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korso
Wissenschaft & Forschung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark |
05/2005 |
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Joanneum
Research organisiert internationale Konferenzen zu Wald, Landwirtschaft
& Klimaschutz |
Die globale Klimaerwärmung, die bei einem weiteren Fortschreiten
zukünftig unabsehbare negative Konsequenzen für Mensch
und Umwelt mit sich bringen wird, war in den vergangenen Jahren
immer wieder Gegenstand internationaler Verhandlungen (Klimarahmenkonvention
von Rio de Janeiro, Kyoto Protokoll). Das Kyoto-Protokoll ist inzwischen
am 16. Februar 2005 offiziell in Kraft getreten. Bereits 1997 hatten
darin die Industrieländer vereinbart, bis 2012 die Emissionen
von Treibhausgasen um insgesamt 5,2 Prozent unter das Niveau von
1990 zu reduzieren. Da die USA das Protokoll bislang nicht ratifiziert
haben, wurde die erforderliche 55-Prozent-Klausel für seine
Rechtswirksamkeit erst im November 2004 erreicht, als Russland die
Übereinkunft unterzeichnete.
Veränderungen der Landnutzung mitverantwortlich
Allgemein bekannt ist die Tatsache, dass der weltweite Temperaturanstieg
maßgeblich durch Treibhausgase aus der Verbrennung von fossilen
Energieträgern (Kohle, Öl und Erdgas) verursacht wird.
Weniger bekannt ist hingegen, dass die großflächigen
Veränderungen der Landnutzung, wie etwa die Rodung von Waldflächen
zur Gewinnung von Ackerland, auch stark negative Auswirkungen auf
die Erdatmosphäre haben: Ungefähr ein Viertel aller vom
Menschen verursachten Kohlenstoffemissionen sind darauf zurückzuführen,
dass im Holz gespeicherter Kohlenstoff durch Waldverlust in die
Atmosphäre gelangt.
JR-Forscher Bernhard Schlamadinger:
„Auch in Österreich gibt’s noch viele Möglichkeiten,
die Waldnutzung im Sinn des Klimaschutzes zu optimieren.“
Bewussterer Umgang mit Waldflächen
Die etwa 65 Teilnehmer aus 20 verschiedenen Nationen befassten sich
in den Vorträgen und Arbeitsgruppen des ersten der beiden Workshops
mit einer in Hinkunft verbindlichen Definition von Waldflächen,
sowie der Anrechnung von forst- und landwirtschaftlichen Massnahmen
im Kyoto Protokoll. „Die Ergebnisse der Fachtagung sollen
den Ländern dabei helfen, ihre Ressourcen für die Bindung
von Treibhausgasen besser einzuschätzen und Maßnahmen
in der Waldbewirtschaftung zu setzen“, erläutert
Neil Bird, ein derzeit am Joanneum Research tätiger
Forstspezialist aus Kanada. Die so genannten Annex-I-Staaten des
Marrakesch-Abkommen, also die Industriestaaten, müssen ab dem
kommenden Jahr Berichte über den Stand ihrer Forstflächen
erstellen, um ihren Beitrag zur Kohlendioxidbindung einschätzen
zu können. Dr. Wojtek Galinski, Mitorganisator
des LULUCF-Workshops, sieht trotz der beschränkten Sanktionsmöglichkeiten
durch die UNFCCC (Rahmenübereinkommen der UN zum Klimaschutz)
einen wesentlichen Schritt darin, dass „durch die Veröffentlichung
von Berichten zu Klimaschutzmassnahmen und von Emissionsinventuren
durch die Signatarstaaten Fortschritte im internationalen Prozess
erzielt werden. Dadurch könnte ein selbst regulierender Mechanismus
innerhalb der Staatengemeinschaft zu einem bewussteren Umgang mit
den Waldflächen in Gang gesetzt werden.“
Ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen stammt aus Waldverlust
– js –
Mit dem Hauptverantwortlichen für die Durchführung der
beiden Konferenzen, Dr. Bernhard Schlamadinger
vom Institut für Energieforschung der Joanneum Research, sprach
Christian Stenner:
Wälder spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung
des Treibhausproblems …
Ja, Holz speichert eine Menge Kohlenstoff, durch besseres Waldmanagement,
Waldschutz in tropischen Regionen und durch Aufforstung kann man
dies weiter optimieren – oder durch Nutzung von Landflächen
für die Erzeugung von Biomasse als Ersatz fossiler Brennstoffe.
Wo es aber Auffassungsunterschiede gibt ist die Frage, nach welchen
Modellen verschiedene land- und forstwirtschaftliche Nutzungsarten
für die Berechnung des CO2-Ausstoßes und der CO2-Speicherung
herangezogen werden sollen. Diese Entscheidung soll auf dieser Konferenz
vorbereitet werden. Im zweiten Workshop wird es dann um die Zeit
nach dem Auslaufen des Kyotoprotokolls 2012 gehen – und vor
allem darum, wie man weitere Länder im Kyoto-Prozess einbinden
kann und wie dem Waldverlust in den Tropen entgegengetreten werden
kann, der für 25% der Kohlendioxidemissionen weltweit verantwortlich
ist.
Welche Strategien werden hier gegen den Raubbau an den Regenwäldern
vorgeschlagen?
Wir haben Kollegen aus Brasilien hier, die bei der letzten Klimakonferenz
in Buenos Aires einen Vorschlag vorgelegt haben, der sich „Compensated
Reduction“ nennt: Brasilien erklärt sich bereit, gegen
den Waldverlust verstärkt vorzugehen, will aber die daraus
resultierenden CO2-Reduktion im Rahmen des Emissionshandels am Weltmarkt
verkaufen und so Geld für die Realisierung der entsprechenden
Programme lukrieren.
Bis jetzt waren drei Gruppen gegen den Emissionshandel: Einige Umweltorganisationen,
die EU und Länder wie Brasilien. Jetzt tut sich aber ein Window
of Opportunity auf: Die neue brasilianische Regierung unter Lula
zeigt sich flexibler als ihre Vorgängerinnen, die EU hat in
ihrem einschlägigen Kommuniqué vor wenigen Wochen explizit
die Vermeidung der Entwaldung zum Ziel erklärt und auch die
NGOs erkennen zunehmend die über den Klimaschutz hinausgehenden
Vorteile einer Reduktion des Waldverlustes in den Entwicklungsländern,
wie die Erhaltung der Biodiversität und andere Aspekte der
nachhaltigen Entwicklung an. Voraussetzung ist natürlich, dass
der Waldschutz nicht dazu verwendet wird, um der notwendigen Reduktion
von Emissionen aus fossilen Brennstoffen auszuweichen.
Im Gegensatz zu den Tropen nehmen in Österreich die
Waldflächen zu. Gibt’s dennoch Möglichkeiten einer
Optimierung der Waldnutzung im Sinne des Klimaschutzes?
Ja, vor allem wenn man bedenkt, dass wir nach wie vor einen hohen
Anteil an Kahlschlagwirtschaft und Monokulturen haben. Naturnahe
Waldwirtschaft, vielleicht sogar eine Form der Bewirtschaftung,
wo nicht ganze Flächen abgeerntet werden, sondern einzelne
Bäume genutzt werden, eine Forcierung des Mischwaldes, der
wesentlich weniger anfällig auf Klimaänderungen ist –
das wären Möglichkeiten der Optimierung. Im Vordergrund
sollte aber die nachhaltige Biomassenutzung stehen; Österreich
gewinnt bereits 12% seiner Energie aus Biomasse, dieser Anteil muss
weiter erhöht werden – durch bessere Nutzung von Reststoffen
aus der Landwirtschaft, durch verbesserte Durchforstung und durch
den Anbau von Energiewäldern auf den zunehmend brach liegenden
landwirtschaftlichen Flächen. Letzteres ist eine Option, die
wegen der neuen Förderpolitik der EU, die auf Flächen
und nicht auf Produkte abzielt, für viele Landwirte attraktiv
sein könnte. Und schließlich könnte Österreich
durch die Teilnahme an Aufforstungsprojekten in Entwicklungsländern
wie z.B. Uganda, die an Holzmangel leiden, CO2-Gutschriften lukrieren,
die es dringend braucht, um das Kyoto-Ziel zu erreichen.
