtigen Maßnahmen bzw. die grundlegende Kontrolle durchzuführen.
Der Kurs umfasst neun Einheiten zu 45 Minuten, eine ergänzende Schulung
findet ein Jahr später statt und umfasst zwei Einheiten.
Im so genannten „Düsseldorfer Modell“ – dem
Vorbild des steirischen Projekts – konnte etwa durch Gewichtsreduktion
die Einnahme blutzuckersenkender Medikamente um die Hälfte reduziert
werden! Bereits im ersten Jahr konnten 3,4 Prozent der steirischen
Typ-2-Diabetiker (Basis 45.000) erreicht werden. Damit liegt die
Steiermark bereits nach einem Jahr an der Österreichspitze – nur
im Burgenland wo ein ähnliches Projekt seit zehn Jahren durchgeführt
wird, gibt es in Relation mehr geschulte Diabetiker. Ärzte, die
solche Schulungen durchführen, unterziehen sich einer speziellen
Aus- bzw. Fortbildung. In erster Linie sind dies niedergelassene
Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin sowie innere Medizin. Insgesamt
254 Ärzte haben im ersten Jahr an der erforderlichen Fortbildung
teilgenommen, 233 Kurse für 1519 Patienten wurden abgehalten. Gedacht
sind die Kurse für nicht insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker. Mittlerweile
(Stand Juni 2002) hat sich die Zahl der durchgeführten bzw. angemeldeten
Kurse auf 338, die der Teilnehmer auf rund 2800 erhöht.
Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative
des Landes Steiermark (Steiermärkischer Krankenanstaltenfinanzierungsfonds/SKAFF),
der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse, der Ärztekammer Steiermark,
des Verbandes Österreichischer Diabetesberater/innen, des Instituts
für Medizinische Systemtechnik und Gesundheitsmanagement (Joanneum
Research) und des Forums Qualitätssicherung
in der Diabetologie Österreich.
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Alkohol bleibt Steirer-Droge
Nummer 1 Anlässlich des „Internationalen Tages
gegen Drogen“ zog LR Günter Dörflinger eine Bilanz der Präventionsarbeit
des Landes – und rückte auch die durch Bürgerwehr-Aufregung und mediale
Sensationsmache aus dem Lot gekommene Debatte zurecht. |
„Von den ca. 60.000 süchtigen SteirerInnen
sind 60 – 80% alkoholsüchtig“, umriss Dörflinger das zentrale grün-weiße
Drogenproblem. „12 SteirerInnen sterben jährlich an den Folgen des
Konsums illegaler Drogen – und 2500 an den Folgen des Alkoholmissbrauchs
– die Opfer von alkoholbedingten Verkehrsunfällen noch nicht mitgezählt.“
Mit 10 – 20.000 Personen stellen die Medikamentenabhängigen die
nächstgrößte Süchtigen-Gruppe. Wie ernst das Land die Problematik
nehme, sei an den stark gestiegenen Budgets für die Suchtprävention
abzulesen: Waren es 1996 noch knapp über 290.000 EUR, so sind es
2002 bereits 1,35 Mio EUR – trotz Nulldefizit. Der Bau für die lang
geplante Drogentherapiestation soll noch heuer beginnen. Die in
letzter Zeit erfolgte Stigmatisierung der Landeshauptstadt als „Drogenhochburg“
sei nicht akzeptabel, „im städtischen Raum stellt sich das Problem
aber natürlich konzentrierter dar.“ Die Linie des Landes sei jedenfalls
klar auf Prävention ausgerichtet, „Repressionen helfen nicht – bei
Jugendlichen führt der Weg der Sucht-Vorbeugung vor allem über eine
Stärkung der Persönlichkeit und die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.“
Christian Stenner
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Stationäres Hospiz eröffnet |
Das am 21. Juni feierlich der Öffentlichkeit übergebene erste steirische
Hospiz im Grazer Geriatrischen Krankenhaus in der Albert-Schweitzer-Gasse
36 umfasst zehn Betten und ist bereits zu 100% ausgelastet. Sterbenden
Menschen in ihrer letzten Phase ein würdiges Leben ermöglichen -
das hat sich das Albert-Schweitzer-Hospiz zum Leitmotiv für seine
Arbeit gemacht. Die Hospizbetten im Geriatrischen Gesundheitszentrum
Graz sind für schwerkranke und sterbende Patienten gedacht, die
weder zu Hause noch im Krankenhaus gepflegt werden können, erklärt
Johann Baumgartner, Koordinator der Palliativbetreuung des Landes.
Kontakt: Hospizverein Steiermark, Albert-Schweizer-Gasse
36, 8020 Graz, Tel. (0 316) 39 15 70 Mail: dasein@hospiz-atmk.at
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„Schwulen-Paragraph“ 209:
verfassungswidrig |
Liberale Position der steirischen Volkspartei
erhält Auftrieb.
Angesichts der Tatsache, dass sich
die Bundes-ÖVP seit über 10 Jahren gegen die Abschaffung des § 209
StGB stemmte, der einvernehmliche sexuelle Beziehungen von erwachsenen
Männern mit Burschen unter 18 Jahren mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe
bedroht, sorgte vorigen Sommer der steirische ÖVP-Klubobmann Reinhold
Lopatka für Aufsehen: der § 209 sei „überholt“ und „sachlich nicht
gerechtfertigt“.
Klubobmann Reinhold Lopatka: Höchstgerichtsentscheid bestätigt die
Steirer-VP
L
„Jugendliche sollen durch andere gesetzliche
Bestimmungen geschützt werden“
In der Bundespartei war diese Position nicht durchzusetzen. Bis
heute hält Wolfgang Schüssel seine Partei in Geiselhaft und träumt
selbst nach dem Höchstgerichtsentscheid und angesichts zehn laufender
Verfahren beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof noch immer
von unterschiedlichen Altersgrenzen bei schwulen Beziehungen. Trotz
innerparteilichem Maulkorb-Order veröffentlichte die Steirische
ÖVP letzten Herbst ihren „Standpunkt zum § 209 Strafgesetzbuch“:
„Diese Ungleichstellung ist sachlich nicht zu rechtfertigen und
daher abzuschaffen! EU, Europarat und UNO weisen seit Jahren auf
diesen juristischen Missstand hin. Jugendliche sollten durch andere
gesetzliche Bestimmungen geschützt werden – unabhängig davon, ob
es sich um Burschen oder Mädchen handelt.“
Abg. Christopher Drexler: Bei „Ersatzlösung“ schwant ihm Übles.
„Ein Signal für ein menschenwürdiges Österreich“
Sieben Monate später kippte der Verfassungsgerichshof den schwulendiskriminierenden
Paragraphen als „unsachliche“ Regelung. Und die steirischen Schwarzen
fühlen sich nun innerparteilich bestätigt: „Das Höchstgericht hat
nun entschieden, was wir schon lange gefordert haben“, so Lopatka.
Und wieder haben die Steirer parteiintern die Nase vorne. Sie haben
nämlich auch begriffen, dass es für den abgeschafften § 209 keiner
„Ersatzlösung“ bedarf, weil der Wegfall der Bestrafung von schwulen
Beziehungen mit der Sicherheit von z.B. 15- oder 16-jährigen Mädchen
so viel zu tun hat, wie ein Puma mit einem Kohlkopf: „Die ersatzlose
Streichung des 209er wäre ein Signal für ein menschenwürdiges Österreich.
Mir schwant Übles, wenn ich von einer anderen Regelung zum Missbrauch
höre“, kritisierte Landtagsabgeordneter Christopher Drexler den
Eiertanz der Bundespartei.
Vielleicht wird sich der vernünftige Umgang
bei der Beseitigung diskriminierender Bestimmungen gegen Homosexuelle
auch in der Bundespartei durchsetzen. Sonst gibt es bald – die Geltung
des § 209 ist vom Verfassungsgerichtshof bis Ende Februar begrenzt
– nur wieder eine Presseaussendung, dass es die ÖVP Steiermark ohnehin
schon gewusst habe.
Hans-Peter Weingand
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Schutz
und Obsorge für minderjährige Flüchtlinge
120
minderjährige unbegleitete Flüchtlinge kommen jährlich in Graz an.
Wie ihnen am besten geholfen werden kann, war Gegenstand der Veranstaltung
„Recht auf Obsorge“ des Vereins Omega. Ein gesetzlicher Vormund für
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sei die wichtigste zu realisierende
Maßnahme, meinten die teilnehmenden ExpertInnen einhellig. |
Obwohl das Jugendwohlfahrtsgesetz für alle Kinder,
die ihren Aufenthalt im Bundesland haben, gilt,
sind minderjährige Flüchtlinge meist davon ausgenommen. Diese bekommen
daher selten einen Vormund bestellt, der sich um die Wahrung ihrer
Rechte kümmern könnte. Graz bietet zwar mit der Clearing-Stelle und
dem Welcome-Projekt Einrichtungen an, die den jugendlichen Flüchtlingen
eine Ordnung ihrer Angelegenheiten und einen geschützten Start ermöglichen,
eine längerfristige gesetzlich untermauerte und gleichzeitig persönliche
Betreuung in Form eines Vormundes wäre aber für eine wirklich fundierte
Eingliederung unabdingbar.
Sicherer Raum ist vonnöten
Jugendliche, die alleine ankommen, sind darüber hinaus sehr oft
traumatisiert. Sie haben, wie die Psychotherapeutin Mag. Barbara
Preitler von Hemayat-Wien ausführte, auch wenn sie körperlich unversehrt
sind, oft Dinge gesehen, die auch Erwachsene nicht ohne Hilfe verarbeiten
könnten. Damit Therapie über reine Krisenintervention hinausgehen
kann, braucht es einen sicheren Raum. Verletzende und herabwürdigende
Rahmenbedingungen bei der Ankunft können sogar weitere Traumatisierungen
bewirken. Um dem entgegenzuwirken, baut OMEGA im Rahmen des EU-Projektes
„Public Forum Human Rights & Rehabilitation Program for Children“
ein psychosoziales Zentrum für schwer traumatisierte Flüchtlinge
mit dem Schwerpunkt Jugendliche und Kinder auf.
Positive Erfahrungen mit der Vormundschaft
Der Leitende Direktor der Niederländischen Betreuungseinrichtung
Nidos, Tin Verstegen, berichtete über die positiven Auswirkungen
der Vormundschaftsübernahme auf die minderjährigen Flüchtlinge in
den Niederlanden. In den meisten Fällen werden die Jugendlichen
in Pflegefamilien untergebracht, der Vormund unterstützt die Familie
und überwacht die Qualität der Betreuung, auch im Hinblick auf das
Ziel der Integration in der neuen Gesellschaft oder versucht – wenn
es zu keiner langfristigen Aufenthaltsgenehmigung kommt – für die
Zeit des Aufenthalts für die Jugendlichen eine optimale Förderung
und Bildung zu erreichen.
PatInnen gesucht
Einen zweiten Schwerpunkt bildete das PatInnen-Projekt der Asylkoordination
Wien, bei dem ehrenamtliche PatInnen freundschaftliche Kontakte
mit jungen Flüchtlingen pflegen und ihnen so beim Aufbau tragfähiger
Beziehungen in der neuen Heimat helfen und sich auch als Ansprechpartner
für alle Anliegen und Nöte der Jugendlichen verstehen. Der Verein
ZEBRA bereitet auch in Graz ein ähnliches Projekt vor und wird im
Herbst eine Schulung für an einer Patenschaft
Interessierte anbieten.
Kontakte: www.zebra.or.at
Tel. 0316/83 56 30-0
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Spaß im Nass - aber sicher!
Das Spielen im und mit dem Wasser und die nahezu
schwerelose Bewegung im Nass üben auf Kinder eine ungeheure Faszination
aus. Dass aber gerade für Kleinkinder dieses Element zu einer lebensgefährlichen
Falle werden kann, beweisen die steigenden Unfallzahlen der letzten
Jahre. Im Jahr 2000 sind in Österreich 12 Kinder unter 15 Jahren ertrunken,
9 davon waren unter 5 Jahre alt. |
Nach dem Verkehrsunfall ist das Ertrinken die zweithäufigste Todesursache
im Kindesalter. Jedes fünfte Kind zwischen 0 und 14 Jahren, das
in Österreich tödlich verunglückt, stirbt durch Ertrinken. 94% der
tödlichen Ertrinkungsunfälle betreffen Kleinkinder. Damit ist Ertrinken
die häufigste Todesursache bei Unfällen von Kleinkindern. „Zusätzlich
kommen auf jeden tödlichen Ertrinkungsunfall rund 4 Unfälle, die
einer stationären Behandlung bedürfen und die sogar mit einer bleibenden
geistigen Behinderung einher gehen können“, erläutert Dr. Günther
Schimpl, stellvertretender Leiter der Universitätsklinik für
Kinderchirurgie und Vize-Präsident der Initiative Grosse schützen
Kleine, die jetzt eine breite Kampagne für mehr Kindersicherheit
beim Schwimmen und Planschen startet.
Genaue Aufsicht ist die beste Prophylaxe
Kinder, die noch nicht schwimmen können, müssen im und am Wasser
stets im Auge behalten werden. Neben Schwimmwesten sind Schwimmflügel
mit mehreren aufblasbaren Kammern und Sicherheitsventilen, die am
besten zusätzlich hinter dem Rücken mit einem Gummiband verbunden
werden, die einzig sichere Schwimmhilfe. Säuglinge ertrinken meist
in der Badewanne – die Zahl dieser Unfälle ist in den letzten Jahren
angestiegen. Schon eine Wassertiefe von nur 10 Zentimetern ist eine
tödliche Gefahr, da Säuglinge und Kleinkinder nicht in der Lage
sind ihren Kopf eigenständig aus dem Wasser zu ziehen. Die Lungen
des Kindes füllen sich innerhalb kürzester Zeit mit Wasser. Kindern
zwischen 1 und 4 Jahren werden zumeist aufblasbare Planschbecken,
private Swimmingpools, Biotope und auch Regentonnen zum Verhängnis.
