05/2002
 

 

Klebstoff aus Kadavern
Die BSE-Krise hat die sichere Verwertung von Tiermehl auf die Tagesordnung gesetzt; steirische Forscher und Unternehmen brillieren dabei mit Pionierleistungen.

„In Österreich fallen mehr als 100.000 Tonnen Tiermehl aus Schlachtabfällen jährlich an, in der EU sind es 1,7 Mio Tonnen“, betont Prof. Gerhart Braunegg vom Institut für Biotechnologie der TU Graz die Relevanz des Problems. Seit der BSE-Krise ist die „Entsorgung“ in Form von Tierfutter verboten – und müssen rasch neue Wege der Verwertung gefunden werden. Die bis jetzt praktizierte Verbrennung ist äußerst unwirtschaftlich: Sie liefert wesentlich weniger Energie als bei der Tiermehl-Herstellung verbraucht wird. „Wir streben statt dessen die stoffliche Nutzung an“.

Die Palette der mögliche Produkte reicht vom Biodiesel (in Kooperation mit dem steirischen Anlagenbauer BDI) über Klebstoffe und Schmierfette bis hin zu direkt am Feld verrottbaren Mulchfolien. Allen Verfahren gemeinsam ist, dass die als BSE-Erreger geltenden Prionen aufgespalten und damit unschädlich gemacht werden, denn: „Um öffentliche Akzeptanz zu erreichen, müssen die vorgeschriebenen Sicherheitsrichtlinien deutlich übertroffen werden“ (Braunegg). LH-Vize Leopold Schöggl, Forschungsreferent des Landes, wünscht sich, „dass die Wissenschaft in Zusammenarbeit mit den Unternehmen exportfähige Produktionsverfahren für die steirische Wirtschaft entwickelt.“ A la longue müssten Verfahren entwickelt werden, die den energieintensiven Umweg über’s Tiermehl unnötig machen.

Christian Stenner

 

 
MAI-AUSGABE WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG