korso Wissenschaft & Forschung
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
06/2005
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    Wirtschaftskonzept für den Technologiestandort Steiermark


Durch verstärkte Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen sowie zielgerichtete Investitionen in innovative Technologiefelder will Wirtschaftslandesrat Dr. Gerald Schöpfer den Hightech-Standort Steiermark stärken und die Zahl der Arbeitsplätze in diesem Sektor bis zum Jahr 2015 auf über 12.000 verdoppeln. Schöpfer präsentierte das von der Joanneum Research erarbeitete Konzept für eine „Verbreiterung der Innovationsspitze“ zusammen mit Prof. Michael Steiner vom Institut für Technologie- und Regionalpolitik.

Die Erfolgstory der Steiermark soll mit Hilfe des Innovationskonzepts in den nächsten zehn Jahren fortgesetzt werden, erklärte Schöpfer bei der Präsentation: „Das Land hat einen gewaltigen Umstrukturierungsprozess bewältigt. In den vergangenen zwanzig Jahren konnte der durch die Strukturkrise der Grundstoffindustrien ausgelöste Entwicklungsrückstand aufgeholt werden. Die Steiermark gilt heute als innovationsfreudige Hightechregion und als das Clusterland Österreichs.“

Das Konzept der Joanneum Research sieht eine starke Verbreiterung der Innovationsspitze durch die Einbeziehung von KMU vor. Die Analyse hat eine einseitige Konzentration der Innovationsaktivitäten auf Großbetriebe aufgezeigt. Diese nutzen auch die vorhandene wissenschaftliche Infrastruktur in sehr viel intensiverem Ausmaß. Kleine und mittlere Unternehmen sind dagegen ungleich weniger in die laufenden Innovationsprozesse eingebunden. Daher sollen nun Instrumente des Technologietransfers gezielt auf kleinere und mittlere Unternehmen abgestimmt und deren Anbindung an die F&E-Infrastruktur, etwa über aktiven Technologietransfer, wesentlich verbessert werden. Als gelungene Beispiele dafür führte Schöpfer die Clusterbildungen in der Steiermark an, die eine Integration der KMUs in die Innovationskette bewerkstelligen, so z.B. in dem jüngst etablierten Ökocluster, dem inzwischen mehr als 700 Einzelunternehmen angehören.

Ob Bedarfszuweisungen für Gemeinden für innovationsfördernde regionale Wirtschaftspolitik verwendet werden können, konnte Schöpfer nicht direkt zusagen, „aber auf jeden Fall muss die öffentliche Hand die Cluster fördern, bis diese selbst tragende Strukturen entwickeln können.“ Prof. Steiner, der bereits vor zehn Jahren eine wegweisende Studie unter dem Titel „Technologiepolitisches Konzept Steiermark“ veröffentlicht hatte, ergänzte, dass man durch die Fokussierung auf Stärkefelder in vielen wichtigen Belangen aufgeholt habe: „Das Land hat im Bruttoregionalprodukt rund 87% des Österreich-Niveaus erreicht und bewegt sich in entscheidenden Bereichen dynamischer als andere.“

– js –

 

Neue Therapiemöglichkeiten durch Nanotechnologie
Die BioNanoNet GmbH bündelt alle relevanten Akteure der medizinischen und pharmazeutischen Forschung


Nanotechnologie, die Beschäftigung mit kleinsten Teilchen, eröffnet neue Wege für Therapien bei chronischen Krankheiten. Das nationale Netzwerk BioNanoNet im Bereich der pharmazeutischen Entwicklung hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität chronisch kranker Menschen, wie z.B. von Diabetikern oder Alzheimer-Patienten zu erhöhen.

Ein erster Erfolg dieses Netzwerkes ist das Verbundprojekt Nano-Health, welches von Mitgliedern des BioNanoNet unter der Koordination des JOANNEUM RESEARCH gestartet wurde. Das Projekt verfolgt das Ziel, Nanopartikel zur Verabreichung von Dauermedikamentation als Alternative zur täglichen Spritze zu entwickeln. Diabetiker könnten dann durch die Einnahme von Tabletten auf das mehrmals tägliche Spritzen von Insulin verzichten.

Die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit hat die Mitglieder des BioNanoNet dazu animiert, die BioNanoNet GmbH zu gründen. Diese besteht aus österreichischen Firmen, universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die den eingeschlagenen erfolgreichen Weg in einer gemeinsamen GmbH weiter verfolgen wollen. So finden sich aus der Steiermark die Karl-Franzens Universität, die TU Graz und die Medizinische Universität Graz, JOANNEUM RESEARCH und die Firma piCHEM.

Alle Gesellschafter bringen hiermit ihren starken Willen zum Ausdruck, die pharmazeutische Entwicklung und die Nanotechnologie, zwei Stärkefelder der Steiermark, auch in Zukunft zu forcieren. Das BioNanoNet präsentiert sich als eine Dachmarke, die ein gemeinsames Forschen über Fachgrenzen hinweg, ein gemeinsames Auftreten nach außen sowie eine starke Kommunikation innerhalb des Netzwerkes ermöglicht. Das Netzwerk bündelt Firmen und Wissenschaftler, die thematisch zusammenarbeiten und aus verschiedensten Fachdisziplinen wie z.B. der Chemie, der Biologie, der Pharmazie und der Medizin stammen. „Vor allem die sehr enge Zusammenarbeit der Grundlagenforscher mit Medizinern stellt eine Stärke des Netzwerkes dar“, so Dr. Frank Sinner, der gemeinsam mit Dr. Fritz Andreae die Geschäftsführung des BioNanoNet übernehmen wird.

„Durch das starke Wachstum des BioNanoNet war es zwingend notwendig geworden, definierte Rahmenbedingungen zu schaffen. Durch die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung sind nun die Voraussetzungen gegeben, weitere Mitglieder aufzunehmen. Dieser Schritt ist die konsequente Weiterführung der bisherigen Aktivitäten“, so Landeshauptmann-Stv. DI Leopold Schöggl: „Das BioNanoNet soll alle relevanten Akteure der medizinischen und pharmazeutischen Forschung in all ihren Facetten in einer Plattform bündeln um dadurch international konkurrenzfähige Einheiten und Strukturen zur Stärkung des Forschungs- und Technologie-Standortes Österreichs zu schaffen.“

 

  Starke Achse – Kooperation zwischen Joanneum Research und Montanuni Leoben


Die steirische Forschungseinrichtung Joanneum Research hat mit der Montanuniversität Leoben eine detaillierte Kooperation besiegelt, um zukünftig auf der Forschungsachse Graz–Leoben gemeinsame Stärkefelder noch effizienter zu nutzen bzw. Forschungsvorhaben besser auf­­­einander abzustimmen. Die Bündelung der technologischen Kompetenzen soll beiden Institutionen nicht zuletzt eine bessere Positionierung im gesamteuropäischen Forschungsraum sichern. Bereits im vergangenen Jahr war von Seiten des JR mit der Technischen Universität Graz ein im Konzept ähnliches Arbeitsübereinkommen beschlossen worden.