Ältere Kinder ertrinken am häufigsten in Schwimmbädern und in Badeseen.
Kinder, die ins Wasser fallen, erschrecken, bewegen sich nicht mehr
(Totstellreflex) und ersticken oder versuchen verzweifelt an der
Wasseroberfläche zu bleiben – was ihnen nur kurze Zeit gelingt.
Da die Kinder zumeist nicht um Hilfe rufen, bemerken die Aufsichtspersonen
die Tragödie zunächst oft gar nicht.
Rasche erste Hilfe entscheidend
Beim Ertrinken kommt es zunächst zu einer akuten Unterbrechung der
Sauerstoffaufnahme. Das Kind hält anfänglich den Atem an, später
werden große Mengen Wasser verschluckt und Wasser auch in die Lungen
eingeatmet. Durch die Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr kommt es
zur Sauerstoffunter-versorgung aller Organe. Dauert diese eine gewisse
Zeit an, kommt es durch Schädigung des Herzmuskels auch zum Kreislaufstillstand.
Dadurch wird auch die Nahrungszufuhr für die einzelnen Organe unterbrochen.
Das empfindlichste Organ ist das Gehirn, das Unterbrechungen der
Sauerstoff- und Nahrungszufuhr von mehr als 5 Minuten meist nicht
ohne bleibende Schädigung übersteht. Ein entscheidender Risikofaktor
ist also, wie lange das Kind unter Wasser und wie lange die Sauerstoffaufnahme
unterbrochen war bzw. ob durch die fehlende Sauerstoffzufuhr ein
Kreislaufstillstand eingetreten ist. „Prognostisch günstige Zeichen
sind Unterwasserzeiten unter 5 Minuten, sofern, nachdem das Kind
aus dem Wasser geholt wurde, kein Kreislauf- oder Atemstillstand
bestanden hat. Ungünstige Zeichen sind Ertrinkungszeiten über 25
Minuten und wenn bei der Bergung keine Atmung und keine Herztätigkeit
vorhanden waren“, so Dr. Hans Grubbauer, leitender Oberarzt
der Pädiatrischen Intensivstation an der Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendheilkunde in Graz. Entscheidend ist die rasche
erste Hilfe, die sofort nach der Rettung durchgeführt werden muss.
Die medizinische Behandlung im Spital kann nur weitere sekundäre
Schädigungen verhindern, das Ausmaß der Schädigung, welche durch
Sauerstoffunterversorgung und Kreislaufstillstand entstanden ist,
kann nicht mehr verringert werden.
Breite Unterstützung für Safety-Kampagne
„Nicht immer können Eltern über alle Gefahren, die ihren Kindern
drohen, von selbst ausreichend informiert sein. Mit dem heurigen
Thema haben wir - das Gesundheitsressort des Landes Steiermark und
die Initiative GrOSSe schützen Kleine - es uns zur Aufgabe gemacht,
Eltern vor den Gefahren des Ertrinkens bei Kleinkindern zu warnen“,
erklärt Gesundheitslandesrat Günther Dörflinger (re).
Dörflinger: Eltern müssen informiert werden
Grosse schützen Kleine startet deshalb zum Beginn der Badesaison
die Aktion „Spaß im Nass, aber sicher“. Im Zeitraum von 28. Juni
bis 31. August werden an stark frequentierten Tagen „Water Safety
Teams“ in steirischen Bädern und an Seen Eltern über Gefahren beim
Baden mit Kindern aufklären. Die Grazer Freizeitbetriebe verteilen
im selben Zeitraum Broschüren zum Thema Kindersicherheit im und
rund ums Wasser. Seit 1994 werden dort Schwimmkurse für Kinder ab
dem 3. Monat angeboten, „die unter dem Motto Spiel und Spaß am
Wasser stehen“, so Geschäftsführer Gerald Waldhauser.
Die Aktion wird außerdem von der Merkur-Versicherung unterstützt,
„die der Erhaltung der Gesundheit größtmögliche Priorität einräumt“,
wie Merkur-Vertreter Wolfgang Trebos erklärt.
v.l.n.r.
Wolfgang Trebos (Merkur), Dr. Hans Grubbauer, „Safety-Bär“, Dr.
Günther Schimpl, Gerald Waldhauser (Freizeitbetriebe)
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