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„Wir bringen die
Gesundheitsplattform ins Laufen“ Gesundheitslandesrat
Mag. Wolfgang Erlitz zieht im KORSO-Gespräch Bilanz über
seine Tätigkeit – und entwickelt Perspektiven für
die nächste Legislaturperiode. |
LR
Wolfgang Erlitz: „Es geht um die Anpassung unseres Spitalssystems
an die Anforderungen des neuen Jahrtausend“
Wenn Sie nach Ihren gesundheitspolitischen
Zielsetzungen befragt wurden, so haben Sie immer zwei Dinge betont:
Dass gesundheitliche Versorgung möglichst egalitär für
alle Menschen zugänglich sein muss und dass Sie besonderen
Wert auf die Prävention legen. Wenn Sie jetzt, am Ende einer
Legislaturperiode, Bilanz über Ihre Tätigkeiten ziehen,
welche Projekte und Maßnahmen empfinden Sie in diesem Zusammenhang
als besonders vorzeigenswert? Und: Gibt‘s auch Bereiche,
wo Sie nicht so ganz zufrieden sind?
Ich freue mich, dass Sie mein Auftreten gegen
die Zwei-Klassen-Medizin gleich zu Beginn ansprechen, es ist wirklich
eines meiner wichtigsten Anliegen. Allerdings sind wir da nie am
Ziel, solange die Gegenspieler genug Einfluss haben, um ihre Vorstellung,
dass auch hier weitgehend die Kräfte des Marktes gelten sollen,
ein Stück weit durch zu setzen. Aber genau hier war ich ganz
sicher auch erfolgreich: Wie Sie wissen, stand bei meinem Amtsantritt
die Vergabe des Managements unserer steirischen Spitäler an
private Gesundheitskonzerne so gut wie fest, davon geblieben ist
ein Beratungsvertrag …
Was die Gesundheitsvorsorge betrifft, haben meine anfänglichen
Erfolge eine traurige Reaktion der ÖVP gebracht. Sie hat die
Mittel dafür im heurigen Budget ordentlich gekürzt. Eindeutige
Erfolge können wir trotzdem vor allem auf dem Gebiet der Frauengesundheit
vermelden: Indem wir den steirischen Gesundheitsbericht 2004 nur
dem Thema Frauen gewidmet haben und heuer zum dritten mal steirische
Frauengesundheitstage abhalten, konnten wir die diesbezügliche
Bewusstseinsbildung spürbar vorantreiben. Leider ist es ja
so, dass moderne Frauen nicht nur im Berufsleben eindeutig mit den
Männern gleichziehen, sondern auch im Suchtverhalten und generell
bei ungesunden Verhaltensweisen.
Besonders Leid tut es mir, dass ich bei einem
Thema noch an der Mehrheit der ÖVP im Land scheitere: Alle
Experten sind sich einig, dass die Wurzel für ungesunde Gewohnheiten
im Kinder- und Jugendlichenalter gelegt werden. Meine Initiative
auf Umsetzung eines Pflichtfaches Gesundheit in allen Schulstufen
wird blockiert.
Die Pläne, diverse KAGes-Abteilungen
bzw. ganze Krankenhäuser zu schließen sind ein wenig
aus den Schlagzeilen geraten. Wie ist da der Stand der Dinge?
Hat sich der KAGes-Vorstand nun mit den politischen Vorgaben,
die ja im Wesentlichen auf Aufrechterhaltung des bestehenden Angebotes
hinauslaufen, arrangiert?
Es gibt und gab keine Pläne Spitäler
zu schließen. Ganz im Gegenteil: Das Gesundheitsressort hat
als einziges sogar eine Bestandsgarantie für seine Einrichtungen,
sprich die LKH, in der Regierung beschließen lassen. Und auch
was einzelne Abteilungen betrifft, sehe ich das anders: Als unser
heutiges Spitalssystem geschaffen wurde, waren jeweils eine medizinische
und eine chirurgische Abteilung pro Standort Standard, eine Geburtenstation
gab es schon nicht mehr überall. Heute können wir zusätzlich
unfallchirurgische und neurologische Abteilungen ebenso wie onkologische
Schwerpunkte auch außerhalb von Graz anbieten. Aber natürlich
nicht in jedem Bezirksspital. Oder wollen Sie von einem Unfallchirurgen
operiert werden, der die bei Ihnen erforderliche Operation zuletzt
drei Jahre vorher gemacht hat? Der KAGes-Vorstand muss allerdings
damit leben, dass ich auch sage: Auch wenn es sich nicht rechnet:
Topografisch besondere Regionen wie das Ausseerland oder Mariazell
werden eine Notfallversorgung im nötigen Ausmaß behalten.
Punkt.
(Nicht nur) die Ärztekammer äußert
Kritik an der Tatsache, dass mit Christian Köck ein Berater
für die KAGes engagiert wurde, dessen Health-Care-Company
selbst als Konkurrent der KAGes auftritt (siehe Therapiehotel
Gleichenberg). Köck kommt durch seine Beratertätigkeit
an alle relevanten Daten der KAGes heran …
In Gleichenberg geht es darum eine Therme samt
dazugehöriger Infrastruktur zu führen. Das ist wirklich
nicht Aufgabe unserer Krankenanstaltengesellschaft. Da gibt’s
kein Problem. Darüber hinaus ist natürlich davon auszugehen,
dass ein Berater im Sinn seines Auftraggebers handelt –sonst
hat er ein Problem. Mir ist aber bisher auch keine Aktion der HCC
bekannt, wo sie dem nicht Folge leistet.
Sie haben bereits erklärt, dass Sie
gerne Gesundheitslandesrat bleiben wollen; welche Projekte möchten
Sie fortführen, welche Schwerpunkte in der nächsten
Legislaturperiode setzen?
Wir erarbeiten gerade die Grundlagen für
die Reform des steirischen Gesundheitswesens. Künftig wird
eine Gesundheitsplattform, in der alle wesentlichen Player des Gesundheitssystems
vereint sind, gemeinsame Ziele definieren und dann auch Gelder ebenso
wie die Personalressourcen gemeinsam dafür einsetzen. Diese
Reform werde ich ins Laufen bringen. Ebenso geht es um die Anpassung
unseres Spitalssystems an die Anforderungen des neuen Jahrtausends:
Wenn ich weiß, dass heute in der Steiermark 2.000 Geburten
weniger jährlich stattfinden als noch vor 20 Jahren, dafür
aber die Menschen immer älter werden, dann müssen wir
darauf reagieren. Alles andere wäre ja ein Verleugnen der Realität.
Und eben in der Vorsorge: Wirklich hinausgehen zu den Menschen:
In die Schulen, in die Betriebe, in die Familien, wenn sie uns reinlassen.
Ich habe da schon das Gefühl, persönlich auch besonderes
Glück mit diesem Ressort zu haben: Was gibt es Schöneres,
als den Menschen Gesundheit bringen zu können?
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Von
der „Normalfamilie“ zur Patchwork-Beziehung |
Mehr als 250 interessierte Teilnehmer besuchten den ersten Teil
der Fachkonferenz „Alles Familie“ im Weißen Saal
der Grazer Burg, die unter dem Titel „Familie gestern-heute-morgen“
die komplexen Strukturveränderungen im steirischen Familienleben
der vergangenen Jahrzehnte beleuchtete. Drei anerkannte Experten
setzten sich mit der Materie aus unterschiedlichen Perspektiven
auseinander. Dr. Ernst Burger, Landesstatistiker
der Steiermark zeichnete die langfristigen Trends unterlegt mit
aussagekräftigem Zahlenmaterial nach. Die „Idealfamilie“
der fünfziger Jahre mit ihren genormten Familienzyklen gehört
danach längst der Geschichte an. Der Anteil der Alleinverdienerfamilien
ist von über 50% auf 29% im Jahr 2001 zurückgegangen.
Die künftige Herausforderung vor allem für Frauen liegt
in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Neue Sternzeichen
sind am Gender-Himmel aufgegangen“, so Burger pittoresk. Für
Jungfamilien ist daher die Qualität und Verfügbarkeit
von Kinderbetreuungseinrichtungen wichtig. Ein weiteres Problem
ortet Burger in der demographisch absehbaren Übereralterung
der Gesellschaft, die den Bedarf an Pflegepersonal enorm steigern
wird.
Der Soziologe Mag. Johannes Pflegerl vom ÖIF
(Österreichisches Institut für Familienforschung) wies
in seinem historischen Exkurs darauf hin, dass das Wort „Familie“
erst mit der Aufklärung in unserer Sprache geläufig ist:
Durch die zunehmende Trennung von Wohnung und Arbeitsplatz in der
bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts entstand die
familiäre Privatheit, wie wir sie heute kennen. Ein „Mythos“
ist für Pflegerl der „Pillenknick“ als Ursache
für den Geburtenrückgang seit den siebziger Jahren „Die
Pille war ein Symptom, nicht die Ursache. Hinter dem Rückgang
stehen die Individualisierung des Lebens und der erhöhte Widerspruch
zwischen Erwerbs- und Familienleben.“ Sozialpädagoge
Olaf Kapella (ÖIF) rief dazu auf, die Bildungseinrichtungen
den Bedürfnissen der Kinder in unserer Informationsgesellschaft
besser anzupassen, damit sie für die Herausforderungen der
Zukunft besser gewappnet sind. Auch in den Familien selbst habe
sich seit der Nachkriegszeit viel gewandelt: Der „Befehlshaushalt“
hat sich zum „Verhandlungshaushalt“ entwickelt: „Eltern
sehen sich heute als Arrangeure in Entwicklungsangelegenheiten.
Der Kinderwunsch entsteht häufiger aus dem Drang nach Selbstentfaltung.“
Die Familienkonferenz „Alles Familie“ entstand aus
einer Zusammenarbeit des Vereins „RAINBOWS“, der Initiative
„KINDerLEBEN“, dem Referat „Frau-Familie-Gesellschaft“
und der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark. Der zweite Teil
zum Thema „Die gelungene Scheidung“ findet am 7. Juni
2005 von 13 bis 18 Uhr im Großen Saal der Landesbuchhaltung,
Burggasse 13, statt.
Unterstützung für Kinder und Jugendliche, die von der
Trennung/Scheidung der Eltern oder vom Tod naher Bezugspersonen
betroffen sind.
RAINBOWS
Theodor Körner-Straße 182 - 8010 Graz
Telefon: 0316 / 68 86 70-10
d.bojdunyk-rack@rainbows.at
www.rainbows.at
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Grüne
Jugend fordert „First Love Steiermark“ |
Das Projekt „First Love Steiermark“ hat die Eröffnung
einer psycho-sozial- medizinischen Ambulanz in der Steiermark zum
Ziel. „Wie in allen anderen Bundesländern mangelt es
auch in der Steiermark an sinnvoller, umfassender Sexualaufklärung
für Jugendliche“, weiß Thomas Marx,
Landesvorsitzender der Grünen Jugend Steiermark. „In
der Steiermark werden zwar einige Informationsleistungen zum Thema
Aufklärung angeboten, allerdings mangelt es an einer zentralen
Vernetzungsstelle.“ Die Grüne Jugend Steiermark fordert
daher die Einrichtung First Love Steiermark zur Begleitung und Information
Jugendlicher in Krisensituationen, was von praktisch allen sozialen
Organisationen (mafalda, hazissa, Beratungszentrum für Schwangere
– Caritas Diözese Graz Seckau, fgz, Kinder- und Jugendanwaltschaft
Steiermark) begrüßt werde.
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Styria
integra: Innovation in der Integration Nach
nahezu drei Jahren intensiver Arbeit zogen die Akteure von „styria
integra“ Bilanz über die Erfolge dieser Entwicklungspartnerschaft:
Ziel des Projektes war es, in vier Modulen (Sozialplanung und Vernetzung,
Teilqualifizierungslehre und andere Modelle der beruflichen Erstausbildung,
Implacement und Wohnen) Möglichkeiten zu erproben und umzusetzen,
die jungen Menschen mit Behinderung den Übergang von der Schule
zum Beruf erleichtern. |
„Die Nachhaltigkeit dieser innovativen Herangehensweise zeigt
sich unter anderem daran, dass das von styria integra erarbeitete
Sozialplanungsmodell mit großer Wahrscheinlichkeit übernommen
wird“, sagt Styria integra-Projektleiter Dr. Diethart
Schliber, der stellvertretende Leiter der Landesstelle
Steiermark des Bundessozialamtes, das als Hauptinitiator und organisatorische
„Drehscheibe“ der Entwicklungspartnerschaft fungierte.
Zum ersten Mal wurden im Styria integra-Modul „Sozialplanung
und Vernetzung“ (Leitung: Mag. Karin Hacker / Mag.
Elisabeth Ploteny-Legat) Menschen mit Behinderung gemeinsam
mit Fördergebern und Trägern in die Sozialplanung mit
einbezogen, betont Mag. Erich Nekam von der BAB
GesmbH, die „styria integra“ organisatorisch begleitete.
Dr. Diethart Schliber >
Bundessozialamt: styria integra bringt nachhaltige Neuorientierung
in der Integration von Menschen mit Behinderung
Aus der Arbeit des Moduls „Sozialplanung“ ist nun
die Plattform „Interessensvertretung für Menschen mit
Behinderung“ entstanden. Die intensive Zusammenarbeit und
Auseinandersetzung mit Betroffenen kommt auch dadurch zum Ausdruck,
dass viele der schriftlichen Unterlagen in so genannte „Leichter-Lesen-Versionen“
übersetzt wurden und manche auch Beiblätter in Braille-Schrift
beinhalten.
Flexibel auf den Betreuungsbedarf reagieren
Im Modul „Wohnen“ (Leitung: Dr. Doris Schmid)
wurden neue Wohnformen erprobt, die teilweise mit Qualifizierungsprojekten
verknüpft waren. Mobilität und möglichst selbst bestimmtes
Leben waren dabei wichtige Tauglichkeitskriterien. LAbg. Michaela
Halper betonte bei der Abschlussbilanz in Vertretung von
Landesrat Dr. Kurt Flecker die Notwendigkeit von
Wohnmodellen, mit deren Hilfe flexibel auf den Betreuungsbedarf
der Betroffenen reagiert werden kann: „Die Unterstützung,
die Jugendliche mit Behinderung während der Ausbildungs- oder
Arbeitszeit genießen, muss auch auf den Bereich des Wohnens
ausgedehnt werden; viele der Betroffenen benötigen Hilfe bei
der Strukturierung ihres Tagesablaufes und ihrer Freizeit.“
Eines der Ziele des Moduls Wohnen war die Weiterführung der
erprobten Pilotprojekte und die positiven Erfahrungen in das bestehende
Angebot zu integrieren. Dies ist in Zusammenarbeit mit den jeweils
zuständigen Fördergebern gut gelungen: Drei der vier Pilotprojekte
des Moduls Wohnen konnten nachhaltig in die Angebotslandschaft integriert
werden: Die „Integrative Wohngemeinschaft“ der alpha
nova BetriebsgesmbH in Graz, das Projekt „Neuland“ der
GSFG Psychosoziales Zentrum Graz Ost und „Pro-Life –
Wohn- und Freizeitassistenz“ der Lebenshilfe Ennstal im Bezirk
Liezen.
Eine zweite integrative Wohngemeinschaft in Graz ist bereits in
der Planungsphase. Für das Pilotprojekt „Mobilitätsassistenz“
der Gesellschaft für Arbeit und Bildung der Chance B –
GmbH werden noch Finanzierungsformen gesucht.
Zum
ersten Mal wurden Menschen mit Behinderung gemeinsam mit Fördergebern
und Trägern in die Sozialplanung mit einbezogen
Ausbildung entsprechend den Möglichkeiten von Menschen
mit Behinderung
Im Modul „Implacement“ (Leitung: Mag. Bernd
Suppan) wurde versucht, das Modell der Implacementstiftung
– Arbeitslose werden innerhalb und außerhalb eines Betriebes,
der sie anstellen will, punktgenau für ihren zukünftigen
Arbeitsplatz qualifiziert – auf junge Menschen mit Behinderung
zu übertragen. Das Ziel, 95% der Betroffenen in den Arbeitsmarkt
zu integrieren, wurde zwar erreicht, allerdings stellte sich heraus,
dass für die meisten Betriebe die Zeitspanne zwischen der Beschäftigungszusage
und dem Abschluss der Qualifizierung zu lang war; diese Ausbildungsschiene
wird daher nicht weiter verfolgt werden.
Integration in der Berufsausbildung: schon „vor der
Zeit erreicht“.
Die Umsetzung einer Form der Erstausbildung, die den Möglichkeiten
von Menschen mit Behinderung entgegenkommt, aber dabei nicht auf
die Tatsache vergisst, dass sie in der Wirtschaft Beschäftigung
finden sollen, war dem Modul „Teilqualifizierungslehre (TQL)
und andere Modelle der beruflichen Erstausbildung“ (Leitung:
Dr. Doris Gusel) überantwortet, das unter
anderem ein Handbuch zur Berufsausbildungsassistenz und einen Kurzfilm
zur integrativen Berufsausbildung erarbeitete.
Begleitung bei der Ausbildung:
Menschen mit Behinderung benötigen Unterstützung ohne
Bevormundung
Die dreijährige Laufzeit von „styria integra“
bedingte, dass Ziele aufgrund von Ereignissen außerhalb des
Projektes neu durchdacht und neu formuliert werden mussten, z. B.
weil ursprünglich angestrebte Ziele bereits während der
Laufzeit realisiert wurden. So etwa wurde 2003 die integrative Berufsausbildung
für Jugendliche in einem Bundesgesetz verankert; damit war
ein wichtiges Teilziel des Moduls Teilqualifizierungslehre erreicht.
