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korso
Wirtschaft / Arbeit / Bildung |
Das
Informationsmagazin
der Steiermark |
06/2005 |
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Frankreich:
„NON“ zur Verfassung, „OUI“ zu Europa |
„Sturm über Europa“, „Friedhof der europäischen
Vision“, „Europa ohne Perspektive“ – die
europäischen und regionalen Medien überschlugen sich,
als es nach dem Nein der französischen Bevölkerung zum
Verfassungsentwurf des Konvents darum ging, ein düsteres
Zukunftsszenario zu zeichnen – und die undankbaren BürgerInnen
zu geißeln. Das französische Nein wurde als nationalistisch
und rückwärtsgewandt denunziert; der grüne Europaabgeordnete
Johannes Voggenhuber, einst Radikaldemokrat,
verstieg sich sogar beleidigt dazu, von den unbotsamen Franzosen
eine Wiederholung der Abstimmung zu verlangen, weil sie den von
ihm mit ausgearbeiteten Verfassungsentwurf abgelehnt hatten, ihr
Nein habe „ein neues Europa unmöglich gemacht“,
einzig in Spanien (wo 76,7% der Abstimmenden für die Verfassung
votierten) habe es eine öffentliche Diskussion gegeben.
Die Verfassung wurde bis ins letzte Dorf gelesen.
Die Wahrheit ist indes eine andere, als sie Voggenhuber auszunehmen
vermeint: Während in Spanien gerade 42,3% der Wahlberechtigten
zur Urne gingen – noch nie in der Geschichte des demokratischen
Spaniens war die Beteiligung so niedrig wie bei diesem Referendum
– und sich sogar die Madrider Mitarbeiter des CDU-Think-Tanks
Konrad-Adenauer-Stiftung fragten, ob die Spanier nun „europamüde
oder gar europakritisch“ seien (www.kas.de/proj/home/pub/10/4/year-2005/dokument_id-6281/),
ging der Entscheidung der Franzosen (Wahlbeteiligung: 70%) eine
breite öffentliche Debatte voran. Zu den allerorten abgehaltenen
Diskussionsveranstaltungen kamen Abertausende Menschen –
2000 in Grenoble, über 2000 in Clermont-Ferrrand, 550 in
Brest, auch in kleineren Städten wie Carhaix im Finistère
waren es noch 500, über 400 in Vitry-sur-Seine und sogar
im 19.000-Einwohner-Städtchen Perthuis noch 400. Michael
Mönninger, Frankreichkorrespondent des deutschen
Wochenblattes „Zeit“ und selbst ein Befürworter
des Verfassungsentwurfes, erklärt auf der Homepage der deutschen
Bundeszentrale für politische Bildung: „Eines muss
man den Franzosen lassen: Die Verfassung wird derzeit bis ins
letzte Dorf gelesen und diskutiert. Und überall verstehen
sich die Bremser als Vorreiter einer gestärkten EU.“
Nicht Europa, der Neoliberalismus wurde abgelehnt.
Vollends unsinnig ist schließlich die Behauptung, das „Non“
der Franzosen sei ein „nationalistisches“, gar „europafeindliches“,
gewesen: Ganz abgesehen davon, dass die Zurückweisung eines
von einer Honoratiorenrunde – dem so genannten Konvent –
entworfenen Dokumentes wohl ebenso wenig zwangsläufig auf
die Ablehnung des europäischen Gedankens schließen
lässt wie hierzulande die Ablehnung eines Gesetzesentwurfes
der schwarz-orangen Koalition auf republikfeindliche Gesinnung,
sprechen die Umfragen eine andere Sprache: 46% derjenigen Franzosen,
die mit „Nein“ abstimmten, taten dies, weil sie befürchteten,
dass „dieser Vertrag die Arbeitslosigkeit in Frankreich
in die Höhe treiben wird“, 35% wollten damit explizit
erreichen, dass der Vertrag neu verhandelt wird, 34% beurteilten
den Text als „zu (wirtschafts)liberal“ (Umfrage von
France 3 am 29. Mai). Europafeindlichkeit? Wohl eher realistische
Einschätzung eines Textes, der in seinen Artikeln III-206
und III-179 die Beschäftigungs- und Sozialpolitik den „Grundzügen
der Wirtschaftspolitik“ unterordnet, die sich wiederum in
den Artikeln III-130, III-177, III-178 und III-314 der offenen
Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb, dem weltweiten Freihandel,
einem Eigentumsrecht ohne soziale Bindungen und dem Vorrang der
Stabilitätspolitik verpflichtet – und somit neoliberale
Ideologeme in den Verfassungsrang erheben will.
Für ein soziales und demokratisches Europa.
Dieser Diagnose entspricht auch, dass laut Umfragen 78% der Arbeiter,
67% der Angestellten, 70% der Bauern und 71% der Arbeitslosen
mit „Nein“ abgestimmt haben, weiters 66% der Angehörigen
jener Haushalte, die über weniger als 1500 Euro Monatseinkommen
verfügen – bei Haushalten mit Einkommen über 4500
Euro waren es nur mehr 26%.
Dass die Nein-Kampagne in Frankreich gemeinsam von Teilen der
Sozialdemokraten und der Grünen (beide Parteien waren in
der Verfassungsfrage gespalten), von Gewerkschaften, von ATTAC,
von der Kommunistischen Partei und Organisationen der in Frankreich
traditionell starken radikalen, internationalistischen Linken
getragen wurde, dass 60% der WählerInnen der sozialistischen
Partei für das Nein votierten, dass die Kampagne unter der
Losung „Pour une Europe sociale et démocratique“
– „Für ein soziales und demokratisches Europa“
stand – all dies sind zusätzliche Hinweise darauf,
dass dem französischen Nein der Wunsch nach einem europäischen
Gegenentwurf zum ungezähmten Kapitalismus zugrunde lag –
und nicht etwa nationalistische Einengung.
„Eine gute Nachricht für die europäische
Wirtschaft“. Für Jacques Généreux,
Ökonomieprofessor am renommierten Institut d’Etudes
Politiques in Paris, Sozialdemokrat und überzeugter Verfechter
des Nein zum Verfassungsentwurf, ist das Ergebnis des französischen
Referendums „eine gute Nachricht für die europäische
Wirtschaft“ (Libération vom 30.5.2005). Die Union
müsse sich nun eine Reihe von Fragen stellen – zum
Beispiel über die Rolle der Europäischen Zentralbank,
deren Aufgabe in Hinkunft nicht nur in der Überwachung der
Preisstabilität bestehen sollte; Vollbeschäftigung und
die nachhaltige Entwicklung der europäischen Wirtschaft müssten
ebenso in ihren Zielkatalog aufgenommen werden. Die Harmonisierung
der Steuersysteme müsse vorangetrieben werden, um dem aktuellen
Steuerdumping in der EU entgegenzutreten, die permanenten Steuererleichterungen
für Unternehmen eingestellt werden. Das „Nein“
sei vielleicht keine sehr gute Neuigkeit für die multinationalen
Konzerne – sehr wohl aber für arbeitenden Menschen
und die KonsumentInnen: „Das französische Nein hat
bewiesen, dass man aus Liebe zu Europa ein Projekt ablehnen kann,
das die Union gegen die Wand gefahren hätte, weil es einer
rein buchhalterischen und wirtschaftsliberalen Vision verpflichtet
war.“
Christian Stenner
„Das
französische NON – Bedrohung oder Chance für Europa?“
Vortrag und Diskussion mit
Jacques Généreux, Paris
Freitag, 24. Juni, 19.30
Spiegelsaal des ÖGB, Südtirolerplatz 13
Veranstalter:
KORSO in Kooperation mit dem Dr. Karl Renner Institut,
dem Bildungsreferat des ÖGB,
der steirischen Friedensplattform
und dem Institut für Romanistik der Universität Graz
Moderation: Mag. Christian Stenner, KORSO
Jacques Généreux ist Professor am
renommierten Institut d’Etudes Politiques in Paris, Autor
zahlreicher populärer Bücher über politische Ökonomie
sowie des Buches „Les bonnes raisons de dire non à
la constitution, Manuel critique du parfait Européen“
(„Gute Gründe für ein Nein zur Verfassung, Kritisches
Handbuch für den perfekten Europäer“). Am 10.