Rektor Wolfhard Wegscheider, LR Leopold Schöggl, GF Bernhard Pelzl und GF Edmund Müller bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages (v.l.n.r.)

„Durch diese Zusammenarbeit wird es für die steirische Forschung möglich sein, in Schlüsselbereichen eine Ton angebende Rolle innerhalb Europas zu spielen“, erklärte LH-Stellvertreter DI Leopold Schöggl als Vertreter des 90-Prozent-Eigentümers Steiermark am JR bei der Vertragsunterzeichnung. Schöggl, selbst Absolvent der Montanuniversität, betonte die große Rolle von neuen Anwendungsgebieten, z.B. in der Medizintechnik und der Nanostrukturforschung, für die Ansiedlung innovativer Wirtschaftszweige. Dr. Bernhard Pelzl, wissenschaftlicher Leiter des Joanneum Research, wies auf die strategische Bedeutung der Zusammenarbeit hin und bezeichnete diese als einen „wichtigen Schritt für eine grundlegende Neuordnung der Forschungslandschaft“.

Durch die Straffung der Strukturen seit dem UOG sei darüber hinaus eine vertragliche Kooperation zur besseren strategischen Abstimmung erforderlich geworden, betonte Pelzl. Die schriftliche Vereinbarung deckt im Wesentlichen die fünf Projektbereiche Werkstoffwissenschaft, Lasertechnik, Nanostrukturforschung, Geophysik und Simulation ab, ist aber nach dem Willen der beteiligten Partner jederzeit um weitere Forschungsfelder erweiterbar. „In dieser neuen Qualität der Zusammenarbeit liegt eine große Chance für die Montanuniversität“, kommentierte Rektor Wolfhard Wegscheider (MUL) den Rahmenvertrag, durch den auch die „Verwertungsmöglichkeiten der Arbeitsergebnisse erleichtert werden sollen“.

Mit seinen 14 Instituten in Graz, Leoben und weiteren vier Standorten ist das JR eine der größten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Österreichs. Schon bisher gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Forschungsinstitutionen, wie GF Mag. Edmund Müller von der JR hervorhob, u.a. sind das Polymer-Competence-Center und das Materials-Center an der Leobener Uni beheimatet. Allein diese beiden Zentren sichern über 100 Arbeitsplätze in regionalen Unternehmen.

– js –

 

 

  EMAS-Preis 2005 für austriamicrosystems


Die austriamicrosystems AG, einer der führenden Produzenten von analogen Hochleistungs-ICs wurde im Rahmen der diesjährigen EMAS-Konferenz mit dem EMAS-Preis für vorbildliches Umweltmanagement ausgezeichnet. Umweltminister Josef Pröll überreichte den Preis in Villach gemeinsam mit der EMAS-Urkunde CEO John Heugle, der sichtlich erfreut war: „Wir sind stolz auf die Auszeichnung.“

austriamicrosystems legt seit der Gründung im Jahr 1981 größten Wert auf die Einhaltung höchster Qualitäts- und Umweltstandards. Das Unternehmen trägt durch verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, umweltschonenden Einsatz von Betriebsmitteln und vorbildliches Risikomanagement im Umgang mit Gefahrstoffen, z.B. durch Umstellung aller Produkte auf bleifreie Gehäusevarianten, zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt bei.

 

 

  20 Jahre Sozialmedizinisches Zentrum Liebenau Am 20. Mai feierte das sozialmedizinische Zentrum Liebenau (SMZ) sein 20-jähriges Bestehen.

Mitte der 1980er-Jahre zogen drei steirische Ärzte ihre weißen Kittel aus und bezogen Quartier in der Liebenauer Hauptstraße 104 in Graz: Die „Gruppenpraxis“ war geboren. Nicht nur über diesen Verzicht auf den – Distanz zum Patienten schaffenden – weißen Mantel wurden die Mediziner Dietmar Fritsch, Gustav Mittelbach und Rainer Possert rasch bekannt. Drei „Götter in Weiß“ waren – in des Wortes glücklicher Bedeutung – „messianisch“ in einen medizinisch unterversorgten Grazer Stadtbezirk („herab“)gekommen und: der Verzicht auf die Göttlichkeit sollte bald weit über das Symbolhafte hinausgehen. Mit radikalen Ansätzen wie: „ärztliches Tun muss von der Maxime geleitet sein, den Arzt letztlich überflüssig zu machen“ hatten sie die Patient-Innen rasch auf ihrer Seite, die meisten Vertreter des „medical system“ ebenso rasch als Gegner „gewonnen“. Diese Radikalkritik am Gesundheitswesen hat im Übrigen im SMZ bis heute an Schärfe kaum nachgelassen. „Im Hinblick auf den binären Code „gesund – krank“ ist wenig damit erreicht, PatientInnen von einem chemopharmazeutischen auf ein homöopatisches Heilmittel, umzustellen‘“.

Im Moxx – in der Grazer Moserhofgasse – gab‘s zum 20-Jahre-Jubiläum auch eine SMZ-Torte: Rainer Possert, Heike Possert-Lachnit, Gustav Mittelbach

Auf derartige Axiomatik folgten für die traditionelle ärztliche „community“ geradezu beängstigende Maßnahmen: Praxisärztliche Tätigkeit war in den 1980ern vielfach zu einer (Un-)Kultur des bloßen Rezeptausstellens verkommen. Also warfen die drei Mediziner ihre Einkommen zusammen („Pooling“), um den Gesamtertrag durch drei zu teilen. Jeder verdiente gleich viel, egal ob er ausschließlich Rezepte am Fließband ausstellen oder sich in langen Gesprächen mit seinen PatientInnen ergehen mochte – und dementsprechend wenig „Durchsatz“ aufzuweisen hatte. Den Anteil an Gesprächsmedizin zu erhöhen war das Ziel, dessen Erreichung damit gesichert war.

Im suburbanen Stadtteil Liebenau blieb kein Stein auf dem andern. Als im Jahr 1987 das „Aus“ für die Zweiradproduktion des österreichischen Traditionsunternehmens Puch vor der Tür stand und der Verlust Hunderter Arbeitsplätze drohte, war dies hier selbstverständlich Thema, das SMZ war Keim- und Heimstätte der „Bürgerinitiative Puch“, der es um ein Haar gelungen wäre, die Verscherbelung der Fahrrad- und Mofa-Produktion nach Italien zu verhindern. Nach dem Scheitern dieser Bemühungen war trotz allem ein wichtiger Erfolg eingefahren worden: In der Bevölkerung war die Sensibilisierung für das Erkennen der Zusammenhänge zwischen Politik und Gesundheit spürbar gestiegen.

Nach und nach wurde das SMZ zu einer Art Kleinuniversität für sozialmedizinische Praxis, Forschung und Dokumentation ausgebaut. Medizinische Betreuung war zum Kristallisationskern für ein System universellen Beistands zur Erreichung des Zustands umfassender „existenzieller Wellness“ für alle LiebenauerInnen erklärt. Dass Gesundheit etwas mit dem Level an Emanzipiertheit jedes Einzelnen zu tun hat, ist die Grundannahme und Ausgangsposition der Arbeit im SMZ. Das Thema „Politik und Krankheit“ war und ist stets präsent, die Zusammenhänge von Armut und Krankheit wurden etwa anhand des „Thatcherism“ ausreichend dokumentiert.

Um die praxisärztliche Kerntätigkeit gruppierten sich nach und nach eine Reihe von Services wie Hauskrankenpflege, Heimhilfe, Altenhilfe. Mit der PatientInnenselbsthilfegruppe „Langsam Laufen Liebenau“ (LLL) sollte, zumindest für den Bezirk, die Quote der bewegungsorientierten Menschen über das österreichische Durchschnittsmaß angehoben werden.

„Praktische Sozialmedizin“: der Begriff, den der Trägerverein des SMZ von Anbeginn an im Titel führte, gab nicht nur eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialmedizin der Universität Graz vor, er prägte und prägt die diagnostische und therapeutische Herangehensweise. SozialarbeiterInnen, MediatorInnen, PsychotherapeutInnen ergänzen das Angebot des SMZ, denn oft besteht im Erkennen von Konflikten ein erster Schritt Richtung Heilung.

Heute arbeiten rund 40 Menschen im Gesundheitszentrum in Liebenau. Heute ist die Einrichtung innerhalb des österreichischen Gesundheitswesens mehr als anerkannt und wird als Vorzeigeprojekt gehandelt. Konkrete Nachahmung hat das Modell dagegen wenig gefunden, ein Umstand, der von den Laudatoren damit erklärt wurde, dass das Projekt eben schon vor 20 Jahren so zukunftsorientiert begonnen hätte, dass „das Gesundheitswesen es schwer mit dem Einholen hat.“ Inzwischen haben neue, im Hinblick auf die „Bedingungen des Menschlichen“, weit brutalere politisch-soziale Rahmenbedingungen ihre Einflüsse auf das Gesundheitssystem geltend gemacht und das Liebenauer Projekt wird über einen Mangel an Herausforderungen im Klima neoliberaler Gesundheitspolitik nicht klagen müssen …

– Dieter Kordik –

 

 

  Lesben und Schwule: Kluft zwischen ÖVP-Steiermark und Bundes-ÖVP wird immer grösser


Fünf Jahre lang hat sich die grüne Landtagsabgeordnete Edith Zitz dafür stark gemacht: am 24. Mai hat der Landtag mit den Stimmen von Grünen, SPÖ und ÖVP ein klares Bekenntnis zur Bekämpfung von Vorurteilen und Intoleranz gegenüber Lesben, Schwulen und Transgender-Personen abgelegt. Die Steiermark bekennt sich „zur rechtlichen Gleichstellung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften mit verschiedengeschlechtlichen Partnerschaften“ und appelliert an die Bundesregierung, „die gesetzlichen Voraussetzungen in die Wege zu leiten, damit Bürgerinnen und Bürger auf Grund ihrer geschlechtlichen Orientierung bzw. ihrer geschlechtlichen Identität in keinerlei Hinsicht mehr diskriminiert werden“.

LAbg. Edith Zitz: „Erstmals in der steirischen Landesgeschichte ein offizielles postives Bekenntnis“

Die Rosalila PantherInnen wiesen darauf hin, dass damit der erste Landtag ein derartiges Zeichen gegen Diskriminierung setzte. Mehr oder weniger gleich lautende Deklarationen wurden bisher von den Gemeinderäten der Städte Bludenz (1995), Linz (1999), Wien (2000), Salzburg (2000) und Graz (2003) beschlossen.

Kurz zuvor hatte die steirische ÖVP ihr Wahlprogramm vorgelegt. Sie treten für eine Annäherung (auch gleichgeschlechtlicher) Lebensgemeinschaften an die Ehe ein, insbesondere in den Bereichen Erbrecht, Sozialrecht (Hinterbliebenenversorgung) und Unterhaltsrecht. ÖVP-Klubobmann Mag. Christopher Drexler hofft, dass es durch den Landtagsbeschluss leichter werde, dieses Thema ohne „reflexartige Ablehnungen seriös zu diskutieren“.

ÖVP-Klubobmann LAbg. Christopher Drexler: „Thema ohne reflexartige Ablehnungen seriös diskutieren“

Die reflexartige Ablehnung von Seiten der Bundes-ÖVP folgte allerdings sofort. Justizsprecherin Maria Fekter erklärte, bei den von der ÖVP im September 2004 versprochenen Reformen für gleichgeschlechtliche Paare in Einzelfragen seien „juristisch, technische Probleme aufgetaucht“. Eine eingetragene Partnerschaft oder gar eine „Homo-Ehe“ lehne die ÖVP weiter aus grundsätzlichen Überlegungen ab.

ÖVP-Justizsprecherin NRAbg. Maria Fekter: „Im Eherecht Privilegien nur für Mann und Frau“

SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim sieht keinen Grund, die Gleichstellung auf die lange Bank zu schieben: „Rechtstechnische Probleme sollen als Ausrede herhalten für die seit Jahren schon offenbarte mangelnde Bereitschaft, auf die berechtigten gesellschaftlichen Bedürfnisse homosexueller Paare einzugehen.“ Die Grüne Nationalratsabgeordnete Ulrike Lunacek bezeichnete die „Blockadepolitik Fekters“ als „Armutszeugnis für die ÖVP-Spitze, die offenbar in Bürgerrechtsfragen noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist“.

– hpw –

Info: Der Beschluss im Volltext unter http://www.homo.at/rlp/presse/landtag.php

 

 

alpha nova-Fest im gasthaus kunsthaus


Seit fünf Jahren arbeiten die Teams des Betrieblichen Arbeitstrainings und der Teilqualifizierungslehre der mobilen Dienste von alpha nova (BEAT&TQL) erfolgreich an der Umsetzung einer Vision: berufliche Eingliederung und Weiterbildung von Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen am ersten Arbeitsmarkt.

Anlässlich des absolvierten Jubiläums fand am 19. Mai im gasthaus kunsthaus am Lendkai ein rauschendes Fest mit den KundInnen und den beiden Teams BEAT und TQL – der mobilen Dienste von alpha nova – statt.

Begleitet von fantastischer Musik der DJs, die alle 150 Festgäste – von Sponsoren über KundInnen bis hin zu alpha nova MitarbeiterInnen und Freunden – zum Tanzen inspirierte und einer Theateraufführung der Gruppe „The-Li-MA mobil“ wurde abgefeiert. Die tolle Stimmung des Events kann als Spiegel der erfolgreichen Arbeit mit KundInnen der Angebote „Betriebliches Arbeitstraining“ und „Teilqualifizierungslehre“ von alpha nova gesehen werden.

 

 

  Qualifizierung am Bauernhof

Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der Landwirtschaft ist groß, daher hat die KOMPETENZ, Sozial-Ökonomische BetriebsgmbH in Zusammenarbeit mit dem Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) und Iris Fritz im Jahr 2004 einen Übungsbauernhof in Großwilfersdorf ins Leben gerufen. Zielgruppe sind behinderte und benachteiligte Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die Neigung und Fähigkeit haben, im landwirtschaftlichen Bereich zu arbeiten. Das Programm reicht von Tierbetreuung über Direktvermarktung bis zur Aktion Schule am Bauernhof.

 

 

  Professionelle Unterstützung bei Krankheit im Berufsalltag


Arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme nehmen auch in Österreich kontinuierlich zu: die gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie chronische Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, des Herz- und Kreislaufsystems sowie psychische Belastungen führen in vielen Fällen dazu, dass sich ArbeitnehmerInnen den alltäglichen Anforderungen oft nicht mehr gewachsen fühlen. Auf der anderen Seite wird der Gang in den Krankenstand immer häufiger gemieden: die durchschnittliche Zahl der Krankenstandstage hat in den vergangenen zwanzig Jahren von 17,4 auf 13,4 abgenommen. Nur zum Teil spiegeln sich in dieser Entwicklung positive Auswirkungen der Gesundheitsvorsorge wider, eine wichtige Rolle spielt auch die Angst um den Job.

HR Dr. Margareta Steiner, BASB; Dr. Ernestine Strobl, Mag. Maria Zeyringer, Mag. Martina Sebl-Litzlbauer, BBRZ

„Die eingeschränkte Leistungsfähigkeit im Arbeitsleben führt nicht selten bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes und verschlimmert die Situation der Betroffenen weiter“, erklärt Dr. Ernestine Strobl, die Regionalleiterin Süd des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ). Das BBRZ ist mit Geschäftsstellen in Linz, Wien, der Steiermark und in Kärnten seit 1975 als Österreichs einzige Experteneinrichtung in der beruflichen Rehabilitation tätig.

Seit Anfang 2004 läuft das aus Mitteln der Behindertenmilliarde finanzierte BBRZ-Projekt „Service Arbeit und Gesundheit“ (SAG), um denjenigen Menschen zu helfen, die auf Grund gesundheitlicher Beeinträchtigungen den Arbeitsplatz zu verlieren drohen oder bereits verloren haben. Im Erstgespräch klären die SAG-Mitarbeiter zunächst die individuelle Problemlage und erarbeiten gemeinsam mit den Hilfesuchenden Lösungsansätze. Darauf folgt ein auf die Bedürfnisse der Klienten abgestimmtes Case-Management, das u.a. Kontakte zu Behörden, medizinischen Einrichtungen oder zum Arbeitgeber herstellt.

Dieses zielt darauf ab, die Arbeitsfähigkeit durch intensive Beratung bzw. Maßnahmen zur Anpassung des Arbeitsplatzes wiederherzustellen. „Unsere Rolle besteht vorrangig darin, das vorhandene Wissen zu bündeln, um es den Betroffenen effizient zu Verfügung zu stellen“, erläutert Mag. Maria Zeyringer Geschäftsfeldleiterin Prävention im RBBZ. Die Grazer Servicestelle in der Asperngasse wurde seit ihrer Eröffnung von ca. 250 Menschen aus allen Branchen in Anspruch genommen; mehr als 51% der Hilfesuchenden sind zwischen 25 und 45 Jahre alt, rund 35% über 45 Jahre. Von den bislang abgeschlossenen Fällen konnten rund 30% der Personen weiterhin in Beschäftigung bleiben und etwa 21% eine Pension antreten“, bilanziert Margareta Steiner, die Landesstellenleiterin des Bundessozialamtes, zufrieden.

– Josef Schiffer –

Infos:
Service Arbeit und Gesundheit, Asperngasse 2-4, 8020 Graz | +43(0)316 577674-0 | Fax +43(0)316 577674-11 | Gratis-Hotline: 0810 010 123
M stmk@bbrz.at

 


Die lange Nacht der Pflege


Der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) , Landesverband Steiermark, nutzte in diesem Jahr erstmals den internationalen Tag der Krankenpflege am 12. Mai (der Geburtstag von Florence Nightingale), um in der in der Pädagogischen Akademie Graz Eggenberg „die Lange Nacht der Pflege“ abzuhalten. Und der überragende Erfolg gab den Veranstaltern Recht: Mehr als 700 Menschen kamen zu dem Ereignis, um bis in die späten Abendstunden hinein ein ebenso informatives wie abwechslungsreiches Programm zu erleben.

In ihren einleitenden Worten machte Cäcilie Petek, Landesvorsitzende des ÖGKV, auf die zentrale Rolle von Pflege in unserer Gesellschaft aufmerksam, denn soviel steht aus ihrer Sicht fest: „Ohne kompetente und in ausreichendem Maß verfügbare Pflege kann es keine Kranken- und Gesundheitsversorgung geben!“ Daher ist es entscheidend, in welche Richtung unser Gesundheitssystem geht und wie viel finanzielle Mittel wir bereit sind, in diese zu investieren. Ein verheißungsvoller Ansatz auf diesem Gebiet ist zweifellos die Einrichtung des Studienzweiges Pflegewissenschaften auf der MedUni Graz seit dem Oktober 2004.