Derzeit absolvieren etwa 400 – 500 Jugendliche in Österreich
eine Teilqualifizierungslehre.
In der Steiermark wird die Teilqualifizierungslehre in Projekten
der Lebenshilfe Graz und Umgebung – Voitsberg, der Lebenshilfe
Judenburg, der Lebenshilfe Ennstal, von der Chance B, alpha nova
und vom bfb in Kapfenberg umgesetzt, als besonders erfolgreich hat
sich die Unterstützung der Auszubildenden durch BerufsausbildungsassistentInnen
erwiesen, die vom Bundessozialamt finanziert werden und für
eine Fülle an Aufgaben – von der Organisation von Nachhilfeunterricht
bis zum Kontakt mit den Ausbildnern – zuständig sind.
Ein differenziertes, aber durchaus positives Bild der Möglichkeiten
der integrativen Berufsausbildung zeichnete im Rahmen der Abschlusskonferenz
Tina Bauer, Direktorin des Grazer Novapark-Hotels,
wo drei Teilqualifizierungs-Lehrlinge ausgebildet werden.
Integration ist ein internationales Anliegen
Als Partnerschaft im Rahmen der EU-Initiative EQUAL hat „styria
integra“ mit internationalen Partnerorganisationen zusammengearbeitet,
die auch bei der Abschlusskonferenz anwesend waren und ihre Schwerpunkte
vorstellten. Dieter Peters-Kühnel vom Fachdienst
Arbeit Itzehoe präsentierte eine neue Form der „Hilfeplansystematik“:
Die KlientInnen wissen durch diese Form der Dokumentation immer
ganz genau, welche Unterstützung ihnen gewährt wird; zudem
müssen persönliche Daten nur einmal, nämlich beim
Erstkontakt, erhoben werden.
Die Notwendigkeit der „Harmonisierung fachärztlicher
Gutachten“ – und deren oft durch organisatorische und
budgetäre „Sachzwänge“ verursachte Divergenz
– behandelte Dr. Rolf-Dieter Kanitz von der
Klinik des Kreises Pinneberg.
Styria-Integra-Abschlusskonferenz: Erfahrungsaustausch im
Plenum
Der Workshop der holländischen Styria-Integra-Partnerorganisation
„Forumtheater“, geleitet von Esther Slier, vermittelte
einen Eindruck der Möglichkeiten, die Forumtheater in der Arbeit
mit Menschen mit Behinderung bietet, und Daaf Schild
vom holländischen Projekt SPOOR 11 stellte zwei Projekte vor,
deren Schwerpunkt auf der Integration von Menschen mit psychischen
Beeinträchtigungen in die Arbeitswelt liegt.
Forschung und Evaluierung
Die Arbeit der Entwicklungspartnerschaft wurde laufend vom Institut
für Arbeitsmarktbetreuung und -forschung evaluiert, ein Abschlussbericht
ist in Vorbereitung, das in den Modulen erarbeitete Know-how soll
den im Sozialbereich Tätigen auf breiter Basis zur Verfügung
gestellt werden. Manfred Saurug, Geschäftsführer
des Institutes für Arbeitsmarktbetreuung und -forschung (IFA-Steiermark),
der die Evaluierung leitete, resümiert positiv: „Es wurde
konzentriert und effizient gearbeitet. Trotz einiger Abweichungen
haben die Module ihre Ziele erreicht und die Integration der Zielgruppe
in den Arbeitsmarkt erfolgte entsprechend der geplanten Anzahl.“
Besonders hervorzuheben sei der hohe Vernetzungsaufwand, der bei
33 Partnerorganisationen zu leisten war; dieser habe sich –
im Interesse der Betroffenen – gelohnt, denn erstmalig sei
eine derart breite Zusammenarbeit steirischer Trägerorganisationen
erreicht worden.
Next step
Die Ergebnisse und Errungenschaften von „styria integra“
sind aber nur ein erster Schritt auf dem dornenvollen Weg der Gleichberechtigung
und vollen Reintegration von Menschen mit Behinderung in unsere
Gesellschaft. Bei seinem resümierenden Statement bei der Styria-Integra-Abschlusskonferenz
kündigte Dr. Diethart Schliber den „next step“
an: Die gleichnamige Entwicklungspartnerschaft wird im Juli 2005
starten.
Styria integra – die Fakten:
Um Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung bzw. Beeinträchtigungen
den Einstieg in die Berufs- und Arbeitswelt zu erleichtern, haben
sich vor drei Jahren 33 steirische Organisationen, darunter alle
relevanten Entscheidungsträgerorganisationen und Fördergeber,
zur Entwicklungspartnerschaft styria integra im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative
EQUAL der Europäischen Union zusammengeschlossen. Seit 2002
wurde mehr als 60 Jugendliche und junge Erwachsenen erfolgreich
auf ihrem Weg in die Arbeitswelt begleitet und innovative Möglichkeiten
für diese Begleitung erprobt. Die Projektleitung lag bei der
Landesstelle Steiermark des Bundessozialamtes in den Händen
von Dr. Diethart Schliber, organisert wurde „styria integra“
von der BAB GesmbH.
Vier Schwerpunkte
Das in den vier Modulen „Sozialplanung“ (Träger:
Lebenshilfe Graz und Umgebung – Voitsberg) , „Wohnen“
(Gesellschaft für Arbeit und Bildung der Chance B – GmbH),
„Teilqualifizierungslehre“ (alphanova BetriebsgesmbH),
und „Implacement“ (Activity Jugendförderung) erarbeitete
Know-how soll den im Sozialbereich Tätigen auf breiter Basis
zur Verfügung gestellt werden.
Finanzierung
Die Finanzierung von styria integra erfolgte zur Hälfte aus
Mitteln des Europäischen Sozialfonds, jeweils ein Zwölftel
steuerten das Sozial- und das Wirtschaftsressort des Landes bei,
der Rest stammte aus der Behindertenmilliarde des Bundes.
Angebotslandkarte
Sämtliche Angebote zur Unterstützung von Menschen mit
Behinderung bzw. Beeinträchtigung sind nun auf einer Steiermark-Landkarte
und in einer Textversion im Internet barrierefrei abrufbar: www.ifa-steiermark.at/brs/alk/start.html
Partnerorganisationen:
Bundessozialamt, Land Steiermark (Sozialressort und Wirtschaftsressort),
Arbeitsmarktservice Steiermark, Landesschulrat für Steiermark,
BBRZ Österreich, Gesellschaft für Arbeit und Bildung der
Chance B, Jugend am Werk, Mosaik GmbH, Initiative Soziale Integration,
Verein zur beruflichen Förderung und Bildung, bfi Steiermark,
Ausbildungszentrum des Landes Steiermark, Lebenshilfe Ennstal, Lebenshilfe
Graz und Umgebung – Voitsberg, Lebenshilfe Bezirk Judenburg,
Initiative Soziale Integration, alpha nova BetriebsgesmbH, Behindertenselbsthilfegruppe
Hartberg, GSFG PSZ Graz Ost, Lebenshilfe Feldbach, Lebenshilfe Hartberg,
Lebenshilfe Radkersburg, Sozialbetriebsgesellschaft Birkfelder Raum,
Institut für Arbeitsmarktbetreuung und -forschung (IFA-Stmk)
Weitere Informationen: www.styria-integra.at
Bundessozialamt, Dr. Diethart Schliber (Projektleitung), Tel. 0316
/ 7090 – 640 | diethart.schliber@basb.gv.at
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Einblick
ins Dunkel Auf Initiative der Sozialabteilung
des Landes Steiermark wurde anlässlich der Feier „60 Jahre
Sozialwesen des Landes“ – in Graz ein Dunkelzelt aufgestellt.