Juni erscheint „Sens et Conséquences du Non Français“
(„Sinn und Folgen des französischen Nein“). Généreux
ist Mitglied von Leitungsgremien des Parti Socialiste, der französischen
sozialdemokratischen Partei, und leitend in der Strömung
„Nouveau Monde“ (Neue Welt) innerhalb der Partei tätig.
Gemeinsam mit anderen Sozialdemokraten war er – im
Widerspruch zur (knappen) Mehrheitsmeinung des Parti Socialiste
– in der Kampagne für das französische Nein zum
Verfassungsentwurf aktiv.
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Reformpädagogin Enja Riegel – Gesamtschule als Erfolgsmodell
< Reformpädagogin Enja Riegel: „Eine
wichtige Rolle für den Unterricht in unserer Schule spielt
das Theater.“ |
Der Begriff „PISA-Studie“ hat als Reizwort in der jüngst
heftiger werdenden Diskussion um eine notwendige Reform unseres
Schulsystems zusätzliche Schärfe erhalten: Die Ergebnisse
des „Programme for International Student Assessment“
vom Dezember 2004 stellen Österreich ein noch schlechteres
Zeugnis als in der letzten Studie von 2001 aus. So fielen die österreichischen
SchülerInnen in Mathematik von Rang 11 auf Rang 15 zurück,
beim Lesen vom 10. auf den 19. Rang und in den Naturwissenschaften
verschlechterten sich die 16-Jährigen von Rang acht gar auf
Rang 20.
In der andauernden Schuldebatte und für Reformen zuständigen
„Zukunftskommission“ werden zwar Maßnahmen eingefordert,
das Wort „Gesamtschule“ wird aber – insbesondere
von konservativer Seite – meist peinlich gemieden. Dass das
hierzulande oft abschätzig betrachtete Modell viel Positives
leisten kann, erläuterte kürzlich die auf Einladung der
sozialdemokratischen Fraktion des steirischen Landesschulrates (ÖSL)
und des BSA in Graz weilende deutsche Reformpädagogin Enja
Riegel: Die unter ihrer Leitung in eine Gesamtschule umstrukturierte
Helene-Lange-Schule in Wiesbaden (Hessen) rangierte beim ersten
PISA-Test auf absoluten Spitzenrängen, obwohl die SchülerInnen
wegen der zahlreichen kreativen und fächerübergreifenden
Aktivitäten fast ein halbes Jahr weniger Fachunterricht als
andere haben. Dieses Vorbild belegt für Dr. Dietmar
Dragaric, Vizepräsident des LSR für Steiermark,
dass auch ohne verordnete Schulreform die „pädagogisch
unsinnige Trennung der Schüler“ aufgehoben werden kann.
Ansätze dafür seien in den rund 50 österreichischen
Modellschulen vorhanden, jedoch wäre es wünschenswert,
diese Zahl durch eine Stärkung der Schulautonomie deutlich
zu erhöhen.
Mit Enja Riegel sprach Josef Schiffer über die Erfolgsgeheimnisse
der autonomen Helene-Lange-Schule :
Nach welchen Prinzipien läuft der Unterricht an der
Helene-Lange-Schule ab?
Riegel: Bei uns werden die Kinder der Schulstufen 5 bis 10, also
die Elf- bis Sechzehnjährigen, in allen Fächern gemeinsam
unterrichtet. Pro Jahrgang gibt es vier Klassen mit zusammen etwa
100 Schülern, woraus eine vergleichsweise niedrige Klassenstärke
resultiert. Der Unterricht erfolgt durch Lehrerteams, die sich aus
jeweils sechs bis acht Mitgliedern zusammensetzen und ihre Klassen
über die gesamte Schulzeit hinweg begleiten. Dadurch gibt es
keine unnötigen Lehrerwechsel mehr und als äußert
erstaunliche positive Folge davon hat sich die Dauer von Krankenständen
im Lehrkörper mehr als halbiert.
Der Unterricht selbst wird von zwei zentralen Elementen geprägt,
erstens wird immer eine freundliche und ermutigende Atmosphäre
geschaffen, um Frustration zu vermeiden, und zweitens gilt das Prinzip,
dass jeder selbst nach Lust und Laune forschen und entdecken kann,
was die Freude am Lernen ganz wesentlich fördert. In den ersten
beiden Stufen gibt es noch kein Ziffernzeugnis, sondern nur eine
Beschreibung des Lernfortschritts.
Welche Aktivitäten erwarten die Schüler neben dem
Fachunterricht?
Eine ganz zentrale Rolle spielt das Theater an unserer Schule:
es gibt intensive Theaterprobezeiten mit Aufführungen, insgesamt
etwa acht Wochen, darunter Workshops unter der Anleitung von professionellen
Künstlern. Meine Erfahrung ist, dass sich das Theaterspielen
sehr positiv auf die Entwicklung der Schüler auswirkt, Ängste
werden abgebaut und das Bewusstsein, etwas Besonderes geleistet
zu haben, stärkt das Selbstvertrauen ungemein und hilft später
in schwierigen Situationen.
In jedem Halbjahr gibt es eine achtwöchige Projektphase,
ein fächerübergreifender Unterricht von bis zu sieben
Gegenständen, z.B. zum Thema „Wasser“, wo Chemie,
Physik, Musik, Geschichte, Geografie usw. zusammenarbeiten. Das
heißt, eben nicht nur im Klassenraum zu lernen, sondern auch
an Lernorten, die sie vielleicht selbst ausfindig machen wie im
Klärwerk, im Wald oder am Flussufer. Das heißt auch,
dass sie in Büchereien und im Internet forschen, sich selbst
Material zusammensuchen und Experten ausfindig machen.
Wie finanzieren Sie die z.T. sehr aufwändigen Projekte?
Wir halten sehr viel auf Eigenverantwortung: Daher haben die Schüler
gemeinsam mit den Lehrern die Reinigung der Schule anstelle eines
privaten Putzdienstes übernommen, dadurch ersparen wir uns
etwa 27.000 Euro jährlich. Mit dem zurückgelegten Geld
können die Schüler u.a. ihren Theaterpädagogen bezahlen.
Welche Schüler nehmen Sie auf bzw. was wird aus den Absolventen?
Wir haben etwa 400 Anmeldungen jährlich, davon können
wir leider nur etwa hundert Schüler aufnehmen. Dabei sind wir
bestrebt, ausführliche Vorgespräche zu führen und
eine möglichst große Leistungsbreite abzubilden, was
unsere Klassen durchaus repräsentativ für den Durchschnitt
der Bevölkerung macht. Dazu werden in jedem Jahrgang behinderte
Schüler aus anderen schulischen Institutionen integriert. Von
unseren Absolventen geht etwa die Hälft direkt ins Berufsleben,
während die andere Hälfte weiterführende Schulen
besucht. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass diese im Vergleich
zu ihren Altersgenossen ein hervorragendes Wissensniveau erreicht
haben.
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Geheimwissenschaft
Wirtschaft? „Wir zählen mit
Akribie die Anzahl der Obstbäume, aber wir behandeln die Vermögen
sehr diskret, und das ist kein Zufall. In diesem Bereich sind eben
die politischen Widerstände besonders groß.“ (Ferdinand
Lacina) |
Vom „Kumpelkapitalismus“ und dem Schweigen
der ÖkonomInnen Beim Science Talk der Neuen Galerie
werden renommierten WissenschaftlerInnen sieben ModeratorInnen-Fragen
und natürlich auch einige Publikumsfragen gestellt, diesmal
(Science Talk 03 am 9.5.2005) stellte Christian Eigner
die Fragen an den Wiener Ökonomen Dr. Martin Schürz
im Beisein von ca. 40 interessierten ZuhörerInnen.
