korso Wissenschaft & Forschung
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
04/2003
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Im Blickfeld des Roboters Maschinen das Sehen zu lehren ist einer der Forschungsbereiche, der anlässlich der ICVS 03 – 3rd International Conference on Computer Vision Systems – im Grazer Congress präsentiert wurde. Auf der von Mitarbeitern des Instituts für Digitale Bildverarbeitung und des Instituts für Informationssysteme und Informationsmanagement der JOANNEUM RESAERCH organisierten Tagung, an der ForscherInnen aus der ganzen Welt teilnahmen, wurden neun erstaunliche Zukunfts-Projekte aus Österreich, Deutschland, Großbritannien und Schweden vorgestellt.

 

Computer Vision ist jener Zweig der Bildanalyse, der Maschinen „eigenständige“ Bildwahrnehmungen ermöglicht. Das heißt, Maschinen lernen Dinge zu visualisieren, wie sie der Mensch erkennen kann. Die Anwendungsbereiche dafür sind breit gestreut, von der Medizin über visuelle Überwachungstechniken bis zu kulturorientierten Innovationen. Schwerpunkte konkreter Anwendungen liegen derzeit in der Objekterkennung und Bildinterpretation im Industrieeinsatz.

„Kameras und Sensoren sind weltweit rund um die Uhr für Wirtschaft und Umwelt im Einsatz – sei es, um an Fertigungslinien Produkte präzise unter die Lupe zu nehmen oder um von Satelliten aus ein flächendeckendes digitales Bild der Erdoberfläche zu zeichnen“, stellt Tagungsorganisator Dr. Lucas Paletta fest. „Die intelligenten Bildverarbeitungssysteme sollen nicht nur Zeit und Kosten im Fertigungsprozess reduzieren helfen, sondern vor allem eine hohe Produktqualität gewährleisten sowie bei der Bewältigung komplexer Vermessungs- und Inspektionsaufgaben präzise Ergebnisse liefern.“

Derzeitige Anwendungsbereiche finden sich zum Beispiel in der Krebsforschung, bei der Früherkennung von Melanomen oder in der Werbung, wo mittels visueller Kontrollsysteme Logoplatzierungen genauestens analysiert und auf ihre Effizienz hin überprüft werden können. Die Auftraggeber des Instituts für Digitale Bildverarbeitung des JOANNEUM RESEARCH sind ebenso breit gefächert wie die Palette der Bilddaten selbst: So nutzen neben Industrieunternehmen und Behörden auch die Europäische Kommission und die European Space Agency das Know-how der Experten für industrielle Bildanalyse und Fernerkundung. Die Angebotspalette reicht dabei von Forschungsaufträgen über Machbarkeitsstudien bis zu schlüsselfertigen Mess- und Prüfsystemen, die über Vermarktungskooperationen mit nationalen und internationalen Wirtschaftspartnern vertrieben werden.

Eines der wesentlichen Ziele der 3rd International Conference on Computer Vision Systems war es einzelne Komponenten der Forschung zusammenzuführen um weitere Entwicklungsschritte setzen zu können. Als Zukunftstraum der ForscherInnen wird der Heim-Roboter genannt, ein intelligentes Roboter-System, das vom biologischen Verhalten des Menschen durch Beobachtung lernt und daher z.B. in der Lage wäre einfache Haushaltstätigkeiten selbstständig durchzuführen. Ebenso könnten dadurch auch Wartungs- und Dokumentationsarbeiten in Zukunft von Robotern statt von Menschen übernommen werden. Die entscheidende Herausforderung bei dieser Aufgabenstellung liegt für die ForscherInnen darin, komplexe Wahrnehmungszusammenhänge in ein System einzubauen. Die Experten stellen für diese Vision einen Entwicklungszeitraum von 10 bis 15 Jahren in Aussicht.

Anna-Maria Zettl

 

Joanneum Research kooperiert international In Zukunft wird die steirische Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH gemeinsam mit einem neuen internationalen Partner forschen. Enge Kooperation, Austausch und effiziente Entwicklungsstrategien in den Bereichen Nachhaltigkeit/Wasser, Innovations-/Regionalpolitik, Humantechnologie und neue Materialien sind Ziele und Schwerpunkte der viel versprechenden Partnerschaft.

 

Neue Partnerschaft als Schlüssel zum Erfolg
Die Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH begibt sich auf internationales Parkett – mit einem starken Partner: Die TNO (Niederländische Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung) als unabhängige Forschungsorganisation wird sich neben einem Zuschuss von 322.000 Euro mit 10% an JR beteiligen. Weiters stellt die TNO den gemeinschaftlichen Entwicklungsfonds, welcher mit 778.000 Euro eine Starthilfe für künftige Projekte bietet. „Diese Zukunftspartnerschaft ist ein gewaltiger Schlüssel zu Türen, Toren und Schätzen“, so LH-Stv. DI Leopold Schöggl über die Kooperation von JOANNEUM RESEARCH und TNO, „Die Wettbewerbsfähigkeit wird auf eine andere Stufe gehoben – um unseren Sog überhaupt zu erreichen, müssen sich andere bereits gewaltig anstrengen, denn wir sind den anderen Institutionen in Österreich um Einiges davongeeilt. Die Steiermark wird das Forschungsland Nr. 1 werden!“

Forschung gewinnt an Produktwert
Gemeinsames Ziel der Kooperationspartner ist neben der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und somit der Standorte auch die Weitergabe von Wirtschaftswissen und neuen Technologien an die Öffentlichkeit. EU-Projekte sollen künftig ebenfalls gemeinsam entwickelt werden, wobei auf den Austausch von Forschungs- und Entwicklungsstrategien besonderes Augenmerk gelegt werden soll. „Forschung ist ein Produkt, das zunehmend an Wert gewinnt“, so Schöggl, und dieses Bewusstsein solle in der Bevölkerung verstärkt gefördert werden. Zentrale Forschungsinhalte der internationalen Zusammenarbeit werden die Bereiche Nachhaltigkeit/Wasser, Innovations-/Regionalpolitik, Humantechnologie und Neue Materialien sein.

Durchbruch in der europäischen Forschung
Das von JOANNEUM RESEARCH entwickelte Kooperationsmodell mit einem internationalen Partner sieht Hon.-Prof. Dr. Bernhard Pelzl, Geschäftsführer der JOANNEUM RESEARCH, als absoluten Durchbruch. „Erstmalig wird die nationale Bindung von Forschungsmitteln aufgehoben. Durch dieses einzigartige Kooperationsmodell ist uns der Durchbruch in der europäischen Forschung gelungen“, so Pelzl stolz: „Es ist die bisher größte Leistung in meinem Leben und man kann sehen: Der Griff nach den Sternen ist durchaus möglich.“

„Es reicht nicht aus Europaklasse zu sein – wir streben Weltklasse an“, so Co-Geschäftsführer Mag. Edmund Müller. „Unsere Basis für die Kooperation mit der TNO sind wirtschaftliche Wirksamkeit und wissenschaftliche Qualität. In erster Linie haben wir gemeinsam größere Möglichkeiten auf dem Markt und in zweiter Linie sind in Form dieser Kooperation viel größere Projekte machbar“, so Müller. Die Weichen für den österreichischen Auftritt auf internationalem Boden sind gestellt, die Ausgangsbedingungen für den Kampf um die Anteile am Kuchen der Forschungsprojekte entscheidend verbessert.

Claudia Windisch

Weitere Infos unter:
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Steyrergasse 17, 8010 Graz
Tel. 0316/876-11 00 | Fax: 0316 876-1404 | http://www.joanneum.at

 

 

  Die Zukunft des E-Commerce

 

Beim heurigen E-Commerce Day 2003 der FH Joanneum stand das Thema „Elektronische Signaturen & Trust“ als Erfolgsfaktor für E-Business zur Diskussion. Namhafte Experten aus Forschung und Wirtschaft referierten zum Schwerpunkt „Die digitale Signatur als Basistechnologie für die Informationsgesellschaft“ über wirtschaftliche Machbarkeit, praktische Umsetzung und vor allem über die rechtlichen Aspekte elektronisch getätigter Geschäftsabschlüsse. Auf häufig gestellte Fragen wie „Sind aktuell integrierte elektronische Signaturen zukunftssicher?“ gab DI Daniel Konrad von IT-Solution zu verstehen, dass man dies derzeit noch nicht mit 100%iger Sicherheit garantieren könne, Österreich allerdings im Vergleich zur Schweiz oder Deutschland führend bei der Entwicklung von Security-Standards im E-Business sei.

Keith Andrews > Usability bleibt für viele Web-Master ein Fremdwort

Wie es um die User-Freundlichkeit von Websites bestellt ist, demonstrierte DI Keith Andrews von der TU Graz mit seinem Studenten-Team, das Flüge per Internet buchen wollte. Das Ergebnis: Lediglich einem Drittel der Test-User gelang es zu bestellen und „abzuheben“ – der Rest sucht wohl noch heute den „Book-Button“. amz

 

 

Gesündere Männer – langlebigere Frauen
< Dass Männer trotz subjektiv besseren Gesundheitsgefühls kürzer leben als Frauen, gibt den ExpertInnen nach wie vor Rätsel auf: Eva Rasky, Gustav Mittelbach, Rainer Possert (v.l.n.r.)

 

Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist bei Frauen weitaus stärker ausgeprägt als bei Männern – da sind sich die Experten einig. Den Diagnosen zufolge sind Frauen jedoch viel kränker als Männer, während sich Männer aber ihrem besseren Gesundheitszustand zum Trotz auf einen kürzeren Lebensabend einstellen müssen. Strittig sind die Meinungen der Fachleute: Was bringt den früheren Tod? Zu viel Alkohol, zu wenige Medikamente oder gar zu viel Testosteron? Frauen nehmen Symptome stärker wahr. Frauen und Männer entwickeln aufgrund ihrer geschlechterspezifischen Sozialisation unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse und finden außerdem in der Gesellschaft unterschiedliche Chancen und Lebensbedingungen vor. Demzufolge hat das Geschlecht auch einen bedeutenden Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit an bestimmten Erkrankungen zu leiden, eine bestimmte Diagnose gestellt zu bekommen, bestimmte Positionen im Gesundheitswesen einzunehmen u. v. m. Mit der Frage, wodurch die Gesundheit von Frauen bestimmt wird, hat sich Prof. Dr. Eva Rasky vom Institut für Sozialmedizin ausführlich auseinander gesetzt: „Frauen haben eine größere Bereitschaft Krankheitssymptome wahrzunehmen“, so Rasky, „Deswegen kontaktieren sie auch öfter das Versorgungssystem und bekommen demzufolge auch mehr Medikamente verschrieben als Männer. Laut zahlreicher Umfragen haben Mädchen schon im Alter von 14 Jahren eine weitaus sensiblere Körperwahrnehmung als Buben und leiden nicht zuletzt aufgrund ihres Bewusstseins über ihre Mehrfachbelastung bereits in jungen Jahren häufig an psychosomatischen Beschwerden wie Kopfweh, Übelkeit und Schwindelgefühlen.“

Kürzere Lebensdauer: Zuviel Testosteron?
Laut Dr. Rainer Possert vom Sozialmedizinischen Zentrum Liebenau schätzen Männer, obwohl sie durchschnittlich um 5 bis 6 Jahre kürzer leben als Frauen, ihren Gesundheitszustand besser ein als Frauen es tun. „Sowohl bei der Geburt als auch ab 60 Jahren ist die Lebenserwartung von Männern drastisch niedriger als die der Frauen“, so Possert. Der Grund sei noch nicht erforscht und die Experten haben geteilte Meinungen: „Die Ursache für das frühe Sterben der Männer könnte auf die gravierenden Unterschiede im Alkohol- und Nikotinkonsum zurückzuführen sein“, meint Possert, „aus dem jüngsten Gesundheitsbericht für den Bezirk Liebenau geht auch deutlich hervor, dass Frauen wesentlich mehr Medikamente als Männer einnehmen, seien es nun Schmerzmittel, Medikamente gegen Bluthochdruck oder Naturheilmittel.“ Im Widerspruch dazu steht Raskys These: „Es ist das Testosteron, welches den Männern das Leben verkürzt, denn ihr aggressives Verhalten bringt Männern letztendlich den früheren Tod – ab 60 Jahren beginnen die Herzinfarkte.“

Gesundheit wird produziert
Im Bundesländervergleich leiden Männer bei weitem mehr an Atemwegserkrankungen, während Frauen häufiger an Diabetes erkranken. Erklärungen dafür gibt es laut Possert dafür noch keine. Die Untersuchungen und Gesundheitsstudien in Graz konzentrierten sich bis dato nur auf den Raum Liebenau. Hier konnte z.B. festgestellt werden, dass 9,4% der Männer aufgrund von Heuschnupfen und sonstigen Allergien zum Arzt gehen, aber immerhin 20,7% der Frauen. Grundsätzlich besuchen weitaus mehr Frauen als Männer aufgrund verschiedenster Leiden den Arzt. Das Wohlbefinden der Männer scheint also um einiges besser zu sein als jenes der Frauen, welche aber dennoch länger leben! „Frauen haben subjektiv das Gefühl kränker zu sein“, so Mag. Edith Zitz von den Grünen, welche die ExpertInnendiskussion moderierte: „Gesundheit wird produziert, d.h. es herrscht eine Dynamik zwischen Gesundheit und der sozialen und politischen Ebene.“

Männerprobleme werden medikamentalisiert
Eine kontinuierliche Frauengesundheitsbewegung existiert seit 20 Jahren. Ihre Bedeutung ist gewachsen und das Thema Frauengesundheit konnte gesellschaftlich etabliert werden. Seit kurzem steht aber auch das Thema „Männergesundheit“ im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Rasky: „Da wird derzeit so viel Geld hineingebuttert, dass man davon nochmals 10 Jahre Frauengesundheitskampagnen machen könnte. Die so genannten Männerprobleme wie Prostataerkrankungen und Impotenz werden medikamentalisiert – es wird ein neuer Absatzmarkt gesucht und den Männern wird versprochen, dass ihre Gesundheit industriell herstellbar sei“, so Rasky. Possert fordert „genauere Aufmerksamkeit gegenüber geschlechtsspezifischen Interaktionsmustern“ als Ziel in der Gesundheitspolitik und meint: „,Männergesundheit‘ muss enttabuisiert werden.“

Claudia Windisch

 

 

Auf die Begrenztheit des Lebens einstimmen Noch jünger, noch gesünder, noch stärker – der Zeitgeist spiegelt Visionen eines unbegrenzten Lebens wider, mit dem Ergebnis, dass der Lebensabend zur unausweichlichen Katastrophe wird. Dem zum Trotz widmen 1500 Mitarbeiter des Hospizvereins Steiermark pro Jahr rund 30.000 Stunden schwerkranken Menschen, um ihnen und deren Angehörigen in den letzten Lebensphasen beizustehen. Nach 10-jähriger Aufbauarbeit will der steirische Hospizverein die Auseinandersetzung mit Leiden und Sterben vermehrt in die öffentliche Diskussion einbringen: Der Tod darf kein Tabuthema sein.

 

Verherrlichung der Jugend
Sterbebegleitung, Angehörigenbetreuung in der Zeit der Vorbereitung auf den Tod und in der nachfolgenden Trauerphase sind die Themenschwerpunkte des Hospizvereins Steiermark. Die Würde des Menschen soll im Alter und in der Krankheit erhalten und der Tod als Teil des Lebens begriffen werden – das sind die Grundanliegen der Hospizbewegungen, die sich als ein Gegenstrom in Zeiten der herrschenden Spaß-, Lust- und Konsumgesellschaft begreift. „Das Leben ist nicht unendlich, auch wenn die Lebensplanung der meisten Menschen auf der Vision eines unbegrenzten Lebens beruht“, so Univ.- Prof. Dr. Karl Harnoncourt, Obmann des Hospizvereins Steiermark. „Deswegen ist auch heute die Betroffenheit bei Todesfällen um ein Vielfaches stärker als in früheren Jahrhunderten, wo auch junge Menschen mit Todesfällen und der Betreuung von chronisch Leidenden im Alltag umgehen konnten und damit aufwuchsen.“ Ein weiteres Problem in der Tabuisierung des Todes sieht Harnoncourt in der Verherrlichung „des Zeniths des Lebensbogens“ und im Betrug, dass die neue Medizin alles könne. Und: „Jugendkraft ist nicht wertvoller als Lebenserfahrung“, stellt der Obmann des Hospizvereins richtigerweise fest.

Ende der Spaßgesellschaft?
Derzeit sind 350 von 1500 speziell ausgebildeten SteirerInnen in 20 ehrenamtlichen Hospizteams im Einsatz. Rund 30.000 Stunden begleiten sie Menschen, welche mit Leiden und Sterben unmittelbar konfrontiert sind. Die Erwachsenenbildnerin Prof. Dr. phil. Erika Horn sieht im Hospizgedanken eine Gegenkraft zur unreflektierten Spaßgesellschaft: „Sterben und Tod dürfen aus unserem Leben nicht ausgegrenzt werden. Die Welle der Hilfsbereitschaft, welche durch die Hospizidee zunehmend ausgelöst wird, zeigt da und dort Wirkung“, betont Horn, welche von 1993 – 1995 den Vorsitz des Hospizvereins Steiermark innehatte.

„Ich hab vom Leben nichts gehabt...!“
„Als Katastrophe wird der Tod von jenen erlebt, die zurückbleiben“, meint die Diplompsychologin Mag. Elisabeth Andritsch. „Trotz ihrer Angstanspannung erlebe ich es in meiner Arbeit mit todkranken Menschen immer wieder, dass die Menschen erst mit der Grenzerfahrung Tod das erste Mal das Gefühl haben, dass sie in ihrem Leben etwas ändern können. Das Leben wird plötzlich als begrenzt wahrgenommen“, so Andritsch. Traurig berührt ist die Psychologin von jenen Aussagen, die sie im Rahmen der Begleitung von todkranken Menschen immer wieder hört: „Wo ich doch endlich leben könnte, ist es aus!“ Oder: „Ich habe nichts gehabt von meinem Leben.“

Gerechtigkeit für die Toten
Den Tod aus einem ganz anderen Blickwinkel sieht die Gerichtsmedizinerin Univ.Prof. Dr. Edith Tutsch-Bauer, die im Lauf ihrer Arbeit weit über 40.000 Tote gesehen und obduziert hat. „Menschen, die mit dem plötzlichen Tod konfrontiert werden, können in diesen wenigen Sekunden nicht erfassen, was passiert. Aus medizinischer Sicht verliert die letzte Phase des Todes seinen Schrecken, da das Gehirn immer weniger Sauerstoff bekommt und dieser Vorgang positive Gefühle hervorruft.“ „Ich kann für die Toten Gerechtigkeit bewirken“, gewinnt Tutsch-Bauer ihrer Tätigkeit Positives ab, „denn gleichgültig ob ein Sandler oder ein Privilegierter auf meinem Tisch liegt – ich rekonstruiere die letzten Stunden des Todes und biete den Hinterbliebenen somit eine Grundlage für die Trauerarbeit oder Gewissheit durch die Identifikation des Toten.“ Einen Menschen zu obduzieren, den sie gut kenne, kann sich die Gerichtsmedizinerin jedoch nicht vorstellen.

Gigantischer Anspruch an die Medizin
„Die Menschen schieben das Thema Tod gern auf die Seite“, so der Psychologe Univ. Prof. Dr. mult. Hilarion Petzold, der auf die Strategien der großen Religionen hinweit, welche alle im Kern versucht sind, das Todesproblem durch „Nichtigkeitserklärungen“, „Auferstehungsverheißungen“, ein „Weiterleben in den Ahnen“ und ähnliche Behauptungen zu lösen. „Es scheint, als sei das ganze Streben der Menschheit die Überwindung des Todes“, so Petzold, „an die neue Medizin wird ein gigantischer Anspruch gestellt, man denke nur an das Klonen und Einfrieren. Die Wissenschaft ist in unserer Gesellschaft eine neue Form der Religiosität.“ Aber, so Petzold: „Warum sollen wir nicht das Recht haben, den Tod zu verdrängen?“ Mit dieser Feststellung positioniert sich der Psychologe in direktem Gegensatz zu Harnoncourt, der seine Überzeugung so formuliert: „Wir müssen uns auf die Begrenztheit des Lebens einstimmen – nur so kann dem Tod sein Schrecken genommen werden.“

Claudia Windisch

Nähere Informationen zur steirischen Hospizbewegung finden Sie unter:
Hospizverein Steiermark | Albert-Schweitzergasse 36, 8020 Graz, | Tel. u. Fax: 0316/39 15 70 | Mobil: 0664/311 80 13
Mail: dasein@hospiz-stmk.at | www.hospiz-stmk.at

>>> Am Freitag, 13. Juni 2003, findet in der Pfarre St. Leonhard, Leonhardplatz 14, von 15 bis 18 Uhr eine Informationsveranstaltung zum 31. Hospizgrundseminar in Graz statt. Der Informationstag ist gratis und gibt u. a. Einblicke in die Hospizarbeit in der Steiermark.

 

 

  10 Jahre neue Kinderchirurgie

 

Für die Kleinsten ist ein Spitalsaufenthalt zumeist ein besonders einschneidendes Ereignis – in der Grazer Kinderchirurgie ist man sich dessen bewusst und bemüht sich um Bedingungen, die Traumatisierungen vermeiden helfen.

Mit dem Neubau der Kinderchirurgie im Jahr 1993 hat sich besonders die Situation der kleinen Patienten und auch jene der Eltern verbessert. „Wir Erwachsenen haben uns die Maßstäbe einer kindergerechten Welt zu Herzen genommen und in die Planung eingebracht“, betont Oberschwester Irmgard Stessl jene Ziele, welche bei der Planung des Neubaus verfolgt wurden: Hatte früher zwischen den Betten kaum ein einziger Besucherstuhl Platz, so sind die Patientenzimmer heute großzügig gestaltet, die Patientenzahl pro Zimmer wurde ebenfalls minimiert, eine Mitaufnahme der Eltern ist problemlos und gewollt, ausreichend Spielflächen sind vorhanden.

Die medizinischen Leistungen der Grazer Kinderchirurgie finden internationale Beachtung: Sie wurde als eine der ersten Kliniken in Europa als Ausbildungsstätte für den ganzen EU-Raum anerkannt, Klinikvorstand Prof. Dr. Michael Höllwarth zum Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für Kinderchirurgie ernannt. Sein wichtigstes Ziel ist „die langfristige Sicherung der Qualität der Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Eltern auf dem jetzigen Niveau – zum Wohl der Patienten darf es keine weiteren Betten- und/oder Personalreduktionen geben.“

 

 

  Jugendgesundheitsförderung auf dem Land

 

In zwei steirischen Regionen wird nun ein Modellprojekt zur Förderung der Lebensqualität und des Wohlbefindens von Jugendlichen außerhalb der Schule initiiert. Das Projekt Jugendgesundheitsförderung auf dem Land wurde vom Fonds Gesundes Österreich ausgeschrieben. Träger sind Styria Vitalis – Die Steirische Gesellschaft für Gesundheitsschutz und die ARGE gegen Rassismus und Gewalt.

Umgesetzt werden soll das Projekt innerhalb der nächsten drei Jahre in den Gemeinden der Mur-Mürz-Furche (von Kammern bis Kindberg) und in den Bezirken Leibnitz und Radkersburg. Ziel ist es, mit den Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren und den bestehenden Institutionen auf Gemeindeebene einen Dialog der Generationen zu schaffen, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Jugendlichen in den Regionen zu erhöhen und so einer Abwanderung entgegen zu wirken. Die Jugend ist gefordert selbst durch neue Ideen ihren Lebensraum mitzugestalten. Das Projekt soll nachhaltig wirken und Vorbild auch für die übrigen Regionen der Steiermark werden. ARGE-Obmann Mag. Christian Ehetreiber: „Kinder und Jugendliche sollen dabei unterstützt werden, krank machende Rahmenbedingungen der Schul- und Arbeitswelt aktiv mit zu reformieren statt sich diesen zu unterwerfen.“

Kontakt und Informationen: Jugendgesundheitsförderung auf dem Land | Dr. Theodor-Körner-Straße 37, 8600 Bruck/Mur, | Tel: 03862/57756
Mail: gesundheitsfoerderung@argejugend.at

 

 

  VP lanciert weiß-grünen Sozialplan

 

Landeshauptmann Waltraud Klasnic lud am 19. März zum Steiermark-Tag um den neuen Jahresschwerpunkt der steirischen Volkspartei – „Stark für schwach“ – vorzustellen. „Das Motto bezieht sich auf unseren Vorsatz, die Stärken dieses Landes und seiner Menschen zu stärken und die vorhandenen Schwächen zu schwächen“, führte Landesgeschäftsführer Dr. theol. Andreas Schnider aus. Es sollen Lösungsansätze für ein Sozialsystem der Zukunft gefunden werden. Zum Auftakt diskutierte eine hochkarätige Expertenrunde zum Thema:

Franz Wolfmayr (Chance B), Alfred Hausegger (Jugend am Werk) Werner Gobiet (Mosaik), Franz Küberl (Caritas), Angelika Vauti (Afro-Asiatisches Institut), Franz Marhold (Institut für Arbeitsrecht der Uni Graz), Monika Hoffberger (KAGes), Carolin List (Interdisziplinäres Forum gegen sexuellen Missbrauch), Alexandra Giselbrecht (Designerin) und Mario Glatz (Grüner Kreis).

Der behinderte Jus-Student Alex Ceh und der Behindertenpädagoge Kurt Hohensinner wurden mit dem Projektmanagement des weiß-grünen Sozialplans beauftragt, in dem fünf große Themenkreise vorgesehen sind: Integration behinderter Menschen, Altwerden, Medizin und Krankenhauswesen, Drogenprävention, Ausländerintegration.

Infos: http://www.stvp.at/teams/weiss-gruener-sozialplan/sozialplan.html

Am Podium (v.l.n.r.) < Dr. Franz Küberl (Caritas), Dr. Monika Hoffberger (KAGes), Moderator Frido Hütter, Mag. Angelika Vauti (Afro-Asiatisches Institut), Univ. Prof. Dr. Franz Marhold (Institut für Arbeitsrecht, Uni Graz)

 

 

  Schützenhöfer bekämpft Analphabetismus

 

An die 300.000 ÖsterreicherInnen haben Schreiben und Lesen wieder verlernt und gelten damit als sekundäre Analphabeten; eine Studie des internationalen Instituts für Jugendliteratur und Leseforschung hat ergeben, dass 49% der 8- bis 14-Jährigen maximal 1–2 Bücher pro Woche oder seltener als wöchentlich ein Buch lesen und dass zwischen 10 und 12 Jahren die Lesefreude und auch der Zeitaufwand für das Buchlesen stark einbrechen. Eine Gallup-Studie aus dem Jahr 1998 zeigt wiederum, dass 14,4% der SteirerInnen weniger als eine Stunde pro Woche lesen, 42,8% haben keine Zeit zu lesen.

Angesichts dieser beunruhigenden Zahlen hat LR Hermann Schützenhöfer unter dem Titel „Was das Lesezeichen in meinem Lieblingsbuch erlebt“ einen Aufsatzwettbewerb für die 1.– 8. Schulstufe gestartet. Einsendeschluss war der 2. April 2003 (der Andersen-Tag), die Sieger werden ihre Werke am 16. 5. 2003 bei einer Preisverleihung in der Grazer Burg präsentieren.

LR Hermann Schützenhöfer mit kleinen „Bücherwürmern“ >

 

 

  Job-Oscar 2003: Behindertenfreundlichste Betriebe gesucht!

 

Alle Unternehmen, die im Jahr 2002 Menschen mit Behinderung eingestellt und beschäftigt haben, können sich heuer, im europäischen Jahr der Behinderten, um die Verleihung der prestigeträchtigen Auszeichnung „JobOscar“ bewerben, die erstmals auch österreichweit und an Profitunternehmen vergeben wird. Für die Teilnahme unbedingt erforderlich ist die Einsendung des ausgefüllten JobOscar-Bewerbungsformulars (erhältlich unter www.joballianz.at) an die zuständige regionale Koordinationsstelle per Mail, Post oder Fax. Adressen und Telefonnummern der jeweils zuständigen regionalen Koordinatoren sind ebenfalls im Internet unter www.joballianz.at zu finden.

Wer über keinen Internetzugang verfügt, kann das Bewerbungsformular unter Tel. 0664-15 421 23 anfordern. Die Anmeldungen müssen bis spätestens 20. April 2003 bei den Koordinationsstellen einlangen.