Ein hochrangig besetztes Expertenpodium zeigte eine Vielzahl von Aspekten rund um die Rolle von Pflege auf. Dr. August Gomsi von der Medizinischen Direktion der KAGes kommentierte die Entwicklung der Spitäler im nationalen und internationalen Vergleich: „Standortgarantie der Krankenhäuser bedeutet, dass die Leistungsangebote auf den Bedarf der Patienten zugeschnitten sein müssen.“ Christine Ecker MAS, Präsidentin des ÖGKV, formulierte in ihrem Statement Forderungen an die Politik, um der Pflege im Gesundheitswesen endlich einen höheren Stellenwert zukommen zu lassen; so sollte sie z.B. in den Gesundheitsagenturen definitiv verankert sein. Der Philosoph Dr. Hans-Walter Ruckenbauer entwarf eine Vision von Ethik, nach der Ziel unserer Gesundheitseinrichtungen nicht alles „medizinisch Machbare“ sein sollte, sondern das Wohl des Patienten höchste Priorität genießt. Dr. Ulla Herford-Wörndle, Generalsekretärin der EURAG (Bund der älteren Generation Europas), die sich gegen die Diskriminierung im Alter einsetzt, betonte die Rolle der Selbstverantwortung des Einzelnen, wie er sein Leben im Alter gestalten möchte.

Von 17.00 Uhr bis Mitternacht sorgte das reichhaltige Rahmenprogramm dafür, dass auch die Unterhaltung nicht zu kurz kam, wie z.B. durch die charmant vorgetragenen Improvisationen des theater-mobil. Die insgesamt 17 Informationsstände gaben Einblick in die vielfältigen Facetten des Berufes: Alle Trägerorganisationen der Steiermark waren mit Leistungsangeboten für die extramurale Versorgung vertreten.

Infos: ÖGKV, LV Steiermark | (0316) 57 71 51 | www.oegkv.at/lv-stmk | office.stmk@oegkv.at

 

  Geriatrisches Krankenhaus II – Meilenstein im Gesundheitswesen


Aufgrund der demographischen Entwicklung wird die medizinische Versorgung alter, kranker und dementer Menschen in Zukunft eine immer größere Herausforderung darstellen. „Etwa 80% der Menschen werden immer noch zu Hause privat betreut“, weist Gesundheitslandesrat Mag. Wolfgang Erlitz auf die Problematik der medizinischen Versorgung hin. Umso erfreulicher, dass die infrastrukturelle Erneuerung der Geriatrischen Gesundheitszentren Graz – zurzeit stehen rund 700 Betten zur Verfügung – im Gange ist. Mit dem Abbruch des alten Objektes am Standort Albert-Schweizer-Gasse starten die Bauarbeiten für das Geriatrische Krankenhaus II mit 142 Betten auf fünf Stationen, darunter auch die erste Demenzstation in der Steiermark. „Die ältere Bevölkerung in Graz, Graz-Umgebung und in der Steiermark kann sich auf eine qualitätsvolle Versorgung in einem schönen Ambiente freuen“, erklärte Dr. Gerd Hartinger, Geschäftsführer der Geriatrischen Gesundheitszentren bei der Startveranstaltung am 11. Mai.

Die Kooperation zwischen Land Steiermark und Stadt Graz machte das Bauen möglich – die Finanzierung erfolgt zu zwei Drittel vom Land Steiermark und zu einem Drittel von der Stadt Graz. Mit der Umsetzung des Projekts Geriatrisches Krankenhaus II ist das Immobilien- und Bauherrenunternehmen der Stadt Graz, die Grazer Bau- und GrünlandsicherungsGmbH betraut. Die GBG-Geschäftsführer Bernd Weiss und Mag. Günter Hirner beabsichtigen dieses Referenzvorhaben mit Konsequenz und Kostenbewusstsein errichten. Mit der Projektsteuerung wurde die Firma Rinderer & Partner Graz beauftragt. Generalplaner DI Dr. Hansjörg Tschom stellte das Projekt bei der Startveranstaltung vor: „Die Hauptfassade des 5-geschossigen Baukörpers wird straßenseitig aus städtebaulichen Gründen zwecks Erweiterung des engen Straßenraumes der Albert-Schweitzer-Gasse 3 Meter nach Osten gerückt.

Generell wurde das Projekt in allen Stationen auf eine wohnliche Atmosphäre, gute Belichtung, spannende Raumabfolgen, vielfältige Ausblicke sowohl in den inneren Hofbereich als auch in den Straßenraum – die PatientInnen sitzen gerne dort, wo es etwas zu beobachten gibt –sowie hohe Transparenz und Übersichtlichkeit ausgelegt, auf Faktoren, die gerade für Langzeitpflegefälle von besonderer Bedeutung sind. Die Demenzstation ist zusammen mit dem Garten als ein Raum formuliert, in dem die Zimmer und die Funktionskörper hineingestellt sind, umwandelbar und durchwanderbar und in denen den PatientInnen ein hohes Maß an reizvollen Wegen und Aufenthaltsplätzen geboten wird. Die klare und kompakte Baukörperkonzeption lässt eine wirtschaftliche Umsetzung des Projektes erwarten.“ Der patientInnen- und mitarbeiterInnenfreundliche Baukomplex wird Ende 2006/Anfang 2007 eröffnet und seinen zukünftigen Nutzern übergeben werden.

Infos: GBG – Grazer Bau- und GrünlandsicherungsGmbH | www.gbg.at | GGZ – Geriatrische Gesundheitszentren | www.ggz.at | Architekturbüro Tschom | www.tschom.com

 

 

  Macht Frau Zukunft? Matthias Horx’ Prognosen zum weiblichen Jahrhundert


Die Zukunft der Frauen stand am 12. Mai im Zentrum einer Veranstaltung des BSA (Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen) Steiermark, für die der bekannte deutsche Trendforscher Matthias Horx als Referent gewonnen werden konnte. In seinen Analysen zum „Megatrend Frauen – The Female Age“ kam er zum Schluss, dass Frauen durch Bildung im Verbund mit einem Wertewandel endlich die Positionen in der Gesellschaft erringen könnten, die ihnen zustünden.

v.l.n.r.: BSA-Vorsitzender VD Wolfgang Messner, Moderatorin Heidi Zotter-Straka, LAbg. Barbara Gross (SPÖ), Verena Kuckenberger (ÖH-MedUni, VSStÖ), Trendforscher Matthias Horx, 3. LT-Präs. Walburga Beutl (ÖVP), BSA-Frauenvorsitzende Sonja Kern

In rhetorisch bestechender Ausführung präsentierte Horx den gut 300 ZuhörerInnen Trends und Prognosen in Bildung, Partnerschaft und Familie, deren teils provokativer Charakter durch Bonmots entschärft wurde. Dass sich die Frauen auf der Überholspur befänden, zeige sich darin, dass im deutschsprachigen Raum der Anteil der Frauen mit Hochschulabschluss jenen der Männer überstiegen habe. Im Gegensatz zu Skandinavien, Frankreich und den USA herrsche aber in Österreich und Deutschland Unzufriedenheit und ein großer Strukturbruch zwischen Männern und Frauen. Die Frauenemanzipation stagniere hier, weil das Mutterschaftsmodell immer noch nachwirke: Zwischen den Optionen professionelle Familie und professionelle Karriere müsse sich frau hierzulande noch immer entscheiden.

Dass steigende Frauenbeschäftigung nicht zwangsläufig sinkende Geburtenraten nach sich zieht, illustrierte Horx mit dem Verweis auf Skandinavien und Frankreich, wo dank einer Familienpolitik mit hoher staatlicher Infrastruktur, flexibler Arbeitskultur und toleranten Rollenbildern deutlich mehr Kinder geboren würden als in Mitteleuropa.

Im Partnerschaftsbereich ortet Horx einen Trend in Richtung Singledasein, Rollentausch- und LATS (living alone together)-Modelle, wobei Männer am unteren Ende der sozialen Hierarchie unfreiwillig das Nachsehen hätten. Für diese „Asbach-Uralt-Lücke“ seien die Ansprüche der Frauen schlicht zu hoch. Zweifelhafte Hoffnung machte Horx all jenen, die ihren Traumpartner bislang noch nicht gefunden haben: Nach 12,7 Beziehungen sei statistisch die größte Chance für Liebesglück gegeben.

Dass 50:50-Gleichheit das Geschlechterproblem lösen könne oder Beruf und Familie zu 100 Prozent kompatibel seien, verwies der Leiter des Zukunftsinstituts ins Reich der Illusionen. Stattdessen plädierte er für eine Professionalisierung des Haushalts und verwies auf Chancen durch erweiterte Lebensläufe. Horx schloss mit einem Zitat der norwegischen Familienministerin Laila Davoy: „Gleichheit wird es erst geben, wenn in den Vorständen auch unfähige Frauen sitzen.“

In der von Heidi Zotter moderierten Podiumsdiskussion nahmen Landesfrauenvorsitzende LAbg. Barbara Gross (SPÖ), die 3. Landtagspräsidentin Walburga Beutl (ÖVP) und Verena Kuckenberger (VSStÖ-Vorsitzende MedUni) zu Horx’ Thesen Stellung. Während Gross meinte, dass Frauen nach wie vor nicht die gleichen Möglichkeiten wie Männer hätten, gab Beutl dem Trendforscher Recht, dass der Umbruch bereits im Gang sei. Frauen müssten aber weiterhin mehr Mitsprache erhalten und selbst höhere Positionen anstreben. Kuckenberger wollte von einer Gleichheit der Geschlechter erst dann sprechen, wenn auch die Männer sich über die Alternativen Karriere oder Familie Gedanken machen müssten.

Kritische Stimmen aus dem Publikum beanstandeten das Modell der Haushaltsprofessionalisierung, das einen weiteren weiblich dominierten Niedriglohnsektor begründen würde, oder die lineare Fortschreibung von Tendenzen, die den zunehmenden sozialen Ausgleich der letzen Jahrzehnte unberücksichtigt lasse.

Die Beurteilung der gegenwärtigen Frauenpolitik – „Schüssel ist ein Feminist“ – konnten die Wenigsten teilen, nicht zuletzt BSA-Frauenvorsitzende Dr. Sonja Kern und BSA-Vorsitzender Mag. Dr. Wolfgang Messner. Ihr Resümee: „Wir teilen nicht alle Thesen des Herrn Horx, sind aber überzeugt, dass gerade der kritische Diskurs zu nachhaltigen Lösungen führen kann. Wir freuen uns über eine gelungene Veranstaltung, die Denkanstöße und frischen Wind in die Diskussion gebracht hat!“

– Iris Hipfl –

 

 

  Ausbildung zur interkulturellen KinderbetreuerIn in Graz


In Zusammenarbeit der Grazer Kinderbetreuungseinrichtungen und dem bfi wird nächstes Jahr die Ausbildung zur interkulturellen KinderbetreuerIn als EU-Pilotprojekt starten. Derzeit besuchen 877 Kinder mit nicht deutscher Muttersprache die städtischen Kindergärten, die auch zwölf MitarbeiterInnen mit Migratonshintergrund beschäftigen. „Ich freue mich, dass es gelungen ist dieses Projekt nach Graz zu holen. Dadurch lassen sich für MigrantInnen neue Arbeitsfelder erschließen, aber auch den Kindern nicht deutscher Muttersprache kann die für sie notwendige Unterstützung zuteil werden. Die KinderbetreuerInnen mit Migrationshintergrund sollen künftig stärker als Bindeglied zwischen Eltern, Betreuungspersonal und Kindern fungieren“, betont Stadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl.

Insgesamt nehmen zehn europäische Länder und zwölf Partnerorganisationen an diesem einzigartigem Projekt namens „MUTUAL – Training migrants for multicultural work in childcare“ teil.

 

  Flecker fordert verfassungsrechtliche Verankerung des Rechts auf Kinderbetreuung

Die – gesellschaftlich erwünschte – Möglichkeit für Frauen, Beruf und Familie zu verbinden, kann in der Realität nur eingelöst werden, wenn ausreichend Kinderbetreuungsplätze – auch für Kinder unter dem dritten Lebensjahr – vorhanden sind.

Die Probleme beginnen für viele Familien meist nach dem Auslaufen des zweijährigen Kündigungsschutzes, noch prekärer ist die Situation von AlleinerzieherInnen: Der Wiedereinstieg in das Berufsleben gestaltet sich schwierig bis unmöglich, weil es vor allem für Kinder unter drei Jahren an Betreuungsmöglichkeiten mangelt. „Bei Kindern im zweiten und dritten Lebensjahr beträgt der Bedarfsdeckungsgrad in der Steiermark nur 20%“, weiß Soziallandesrat Dr. Kurt Flecker; bei den 3- bis 6-Jährigen hingegen 95% – in diesem Altersbereich wird das vorhandene Angebot zu 85% genutzt.

Drei Monate nach Anmeldung muss ein Betreuungsplatz angeboten werden
Um die Betreuungssituation vor allem für Kinder unter drei Jahren zu verbessern, will Flecker das Recht auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr in die Landesverfassung aufnehmen. Denn: Das Land trägt zwar einen erheblichen Teil der Kosten für Kinderbetreuungseinrichtungen, Errichtung und Betrieb sind aber Aufgaben der Gemeinden, die dann entsprechend der neuen Verfassungsbestimmung tätig werden müssten.