Martin Schürz:
„Medien vermitteln häufig nur unwichtige Wirtschaftsinformationen“
Die erste Frage galt gleich der Entwicklung der letzten 10 bis
15 Jahre. Kann das Zurückdrängen des Staates als Ideologisierung
der Gesellschaft gesehen werden, gibt es dafür auch andere
Erklärungen? Martin Schürz sieht in dieser Entwicklung
vor allem den (erfolgreichen) Kampf wirtschaftlicher, politischer
und kultureller Eliten gegen den Sozialstaat. Die Machtposition
dieser Eliten hat sich natürlich auch durch die Globalisierung
verbessert – und wird es wahrscheinlich auch weiterhin tun.
Die Entwicklung stützt sich jedoch keinesfalls nur auf Fakten,
sondern auch auf Normen. Die zunehmende Verflechtung und Kooperation
zwischen wirtschaftlichen und politischen Eliten hat Charakteristika
eines Kumpelkapitalismus. Nahe liegend war somit die nächste
Frage: Warum schweigen die meisten ÖkonomInnen zu dieser Entwicklung?
Die Antwort darauf war vielfältig. Eine Ursache ist in der
Entwicklung innerhalb der Ökonomie zu sehen; die Ökonomie
hat sich von einer Sozialwissenschaft in Richtung Naturwissenschaft
bewegt, da bleibt wenig Platz für Aussagen über die Gesellschaft
und gesellschaftliche Prozesse. Andererseits will die Gesellschaft
die ÖkonomInnen vielleicht auch gar nicht hören –
oder zumindest geben viele Medien den ÖkonomInnen wenig Platz.
Zusätzlich ist eine massive Reizüberflutung mit ökonomischen
Informationen – aber nach Ansicht von Martin Schürz und
des Großteils des Publikums leider den eher unwichtigen Informationen
– zu erkennen. Als Beispiele dafür seien nur der Umfang
der täglichen Börsenberichte in den meisten Medien, die
permanenten Hinweise auf die (angebliche) Notwendigkeit einer privaten
Altersvorsorge oder eines Nulldefizites erwähnt.
Diese neue Bildungswelle zeigt jedoch keinesfalls den gesellschaftspolitischen
Gestaltungsspielraum auf, ganz im Gegenteil, sie dient eher dazu,
gesellschaftspolitische Entscheidungen als Notwendigkeiten zu vermarkten.
Außerdem verändert diese Bildungswelle natürlich
nichts an bestehenden Ungleichheiten. Selbst wenn alle Armen die
ökonomischen Zusammenhänge gut verstehen würden,
von der Notwendigkeit von Vorsorge überzeugt wären, usw.
… ohne Einkommen könnten sie sich trotzdem keine hinreichende
Altersvorsorge leisten.
Wichtiger ist die Einbindung breiterer Bevölkerungskreise
in wirtschaftspolitische Entscheidungen (z.B. in staatliche Ausgabenplanung)
und ein Abbau des derzeit gelebten Experten-Kults. In Bereichen,
in denen Werte, Normen und Fakten von einander kaum unterscheidbar
sind, ist ExpertInnenwissen jedenfalls durch breite Diskussionen
zu ergänzen.
Und dafür, dass das sogenannte ExpertInnenwissen fehlbar
ist, gibt es deutliche Evidenz. Nicht nur immer wieder falsche Wirtschaftsprognosen
(das Wirtschaftswachstum wird meist überschätzt, die Arbeitslosigkeit
unterschätzt), auch grundsätzliche Fehleinschätzungen
sind zu beobachten. Beispielsweise führen die Budgetdefizite
im Euroraum offensichtlich nicht zu der immer wieder vorhergesagten
Euro-Schwäche, das Gegenteil trifft derzeit zu.
In der Diskussion wurde die Frage von Steuersenkungen und Steuererhöhungen
erörtert. Einerseits sind die immer wieder geforderten Steuersenkungen
aus der Sicht der Massen nahezu irrelevant (mangels Betroffenheit),
die damit meist untrennbar verbundenen Ausgabensenkungen führen
jedoch in vielen Fällen zu spürbaren Einbußen. Andererseits
fehlt ein gesellschaftspolitischer „Diskurs des Wegnehmens“,
der vielfach verwendete Hinweis auf Neid-Komplexe ist jedenfalls
zurückzuweisen. Aber natürlich fehlen auch wichtige Grundlagen
für einen solchen Diskurs. Fragen nach der derzeitigen Vermögensverteilung
in Österreich konnte auch Martin Schürz nicht beantworten
– es fehlen einfach die notwendigen Daten. Hier liegt nach
wie vor vieles im Geheimen … ob das ein Zufall ist?
– gw –
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Internet-Literacy:
Bewertung von Information
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Schätzungen sprechen von einigen Milliarden Dokumenten, die
im Internet zu finden sind. Gezielte Recherche nach relevanter Information
ist also geboten.
Im Lehrgang „Internet & politische Bildung“ kann
man sich in Strobl am Wolfgangsee mit diesen Fragen in drei Präsenz-
und zwei Onlinephasen anhand politischer Themen auseinandersetzen.
Die Kursmodule widmen sich Suchmaschinen, Online-Katalogen, Politischen
Aspekten des Internet („Digital Divide“, politischer
Aktivismus, Zensur, Open Source) und Evaluierung der Qualität
von Information. Ziel ist es, das Internet für Recherchen besser
nutzen zu können, die Qualität der aufgefundenen Dokumente
einschätzen und die Fertigkeiten mit Hilfe eines Content-Management-Systems
zu üben.
Termine:
Basiskurs: 12.-14. September 05, Aufbaukurs: 12.-14. Oktober 05,
Fortgeschrittenenkurs: 21.-23. November 05
Kosten: Euro 100,- (+ Unterkunft)
Infos: Mag. Wolfgang Russ | 01-504 68 58-12 |
russ@politischebildung.at
| www.politischebildung.at
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Bildung
kennt kein Alterslimit – Bildung erfolgreich vernetzt
Seit einem Jahr existiert in der Steiermark die von Mag. Margareta
Dorner geleitete Koordinationsstelle des Bildungsnetzwerkes Steiermark. |
„Das große Ziel der Bildung ist nicht das Wissen,
sondern das Handeln“, formulierte Landesrätin Mag. Kristina
Edlinger-Ploder anlässlich der Präsentation der
Ein-Jahres-Bilanz des von ihr initiierten Bildungsnetzwerkes Steiermark.
Dieses hatte – abgesehen von der Tatsache – dass die
Agenden der Erwachsenenbildung vom Bund auf die Länder übertragen
wurden, ohne dabei die Länder auch mit zusätzlichen finanziellen
Ressourcen auszustatten – gute Startbedingungen: Schließlich
wurde das EU-Ziel für 2010, wonach bis zu diesem Zeitpunkt
12,5% der Bevölkerung am lebenslangen Lernen teilnehmen sollen,
in der Steiermark schon 2003 erreicht – also noch bevor das
Bildungsnetzwerk seine Tätigkeit aufgenommen hatte.
Setzen auf Vernetzung der steirischen Erwachsenenbildungs-Institutionen:
Margareta Dorner, Leiterin der Geschäftsstelle des Bildungsnetzwerkes
und
< LRin Kristina Edlinger-Ploder.
Weiterbildungsdatenbank im Netz: www.eb-stmk.at
„Mit dem Bildungsnetzwerk wurde eine neue Organisationsform
geschaffen, in deren Rahmen über 50 gemeinnützige Einrichtungen
ihre Bildungsprogamme anbieten“ nennt Dorner einen der Erfolgsfaktoren
des Netzwerkes. Vom bfi über die Volkshochschule bis zur Urania,
vom Ländlichen Fortbildungsinstitut über das Wifi bis
zur Grünen Akademie sind alle wichtigen Anbieter im Netzwerk
vertreten. Aus ihren Reihen kommt auch der – ehrenamtliche
– Vorstand des Bildungsnetzwerkes, Vorsitzender ist DI Franz
Riebenbauer, Leiter des Bildungszentrums Raiffeisenhof.