Die (Alt-)Soziallandesräte der letzten vier Regierungsepochen
ließen sich auf die „Fühlwelt der Blinden“
ein. |
Der blinde Vinko Masic führte einen ganzen
Tag durch „seine Welt“, durch das Dunkelzelt im Grazer
Landhaushof. Mit sicheren Schritten begleitete er Sehende ins Innere,
wo man sich im Finsteren auf einen Kaffee traf. „Wenn sich
die Leute an das Dunkel gewöhnen, verlieren sie langsam ihre
Ängste und Hemmungen. Sie sind dann viel ruhiger als „draußen
– und angenehmer!“ berichtet der in seiner Kindheit
durch eine Krankheit erblindete Kroate. „Ich konnte als Kind
Gegenstände unterscheiden, heute erkenne ich nur mehr den Unterschied
zwischen dunkel und hell.“ Vinkos Gesichtszüge drücken
Begeisterung aus, als er merkt, dass sich jemand für sein Leben
im „Ausnahmezustand“ interessiert. Doch diese Begeisterung
schwindet sofort aus seinem Gesicht, als er erzählt: „An
meinem Arbeitsplatz werde ich gemobbt.“
Vier (Alt)Sozial-Landesräte stellten sich dem Publikum:
Tschernitz,
Flecker, Rieder, Gruber (von links), links neben Gruber: Vinko Masic
Keine „Blindgänger“ schaffen
Um Menschen mit (Seh-)Behinderungen vor Ausgrenzungen aus dem Wirtschafts-
und Gesellschaftsleben zu schützen, muss laut Soziallandesrat
Dr. Kurt Flecker ein Rechtsanspruch auf genau passende
Unterstützung geschaffen werden. Unter anderem beinhalteten
seine Vorschläge für das neue steirische Behindertengesetz
auch das Instrument der „unterstützten Arbeit“,
wodurch (seh-)behinderten Menschen die Teilnahme am Arbeitsleben
erleichtert werden. Erfolgreiche Arbeit in dieser Sache leistet
seit Jahren das Odilien-Institut im Rahmen der Arbeitsassistenz
für sehbehinderte und blinde Menschen.
Vier (Alt-)Soziallandesräte im Gespräch
Während der Feierlichkeiten zu „60 Jahre Sozialwesen
des Landes“ ließen sich auch Josef Gruber,
Soziallandesrat 1962-1988, Erich Tschernitz, Soziallandesrat
1988-1994 und Dr. Anna Rieder, Soziallandesrätin
1994-2000, „hinters Licht führen“ und verbrachten
einige Zeit im stockdunklen Kaffee-Zelt, geführt und bewirtet
von Blinden. „Meine wesentliche Aufgabe war es, österreichisches
Recht für die Sozialhilfe zu schaffen“, erinnert sich
Gruber an die Schwerpunkte seiner Regierungsära, „…bis
davor galten ja noch die deutschen Gesetze.“ „Mir fehlten
die finanziellen Mittel, um alle notwendigen Maßnahmen durchzuführen“,
bedauert rückblickend Tschernitz, der während seiner Wirkungsperiode
unter anderem das Pflegegeldgesetz initiierte und die professionelle
Sozialarbeit als Säule der Jugendwohlfahrt ausbaute. Anna Rieder
schuf u. a. die Sozialservicestelle, initiierte das Jugendschutzgesetz
und das Alten-, Familien- und Heimhilfegesetz. LR Kurt Flecker selbst
hat eine Reihe von Reformen der Sozialgesetze – vom Behindertengesetz
über das Jugendwohlfahrtsgesetz bis zum Pflegegesetz und zum
Gewaltschutzeinrichtungsgesetz durchgesetzt, die sich an seinem
Wahlspruch „Rechtsanspruch statt Almosen“ orientieren.
– Claudia Windisch –
Infos zur Arbeitsassistenz für sehbehinderte und blinde Menschen
in der Steiermark:
Odilien-Institut, Leonhardstraße 130, A-8010 Graz | T 0316/322
667 – 52 | www.odilien.at
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Strategien
gegen Ausgrenzung älterer Menschen |
Im Rahmen einer internationalen Fachtagung, die am 22. und
23. April an der FH Joanneum stattgefunden hat, wurden erste Ergebnisse
des EU-geförderten Forschungsprojektes CARMA präsentiert
und politische Handlungsmöglichkeiten auf lokaler sowie internationaler
Ebene diskutiert. CARMA (care for the aged at risk of marginalization)
dient der Erforschung der Ursachen für die Ausgrenzung älterer
Menschen in Europa. Andere
Länder, andere Sitten
In sechs Ländern, u.a. Österreich, Italien, Belgien und
Nordirland wurden über ein Jahr hinweg Fallstudien durchgeführt,
um herauszufinden, welche Mechanismen dazu führen, dass alte
Menschen von der Betreuung durch soziale Dienste ausgeschlossen
werden. Die Ergebnisse zeigten zum Teil erhebliche Unterschiede
auf, dennoch erachtet Marianne Egger de Campo, die Koordinatorin
des Forschungsprojektes, es für „bemerkenswert, dass
es möglich war, eine allgemein gültige Beschreibung von
Ausschließungsgründen und Konfliktursachen zu erstellen.“
Dabei sei zwischen zwei verschiedenen Kategorien zu unterscheiden:
„Jene, die aus menschlichem Verhalten zu erklären sind,
und solche, die ihre Ursachen im System haben.“ Die Ergebnisse
hinsichtlich der Unterschiede zwischen den Staaten lassen sich in
drei Felder gliedern:
1.) In allen Ländern/Regionen zu beobachten
waren allgemeine Konflikte mit KlientInnen, z.B. Konflikte mit Angehörigen
oder ein nicht adäquates Umfeld.
2.) Graduelle Unterschiede waren darin zu erkennen, dass das Bedürfnis
nicht anerkannt wird, Personalmangel herrscht oder die Zusammenarbeit
mit Dritten, die in die Betreuung involviert sind, mangelhaft ist.
3.) Länderspezifische Besonderheiten: Außer in Nordirland
werden überall Kostenbeiträge verrechnet. Das führt
dazu, dass ein Teil der Betreuungsarbeit über den Schwarzmarkt
erfüllt wird, die Familie die Pflege selbst übernimmt
oder der/die KlientIn zu einem anderen Anbieter transferiert wird.
Marianne Egger de Campo mit dem Lehrgangsleiter des Studienganges
Sozialarbeit an der FH Joanneum, Dr. Klaus Posch
Professionalisierung und EU-weite Standards
erforderlich
Egger de Campo zu diesem Problem: „Gerade Schwarzarbeit und
Pflege durch Familienangehörige führen einerseits oft
zu mangelnden Qualitätsstandards, andererseits zu unzumutbaren
Arbeitsbedingungen für die Pflegenden selbst. Das hat wiederum
häufig negative Rückwirkungen auf die zu pflegenden Menschen.“
Von Seiten der Politik brachte Landesrat Kurt Flecker die Forderung
ein, das Pflegegeld durch eine Pflegeversicherung zu ersetzen: „Das
wird zu einer stärkeren Professionalisierung führen. Außerdem
würden dadurch Arbeitsplätze mit menschenwürdiger
Bezahlung und Bedingungen geschaffen, was letztlich auch der Lebensqualität
der betreuten Menschen zugute käme.“
Welche Rolle eine gemeinsame Europäische
Sozialpolitik in diesem Rahmen spielen könnte, damit beschäftigte
sich ein Workshop unter Leitung des EU-Abgeordneten Mag.
Jörg Leichtfried und Mag. Gertraud Dayé
von der NGO EURAG. Leichtfried wies auf die bestehenden
unterschiedlichen Systeme in den europäischen Regionen hin:
„Der politische Wille zu einer Harmonisierung ist noch etwas
diffus, aber es zeichnet sich eine Dynamisierung ab, die von den
Regierungen noch unterschätzt wird. Leider scheint es aber
so zu sein, dass in Bereichen, die der Wirtschaft dienlich sind,
Angleichungen viel rascher umgesetzt werden können als bei
sozialen Fragen.“ Bevor es im Pflegebereich zu einer weiteren
Liberalisierung durch die europäische Dienstleistungsrichtlinie
kommt, die von Leichtfried äußerst skeptisch beurteilt
wird, sollten seiner Meinung nach EU-einheitliche Standards für
eine durchgängige Qualität in der Versorgungs sowie in
der Ausbildung von Pflegepersonal geschaffen werden.
– Johanna Muckenhuber/js –
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Stark
in jeder Stunde! Am 26. April gedachte die
SPÖ Steiermark im Rahmen der großen Jubiläumsveranstaltung
2005 in Graz des Kriegsendes 1945, der Unterzeichnung des Staatsvertrages
1955 und des EU-Beitritts 1995. Mit zahlreichen prominenten Persönlichkeiten
und ZeitzeugInnen wurde dabei ein buntes, anschauliches und sehr persönliches
Bild dieser Zeit geschaffen. |
Schon der Veranstaltungsort war geschichtsträchtig, wählte
man doch mit dem Dom im Grazer Schloßberg einen Veranstaltungsort,
neben dem die ehemaligen Luftschutzstollen verlaufen, in denen in
den letzten Kriegsmonaten zehntausende Menschen Zuflucht vor den
Bombenangriffen der Alliierten gesucht haben. Mehr als 400 Gäste
waren gekommen, darunter auch viel Polit-Prominenz aus Stadt und
Land: Die Landesräte Wolfgang Erlitz und Kurt Flecker, Landesgeschäftsführer
Hans Marcher, der Grazer Vizebürgermeister Walter Ferk, die
StadträtInnen Tatjana Kaltenbeck-Michl und Wolfgang Riedler
und Landesrat a.D. Hannes Bammer, stellvertretend für alle
ehemaligen steirischen MandatarInnen in Bund, Land und Bezirk. Der
Grazer Alt-Bürgermeister Alfred Stingl hatte die Patenschaft
über die Veranstaltung übernommen, bei der die Begriffe
Hoffnung, Freiheit und Zukunft drei der wichtigsten Daten in der
Erfolgsgeschichte des österreichischen Staates markierten –
eine Erfolgsgeschichte, die gleich zu Beginn der Veranstaltung mit
einem eigens produzierten Dokumentationsfilm veranschaulicht wurde.
SPÖ-Landesparteivorsitzender Franz Voves betonte
in seinem Eröffnungsreferat seinen „tiefen Respekt vor
jener Generation, die diesen Krieg miterlebt hat – wir sind
die Glücklichen, die ihn nicht mitmachen mussten – und
wir haben tiefen Respekt vor dem, was diese Generation nach dem
Krieg aus Schutt und Asche wieder aufgebaut hat.“ Vor dem
Krieg und im Krieg selbst hätten auch viele ihr Leben aufs
Spiel gesetzt, „damit es wieder eine Demokratie gibt in Österreich
– auch diesen Frauen und Männern gilt heute unser besonders
herzlicher Dank.“
Der Grazer Universitätsprofessor Helmut Konrad machte in seinen
kritischen Ausführungen auf Merkwürdigkeiten und Schieflagen
in diesem von der Bundesregierung ausgerufenen Gedenkjahr aufmerksam:
„Wer heute das Sagen hat, bestimmt auch die Erinnerung.“
Figl und Raab seien heute omnipräsent – deutlich mehr
als Renner, Körner oder Schärf. Es sei „zumindest
ungewichtig, dass man den Fokus nur auf die richtet, die 1945 eine
der beiden Seiten vertreten haben.“ Auch sei die Zweite Republik
nicht aus dem Nichts entstanden: „Es war keine Neugründung,
sondern eine Wiedererrichtung. Wir haben allen Grund, heute stolz
zu sein, denn noch nie zuvor war es in Europa möglich eine
so lange Zeit des Friedens zu erleben. Den Menschen, die das ermöglicht
haben, gilt es, unseren aufrichtigen Dank abzustatten.“
Im Anschluss daran kamen eine Reihe von ZeitzeugInnen aus den Bezirken
Graz und Graz-Umgebung – allen voran der Grazer Alt-Bürgermeister
Alfred Stingl – zu Wort und schilderten ihre ganz persönlichen
Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, die Besatzungszeit und den
EU-Beitritt Österreichs.
In seinem Schlussstatement betonte Franz Voves die Wichtigkeit der
EU als Friedensprojekt, wobei es vor allem darum gehe „eine
Sozialunion und das Thema Vollbeschäftigung in den Vordergrund
zu stellen.“ Der weltweiten Entwicklung hin zum Neoliberalismus,
wo multinationale Konzerne immer mehr das Sagen haben, „dieser
Entwicklung muss die Sozialdemokratie unbedingt entgegenhalten –
sodass es letztlich heißt: Gemeinsam in eine gute Zukunft!“
Der eigens für die Jubiläumsveranstaltungen
produzierte,
gut 20-minütige Dokumentarfilm kann übrigens auch käuflich
erworben werden über den Red Shop auf www.stmk.spoe.at
Folgende Gedenkveranstaltungen werden heuer noch
stattfinden:
31.05.2005, 18.30 Uhr, in Laafeld, Pavelhaus
03.06.2005, 18.30 Uhr, Mürzzuschlag, Kultur-Bahnhof
14.06.2005, 18.30 Uhr, Ruine Voitsberg
23.06.2005, 18.30 Uhr, Kasematten Graz (zum Thema „Trümmerfrauen“)
Viele SPÖ-geführte Bezirkshauptstädte
führen zudem
unter der Schirmherrschaft von Gemeindereferent LH-Stv. Franz Voves
Gedenkveranstaltungen durch.
Stellvertretend sind hier einige angeführt:
06.05.2005, 19 Uhr, Judenburg, Veranstaltungszentrum
12.05.2005, 19 Uhr, Leoben, Hauptplatz
29.06.2005, 10 Uhr, Bruck an der Mur
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Hospizverein
Steiermark: Unterstützung durch
Rotarier und die Steiermärkische |
„Ich begleitete einen achtjährigen im Wachkoma liegenden
Buben und seine Angehörigen. Vier Wochen habe ich diesen Buben
besucht und mich auch noch um die Eltern gekümmert. Der Bub konnte
das Gesprochene hören und das Verstandene mit der Hand mitteilen.
Am ersten Tag meines Besuches habe ich ihm ein Duftfläschchen
mitgebracht. Er sollte es bis zum Ende meines Besuches in der Hand
behalten und den Duft von Pfirsichen riechen. Ich verbrachte täglich
eine Stunde bei ihm, habe geredet, erzählt, gelacht, gesungen,
wir haben Musik gehört und auch geschwiegen. Nach etwa vier Wochen
wollte er mir am Ende meines Besuches das Fläschchen nicht zurückgeben.
Ich habe gesagt, er soll es bis morgen behalten. In dieser Nacht ist
er gestorben.“ „Lebensschule im Sinne des Hospizgedankens“
So hört sich eine von tausenden Geschichten an, die pro Jahr
in der Steiermark von Hospizbegleitern geschrieben werden. 527 ehrenamtliche
MitarbeiterInnen verbringen 42.300 Begleitstunden bei 1.300 schwer
kranken Menschen und ihren Angehörigen. In der Hospizbegleitung
wirken Betroffene, Angehörige, soziale Einrichtungen, Ärzte,
Spitäler, mobile Dienste und ehrenamtliche MitarbeiterInnen
zusammen.
In einer „Lebensschule im Sinne des Hospizgedankens“
soll nun soziales Lernen vermittelt werden, so Hospizverein-Obmann
Karl Hubert Harnoncourt und Geschäftsführerin Sabine Janouschek.
Dieses Projekt wird unter anderem durch die Rotary Clubs der Steiermark
unter der Leitung von Karl Augustin unterstützt. Diese veranstalten
am 4. Mai im Orpheum Graz und am 8. Mai im Stadttheater Leoben Benefizabende
mit den Künstlern Janna Polyzoides, Ana Pusar, Beata Formanek
und Wolfgang Müller-Lorenz unter der Moderation von Jörg-Martin
Willnauer.
Partnerschaft mit der Steiermärkischen
Ein weiterer wichtiger Förderer des Hospizgedankens ist die
Steiermärkische, die ihre einjährige „persönliche
und finanzielle Partnerschaft“ erneuerte. Geldmittel fließen
von dieser Seite in die Bereiche Ausbildung und Infrastruktur. Darüber
hinaus hat das Kreditinstitut eigene Gesundheitskoordinatoren, die
in den Regionen tätig sind und die Bezirksstellen des Hospizvereines
vor Ort unterstützen. Steiermärkische-Vorstandsdirektor
Gerhard Fabisch: „Mit unserer Unterstützung
des Hospizvereines Steiermark wollen wir zum Wohl aller Steirerinnen
und Steirer zum Wiedererlangen einer verloren gegangenen Sterbekultur
beitragen. Es liegt uns am Herzen, Aktivitäten zu begleiten,
die in unserer schnelllebigen Gesellschaft als zentrale Werte oft
übersehen werden.“
– Gerlinde Knaus –
www.hospiz-stmk.at
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15
Jahre „Gemeinsam stark für Kinder“ Das
Kinderschutzzentrum Graz blickt mit Stolz auf seine 15-jährige
Arbeit zurück: Neben dem Basisangebot „Beratung und Therapie“
für Kinder, deren Rechte verletzt worden sind, haben die maßgeschneiderte
Opferbetreuung und auch das Sorgentelefon sehr an Bedeutung gewonnen.
Der Trend geht eindeutig zu anonymer, telekommunikativer Beratung
– 44.329 Gesprächsminuten im Jahr 2004 beweisen dies. |
Anlässlich des österreichweiten Aktionstages „Gemeinsam
stark für Kinder“ lud das Team des Grazer Kinderschutz-Zentrums
am 26. 4. 05 zum Tag der offenen Tür und informierte unter dem
Motto „Erwachsene unterstützen – Kinder schützen“
über das bestehende Beratungs- und Therapieangebot.
Recht auf eigenes Empfinden
Im Jahr 2004 wurden 549 Familien und deren Kinder sowie Einzelpersonen
therapeutisch begleitet, zudem konnten 134 Kinder eine Einzeltherapie
in Anspruch nehmen. Die zusätzlich 2.233 angebotenen Beratungen
im Kinderschutz-Zentrum Graz und auch die steigende Tendenz zur
Inanspruchnahme des Sorgentelefons zeigen deutlich, dass der Bedarf
an professioneller und rasch gewährter Hilfe zunimmt. Laut
Obfrau Dr. Doris Hönigl sind Jugendliche die
größte Anrufergruppe. Hönigl betont: „Wir
müssen uns für unsere Kinder stark machen und sie nicht
zur Angepasstheit anhalten, sondern ihnen das Recht auf eigenes
Empfinden und Erleben einräumen!“ Ziel des Kinderschutzzentrums
sei weiterhin als sehr niederschwellige Einrichtung zu agieren und
unter dem strengen Schutz der Anonymität Kindern Hilfe zukommen
zu lassen. „Es geht um den globalen Schutz der Kinder“,
so Hönigl, „Wichtig ist vor allem der präventive
Ansatz, d.h. zu erreichen, dass sich Eltern an uns wenden, bevor
etwas passiert!“
Doris
Hönigl: „Mit dem Geschrei nach mehr Strafe für die
Täter ist Kindern nicht geholfen“
Was bringt Täterbetreuung?
Seit 1. April 2005 ist das neue steirische Gewaltschutzeinrichtungsgesetz
in Kraft. Sowohl Frauenhäuser als auch Kinderschutzzentren
sind nun rechtlich abgesichert. Soziallandesrat Dr. Kurt
Flecker berichtet, dass gemeinsam mit der Männerberatung
erfolgreich täterbezogene Interventionsarbeit geleistet wird.
Einerseits wird dem Opfer durch professionelle Betreuung geholfen,
andererseits dem Täter, wobei hier durch nachhaltige Verhaltenskorrekturen
die Rückfallshäufigkeit reduziert werden soll. „Mit
dem Geschrei nach mehr Strafe für die Täter ist Kindern
nicht geholfen“, so Hönigl, „die maßgeschneiderte
Opferbetreuung hat Priorität.“ Flecker weist darauf hin,
dass Gewalt keine Privatsache ist, sondern ihre Bekämpfung
und der Schutz davor Aufgabe der Öffentlichkeit sind: „Auch
bei Gewalt im „privaten Rahmen“ darf die Gesellschaft
nicht wegschauen.“ Die Berater-Innen des Sorgentelefons
sind für alle (!) Hilfe(an)rufe kostenlos von Mo – Sa
von 13-20 Uhr unter 0800/201-440 oder per Mail unter beratung@sorgentelefon.at
erreichbar.
– Claudia Windisch –
Infos/Kontakt: Verein Hilfe für Kinder und Eltern, A-8010
Graz, Mandellstraße 18/II | T 0316/83 19 41-0 | www.kinderschutz-zentrum.at
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2,8%
der Karenzgeld-BezieherInnen sind männlich |
Die Steiermark hat im vergangenen Jahr mit dem Pilotprojekt
„Väterkarenz“ österreichweit eine Vorreiterrolle
eingenommen. Das Ergebnis: Die Zahl der Karenzväter ist seit
Beginn des Projektes im August 2003 im Vergleich zu anderen Bundesländern
am stärksten angestiegen. 2003, bei der Auslobung
des ersten Sonderpreises „Väterkarenz“ im Rahmen
des Wettbewerbs „frauen- und familienfreundlichste Betriebe“,
gab es gerade 350 (1,7%) männliche Kinderbetreuungs- und Karenzgeld-BezieherInnen.
Ende 2004 waren es bereits 2,8%; damit liegt die Steiermark hinter
Wien, Oberösterreich und Niederösterreich auf dem vierten
Platz, hat aber den höchsten Zuwachs an Karenzvätern 2004
zu verzeichnen. Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder führt
dies auf die verschiedenen Initiativen zurück, die unter ihrer
Ägyde ins Leben gerufen wurden – unter anderem die publikumswirksame
Bierdeckel-Aktion mit der Brau-Union-Marke Schlossgold, mit der
Wirtshaustisch-Diskussionen über Väterkarenz angezettelt
wurden. Edlinger-Ploder: „Wir erhalten laufend Anfragen aus
anderen Bundesländern – die Beispielwirkung ist enorm.“
LRin Kristian Edlinger-Ploder:
„Initiative Väterkarenz-Steiermark ist Beispiel gebend
für ganz Österreich“
Das erfolgreiche Projekt wird auch im heurigen Jahr fortgesetzt.
Neben der zweiten Auflage der Bierdeckelaktion gibt es einen neuen
Schwerpunkt, informiert Projektleiter Mischa Strobl: „Mit
Jungväter-Gesprächsrunden im Rahmen von Geburtsvorbereitungskursen
sollen die werdenden Väter über die Karenz informiert
und zur Mitarbeit beim „Windeldienst“ motiviert werden.“
Ein ähnliches Vorhaben gibt es seit mehreren Jahren in Berlin.
www.vaeterkarenz.steiermark.at
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girls
crack it: Mädchen und junge Frauen in nicht-traditionelle Berufe |
Mädchen und jungen Frauen den Zugang zu technischen Berufen
zu erleichtern, war das vorrangige Ziel von girls crack it, einem
im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative EQUAL vom Bundesministerium
für Wirtschaft und Arbeit und vom Europäischen Sozialfonds
finanzierten Projekt. Nach zweieinhalb Jahren intensiver Arbeit
wurden nun die erarbeiteten Produkte präsentiert, die den Nutzen
des Projektes auch nach dessen Abschluss sichern sollen. „Neben
einer Website, die einen Überblick über die Aktivitäten
von girls crack gibt, wurden der Forschungsbericht ‚Determinanten
der Berufsorientierung von Mädchen, ein Unternehmensleitfaden,
ein Elternratgeber und zwei CD-Roms – „Mädchen
in technische Berufe“ und „Kardanwelle und Dauerwelle“
erstellt“, so Mag. Djamila Rieger von „girls
crack it“.
Besonders
erfreut zeigten sich die Projektverantwortlichen über die gute
Zusammenarbeit mit den strategischen PartnerInnen und FördergeberInnen
– einige der Produkte werden von diesen weitergeführt,
womit die Sicherung der Nachhaltigkeit gegeben ist. www.girls-crack-it.org
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Töchtertag
am Freitag, 03. Juni |
An diesem besonderen Tag begleiten Mädchen im Alter zwischen
10 und 17 Jahren in den Bezirken Weiz und Deutschlandsberg einen
Elternteil zur Arbeit, vorzugsweise in einen handwerklich-technischen
Berufszweig. Betriebe beteiligen sich, indem sie die Töchter
ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einladen. So ermöglichen
Eltern, Wirtschaft und Schule den Mädchen einen Einblick in
die Arbeitswelt. Der TöchterTag, initiiert und organisiert
von der Grazer Mädcheneinrichtung MAFALDA, wird auf breiter
Ebene von den zuständigen Stellen in Land und Bezirk unterstützt
und vom Wirtschaftsressort des Landes Steiermark finanziert.
Infos: www.mafalda.at
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Die
sexuelle Revolution und die Kehrseite der Medaille |
Zu der Veranstaltung der Akademie Graz waren mit Univ.-Prof. Dr. Gunther
Schmidt und Katharina Rutschky zwei Vortragende
geladen, deren Positionen so unterschiedlich gar nicht waren. Rutschky
stellte zwar dem „provokativ gemeinten Optimismus“ Gunther
Schmidts eine durchaus kritische Sicht der Dinge entgegen, in der
Diskussion stellte sich dann aber ihre Wissenschafts- und Methodenkritik
als bedeutsamer als ihre inhaltlichen Differenzen heraus.
Klischeebilder der sexuellen Revolution
Üblicherweise denken wir, wenn wir von der sexuellen Revolution
sprechen, in erster Linie an die Einführung der Pille und die
68er Bewegung. Schmidt ergänzt diese klischeehafte Sichtweise
um die Bedeutung der Angleichung der Geschlechter im Hinblick auf
Optionen und Rechte der Frau in den achtziger Jahren und die partnerschaftliche
Revolution der Neunziger. Schmidt dazu: „Wir können vier
Trends feststellen: 1. die Demokratisierung der Moral. 2. die Demokratisierung
der Beziehungen. 3. die Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse
und 4. die Entdramatisierung der Sexualität.“
Katharina Rutschky (links): Kritik an der Wissenschaftsgläubigkeit
der Sexologen; Gunther Schmidt (rechts): Wo früher Ehe war,
ist heute Beziehung pur.
Die Demokratisierung der Moral bringt laut Schmidt
mit sich, dass wir heute viel weniger als früher von Perversionen
sprechen, da in unserer heutigen Gesellschaft vieles, das früher
als Perversion galt, heute als normal erscheint. Mit der Demokratisierung
der Beziehungen beschreibt er den Wandel der Rolle der Partnerschaft.
Schmidt: „Wo früher die Ehe war, ist heute Beziehung
pur. Diese Beziehung hat nicht mehr die gleichen Aufgaben wie die
Ehe zu erfüllen, viel mehr wurde sie zum Selbstzweck.“
So werden wir, erklärt Schmidt, mit dem Phänomen konfrontiert,
dass die Beziehungsdauer mit der Qualität konkurriert. Menschen
haben viele Beziehungen nacheinander. Jede einzelne ist hoch emotionalisiert,
treu, so lange sie besteht, und mit der Hoffnung auf Ewigkeit verbunden.
Wenn jedoch die Qualität der Beziehung nachlässt, wird
sie beendet.
Widersprüchliche Fortschritte
Zur Entdramatisierung der Sexualität erklärt der Vortragende,
dass sich blühende sexuelle Phantasien und Zufriedenheit mit
dem ganz alltäglichen Sex nicht gegenseitig ausschließen.
Selbstbefriedigung als Ort der selbst bestimmten Sexualität
koexistiert friedlich mit partnerschaftlichem Sex. „Dieses
Phänomen konfrontiert uns mit dem alten Glauben an das ewige
Drama, an die Wildheit der Sexualität. Heute scheint die Sexualität
rationalisiert und entdramatisiert.“ Katharina Rutschky widersprach
in ihrem Vortrag gerade dieser positiven Beschreibung der Sexualität.
So bestünden heute „mehr Perversionen
denn je. Masturbation wird von vielen Menschen nicht so positiv
erlebt und gleichzeitig spielt auch Gewalt in Beziehungen nach wie
vor eine große Rolle.“ Rutschky kritisiert die Wissenschaftsgläubigkeit
vieler Sexologen. Gerade die Qualität der erhobenen Daten ließe
oft zu wünschen übrig. Rutschky dazu: „Nur ganz
bestimmte Menschen äußern sich freiwillig zum Thema Sex.
Und von denen lügen sicher viele.“ Außerdem habe
die sexuelle Revolution vor allem für die Männer viele
positive Auswirkungen gehabt. Frauen müssten noch immer um
die ihnen zustehenden Rechte kämpfen. Einigkeit herrschte in
der Diskussion dann aber doch darin, dass die sexuelle Revolution
als solche im weiteren Sinn, wenn nicht nur, so doch sehr viel Positives
mit sich gebracht hat.
– Johanna Muckenhuber –
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Kinderbüro
warnt vor Gefahr durch Mobilfunk |
Das Kinderbüro Graz präsentiert gemeinsam mit dem Risiko
Mobilfunk Österreich und dem Steirischen Landesverband der
Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen die Broschüre
Elektrosmog – Gefahr und Risiko?
„Die Ergebnisse einer neuen Studie zeigen weltweit erstmals,
dass die Einstrahlung einer Mobilfunksendeanlage in etwa 80 Metern
Entfernung zu signifikanten Veränderungen unterschiedlicher
EEG-Parameter führt. Die gemessenen Veränderungen der
Gehirnströme sind mit verschiedenen vegetativen und zentralnervösen
Störungen, über die die Probanden berichteten, in Zusammenhang
zu bringen“, teilte der Salzburger Umweltmediziner Dr.
Gerd Oberfeld mit. Das Kinderbüro Graz
will mit seiner Broschüre auf die Gefahren des Elektrosmogs
aufmerksam machen und gibt Tipps und Informationen über internationale
Empfehlungen zum Thema Elektrosmog in Schulklassen.
Mag. Bernhard Seidler vom Kinderbüro nimmt
mit der Veröffentlichung dieser Broschüre seinen Auftrag
wahr, den Umgang mit Elektrosmog produzierenden Geräten v.a.
für junge Menschen kritisch zu beleuchten und praktische Tipps
im Umgang mit dem Handy zu vermitteln. Weiters weist der Steirische
Landesverband der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen
auf die steigenden Elektrosmog-Belastungen in Schulen hin und gibt
Empfehlungen für Kindergärten und Schulen. Eine Untersuchung
bei Handynutzern aus Schweden, verweist man in der Broschüre,
zeigte eine Zunahme von Hirntumoren um das 2,6-fache auf jener Seite,
auf der vorwiegend telefoniert wurde. Aufgrund der Verdachtsmomente
wird derzeit im Projekt „Interphone“ in 13 Ländern
untersucht, ob Zusammenhänge zwischen bestimmten Tumoren im
Kopfbereich und Handynutzung bestehen. Es ist anzunehmen, dass Kinder
gegenüber gesundheitlichen Auswirkungen hoch frequenter Strahlung
empfindlicher sind als Erwachsene, da der kleinere Kopf mehr Strahlung
aufnimmt, das Nervensystem in Entwicklung ist, der Schädelknochen
dünner und das Immunsystem weniger robust ist. Außerdem
enthält die Broschüre des Kinderbüros ein Verzeichnis
weiterführender Literatur.
Der Folder kann bezogen werden bei: Kinderbüro, Radetzkystraße
9 (im Hof), 8010 Graz, T 0316-833666-21 | www.kinderbuero.at
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Kritiker
befürchten „zahnloses Gentechnikgesetz“ Im
Steirischen Landtag wurde es – obwohl seit Jahren in Vorbereitung
– aufgrund heftiger Kontroversen zwischen den Parteien bislang
noch nicht beschlossen: Trotzdem ruft das in einem Ausschuss-Entwurf
vorliegende steirische Gentechnikvorsorgegesetz schon im Vorfeld Kritiker
auf den Plan. |
Nach geltendem EU-Recht kann der Anbau von gentechnisch veränderten
Organismen (GVOs) zurzeit auf Landesebene nicht verboten werden.
Ihr Einsatz soll daher durch ein „strenges Gesetz“ praktisch
unmöglich gemacht werden, wie Landesrat Johann Seitinger
anlässlich der Feldtafelaktion gegen GVO-Anbau betonte: „Das
Ziel des Gesetzes ist es, dass sich die Ausbringer von GVOs einem
umfangreichen Bewilligungsverfahren unterziehen müssen.“
Mit Hilfe massiver bürokratischer Mittel, wie dem Gentechnik-Buch,
aus dem „die mit GVO bewirtschafteten Grundstücke zu
ersehen sind“, soll so jeder Versuch gentechnisch veränderte
Pflanzen auszubringen, im Keim erstickt werden.
Nach Ansicht des Grazer Biotechnologen Prof. Anton Moser
widerspricht jedoch das geplante „Vorsorgegesetz“
seinem Namen, vielmehr sei es „eigentlich ein Zulassungsgesetz“.
Er wandte sich in einer Pressekonferenz der Antigentechnik-Plattform
„Pro Leben“ gemeinsam mit Dr. Eva-Maria Wendler
und ÖNB-Obmann Johann Gepp dagegen,
den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in der Steiermark
durch eine weiche Gesetzgebung faktisch zu erlauben. Gepp zeigte
sich insbesondere enttäuscht darüber, dass entgegen früheren
Zusagen Naturschutz-, Europaschutz- sowie Natura 2000-Gebiete im
Gesetzesentwurf nicht ausdrücklich vom Anbau mit GVOs ausgenommen
würden.
Wendler prangerte die Praktik der EU an, „firmeneigene Studien
von Gentechnikkonzernen, die in der Regel nur aus vierwöchigen
Fütterungsversuchen an Mäusen bestehen, als Grundlage
für Zulassungsentscheidungen zu nehmen“. Sie fordert,
dass die von der Politik medienwirksam postulierte „gentechnikfreie
Region“ eine bessere gesetzliche Verankerung erhält und
GVO-Herstellerfirmen für durch ihre Produkte verursachten Schäden
haften sollen.
Unterstützung erhält sie dabei auch durch die grüne
LAbg. Edith Zitz, die wörtlich von einem „Placebo-Gesetz“
der ÖVP spricht und kritisiert, dass „die bestehenden
Spielräume für eine härtere Gesetzgebung nicht genutzt
wurden“.
– js –
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