Soziallandesrat Kurt Flecker will das Recht auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr in der Landesverfassung verankern.

„Sobald ein Kind angemeldet wird, muss die Gemeinde innerhalb von drei Monaten einen Betreuungsplatz anbieten – ob nun in einer alterserweiterten Gruppe in einem Kindergarten oder bei einer Tagesmutter, bleibt ihr überlassen“, skizziert der Soziallandesrat seine Initiative. Und: „Wenn im Mittel von drei Jahren 15 Kinder angemeldet werden, soll die Gemeinde verpflichtet werden, einen Kindergarten zu errichten.“

In allen Details vorbereitet
Flecker will die Gemeinden mit diesen neuen Aufgaben nicht allein lassen: „Zusätzlich notwendige bauliche Ausstattung wird zur Gänze vom Kindergartenbaufonds finanziert, zusätzlich notwendiges Personal im ersten Jahr zu 100, im zweiten zu 80 und im dritten zu 60 Prozent vom Land gefördert.“ Da durch die neue Regelung auch der Bedarf an Tagesmüttern steigen wird, soll auch die Tagesmütter-Ausbildung in vom land finanzierten Lehrgängen angeboten werden.

Flecker hofft, dass die „bundesweit bahnbrechende Regelung“ noch vor der Landtagswahl im Landtag beschlossen wird – damit könnte die neue Verfassungsbestimmung mit 1. Jänner 2006 in Kraft treten und sofort umgesetzt werden, weil sie die ExpertInnen des Sozialressorts bereits in allen Details vorbereitet haben.

– cs –

 


  Soziale Nachhaltigkeit – ein Segen für Unternehmen


Soziale Nachhaltigkeit ist „in vieler Munde“, VertreterInnen von Politik und Wirtschaft wie auch von NGOs haben ihre Bedeutung prinzipiell erkannt. Da es nach wie vor wenige praxistaugliche Modelle für die Umsetzung gibt, wurde gemeinsam von IFZ – Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur, alpha nova sozialprofit und dem Institut für Innovations- und Umweltmanagement der Universität Graz im Rahmen des Projektes BLISS ein Modell entwickelt und in der Unternehmensgruppe „Strobl Bau Weiz – Strobl Holzbau – Die Neuen“ erprobt.

„BLISS steht für Business Guidelines Inducing Social Sustainability – und was uns besonders gut gefällt ist, dass diese Abkürzung im Englischen Glück oder Glückseligkeit bedeutet“, erläutert Dr. Uli Seebacher vom IFZ. Und das für alle Beteiligten, ob ChefInnen, MitarbeiterInnen und KundInnen sowie die gesamte Region, in der sich das Unternehmen befindet. „Wir sind von einem Modell ausgegangen, das wir bei alpha nova entwickelt und erprobt haben. Dieses wurde auf die regionale und gesellschaftliche Verantwortung abgestimmt“, erklärt Mag. Gerhard Liebmann von alpha nova sozialprofit. Und weiter: „Nach einer statistischen Erhebung haben wir Interviews mit der Führung gemacht und darauf aufbauend Workshops mit den MitarbeiterInnen, was gut funktioniert hat.“

Der letzte Schritt im Zuge dieser Analysephase war eine Erhebung, wobei eine Palette von Fragen, wie Visionen, Zufriedenheitsfaktoren, Stress usw. abgefragt worden sind. „Die Rücklaufquote war mit 70% erstaunlich hoch. Was erkennen lässt, dass die Bereitschaft der Unternehmensleitung, sich mit Abläufen auseinander zu setzen geschätzt wird“, so Dr. Seebacher. Alle Erkenntnisse sind in einen Bericht eingeflossen, der am 9. Juni im Rahmen eines kleinen Festes vorgestellt wird. „Einige MitarbeiterInnen werden über Erfahrungen aus den Workshops berichten und Herr Strobl wird Überlegungen und Perspektiven darlegen“, erzählt Margit Strobl, Leiterin Personal und Marketing des Unternehmens. „Der mehr als ein Jahr lang dauernde Austausch mit den ForschungspartnerInnen war sehr befruchtend. Uns interessiert die Außensicht, das heißt, wie das Unternehmen wahrgenommen wird, daher wurden Befragungen von KundInnen und LieferantInnen durchgeführt“, blickt Margit Strobl zurück.

„Es ist unsere Intention, das Unternehmen dazu zu befähigen, selbstständig sozial nachhaltig und bewusst zu wirtschaften. Im Auftrag des Landes Steiermark sind wir dabei, ein Programm für KMUs zu entwickeln. Wir werden dabei bereits in der Pilotphase nicht nur theoretisch konzipieren, sondern Unternehmen als Projektpartner einbeziehen “, weist Mag. Liebmann in die Zukunft.


Kontakt:
IFZ | 0316/813909-25 | www.ifz.tugraz.at
Alpha nova sozialprofit | 03133/2943-13 | www.alphanova.at
Institut für Innovations- und Umweltmanagement | 0316/380-9585 | www.kfunigraz.ac.at/inmwww

 

 

  Denkwerkstätte „Arbeitsmarkbezogene Mythen“


Die beiden zentralen Themen des 5. Workshops der Denkwerkstätte Graz 2005 waren einerseits „Arbeitsmarkbezogene Mythen“, die im Laufe der Politikvermittlung durch Medien entstehen und andererseits ein Resümee von „Zehn Jahren Denkwerkstätte zwischen Propaganda und Analyse“. Dr. Franz Heschl (AK) widmete sich in seinem Referat dem ersten Bereich: „Politikvermittlung steht vor der schwierigen Aufgabe, die komplexe Realität allgemeinverständlich zu vermitteln und politische Willensbildung zu ermöglichen. Gleichzeitig ist sie aber Teil eines Supersystems mit gegenseitigen Abhängigkeiten von Politik und Medien.“ Das führt dazu, dass Mythen entstehen. Damit sind einfache Bedeutungszusammenhänge gemeint, hinter denen spezifische Absichten stehen. Heschl dazu: „Ein Mythos ist eine unschuldige Aussage. Nicht weil er Interessen verbirgt, sondern weil die Interessen hinter den Zusammenhängen zu Tatsachen gemacht werden.“