Zentrale Plattform für die Präsentation des Angebotes
ist die Weiterbildungsdatenbank, auf die unter www.eb-stmk.at zugegriffen
werden kann – im ersten Jahr wurde diese Möglichkeit
von 600.000 Personen genutzt. Derzeit sind im Schnitt zwischen 8000
und 12.000 Angeboten abrufbar – der Löwenanteil davon
entfällt auf die Bereiche Sprachen (dzt. ca. 1200 Kurse) und
Informatik/EDV (zur Zeit ca. 2400 Angebote).
Qualitätssicherung wird in Angriff genommen.
Für Nicht-Internet-User gibt es aber noch andere Möglichkeiten
sich über das steirische Weiterbildungsangebot beraten zu lassen:
Am Weiterbildungstelefon unter 0810 900 320 gibt’s Auskünfte
zum Ortstarif. Und in den Infostellen für Weiterbildung –
Gemeindeämtern und öffentlichen Büchereien –
besteht die Möglichkeit der Bildungsberatung in einem persönlichen
Gespräch.
„Erwachsenenbildung bedarf der permanenten Evaluierung und
Qualitätssicherung“, betont Dorner. Darum wird das Netzwerk
heuer ein Projekt zur Qualitätssicherung unter besonderer Berücksichtigung
kleinerer und mittlerer Bildungseinrichtungen vorbereiten, das ab
März 2006 starten soll.
– cs –
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Elite-Universität
oder Elite-Netzwerk? |
Die Diskussionen rund um eine Reform der heimischen Universitätslandschaft
sind in den vergangenen Jahren trotz mancher parteipolitischer Grabenkämpfe
bisher immer mit einer gewissen Behäbigkeit verlaufen, da wurde
nun mit einer für österreichische Verhältnisse ungewohnten
Hast das fertige Konzept für eine „Exzellenz-Universität“
vorgelegt. Das vom Experimentalphysiker und Starwissenschaftler
Prof. Anton Zeilinger im vergangenen Herbst angeregte
Projekt einer Elite-Forschungseinrichtung nach dem Vorbild der ETH
Zürich oder des MIT (Massachusetts Institute of Technology)
wurde von einer aus 27 Experten bestehenden Arbeitsgruppe im Bildungsministerium
in nur wenigen Monaten ausgearbeitet und Anfang Juni Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer präsentiert. Die „Elite-Universität“,
die nach dem Willen ihrer Schöpfer „Austrian Institute
of Advanced Science and Technology“ (AIST) heißen wird,
soll am 1.10.2006 den Betrieb aufnehmen. Das Konzept betont, dass
hier eine Vorzeigeinstitution innerhalb Europas geschaffen werden
soll, die sich – zumindest in einer ersten Aufbauphase –
ausschließlich dem naturwissenschaftlichen Bereich widmen
wird. Die Kosten für den Aufbau der Forschungseinrichtung werden
auf 82,3 Mio. Euro geschätzt, an jährlichen Kosten sind
zunächst 21,6 Mio. vorgesehen, nach zehn Jahren sollen die
Betriebskosten dann rund 73 Mio. Euro betragen, wobei betont wird,
dass das Geld von Bund, Ländern, Gemeinden und privaten Geldgebern
aufgebracht und nicht den bestehenden Universitäten weggenommen
wird.
ÖH-Vorsitzender
Philipp Funovits im kontroversen Gespräch mit Gerhart Wielinger
und Hellmut Fischmeister
In Reihe TopThink_4 des „Forum Technik und Gesellschaft“
fand in der Aula der Karl-Franzens-Universität Graz kurz vor
Bekanntwerden dieser Entscheidung eine prominent besetzte Podiumsdiskussion
darüber statt, ob es sinnvoller ist, eine „Spitzenuniversität“
quasi aus dem Boden zu stampfen oder die bestehenden Forschungs-Netzwerke
konsequent auszubauen.
Prof. Dr. Franz-Josef Durst, Leiter der Bayerischen
Elite-Akademie, bekannte sich in seinem Referat zu einem positiv
besetzten Elitebegriff: „Eliten gibt es in allen Gesellschaftsbereichen
und zu ihrer Förderung sind spezielle Programme notwendig.“
In Bayern werden exzellente Studenten nach strikt objektivierten
Kriterien ausgewählt und in den so genannten „Elite-Akademien“
nicht nur fachlich, sondern auch in Kreativität und „soft
skills“ ausgebildet. Durch die Vernetzung mit ausländischen
Spitzenhochschulen konnte in Partnerschaften von Universitäten
und außeruniversitären Einrichtungen ein Elite-Netzwerk
geschaffen werden, das ohne Neugründung einer eigenen Universität
auskommt, von der Durst eher wenig hält. Die Ergebnisse solcher
Versuche seien, wie im Falle der Graduiertenkollegs in Bonn, oft
recht medioker, weil man ohne attraktive Forschungsfelder meist
nur eine zweite Garnitur von Professoren bekomme.
Univ.-Prof. Dr. Hellmut Fischmeister, Mitglied
des Österreichischen Wissenschaftsrates, verteidigte die geplante
Elite-Universität mit dem Argument, dass Österreich dringenden
Bedarf an einer den Max-Plank-Instituten analogen Forschungseinrichtung
habe. Eine Gefahr, die er dabei allerdings sieht, ist, dass mit
halben Mitteln ein halbherziges Projekt umgesetzt werden könnte,
daher bestehe er auf dem „strengen Schutz der objektiven Auswahlkriterien,
die nicht durch Korruption und politischen Proporz aufgeweicht werden
dürften“, denn nur so könne eine internationalen
Standards entsprechende Forschungseinrichtung funktionieren.
Philipp Funovits, Vorsitzender der Hochschülerschaft,
meldete gegen beide Konzepte Bedenken an. Er hält wenig von
„einem dem 19. Jahrhundert entstammenden“ Elitegedanken:
„Zuerst muss die universitäre Grundausbildung funktionieren,
damit weniger junge Leute das Studium abbrechen. Erst danach kann
man daran gehen und sich über die Förderung von exzellenten
Forschen unterhalten.“ Univ.-Prof. Dr. Gerhart Wielinger kritisierte,
dass in Österreich seit den siebziger Jahren keine koordinierte
Wissenschaftspolitik mehr stattfände, ein Projekt wie das der
„Elite-Uni“ drohe am Mangel von Zielgerichtetheit zu
scheitern, der Ausbau bestehender Netzwerke sei der Erfolg versprechendere
Weg. Ebenfalls zu einer besseren Nutzung vorhandener Stärkefelder
bekannten sich die Rektoren der Universität Graz und der Technischen
Uni, Univ.-Prof. Dr. Alfred Gutschelhofer und Univ.-Prof.
Dr. tech. Hans Sünkel. Der Forschungskoordinator
der AVL List, DI Josef Affenzeller, strich heraus,
dass für ein tragfähiges Konzept die Interessen der Industrie
stärker eingebunden werden sollten. Dieser Faktor werde im
Vergleich zu den USA hierzulande oft vernachlässigt.
Gegen die rein ökonomische Betrachtung von Forschungsprojekten
wandte sich Funovits, der – selbst Mathematiker – dafür
plädierte, dass auch für die Industrie nicht verwertbare
Disziplinen, wie die Geisteswissenschaften, ihre Existenzberechtigung
haben müssen. Durch die mangelhafte Finanzierung und Ausstattung
der Grundstudien an den bestehenden Universitäten drohe zudem
die Gefahr, dass man unter Umständen irgendwann nicht über
genug eigene Absolventen für den Eintritt in eine Elite-Uni
verfügen werde. Das Grundproblem sei, so formulierte er pointiert,
dass in „Österreich nicht zu wenig Marketing für
die Wissenschaft passiert, sondern nur mehr Marketing statt Lösung
der Hausaufgaben stattfindet“.
– js –
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Der
Geist kam in die Steiermark |
Zum ersten „Pfingstdialog Steiermark“ mit dem Titel
„Die Entdeckung Europas“ diskutierten ca. 100 ReferentInnen
– PolitikerInnen, KünstlerInnen, WissenschafterInnen,
MedienvertreterInnen und UnternehmerInnen – auf sehr unterschiedlichem
Niveau, die Themen reichten von Zukunftsvisionen für Europa
und die EU über allgemeine Debatten über Sinn und Funktionalität
der Demokratie bis zu Fragen der kulturellen Vielfalt.
Referenten bei „Geist und Gegenwart“: Vorzeige-Europäer
Hans-Dietrich Genscher (o.F.) Stefan Schulmeister > ,
Ökonom mit klaren Positionen gegen den neoliberalen Zeitgeist;
Hermann Nitsch >
– der nicht zu Wort kommen durfte
Ex-BRD-Außenminister Hans-Dietrich Genscher betonte
bei der Plenardiskussion die Bedeutung der Wissenschaft und die
verbindende Kraft der westlichen Werte für Europa. Wirtschaftsforscher
Stefan Schulmeister unterstützte ihn in seiner
Forderung den Weg der sozialen Marktwirtschaft nicht zu verlassen.
Am nächsten Tag wurde die Diskussion allerdings von Industriellen-Präsident
Veit Sorger in eine andere Richtung gelenkt, der längere
Arbeitszeiten und größere Flexibilität von Seiten
der ArbeitnehmerInnen einforderte.
Statt Diskussion: Tribunal über Hermann Nitsch
In der Diskussionsrunde zu kulturellen Dimensionen im Integrationsprozess
hätte sich die Möglichkeit einer kontroversen Diskussion
ergeben können, fanden sich doch Hermann Nitsch und
Bischof Egon Kapellari auf einem Podium. Dieses
geriet stattdessen durch die tätige Mithilfe des Moderators
(Kapellaris Berater Harald Baloch) zum Tribunal über Nitsch:
So wurden alle DiskutantInnen außer Nitsch zu einem längeren
Einleitungsstatement aufgefordert, Nitsch hatte kaum zu sprechen
begonnen, wurde er schon von Kapellari unterbrochen. In der Folge
bestand die Moderation durch Baloch darin, Nitsch zu maßregeln
und seine Wortmeldungen zu unterbinden um Kapellari und andere DiskutantInnen
zu Wort zu bitten.
Bei der Osterweiterung zu wenig vorausgedacht
In der Diskussionsrunde zur Wirtschaftskultur in Europa kritisierte
Schulmeister, dass bei der EU-Erweiterung zu wenig vorausgedacht
wurde. „Man hätte vor dem Beitritt der östlichen
Länder Bedingungen schaffen sollen, die den Migrationsdruck
mindern. Als Modell dafür hätte der Beitritt Portugals
vor 20 Jahren dienen können.“ Besonders kritisch sei,
so Schulmeister, auch die extrem neoliberale Politik der östlichen
Staaten mit einem daraus folgendem Steuerdruck für viele andere
EU Staaten zu bewerten.
Die Antwort auf die Frage, ob der steirische Pfingst-Dialog seinem
Anspruch ein „steirisches Alpbach“ zu sein gerecht wurde
und ob die kurzen Statements mit darauf folgenden Diskussionen ausreichend
Raum für die Erörterung der komplexen Themen boten, möge
der Beurteilung der TeilnehmerInnen überlassen bleiben. Weniger
dürfte allerdings gerade bei solchen Events mehr sein.
– jm –
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„Marshallplan“
gegen die Globalisierung von oben |
Ex-Vizekanzler Josef Riegler gilt als einer der
Väter des Begriffs „ökosoziale Marktwirtschaft“.
Am 11. Mai plädierte er auf einem Symposion der Christgewerkschafter
in der Steirischen Arbeiterkammer für einen globalen Marshallplan
zu deren Durchsetzung.
Fordert den Global Marshallplan:
Josef Riegler, Präsident des Ökosozialen Forums
Riegler zitiert Mirko Kovats, der die Politik auffordert zu handeln,
denn er, Kovats, müsse sich im jeweils vorgegebenen Handlungssystem
Wirtschaft bewegen. Riegler: „Nach der Enttäuschung darüber,
dass die Globalisierung keine Jobmaschine hervorbrachte, hat die
Politik aufgehört zu handeln.“ Die EU gilt aber als Hoffnungsträger
dafür, sowohl stabile politische Rahmenbedingungen herstellen
als auch deren Mißachtung sanktionieren zu können.
Der historische Marshallplan beruhte auf dem Prinzip, dass die
Politik die Wirtschaft sozusagen in die Pflicht nehmen konnte: Eine
(politische) Großmacht erreichte über angebotene wirtschaftliche
Unterstützung eine Neuordnung Europas. Die politische Neuausrichtung
vollzog sich entlang der Annahme/Nichtannahme der angebotenen Hilfe.
Staaten wie die Tschechien oder Ungarn nahmen ihre anfängliche
Zusage der Teilnahme am Marshallplan später wieder zurück.
Im heutigen Szenario transnational agierender Konzerne sind derartige
Projekte vermutlich kaum wiederholbar. Solidarität wollen die
Global-Marshall-Planer vor allem über exzessives Netzwerken
erreichen.
Das Projekt Marshallplan will zunächst das Erreichen der im
Jahr 2000 beschlossenen Millennium-Ziele der Vereinten Nationen
unterstützen. In acht Punkten werden hier Positionen wie Verbesserung
im Zugang zur Bildung, Gender Mainstreaming, Halbierung der Zahl
jener Menschen, die keinen Zugang zu trinkbarem Wasser haben (derzeit
eine Milliarde) oder die Eindämmung von Pandemien wie AIDS
formuliert und gefordert, mit Zielerreichung im Jahr 2015. Die Kosten
für den Global Marshallplan würden das im Augenblick weltweit
aufgebrachte Volumen an Entwicklungshilfe von 0,2% des BIP der Geberländer
auf etwa 0,6% erhöhen.
www.globalmarshallplan.org
| www.oekosoziales-forum.at
| info@globalmarshallplan.org
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Raiffeisensektor
baut Marktführerschaft aus |
Ganz dem Thema „Menschen“ gewidmet ist die Bebilderung
des heurigen Geschäftsberichts der Raiffeisenlandesbank Steiermark,
nicht zuletzt als Zeichen, dass auch Banker nicht nur in Zahlen
denken, „sondern für die ganz konkreten Anliegen ihrer
Kunden und Mitarbeiter da sind“, wie Generaldirektor Georg
Doppelhofer betont. Er äußerte sich bei der
Bilanz-Pressekonferenz trotz der eher mäßigen Zuwächse
im Jahr 2004 zufrieden: „Wir sind nach wie vor die stärkste
Kraft in der steirischen Finanzlandschaft und damit zugleich Seriensieger
bei den Marktanteilen.“
RLB-Generaldirektor Dr. Georg Doppelhofer >
und < Gen.Dir.Stv. Mag. Friedrich Lengger sind mit der Bilanz
für 2004 „durchaus zufrieden“
Wie schon in den letzten Jahren konnte die Raiffeisen-Bankengruppe
Steiermark in allen wichtigen Sparten zulegen: So wurde von der
Raiffeisengruppe Steiermark mit ihren Filialen 2004 erstmals die
20 Milliarden-Grenze bei der Bilanzsumme überspringen. Als
Konzern (zusammen mit der Hypobank) erwirtschaftete die RLB 2004
eine Bilanzsumme von 10,6 Mrd. Euro, das entspricht einem Plus von
6,6%. Bei einem Marktanteil von 44,5% bei den Spareinlagen und 31%
bei den Finanzierungen ist Raiffeisen damit weiterhin die bestimmende
Kraft in der Steiermark. Dazu der RLB-Generaldirektor: „Wir
haben in den letzten Jahrzehnten den Sparkassen die Marktführerschaft
abgenommen und es ist daher nur verständlich, dass wir alles
daran setzen, dass die Situation bleibt, wie es das Kundenvertrauen
festgeschrieben hat.“
Die derzeitige Wirtschaftslage stellt sich für Doppelhofer
aus Sicht der Banken zwiespältig dar: „Damit die Konjunktur
spürbar anzieht, müsste mehr konsumiert werden.“
Es werde aber tendenziell eher mehr gespart, vor allem für
die Altersvorsorge. Die Spareinlagen bleiben auf hohem Niveau stabil,
„es gibt praktisch keine Abflüsse“. Auf der Kreditseite
seien die Kunden „sehr selektiv“, die Gelder fließen
weniger in den Konsum, sondern in dauerhafte Güter und in die
Schaffung von Wohnraum.
Das erste Quartal 2005 hat durchaus schon einiges Erfreuliche
für das Haus gebracht „Vor allem der gelungene Börsegang
von Raiffeisen International (RI), hat uns viel Freude gemacht.“
Doppelhofer sieht den Erfolg des Börseganges als „das
Ergebnis vieler Jahrzehnte Arbeit im Dienste der Menschen und der
Wirtschaft.“
Persönlich große Freude dürfte dem Raiffeisen-Chef
auch die Verleihung der Ehrensenatorwürde der Karl-Franzens-Universität
Graz bereiten. Georg Doppelhofer – er promovierte 1970 an
der Rechtswissenschaftlichen Fakultät – unterstützt
seit Jahren zahlreiche Aktivitäten der Grazer Universität.
– js –
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Ein
neuer „CV“ – in roter „Wichs“
< Voves, Zeiler, Dörflinger beim „Club
Voves“ |
„CV“ ist zunächst die Abkürzung für die
burschenschaftliche Organisation „Cartellverband“, „Club
Voves“ nennt sich nicht nur ein französischer Judokaclub,
Club Voves heißt neuerdings auch ein Personenkomitee, eine
Plattform zur Förderung der Behandlung von Zukunftsthemen in
der Steiermark, für die Steiermark. Mentor und Vorsitzender
des „CV“ ist Günter Dörflinger,
ausgerechnet jener Mann, der im „Nachfolge-Christi-Spiel“
um den steirischen SP-Vorsitz Peter Schachner-Blazizeks Willen zufolge
im Jahr 2001 zugunsten Franz Voves weichen musste.
Club Voves, eine unbezweifelbar im Vorfeld der Landtagswahlen
ins Leben gerufene Einrichtung, will vor allem über den Einsatz
parteifernerer Persönlichkeiten, die allesamt jedoch in Franz
Voves einen Garanten für notwendige Erneuerung in der Steiermark
sehen, über deren intellektuelles und argumentatorisches Potenzial
entsprechende Impulse setzen.
„Mutmaßungen über Hoffmann“
Als sich der Club Voves am 21. Mai in der Grazer Stadthalle erstmals
in der Öffentlichkeit inszenierte, gelang dies in erster Linie
über den Auftritt einer bis zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit
wohl unbekannten Grazerin, der in der EU-Kommission tätigen
Finanzmärkteexpertin Eva Hoffmann, die in
den wenigen Sätzen ihres Statements schneidende Kritik zu den
bestehenden Verhältnissen in der Steiermark fand. Inszeniert
oder nicht – im „Abgang“ des Ereignisses stahl
sie damit sogar dem Ehrengast und Hauptredner der Veranstaltung,
RTL-Boss und Alt-ORF-Generalindendant Gerhard Zeiler,
die Show. Zurück blieben Mutmaßungen über Hoffmann
als eine Hoffnungsträgerin der steirischen SP.
Die österreichische Fernsehlandschaft
Zeiler referierte über die TV-Landschaft in Österreich
– und dass hier drei Privatkanäle ideal für die
Belebung wären und so weiter. Die politische Einflussnahme
aufs Fernsehen habe viele Gesichter. Tatsache sei, dass die Öffentlich-Rechtlichen
praktisch unter Interventions-Dauerbeschuss stünden, die Privaten
dagegen diesbezüglich prinzipiell weniger gefährdet seien.
Der Mix aus mehreren Nachrichtenredaktionen (öffentlichen und
privaten) schaffe laut Zeiler positive Konkurrenz in Richtung mehr
Objektivität und weniger politisch gesteuerter Berichterstattung.
Aufmerksam folgten ORF-Steiermark-Direktor Edgar Sterbenz
(vormals: Intendant) und sein Chefredakteur Gerhard Koch
auf den Publikumsrängen diesen Ausführungen.
Vom Club Voves, der mittlerweile bereits weit über 100 Persönlichkeiten
zählt, sprachen bei der Initialveranstaltung etwa zehn ProponentInnen
über ihre Motive für die Teilnahme. Zu Wort kamen BildungsexpertInnen,
SportlerInnen und Chefs öffentlicher Einrichtungen. Voves selbst
will „mit all diesen Persönlichkeiten die Erneuerung
schaffen“. „Wir müssen die Gesellschaft öffnen
und alle Menschen mit ihren Visionen und ihrem Mut mitnehmen.“
– ko –
Kontakt: Tel. (0 316) 32 78 90 | office@clubvoves.at
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GraWe
entwickelt sich „nachhaltig und ertragreich“ |
Eine äußerst positive Bilanz kann die traditionsreiche
Grazer Wechselseitige Versicherungs AG über ihr Geschäftsjahr
2004 ziehen: Die Kapitalerträge sind von netto 58,3 auf 63,8
Mio Euro gestiegen, der Jahresüberschuss – der zur Gänze
den Reserven zugeführt wird – von 14,6 auf 19,3 Mio,
der Solvabilitätsgrad von 260,5 auf 275,8%. Generaldirektor
Mag. Dr. Othmar Ederer: „Wir gehören
damit zu den kapitalstärksten Unternehmen Österreichs.“
Der Aufbau der Tochterunternehmen in den ost- und südosteuropäischen
Ländern schreite planmäßig voran, „alle Töchter
haben positiv bilanziert, schon 30% der Prämien werden im Ausland
erwirtschaftet“, betont Ederer.
Die konservative Anlagepolitik der GRaWe – geringer Aktien-
und hoher Immobilienanteil – mache sich auch im Bereich der
privaten Vorsorge und Lebensversicherungen durch hohe Stabilität
der Gewinnerwartung bezahlt. Man stehe „nicht unter Druck,
das am schnellsten wachsende Unternehmen der Branche zu sein –
wir wollen uns nachhaltig und ertragreich entwickeln.“ Handlungsbedarf
ortet Ederer v.a. wegen der rasanten Zunahme der Einbruchsdiebstähle
– man versuche die KundInnen zu entsprechender Vorsorge anzuhalten.
Aus aktuellem Anlass erläuterte GD-Stellvertreter Dr. Siegfried
Grigg schließlich, warum kein Versicherungsunternehmen
– auch nicht die GraWe – gegen Schäden aus dem
Einsatz von Gentechnik versichere: „Es gibt einfach kein versicherungsmathematisches
Modell, nach dem wir unser Risiko berechnen könnten.“
– cs –
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Grazer Stadtwerke bilanzieren:
„Strategische Neuausrichtung gelungen“ |
Das Geschäftsjahr 2004 war für die Grazer Stadtwerke AG
vor allem durch den Aufbau strategischer Partnerschaften und die
Neustrukturierung durch eine Formierung in Richtung „Stammhauskonzern“
gekennzeichnet. Parallel dazu wurde die Erschließung neuer
und viel versprechender Geschäftsfelder weitergeführt:
Ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Internationalisierung der Aktivitäten
des Konzerns ist die Übernahme des Flughafens Graz und die
Expansion der Werbemittelfirma Ankünder GesmbH im Ausland wird
ebenfalls mit großem Erfolg vorangetrieben.
Stadtwerke-Vorstandsduo Wolfgang Malik und Wolfgang Messner:
„Wir planen in den kommenden Jahren verstärkt in die
Beitrittsländer zu expandieren.“
Solide Bilanz
Die beiden Stadtwerke-Vorstände Dr. Wolfgang Messner
und DI Wolfgang Malik blicken trotz eines relativ
mageren Gesamtgewinnes von 1,2 Mio. Euro zufrieden auf das abgelaufene
Jahr zurück: Nach einem schwierigen Jahr 2003 überstiegen
die Umsatzerlöse 2004 aus den Geschäftsbereichen der AG
erstmals die 80 Mio. Euro-Grenze. Die Sparten Bus und Straßenbahn,
Bestattung und Freizeit schreiben nach wie vor rote Zahlen, gutes
Geld wird dagegen mit der Wasserversorgung und dem im Dezember 2003
erworbenen Flughafen sowie im Abfallbereich gemacht. Diese Stärkefelder
sollen künftig weiter ausgebaut werden, denn das Wachstum von
rund 1,4% ist Messner noch zu wenig dynamisch: „Wir sind bestrebt
unsere Aktivitäten in das Umland von Graz, weitere Regionen
der Steiermark und die Nachbarländer im Südosten Europas
auszuweiten, um neue und gewinnträchtigere Geschäftsfelder
zu erschließen.“ Auch innerhalb der Stadtgrenzen kann
sich Messner die Übernahme von Aktivitäten vorstellen,
etwa dem Kanal, der Medienfabrik oder der Parkraumbewirtschaftung.
In der Steiermark soll vor allem der Geschäftsbereich Wasser
weiter ausgebaut werden, wie es durch die Anbindung der Oststeiermark
an die „Wasserdrehscheibe“ bereits vorexerziert wurde.
Der Flughafen von Graz soll, so Malik, „als Standort in den
nächsten Jahren zu einem „Wirtschaftszentrum Südösterreichs
ausgebaut werden.“ Unter anderem soll dort nach der Fertigstellung
des neuen Terminalbereichs ein großzügig angelegtes Tagungshotel
entstehen.
Rege Aktivitäten in Südosteuropa
Mit Gründung der Auslandstöchter in Kroatien und Slowenien
prägt die Konzerntochter Ankünder seit den frühen
90er Jahren die Werbelandschaft wesentlich mit: Die Europlakat-Proreklam
d.o.o. (Zagreb) errichtet in allen größeren Städten
City-Light-Vitrinen und -Wartehäuschen sowie Großplakattafeln.
Durch Investitionen in Dubrovnik wurde bereits Ende 1993 –
erst 1995 war der Krieg in Kroatien zu Ende – ein deutliches
Zeichen gesetzt: Nur kurze Zeit später wurde Dubrovnik die
Schwesterstadt von Graz.
Die Proreklam-Europlakat d.o.o. (Ljubljana) betreibt in 48 Städten
Außenwerbung, daneben werden landesweit zahlreiche City-Lights,
Großplakatflächen etc. betrieben. Auch im Kosovo haben
die Ankünder-Aktivitäten Tradition: Nach dem Ende der
militärischen Auseinandersetzung war die Situation vor Ort
alles andere als rosig: In Prishtina gab es Wasser- und Strom meist
nur wenige Stunden am Tag. Die in der Nacht leuchtenden Werbemittel
des Ankünders, mit eigener Stromversorgung gespeist, wurden
ein weithin sichtbares und ermutigendes Signal für den Neubeginn.
Das Unternehmen Proreklam-Europlakat (Prishtina) wurde 2001 gegründet;
eine Expansion in weitere Städte ist geplant.
Ein Expertenteam der SAS (Styrian Aqua Systems, Vorstand Mag.
Klaus Zausinger) wird in Kürze Beratungstätigkeiten
für das Wassermanagement der bosnischen 220.000-Einwohner-Stadt
Banja Luka aufnehmen. Die aktuellste Kooperation kommt aus dem Bereich
der Grazer Verkehrsbetriebe: Gemeinsam mit der „Forschungsgesellschaft
Mobilität“ konnten die GVB einen international ausgeschriebenen
Beraterauftrag gewinnen. Die herausfordernde Aufgabe besteht in
der Beratung des Verkehrsunternehmens „Libertas–Dubrovnik
d.o.o.“ beim Einsatz moderner EDV-Systeme für die Verkehrsplanung,
in der Fahrzeugwartung und beim Marketing. Finanziert durch die
„European Bank of Reconstruction and Development“ konnte
das Unternehmen in einem ersten Schritt 30 neue Busse anschaffen.
Der Transfer von Know-how stellt für die Stadtwerke auch in
Zukunft ein wichtiges Element für die Erschließung von
neuen Märkten im Ausland dar.
Citycom – Weltweit vernetzt
„Wir verbinden Unternehmen“ lautet das Motto von Citycom,
das als Unternehmen der Grazer Stadtwerke AG seinen Kunden umfassende
Kommunikationsdienstleistungen anbietet. Alle dafür notwendigen
Kompetenzen sind in einem Unternehmen vereint: Qualifizierte Kundenbetreuer
erarbeiten mit Supportbetreuern Kommunikationslösungen für
Unternehmen. Mit innovativen Produkten wie „CC:LAN“
– direkter Datentransfer ohne Zeitverlust, „CC:SAFE“
– sicheres Outsourcen von Daten und „CC:NET“ –
highspeed business Internetlösung bietet die Citycom maßgeschneideerte
Business IT-Lösungen aus einer Hand.
Infos: Grazer Stadtwerke AG, Andreas-Hofer-Platz 15, A-8010 Graz
| T 43 316 887-2009 | Fax +43 316 887-2005 | www.grazer-stadtwerke.at
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Wirtschaftliche Kontakte
mit China verbessert |
Eine chinesische Delegation aus der Provinz Jilin war jüngst
zu Besuch in Graz: Wirtschafts-LR DDr. Gerald Schöpfer
führte die Gäste in das Messecenter Graz, wo Gouverneur
Wang Yunkun einen Kooperationsvertrag mit einer
Firma des steirischen Autoclusters unterzeichnete. „Wir möchten
die Beziehungen zwischen der Provinz Jilin und der Steiermark weiter
ausbauen.“, betonte der Leiter der chinesischen Delegation.
LH Waltraud Klasnic empfing anschließend
die Delegation. In den von Herzlichkeit geprägten Gesprächen
mit u.a. den Präsidenten der Industriellenvereinigung Mag.
Jochen Pildner-Steinburg und Dr. Gilbert
Frizberg, sowie dem Leiter der Europaabteilung des Landes
Steiermark, Mag. Ludwig Rader, kamen die Autoindustrie,
das Bildungssystem und der Schienenbau in Donawitz auf das Tapet.
Eine künftige Zusammenarbeit zwischen der Provinz Jilin und
der Steiermark wurde vereinbart.
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Steiermärkische
auf 1. Platz der Landeshauptstadt-Sparkassen |
Im Rahmen eines Galaabends der Erste Bank im Wiener Rathaus hat
das renommierte Institut kürzlich den von ihm ins Leben gerufenen
und mit 1 Million Euro dotierten Sparkassen Award verliehen. Dieser
wird in verschieden Kategorien nach den erreichten Kennziffern für
Spitzenleistungen im Verkauf, in der Führung der Sparkasse
und im Optimieren des Ressourceneinsatzes vergeben.
Die Gewinner in den insgesamt sechs Größengruppen werden
anhand von Unternehmenskennzahlen und Messzahlen aus dem Vertriebsunterstützungstool
„Retail Success“ ermittelt. Die Bewertungskriterin sind
u.a. das Betriebsergebnis je Mitarbeiter, Eigenkapitalrendite, Aufwands-Ertragsrelation,
Kernkapitalquote und durchschnittlich legitimiertes Kundenvolumen.
Erste Bank-Generaldirektor Andreas Treichl übergab
die vom Künstler Franz Kuppelwieser gestaltete
Trophäe und gratulierte den Vorständen stellvertretend
für alle Mitarbeiter zu ihren hervorragenden Leistungen.
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Stölzle-Oberglas,
Bärnbach: Aus nach 200 Jahren? |
Die Befürchtungen im weststeirischen Bärnbach,
dass die eingeleitete Schließung der Maschinenglaserzeugung
in der traditionsreichen Glashütte Stölzle-Oberglas nur
den Anfang vom Ende markiert, sind groß.
Dass sie nicht ganz unbegründet sind, scheint durch die stille
und nahezu heimliche Vorgangsweise der Konzernführung, die
die angebahnte Schließung als Konzentration der Ressourcen
darstellt, eine Bestätigung zu finden. Schon im März teilte
Konzern-Pressesprecherin Carmen Bischof lapidar mit: „Der
Grund, warum 75 der derzeit 198 Beschäftigten mit September
des Jahres gekündigt werden, liege darin, dass man die maschinelle
Produktion zusammenfassen müsse, um eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit
zu gewährleisten.“ (Kl.Ztg., 17.3.2005).
Betriebsschließung hätte gravierenden Folgen
für Bärnbach
Dass die Fakten betreffend Bärnbach etwas anders gelagert sind
als von der Konzernleitung dargestellt, wird nun bekannt, weil enttäuschte
Mitarbeiter des Bärnbacher Werkes laut über andere mögliche
Hintergründe nachdenken: Zehn Jahre seien keine Investitionen
mehr erfolgt, die nachweislichen Gewinne der letzten Jahre sollen
vom „global player“ Cornelius Grupp
seit 2001 in das neu erworbene polnische Werk investiert worden
sein, weil die dortigen Lohnkosten nur ein Sechstel der steirischen
betragen. Dass die Produktion in Bärnbach sehr wohl konkurrenzfähig
ist, bestätigen dem KORSO gegenüber inzwischen ausgeschiedene
Entscheidungsträger von Stölzle-Oberglas. Auch Betriebsratobmann
Erich Lienhart ist von der Konkurrenzfähigkeit
der Bärnbacher Hütte überzeugt: „Eine Weiterführung
der Produktion ist möglich und wäre – in welcher
Form auch immer – erstrebenswert.“
Der Bärnbacher Bürgermeister Max Kienzer
hofft, dass wenigstens die übrigen 120 Arbeitsplätze bestehen
bleiben: „Und natürlich wäre mir lieber, die Maschinen
würden hier in Bärnbach bleiben.“ Immerhin sind
in Bärnbach 500 bis 1000 Menschen direkt oder indirekt über
Familienangehörige mit dem Werk verbunden, sodass ein Aus für
die 5000-Einwohner-Stadt gravierende Folgen hätte. Eine Tourismusorientierung
allein reicht vielen nicht aus. Das Arbeitsmarktservice hat vorsorglich
eine Unternehmensstiftung eingerichtet. AMS-Steiermark-Chef Mag.
Karl Heinz Snobe: „Die Stiftung ist für
55 TeilnehmerInnen konzipiert, von den Jüngeren hoffen wir,
dass sie rasch unterkommen, die anderen erhalten Angebote der Berufsorientierung
und Schulungsmaßnahmen und können danach aus arbeitsmarktpolitisch
sinnvollen Qualifikationen auswählen.“ Zwischen Betriebsrat,
Gewerkschaft und Unternehmen sei ein Sozialplan vereinbart worden,
auch das Land sei offen für eine Beteiligung.
Weiterführung durch ArbeitnehmerInnen?
Angestellte des Bärnbacher Werkes, die einstweilen noch ungenannt
bleiben wollen, plädieren nun für eine Weiterführung
der Produktion in Eigenverantwortung. Robert Fath von
der Gewerkschaft der Privatangestellten hält dies für
eine sinnvolle Möglichkeit: „Ich halte eine derartige
Option für eine Rettung der Bärnbacher Glasindustrie,
die dank des Einsatzes der Mitarbeiter bis dato äußerst
positive Betriebsergebnisse liefert, für unterstützenswert.
Auch kann damit der Gefahr einer gänzlichen Schließung
des Werkes – immerhin entfallen auf jene Linie, die nach Polen
verlegt werden soll, ca. 60% des Produktionsvolumens – vorgebaut
werden. Die Fortführung des Betriebes durch die Mitarbeiter
könnte mit notwendiger politischer Unterstützung eine
reale Chance haben.“ Der von den SP-Bürgermeistern in
einem Papier geforderte „Gründer- und Betriebsansiedlungspool“
sollte hier bereits aktiv werden, ehe noch der Betrieb absiedelt.
Grupp habe seinerzeit das Unternehmen um einen symbolischen Kaufpreis
vom Staat erworben, nun könnte er es eigentlich den Arbeitnehmer-
Innen um einen ebenso symbolischen Euro weiter verkaufen. Das wäre
nur zu gerecht und Grupp könnte damit seine immer wieder hervorgehobene
Steiermark-Verbundenheit unter Beweis stellen: Schließlich
hat er einiges an öffentlichen Mitteln für seine Werke
verbuchen können. Dass damit nur eine Arbeitsplatzgarantie
bis genau 2005 für Bärnbach vereinbart, jedoch keine Investitionsverpflichtung
verbunden war, stößt bei vielen Werksangehörigen
auf großes Unverständnis.
GPA-Sekretär Robert Fath:
„Fortführung des Betriebes durch die Mitarbeiter könnte
mit notwendiger politischer Unterstützung eine reale Chance
haben.“
Der globale Techno-Kapitalismus bestraft beste Arbeitsleistungen.
Derzeitiges Fazit: Obwohl ein hervorragendes Betriebsergebnis für
das Werk Bärnbach vorliegt, die Auftragslage nach wie vor gut
ist – laut Glasstatistik ist im Bereich Verpackungsglas sogar
noch ein weiterer Produktionszuwachs zu erwarten – in Bärnbach
das beste Produktionsergebnis aller Stölzle-Werke (Bärnbach,
Köflach, England, Tschechien, Polen) erzielt wird (angeblich
um einen sechsstelligen Euro-Betrag über dem Soll), hoch motivierte
Mitarbeiter als bestes „Humankapital“ im Einsatz sind,
Wettbewerbsfähigkeit also eindeutig gegeben ist, soll die Bärnbacher
Maschinenglasproduktion eingestellt und damit der erhofften Gewinnmaximierung
in einem Billiglohnland Osteuropas geopfert werden. Der Grupp-Konzern
wird damit ein Paradefall dafür, wie technokapitalistische
Globalisierung auch einen traditionsreichen und gut gehenden steirischen
Industriezweig befällt, wurde doch die Bärnbacher Glashütte
heuer genau vor 200 Jahren gegründet (1805).
75
Beschäftigte des Traditionsunternehmens Stölzle-Oberglas
werden im September ihren Arbeitsplatz verlieren – weil die
Produktion in Polen „zusammengefasst“ werden soll
Einen etwas seltsamen Beigeschmack gewinnt in diesem Zusammenhang
die unlängst erfolgte Präsentation des Grupp-Konzerns
im Rahmen des „fast forward success“ der steirischen
Wirtschaftsförderung – wessen „vorwärtsweisender
Erfolg“ sollte damit wohl gefeiert werden?
Noch aber scheint es nicht zu spät zu sein, könnten sich
die Betriebsräte/innen und die Belegschaft für eine Fortführung
des Betriebes in Eigenverantwortung entschließen, so wäre
wohl auch Grupp gezwungen auf eine Auslagerung zu verzichten. Denn,
so Fath: „Ohne das personelle Know-how der hoch qualifizierten
Mitarbeiter, die nach Polen gehen müssten, kann dort die Produktion
mit den Bärnbacher Maschinen nicht hochgefahren werden.“
– gb –
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Weltrekord der Abfallentsorger |
Wie viele Personen passen in einen Saubermacher-Container? Diese
Frage wurde am 21. Mai beim großen Saubermacher-Mitarbeitertag
in Wien geklärt. Ein Weltrekordversuch war einer der Höhepunkte
des großen „Familienfestes“, alle Mitarbeiter
eingeladen waren. Unter notarieller Aufsicht versuchten sich möglichst
viele in einen 1100 Liter-Container zu zwängen. Schließlich
fanden 19 (!) Personen Platz – das ist Weltrekord und kommt
in das Guinness-Buch der Rekorde. Der Saubermacher-Mitarbeitertag
war auch davon abgesehen ein voller Erfolg.
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