Mythen werden zu Fakten
Beispiel solch eines arbeitsmarktbezogenen Mythos ist der „Slowenienmythos“: Dieser besagt, dass mehr ÖsterreicherInnen in Slowenien arbeiten würden als SlowenInnen in Österreich. Diese Aussage wurde von slowenischen Ministern, von Erhard Busek u.a. immer wieder getätigt. Diese Aussage ist schlicht falsch. Tatsächlich arbeiteten (laut Auskünften der Arbeitsmarktservices beider Länder) 2002 hierzulande ca. 5000 bis 8000 SlowenInnen, jedoch nur 258 ÖsterreicherInnen in Slowenien. Trotz dieser Daten diente der Slowenienmythos für die Diskussion um den EU- Beitritt Sloweniens als Argument. Heschl dazu: „Wir haben Herrn Busek gefragt, warum er diese falsche Aussage verbreitet bzw. woher er seine Informationen hat. Er antwortete, dass die Informationen richtig seien, er habe sie von einem slowenischen Minister.“ Das zeigt die Zirkularität der Argumentation, aber auch wie es möglich wird, dass Mythen so stark werden können. Die Studie von Dr. Heschl) mit dem Titel: „... mehr können wir eh nicht mehr arbeiten ...“ , EU- Erweiterungsperspektiven von ArbeitnehmerInnen in Kontrast zu arbeitsweltbezogenen Mythen in der EU- Erweiterungsdebatte ist auf der Homepage der AK-Steiermark nachzulesen.

Kritischer Umgang mit Mythen
Das Beispiel zeigt, wie ein solcher Mythos öffentliche Debatten dominieren kann. Genau dem möchten die Denkwerkstätten Graz entgegen wirken. Dr. Hans Georg Zilian befasste sich im ersten Teil seines Vortrages mit der Geschichte des Umganges mit Arbeitslosen: „Gerade in Ländern wie Großbritannien wird der Druck auf Arbeitslose, jede Art von Job anzunehmen immer stärker. Das führt dazu, dass zwar die Zahl der Arbeitslosen sinkt, nicht jedoch der Menschen in prekären Situationen.“ Im zweiten Teil beschrieb er die Grundsicherung als zukunftsweisendes Modell. Zilian dazu: „Wir bräuchten ein Modell des voraussetzungslosen Grundeinkommens als Sockel, auf dem die Beschäftigung aufsetzt. Der Zwang muss eliminiert, die Freiheit maximiert werden.“ Das würde laut Zilian die Zahl der Menschen in prekären Situationen und den Druck auf die Arbeitenden verringern.

Als Abschluss der diesjährigen Denkwerkstätte Graz wird am 21. und 22. Juni 2005 eine Internationale Konferenz stattfinden. ExpertInnen wie Manfred Prisching, Christine Stelzer-Orthofer, Ulf Kadrizke, Klaus Firlei und andere werden sich in Vorträgen und Diskussionen mit dem Thema der Arbeitslosigkeit im biographischen Verlauf beschäftigen.

– Johanna Muckenhuber –

Infos und Anmeldung: www.denkwerkstaette.net

 

 

  Soziale Integration in der Oberstufe


Ausgehend von den guten Erfahrungen mit der Integration von behinderten Kindern in der Karl-Schubert-Schule, die bisher mit der achten Schulstufe endet, plant eine Elterngruppe der Waldorf-Schule den stufenweisen Aufbau einer sozial – integrativen Oberstufe, in der Jugendliche sehr praxisnah und ihren Fähigkeiten gemäß auf die beruflichen und sozialen Anforderungen der Berufswelt vorbereitet werden sollen.

Integration darf nicht mit 14 Jahren enden

Dieses Schulmodell wird nach den Waldorf-Prinzipien geführt werden und verschiedenartige Oberstufenabschlüsse – Matura, mittlere Reife, Teilqualifikationslehre – anbieten. Je nach Bedürfnis der Schüler und angestrebtem Abschluss wird diese Oberstufe drei bis fünf Jahre dauern. Der theoretische Unterricht wird 15 Wochenstunden umfassen und in Modulen den Lernstoff in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen anbieten, ebenfalls 15 Stunden werden die Schüler in Lehrbetrieben mitarbeiten. Jugendliche mit Behinderungen sollen in höherem Stundenausmaß im Betriebsbereich eingebunden werden. Besonderes Augenmerk wird auf die künstlerische Förderung im Rahmen von integrativen Kreativ-Projekten gelegt werden, in denen SchülerInnen mit und ohne Handicap gemeinsam Theaterstücke usw. erarbeiten und aufführen werden.

Die neue Oberstufe soll als selbständige Schule im Herbst 2005 mit einer Klasse und einem Lehrbetrieb beginnen. Im Endausbau wird sie 50 SchülerInnen Platz bieten und fünf Lehrbetriebe umfassen. Als erster Betrieb ist eine Küche geplant, die für die Schule das Mittagessen usw. bereiten soll, da Unterricht, Arbeit und kreatives Gestalten natürlich ganztätig als 40-Stunden-Woche ablaufen wird.

Für den Start im Herbst sind noch zwei Plätze für Jugendliche mit Behinderungen frei. Weitere Informationen unter www.oekosoziale-oberstufe.at


Privates, interkulturelles Schulprojekt sucht wegen Erweiterung größere Räumlichkeiten: ca. 100–150 m² mit Grünfläche in den Bezirken Gries, Jakomini oder Lend

Seit September 2003 werden in der nicht-direktiven „Interkulturellen Mehrsprachigen Schule“ die Kinder nach den Grundsätzen der Reformpädagogik – Montessori, Wild, Freinet u.a. – und in verschiedenen Sprachen unterrichtet. Kinder aus nichtösterreichischen Familien haben so den Vorteil, dass sie ihre Muttersprache weiter entwickeln können, was die Basis für einen besseren Erwerb der deutschen Sprache ist.

Kontakt: Interkulturelle Mehrsprachige Schule, Schützgasse 20 | imschule@hotmail.com

  Integrative Ferien für Kinder mit Behinderungen


Der Verein „ISI –Initiative Soziale Integration“ ermöglicht Kindern mit Behinderungen die Teilnahme an mehr als 45 integrativen Ferienlagern in einer Gruppe von Gleichaltrigen. Das Angebot reicht von Ferien am Schloss, über Kreativ- und Spielcamps bis hin zu Diät- und Enuresisferien und kann auch von Kindern mit schwerer Mehrfachbehinderung in Anspruch genommen werden. Geschulte BetreuerInnen begleiten die Kinder in ihren speziellen Bedürfnissen, die Angehörigen der Kinder werden so entlastet und können sich von der oft rund um die Uhr benötigten Pflegetätigkeit erholen. Um die Kosten abdecken zu helfen, werden noch Sponsoren oder Ferienpaten gesucht.

Kontakt: Initiative Soziale Integration, Idlhofgasse 20 | Tel. 0316/760240-13 | Fax DW-40 | www.isi-graz.at